Ernst, Herzog
von Schwaben
Ludwig Uhland,
Karl Schindelwick
3aeger'fd)e Serlagsbudifianblung^ctpjtgSS^crlm SW.12
Jaegerfd?e öammlung
LIBRARY
OF THE
University of California.
GIFT OF
Class
L üefftng, UJtinna t>on 3Jatnt)eIm.
SJtit (Einleitung unb Hmnertungen oon Oberlehrer Dr. Ä. 6 oefee -X) ab lern.
2. ©oetl)e, $ermamt unb Dorothea.
9Jiit (Einleitung unb Slnmerfuugcn von Dlrcft. $.6<bierenberg«!Bod)um.
3. Stiller, SBüMm Seil
SDlit (Einleitung unb tutmertungen von Direltor Ä. ftnabe.IRarburg.
4. Stiller, Die Jungfrau von Orleans.
SDZtt (Einleitung unb Hnmerfungen oon Direltor $rofeffor Dr. o. 33 ol»
tenftern*Zreptou> a. 9t.
5. Uljlanb, (Ernft, §e^og oon S^roaben.
SOHt (Einleitung u. ftnmerfungen von 33rof . Dr.Jt6d>inbeIu>i(!<£tegnife.
6. ftletft, Sprinj griebrid) oon Hornburg.
9JM (Einleitung unb flnmerfungen oon Direft. 93rof . Dr. 9t 3 o n a t - C & ■ 1 i n.
7. Sdjtller, SOiatta Stuart.
SRit (Einleitung U.Snmerrungen u.^kof.Dr. 23 ©umlidj.ffbar lottcnburg.
8/9. SÄiUer, STOallenftem.
9Rit Einleitung oon Direftor 3u| tu* Bälger. Salle a. 6.
10. ©oetfie, ©ötj von 33etltd|tngen.
SRtt Ginleitung unb SInmerfungcn oon Oberlehrer Dr. ffioetje- Tal) lern
Die £>cfte entölten ben oolljtänbigen genau reoibterten £ext.
SBeitere $efte «erben bolb folgen.
*Prets jeber Jtummer fteif brofd). 30 <J3fg., gebunben 40 $fg.
3aeger'[d)e Sammlung beutfdjer Schulausgaben
für höhere ßeljranftalten. 9tr. 5.
(Ernft,
Ijet3og oon Sd)toaben
Irauerfpiel in fünf Slufäügen
oon ßubtotg Urlaub
Tlit (Einleitung unb Anmerkungen
herausgegeben oon
Profeffor Dr.Äarl Sd)inbeltt)i(&
£etp3tg unb Berlin
3aeger'[d)e ©erlagsbudjfjanblung
— ■
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"illle SRe<f)tc com Berlage vorbehalten.
Druct oon Oscar »tanbfteUer in fieipjia.
Einleitung.
I. Gebert bes £ >iä)i crs. £ub©ig lü;laub würbe am
26. 2tpril 1787 als Sofcn eines Unioerfitätsfefretärs in bem
fdjroäbifdjen Stabilen Bübingen geboren. CEr befudjte t;ter
bas ©nmnafium unb oon 1802—1808 bie Xlntocrfität, an
ber er „gegen feines Seyens Srang," aber treu unb geroiffen-
Ijaft bem Stubium ber <Red)tstDi[fen[ä)aft oblag; gleicfoeitig
befdjäftigte er [iä) mit ber mittelalterlichen £iteratur, befonbers
mit beutfdjer unb fratt3öfifc^cr 3)iä)tfunft, unb gab auä) bereits
[eine er[ten eigenen (5ebiä)te heraus. 5lus biefer 3*** [tammt
audj [eine greunbfdjaft ju bem Dia>ter 3u[tinus Jlerner, bie
er bis JU beffen am 22. gfebruar 1862 erfolgten 2obe aufs
treufte beroäfjrte. ftadjbem er bie juriftifdjen Prüfungen beftan*
ben t)atte, ging er 1810 auf mehrere SDtonate nad) «Paris, wo
er aus ben reiben Sdjäfcen ber bortigen 23ibliotr)ef eifrig
altfran3ö[i[ä)e unb mittelfjodjbeutfdje Sanbfdjriften austrieb.
(Eine grudjt [einer Stubien nmrbe bie 5lbl)anblung „über bas
alte fran3ö[iftfje (Epos". Sftadj [einer SRüdlefjr toibmete er [id)
nur mit innerem SBiberftreben bem juri[ttfä)en ©erufe, meift
als «boolat, aeitroeilig (1812—1814) als Selretär beim 3u[ti3-
minifterium in Stuttgart, oe^tete aber feit [einer Verhei-
ratung im 3o*>" 1820 ^uf bie ©eitere Ausübung folajer
£ätigfeit. 1815 Ijatte er bie er[te Ausgabe feiner gefammelten
©ebidjte in Stuttgart bei Cotta erfahrnen laffen. %n ben
SBefreiungsfriegen tonnte er als Untertan bes rfjeinbünbifdjen
Sßürttemberg 3U [einem £eibroefen feinen Anteil nehmen; um
[o eifriger griff er in bie 1815 ausbredjenben polittfdjen
kämpfe feines geimatlanbes ein, teils als Sa)rift[teller, teil»
1*
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IV
(Emft, $er3O0 von Sdjroaben.
als freifinniger Slbgeorbneter ber roürttembergifdjen Stänbe-
fammer. Stuf ©runb feinet Itter aturgefd)id)tliä)en gorfdjungen
— 1822 erfaßten feine Sdjrift über „SBaltljer von ber SBogel-
roeibe" — rourbe er 1829 3um ^rofeffor ber beutfd)en Litera-
tur an ber Unioerfität Bübingen ernannt, legte aber 1833
biefe Stellung nieber, als ifjm bie Regierung ben 3ur Ausübung
ferner polttifdjen Sättgfeit nötigen Urlaub oerroeigerte. 3m
3<*$re 1848 rourbe er als tttbgeorbneter in bas „granffurter
Parlament", bie erfte beutfdje SRationaberfammlung, getoä^lt.
SRad) beren Sluflöfung 30g er fid) 00m politifdjen £eben jurüd
unb ftarb ^oc^geat^tet nadj einem glüdlidjen Hilter am
13. SRooember 1862 3U Bübingen. Smannesmut, 2ßat)rr)aftig!eit
unb Sreue roaren bie r)eroorfted)enben (Eigcnfdjaften feines
(Efjarafters.
0 IL Hljlanbs bidjterifdje SBebeutung. Die poe*
fifd)e Üätigfeit Urlaubs fallt faft gan3 unb gar in feine
3ugenb3ett; von 1805—1818 finb bie meiften fetner Didjtungen
entftanben. Dem polittfä) unb toiffenfdjaftliä) tätigen SJtanne
war bie SDhife nur feiten noä) l)oIb. £rotjbem trägt feine
ißoefie einen gereiften, männliäjen dfjarafter. Sie ift burdjaus
national; fie 3eigt uns bas beutfdje £eben befonbers bes SWUtel-
alters, bie beutfdje £anbfä>aft, bas beutfdje ©emüt. Hr)lanbs
$auptbebeutung liegt auf bem ©ebiete ber £nrt! unb befon-
bers ber (Eptf. SBiele feiner £ieber treffen burä) il)re 3nn*9^e^t
unb Sä)ltä)tt)eit ben Zon bes edjten SBoHsliebes. 9lls SaÜaben*
bidjter fteljt er tyinfidjtliä) ber Söolfsbeliebtljeit unmittelbar
neben <5oetr)e unb Stiller. Geringer roar feine SBegabung für
bas Drama. Sro^bem befaßte er fid) mit oielen bramatifdjen
(Enttoürfen; aber nur 3toei 2Bcrfe, bas Srauerfpiel „(Ernft,
$er3og oon Sdjtoaben" (1817) unb bas Sdjaufpiel „ßubroig
ber SBaner" (1818), rourben oollenbet. SBeibe befjanbeln
nationale Stoffe. gür manage SRängel fn bem Aufbau ber
ganblung unb in ber dr)arafterifttf entfdjäbigen bie oft roun-
berbare Sdjönfjeit ber Spradje unb eble, tief empfunbene
Gebauten, ©efonbers gilt bies für unfer Drama „(Ernft,
gersog oon Sdjroaben".
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(Einleitung
V
III. (Entfter)ung bes Dramas unb erfte Auf-
führungen. 3n ben 3ahren 1816 unb 1817 entftqnben (Eni»
rourf unb Ausführung bes £rauerfpiels, bas ben unglücllidjen
S<f)roabenIjer3og (Ernft 3um gelben fjat. (Enbe 1817 erfä)ien
es im Drud; 1819 erlebte es feine er[ten Aufführungen, 3uer[t
in Hamburg, bann auä) in Stuttgart. SBefonbers bemerfens*
roert roar bie Aufführung oom 29. Dftober 1819 auf ber
23üfme bes £of- unb 9tationaltt)eaters 3U Stuttgart, bie 3ur
geier ber enblich 3uftanbe gefommenen roürttembergifdjen 93er«
faffung [tattfanb unb 3U ber Hfjlanb ben in feine „Söater-
länbiidjen ©ebtäjte" eingereihten fdjönen Prolog »erfaßte.
Seute roirb bas Stüd nur noch gan3 feiten aufgeführt, aus
©rünben, bie Jiä) aus ber fpäteren 23efprecr)ung ergeben. Da-
gegen oerbient es mit SRecr)t, oon ber 3ugenb gelefen 3U roerben,
bie fid) für eble greunb[cr)aft unb bis in ben 2ob beroär)rte
Xreue begeiftert.
IV. £er3og (Ernft in ©efchidjte unb Sage. £er3og
(Ernft II. oon Schwaben roar ber Sohn bes Ser3ogs (Ernft I.
unb feiner ©emar)lin ©ifela. %m 3ah** !015 rourbe (Ernft L
auf ber 3<*öb burä) einen fehlgegangenen Speerrourf getroffen
unb ftarb an ber SBerrounbung. ©ifela oermählte fid), bereits
in britter (Ehe, mit bem fpäteren ftaifer ftonrab II. ©alb
naä) beffen 2hron&eN9ung (1024) geriet (Ernft mit bem
Sttefoater in ben unglücffeligen Streit um 23urgunb, auf
bas beibe Anfprücrje erhoben, (Ernft als Sohn ber ©ifela, bie
eine SRiä)te bes linberlofen Königs SRubolf III. oon SBurgunb
roar, Jlonrab II. als 5Ked)tsnachfoIger ftaifer $>einrichs II.
Diefer hatte bereits 1006 oon feinem Dheim ttubolf III. bie
(Erbfolge in SBurgunb übertragen erhalten unb fofort Safel
als ^Pfanb in 93efifc genommen; ja SRubolf roar 3eitroeilig
fogar geneigt geroefen, fdjon bei £eb3eiten 3ugun[ten £einrid)s
auf bie §errfä)aft 3U Berichten, unb hatte biefem barauf be3üg*
Iiäje SBerfprecfmngen gemacht, bie er aber nicht fjtelt, obroohl
ber ttaifer aroetmal (1016 unb 1018) mit SBaffengeroalt ihn
3U sroingen fuä)te. Als bann Seinriä} II. oor SRubolf ftarb,
erflärten bie burgunbifdjen ©rofeen rote auch ber [chroadje
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VI (Ernft, gergog oon Sä)toaben.
Äönig, bei gefc^loffene (Erboertrag fei nur ein Saus* unb
niä)t ein <Reiä)soertrag geioefen unb besfjalb mit bem Xobe
geinridjs II. als erlofdjen an3ufef)en. Dem toiberfpraa) nun
#onrab II., „ba fein Vorgänger fiä) niä)t mit feiner §aus*
madjt, fonbern mit bem <Reiä)sf)eere ben SBeft% 93urgunbs
3u fidjern gefügt Ijatte". (Er befefcte 1025 bie naä) Sein-
riä)s II. £obe toieber an SBurgunb gefommene Stabt SBafel
unb 3U>ang SRubolf 3ur (Erneuerung bes Vertrags. Serjog
(Ernft, Ijierburä) in feinen 3lnfprüa>en gefränlt, liefe fia) in eine
33erf<f)a>örung mit anberen beutfdjen gürften gegen ben #önig
ein 3U einer 3eit, ba biefem auefj oon gfranfreicfj §er ftämpfe
bro$ten, too ©raf £)bo oon Kampagne als Steffe SRubolfs
gleichfalls mit (Erbanfprüdjen auf SBurgunb Ijeroorgetreten
©ar. Sn jenen gürften gehörten bie Serjöge griebriä) oon
Ober* unb ©o3elo oon SRieberlotljringen, fotote ftonrab ber
3üngere oon granfen, ber einftige SRitberoerber bes Äaifers
um bie beutfdje Äönigsfrone, ber roie (Ernft als Sol)n einer
anberen 9ttä)te SRubolfs SInfprüdje auf SBurgunb erfjob. (S.
unten bie Stammtafel.) * 2Hs aber ftonrab II. burä) fein f eftes
unb fluges Auftreten alle feine ©egner ju beruhigen oerftanb,
mufote fiä) auä) (Ernft untertoerfen; auf ©ifelas Sitten tourbe
if)m 3U Augsburg 1026 $öer3eil)ung geroäljrt, ja er erhielt
3ur (Entfä)äbigung bie reidje Slbtei Kempten als fielen. Zxofc
bem fann er toa^rettb bes italifd)en gelb3uges, ben ftonrab
1026 unb 1027 unternahm, abermals auf Abfall. Som ftaifer
früher aus polten über bie Sllpen Ijeimgefanbt, fdjlofc er
einen SBunb mit feinen fdjroäbifcfyen Skfallen, bem ©rafen
im S^urgau SBerner oon Biburg unb bem ©rafen SBelf IL,
fotoie mit bem jüngeren ftonrab oon granfen. (Es !am 3U
einem (Einfall in bas (Elfafj, wo brei Surgen bes bem ftaifer
ergebenen ©rafen §ugo oon (Egisfjetm 3erftört rourben, unb
»flonrab o. gurpunb
WubolfHI. C&tfela Berta ©erberga
I I *
äcinrfifj II. £90 oon abampaane föifelo SDtathilbe
V I
«rnft II. Sermann &efnri<$ m. flonrob
o. 3flngere
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(Einleitung.
VII
borauf 311 einer mifoglüdten Unternehmung in 23urgunb. #on
hier fefjrte (Ernft mit feinem JJreunbe 2Berner in bie ©egenb
oon 3ü*i<h 3urüd, roo bie gefte Biburg gelegen mar, unb
branbfdjatjte bie fönigstreuen SReidjsabteien St. ©allen unb
<Reid)enau. 2lls bet Äaifer aus 3talien ^etmgefe^rt roar,
Iub er ben Gtieffohn jur SBeranttoortung uad) Ulm im 3uli
1027. 3m Vertrauen auf bie Sreue [einer SBafällen roagte
es (Ernft, oor ftonrab II. 3U erfahrnen. Stber mit Slusnahme
Sßerners liegen ifm alle im Stich, ftd) auf bie Pflichten gegen*
über bem f)ödjften £et)nsherrn berufenb. ftaifer ftonrabs
^Politif, bie nieberen Söafallen gegenüber ben großen £et)ns»
trägem 3U begünftigen, trug l)ier ihre grudjt. (Ernft mufete
als (Befangener auf bem ©iebia>enftein bei £>alle ben erneuten
Abfall bü&en. SBerner rourbe brei SERonate lang in ber Äiburg
belagert unb irrte nad) beren gall flüchtig unb geästet um-
her. Der ftaifer hatte noch 1027 mit SRubolf oon SBurgunb
eine 3ufammenfunft 3U 90cutten3 bei ©afel, wo ber (Erbfolge-
oertrag erneuert unb auä) auf ftonrabs Sot)n §ehtrich aus*
gebet)nt tourbe. ßetjterer toarb am Dfterfefte bes nächften
3af)res (1028) elfjährig in 9ladjen 3um ftönig gefrönt, roorin
Äonrab mit SRedjt einen bebeutfamen Stritt 3ur SBegrünbung
einer in feinem Saufe erblichen 2:^ronfolge erblidte. 9cun
entliefe er auch ben Stieffot)n aus ber Saft unb gab ihm
fein §er3ogtum roieber. Da aber biefer mit bem immer nod)
im Slufftanb oerharrenben SBerner jtoeibeutige Ziehungen
unterhielt, oerlangte er 1030 in 3ngelt)eint, bafc (Ernft ir)n
im Kampfe gegen ben (geächteten unterftüfce. 9luf feine 2Beige=
rung, bies 3U tun, tourbe ber §er3og oon einem gürftengerichte
[eines £et)ens für oerluftig erflärt unb mit ber 9*eia>ad>t
foroie bem Äirä>nbanne belegt. Sdnoaben tourbe an §er*
mann, ben jüngeren Sohn ©ifelas aus ihrer (£r)e mit
(Ernft I., gegeben unb SBifdjof SEBarmann oon Äonftan3 toät)renb
beffen äRinb er jährigfeit mit ber SBertoaltung betraut. 2$on
Obo oon df)ampaQnt im Süd) gelaffen, beffen §ilfe er be-
gehrte, 30g jia) (Ernft mit SBerner auf bie 93urg galfenftein
im füblichen Schtoa^toalb 3urüd, oon 100 aus fie mit wenigen
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VIII <Ern[t, öeqog oon Schwaben.
©etreuen bie Umgegenb bura) ißfünberung ^eimfucfjten, bis
[ic am 17. Auguft 1030 in ritterlichem Kampfe gegen ben
oom Sifdjof SBarmann gegen [ie ausgefanbten ©rafen 2flau*
golb, ber gleichfalls umfam, erlagen. — Aber im Söolfe lebte
bes unglüdlidjen §er3ogs ©eftalt weiter fort; fein Kampf
gegen bie Allgeroalt bes Kaifers rourbe als ein Kampf für
beutfdje SWannesfreirjeit geprtefen, unb feine unbearoinglta^e
greunbestreue fanb bie SBerounberung ber SRachtoelt. Die
Sage oerfcr)mol3 fpäter (Ernft oon Schwaben unb jenen auf*
ftänbtfd)en fiubolf, ben Sot)n Ottos L, foroie Reinritt) ben
£droen, ber ficr) gegen Kaifer 23arbarof[a auflehnte, 3U einer
^erfon. (Siet)e Ut)lanbs Abrjanblung „Über bie Sage oom
§er3og (Ernft".) So entftanb im 12. 3ar)rhunbert bas ©ebidjt
oom „$>er3og (Ernft", bas fpäter mannigfache Umarbeitungen
erlebte, auf bie roieber bas beutfcf)e Söolfsbucr) aus bem
15. 3o?)*§unbert 3urü<fger)t. Diefes berietet auch oon einer
an SBunbern unb Abenteuern reiben Pilgerfahrt ber beiben
greunbe nach 3cruI°Icfn- SB°m Sturme oerfchlagen, lommen
fie mit ihrem Schiff in eine Stabt, beren S3etoor)uer oon
unten bis 3unt §alfc fchön geftaltet [iitb, aber oben Kranichs*
hälfe höben. SDtit ihnen beftehen fie einen ferneren Kampf,
fegein bann roeiter unb fommen an ben Söiagnetberg, bura)
beffen Kraft bas Schiff in Stüde geht. $on ber Srümmer-
ftätte mitten im 2Rccr laffen ficr) (Ernft unb fein greunb nebft
einigen Dienern, in JDchfenrjäute eingenäht, burch einen ©reifen
ans £anb tragen. Dann fahren fie auf einem glojj einen
reifjenben Strom entlang mitten burch e*nen ^er9 hinburä),
ber im 3"neren aus Karfunfel [leinen befteht, fommen 3U ben
einäugigen 39Hopen, für bie fie gegen bas 33ol! ber „(Ein*
füfcler" fämpfen, unb beftehen anbere Abenteuer mehr. An
biefe Sage oom £er3og (Ernft erinnert Ur)lanb an einer Stelle
feines Dramas (3. Aufzug, SB. 82 ff.), roo er burch ©ifela
eine [innige Deutung ber gabeln geben Iä%t ; im übrigen aber
hat [ich ber Dichter ftreng an bie ©ef Richte gehalten unb [ich
Abweichungen oon ihr nur ba erlaubt, roo fie ihm burch feine
fünjtlerifchen Abfielen geboten er[d)ienen.
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(Einleitung.
IX
V. Utjlanbs Drama. Der erfte 2luf3ug enthält
bie ftrönung bes jugenblidjen $einrid), bte (Entlaffung (Ernftens
aus ber Saft auf bem ©iebidjenftein, bte t)ulbooIle Stbftdjt bes
ilaifers, ir)m nidjt nur 3U Der3eir)en, [onbem aud) ir)m fein ange*
[tammtes Serjogtum 3urüd3ugeben, bie Steigerung bes Stief*
fofjnes, bafür ben (Etb 3U fdjtoören, ber ifjm als Untreue
gegen ben greunb erfdjeinen mufo, unb« bte baraus folgenbe
#d)tung unb SBannung bes unglüdlidjen 3ün9^«95. 2Bas
ge[d)ia)tlid), roie roir fal;en, in bie 3at)re 1028—1030 fänt
unb Jid) an Derfdjtebenen Orten 3utrug, ift t)ier auf einen
3eitpunft, bas JDftcrfeft 1030, unb an einen Ort, STadjen,
3u[ammengebrangt. Die Slbfidjt bes Dieters bei bie[er W>*
roeidjung t»on ber ©efdjid)te ift Ilar: bie (Einheit t)on Ort
unb Stit beffer 3U ©afjren unb rafdjer bem Momente 3U3U*
ftreben, in bem [tdj (Ernftens greunbestreue fo glän3enb be*
tüäfjrt. gür ben gefamten Aufbau bes Dramas ergibt
[id) aber hieraus ein ferner roiegenber ^e^ler. 23e3eid)nen mir
nämliä) als bie £>auptr)anblung bes Stüdes folgenbe: (Ernft
oon Sdjroaben, ber roegen feiner 2Biber[et)lia)feit gegen ben
Äaifer [d)on oiel t)at leiben müffen, rje^idjtet auf feine
2In[prüd)e auf Surgunb, um nod) einmal 3U 9Jtod)t unb (Er)re
gu fommen, gerät aber burd) feine Xreue gegen SBerner aufs
neue ins (Elenb, in bem er r)elbenr)aft untergeht — , bann ift
leid)t erfidjtlid), bafj ber $ör)epunft ber Sanblung fid) ba be*
finbet, too (Ernft im Segriff ftefjt, bie alte §er3ogsroürbe roieber
in (Empfang 3U nehmen; ber Um[cr)iDung (Peripetie) liegt
in [einer Steigerung unb ber baraus fid) ergebenben Sdjtung,
bie [ein Sctjidfal befiegelt; alles übrige gehört 3ur Äataftroprje.
(Entgegen ber toorjlbegrünbeten gorberung ber bramatifd)en
$ed)ntf, ben §öl;epunft ber £anblung in bie SKitte ober nod)
nät)er nad) bem (Enbe t)in (in ben 3. ober 4. 2lft) 3U oerlegen,
um burd) bie rafd) eintretenbe 5lataftropr)e um [0 er[d)üttern*
ber 3U roirfen, tjaben roir in Urlaubs Drama §öl)epunft unb
Umfdjamng bereits im 1. 3luf3uge; bie oier legten TOe gehören
ber unoermeibltdjen äataftropfje an, bie baburd) 3U [et)r in
bie £änge ge3ogen roirb, worunter unbebingt bas 3ntereffe
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X
(Ernft, $craog von Sdjroaben.
bes fiefers ober §örers erlahmt. Sötte Ut)lanb ffä) bei jenen
aeitlidj auseinanberliegenben (Ereigniffen ebenfo ftreng an bfe
C5efä)iä)te gehalten, rote er es 3. 93. in ber gleichfalls im er[ten
Auf3uge gegebenen meifterijaften (Expofition tut, [0 ergab ftd)
ein boppelter Vorteil für bas Drama. Der l. Aft fjätte neben
ber Ärönung §einriä)s nur bie SBiebereinfefcung (Ernftens in
fein §er3ogtum enthalten; bann fonnte bie Aufforberung 3ur
Silfe gegen SBerner unb bie $ä)tung bes Ser3ogs, mithin bie
Peripetie, an bas (Enbe bes 3. Elftes oerlegt ©erben. Der
2. unb 3. TO mufjte oort)er bas Auftreten SBerners unb bamit
ben ftampf in ber Seele bes Reiben bringen, ber nun 3U wählen
r)attc 3roi[d)en bem neu bem Äaifer gelobten (5et)orfam, ber
Ciebe jur Butter, oielleidjt audj 3ur 93raut unb ber Sreue
3um greunbe. Da& es in unferem Drama an einem folgen
feelifdjen Äampfe in ber SBruft bes Selben fefjlt, bafe er (Et)re,
$Jlad)t unb fiiebe ber greunbestreue fyalbtx ol)ne weiteres
fjinroirft, erfüllt uns 3roar für ifm mit rüljrenber 93erounberung
(Inrifäjes SERoment), raubt ifjm aber anbererfeits gerabe
bas eigentlich bramatifdje 3n*creffc °- oie Spannung,
mit ber roir einen jeben &f in ber (Erwartung feines Aus-
ganges begleiten. 2Bir fehen alfo, roorauf oft ^ingeroiefen
roorben ift, roie bie Inrifdje ©eanlagung Hljlanbs bem Drama*
tifer fjinberliä) ift. Aua) leibet bie (Hjarafteriftif bes ftönigs
unter jener 3ulammcnDran9un9 ocr (Ereigniffe; bei ber
Schnelligfeit, mit ber Acht unb SBann oerhängt roerben, erfdjeint
es, als fei bie anfängliche SBegnabigung nur ein ©aufelfpiel
anb bie angebotene 93elef)nung mit Schwaben bei ber ooraus*
3ufef)enben Steigerung bes (Eibfcfnxmres nur ein URtttel gut
beabfidjtigten oölligen SBernidjtung bes Stieffo^nes. (Eine foldjc
Beurteilung ftonrabs liegt aber burdjaus nidjt im Sinne
bes Dieters. Auf jenen Hauptfehler in bem bramatifchen
Aufbau bes Stüdes mufjte t)ingeroiefen roerben, roeil fid) aus
ihm unb feinen golgen allein bas Ausbleiben ber SBirfung bei
ber Aufführung ertlärt unb roeil aus biefem ©runbe bas an
anberen Schönheiten fo reiche SBerf t)eute faft gan3 oon ber
83üf>ne oerfchrounben ift.
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(Einleitung.
XI
Der 3 wette $luf3ug 3eigt uns ben ©ebannten flüchtig
in ©urgunb, (Gilbert bie fdjimpflitfje 3utüdweifung feiner
Sitte um §ilfe bura) ben ro^en unb felbftfüdjtigen £>bo oon
Champagne, erjö^It oon bem traurigen Ausgang ber Siebe
3wifä)en (Ernft unb (Ebelgarb unb füfjrt fä)liepd) bas erfte
3ujommentreffen ber beiben greunbe gerbet. Das wiajtigfte
SRefuItat biefer Begegnung i[t: (Ernft gewinnt einen Reifer
in bem tatfräftigen unb mutigen, aber boä) aud) madjtlofen
SBerner. (Eine Slusfidjt auf eine glüdlidje SBenbung in bem
Gäjtdfal bes Selben wirb baburä) ntcfjt erwedt, [ein beoor*
[te^enber Untergang nur Ijinausgefcfyoben. Die in biefem Sitte
enthaltene (Stählung oon ber 3Bal)l ftonrabs — übrigens
3um Seil faft wortgetreu nad> ber widjtigften Quelle für beffen
fieben, ben „Gesta Chuonradi II." oon feinem $of!aplan
SBipo — i(t 3ioar ein epifdjes SJleiftertoerf Urlaubs, l)emmt
aber ben rafdjen glufj ber bramatifdjen ganblung. Doä) i[t [ie
oon SBidjtigfett für SBerners Sljarafter. Der fon[t all^u raulje
Äriegsmann erfdjeint in einem ibealeren £idjte; fein fort*
wäljrenbes Slnfämpfen gegen bie ftöntgsgewalt totrb erllärt
burä) feine glüljenbe 23egeifterung für ein Staatswefen, in bem
alle freien unb ©leiten fia) willig bem felbftgewäf)lten Ober*
fjaupt unterorbnen, bas aber bafür bie gretfjeit unb ©lei^eit
aller acfjten mufj. Dag ftonrab btes nidjt tut, bajj er bie
föniglid>e 9Wad)t 3U einer alle gfrei$ett erbrüdenben Unbe*
fdjränftljeit ergeben unb fie 3ugleiä> in feinem Stamme erblid)
madjen, bamit alfo bas erfte SRedjt bes 5*eien, [idj feinen §errn
f elber 3U wählen, oerniäjten will, bas ift es, was SBerner oon ftiburg
3um gefd)worenen ©egner bes ftaifers gemadjt f)at. SReben biefer
fraftftrotjenben ftämpfernatur, ber Slä)t unb ftirdjenfludj ntdjts
angaben fann, ja ber 00m SBannftrafjl nur bie Kraft gewadjfen
ift, tritt ber burä} lange fterferfjaft in feiner 3ugenbblüte
gebrochene, frü^eitig gealterte (Ernft immer me^r in ben
Sintergrunb. (Er ift ein Selb bes fieibens, niä>t bes £anbelns.
Slnbere treten für U)n ein, 3unätt)ft SBerner, ber tfjm rät, in
bem Statten bes heimatlichen Sd)war3walbes ein Skrfted
3U [uä)en.
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XII
©rn[t, Ser30fl oon Schwaben.
3m brüten Auf3ug, in bcm (Ernft überhaupt niä)t
auftritt, ift es bie SRutter, bie für ifjn tätig ift. Dod) auä>
bie ©egner Iaffen oon fia> $ören. Der &ai[er ent[enbet STCangolb
3ur SBernidjtung ber ©eädjteten, bie mit einer Schar oon etwa
50 2Rann im Sä)a)ar3roalbe ein ftäuberleben führen. Anberer*
[eits gewinnt ©ifela, ot)ne jeboä) ihren Gib 311 brechen, bem
So^ne einen neuen Seifer in Abalbert oon galfenftein. So
folgt auf bie Säene, bie eine 23e[d)(eunigung ber ilataftrophe
herbeiführen mufe (af3elerierenbes Moment) eine joldje,
bie ben Söotfoug ber Sanblung 3U oer3ögern geeignet erfä)etnt
(retarbierenbes Moment). Damit i[t eine wichtige gorbe*
rung ber bramatifdjen Xifynit in oor3ügIid)er SBeife erfüllt.
Überhaupt gehören biefe S3enen 3U bem Scfjönften, roas
Hhlanb ge[ä>affen. 3n äufcer[t gezielter 2Bei[e [tnb bie in
2Birflid)feit erft oiel fpäter ent[tanbenen Sagen über S**3°9
CBrnft mit in bie $anblung oerf lochten; ihrer wunberbar
poeti[d)en Ausbeutung burdj bie unglüdlid;e SKutter i[t bereits
oorher gebaut. SReiiterhaft gefdjübert t[t ferner bas gewaltige
fingen ©ifelas mit bem finfteren ©eift in ber Seele bes un-
freiwilligen Sttörbers Abalbert, ihr Sieg über ihn unb beffen
Hmwanblung aus einem tatenlofen SBü&er, beffen SBerfen
lein Segen entfpriefjt, in einen tatbereiten Seifer, ber bie
SRot bes Sohnes 3U linbern genullt i[t. Der (Eharafter ber
eblen unb flugen grau, bie ein £eben in nujjbringenber unb
fegenfpenbenber Sätigfeit höher fä)ät)t als bas weltabgewanbte,
nufclo[e trauern hinter ittofterwänben, toirb in ein helles
£iä)t gefeit
Am Anfange bes oterten Auf3uges trifft Abalbert
bei ben ©eää)teten im Sdjwar3walbe ein unb bietet bem Sohne
bes oon ihm erfd>lagenen §er3ogs feine nahgelegene 23urg
3um £)bba<h an. ©leid) barauf erfdjeint ein neuer Seifer in
ber $er[on bes [chwäbifchen ©rafen 2Barin, ber mit einer
Ileinen Schar oon ©rnftens ©ruber Sermann aus Stalten
3U ihm gefanbt worben i[t. (Entgegen ber ©efdjidjte, wonach
Sermann erft 1038 auf einem italifdjen genüge ftirbt,
lagt Uhlanb ihn fdjon 1030 an einer Seuche [terben, bie bie
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(Einleitung.
XIII
meiftcn feiner Scannen in 3talien bal)ingerafft unb auä) bie
jetjt bei (Ernft erfd)einenben £eute 2Barins bereits ergriffen
fjat. Die tfbfidjt, bie ber Dieter gerbet oerfolgt, ift ntdjt
etroa bie, im §örer neue Hoffnung auf einen für ben Selben
glfidlidjen Ausgang bes Äampfes 3U erroetfen. 3m ©egenteil
foll in padenber SBeife bie troftlofe £age bes Unglüdliö>n
gefdjilbert ©erben : 2Ber einem ©eädjteten unb ©ebannten Ijilft,
ift felbft geartet tote SBerner, Ijat [ä)toere Sdjulb 3U bfifjen
tote tttbalbert ober trägt ben Xobesfeim fdjon in fiä) rote bie
peftfranfe 2Kannfd)aft SBarins. (Erfdjütternb ift es baljer, toenn
(Ernft ausruft:
„O, Ijerrliä) tret' ia) in mein Seqogtum!
Des Katers Sttörber öffnet mir bas £or,
Des 93rubers £eiä)en3ug ift mein (Befolg,
äomm, Valbert, mid) fdjredet nidjt ber Sflorb !
Solg' mir, SBarin, tdj föeue niä)t bie <ßeft!"
Unb fdjon nafjt bas Skrfjängnis : SDlangolb f)at fein £ager
n?ä)t ferne oon ber 23urg galfenftein aufgefdjlagen unb bie
Slufftänbifdjen rings umftellt. (Ein SBerfuä) SBerners, auf ©runb
feiner SBeru)anbtfä)aft mit äRangolb, bie 00m Diä)ter erfunben
ift, biefen e^rgeißigen gelbfjerrn Äonrabs, ber felber naä) bem
Se^ogtum Sdjtoaben trautet, bem Äaifer abfpenftig ju madjen
unb für ben „Dienft ber greifet" 3U gerohtnen, ift fruä)tlos
(lefctes retarbierenbes Moment). (Ernft unb bie Seinen
befdjliefjen ben Äampf im offenen gelbe unb rüften fiä) 3um
Ausfall.
Der fünfte ^tufjug Jdjilbert lebenbig unb bramatifä)
bie letjte Äataftroplje. SBerner fämpft roie ein SRede ber
Sorbett unb ftirbt, aus un3äl)ligen SBunben blutenb. 2tuä)
(Ernft rafft fiä) 3U öelbengrö&e auf; bie iljm oon Sftangolb
in $usfid)t geftellte $Ber3eil)ung bes ftaifers toeift er äurüd;
er rää)t ben greunb, inbem er SKangolb erfäjlägt, unb fällt
[elbft. SBalb naä) ifjm ftirbt 2Barin. Wur Wbalbert überlebt
bie tapferen: ber Jdjulbbelabene 2llte, ber ben 2ob am
Ijeifeeften erfeljnte, bleibt aus bem Äampfe übrig, in bem bie
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XIV CErnfi, §er3og oon Schaben.
3uflenb \f)t frühes (Enbe gefunben l)at! Das fdjliefelidje (Er-
fahrnen ftonrabs auf bem Sä)laä)tfelbe ift ebenforoenig ge>
fd)tä)tlid) als bie rjier burä) £ugo oon (Egisfjeim if)m über-
brachten SRadjcicfften oom Xobc £>bos oon Champagne unb
ttubolfs III. oon ©urgunb. 3n SBirflidjfeit ftarb legerer
oielmeljr erft 1032 unb £)bo 1037. Da aber mit Hubolfs
$obe tat[äd)Iia) SBurgunb an Jtonrab überging unb Obos
(Enbe ben #aifer oon bem letjten SBiberfadjer befreite, ber
feine 2Infprüd)e auf biefes £anb mit 3är)igfeit oerfo<f>ten r)atte,
fo bringt bie äeitlidje 3u[ammenlegung biefer (Ereigniffe mit
bem Untergange bes 5>er3ogs (Ernft für bas Drama erft ben
oölligen, ein^eitlidjen 5lbfcf)Iufe. ttonrabs grofjes SBerf, bie
^Bereinigung SBurgunbs mit bem Deutzen 9teid)e, ift oollenbet;
aber nur unter fdjojeren Dpfern ift es äuftanbe gebracht:
trauernb fteljen ftonrab unb ©ifela an ber £eidje bes Sot)nes.
Die Sdjlufeioorte ©tfelas finb aßerbings für eine fd)mer3'
erfüllte «Mutter gu überlegt unb pomphaft unb urirfen bafjer
erfältenb auf bas <5efüI)I bes £örers; rechtfertigen Iaffen fic
[iä> nur, menn man fie im Sinne bes antifen (Epilogs auffafet.
Wlsbanu enthalten fie bie [ittlidje (Srunbibee bes Dra-
mas, fie fprecfjen oom unoergängltä)en SEBert ber £reue. 2Ber
ber £reue fein £eben roeir)t tote 9Berner unb (Ernft, !ann
u>or)l untergeben im ftampfe mit anberen fittlictyen 2Jcää)ten,
Jjier ber burä) ftonrab oerförperten Staatsibee. Slber bie
Xreue [elbft bleibt eroig befreien, unb aucr) bie gelben ber
2reue t)aben fid) in Sage unb £ieb ein unoergänglidjes gort*
leben gefiebert.
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Of TH£
UNIVERSITY
£mtt Herzog von Schwaben.
Sraucrfpiel in fünf Slufatigen
t>on
JTudwig abland«
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Perfonett.
Ärntrab ber 3»eite, römiföer ffatfcr.
®ifr(a, feine ©ema$tin.
fcrinridj, ffunrab* unb «ifela* atoölfjä$riger €o£n.
ffiarmann, Sifäof bon ffonftanj.
©bö, ©raf Don Kampagne.
Ouoo bot! ©Gtöfjetm, ©raf im <£Ifc&.
föemer bon ITtburg, 1 . _
SWangolb bott »erlagen , J ®rafen w e*toaDcn-
«bolbert bon gaUcnftein, 1 rAlMÄHC. „
©eiftlid&e unb toettfidfte 9?eic$$fiänbe. ÄtiegSleute. 8oH.
$tt tyrabtang fällt in ba* 3al)r 1030.
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erster Huf?u<j.
(Erfter Auftritt.
Saal int $alaße ju fcadjen,
«uf betben Seiten (Ehtö&tge, in bcr SRitte eine fttflßeltnt.
Kaifcr Kunrafc tritt Don ber Siebten auf, feinen ©oljn fceinridj an
ber §anb fitycenb, beibe fejHia) gefleibet.
Jhmrab* Die Sonne, bie fi<§ firaljlcnb bort erljebt,
Sie führet einen folgenderen Sag
8für mufj unb bid), geliebter Sol)n, herauf,
©eroeiljet follft bu toerben unb gefrönt
3u ffadjen l)ter, ber alten ftrönungsftabt, 5
ms beutföer Äönig ; (Erbe f ollft bu Reiften
Des Grones, ber oor ollen Ijerrlidj ftefjt.
So ftellt [i<f> mir bie grofee Hoffnung feit,
Dafe mein <5>efd)led)t, ber falfdje grantenftamm,
SBegrfinbet fei als Deutfdjlanbs £errf<f)erfjaus. 10
SRodj faffeft bu bie oolle Deutung nid)t;
3ebod) ge3iemt es bir, an folgern Qreft
Didj roflrbig ju benehmen, adjtfam, ernft,
Denn reid)e 3ufunft fdjtoebt ob beinern $aupt.
0eiutid>. SBoIjl glaub' i<$, beine SRebe ju oerfte^n. 14
SWein fieljrer unb (Ersie^er, ©iföof SBruno,
§at mir gefagt, bafj ©ott uns auseruoäljlt,
SReu auftürmten ftarls bes (Brosen 3ietcf).
Dod) fie$! Die SRutter roanbelt bort Ijeran;
2Bie föön gef^müdt! Doä> traurig ift Ujr (Bang. »
jmc <vcif|CTtit o>t|Cia tritt Don oct «inten auf.
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4 CErnft, £erjog oon Sdjroaben.
«ifela. SKein $err unb mein <5ema$l, bu bift bereit
Daljftijugeljn in feierlidjem 3UÖ
3um I)ol)en Dome, ju ber Krönung geft.
Da werben, rote bu fcfjrctteft burdj bie Stabt,
» Der Firmen oiel' unb ber Unglüdflid)en
$ilfflefjenb f äffen beines SRantels Saum;
Denn ©nabe blüfjt an folgern greubentag.
fiafe mid) ber glefjenben bie erfte (ein,
£afe mid) bie erfte f äffen bein ©eroanb!
»o 3ft bod) mein £eiben aud) bas legte nidjt!
Äunrab. SRidjt mein ©etoanb ergreife, nimm bie $anb!
Sag an, was biefe $anb ooüfüfjren foll!
9Hd)ts je gebeten Ijat midj Gnfela,
Sßas ju gewähren mir nidjt rüfjmlid) roar.
w £>, äögre nidjt ! 2Bo alles S5oIf f id) freut,
Soll id) befümmert fefjn bie Königin ?
@tfela. Ob idj in Purpur, ob in fdjtoarser £radjt
(Erfdjeinen folle, 3toeifctte mein £er3,
Darin bie greube ringet mit bem £eib.
io 3nbes ber Sprößling unfres Gtyebunbs
Der ftönigsfrönung I)ier entgegengeht
Unb brob bas £er3 mir fdjtoillt oon 2Jhttterftol3,
3nbes üer3el)rt ein anbrer, aud) mein ftinb,
Der frühem (Hje erftgeborner Soljn,
46 Der einft ber Sdjtoaben $er3ogsfa^ne trug
5Bom Sater, meinem (Batten, iljm oererbt,
5Bcr3e^rt im Kerfer feiner Sfaöenb Kraft.
Drei 3af)re fitjt er auf bem ©ibdjenftein
Unb ^or^et auf ber Saale SBetfenfdjlag,
so Die unter feinem (Bitter raufet entlang.
$einrid)* 2tud) mid) oerbrofe es, roenn idj's fagen barf,
$fls jüngft ein (Ebclfnabe $u mir fprad):
Du ijabeft barum (frrnften eingefperrt
2>n einen tiefen unb fetyr finftern £urm,
&» Damit idj befto reifer werben foll.
Drum bitt' i<$, lieber 5Bater, lafe i$n los!
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1. ttufoug, 1. Auftritt.
6
Stttnrat», 2Barb Serjog (Ernft entfefct unb eingefertert,
SRidjt unoerfdjulbet litt et foldje Sdjmad)
Unb n\d)t burdj meinen, burd) bes SKetdjes 6pru$.
Sluftfifjrer mar er, feines ftönigs fjeinb.
Segnabigt nadj fo frevelhafter Xat,
(Empört' er gIei<r)tDor)I \iä) sunt aroeitenmal
Unb fe^te fo ber ©nabe felbft ein 3*1.
©ifela. ftubolf, ber Sdjattenfönig von Surgunb,
Sföein Ofjeim, beffen i<$ mid) nie gerühmt,
(Ein ©reis, ber niemals 3fln9^9 roar no<$ 2Rann,
(Erjittemb oor bem meifterlofen %xo$
Unbänbiger Söafaüen, roanbt' et fid)
Sin feiner SBlutsoerroanbten mädjtigften,
9tn Äaifer öeinrtd), ber cor bir ge^errföt.
Damit er biefen fid) ©erpflid)tete,
(Ernannt' er t§n burd) bünbigen ©ertrag
(Denn ofjne Sprößling toar ber büne Stamm)
3um (Erben bes burgunbf^en Königtums.
Dodj ©ottes r)eil'ger Katfölufe fügt' es fo,
Dafe Raifer £einrtdj 311 ben Sötern ging,
3nbes ber ©reis nodj auf bem £t)rone fdjtoanft.
2ßar $einridj als bes beutfdjen SRetdjes £aupt
33jronerbe oon SBurgunb, fo trateft bu,
Der neue Raifer, in ben Slnfprud) ein;
Sdjlofe er als ©Iutsoerroanbter ben Vertrag,
So blühte jeijt bes (Erbes ?lntDartf(haft
Dem Sdjroefterenfel SRubolfs, meinem Soljn.
Darob entfpaim ftd) $aber atoifdjen eudj,
Unb als nun SRubolf felbft *u feige roar,
aussprechen, roie er es gemeint,
(Ergriff mein Soljn, in jugenblidjer §aft
Unb aufgeregt burd) fdjlimmer greunbe SRat,
(Ergriff bie 2Baffen. Unb utteile nun,
SBenn bu es nodjmats prfifenb fiberfdjauft:
Satt' et ni^t einen Sdjem bes 5Red)ts für fid),
Den Sdjein, bet lei#t ein junges $erj t*tfflr)rt?
2»
6 (Ernft, gerjog von Schwaben.
Jttmrafc* (Ein SBonrmrf liegt in beinern milben 2Bort,
3^ füfjl' ifin, aber nidjt oerbien' id) il)n.
9tls bu na4 Serjog (Ernfts un|el'gem Xob
Die §anb mir gabeft 3U beglüdtem 23unb,
Da übernahm idj unb befdjroor bie ?flid)t,
Der jugebradjten Söljne jeberjeit
3u pflegen, roie ein redjter 93ater foIL
Unb als mid) brauf ber gürften unb bes Stolls
(Einfthnm'ge 2Ba§l sunt Äaifert^ron berief,
Da ftedt' \d) mir nadj tool)lermefonem SRe^t
Die fdjarfen ©renjen meines SBirfens aus.
Surgunb gehört bem IKetdje, Sdjtoaben bleibt
Sei beinern Stamme; banadj Ijanbelt' ici).
2Beil (Ernft ni^t laffen wollte von 93urgunb,
9Jhi&t' id) iljn [trafen als bes Heises Sogt.
SBeil Sdjroaben beinern §aufe vUibtn \oU,
£ie& id) bas Ser^ogtum bis jetjt erlebtgt.
Die 3ugehb Hermanns, beines 5toeiten Sofjns,
©eftattete mir nid)t, i^n ju belehnen,
Damit nid)t, gleich bem 23ruber, ifjn bie SRadjt
herleitete ju übermüt'gem £un.
Dem flugen 93ifd)of SBarmann übertrug
34 unterteilen bie Stattl)alterjd)aft.
Den Deinen blieb bas Serjogtum betoaljrt.
©tfela, 9tid)t jicmet mir, erlaubterer (5emaI)I,
Das Urteil über betnen §err[d)ergang,
Die fräftige SBenoaltung beines 2lmts.
Dodj, toas id) fagte, wirft bu gern oerseifjn;
Der ftinber Qfe^le p entf^ulbigen,
2Bar bod> oon je ber armen SOtütter SRedjt.
ftunrab, SKan rühmet, O&ifela, oon bir, bu [eift
©leid) roie an SBürben bie erljabenfte,
So audj bie toeifefte ber beutjdjen graun,
Unb oft \$on toareft bu Vermittlerin
23on 3roMP<*ft# toeldjer unoerföljnlidj fjiefj.
Wuä) ätoif^en mir unb beinern SoJjne, ber
1. Slufoug, 1. Auftritt.
2Rit meinen fdjlimmften gctnben fid) üerfdjtoor
Unb totber midj bes 2tufruf)rs gaf)ne |cf)ir>ang,
$aft bu 93erfö§nung etnft herbeigeführt.
SBeftätiget in feinem Seräogtum,
9lal)m iä) i^n mit auf ben ital'fdjen 3ug,
Vertraut' ifjm meiner Sparen grüf)rung an.
©elefmt mit Äemptens [tatilidjer W>ttx,
(Entlieg id) i$n unb Iub burd) biefe ©unft
2Iuf mid) ben §afe gefränfter ©eiftlid)feit.
Dod) !aum r)at er bie ^Ilpen überfliegen,
3nbes hn femeften Slpulien id)
2flir bie Normannen ne^m' in £eljenspflid)t,
9*uft er bie alemann'fdje 3ugenb auf,
93ert)eert bas (Elfafj unb bebrangt 23urgunb.
fiat, wie bu fagft, ber 3u9*nb Hngebulb,
§at böfer greunbe SRat if)n irrgefüfjrt,
60 roar iljm jefct im einfamen Verliefe
3u reiflicher 23efinnung 3eit gegönnt.
Unb roenn idj jefco, beinern SBunfdj gemä&,
SBon neuem gürt3li^ ihn begnabigte
Unb, glei^roo^I ungebeffert, unbefdjämt,
(Er töieber (id) auflehnte gegen midj:
Gprid)! Rönnteft bu nad) beinern weifen Sinn
%ud) bann nod) iljn redjtfert'gen, fönnteft bu
3um brittenmal oerlangen —
©ifela- SBie? Du rofflft?
SOteht banges gießen hat bein $erj gerührt?
O, fprid) es aus! ©ib mir ©etoifehett!
Itunrab. (Eins
SBernimm 3uoor! SBenn jetjt jum brittenmal
Dein Sohn mir trofcig fi<h entgegenftemmt,
ÜBenn er ben nötigen 93ebtngungen,
Die if)m bas 9?ei<h oorfdjreibt, fidj roiberfefct:
Dann f)ab' i<h meine 5BaterpfIi^t erfüllt,
Dann bin id) ber SBoIIftreder bes (Berichts,
Das furdjtbar über ihn ergeben mufc.
8
Cmft, £erjog oon Sdjrooben
Du aber leg' ble ginget auf bie ©ruft
Unb fdjtoöre mir bei einem teuren (Eib,
165 Da& bu aisbann il)m nidjt jur $ilfe fein,
Da& bu ntdjt rädjen wirft, was ifjm gefdjieljt,
Unb bafe bu felbft n\ä)t bitteft me$r für i$n !
©tfela. 3^ föroöre bas bei bem toaf)rl)aft'gen (Sott!
(5ib mir ben Sof)n! 3für iljn oerbürg' i<§ mid)!
woÄlunrab, 3ux>ox$atommtn ie^em beiner SBünfdje,
2Bar ftets mein Sradjten, unb fo l)ab' id) aud),
93oraI)nenb, toas bu jetjt oon mir begeljrft,
SRad) bem (Befangnen jeitig ausgefdjidt.
Seht ©ruber Sermann Ijat iljn abgeholt,
175 Hnb angefommen finb fie biefe 9tad)t.
(Bei), Seinrid), fü^re beine 93rüber f)er!
Durd) blefes freubenreidje SBieberfeljn
5Berfjerrlid)e fid) uns beht (Ehrentag!
($etnri(§ burdj bie SHitteltftt ab.)
©ifcla. 9limm meinen Danf, ben ^etfoen Serjensbanl^
iso Den Danf, ber aus bem oollen Sluge quillt !
Die £räne, bie ben ^urpur mir benefct,
Sie i[t ber reidjfte, föniglidjfte Sdjmud,
3n bem idj fönnt' an beiner Seite gefjn.
<£rnft, Hermann unb JQeinti^ treten anf.
$e\nxid). §ier ift er.
Stltft Meine 2Rutter !
Stfela* O mein So^n r
185 ©ift bu's, mein (Ernft? 9ßie l)ager, o tote Meid)!
$evmann. Das Reifen burd) bie SRadjt f>at iljn oerftört.
©ruft. 2Bol)I roar es eine lange, falte 9iad) t !
©ifela. Die braunen Boden finb if)m fya\b ergraut.
Gntfh Das ift ber Weif oon jener falten 9tad)t.
iso gier atm' id) Morgen. Mutterliebe, bir
3ft auf getauet bies erftarrte öerj!
«tfeta* 2Bo$itättg wirft ber greift reine Jßuft,
2Tn innrer Seilfraft ift bie 3"9^nb retc^;
9Iud) bu wirft neu aufleben, teurer Sol)nl
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t. Huftug, L Auftritt. 9
ftttttrab» Die trüben Silber ber Vergangenheit,
Die Spuren trauriger (Erfahrungen,
fiafet fie oerfdjumnben unb oergeffen fein!
Der Aitern 3u^nf* öffnen ©ir ben 93li<f,
Die mit bem fjwit'gen iage fid) erfdjliejjt!
Sdjon rufet uns ber ©loden geierflang,
Die ftrone hattet biefes 3ünglinges.
$erna<h in offner IReidjsoerfammlung toirb
SKit Stäben neu belehnet unfer (Ernft.
©ruft. (Erhabner ttaifer, bebte $ulb an mir
Soll bir in beinern Sohn oergolten fein!
3h* <*ber, wehte treugeltebten 93rüber,
3n frif^er 3ugenbblüte fteljt ihr ba.
3<h Itehe frühgealtert ätoifdjen eud>,
Dem £aube gleich, bas oom oergangnen 3a§r
Wm frifchbegrünten 3®eige T)än$tn blieb.
5D, nehmt an mir ein 23eifpiel, Säuglinge,
Dafo eure 3"9en^> *ud) beglüdter fei!
Du toirft, mein §ermann, 3U bem erften Äampf
£inab3iehn in 3taliens SBaffenfelb:
O, mögen [djönre Äränje bir erblühn,
9lls metner 3ugenb kämpfe mir gebraut!
Unb bu, mein Seinridj, ber bu heute coirft
3um (Erben eines f)of)tn X^xons geweift :
£>, ftreu' in behtem SJolfe foldje Saat,
Dafj beff're grüßte bir gebeihn, als mir !
$ein?id)* Dan! behtem 2Bunf<he !
Iktmamt* Danf unb SBruberfufe!
©tfela, 3§r teuren Söhne! Segen über eudj!
3h* wehte Hoffnung, meine £uft, mein Stolj!
jtuntab* £a&t uns oereint jum ifrönungsfefte gehn,
Unb alles 5Bolf erfreue fid), toenn es
So fdjön oerbunben fielet fein Königshaus !
(Sie gc$en but$ bic SKitteltflr ab, ber ffaifer mit fceinrid), Gfifeta mit
Cm(l uiib ^ermann.)
10 (Ernft, gersog oon Sdjroaben.
3u>eiter Auftritt
Saal ber 8teidj8öer[ammlung.
Siföof tPamtamt unb <Sraf tXlangolb von Vtxingcn treten von
mfcf}iebenen ©eiteit auf.
anan^otb. Dur) \ud)t' ict), Df)eim!
*$artttanit. So erregt, [0 r)ei&!
9Bos ift gefd)er;n?
9Ran00tt>* Du roeifet es nidjt?
Tormann. 2Bas benn?
aWangolb. Du f)aft nid)t bas ©efpenft gefehlt, bas
91m gellen 2ag, im Döllen ttrönungsjug
6 ©etoanbelt burd) bie Strafeen biefer 6tabt?
SSattttanm SRidjt rjatt' xä) Sftufee jur ©efpenfterfdjau,
23efcf)äfttgt roar i<f) auf befonberen
Sefefjl, an bes erfranften RaniUxs (Statt
3u fertigen ben neuen Jßerjensbrief
w Sfür Seqog Grnft pon Sdjroaben.
^angolb* §at bir nidjt
Die §anb gejittert?
Stottttatttt» Sprid) mit beutlidjer!
SWangolb. Dort bei ben SJtormorfäuIen bes $alafts
Stanb id) mit ber gefamten Stttterfdjaft,
3um Ärönungsjuge feftlidj aufgefömüdt.
* Da ftiegen fie bie r)or)en Stufen nieber,
Der Raifer, an ber £anb ben jungen Sor)n,
§ernad) bie ftatferin, jur <Re<r)ten ifjr,
3m gfirftenmantel, aber bla& unb rjager,
SBie aus bem ©rab erftanben, §er3og (Emft.
*> (Er ©anft' an mir ooruber, unb ein Süd
flfos feinem f)or)Ien 9tuge fiel auf mid),
(Em 93lid, nidjt ftrafenb, bodj von foldjer äRadjt,
Dafe er mid) ausfölofe oon ber 8feftlid)feit,
Daß id) gcrjeftet an ber Säule ftanb,
äs [d)on ber lange 3ug rjtnabgetoallt
Hnb bas ©eläute längft t>err)allet ©at.
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1. Hufoug, 2. auftritt
tili
11
SBie felig lönnte biefer Sag mir fem,
Der föönjte meines flebens, wenn ia) treu
©eblieben wäre! SBieoiel anbers nun!
Did) mujj id) brum oerflagen. Deinem SRat *>
Sab' id) gefolgt, als auf bem Sag Ulm
34 mit ben anbern oon bem Serjog rotd).
23on bir nun forbr* iä), rid;tc bu mid) auf
9lus ber 2Sernid)tung ; benn fie ift bein SBetf.
SSÖatmann.
SBenoö^nter 6or)n bes ©Iüdes, fprad)[t bu [o, **
Site jüng[t in Kärnten auf bem Siegesfelb
Der ftaifer bantenb bir bie SRedjte bot,
Dir jelbft umgürtete bas (St)renfd)roert
Hnb bid) mit £et)en reid) begnabigte?
Damals erfannteft bu, bafj meine §anb 40
5(us bes (Empörers unfruchtbarem Dien[t
3u lor)nesreid)em bid) emporgefüfjrt
Du mat)nft mid) glüdtid) an bas gelb ber Sd)lad)t
3d) fefje Rettung, nad) Italien ruft
Die §eerfar)rt, neuer fiorbeer grünet bort *s
gür bie entehrte Stirne.
flßarmanm 2örid)t $ers,
Das Sieg unb (£t)re mifct nad) bem (Erfolg
Des Slugenblids, bes ewig tocdjfelnben !
9lls öerjog (Ernft im Jterfer fd)mad)tete,
Da warft bu freubig in bes äaifers Dienft 60
9hm Serjog (Ernft ju (Bnaben roieber tarn,
©leid) roär)n[t bu bid) oerftofjen unb entehrt
Du roeifet, tote eine SReiterfdjar fid) fd)roenft,
9lodj aber feimft bu ntä)t ben fiauf ber SBelt.
2Bot)l toarjr, es fommen Slugcnblide, too 66
Die fampfbetoegte SBelt mit einem Gd)Iag
3um fel'gen ^arabies oerroanbelt fd)eint.
Der SBolf t)at fid) jum ßamme t)inge[tredt,
Der C&eier ni[tet mit ber frommen £aube,
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12 Cfrnft, gerjog von Sdjrooben.
«o Die Gelange, bie oom Apfelbaume laufet,
Sie fölupft in bas ©ejtoeige fdjeu jurüd!,
Unb in ber alten Unfdjulb tritt ber SRenfdj
5lus bem ©ebüfd), toortn et [tdj oerftedt.
60 maltet fjeut im faiferlidjen 5>aus
65 Vertrauen, Siebe, Segnung. Xinb gercifc,
SBenn toir feinbfergen Sinns oerbäd)tig finb,
(Stiemt es, fdjroeigenb uns jurfidjufteljn.
Dod) oft am SIbenb nod) bes Haren £ags,
Des toolfenlofen, fteigt ©etottter auf
70 2Rü aller demente coilbem ftampf.
Siel), 3ünÖ^n9# oon 9*ftern ift ber ©roll,
Hnb wenig trau' id) ber 23e[tf)tmd)t igung !
Dem §er3og tourmt es etoig um SBurgunb,
Sertrauen fog er nidjt im fterfer ein.
76 Des ftaifers £errfd)fud)t unb ber Stäube Xroö
Sinb ein uralter, nie oerfö^nter 3b#-
9Md)t braudjft bu if)n 3U fdjüren, aber feft
SRufet bu bid) (teilen, mu&t auf bas nur baun,
2Bas in ber menfd)lid)en SRatur beruht,
so 3n ber ©etoalten eto'gem ©egenfaj,
Der unter allen gormen toieberfefjrt.
Selbft wenn bu augenblidlid) tiefer fteTjft,
2Benn frembe Regung ben CBebieter fafjt,
SBenn neue Neigung einmal bid) oerbrängt,
85 SBIeib unermflblid) nur in beinern Dienft!
Die Serjensregung, bie SBegeiftrung roeidjt,
Das erotge SBebürfnts feljrt 3urfld!
Du wirft hervorgerufen, unb bewahrt
©ift bu in beiner Hnentbel)rlid)feit.
»o Drum ift audj Ijeut nidjt unfer (Ehrentag,
9loä) fommen 2age, too man nadj uns fragt,
SBo man begehret beines tapfern Wrms.
SWangolb. 2Bas l)ör' id)? Sieker roä^et fid^ ber 3«9-
fBavutamu Der §er3og wirb belehnt in biefem Saal.
»aRangoft» Son id) entfliegen? Son id) bleiben?
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t flufaug, 2. Auftritt.
13
ßSarmamu «leib !
Siel) ! Diefe SRolIe, biefes ^ergamen,
(Es ift ber ©nabenbrief für Serjog (Ernft,
SBon mir oerfafct, befiegelt, eben jetjt;
Unb bennod) tamt aus biefer ^Rotle nod)
So mandjes Jid) entfalten, toas bu nid)t 100
(Entartet unb id) felber !aum geahnt.
$er Katfer, (Etfela, ^einric^, <£rnft, ^ermann, geifilidje uttb
tceültcfje Hcid?sftän$e jie^m auf. Äunrab täftt [irf] auf bem Iljrone
nieber, ÖJijela feinet Siebten, §einridj jux Öinfen, neben ©ifela bie
gei(Uid)en, neben $etnridj bie roeftlüfyn ©tänbe. Gintec ben ©djtanfeu
Sunrab, (Erlaubte 5üt(ten, eurer Gegenwart
©ei unfrem Ijeut'gen gefte feib bebanft!
Die Ärönung warb oollbradjt nad) eurer 2Baf)I,
Hnb fo ©erhoffen SBir, ifjr ©erbet jetjt 105
Die £reue, bie i^r rul)mlid) Uns betoäfjrt,
Wud) Unfrem otelgeliebten Sof)ne toeifjn.
(Ein anberes ©efdjäf t oan 2Bid)ttgfeit
SBerfammelt fjier uns in bem Saal bes SReidjs.
2luf öfteres (Erfudjen Unfrer grau, 110
Der Äaifrtn ©ifela, unb Unfres Sofjns,
Des jefct gefrönten Königes, fotote
9tod) bem suoor mit eud) gepflognen <Rat,
Wm meiften bodj nad) Unfres Seyens Drang,
©efdjloffen 2Btr, mit Unfrem Stieffofjn (Ernft, ui
Der nadj bes 9teid)es Sprud) gefangen lag,
Uns roieber $u befrteben, if)n burdjaus
3n SBürben unb in (Efjren ^erjuftetlen.
Unb barum §aben 3Bir ben Ijeut'gen lag,
911s einen freubenreidjen, auserfteft, 12c
Dem gürften bas oenoirfte gafjnenlefjn
Des gerjogtums oon Sdjroaben neuerbings
33or offner SReidjsüerfammlung 5U Berieten.
Der Wnlafc früherer aRifftelltgfeit,
Der 3weifel wegen bes burgunb'fdjen (Erbes, m
giel toeg, nadjbem ber Röntg SRubolf fidj
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14 (Ernft, fierjog oon Schwaben.
(Entfchieben unb ben alten (Erboertrag,
Den er mit Äaifer Heinrich abgesoffen,
9luf Hnfere ^erfon beftätigt hat.
im Da 3fo mein Sohn, bei biefer 9lbfommnis
(Eud) JU beruhigen Uns angelobt
Durch förmlichen, befiegelten 93erjicht,
So ^aben 2Bir roiUfäfjrig Unfrerfeits
Den Lehensbrief auf Schwaben ausgefteüt
135 Hnb nehmen jetjo, toenn es (Sud) geliebt,
Gogletd) bie feierliche ganblung oor.
Grnft 3^ trete oor ben faiferlichen Syrern
Unb bitte nach ©ebühr, bafe (Eure $ulb
5öon neuem mit bes Meiches gahnenlehn,
im Dem £eraogtum oon Sdjroaben, mi(h belehne.
Äunrab. %ns faiferlicher Sfta^tüoIIfommenijeit
(Ergreif1 ich Schwabens $er$ogsfahne, bie
SRad) altem SRed^t unb Äriegsbraud) in ben Schlachten
Des beutfdjen SHeic^s bas SDorbertreffen führt,
li5 Damit bu, (Ernft, ber stoeite biefes Samens,
©dehnet roerbeft mit bem Se^ogtum
Samt 3u9*hörben unb ©erechtfamen.
9cad) Hnfrem unb gefamter gürften Schlufj
§aft bu auf biefes h^ogli^e ©anner
lw 3u btm getoohnten (Eib ber Jßchenstreu'
Uns 5U befdjtoören ein ©eboppeltes.
(Srttft. fiafet mich oemehmen, toas ich f^roören foll!
Äunrab. gürs erfte follft bu fchroören, bajj bu nicht
2ln irgenb einem, greien ober ftnecht,
16Ä Dich rädjeft, ber 3U beinen ©egnern ^iclt#
3umal an feinem beiner äRannen, bie
23on bir getreten auf bem Xag $u Ulm.
©rnft* Wicht ttache bürftenb feljr' ich in bie 2Belt,
SBerföhnung, SRuhe nur ift mein 93egehr;
ieo Drum bin id) biefen Schumr &u tun bereit,
ßuttvab. gürs atoeite follft bu feierlich befchroören,
Dafe bu ben Ianbesflücht'gen ©rafen SBemer
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1. Hufoug, 2. Auftritt
23on Äiburg, bcr jum 9luf[tanb bid) geregt,
Der nod) jut Stunbe nid)t fidj unterwarf
Hnb als bes Sleidjes geinb geästet ift,
Dafe bu nid)t biefen, nod) bie mit Ujm finb,
3n beines öerjogtumes ©rense bulben,
23tclmef)r, wenn er fid) brin betreten lagt,
3f)n greifen rooüeft bes Keines $aft.
©ruft Das (oll iä) fd)roören ? Sieht, erlafet mir bas !
Äunrab. Du sögerft?
©ifcla. ©ott ! (Es gef)t mir furdjtbar auf !
(&vn% 3$ «>ar nad) Hirn gefommen auf ben Sag,
SJlit (Eud) su unterfjanbeln um SBurgunb.
Slid)t als ein gle^enber erjdjien td) bort,
Siein, an ber Spiije meiner £el)nsmannfdjaft,
2Iuf beren Xreu' unb ftraft id) fid)er ging.
Da traten Sinsheim oor unb grieberid),
Die beiben ©rafen, unb erflärten laut:
Sie feien mir su Dicnfte nidjt oerpflid)tet
(Entgegen ifjrem §erm unb Äöntge,
Der tyrer greifet l>öd)[ter Sdjirmoogt [ei.
SJlit biefen fttmmte bie gefamte Sd)ar.
SSerlaffen ftanb td) plötjltd) ba; mein Sdjroert
SBarf idj jur (Erbe, fdjmäf)lidj, unbebingt,
Sftufjt' id) mid) übergeben, unb Ijhuoeg
SBarb idj geführt äum gelfen ©ibdjenftein.
3n jener Slot, in jener tiefen Sdjmad)
23lieb einjig nur ©raf SBemer mir getreu,
Der meiner 3ugenb greunb unb gütyrer roar.
9luf Biburg toarf er fid), fein feftes Sdjlofe,
Hnb tourbe bort oon (Eud)» erhabner $err,
Drei SRonben lang belagert unb bebrängt.
211s man auletjt bie gute gefte brad>,
(Entfam er felber mit genauer Slot
Unb irrt feitbem geästet burdj bie fianbe.
Sollt' idj nun ben oerleugnen, ber fo feft
tttn mir gehalten? Sieht, oerlangt es niä)tl
16 Ofrnft, gerjog oon Sdjwaben.
ftunrab. Du bift in grofeer Xäuföung, wenn bu meinft,
Da|3 SBerner bas um beinettotllen tat.
aoo Du warft nur ftets bas 2Berfjeug feinet ftolaen,
<5efäf>rlidjen (Entwürfe.
Gruft* 3a, id) tocife,
SWit grofjen Dingen trägt fid) biefer 2ftann,
T)od) ntd)t mit ftrafbarn, nod) gefährlichen.
2Bas er für mich, was ich für ihn getan,
so» (Es war ein SBunb ber SReblidjfeit unb Xreu'.
Itunrab. 3e eifriger bu fpridjft, je flarer roirb's,
2Bie eng ber SWeutrer bidj umgarnet fjat,
Hnb um fo weniger barf bir ber Sd)wur,
Den 3Bir oon bir begehrt, erlaffen fein.
«io Gruft. Die £reue fei bes beutfdjen Söolfes <Ruf>m,
So Ijört' id) fagen, unb id) glaub' es fe[t
£roö allem, was id) bitteres erfuhr!
3tjr felbft, o äatfer, I>öd)ftes §aupt bes Eolfs,
Das man um $reue rühmet, fjabt nod) jüngft,
215 2Bas oon SBerrat 3fc teuft, fo fd)ön bewährt.
9lls Sflttfifo, ber junge ^olcnfürft,
©ebrängt oon (Eurer 2ßaffen Hngeftüm,
3u Cbelridj, bem 23öf)menf)er3og, flol)
Hnb biefer, um ben 3orn, ben 3fa i^m tragt,
wo 3U fü^nen, (Eud) ben glüdjtling anerbot,
Da wanbtet 3§* ®U(§ m** SBeradjtung ab.
2Bas 3$* oom S*mb, oom gremblmge oerfd)mäl)t,
Äönnt 3§r's oerlangen oon bem eignen Sof;n,
93om beutfAen gürften? Wein, 3$r fönnt es nidjt.
S25 Äunrab. 23om Soljne ich, ba& er nicht bem getnb,
Dem bitterften, bes SBaters fid) gefelle;
Söom beutfdjen gürften, bafj er nimmermehr
Die griebensftörer §eg' in feinem £anb.
2Bas id) oerlang', ift bir jwiefadje ^Pfltd)t,
aso Hnb Jef)r mit Hnred)t nennft bu es Senat.
Gruft. Stennt's wie !$f)x wollt, bodj ift es Xreue ni^t,
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1. 9luf3ug, 2. Auftritt.
17
(Es ift nidjt greunbföaft* ift md)t Danfbarleit,
9Wd)ts, toas begeifern fönnt' ein ebles £>er&.
ßuurat>. 9lod) einmal frag' idj: Sdjtoöreft bu ben (Eib,
Den 2Bir bebungen, ober fdjroörft bu nicfjt?
flfattDorte nidjt ju cafd), enoäg es reiflid) !
(Es Ijanbelt [idj nic^t blofc ums ^erjogtum,
9lid)t blofc um fernere ©efangenfdjaft;
Des Äerfers bt(t bu lebig, aber was
3d) mü$[am abgelenft oon beinern Saupt
Damals, ba man 5U Ulm btd) richtete,
3efct fjängt es unabtoenbbar über bir:
Die 8$t bes SReidjes unb ber #ird)e SBann.
©ifcta. (Erbarmen meinem Sof)ne!
jtunrab. 9Kufe idj bidj
Des Sdjumrs erinnern, ©ifela?
Söarmatttt. SWetn gurft,
©ernenntet, toas bie Äirdje 3U (Eud) [prtdjt!
9lls 3^ ^U(*j ungeljorfam, unbanfbar,
(Erhöbet gegen (Euren £>errn unb Söater,
Damals fjabt !$f)Tf com böfen ©eift gefpornt,
Selb[t n\d)t getoeif)tes (Eigentum t>er[d)ont.
Der fjeil'ge ©atlus unb bas fromme Stift
SBon SReid)enau erfeuf3ten (Eurem Drang.
Sdjon toar ber SBannftraf)! über (Sud) gejüdt,
Unb nur bie faiferlidje gürfpracf)' §ielt
Den 2lrm surüd, ber nod) gehoben ift.
Des warnet (Sud) bie ilirdje mütterltd).
©ifcla. 2Barnt eine SRutter fo?
«uitraD. Unb |e%t bift bu
(Bemannet, jetjt antworte mit £3eba$t:
23efd)U)ör[t bu bie 23ebingung ober ntdjt?
Gruft Die £uft bes Äerfers, bie idj lang ge$aud)t,
£at abgefpannt bie Seinen meiner äraft.
Sßo^I bin \d) mürbe toorben, bodj nid)t [o
S3in id) Ijerabgefommen, nirf)t fo ganj
18 (Ernft, fierjog oon Sdju>aben.
3erf>ro$en unb $erntd)tet, bafc ttf) ben
865 Verriete, ber mir emsig Zxtut fjtelt.
jtttnra*, ©enug! Die $flid)t bes SBaters ift erfüllt,
s2lud) foll ber jüngrc SBruber femestoegs
(Entgelten, roas ber ältere Derbrad).
Dem Sermann fällt bas Serjogtum anleint,
«To (Er füljre nad) 3^1ien mir bas £eer !
Mit reiner §anb er^eb' id) biefes Sdjroert
Hnb fpredje fo ben Spind) ber ÜReidjesadjt:
$lus faiferlidjer 9Kad)t unb nad) bem Sd)Iuj3
Der gürften fte§' idj unb ertläre bid),
875 SBormals ber Sdjtoaben Serjog, (Ernft ben 3roeiten,
2lls geinb bes SReidjs, als offenbaren #d)tcr.
SBom grieben fefc' id) bid) in ben Unfrieben,
Dem £efjen teil' id> §in, roofjer es rütyrt,
Dein eigen (5ut geftatt' id) beinen (Erben,
880 (Erlaube männiglid) bein £eib unb Jßeben,
Dein gleifdj geb' id) bem 2ier im SBalbe preis,
Dem SBogel in ber £uft, bem gifd) im SBaffer.
3d) roeife bidj hinaus in bie oier Straften
Der SBelt, unb roo ber greie toie ber ftnedjt
m gritb1 unb ©eleit l)at, Jollft bu feines Ijaben.
Hnb roie id) biefen $anbfd)ul) von mir werfe,
2Bie biefer £>anbfdjul) wirb vertreten roerben,
Sollft bu oenoorfen unb vertreten fein!
Sie dürften. Sollft bu oertoorfen unb 5ertreten fein!
890 föarmann. 3m Warnen fämtlidjer bes Weichs 93ifd>öfe
SBerbann' id) bid), oormal'gen Serjog (Ernft,
(Samt allen, bie bir Reifen unb bid) tyegen,
tttus unfrer ^eil'gen ftirdje S0ftitterfd)ofj
Hnb übergebe bid) bem ero'gen glud).
293 93erflud)t feift bu ju £>aus unb auf bem gelb,
9luf offnem §eenoeg, auf geheimem ^Pfab,
3m SBalb, auf bem ©ebirg unb auf ber See,
3m Sempel felbft unb cor bem Sodjaltar!
Hnfelig fei bein £af[en unb bein 2un,
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L Euftug, 2. Auftritt. 19
Unfeltg, roas bu iffeft, was bu trinfft
Hub roas bu toadjeft, fdjlummerft ober Jdjläfft!
Unfeltg fei bein £eben, fei bem £ob !
SBerfludtf feift bu vom SBirbel bis %ux 3ef)',
93erflud)t fei ber ©ebanfe beines $ims,
Die SRebe beines Sftunbs, bes kluges f&lxd,
Der £ungen Obern unb bes Seyens Sdjlag,
Die ftraft bes Wirmes unb ber £>änbe 2Berf,
Der £enben SKarf, ber pfce Stritt unb Sritt
Hnb felbft ber Äniee ©eugung 3um ©ebet !
Unb mie id) biefer &er3en brennenb £td)t
Sluslöfd)' unb tilge mit bes SWunbes §audj,
So aus bem 23ud) bes £ebens unb ber ©nabe
GoIIJt bu vertilget fein unb ausgelöst!
Sie »tfepfe, GoIIft bu oertilget fein unb ausgelöst!
Gruft, §in fafjr' idj, ein äioiefad) (Beamteter,
9ln meine gerfen heftet fid) ber 2ob,
Hnb unter glüdjen fraget mein ©enid,
3Som SBerner laff id> nid)t ! («6.)
Zweiter Huf^ug*
ttti ber fceerfita&c
<Etuft, tu geringer Jracrjt.
Grnft. Dort f>ebt ber Dom oon SBafel fid) empor.
SRidjt barf id)'s roagen, ber fianbflfidjtige,
3ns Zox ber Gtabt, bas gaftlidj offen fteljt,
jr>ineinäuf(f)reüen toie ein anbrer SWann.
Der breite §eertoeg äiefjet Ji<§ hinauf, 6
3d) aber barf gebahnte Strafjen nur
Durd)freujen tote ein aufgewendetes 2Bilb,
Das quer hinüber nadj bem SBalbe fliegt.
3©een £erren reiten mit ©efolg $eran,
CSrnft, $erjog öon ©d&toa&en. 3
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20 CErnft, gerjog oon Gewoben.
9Tm Ärcu^töcg falten fie, fie fteigen ab,
Sie roanbeln IjicFjer nadj bem Sdjattenfttj.
(Et ift's, er ift's, Graf £)bo, ja er ift's !
Unb aud) ben anbem foIIt' id) fennen, ja!
SBie fdjlägt mein $ers! Der Stoler (Ebelgarbs!
<*rnf* tritt in ba3 (Bebflfd) surücf, njäfcenb bie Grafen t)uao »on
£atel?cim unb (Dbo von Champagne auftreten.
#«80* 3<$ böt (Eudj ab$uftetgeti, werter G5raf!
2Bir trennen uns an biefem Sdjeibetoeg,
(Eud) füljrt bie Stra&e linfs nadj ber Champagne,
Wä) jene redjts sunt faiferlidjen $of.
Damit nun biefe Sdjetbung unfrer 23al)n
9Hd)t eine Trennung fei für tmmerbar,
Vergönnt ein wohlgemeintes 9Tbfd)tebswort !
(Es ift in oor'gen 3e^en roof)I gefcfjefjn,
Dafj 3^r ben öltem greunb um 9tot befragt.
Vergebt if)m, wenn er ungebeten jetjt
SWit feinem <Rat erfdjeinet !
Bbo* Spreäjt, $err töraf!
3fc fabt ™ ®öfel felbft (Eudj über3eugt
5öon ber Surgunb'föen ©rofeen SBanfelmut.
3^r ]af)t bie ftflrmifdjen 5öerfammlungen
$crüber unb hinüber wogen.
Cbo. Wun !
#ugo. SIls erft gemurmelt warb, bafj Sersog (Ernft
(Entlaffen fei aus feiner Rerferfjaft
Unb ^ergeftellt in I)eraogIid)e Sftadjt,
Da war es all oergeffen, bafe man jüngft
Dem (Ehrboertrag einhellig beigeftimmt,
Den SRubolf mit bem Salier neu befdjwor.
Hm (Sud), ben 931utst>erwanbten (Ernfts, ben gleid)
^Beteiligten, er$ob fid) bas ©ebräng',
Die ßofung: (Ernft unb Dbo!
€>bo* Unb woju
SRir biefes je|tf
^ugo. 9lls aber balb barauf
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2. Shifoug. 21
Der Storni, bie Sdjtung (Ernfts oerlautet roar, *o
3)o roedjfelte bcr SBinb.
Cfco* (ßrlafet mir bas!
J&ugo, Die flofung : ftunrab !
Cbo. <5raf, gehabt (Eud) roofjl!
SRod) nid)t, mein gfteunb ! Das eben madjt mir Sorge,
Stofe 3*>* fo fernblieb, mit oerbifcnem ©roll
9ladj Saufe lehret. *5
E*o* SBi&t 2®r bas geroife?
Wod) ift mein STuge nid)t fo alterfd)toa<f>,
Dafe ifjm ber Slide 3orn, ber flippen £rofc
Hnb jeglidjer ^Bewegung §aftigfctt
2tn (Eud) oerborgen bliebe, ieurer greunb,
9l\ä)t in oereinter ftraft mit öerjog (£rn[t w
SBär's (Eud) gelungen, nod) oiel weniger
Äönnt Sftt's allein e^mingen. Sofft es nu§t!
Hnbeugfam ftel)t bes ftaifers 2BiHe, grofe
3ft feine Sfladjt. SBermcibet feinen törimm!
SBerjefjren tofirb' er (End). D fdjleubert nid)t »
Die ftacfef in bas unglüdfel'ge flanb,
Das nodj oom alten Rriegesbranbe raud)t!
3*jr toerbet nidjt, gebt mir barauf bie £anb !
€tnfl tritt faftor unb fafet ben äRantet be8 ©rafen Obo.
Cbd* (Ein SBettler äerrt midj l)ter unb einer bort
2Bas bettclft bu? »
ßvttft. Das (Erbe oon SBurgunb.
Cbo. (Ernft !
$itgo* Serjog (Ernft!
©rnft. STltcfjt er, fein Statten nur,
Sein irrer <5eift, ber auf bem $Ueu3u>eg fpuft.
£>t>0* 2Baf)nroi#ger !
Grnft. SBär' idj roafjnfmnig toorben,
SBen bürft' es tounbem? Dodj tdj bin es nidjt.
9lod) toeife idj gut, bafe bu ©raf Dbo bift, es
Sötern SBetter unb SRtterbe oon SBurgunb.
3*
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22 OErnft, $erjog von Sdjrooben.
Dir laur' td) an ben Straften auf, tum bir
23egel)r' id) $flf in meiner tiefen 9tot.
Dbo« 3« böfen Stunbe bi|t bu mir genagt,
To 2Bo mir's im 23ufen focfjt, im §irne brennt,
SBie bu [o fd)mäf)luf), (djmäfjlid) mid) getauft.
Site £er3og l)o<§ &u SRofc, an £eeresjpitje
(Einsiefjenb in SBurgunb, mein ftampfgenofo
So Ijab' idj bid) erwartet, unb es ftanb
76 3" beiner 9Wad)t. gür einen £anbsoertDiefnen
Setrogft bu mid) unb läufft nun Jelbft bafjer,
(Ein roeggejagter SBettler, unb oerlangft,
3d) foll bie nadten £enben bir mit Purpur
^Belleben, foll bir auf bein ftruppig Saar
so Die 5lrone ftojjjen, foll auf meinen Schultern
£ljronan bid) fd)leppen. SRein, bu fenn|t mid; falfd).
9tid)t tDtfl idj an ©eätfytete mid) fetten,
gfret totll tdj freiten an mein l)of)es ^kl
CSelüftet's btd) nad) Äronen, frage nur
u Den Gilten §ier, ber toeift für alles 9tot! (Siageijenb.)
Steht «oft !
Gruft D S<$madj ! D radjelofe Sdjmad) !
9lud) bu bt[t ehrlos, ^erjoglicfjes Sdjroert,
Unb feines greien Glinge fämpft mit bir.
$ugo, HnglüdUd)er !
tttttfL Du fü^left attitleib no$
m Unb ungetröftet foll idj nt^t oon $ier.
Du fieljft bid) forglid) um, fei ofjnc fjurdtf!
2Bhr finb f>ier unbefjordjt, fein £aufd)er toirb's
Senaten, toenn bu ben Verbannten fjörft.
3d) toill bir ferne ftef)en, bajj mein $aud)
95 Did) nidjt berührt, nod) mein ©eroanb bid) ftreift.
#ugo* ftönnt' iä) bir $roft gemäßen, o tote gern !
(Srnft* CEfjrtDürb'ger ©reis, wenn bie (Erinnerung
Vergangner $age bid) nidjt ganj oerliefe,
So wirft bu bid) entfinnen, bafj idj einft,
ioo 3n fdjönrer 3eit, um beine Sodjter ©arb.
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2. Slufjug.
23
9Kdjt toitt id) bie ^Bewerbung jc%t erneun,
3d) tDör' ein unglüdfel'ger ^Bräutigam.
2BolIt' id) sur ftirdje führen meine Sraut,
Rein Ijodföeitlidj töeleite trat' uns nad).
95 or meinem Slnblid freute fid) bas SBolf,
ftein geftflang tönte oon bem ©lodenljaus,
9tod) bie ^ofaune oon bes Bunnes Rranj.
Hnb wollt' id) mit iljr na^en bem Wltax,
So fdjroiege (Hjorgefang unb Orgelfdjall,
Der ^ßriefter tjöbe bröuenb feine §anb
Hnb fprädje glud) ftatt Segen über uns.
Stein, werben barf idj nidjt um (Ebelgarb,
#udj f)ab' id)'s um bid) f elber ntdjt oerbient ;
Drei fefte ©urgen 1)ab' idj bir äerftört,
2Beil bu 3um 5*aifer, beinern Detter, tyieltft.
9hir eines bitt' idj, jag' es mir 3um Sroft:
$at behte Xodjter, toenn einmal t>on mir,
#on meinem SRifegefdjid bie SRebe mar,
£at |te, idj meine nidjt, um midj geweint,
Wein, ob bas 9Tug' i^r flüdjtig überlief,
SRur, wie ein leidjter $audj ben Spiegel trübt?
£)b fie, gefeufäet n\d)t, nein, tiefer nur
(Beatmet, tote man oft im Traume pflegt.
#ngo. SBon tränen unb oon Seufäern merft' idj nidjts,
9tur, bafc fie emfter, feierlidjer warb.
2TCilbtättg, fjilfreid) mar fie fdjon juoor,
3efct gab fie gänjlidj fidj ber Sirmut Ijin.
2Bie fromme SBitmen pflegen, fpenbete
Die jungfräulidje ÜBitroe jeben iag
Sllmofen, mar ber Äranfen Sßärterm,
(Erquidte «Pilger unb (Befangene....
(Srnft. (Befangene!
$mo. «Bis nun bie SBotf^aft !am,
Da& bu mit Sldjt belegt unb äirdjenbann,
Da bat fie freunblidj eines SKorgens midj
Sie 3u geleiten jum Cttiltenberg.
24 (Ernft, geräog von Sdjroaben.
Du fennft bos 5*lofter, bas oon femer $ö$'
Das fdjöne CBlfafe toeitfjin überbaut.
9tls fie 00m 3elto bort geftiegen roar
Hnb m ber £anb ben 5Ring ber Pforte fjielt,
tio Da foradj fie : „9Bol)lgelegen ift bies Stift,
9Wan fiel)t von fetner Sdjroelle toett untrer
Die Stöbt' unb Surgen, glufc unb gelb unb £ain,
Hnb allen SRetäjtum blefer frönen 2Belt
So freunblidj unb fo blüfjenb Umgelegt,
146 Da&, roem nidjt alles (Erbenglücf erftarb,
3Bem nidjt bie Hoffnung ganj entrouräelt ift,
§ier an ber Pforte nodj umfe^ren mu&."
SRit biefem trat fie in ber SWauem Äreis.
Hnb bort im $ofe quillt ein ^eil'ger Sorn,
150 (Em nmnberfräft'ger, ber bie klugen ftärft
Hnb felbft ber 23linbl)eit mäd)t'ge SBmbe Iöft.
Damit benetjte fie ber SBimpern Saum:
„SWetn 3Iug' ift trübe roorben," !)ub fie an,
„Hnb rooljl bebarf idj, bafe ein Simmeistau
165 3ur eto'gen Älar^eit mir ben 93H<f erfdjliefct."
So fagte fie bem 3tbf$en leberoofjl.
Gruft» Wuti) bu fyndb, bu golbner £iebesftern,
Der meiner 3wgenb $fabe fdjön erhellt,
Der tröftenb in mein äerfergitter fdjien!
160 %n biefes SBeibes liebeooller ©ruft
Satt' idj genefen fönnen. Sieles noä)
Hnb <rjärtres fjätt' i<§ ausjufte^n oermodjt,
SOßenn fie mir blieb. Sftodj famtt' idj feine Sdjmad),
Äein Drangfal, feine SBunbe, feinen Sdjmers,
165 Dafür nidjt fie ber füfee SBalfam roar.
3a, fie erquidte midj (Befangenen,
Sie fjätte bem er
ftod) einft ben fri
köpften Sßilgersmann
[djen ßebensfeld) gereift.
Wun mufe id) toanbern meinen raupen ipfab,
iTo (Ehtfam, umnähtet, etoig Ijerberglos.
(8h: mill abgeben, ein Kticgsfitcc^t beitritt t$m ben ©eg.
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2. 3Iuf3ug.
©ruft 2Ber ba?
gixxttftntQU Salt !
erttft 3utüd! 3$ fag' surüd!
Du bift gebungen, mid) morbcn. 3a !
Sdjon lang oerfolgft bu mid). §eb' bid) 1)hmt$ !
9iod) toel)r' id) um mein clenb ßeben mid),
SRod) bin id> OTörbem fampfgered)t.
Ätrteg3fne<f)k etofe 3U !
Sriff biefes $era!
(gtttft* 9Wein SBerner! D mein 2Bemer!
kernet. Dein SBerner unb ber beinige fo gan3,
Hnb fo mit jebem SItemäug, mit jebem
^Blutstropfen —
dtttft* 3e^t bin id) geborgen. (Sott
SBerlicfe midj nidjt.
SBentet* D bu getreuer gfreunb !
Du ebles §ers ! Du lautres ©olb !
grttft* Salt ein!
ferner, 2Bie oiel, tote otel Ijaft bu für midj getan,
©ebulbet! 9lie oergelt' id) bir's.
&vn% Du $aft
SBoraus oetgolten.
fderoer« 9Hd)ts Ijab' id) getan,
Du bift ber emsig £reue.
Gruft, £a& uns l)ier
3m (Statten rufjn, id) bin oom SBanbern müb.
Die (Eid)e breitet uns ein toirtlid) Dad).
Sfthr ift, als ob id) toieber öerjog fei,
$lls wären toir an einem frönen Sag
§htausgeritten auf bie galfenjagb
Hnb hätten uns j$u 9Hittag Ijier gefegt.
(Erjage, SBemer, too bu warft mbes,
2Bie bu gelebt !
ferner* 3n granfreid) fal) id) ju,
2Bie bort ber Äönig feine dürften jä^mt,
26 (Ernft, öcrjog oon Sdjumben.
im Da fam oon Slawen l)er mit bcr 93erid)t
Durd) einen Äriegsfnedjt, bcr nad) Solbe ging,
2)a|3 bu aus beiner fterferljaft befreit,
Da& bu geästet unb gebannet fetft,
Hnb 3coar um meinetwillen. Slugenbltds
soo SRifc idj bem ftnedjte feinen Hantel ab
Unb gürtete fein fu^es Sdjtoert mir um
Hnb lief nad) beinen gäljrten, ebles 2Bilb,
Hnb Ijabe bid) ergriffen,
ßrnft. JBerner, fpridj!
Stuf bhr aud) laftet V$t unb ftirdjenflud) :
206 2Bie fjaft bu es gemalt, bafc bu fo feft,
So aufregt bliebeft? $öl)er, fräftiger
(Erfdjeinft bu mir, als id) bid) je gefannt.
Werner* (Es Ijeifet, bie Saat gebeitj' im SBetterfdjein,
5Bom SBannftraljl, glaub' id), toud)s audj mir bie ftraft.
«io (graft, 9Wid) bünft es, beine streue f)at's getan.
Werner» O, madjt' uns £reue fräftig unb gefunb,
Dann mfifeteft bu toie eine SRofe blütyn !
SBoraus mein fieben feine Watjrung 3iel)t,
SBas mid) erhalt unb toas midj fräftiget,
215 3ft bie (Erinnrung eines großen £ags,
9In bem bie beutfdje {Jfrei^eit mir erfdjien
3n offnem 2Birfen, in lebenb'ger &raft.
Dies 9Ingebenfen trug idj auf ber gludjt
W\t mir als ein gerettet Heiligtum,
220 Hnb unter biefer tjof)en (Eidje fjier,
Uralt, bod) grünenb tote bie greifet felbft,
Stell' id) mein tmmbertätig SBtlb bhr auf,
Daß es gerab' im OTgrunb unfrer 9tot
(Erljebenb Jid) beroeife bir unb mir.
225 CErnft» 2Benn etwas nod) midj auf3uridjten taugt,
CEin 3Bort aus beinern SWunbe muß es fein.
Werner, Wdjt bloß, bafj in ber Stunbe ber ©eburt
Der Sterne 2Bed)feIJtanb geljeimnisooll
Die menfd)lid)en ©efdjtde oorbeftimmt :
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2. flufäiig
27
9lo$ mitten oft ins £eben tritt ein Sag,
Der unfrem 2Befen erft ben SBoflgefjalt,
Der unfrer 3ufunft, allem unfrem Zun
Die unabdnberlidje <Rid)tung gibt.
%uä) mid) ergriff ein Sag für alle 3eit,
SBoWommen tlar bin id) mir bes beum&t.
Der fromme ftaifer £einrid) toar geftorben,
Des fädjfifdjen ©efdjledjtes letzter 3mdQf
Das glorreid) ein 3a^unbert lan9 gel)errfdjt.
tttls nun bie 93olfd;aft in bas 5Keid) erging,
Da ful)r ein reger ©eift in alles 33olI,
(Ein neu SBeltalter fdjien Ijeraufpätetyn,
Da lebte jeber längft entfd)lafne 2Bunfdj
Hnb jebe längft erlogne Hoffnung auf.
Äein SBunber jefco, toenn ein beutfdjer 9Wann,
Dem fonft fo £o^es nie $u £irne ftteg,
Gid), fjeimlid) forfc^enb, mit ben SBliden mafe!
Aann's bod) nadj beutfdjem 9?ed)te too^l geführt,
Dafo, toer bem äaffer ^eut ben SBügel Ijält,
Sid) morgen felber in ben Sattel fd)a)ingt.
3efct bauten unfre freien SRänner ni^t
9In £ub* unb £ahtgerid)t unb äJtorfgebing,
2Bo man um (Efd) unb öol^teil Spraye tyält:
Wein, Jtattlid) ausgerfiftet, sogen fie
$tus allen (Sauen, einzeln unb gefdjart,
3ns SRaienfelb §mab aur Äaifenoa^l.
9lm frönen 9tyeinftrom, stoifdjen SBorms unb Wlami,
2Bo unabfel)bar fid) bie ebne glur
2luf beiben Ufern breitet, fammelte
Der 9lnbrang fidj; bie flauem einer Stabt
93ermod)ten nid)t bas beutfdje 93olf 3U faffen.
9lm regten Ufer fpannten \f)i ©e3elt
Die Saufen famt ber flato'fdjen 9lad)barfdjaft,
Die Sägern, bie Oftfranfen unb bie Sdjroaben,
Wm Ihtfen lagerten bie r^em'f^n granlen,
$ie Ober- unb bie SRieberlot&ringet.
28 Ccrnft, $eraog oon Schwaben.
So war bas SRarf oon Deutfd)lanb l;ier gebrängt,
Unb mitten in bem finget jeben Eolfs
(Erfjub \\d) ftotj bas f)eräoglid)e 3elt.
Da war ein ©rü&en unb ein £änbefd)lag,
870 (Ein Wustaufdj, ein lebenbiger Serfe^r!
Unb jeber Stamm oerfäieben an <5efid)t,
9In SBudjs unb Haltung, SJhmbart, Sitte, Sradjt.
%n ^ßferben, Lüftung, SBaffenfertigfeit,
Hnb alle bod) ein großes 23rüberoolf,
«5 3^ gleU^em 3wede feftlidj Ijier oereint !
SBas jeber im befonbern erft beriet,
3m pllenben (Sejelt unb im ©ebfifdji
Der 3nIe^u<^^en, mäfjlid) war's gereift
3um allgemeinen, offenen SBefd)Iu&.
280 5tu5 oielen tourben wenige gewählt,
Unb aus ben wenigen erfor man jween,
Mbeibe grauten, furftlidjen ©efdjledjts,
(Erzeugt oon 93rübem, SRamensbrüber [elbft,
ftunrabe, längft mit gleichem SRufjm genannt.
283 Da ftanben nun auf eines $ügels Saum
3m ftreis ber dürften, fidjtbar allem SBolf,
Die beiben Sftänner, bie aus freier 2Bal)l
Das beutle SBolf bes Grones wert erfannt
Stor allen, bie ber beutfdje SBoben näljrt,
290 Eon ollen SBürbigen bie 2Bürbig|ten,
Unb fo einanber felb[t an SBürbe gleich,
Dag fflrber nidjt bie 2Baf)l 311 [abreiten fd)ien,
Unb bafc bie SBage ruljt' int ©leid)gewid)t.
Da ftanben fie, bas f)of)e §aupt geneigt,
295 Den 931id gefenft, bie 9Bange fdjamerglüljt,
Eon Jtoljer Demut überwältiget.
(Ein föniglidjer SInblid war's, ob bem
Die £täne rollt' in mandjen Spannes 23art.
Unb wie nun ijarrenb all bie SDtenge ftanb
300 Unb bes Söolfes ©raufen fo gelegt,
Da& man bes feines ftillen 3^9 ©ernannt
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2. Sluftug.
(Denn niemanb wagt' es, biefen ober ben
3u füren mit bem gellen SRuf ber äBa^l,
Hm nidjt am anbem Unre^t begef)n,
SRodj aufauregen (Eiferet unb 3toift) :
Da Ja§ man plöfclid), rote bie beiben §erm
(Einanber fjerjltd) faxten bei ber §anb
Unb fid) begegneten im SBruberfufj.
Da toarb es flar, fie Regten feinen 9tetb,
Unb jeber ftanb bem anbem gern aurüd.
Der (Erabifdjof von SMaina erljub fid) jetjt:
„SBetl bodj," fo rief er, „einer es mufc [ein,
So fei's ber ältre!" greubig ftimmten bei
©efamte gürften unb am freubigften
Der jüngre Äunrab; bonnergleid) erfd)oll,
Oft roieberfjolt, bes 33olfes Beifallsruf.
5ttls ber ffieroäljlte brauf fid) nieberliefj,
(Ergriff er [eines ebeln Setters §anb
Unb sog üjn au ftdj auf ben ftönigsfifc.
Unb in ben 9tfng ber gürften trat fofort
Die fromme Äaiferroitoe äunigunb,
©lücftöünjdjenb reidjte fie bem neuen ftönig
Die treubetoaljrten SReidjsfletnobe bar.
3um geftjug aber garten fid) bie ÜRetfjn,
93oran ber Äönig, folgenb mit töefang
Die ©eiftli^en unb fiaien, fo oiel $reis
(Erfdjoll junt Gimmel nie an einem £ag.
2Bär' Äatfer ftarl geftiegen aus ber ©ruft,
SRidjt freubiger f)ätt' i$n bie SBelt begrübt.
60 wallten fie ben Strom entlang nad) Süfaina,
SBofelbft ber Äönig hn er^ab'nen Dom
Der Salbung fjeil'ge SBeifje nun empfing.
2ßen feines SBolfes 9hif fo fjodj geftellt,
Dem feljle nid)t bie Äräftigung oon ©ott!
Unb als er toieber aus bem Tempel trat,
(Erfdjien er fjerrlidjer, als faum auoor,
Unb feine Sdjulter ragt' ob allem SBolf.
30 (Ernft, £er5og oon Sdjttmben.
Das ift ber grofee £ag, ber mtd) ergriff,
Der mufj m allem Drangfal frifdj erhalt.
340 ©ruft. Cm gro&er Sinn fafct grofce Silber auf,
(Ein anbrer anbre. Daäumal, als bu
Dem freien Stoterlanb ms Sluge faljft,
(Erglänjte mir ber erften fiiebe $ulb
3n eines SRägblems minnigltd)em 23li<I.
345 3<§ toar ein 3uitgling, Itanb in SBormunbfdjaft
SBon meinem Dljm, bem (Eräbtfc^of oon Srier,
Unb nodj toar mir bes fteidjes Sadje fremb.
SEßofjl lamen anbre 3^tten, ftrengere,
Die midj gerüttelt aus bem ßiebestraume.
3so ©eruet* £>, nid)t oergeff' idj's. 2Rit bem alten SBelf
5öon 9lItborf unb mit anbern f(f)tDäb'fd)en §errn
2ßar id) geritten auf bas SWaienfelb.
2Btr tränften eben unfre ^Pferb' hn 9tf)ein,
Da fameft bu ben Strom ijerabgefdjifft
W5 2luf einer leisten, buntoeraierten 3ad)t.
Du felbft im gürftenfdjmud, pr Seite bhr
(5raf £ugo mit ber frönen (Ebelgarb,
Unb Jdjtoebenb auf bem Sdjiffesranbe fafe
(Ein Sänger, ber bie §arfe lieblid) fc^lug.
860 Des Stromes Klarheit aber fpiegelte
Die glänjenben ©eftalten,
©ruft S^öne 3eit!
2Bie ift bas alles Iängft ben Strom §inab !
Söernet* Sludj mos oor mir fo grof* unb fjerrltA Jtanb,
(Es ift nid)t meljr, nur im (Etebanfen lebt's.
365 Der SWann, ben wh $um König uns gewählt
Unb ber fo bemutsooll bas £aupt geneigt,
(Er §at's emporgeioorfen, tyn oerlangt
Wad) Unbeföränftyeit, nadj Mein^errf^aft
Unb nadj ber (Erblidtfett ht feinem Stamm.
870 Die il)n eru>äl)lten, tritt er in ben Staub;
Den äunrab, ben er jenesmal gefügt,
$at er genötigt, nadj bem Sdjtoert *u greifen,
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2. Slufjug.
81
Des SRetdjs oerauefen ift ber graue 2BeIf,
Der öerjog Slbalbert oon Dörnten int
SMit jeincn Söhnen heimatlos um^ei.
Unb bu, mein §er3og, o toie §at et bid)
2ton Anbeginn perfolgt, beraubt, aerfnirjdjt!
3d) bin bir augetan burd) £el;enseib,
Der greunb[d)aft heilig 23anb oerfnüpfet uns,
Dod), toär' id) ntdjt bein äJtann unb nid)t bein greunb,
Dein Banner §att' id) bennod) aufgefudjt,
Damit ic& i^n befämpfe, bem aud) id)
(Einft augerufen auf bem gelb ber 2Baf)l
©ruft 2BoI)l wittert jebes 2ße[en feinen geinb.
Drum Ijegt aud) bir ber ftaifer unlbern
Unb unoer[öfynIid)eren, als mir [elb[t.
SBcrncv, SBon biejem §a&, ben \ä) allein oertmrft,
SDlufet bu, Unglüdlid)er, bas Dpfer fein.
9ti<$t i<$ bin elenb, benn mid) treibt bie (Slut,
Die id) an jenem £ag in mid) gefaugt;
Du aber l;a[t naej) grteben bid) gefeint
Unb mußt nun [o unenblid) frieblos [ein
Hub l;aft für all bie Xreue leinen Dan!
23on mir, als bafe id) fd)abenfroty unb [tolj
Uluf bid) tjinbltde, roie bu nun (o gan$
Serlafjen bafte&ft unb fo ganj entblößt,
Unb tote nun id) bem eina'ger JCe^ensmann,
Der einige bin, ber bid) nod) £er3og nennt,
Unb tote nun mir allein bie (£fjre bleibt,
Dir Dien[t au Ieiften bis 311m Ietjten §aud).
Gruft, ©etoaltiger, toas neigft bu bid) cor mir?
Center* D toafjrlid), nie in beinern gürftenglanj
(Erfdjtenft bu mir fo $errlid), fo erlaubt,
So toürbig jeber tiefften Sulbigung,
9lls roie bu jefct in freierforner Sd)madj,
3n beiner Selb[toerbannung oor mir ftefyft! —
Dod) nein, fo gana oergeffen bift bu nidjt.
3« Schaben, wo bein Söater £eraog mar,
32 (Ernft, geraog von Sdjtoaben.
2Bo iljn unb bid) ein biebres SJolf geliebt,
iio 2Bo mand)er jetjt auf [einer gefte fjauft,
Der unter beinern ©anner einft gefämpft,
Dort mufj oon bir nod) ein ©ebädjtnis fein.
Dorthin fei unfer irrer ^ßfab gelenlt,
Des Sdjroarätoalbs bitter Statten nefjm' uns aufl
«5 druff. Dir folg' id), unb wenn alles midj oerfdjmäl)t,
Du wirft mi<f) nie oerlaffen.
ferner* Sieljft bu i)ier?
Der §anbfd)ul;, ben id) aus bem Roller %kfy,
(Er warb oom ftaifer in ben Staub gefdjleubert,
Dafj er oerfömäfjet unb jertreten fei.
420 Der ftriegsfnedjt i)ob tlpn auf unb gab if)n mir,
Hnb biefer £anbf<f>ui) liegt an meiner ©ruft. (Söctbe ab.)
Dritter Hufjug,
SPalafl ju «adjen, tote am Anfang bc8 ©tüdf«.
(Sifela unb cStaf $ugo im ©efatädj.
(Sttfela* 3§r fefjrt aurüd na$ SBafel, ebler ©raf ?
%uqo. Dem Äaifer melbet' id) ben neuften Staub
Der Angelegenheiten in 23urgunb. (Er will,
Dafe id) bort toieber gegenwärtig fei
5 Hub mit unausgefefcter 2Bad)Jamfett
SBorbeuge jebem neuen grtebensbrud).
SRodj fei^It mir (Euer Urlaub, i?ol)e grau!
©ifeta. SBcfürc^tct nid)t, wie 3t)r su fünften fdjeint,
Dafe id) mit Auftrag (Eud) behellige,
io Der bem, roas (Eud) ber ftaifer anbefahl,
(Entgegen toäre! 9lein, id) bitt' (Eud) felbft,
SBertoenbet (Euer Anfeljn, (Euem SRat
Mtoärts 3ur Söf)nung unb 23erul)igung !
SÜlein Dfjeim, ftönig ftubolf, fd)äfct (Eud) i)od).
Ii» D, galtet fein gefd)u>äd)tes Alter feft,
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3. Eufeug.
33
Dafe er nidjt roieber toanfe bcm ©ertrag !
Hnb wie 3^r biefen ftärfet unb ergebt,
So [tillt unb [anfüget am anbern Xeil
Die gärenben SBafallen, bämpft ben SWut
Des [tollen Obo, ber SBenoegnes Jinnt,
Hnb fjütet überall, bafe titelt mein Goljn
SBerbinbung fnüpft unb neuen 9lnl;ang wirbt
$ugo» SBere^renb a§n' td) (Eurer SBorte (Brunb,
Snbes 3§r gegen ben (Beamteten
3u roirfen feinet, feib 3f)r überjeugt,
Sein Seil $u f örbem ; ift 23urgunb nur erft
Durdjaus beruhigt unb bem SReidj getoife,
Dann roirb ber Aaifer audj geneigter fein,
Die %f)t 3U nehmen von bes Serags §aupt.
3ä) aber gelje freub'ger ans (5efd)äft,
Da id), bem ftaifer bienenb, (Eud) jugleidj
Unb (Eurem Soljne frommen barf.
SCBenn 3§* iettf lieber bas Dttilienftift
Sefudjt unb (Ebelgarb ans ©itter tritt,
(Prüfet [ie oon mir!.
&tfela« O, fdjöne Hoffnungen finb mir aerfnidt!
Die einige £odjter, bie mir ©ott gefdjenft,
(Ein Kolbes ftinb, in garter 3ugenb fdjon
Dem Könige oon granfreid) anoerlobt,
Slidjt follt' idj [ie 5um Traualtar geleiten ;
Die Sotenfrone [tatt bes öodjaeitfranjjes
SÜhifet' id> xf)x flehten in bas blonbe §aar.
Hnb roieber $offt' \d), bafe mein flltefter
SDtir eine £od)ter brä^te jum (Erfafc :
Denn toie bes Saters 6tol3 barin befteftf,
Den Sofjn gefrönt ju feljn mit 9?utym unb Wlafyt,
<5o ijt's ber SRutter SBonne, wenn ber SoI;n
(Ein§ertritt mit ber jugenblidjen SBraut,
Der liebenben, bie U>m bas Jßeben fdjmfidt.
80
Moä) eins!
$ugo.
§ulbreid)e Äaiferin!
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34
(Ern[t, Sersog oon Schwaben.
m Umfonft t)ab' kr) bie 5trme aufgetan
So Jeligem (Empfang. £ebt rootjl, §err ©raf!
(QJraf §ugo ab.)
Snbem dHfela abgeben toitt, tritt toon ber anbern ©eite ber Kaifet
mit bem trafen Blandow auf.
Shmrab. SBerroeile, ©i[ela, roenn nidjt fcf>r
Did) anberen ©erufes (Eile brängt!
<$ifela» 9luf but) 511 t)ören gcfjet jebem cor.
56 8 u u vab, 2lus Sd)roaben ift mir Sotfdjaft sugefommen,
Sel)r unerfreuliche, roomit üf) gern
Dein Ot)r oerfdjonte, roenn [ie anbers bir
So unerroünfcr)t, tote mir, 3U t)ören i|t.
Der Überbringer biefer ftunbe felbft,
80 ©raf SDlangolb, melbe bir, roas bort gefdjeljn!
SWaugoIb, (Erlaubte grau, lagt es ben Soten nicfyt
(Entgelten, roenn bie SBotfdjaft (Eu(t) mifjfäflt!
3nbes ber Ungar beutle SKarf bebräut
Unb roiber ir)n bas Aufgebot ergebt,
66 3nbes ergebt von f<r)roäb'f<t)en (Bauen l)er
Sief) innre ©drang. Durd> ben Sdjroararoalb ftreift
Unr)eimli<r) eine friegertf<r)e S<f)ar,
Die man &uerft für SRäuber artete,
Denn it)re 3^^«Ö 5oIt fie mit ©eroalt,
To «Bis man fjeruad) an itjrer Spifce fat)
Den gürften (Ernft unb SBerneru, feinen gteunb.
Wort) roerben fie auf fünfzig faum gefdjätjt,
Vlod) [inb fie unberitten, Jd)lecr)t beroet)rt,
SRodj öffnete für) itjnen feine SBurg,
m 9loä) lagern fie in SBalb unb gelsgeflüf t :
Unb bo<i) ift bumpfes Marren überall,
Unb man<t)er, ber bie Glinge fd)on gepult,
Hm mit bem £eer na<t) Ungarn auspäietjn,
(Erroartet, roas bat)eim gef(f)et)en roin.
so ©ifeta. Sdjredt nuf)t bie 5Ketcf)sacf)t unb ber Kirchenbann,
SBomit mein Sot)n belegt ift, jeben ab?
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3. sfofouö.
35
äKattgolb. (Ein fonberbarer Glaube Ijerrföt im Soff.
Sie toollen's nidjt begreifen, ba& t^r gürft
So lang gefeffen in ber fterfernadjt.
3n rounberoolle Reifen roanbeln fie ss
Die öben 3cri)tt ber ©efangenfdjaft
Unb geben fein (Ergrauen oor ber 3***
Dem [Warfen Strahle frember Sonnen fdjulb.
®ifela* 3d) felber f)ab' es immer nidjt gefaxt,
SBie, ber fo jung fei unb fo lebensfroh m
3m Rerfer mobern fönne, unb nodj jetjt
(Erfdjeint er mir im Traume anbers nie,
Denn frifefj unb blüfjenb, rote er foHte blfiljn;
Die SWutter, bie iljn unterm $er3en trug,
Äann nidjt oergeffen, toas fein Hilter ift. 95
Dod) la&t mid) weiter ^ören, toas man fpridjt!
äftangoib. 3« 3ubien unb im ganäen SKorgenlanb
£>at er ber Abenteuer oiel beftanben.
Durd) eines finftern Herges (Eingetoeib'
5Ri|3 if)n auf fdjroanfem glofe ein totlbcr Strom; 100
Der rief'ge ©reif entführt' if)n burd) bie SBolfen,
$ln bem SETCagnetberg fuhren feinem Schiff
Die SRägel aus, bafj es in krümmer ging;
SRit SBölfern oon unmenfdjlidjer ©eftalt
£at er gefämpft unb mannen Sieg erlangt. i05
2Bas je ein ^ilger Seltfames erääf)lt,
Das toirb auf (Eures Sohnes §aupt gehäuft,
Unb biefer Sdjein bes 2Bunberbaren äiefjt
£etd)tgläubige ©emüter mächtig an.
©ifela. 2Bof)l fuljr mein Sof)n burdj einen finftern 23erg, Uo
Gin furdjtbar Sd)idfal rafft' t^n burd) bie £uft,
Die SRägcI feines Skiffes löften fid),
Die ungetreuen, bafe es fdjeiterte,
Unb auf ben Sdjeitern treibt er nod) untrer.
2ßeb i^m, toenn fidj bas eble 2Renfd)enbiIb n6
3u urilben aflifegeftalten tf)m entftellt!
Ituttrab. ©raf SOlangoIb, biefe Mebe fränt' (Eudj nidjt!
ttnift, $frjog oon Schwaben. i
*
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86 (Ernft, $er$o0 oon S^toabeiu
3$t $abt getan, roas (E^r* unb $fli<$t gebot,
Unb mefn Settrauen lohnet (Eu<§ bafür.
Dies Sdjroert fjat meine $anb (Eud) umgefjängt,
9l\d)t um barauf ju ruf>n; ben loten nur
£egt man bie Sd>roerter unters mübe $aupt!
3ur fernem Xat be^tocdt' id) (Eud) ju roeüjn,
Unb roenn idj oom ital'fdjen Seeresjug
3urü(f (Eud) fjielt, fo mar bie SIbfidjt bie,
Dafc id) mir einen rooljlerprobten 2lrm
23eroal)rte für bie fjeimifdje ©efafjr.
Der Stugenblid ift ba, ber Slufruljr gärt,
3I)r follt ifjn mir oertilgen in ber 95rut !
Unb rote idj (Eures Ofjeims flugem Sinn
Der Staatsgefdjäfte fieitung anoertraut,
So Übergeb' idj (Eurer Sapferfeit
Die ärtegsmadjt mit oollfommoner ©eroalt.
9tur rafdj jum äBerf, ber «Rüden roerb' uns frei!
Der Ungarn «nbrang, ben bie SWeuterer
3u nufcen hofften, leibet nidjt SBerjug.
SCRit nädjftem roerb' idj felbft in Sdjroaben [ein,
Um nadföufefjn, roas (Euer Sdjroert oollfüljrt.
97iangon>. ©ebtenbet oon fo gellem ©nabenfdjein,
S5on plöijlidjer (Erhebung überrafdjt,
58erfagt mir jeber Slusbrud meines Danfs
Unb meiner treuejten (Ergebenheit.
itunrab. Die »otlmadjt langt 3fjr bei bem 5tan3ler ab.
Didj, ©ifela, gemaljn' idj beines (Eibs. («B.)
©ifcla. $err ©raf, oergönnt mir, (Euer Sdjroert ju fefjn!
(Sie nimmt e8.)
Unb ift nun bas bie mörberifdje Spitje,
Die nac^ bem 23lute meines Sohnes Icdjjt?
9l\d)t !ann idj Sdjroerter fd)mel3en, unb nidjt barf
3d) SWenfdjen rüfjren, bodj jum $immel no#
Darf idj midj roenben in ber Seelenangft.
© gnabenreidje SKutter, ber ein Sdjroert
Durdjs $er3 gegangen, als bu tränenooÜ
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8. tüufgug.
9lufblidteft su bem ftreuäe beines Sofjns:
Did) flef)' id) an, geftatte bu es nid)t,
Da& biefer falte 2Rorbftraf)l meinem ftinb
Die ©ruft burd)bo!)re unb bie meine mit!
(<Sie gibt bag Schwert jitrüdf. SRatigolb ab.)
(Sin Pilger ftefjet bort im Säulengang,
(Er fa!) mid) beten, unb gefaltet I)ält
$tud) er bie §änbe. Segne ©ott ben ättann,
Der mein fdjmeräoolles gießen unterftüfct!
Stritt ein. Die £ore biefes Saufes Jinb
3ebtoebem offen, ber nad) £ilfe gef)t.
$ilget\
SBer mir fann fjetfen, mufc ein SWeifter fein!
©ifela. Dein SBItcI ift finfter, beine Stirn gefurdjt,
Chi tiefer äummer, nid)t oon geftern fjer,
§at bid) getrieben auf bie Pilgerfahrt.
^Uger. Das Slngebenfen einer graufen Zat
Verfolgt mid).
@ife(a, 9?ebe, toenn id^'s ruiffen foll!
$Uger. 3$ war ein bitter, nein, ein 3ö9er nur>
SRid) trieb bie unbarmfjerä'ge £uft, bas £ier
3u Ijetjen auf bas Zkx; mid) rü^rt' es nidjt,
2Benn mid) bie Sinbin, blutig unb äerfefct,
SBetränten Sluges bat um ifjren Xob.
2Bär' mir, tote einft bem ^eiligen §ubert,
Das iUeus erfdjienen auf bes Sirfdjes §aupt,
3d) fjätt' tfjm bod) ben Pfeil ins $er3 gefdjneflt.
9tun fam ber Seqog einft — 3fjr roerbet bleidj,
(Erlaubte grau? — et fam in meinen gorft,
2Ils eben bort ein 3roan3igenber
2Belc$ beff're Äu^toeil f>ätt' idj \f)m geroufet,
9TIs if)n ju laben $u fo ebler 3a9*>?
9Iuf fefiroeiftbeträuften 9?o?fen rannten toir
Dem SBtlbe nad), ber Serjog fjatte fdjon
Sid) mit gekannter Sefjne oorgelegt,
Da gönnt' \ä) il)m ben Sauptfdjufe nidjt, fd) roarf
4*
38 <£rnft, gerjog oon Sdjroaben.
Querüber meinen Speer, ber £irfdj flog §tn,
§in flog bas leb'ge ^Pferb, am 23oben lag
Der £er3og, in ber Seite meinen Speer,
©ifela, 3Beh bir !
Pilger, Gebüßt roar meine Jßuft.
mttla. SBarum
190 3erteifjeft *>u mc^n §cr3> ^as föon 9cnu9
93on ^Ingft gequält tft, nod) mit Sdjrednijjen
Söerflofener £age? SCRörber meines ©atten,
tfnfel'ger Valbert! ijt bir es leib,
Dafe bi<h bie 3eit unb beiner Schulb ©efüljl
im Hnfenntlidj mad)te? ©erne h<*b' id) ftets
2luch Unbefannten ^ilfrei^ midj gejetgt;
SBarum, wenn irgenb 9tot 3U mir bid) führt,
Sebft bu ben Vorhang, ber toohltätig mir
Die gräfelidje Vergangenheit bebedt?
«oo Valbert. Der §er3og aber ridjtete fid) auf,
Hnb ädföenb fprad) er: „Komm! Dir ift Befiehlt,
ftomm ^er, bamit id) fterb' in beinern 2frm!"
Hnb als i<h ihn im 9lrme ^telt, ba Jd)loffen
Die 3öger einen bieten 5Ueis untrer.
205 Hnb roieber fprad) er: „3ft lein Sßrtefter f)kx?
$R\d) brüden meine Sünben." Drauf begann
(£r, uns 3U beichten mit gebrodjnem £aut.
Sein fiefctes ©ar : „gür meine Seele betet,
Sagt meiner grau, ber ©ifela, fte foll
8io 3h* SBittoentum betoahren, foll nid)t mein
Vergeffen!" SBarb's (Euch ausgerichtet?
®«ela* 3a.
^(balbcrt. SWein griebe toar feit jenem $ag bahm,
Denn ujo id) ging unb roo id) raftete,
SBar mir's, als frampfte fid) ein Sterbenber
215 2In meine »ruft, als hört' id) bid)t am £>h*
Gin Iefctes SRödjeln, — brum ben «ßilgerftab
(Ergriff id), nahm mein Söhnlein auf ben Slrm,
Stodj Sanlt ©eorgen trug i<h es hinüber,
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8. ffafgug.
39
Dafe es etroa<f)f' ht ftrenger Jllofter3ud)t
Unb nid)t ben Sagbfpiefe roerf auf feinen $errn.
3um Ijeil'gen ©rabe umllt' id), betete
So lang unb brünftig bort, ba& id) bem Stein
(Einbrüche meiner Äniee Spur. Umfonft!
Äein JJriebe ftieg erquidenb mir herauf.
3e^n 3a$re lang, in harter Sflaoerei,
3og id) am Pfluge tote ein Stier unb rifj
Der bürren (Erbe Sdjollen auf. Umfonft,
Die Saat ging auf, fein Segen grünte mir.
9lls id) nun roieberfam ins beutfdje £anb,
2Rit bem (Entfdjlufj, mir einen finftem SBalb
3u fud)en, ben, toie meine Seele, nie
(Ein Sonnenftral)! burdjbringt, um mir barin
(Ein 5tlausnerf)aus su bauen unb mein ©rab,
Da fragt' id) erft, als id) bie Strafe 50g:
„3n welkem Älofter, toeldjer Siebelei,
3n meiner tiefften (Einfamfett oertoeilt
Die SBittoe bes erfd)lagnen $er3ogs (Ernft,
Um 3U beweinen if)res ©atten $ob
Hub um 3U beten für fein Seelenheil?"
Da toies man mid) bes SBeges fort unb fort,
23is id) oor biefem Äaiferfd)loffe ftanb
Unb bis i<§ trat in biefes ^Prunfgemad).
3efct toeife id), warum ber (Ermorbete
95on mir nid)t läfjt, unb jetjt ift mir es flar.
Daß er oon mir nid)t laffen wirb, folang
Sergeffen bleibt, toas fterbenb er befahl.
@t?e(a. 2Benn bies bid) quält unb mid) 3U quälen treibt,
So ^öre benn, mir &ur «Rechtfertigung
Unb bir aum $rofte, roie es fid) begab !
3<fj lebte, rote es SBittoen siemlid) ift,
Wlit meinen itinbern, einfam unb betrübt.
Die $erm bes fianbes aber forberten,
Daß meinem Sohne, bem oertoaiften (Emft,
(Ein jtoeiter Steter ©erbe, ber jum Sd)ufc
40 (Ernft, ger30g oon Sdjumben.
»M Dem Knaben fei unb bet bas £er3ogtum
SBeoogte bis 311 (Ernftes Sftünbigfett.
Der tapfre ©raf in grauten, Äunrab, toarb
Um meine £anb, unb er oor ollen fd)ien
(Ein tüdjt'ger Sd)ufcf)err meiner Sprößlinge,
260 3^n umnfdjten bie Söafaflen unfres fianbs,
(Er toarb von meinen SRäten mir gerühmt;
3d) aber blieb bem 2Bitu>enftanbe treu.
2lls id) nun eines SRorgens 00m ©ebet
9lus ber Capelle fam, ba toar ber §of
266 mit I)o<fföeitlicf)en «Reitern angefüllt,
Slus beren SRetyn ber l)o§e ftunrab trat
Unb mid) auf einen fdjmuden 3*Her ^ob.
Die flanbestjerren aber unb bas 93oIf,
Die mid) oerteib'gen füllten, jubelten
270 Der feltfamen (Entführung SBeifaü 3U.
So tft's gefd)el>n. SBerbamme, wenn bu fannft!
SBermeffner Sinn, ber fid> 3U toeife bün!t,
Die SBarnung eines Sterbenben 311 adjten!
Den bu ben §ort ber Deinigen geglaubt,
275 (Er ift il)r geinb, ifjr Unterbrüder jefjt.
Du aber fteljeft mit geteiltem §er3en
inmitten boppelfeitigen Söerbanbs,
Unb fd)on Ijaft bu bem erftgebomen Soljn
Durd) fdjnöben (Eib ftiefmütterlidj entfagt.
280 ©ifela. SBillft bu mid) töten, tote bu ben ©ema$l
SRir töteteft?
Valbert. (Ein SBamer fomm' id) bir.
Umfonft Ijat ftaifer $etnrid) (Eudj ermahnt,
Den 93unb 3U Iöfen, bem bie ftirdje 3ürnt,
SBeil bu bes ftunrabs Slnoenoanbte bift,
285 Vergebens säuberte ber (Ersbtf^of,
Da er bid) frönen follt' als Äönigin:
So mufe nun idj erfdjeinen im ißalaft,
$l\ä)t um, ein Höfling, äBetyraud) bir ju ftreun,
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8. tfofoug.
41
Stein, um $u toarnen mit bem legten $audj
Des Sterbenben, ben id) in mid) gefaugt, wo
Dafj bu entfageft biefem (Ejjebunb,
Da& bu bie 2Bitroe bleibeft Serjog (Ernfts
Unb feinen Äinbern eine SRutter feift.
@ifela. 3« meinem £>eiltgften greifft bu mid) an,
Du roirf jt mir cor, was nod) fein 2Beib ertrug, »es
Du fränf ft mid) ba, tdo aud) bie £öroin füfylt,
Du retfeeft an ben SBanben ber Statur.
2Bar meine (Einftdjt fürs, mein Sorfat} fdjtoad),
Die £iebe bodj ift etoig ftart in mir,
Sab' id) ben (Eib gefdjiooren allßu rafd), *>o
So f)ab' id) taufenbfältig brum gebüßt,
$ab' id) ben SBihoenfdjleier nidjt bewahrt,
Die Äaiferfrone trag1 idj unenhoeiljjt.
(Es fegnet mid) mein £aus, es fegnet mid)
Das 93oH, fo toeit man beutfdje 3unge fpridjt. »5
Der Slnbadjt bau' id) I)of)e Tempel auf,
Der ftranfl)eit toetf)' id) $flegef)äufer ein,
Der 5lrmut fpenb' idj meiner Kammern Sd)at|,
Wwäxts eutblüfjet Segen meiner Spur.
Unb thront ber -ftaifer mit bem Sdjroert bes SRedjts, no
So tljron' id) mit ber fönabe ipalmenjiDeig ;
Vermittlerin bin ia), gürbitterin,
2Bie meinen ämbern, fo bem ganzen SBolf.
Du aber, ber bu ftrafenb oor mtd) trittft,
Hnb mir bie Ärone werfen roillft 00m $aupt# m
Unb mir bas $er$ erbrüden in ber ©ruft,
2Bas tatt\t bu, bas bid) berechtigte,
2Rid) ju ©ernteten? Spridj! 2Bas tateft bu?
Den Steht tjaft bu gef)öt)lt mit beinen ilnien,
2lm ^Pflug §aft bu gejogen ftatt bes Stiers, 82o
Di$ felbft ^aft bu serfleiföet, ob bir gleich
Der, ben bein Speer gefällt, fo fd)ön oe^iel):
Dein 2Berf ift tot, unfrud)tbar all bein Sun.
Unb rp*m bu nun bur^ beutfd)e (Baue toallft.
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42 CErnft, §tx$o$ oon Sdjtoaben.
Unb fielet bic Surgen glätten auf ben $öf>n,
Unb fte$ft bte SRitter reiten burd) bas Xal,
Unb fjörjt bes 3agbljorns klänge burd) ben 2Balb,
Die roofjtbefannten —
«Valbert 2Bed' nid)t biefen $all!
(öifcla* Unb fieljft bas geuer brennen auf bem $erb,
»so Unb [iel)[t bte &inber fpielen oor ber Züx:
Saufet bu nidjt [djamrot werben oor bir felbft,
Dafc bu fo leblos burdj bas £eben ge^ft?
2Barft bu nidjt felber einft ein SRittersmann ?
Saft bu niä)t einen 8rorft; nidjt eine 23urg?
335 §ajt bu nidjt einen $erb unb §aft ein 5linb,
Das bu oerlaffen fo unoäterlidj?
Unb toenn bid) nid)t bie £uft bes ßebens lodt,
SBeifjt bu nidjts nteljr oon SRitterpflidjt unb Stat?
3ft feine Unfdjulb meljr bebrangt? 3ft fein
3*0 Unglüdlidjer, ber tapfern Sirms bebarf?
3rrt nidjt bein §er3og, bem ben Später bu
©rfd)lagen, int er hilflos nidjt umljer,
©eädjtet, oljne 23urg unb oljne §erb?
£), läge nidjt ber Gib cor meinem SRunb,
546 2Bär' nidjt oerfd)üttct mein lebenb'ger Quell,
SBär' nidjt gebunben meiner £iebe äraft,
3<f) wollte mit bir ringen, finftrer ©eift !
Unb wie bie Sonn' ins SRarf ber ©rbe bringt
Unb aus bem ©oben freibt bie grüne Saat,
35o So wollt' id) bidj ergreifen, totes $er$,
Unb berften Jollte mir bein ftarres (Eis! (stb.)
Wbalfrett SBtn id) oerwanbelt? 2Bie ift mir gefdjeljn?
£at mid) ein 3auberftab berührt? 95in id)
3n einen 2Bunberbrunnen eingetaucht?
355 2Bas nidjt ber Biberg, nidjt bas Ijeil'ge ©rab,
SBas nidjt bes 3orbans Ijodjgeweityte glut
9ln mir getan, bas tjat bies 2Beib oermodjt.
3a, ©ott fann SBunber wirfen überall.
Der Sdjulb, bie midj ^ermahnte, bin idj los,
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4. Hufoug, 1. Auftritt. 43
Das Zox ber ©nabe [fliegt fid) Ieud)tenb auf, 860
Dem öoffnungslofen ift ein 2Beg geseigt.
SRidjt bas entfüfjnte meine 2Rörberf)anb,
Dafe id) fie tminb gerungen im (Bebet;
SRein, Pfreid) fei bem So^ne fie gereift, ses
Dem [ie ben SBater freoentlid) geraubt!
Soll id) gegeißelt fein, fo fei's für il)n!
Sftein SBIut, für il)n oergoffen, toafd)t mid) rein.
STOetn ©eift, für xfyn oerfjaud)t, fdjroebt ^immelan,
Hnb mein ©efd)ledf)t, bas id) oerflud)t getoäljnt,
9loä) !ann es blühen, bis ins fernfte ©lieb «™
»in id) gefegnet. £eil fei biefem SBeib ! (TO.)
Vierter Hurtig»
Crfter ffluftritt.
edjtoarawatb. Huf ber $ö$e btt 5öurg ftalfcnfUitt.
3m SSotbcxgrunb XOtxntx, ben fdjlafmbcn €rnft im ©djofje. Krkgs-
Uute, umljcTßelagett.
kernet* (Er fd)läft in meinem Sd)o&, er fdjläft fo fanft,
SBertrauenb f)at er fid) mir angefdjmiegt.
£), nur $u fe^r l)at er mir ftets oertraut;
Die ©d)e, bie i$m tollte Sdjufc oerlet^n,
£at auf fein £aupt ben SBetterftra^l gelenft! 6
Sein £eben toar fo fd)ön, fo morgenfjell,
5Bis id) fein fjreunb unb fein SBerberber roarb.
3d) btn's, ber in ben toilben Streit if)n rijj,
3d) toarf tljn ins ©efängnis, id) l)ab' \f)n
©eäd)tet, id) fein fiiebesglüd gerftört, io
Sftem 2Ber! ift er, tote er Ijier oor mir liegt.
Dod) er ift immer freunblid), immer treu,
ftetn anbrer Sonourf roarb mir je oon if)m,
9IIs biefe SBläffe feines 2lngefid)ts
Wnb Wefer Stynersenspg in feinem 6$!af . »
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44
Cnrnft, $erjog von Sdjroaben.
£), lönnt' tdj ihn mit biefen Ernten toett
hinübertragen in ein glüdlid) £anb,
2Bo griebe roorjrtet unb roo greube Müf)t,
9CBo bem (Erroadjenben fem fdjroeres Jßeib
20 SBerfdjamnben roäre toie ein böfer Sraum!
Ubatbtxt tritt auf.
«balfcert. Da liegt er. £a ! 2Bie er bem SJater gleist,
511s ber Gtrblafete mir im Slrme lag!
Werlte*.
Sritt Jad)t auf, «Pilger! SBecf nify meinen greunb!
Valbert. £afe mir bie SBacfjt bei biefem Sdjlafenben !
sö 3$ ^ab' ein altes <Red)t, bie £er3oge
3m 9Irm $u galten.
Sterne*. SBunberlidjer SRann!
SBenn man bir tiefer in bie iRunjeln fdjaut,
SBtft bu ber Valbert oom galfenftetn.
Valbert. 2Benn bu bie Jßocfen von ber Stinte ftreid)ft,
so ©ift bu ber SBerner, ber von Biburg ftammt.
ferner« 2Bas rotllft bu hier?
Hattert* Den §er5og fudjt' iä) auf.
Kernet. SBeifet bu, bafe er gebannt, geästet ift?
Valbert, SBer folgen glud) getragen hat, rote td),
Der bleibt oon $l<ht unb ©annftrahl ungefdjredt.
86 Das eben fotl vom glu<he mid) befrein,
Dafe idj bem Sdjter öffne meine SBurg,
Den fidjern $ort, ber bort oom greifen trofct.
ferner. Sdjon hab' id) angeflopft an ihrem 2or,
Der Surgoogt I;at ben (Einlafj uns oerfagt.
4o$tt>aH>ert !$f)m übergab id) metner SBater $>aus,
tttls id) hinausging auf bie Pilgerfahrt,
Unb feinem öffnet er, als feinem $errn.
entft (erwa^enb). 2Ber ift ber ättann?
Söetne*. 9Wem £er3og, fei erfreut !
(Erhebt eudj, \f)t (Befählen unfrer 9tot!
46 Cöeroonnen ift uns heut ber erfte Sieg.
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4. 8uf3ug, t Auftritt.
46
SRodj [djroeiften mir im 2BaIbe, tote bet 2Bolf,
SRod) freiften mir untrer, bem (Seiet gleidj,
Der [idj ntdjt fefcen barf auf rooljnlid) Dad),
Hnb nur ber SBufdj, ber aud) bas 2Bilb belegt,
Hnb nur bie Sdjluft, bie audj bas Raubtier birgt,
2Bar uns § er berge; btefer SWann juer[t
(Eröffnet menfdjlidje 23ef)au[ung uns,
Die 23urg bort oben fdjliefoet er uns auf
Unb maä)t uns ^etmtfd^ in bem fd)tDäbfd)en £anb.
ernjt* 2Ber bift bu, ber bu# felbft ein ^ilger, mir,
Dem unftet SBanbernben, ein Obbad) beutft?
Valbert 3d) bin ber unglüdfel'ge Slbalbert,
Der [einen §erjog in bie Seite roarf,
Unb ber oon fünf3et)njä§r'ger ^ilgrimfdjaft
9lur bann entfünbiget nadj Saufe fetyrt,
SBenn bu mit ü>m in [eine dauern trittft.
£), toenbe bidj nidjt ab ! Sei biefem ftreuä,
Das nod) ber Statte Denfmal ift, auf ber
Dein SBater ftarb unb fterbenb mir oergab,
Sefdjroör' id) bidj, oerfdjmälje ntc^t mein |>aus!
Du retteft eine Seele.
Gruft Öingebeugt
9luf biefen ©oben, ben bem SJIut getränft,
Umfaffenb biefen moosbebedten Stein,
Den in ber attitternadjt bein ©eift umf^roebt,
ftlag' iä), geliebter S5ater, bir mein £os.
So elenb fietyft bu mid) unb fo oenoaift,
Dafe id) ju bem bie 3uflud)t nehmen mufe,
Der bid) gemorbet.
Kernet« £ord)' ! (Ein £om erbrö^nt.
3ur 2Be!)r, i$r SKänner! 3Beid)t oom Ser^og nic^t!
Groß, yilfy toie 3um Angriff na^t fidj biefe Sdjar,
Sie fdjreiten oor in emftem Srauerjug,
Umflort ift ifjr panier, bie Sdjärpen f^toarj.
Das ift SBarin, ber Sdjtoabens ga^ne trägt!
VOavin, an bei <Bp^t einer Jfriegäfdjar, tritt auf.
46 (Emft, gcrjog oon Sd)roaben.
Statin« SB« treten, Seräog, in geringer 3af)\,
so Dod) tapfem unb getreuen Sühits, su bir.
hinunter ins itai'fd&e Sd)lad)tgefilb
£at uns bem ©ruber Sermann einft geführt.
Das ©anner, bas idj trage, roallt' iljm cor
3u mandjem ^eifeen, e^renoollen ftampf.
85 Des jungen gelben freute bas $eer,
Uns Schwaben nur toar's auf bes 3ünglings Stirn
Gin Ijäpd) 2Ral, ba& er bie SBürbe trug,
Die bir entriffen roorben, unb \ä) [elbft
gab' if)m bie galjne mit ©erbrufc gefdjroenft.
oo $laä) toofjlerfodjtnem Siege sogen nur
ginauf gen Sufa, wo bie Ijolbe ©raut,
Des ©rafen £od)ter, tl)n erwartete.
Da fiel auf uns ber Seucfje böfer £au,
Die SWänner fanfen auf bem 2Beg baf)in,
»6 SRidjt ei^eln, nein, in Schwaben l)ingemäljt.
Unb nid)t erhielt ber beften Sr^te ftunft
Des gerjogs junges £eben, au Xrient
£iegt er begraben, feinen Jßeib l)at Jo
Das ©ift oerjeljret, bafc roir felbft fein §erj
ioo Sftidjt mit uns brauten in bas ©aterlanb.
Wofy in ber Stunbe feines frühen £obs
©erief er midj unb, oon mir abgetoanbt,
Damit mir nid)t fein Wnfyaud) töblid) fei,
Sprad) er: „Das ©anner, bas bu trägft, SBarin,
io6 ©ring meinem ©ruber (Emft! gür iljn allein
gab' idj's genommen unb beroa^rt, für tyn
gab' i<f)'s mit ttuljm befragt." — Dies lefcte 2Bort
(Ergriff bie gerjen. Srauernb unb bekämt
golgt' xf)m su <5rab ber Unfern Heiner SKeft.
no Dann fetjten roir, gefjorfam bem ©efeljl
Des Sterbenben, foglei(§ ben geimßug fort.
9lod) untenoegs, nod) auf ber Sllpen Steig
£at uns ber $ob gejeljntet, mandje fieidje
SBarb in bas gelsgeflüft ^inabgeftürst.
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4. «uftug, 2. Auftritt.
47
SBir aber bringen bir bein brfiberltd)
S3ermä<f)tnis, nimm bies trauembc panier!
güfjr' uns jum Äampfe, fü^r1 uns ra[d) ooran,
93eoor nod) listet un[er Häuflein wirb !
Denn bei noa> jetjo blü^enb cor bir [tefjt,
Srägt fdjon oieIIeid)t in jid) ber Seudje &eim, 120
Unb befler fällt ein Sütonn in offner Sdjladjt,
$lls ba& er auf bem ftranfenfager fault.
Gtnft» £), Ijerrlid) tret' id) in mein ^eraogtum !
Des SBaters SKörber öffnet mir bas Zox,
Des Arabers £eid)en3ug i[t mein (Befolg. 125
äomm, Valbert, mxä) föredet nid)t ber Sftorb!
golg' mir, SBarin, id) jdjeue nidjt bie ^ßeft !
(mt ab.)
3toeitet Auftritt.
2ttangolb$ Säger.
Graf mattQolb unb bet Slfdjof tDarmarm treten auf.
Söanitatttt. 3m £ager mufe idj, Sfleffe, btd) begrüben,
Du gel)ft bein Sdjlofe ooruber, läffeft mtd)
3u ftonftan$ Marren, unauff)alt[am eilft
Du an ber Spitje beiner &riegsmadjt oor.
anattgolb. 2fletn Auftrag I)ei[d)t [0 föleunigen SöoIIsug. *
«öarmantt. Unb nid)t geben!' idj bid) barum ju [djmälen.
Durd) <Regen[d)auer unb burd) Sonnendem
3ft märfjtig bir bas <5lüd herangereift,
Selbft roas noc$ jfingft im ferneften (Bebtet
Der 2Bfin[dje lag, toas ein bebauter Sinn, to
Der Äü^nes meibet, (tili in fidj oerfdjlofc,
3[t jefct uns fiberrafdjenb nafj gerüdt
Unb ©in oernetymlidj ausgefprodjen fein.
9flangolb.
Die günft'ge Stunbe ©erb' uns nidjt oerjäumt!
2Bas ift's? 1*
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48 Cfrnft, gerjog oon Sdjroaben.
Vbatmann. Snbes bie laiferli^e £ulb
Das Sd)t(ffal (Ernfts fn beme $anb gelegt,
3nbes ber roüfte gtiebensftörer föon
58on beinen Sparen faft umfdjloffen ift,
3nbes oerfunbet jebem fdjroäb'fdjen (Sau
(Ein bumpf ffieläute $>er&og £ermamts 2ob.
2Ber foH nun §erjog ©erben? 2Bem oertrout
Der ftaifer? SBeldjes $aus in Sdjwaben lennt
(Er als bas treuefte? gfür weites fpridjt
Das ättfte ttedjt, bas neuefte »erbienft?
9ftangolb, Da& unfres oom erlaubten SBurffjarb ftammt,
Dafc es In Sdjroaben §er3ogsroürbe trug,
2Bof;l weift idj's, unb bu felber [djalteft oft
Den füfjnen Stolj, ben id) barob gezeigt.
£8armaun. 3d) [djalt, ums fid) jur liiert offen gab.
Dod), wenn bu nun ben legten Slbfömmling
Des weifen prftenftammes nieberwirfft,
2Benn über bem jertretnen 2Bappenf<f)ilb
Du Jiegreid) fteljeft unb ben beinen fjebft,
Dann —
(Sitte VOadfC tritt auf.
XSadje« §err, ein fretnber Äriegsmann bittet (Eudj
Um 3utritt unb um fixeres ©eleit.
3Ranßolb. »ring i$n ! (SWe m$t oft.)
ZSatmann. SBxaud)' 93or[i<fjt, Steffel
aWangolb* 2Bas foll mir
Der einjle SWann?
ZOexnet tritt auf
SBer bift bu?
Werner. &enn[t bu mid) ?
«öartnann* Verwegner f
aRangofr, SBenn bie 5Reue bid> ni^t treibt,
2Beld) toller Sülut ffiljrt bid) oor mein ©ejeit?
Wbttnet. So ift's boä) roaljr, was id) nidjt glauben wollte.
SBts id) mit eignen klugen es gefef)n,
Daß bu, töraf SKangolb, bem oertoanbtes 93lut
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4. Stufjug, 2. Auftritt. 49
SB« meinem burdj bie Slbern rollt, bafe bu
Den £erjog, beinen regten £errn, nid)t blofe
SBerlaffen Ijaft, nein, ba& bu i^n oerfolgft, «
Da& bu an ber Verfolger Spitje ftef)[t!
9R<mdoR>« SRit u>eld)em SRedjt bu mid) 3ur SRebe ftelljt,
Das möd)t' iä) ariffen.
»Serner, 9Wtt bem <Red)t bes 93luts.
(Es rühmen [idj bie Sftänner bes ©efd)led)ts,
93on bem [ie flammen, unb rufjmroürbig ift's, «>
2Benn Alraft unb £ugenb toeitfjin \\d) oererbt,
SBenn oor bem Sofjn bes Söaters SBeifpiel glänjt,
SBenn unter SBrübem ebler SBettfampf brennt,
SBenn jeber eiferfüdjtig toadjt unb ringt
gür folgen 9Ibels unbefledten G>lan3. m
Unb baraus fliegt bas SRedjt mir unb bie ?flid)t,
Did) absuma^nen oon oerfe^rter SBafjn.
aWangotb. ©eaiemt es bir, midj abjuma^nen, bir,
Dem ßanbsoerroiefnen, bem ©eä^teten,
Der unfres Stammes 2Iusrourf ift — «o
SSertter* Dem bu
3ns Sluge nid)t p bltden bid) erfedft.
Dem 23lut, bas id) gemannt, f)at [id) empört
Unb fjat bie SBange bir mit Sd)am gefärbt.
golg' biefer Regung, lag ben beffem Srieb
Did) ganj ergreifen! Sei ber 93äter toert! 65
3<*, SWangoIb, toenn bu nidjt ben geinben (Ernfts
SRit £etb unb Seele fdjon oerfangen bift,
2Benn bir jut (Etjre notf) bie SRüdfefjr blieb,
So tritt prüd, aufrichtig, jonber Sd)eu:
Die £e$n, bie bidj oerpf listen, gib fie fjeim! ro
Die eitle ©nabenfette, wirf [ie ab!
Der fdjnöben §auptmannfd)aft, bie bid) entehrt,
Die beinen Stamm befledt, entfdjlage bid)!
Der Dienft ber gretfjeit i[t ein [trenger Dienft,
(Er trägt ni^t ©olb, er trägt nid)t gürftengunft, 75
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50 CErnft, £erjog von Sdjtoaben.
(Er bringt Serbannimg, junger, Sdjmad) unb Xob;
Unb bod) tft biefer Dienft ber $öd)fte Dienft,
3$ni rjaben unfre SBäter fid) getüeüjl.
$ab' aud) tdj mein Jßeben angelobt,
so (£t fjat mid) oiel gemüfyet, nie gereut,
pr biefen Dienft, ©raf 9KangoIb, ©erb' xä) bid),
Du wirft mir folgen!
SSarmann* Salt, Sermeffener !
mu\t bu Senat $ier [tiften? $off' es ni^t!
Die Sparen, bie bu rings gelagert fieljft,
Sinb treu bem ftaifer, toie ©raf Sttangolb felbft.
Sßerner« 2Rit biefen Sölbnern $ab' iä) fein ffiefdjäft,
Sie mögen tun, wofür man fie besagt!
Wud) 1)ab' \ä) nid)ts mit bir, bu bift ein SRönd),
Du bift ein toter Sdjöfeling unfres Stamms,
so «n bir nidjt üb' td) ber Söeramnbtfdjaft SRedjt.
3u SWangolb fpredj' idj, er oielleidjt wirb einft
Stammvater eines grünenben ©efdjledjts,
Drum jiemt es mir, ju forgen, bafe er ntd)t
Verräter 3euge, Sd)ran3en, äRietlinge.
96 S$armann. ©raf SKangolb, faiferli<t)er gelb^auptmann,
3u lange fd)on Ijörft bu es mit ffiebulb,
2Bie biefer gredje, biefer SRafenbe
Did) felbft unb beines Gimtes SBürbe fdjmfl&t!
3u lange fdjon mifebraudjt er bein ©eleit,
ioo Das bem SKedjtlofen bu nidjt fdjulbig bift.
aWangolb. Söon Rinnen, SBemer! Du erf^ienft ju fpät,
3$ bin gefd)leubert, unb i^r feib äermalmt.
SScruer* 3d) ge$\ (Erfüllt Ijab' id) ber 90ta$imng $flid)i,
SRod) eine I)eifd)et unfer Stamm oon mir,
io5 Slud) ber toill id) genügen. SBenn bem 3(ar
Der Seinen eines aus ben ßüften fällt,
So Jdjiefet er nieber unb oerttlgt's. 2Benn bu
9Kir in ber Sdjladjt begegneft, [ie$ bid) oor!
(Hb. WIcmaoVb unb SBaraiann tu ba8 ©eaelt.)
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4. fcufeug, 3. Auftritt.
51
Dritter 8uf tritt.
JBurg ftattenfUin.
€mfl aUctn, am ftenjte.
Gruft, (£s ift bie 3eit jefct, tdo im offnen fianb
Das reife Sljrenfelb ben Sdjnittern toinft,
9ßo in ben [onnigen, belebten (Saun
5llfa>ärts geemtet xotrb unb eingeijeimft.
3$ bin oom gelb ber (Ernten ausgefperrt, *
SBin emgefdjloffen in ber SBtlbnis $ier
Unb Wide oon bem gelfen biefer 23urg
Sinunter in ben Mbgrunb, wo ber Strom
Durd) krümmer unb gefüllte göfjren to[t.
Die iannemodlber flberfdjau' idj, bie w
3m SBinter grün finb unb im Sommer toelf.
SDltr ift fein anbres (Erntefeft bereit,
5TIs ido bie Sdjtoerter \tatt ber Sidjeln finb,
Unb too id) felbft bie falbe ftfjre bin. —
Der Türmer bläft. O, mödjt' es SBemer fein ! «
Der 3(benb bunfelt unb mir bangt um ifjn.
(Er ift's. 3ai trf<§* gefangen fein famt ber.
Die geffeln fprängen ab oon feinem 2Irm,
Die Sd)löffer Hinten auf oor feinem §audj.
Die gretyeit mögt tyr binben, biefen nid)t ! 20
XOtvrtcx tritt auf, ber ©aal füllt fidj mit UtU$sUuttn (£ntfl3.
Söerner* $erein, herein, U)t Scanner! Äommt unb fjört!
(Eudj atle gef)et meine ftunbfdjaft an.
2Bir finb unt3ingelt, jeber 2Beg oerbaut,
Unb faum bin idj ^ie^er nodj burdjgefdjlüpft.
3a, biefer ftaifer fdjreitet rafdjen Stritt, »
SRtdjts rettet uns, als fdjleuniger (Entfd)eib.
Sdjon weift id) nidjt 3U f^ö^en ifjre S^)h
Unb jeber Sag oerftärfet SRangolbs Sdjar.
Uns ift ber 3unjad)s abgefdjnitten, toir
Sinb unfern greunben aus bem 53ltd gerüdt, so
Die uns ertoarten, ^aben ntd)t ©etoäfjr,
drnji, ^etjog Don Sdjtoa&en. 5
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62 (Ernft, gerjog oon Sdjroaben.
Ob roir nodj fteljn, ob roir sertreten finb.
9lod) ftefjn roir unb nod) ift uns freigeftellt,
3u rollen stoifd^en Übergab' unb Äampf,
w Unb nod) getröff id) mid) ber 9Kögltd)fett,
Dafj roir in einer Ijei&en, blut'gen Sdjladjt
Den geinb jemi^ten unb, mit Sieg gefrönt,
SBorbredjen in bas £anb, bas uns erf)arrt. .
SBenn jefct roir aaubern, bleibt uns feine 2Ba$l,
«0 9IIs sroifdjen Öbergab' unb gungertob.
(Entföliefet eudj, SWänner! Soll's gefämpfet [ein?
<9arhu 3um Äampf begehren roir.
Sie 2tnt>erm 3um Äampf, jum ftampf !
(SvttfL 3ft einer unter eud), bem eine SBraut,
(Ein 2Beib, ein Kinb bas £eben foftbar mad)t?
« Gr 5iel)' hn grieben ! SRidjt oerbenf' id)'s il)m,
9ltdjt §eifd)' id) fo oerjroetfelten (Entfdjlufe. —
3för fdjroeigt unb ftefjt. So ruf au<fj idj : 3um Äampf !
Der erfte 2Rorgenfd)ein ftnb' uns bereit!
(Ein jeber rüfte Jtd), fo gut er fann!
80 Wlanä) SBaffenftüd nodj $ängt in biefem Saal,
Das unfer 9Birt uns rofflig überlädt,
«öerner* Du felber, Serjog, bift nod) unbewegt
Hnb Sebent blofjgegeben, ber bidj fudjt,
£aft mid) birf) roappnen für ben fjeiften Xag!
» Graft* 3ft's eine Sturmfjaub', ift's ein SBruftftüd nur,
©cnug, roenn es bie SBetterfeite [djirmt!
«Seraer* Die 93rünne roerb' um beine »ruft gefdjnallt*
Den Äettenpanjer roerf' id> über bi<§,
Den Stürmet binb' id) unter beinern Äfim,
eo Dein gutes Sdjroert l)äng' idj in biefen Gmrt.
Sei biefer Sta^I roie unfre ireue ftarf !
Sei'n biefe Glinge f e[t roie unfer ©unb !
Ubalbtvt tritt Qttoappntt auft ber ©djar, einen ^üngKng an 5er $anb.
$tt>albext. 3um bitter umgeroanbelt tret' id> je^t
SBor bidj, mein £ersog ! Dir oerbanf id> es,
66 Dafe mir ber Selm bie Stime roieber bedt,
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4. Stufoug, 3. Buftrttt 63
Dafe mir bas Sdpert bic £üfte roieber fdjmfldt.
2Benn aud) ben Slrm bie 3a^re mir gefdjtoäd)t,
S5cr|^ma^ nidjt meinen Dienft! 2lls Jüngling aud)
C5eb' tdj mid) bir. Siefj, btefer ift mein Soljn !
(Er fei ber beine! $lus bem ftIoJter3toang
£at er fid) losgertffen, SEBaffentoerf
£at er mit gleife erlernet. Stimm ifjn I)tn !
Verjüngt empfängft bu midj, unfdjulbig nod)
Unb unbefledt von beines Katers 93Iut.
Gwft* 34) neljm' iljn. güg' es ffiott, ba& id) il)n bir
3urüd fann geben, tote id) iljn empfing!
ferner* Der idj bis je^t als ftriegsfnedjt bir gebient,
(Setoappnet als ein SRitter tret' aud) \6)
Dir nun pr Seite, benn ein foldjer ftampf
Stefjt uns beoor, roobei es fid) oerlofjnt
3m oollen #riegesfd)mude p erfdjeinen.
SBeneiben aber mufc idj biefen SRann,
Der bir ein boppelt fieben toibmen barf.
£afo bir eitlen einen luft'gen Sd)toanf,
2Beil jetjt bie 3^t ift, Sd)toänfe ju eraäfjlen.
tffls Äaifer £ehtrid) einft gu 9?egensburg
flfofs 3agen ausritt, gab er ben 23efef)l,
Dafe feiner oon ben gerren feines £ofs
Sid) folgen laffe meljr benn einen ilnec^t.
©Ieidjtoof)! fam i^m ber ©raf oon Abensberg
SDlit breiunbbreifjig Seifigen getrabt.
(Ein rüftig Häuflein, fauber angetan,
Die SKöfelem roofj! gefattelt unb ge5äumt.
Da fprad) ber Äaifer: „3ft (Eud) unbefannt,
Da& 3^r nur einen Diener bringen füllt?"
Der ©raf barauf: „9hir einen bring' td) mit."
„2Ber fmb bie anbern?" „SWeme Söfjne finb's!
Sie alle fdjenf td) unb befef)!' id) (Eud).
Sie feien (Eud) im fjrieben eine ßkt,
3tn Ärieg ein SBeiftanb! fiaft es (Sott gebeil)n!"
So fprad) ber Cöraf. O, toär' id) reid), toie er!
5*
64 OEmft, öerjog pott Sdjroaben.
O, fönnt' td) bit fo Dielfad) fieben toei^n !
So aber fteb' id) einfam auf bet 2Belt,
SBon meinem Stamm f)ab' id) mid) losgefagt,
105 ©efdjleift tft meiner SBäter alte 23urg,
Mein $aus f)db* id), lein 2Beib unb feinen Sofyn,
y\\d)ts fjab' id) bir 3U bieten, als mid) (elb[t.
3n meines Jßebens ungefdjroädjter ftraft,
3m Stolj ber greifjeit, in bes Seyens ©lut,
110 3m Mrren biefer 3Baffen roerf id) midj
Dir in bie 9lrme, bein bis in ben £ob !
Gtrttft §at je ein Serjog foldje Sdjar geführt,
So treuergebne, fo $odjf)er3ige?
3a, meine SBürbe füljF td), anbers nidjt
äs Darf id) eud) führen, als in ftürftentradjt,
Damit id), fiegenb ober fterbenb, fo
(Erfdjeine, roie es eurem Seqog 3iemt!
(Erfennen foll man midj, bamit bas Sdjroert,
Das mid) begehret, feinen trifft oon eud).
120 (Ein Sdjarladjmantel Ijängt an jener SBanb,
£egt mir iljn um, es ift ein ffirftlid) ftleib!
9Cbalf>ett (tnbem et (Ernfl ben «Kautel umlegt).
Dein SBater trug's auf ber unfeFgen 3agb.
Die 3eit f)at es entfärbt.
QhCUfL Dies blaffe SRot
3ft edjte garbe meines SJtifegeföids.
125 Den Sdjilb I)ier, brauf bas Sbappen eures Stamms
(Erbleidjt ift, trug ber tapfre Sermcmn einft.
(Er xoürb' eud) angeboten, gält' uns ntdjt
Sfür [djltmmes 3^d)tn ]olä) erlognes 23tlb.
Gruft, ©ib fjer! Der tefcte meines Stamms, ge$' id)
130 Der Sdjladjt entgegen, bie entfdjeiben urirb,
£)b biefer roelfe Sdjarladj neu erblüljn,
Dies trübe 3Bappen neu erglänjen foH.
W&ttntt. $eil unfrem Serjog !
$ie «tt>em Seil bem ^erjog (Srnft!
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6. Slufoug.
66
f Bnfftif Huf jug.
SKangoIb* Saget.
«Tango» unb tt?armann.
Der Äaifer fommt, unb nod) ift nid)ts gefdje^n!
(Er brfingt fe$r, laum bin i<§ angelangt,
Sdjon blidt er ob ber Sdfulter mir herein.
SÖarmamt. Das tft bas mäcf)t'ge SBirfen btefes OTanns,
Da6 überall mit feiner ©egentoart 5
(Er jebes förbert unb im Sdpung erljält.
3etjt mufc ifjm boppelt angelegen fein,
Daf$ bu ben 9tufftanb fdjnell unb grünblid) tilgft,
Seit iDbo von Champagne fid) erljob
Unb felbft nadj ber ital'fdjen ilrone langt, 10
Die ii)m ber (Er3bifd)of oon STCailanb beut.
SBirb (Ernft gewaltig §ier unb Dbo bort,
Unb bleibt ber Ungar fortbin ungeftraft,
So fte^t es fdjlimm mit faiferltdjer Sütodjt.
Unb bodj, lann id)'s ergingen? Soll mein 93olf 15
Anrennen gegen jene ftelfemoanb?
Sie galten feinen SJlonb ftd) auf ber 33urg,
Sie finb oerloren, fommen fie ins gelb,
©etDife ift if)r SBerberben. Wur bie grift
Soll er mir gönnen, bie notoenbtgfte. so
Eßarmann. (Er toctfe, tote !eid)t bie Stunbe Weues bringt,
Unb barum brängt er.
©ine XOa%e tritt auf.
85a<$e* $err, ein Überfan!
Die SBonoadjt ift im ganbgemeng, [ie roeidjt.
Sie bringen toütenb oor.
aWangolb. SßiHfommne Wäx'l
3um 5Rfid&ug blaft bas $orn! Dort unterhalb, n
2lm Sd)lunb bes £ales orbne fid) bie Sdjar!
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6Ä (Ernft, Serjog oon Sdjtoaben
Dort roirb Jid) biegen biefer tolle Sturm.
Die 3eft* ^6t! Salb roieber finb roh Ijier.
Du, £)I)eim, gel)ft, ben Äaifer ju empfahlt,
Sag' tym, fein Auftrag [ei ponogen! — SWarfdj!
flBeibe ab mit (befolge.)
tfampfgetflimnel Ijtnter ber ©cene. ftlüdjtlmge eiten übet bie fflfifjne.
Statin erföeiiten €*nfr, ferner, Ubalbext, tOaxin unb tyre ©djat
mit gezogenen ©djroertern.
©eroer*
Die Sd)lad)t gef)t frifd), bie Sdjtoerter ftcljn im Saft.
(Es fämpft ftd) rafd), too SThtt bie gelbmuf»,
93er3©eiflung bas panier ift.
©ruft* Dorthin fdjaut!
«öerttet. 3a, bort ift Arbeit, bort ift öelbemoerf!
£ebenb'ge dauern, fedjsfad) aufgeführt!
(Es mufe ein [tarfer Strom, ein toilber fein,
Dem man fo mädjt'gen Damm erbaut. 95red)t burd)!
Hattert CBin Soften bleib' uns auf bem £ügel l)ier!
SKan überfielt oon iljm bas gan3e Zal.
3m SRüden bro^t ©efa^r.
(Srnft* Du, Valbert,
©leib felbft unb warne ! deiner fennt toie bu
Die töegenb.
Wbalbttt. 3ft mir nfdjt bas Seil gegönnt,
gür Se^og (Ernft jju ftürjen ins ©efedjt?
Soll id) unrüfjmltd) auf ber SBarte ftefjn?
SWein Soljn, ber bu im Kampfe mid) oertrittft,
Du bift ein £ef)rling in ber SBaffenfunft,
3etjt tummle bid), es ift bein erfter Strauft,
(Es fann ber lefjte fein! Sin einem Jag
Sftufet bu erringen beine 2Reifterfd)aft.
Sdjroing Ijod) bein Sdpert, wirf fidjer beinen Speer,
Sriff unfre geinbe, triff ben öersog nidjt!
SBarttt* 3ur Teilung, meine Rranfen, füfjr' id) eud) !
SQlan roirb eud) aapfen euer giftig SBIut,
2Kan roirb eud) [djneiben euer bös ©efd)roflr,
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5. flufoug. 67
2R<m rotrb eudj füllen euern gieberbranb. w
Der galjne reife' i<§ ab bcn Trauerflor,
3^t ift bie SBttoe toieber eine Sraut,
3etjt geht's Ijinab jum luft'gen £odjj}eitreiljn.
Grnft. (Em Selb, ber in bas S^Ia^tgetoü^l fid) wirft,
Soll an bie Stau gebenfen, ber er bient. <h>
D, (Ebelgarb, geliebte ©ottesbraut,
Wus behten Soleiern Miel' auf mid) Ijerab,
Dem ernftes ©üb begeiftre midj sum Tob !
CöCtttcr.
WHmädjt'ger, (5ott bes fjrriebens unb bes 3orns-
Der bu ben S3adj anfdjtoellen fannft jum SReer, 66
Die ftilte £uft erregen jutn Drfan:
£a&t jefct aud) unfre, biefer SKänner, Äraft
So riefenljaft amoadjfen unb erfdjroellen,
Dafj uns bas Ungeheure möglid) fei ! —
fiinein ! — gfir Serjog (Ernft ! 70
®ie ttitbenu pr $>txm Stn|t!
(fcfle db, au&et «batbett mit einigen £rieg«teuten.)
Sttmlfcert. §in brauft ber Sturm, bie 2Bolfe fä^rt bafjin,
SBemt aber fo ber SKRenf^^eit Äraft unb <5lut
Dal)infäf)rt, of)ne 2Bieberfel)r, bann bebt
(Ein menfdjlid) Serj. — Da [türmen fie Ijmab,
Hnb brunten fd)on bie £an3en oorgeftredt, 75
Daran oerbluten [oll ber £>elben SBruft!
23on iRaubgeoögel toimmell fdjon bie £uft,
Unb burd) bie SBälber fallet 2Bolfsgel)eul.
(litt «rtegämatm. 3etjt, fcftt fhtb fie sufammen.
Kttbter» SBeld) ein Stofe!
2>ritter» Sie bredjen burd) ! »
m albert. ga! Shtb bas SWänner? Sinb
Das SCBellen, bie bes Sdjunmmers 2lrm jerroirft?
Durdjbrodjen ift bas erfte (Blieb.
ÄriegSmann, Sdjon ttitt
Das jxoeite oor.
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68 (Ernft, fierjog oon Sdjroaben.
Seljt mir ben SBerner, feljt !
Wbalbctt £in Sobesengel, uns sunt gort gefanbt,
«* 9togt er aus allen oor, fein blifcenb Sd)roert
gäljrt aus ben SBolfen, nid)t ben einjeln SDtonn
Sd)lägt er, er fcfjlägt bie ganäe S<f>ar!
flriegömann. SBer liegt
Em ©oben bort, jerfpellt ben blanfen Sdjilb?
Hattert* Der SWangoIb ift's !
ftticödmanm, (Er rafft fidj roieber auf!
■o (Er fü^rt bie britte <Rei$' $eran!
»ttbrer* O fdjaut!
Die Unfern raften!
»rittet* Sraun, fein Sßunber ift's,
2Bemt fie ermübet finb!
(Srfter* Sie f ammeln f i$ !
D, bie finb ftarf gefd)mol3en !
Stoeitet* Se$t ben 2BalI
Son fieidjnamen!
2>rttter* O, fef)t ben Strom oon SBIut!
» »ballert Der SBerner aber fte^t oor feinem Srupp,
2Bie mit gefpreijten gtttidjen ber 2lar
Die SBrut umfdjirmt, toenn über feinem $orft
(Ein frember Sögel fampfanbroljenb föroebt.
3efct lüftet er bie Sdjnringen, jefct, gebt adjt !
100 ftricfldmanm Sie $olen aus, fie brechen fur^tbar los !
Rubrer. 3efct gilt's!
Der 95ürbe los 3U werben, bie mi<$ brüdt!
®v tcgätuaum Sie finb umflügelt !
»nbret* Sie finb mitten brtn!
Valbert Äaum fe$' xä) nod) bes Serjogs rot ©eroanb.
Das SBanner fdjtoanft, ein Segelbaum im Sturm!
Är tcgärnan tu Dort blicft man burd) !
Äubrer* Sie finb auf einen Änaul
©eront!
Strittet*
Valbert
Sefci ift's i$r £efctes !
3eW WÄrt 3eit,
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6. ftuftug.
malbttt Der SBerner Jtemmt fidj wie ein SRann,
Den eine SRiefenfälang' umflorten 1)ält,
3fön felbft unb [eine Söfjne, bem fie fdjon
Den 3a^n ans £er5 9efetjt; M aufbäumt 110
Unb mit bei legten Spannung feiner ftraft
Die gräfeltdje Xlmfettung von fid) brüdt!
ftvkflomamu Der flampfplafc (fliegt fid) tmeber!
Wnbrcr* 3e^t finb fie
»erklungen !
^rittet* Steht! Sie reiften \\6) fjeroor,
Den JRüdsug $aben fie fid) frei gefampft!
matter t 2Bo ift ber SBemer?
Srkgämamu 2Bo? 3dj fe$' i$n nidjt!
«übtet* Dort ift er.
2>tittet* SBel) ! Sie führen if>n herauf !
(Er ift getroffen !
Wbalbert (Ernft $at i§n im SIrm,
9hif feiner Sd)ulter $ängt bes SReden §aupt.
Die geinbe ftürmen nadj, oergeblidj mefyxt 120
Der Heine SReft fo großer £tbermad)t.
€rnft, bat öerwunbeten XOexntv fü^renb, tritt auf.
Gruft «Ridjt weiter bring' id) ifjn, auf biefen Stein
Stufe id> ifjn nieberlaffen. «balbert!
$aft bu fein Äraut, bas biefe SBunben ftfflt?
O fpar' es nidjt für beinen Sof)n ! Der ift i»
Sdjon längft erfd)Iagen. SRette meinen greunb!
Du gibft ben Sater mir, ben bu mir na^mft.
malbett. «Reife mir bie grauen £oden aus! 93erfudj's,
Ob fie if)m ftopfen feines ©Iutes Oualm!
SBetnet* 3ft's £eben nod) ntc^t gar unb blutet bod) tso
5lus fo oiel Sßunben? Soll mid) btefes 33olf
£ebenbig fangen? 93ruber, ftedjt mtd) tot!
ftann id) nodj leben? Hnb 6m fo jerljaun!
©in id) ein SBurm? fiebt jebes Stüd oon mir?
£ört ü)r? Sie fommen! (Ernft, bu bift mein {Jreunb, im
Sd)Iag mir ben Sdjäbel ein!
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(Ernft, $erjog von Sdjroaben
3efct retfet's! O&elobt fei ©ott! 3<f> fterbe frei.
(Ernft, rette bidj — (6tit&t)
Gruft. (Er ftirbt, ber SBerner ftirbt!
Die fififte n>e$en nod), bie Sonne fdjeint,
i4o Die Ströme rauften, unb ber 2Berner tot !
gfoaMiert. (Er ift geborgen. Se^og, lag ifjn los!
Sdjon fd)a>irret bas ©efedjt um unfer Df)t,
Sud) bort im SRüden bringt ber geinb herauf.
ftomm, folg' mir fdjnell ! 3$ weife nod) einen $f ab,
Xuxd) geljenflüfte fdjleidjt er fidj ^htan.
£afe mid) bid) retten! Jlomm!
(Srnft 34 touräle §ier !
Valbert. 5*omm, saubre nid)t ! Die Rettung ift getmfj.
(Ein gelsftüd, bas toir rollen in bie Sdjluft,
Sperrt bie Verfolger aus.
©ruft Du brangft umfonft !
Wmlbert. Sie jteljn fid) rings fjerum, jetjt ift's ju fpät.
0Der Weji bim «rnfte tfriegSteuten etfdjeint, mit ben «etfotgenben
fämpfenb.)
Sieker, if)r SBrüber ! SBei^et f ürber nid)t !
gier um ben Serjog ! 2Be§rt eud) auf ben Zoo !
3n manchem ift nod) eine SReige SBluts,
SRod) mandjer §ält ftd) aufregt wie ein Sttann.
158 <Rül)rt biefen Soten an, bas fräftigt eud)!
SBrcd^t il)m bie 3äl)n' aus, föt fie in ben ©runb,
So waä)]zn uns (5e§arnifdjte tyxooxl
<$5raf älangolft tritt auf mit ffriegSöott
Wangolb. Dort fte^t er, o toie fleht fein Häuflein ift !
(Einft mar er $er3og, es erbarmt mid) fein,
im Unb feine SRutter Dielt mein Sdjroert umfafct. —
(Ergib bid) ! 2Biberftanb ift «Raferei.
Sie bluten alle, bie bir übrig finb.
2ot ift ber SBerner, tot ift ftunrabs fjeinb,
Die gadel unb bas £eerl)orn alles Streits,
1W 3^* tewi ber Äaifer bir oe^ei^n.
Graft SReinft bu ?
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6. 2Iufj}U0.
Stein, Wim ber £efcte fällt, id) fechte fort,
SBar id) fonft träge, jefct bin \ä) ein §elb.
gier mufe id) fterben, bei bem loten l)ier.
£ier ^aft' id), f)ier ift meines Jßebens 3H
£ier ift ber SRarfftein meiner Zagt, §ier
3ft meine §eimat, fjier mein £aus unb §of,
SRein (Erbgut, meine 231utsoertDanbtfd)aft, Ijier
SKein 2Bappenfd)ilb unb §ier mein £eräogtum.
(St nnrft ©djilb unb ^firfieninantel <*uf ben toten SBerner.)
2Rit biefem SWann $ab' idj mein £eben lang
©eeifert unb getoettet in ber Streu',
Der Zob nur f)at bem SBettfampf nocf) gefehlt:
3etjt ftürjt er in bie Sdjladjt unb ftirbt für mid),
9li<f)t lag tdj iljm ben ^jßreis; fterb' id) für ifjn,
Dann greifen beibe nad) bem Siegesfran3.
Salt OOr! (<Er bringt auf Httangolb ein. ©efedjt.)
SRangolb. ©erjiDeif elter ! (©tnft getroffen juriut)
©ott ftef)' mir bei ! (Stirbt.)
(SHangoIb wirb toeggetragen, feine Krieger bringen auf Graft ein. <8e*
fec^t. @mft fallt. $>er ftampl $ört auf.)
Cftalftert. Der £er3og fmft.
Gruft. Die SBelt l)at uns rjertoorfen;
Der Gimmel nimmt uns auf. Sftein SBerner! (Stirbt)
Valbert ©eädjtet warb bie Sreue oon ber SBelt,
3um Gimmel, iljrer §eimat, fdjtoebt fie auf. —
So grauenooll Ijat biefer Äarnpf geenbet, im
So blutig. 3$ allem, ber fidj ben 2ob
So Ijeib er[e^nt, mufe oljne 2Bunbe feht,
Slls jene, bie bes Sohnes £ob mir fd)lug.
Sragt, Sföämter, biefe fielen toeg! Der Zok
»er[ö^net fjeinbe. £afet fie nfdjt bem SBoIf ia>
3ur 93eute, legt fie unter bies ©eselt!
2>f)r 3ögert ! $a, toeil fie geästet finb !
£), tut es bod)! Der ^Priefter fpridjt eud) los,
©ott rohrb's oerjei^en.
(SHe ßeidjen »erben in ba$ 8e^ getragen.)
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62 (Ernft, £erjog oon Sdjtoaben.
SBerft ben 93orf)ang 3U!
tPatin tritt fedjtenb auf, baS SBamter im Ernte.
im fttiea*lente* Das ©anner I)er !
«Satin« Solang idj atme, nufjt!
3^ Ijab' es burdjgefjaun burdj euer $eer,
23om gels bin id) gefprungen, burdj ben Strom
§ab' id)'s geriffen. £ebt ber $er3og (Ernft?
malbttt. 3n biefem 3elte liegt er tot.
«Sarin* fiier fei
aoo Das SBanner aufgepflügt, §iel)er gehört's,
Die öerjogsfa^ne cor bas Seräogsjelt!
2Bas ift's? Das S^roert entfmfet meiner $anb,
Die ftniee bre^en —
((£r finlt mit ber aufgetftanjten ftafjne tot nieber.
Valbert. Breuer gäljnrid) bu!
(Ein bitter mit einigen tfriegSteuten tritt auf.
{Rittet* Der Äaifer nal)t, es rufje jeber ftampf !
205 Valbert, gier ift föon grtebe, fjter ift tiefe Mut)' !
S)er Kaife*, (Sifela, $cinrt<5, IDatmatm, mit ©efotge, treten auf.
Eintrat) ♦ 2Bas ift gefdjeljn? 2Bo ift mein Hauptmann?
«fcalfrett* Dort
Srägt man ii)n tot Ijinab.
tftotmann» O Soffnungen!
©ifcla. 2Bo ift mein Soljn?
Wtxtlbcxt (bas ßeit aufbetfenb). (Er fdjläft in greimbesarm.
(SBirft es toieber ju.)
©ifela. Das toar mein (Ernft, er roar's, id) Ijab's gefef>n.
»° Der Sermann tot, unb nun aud) biefer tot,
Sludj biefer, biefer, ber mein Jßiebling toar?
SBeil er bie meiften S^merjen mir gemalt,
Darum Ijab' idj am meiften ifjn geliebt!
tfunvab. £err SBiföof* Hnbebenflid) werbet 3^r
zw Die £oten oon bem äirdjenbann befrein,
Damit roir djriftlidj fie beerbigen,
«öarmamu CEs [oll gefd)el)n.
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6. ttuftug.
63
©ifelö, Die Rtx^tn mögt 3Ijr neu
Sln^ünben, bas erlogne Jßeben n\ä)t. —
(3u «baibett.) Du, ber bu SBä<f)ter biefer Soten bift,
34 fenne bidj, fag' mir, toie ftarb mein (Ernft?
tHbalfcrt Cr ftarb ben £eIbentob, ben greunbestob,
Der 2Bemer ftarb für if>n, für SBernern er.
(Er toidj von [eines greunbes Jßetdje nidjt,
23ts er als £eict)e Jelbft barnteberfanf.
©i)cta* £>, biefen SBerner, bem i<$ oft gezürnt,
SBetI er ben Soljn mit ins SBerberben rifo,
3^ mu& i$n Heben, weil er meinen Sof)n
©eliebt i)at unb für ü)n erfdjlagen ift.
Valbert, gür i^n erwürgt ift aud) mein einzig ftinb,
Unb leb' id> felbft nod), ift's nid)t meine Sdjulb.
(5efd)ef)en ift, $u toas bu mtdj erroedt,
Drum wenn ber ilaifer mir bie gretyeit läfet,
So gönne bu mir, bafc i<$ meinen Sol)n
SBeftatte, ba& id) bei bes 3ünglings ©rab
3efet bürfe raften unb bas meine baun !
tffraf ^U0O von (Egisfyeim, mit befolge, tritt auf.
$ugo. (Erhabner Äaifer! (Eures SBeges Spur
Sin idj in groger (Eile nachgereift,
Hm mid) ber SBotfdjaft 3U entlebigen,
Die mir fo toi(t)tig unb fo ernft bebünft,
Da& id) es wag', auf biefer blut'gen Statt
SRodj länger fcftsu^altcn (Euren Stritt.
Die Hrne $ier, bie biefer Äriegsmann trögt,
Getieft (Euer) junt ©rufte $er3og ©o^elo
Söon £otf)ringen, ein grauenvoll ©efdjenf.
Sie birgt bas §aupt bes Dbo oon Champagne,
Der Serjog fdjlug's il)m ab in roilber Sdjladjt,
Dem llnglüdfel'gen, ben ict) greunb genannt
Xlnb beffen 5tür)nt)eit id) umfonft gewarnt.
(Ein jtoeites Slngebinbe [enbet (Eudj
Der Jtönig SRubolf, ber in ©ott entfdjltef,
£infd)eibenb übergab er's meiner fianb:
Di
64 (Ernft, gersog oon Sdjroaben.
(Es ffttb bie SKetdjsfleinobe oon SBurgunb,
Die ftrone famt bem 3eP*er unb bem Speer
Des ^eil'gen SKorit). Vldjmt fie fjulbretd) an!
«5 ftuttrab, Wdjt mi<§, ben äönig £einridj fömfidt bamit !
m mm
D Rndbt, tofifeteft bu, tote fauer mit
Die ftxudfi geworben, bie bu fpielenb pflüdft!
95ti<$ (d)auert's, 33ater, unter biefem Sdjmud!
©ifefa* Das alfo, biefer SReif unb biefer Stab,
260 Das frnb bie $of)en Dinge, berentyalb
So ebles ßeben ^ingeblutet ift!
D ftaifer, ftaunen wirb bie golgeseit,
2Betm |ie oemimmt oom Sluffdjumng beiner SMadjt,
SBon beines §errfd)er armes gefttgfeit;
£6& x>oa) rühren roirb es fpät nod) mandjes £>erj,
SBenn man bie Äunbe finget ober fagt
SBom öerjog (Ernft unb Sßemer, feinem greunb,
Ston U)rer Sreue, bie ber 2ob bewährt
31>r SWänner, bie ü)r ftfer im Äreife ftef)t
»70 Unb fo mit tiefem SWitleib blidt auf mic$,
Steint if)T, bog alles mir erftorben fei?
§at fo oiel 2Bärme nidjt ein SWutter^ers,
Dag es beleben fann ben toten Sotyn?
Goß ber mir tot fein, beffen £eben eins
*™ 9Kit meinem ift, ben meine ©ruft gefäugt?
«Rem! fieben, leben foll mein treuer (Ernft,
fortleben toirb er in bem SWunb bes 93olfs.
(Er lebt in jebem füljlenben ©emüt,
(Er lebet bort, wo reines JBeben ift.
»so 9ltdt)t roieber bedt mir biefen 23orljang auf,
Darunter Jßeidje neben £eid)e liegt!
Dort oben öffnet ftdj ein fjimmlifd) 3«K#
2Bo greunb in greunbes Wim ertDadjt, unb wo
Der grü^gealterte oerjüngt erfdjeint.
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5lnmerfungen.
(t)ie 3iffem beäeidjnen bie öerfe bcr einjelnen Auftritte.)
(Erftet Wuf jug.
1. Auftritt.
16: 93ifd)of 95runo oon Augsburg roar ber ©ruber bcs 1024 oer«
ftorbenen Äaifers £einrid) u- 3föm übertrug Äonrab 1026,
als er nad) 3tölien 30g, bie (Erstehung feines Sohnes.
213. 214: Hermanns £eerfaf)rt uad) 3*olien, oon bcr im oierten
9lufäug näheres berichtet toirb, fanb in 2Birfttd)feit erft 1036
ftatt. Ster)e (Einleitung V.
2. Auftritt.
1: Die 93erroanbtfd)aft 3toifd)en 23ifa>f SBormann unb SRangolb
ijt 00m Dieter erfunben.
36: kämpfe Äonrabs gegen ben £er3og Valbert oon Kärnten
fallen erft ins 3ar)r 1035.
216—221 : Wud) biefe Äämpfe mit 2Riec3islaro (Smfifo) oon «Polen
unb beffen ftlud)t 3U Ubalrid) oon SBfymtn geföal)en erft
Später (1032).
3 weiter $(ttfaug.
100: Das £iebesoerl)ältnis 3toif d)en (Ernft unb (Ebelgarb ift erbietet.
135: Der Ottilienberg ift ein 23erg im SBasgenroalb mit altem Älofter
unb Ijeilträftiger Quelle.
251. 252: §ube=$ufe, Siefer; <r>ain== 23ufa), SBalb; 2Rarf=©ren3e,
abgegrenztes ©ebiet, ©emeinbe; ©ebing = 3krl)anblung, ©e*
rittet; (Efd) oon effen = Saatfelb: ^olgteil = Anteil an ber
&ol3ung. ©emefnt finb alfo ©erid)tsoeri)anblungen in ber
Dorfgemeinbe über ©runb- unb SBobenoer^ältniffe unb SBefi^*
anteile an Dorfflur unb ©emeinbetoalb.
255—308: Die äaifertoaty ift 3roar genau nad) 2Bipo ((Einleitung V)
*Ti$f)\t; aber biefe Quelle enthält manche fttfjltx. Die Saä)fen
roaren nia)t 3ur 2Baf)l erfd)tenen. 9itd)t erft nad) einer $lus«
roal)l, fonbern gleia) oon Anfang an tarnen nur bie beiben
Äonrabe in ftrage. Skibe roaren Urenlel jenes ftonrab bes
«Roten, ber eine $oä)ter Ottos I. 3ur ftxau fyatte unb in ber
6a)lad)t auf bem £ed)felbe fiel; fie ftammten alfo beibe aus
ber roeiblid)en £mie ber Ottonen unb roaren fomit nad) bem
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66
(Ernft, §erjog oon Schwaben.
xout ^etnrtcps ii. uno oem »us|teroen oer männlichen ilmte
oom Stanbpuntte ber (Erbltd)feit 3unächft berechtigt ferner
gefct)ah bie S3er3ichtleiftung bes jüngeren äonrab erft, nachbem
ihm fein älterer Setter bas Skrfprechen befonberer ©orteile
63: 3ns 3ah* 1030 fällt ein ftriegsjug ftonrabs gegen ftönig
Stephan oon Ungarn, ber (Erbaufprüche auf SBanern erhob
unb in biefes fianb eingefallen mar.
282: ©tielas (Ehe mit bem bamaligen ©rafen Äonrab erregte tat*
fächlich Heinrichs IL Unäufriebent)eit, ber mit ben Saliern
oerfeinbet mar; bie fttrehe aürnte bem Sunbe megen 3U naher
Söerroanbtjchaft Deshalb roeigerte fief) (Er3bifchof Hribo oon
90cain3, nach ber ftönigstoahl Äonrabs mit biefem auch ©ifela
3u frönen; Untere rourbe aber balb barauf in Äöln oon bem
(£rsbi|a)of $ilgrim gefrönt
91: £atfäd)Ucf) oermählte fia) ^ermann 1037 mit Hbefyeib, ber
%od)itx ber SJlarfgräfm oon Sufa.
97: Wach SBipo follte bie fieiche bes 1038 an ber $ejt geworbenen
Hermann nach ftonjtan3 gebracht merben, mufete aber ber
grofeen £ifoe wegen |d)on in Orient beerbigt roerben.
25: ©urfharb mar £er3og oon Schwaben unter £etnrich L
90: Das Stäbtchen Abensberg, fübroeftlicr) oon SRegensburg, befamtt
burch Napoleons Sieg über (Er3her3og Äarl 1809, hatte an
feinen Slingmauern 32 runbe, 8 oiereefige $ürme unb 3 $ore,
angeblich in (Erinnerung an ben ©rafen oon Abensberg, ber
oon 3 grauen 32 Söhne unb 8 £öä)ter r)attc.
11: (£räbtfd)of Slribert oon 50caitatib, mit ilonrab oerfeinbet, bot
1037 Odo oon Champagne bie #rone 3taltens an. Aber JObos
Xob f. (Einleitung V.
264: 9caü) ber fiegenbe ftarb ber t>elttge 2Hauritius, Anführer einer
cr>riftltcr)en ßegion, unter Eiofletian ben SRärtnrertob im
3ahre 302 bei SIgaunum, bas heute nach ihm St Maurice
heifet unb im ftanton SBallis gelegen ift.
2>rittet flnfäug.
Öterter 9luf3ug.
1. Auftritt
2. Auftritt
3. Auftritt
2fünfier Slufäiig.
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UNIVERSITY OF CALIFORNIA LIBRARY
BERKELEY
Return to desk from which borrowed.
This book is DUE on the last date stamped below.
26^- 5?DM
FEP l B 1952 Lü
LD 21-95ro-ll,'50(2877sl6)476
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Uhland
^rnst, her;
von
ic hwabe n
1UK 25 1912
MAY 7 19^7
10 1919
FEE 20 1^34
21095?
LIBRARY
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ScBcn.
^üt$ beflen IJtadjfafi unb aus eigener ^rinueruttfl
jufammengefleHt bon
feiner QSiffwe.
Stuttaari.
Verlag ber 3. ©• CSotta jefcen SBmfc&anfclung.
1874.
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*uc$brutfevci ber 3. ©. Gotta'ftett »uc^anblung in Stuttgart
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3m Vergangenen 3a^r {jat U^Ianbö 9Sater=
ftabt bem (Sntfdjlafenen ein fd^öneö Senftnal
errietet 33ieHeid)t erregt baffelbe in manchem
Söefcfyauer ben Söunfd;, auä) Von beS 9Kanne3
änderen @d)icffalen unb von beffen geiftiger
Snttmcflung ein tnoglidjft treuem 33ilb ju beft^en.
3n biefem Sinn toirb Von ber SBitttoe beS
Sinters bie fdjlicfytc @d)ilberung feine« Sebent
ber Deffentlidjfeit übergeben.
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3nljalt.
Seite
I. flmberia^re. 1787-1801 1
JL ©tubienja^re. 1801 — 1810 18
III. Steife naa) $ari8 unb <Hbtoofatur in Bübingen.
1810-12 GO
IV. $ienftleiftung auf ber Äanjlei be$ 3ufti3mmifter8.
1813—1814 86
V. gemerer Slufent^alt in (Stuttgart. Sanbtag in Sub*
nrigSburg. Verlobung unb Trauung. 1814—1820 100
VI. $fyätigfeit in ber ©tänbefammer, ^äuSHc^eö Seben
unb Ernennung $ur ^rofeffur. 1820—1830 . . 175
VII. Urlaub als Se^rer an ber Unfoerfttät. 9tteberlegung
feine« Slmte«. gernereS Seben in Bübingen. fteife
natt) SBien. 1830-1838 232
VIII. SRücffe^r nad) Bübingen unb $u ben ©tubien.
1839-1848 278
IX. ttylanb at$ SBertrauenemann in granffurt. Xtyeil«
nannte an ber SRationafoerfammlung. Einberufung
&um ©taatSgerid&t^of- 1848-1850 344
X. ©itttleben in Bübingen. flranftyeit unb Xob.
1851-1862 411
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in
•4$
T "
.-4
I
L
5Dte Äurterjal)re.
1787—1801.
Sie gamtlte Urlaub, feit beut ^atyre 1720 in
Bübingen anfäfeig, fiammt au3 Äleingartafy ©ort
tourbe Sodann 3Jli<$ael Urlaub, ber Urelter&ater 2ub*
torig tl^lanbä, geboren, ber, laut ber gamilientrabition,
als üuartiermeifter ben £ürfenfrieg mitma<$te unb bei
ber einnähme fcon Seigrab, 1688, bur<$ 9Kay @ma;
nuel fcon Samern, einen türfif<$en 33affa nieber^ieb.
3um Stnbenfen liefe er über bie £$ür feinet $aufe3
einen Slrm mit einem Sürfenfäbel unb bie Slnfang^
bu<$ftaben feines 9lamen8 in Stein einbauen. S)iefes
£au3 ift nodj im Sefifc feiner 9Rad)fommen. 6ein ©olm,
Qofep^ Urlaub, erlernte in Bübingen bie £anblung,
£eiratl>ete eine Tübinger 23ürger8to$ter unb grünbete
bie Jefct noty befte^enbe £anblung bafelbft. ©ein ältefter
©o^n, Subimg 3ofc$, geboren ben 15. 3Kai 1722, ift
ber ©rofe&ater unfereS 3)i<$ter3.- @r fiubierte £&eolo=
gie, nmrbe SiafonuS in3Jtorbad>, bann fßrofeffor ber
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Geologie in Bübingen, ©uperattenbent be£ etoangeli*
fd&en ©tifteS, unb ftarb, nad^bem er lange 3^t biefeS
3mt belleibet, im 81. fiebenSjahr. ©ein jweitältefter
Sohn, Qo^ann $riebri<h, geboren 1756, ber SSater
Subwig UhlanbS, fhibierte bie Sled&tSWiffenfd&aft, über*
nahm bie ©teile beS Unfoerfität&SecretärS Safob ©a*
muel £ofer, bejfen Softer eiifabeth er im 3abr 1783
heiratete. 2)iefe gamifie ftammt aus SlugSburg, wo
brei ©lieber berfelben Sürgermeijler ber freien Steide
ftabt waren. Subwig tthlanb, baS britte Äinb feiner
eitern, (am am 26. Slprü 1787 jur SBelt. ©ein
ältefter ©ruber war balb na<h ber ©eburt geftorben;
ber jWeite, griebri<h, War jwei ^ahre älter als £ub*
tt)ig. 6§ Wirb oft bei Sintern bie grage aufgeworfen :
oon wem fich bie poetif^e Begabung auf ben S)i<hter
»ererbt habe? Ohne ein ©ewid&t barauf ju legen, ift
hier ju bemerfen, bafe bie -Kutter feinet SBaterS eine
£o<$ter beS Sanbfd&aftSeinnehmerS ©täublin War unb
brei ©efd&Wifler ©täublin, }Wei SBrüber unb eine
©chWefter, @ebi<$te herausgegeben ^aben, unb auch
bie 2Wutter beS Steft^ettferö griebri<h SBtföer ein ©lieb
biefer gamilte war. SDaft biefe ©rofemutter beS S)i<$ter§
eine grau fcon feinem ©eift unb ©emfith gewefen fein
mu§, bejeugen bie t)on ihr no<h Dorhanbenen Briefe.
S5u<h fcon ihrem ©atten, bem ©rojfrater Vfylanfö, finb
©ebid&te fcorhanben, bie er an grau unb Äinb gerietet
hat. ©ie aeigen aber weniger eine entfd^iebene poe=
tifd^e Begabung, als einen frommen unb jarten ©inn.
(Sin wahrhafte^, rebli<he3 unb frommes ©emüth ^at fi(h
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jebenfaflä &on ben ©ro&eltern unb eitern auf Subttng
ttylanb »ererbt unb tmtrbe fcon i$neu mit gtöfjer Siebe
unb Xreue in $nt au3gebilbet. @in bis in bie tefcte
3eit ungebrudter SSerS toon i$m barf mo^l auf ifyu felbft
angen>enoet roeroen.
3u fte^n in frommer Gltern Pflege,
0 toeldj ein Segen für ein Äinb!
ftnb gebahnt bie regten 2öege,
2>ie 2lnbern fc&toer ju fmben ftnb.
3)a3 §au3, in meinem Subtorig geboren mürbe,
fte^t in ber 9ße<f ar^albe , ganj na^e bei ber gro&fcäter;
liefen ämtöiüo^nung. @S hmrbe aber balb mit einem
anbern $aufe bertaufät, meines bem ©rofftater an-
gehörte, ©eine SItem Ratten ben erften ©toef inne,
ben jtoeiten bejog balb na<§ i^nen ein anberer ©o$n
beä ©rofftaterS, ber £octor ber 3Jiebicin, ©ottyolb
Urlaub (fpäter langjähriger öberamtöarjt in Bübingen).
Siefem luu^fen im Saufe ber ^a^re brei Softer &eran,
mit melden Subtmg t)iel jufammen mar. 3Jlit ber alte?
ften, i§m im SIXter am nä^flen, ftanb er in fo gutem
aSerne^men, bafe, menn fie toegen einer Äinberunart eüu
gefperrt mürbe, er fi<$ in feiner üJtutter Äüd)c auf ben
£erb fefcte unb bur<§ ben 9tau$fang hinauf ber lieben
33afe 9Kär$en erjagte, um if)t bie Seit ju fcerfürjen.
SubmigS älterer ©ruber mar ein f$öne3, feines
$inb, mä^renb biefer auf ©<$ön$eit leinen 2lnfpru<$
maäjte. £>od> jie^t ein noä) öor^anbeneS, gutgemalteS
Sruftbitb be£ etma fe^^ä^rigen Änaben bur$ ben
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treuen, Havert Stic! ber grofjen blauen 3lugen unb ben
fcften 3^8 um ben SDiunb ben Sefd^auer an.
Sei ben SJertoanbten toar ber ältere »ruber fciel
beliebter, als ber jüngere, ber ungemein lebhaft, ja
toilb getoefen fein foD. Sßenn beibe Srüber jufammen
einen 33efu$ gemalt, fo $abe eS immer geheißen:
„grüfe ©Ott, lieber grig, baS ift fcfyön, ba& bu )tt
uns fommft!" unb bann eine Dctafce tiefer: „fo SouiS,
bu lommft aud& mit;" eine 33et>or jugung , toel<$e £ub=
toig too^l füllte, aber neibloS anerfannte.
2)ie ©Item burften fi<$ nid&t lange beiber begabten
Änaben freuen; ba8 @c§arla$fteber raffte ben älteren
in feinem sehnten 3»a£re tyintoeg, unb als biefer auf
ben Äir<$)of gebraut tourbe, lag ber jüngere an ber
gleiten Äranfyeit im tyeftigften lieber, fort unb fort
feine lateinifd&en ßonjugationen Ijerfagenb, bis i^m bie
Stimme fcerfagte.
3m Sa^re 1795 tourbe ben ßltern eine £o$ter
geboren, järtlid^ fcon bem ©ruber geliebt, obgleich in
ben Äinberja^ren bur<$ bie 2llter3berf<§ieben^eit ni$t
jum ©pielfameraben geeignet. 2lu<$ toar Subtotg fo
totlb unb mutyig , bafc i§m balb fein ©raben ju breit,
leine %xeppe jum ^inabfpringen ju ^o$ toar. 3m
Sommer übte er ft<$ im Sftedfar im S$toimmen, im
SÖBinter toar bas S<$littf<$u§laufen (in toel<$em er es
jur SSirtuofität gebraut) feine greube. 2)ie ©efunb*
^eitspflege ma<$te i^m mand^e ©rangfale. „3m %xüfy
\af)v mujjte \ä) Sd^leenblüt^et^ee trinfen gegen bie
Sßürmer, baS fyat mir faft ben grii^Iing entleibet/'
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erjagte er. SBinterä unterbriidfte er im gramer, fo
lange e§ möglich toar, ben Ruften, um nidjt ju $aufe
bleiben ju muffen. 2lu<$ feine Äleibung ttnirbe #m
oft läfttg; er mufjte lebeme Änie^ofen tragen unb feine
$aare pubern unb hinten in ein 3opfbanb flehten
laffen. Oft §abe er ft<§ bur<$ Ohrfeigen ben Sßuber
au« ben golbblonben paaren geftäubt 3n ber ©<$ule
ttmrbe bem Änaben ba8 Sernen leidet, unb ber ge*
firenge SRector Hutten ^atte ben fleißigen Änaben, ber
faft immer ben erflen Pafc einnahm, gem. Heber*
^aupt toar glitten bei allem Eifer bodfj gut gegen feine
©<^üler. ©r lonnte jtoar vooty augrufen: %f)T 9lägel
meiner 33a$re ! 3ftr Teufel meiner ©efunb^eit ! ma<$te
aber babur<$ feinen ju tiefen @inbrud auf feine ®<$üler.
Die ©egenb toon Bübingen, mit bem Haren gluffe,
bem natyen SBalbe, ber bie £ö$en um ba3 freunblid^
ernfte Dledarttyal bef leibet, bilbete frfi^e in bem em=
pfänglidfjen @emüt§ be3 Slnaben ben Sinn für lanb*
fd^aftlid^e ©<$ön$eit au«, um fo metyr, als Sater unb
5Dlutter biefen ©inn feilten unb ertoedEten. Stötten-
bürg, ber jefcige Sifd&ofSftfc, toar bamalS unter öfter*
reid£if<|er £errf<$aft unb gehörte jur ©raffd^aft £o$en*
berg. Sorten na^m i^n ber bei allem ©rnfte unb
fcieHei<$t ettoaä ^ebanterie bo<$ liebretd&e SSater jutoeilen
mit ft<§. @£ lagen bort Ungarn unb Äroaten in ©ar=
nifon, beren frembartige Setoaffnung unb Sefleibung
ben Subtotg fe^r anjog. 2lu<$ baä gro$nlet$nam3feft
mit bem feierlichen Umjug mit $eiligenbilbern , gähnen
unb Äerjen, toar tym bort fe^r merftoürbig. Siber audfj
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in Bübingen felbft foUte er balb frembe ©äjie fe^en,
benn Deftreid^er unb granjofen jogen abtx>e<$felnb in
graben ©paaren bu«§ bie ©tabt. 3Die ©piele ber Änaben
nannten baburdf) einen friegerif<$en Sfyatafter an. Sie
fianben ft<§ aU granjofen nnb Deftrei<$er gegenüber,
toobei e8 Urlaub immer mit ben lefcteren §ielt. Üb*
gleich 3iemli$ Hern für fein älter, jeigte er fufr bo$,
nad& ben 3lu3fagen feiner 3^'tgcnoffen, ritterlich , nnb
na^m e8 mit ben grö&ten in ber ©<§ule auf. Sonnte
er feine 3ett ni$t im freien anbringen, mit ben Äame=
raben ftd^ tyerumtummelnb ober ben ©<$metterlingen
nadftageub, fo ging er naä) t>ottbra<$ter Srbeit gerne
in ba$ £au3 ber ©roffoäter U^lanb unb £ofer; bie
©rofjmütter toaren längfi geftorben. ©er fcäterltd&e
©raffoater £atte feine 2lmt3too&nung, tüte f<$on gefagt,
in ber 9tedfar$albe, neben bem ©tifte, beffen erfter Sor*
ftanb er fear. 3)ort faft ber Änabe gerne in bem fd&ön
gelegenen #au£garten mit einem $u<§e. ®er SBater
feiner SWutter betonte mitten in ber alten ©tabt ein
eigenes £au3 allein, mit jtoei alten Wienerinnen. Sie
eine, bie me^r als fiinfjig ^afcre bei bem ©rofjtoater
gebient unb feit bem SEobe ber grau bie SBir^aft
führte, toar in ber Sugenb unb UebeuStoürbig
getuefen; fie $ätte längft eine grau ^rofefforin fein
fönnen, toenn fte ui#t fcorgejogen £ätte, bei i^rem
alten £erm ju bleiben. $Ru%\e SouiS, wie fie ben
ßnfelfo^n ^tefe, getnann fxe auty fo lieb, bafc er fyäter,
na$ be$ ©rojjt>ater8 £ob, als er fd&ou ©tubent war,
gerne in tyrem eigenen £au$toefen 3Rittag3 tyx ©aft
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toar. 3n bem alten £au£, baS ft# bis jum festen
©todtoerf $inattf#ürmte , toar Staunt gwu-ß für altes
©erimtfrel aller Slrt; ba gab es eine befonbere Äammer
für beS £errn Steifem&lfen , $erüden unb ©töde, in
einer anbem toaren alte 33ä$er unb S&rontfen, mit
ttnwberbaren Silbern, Steif ef<$tlberungeu t>on Sembern,
tüo bie Smo^ner nur ein äuge mitten auf ber ©tirne,
anbere too 2Wenf$eu mit $ferbefüf$en unb $ranid$älfeu
ju fe^en toaren , ein gro fceS Äutfertoerf mit gräuli^en
Darftellungen aus bem fpanifdjen Äriege in ben 3Zieber=
lanben u. bgl. Da fanb bie SBifebegierbe unb bie S^an;
tafte beS Änaben reifes gelb. Der ©rojfrater toar
immer freu»bli<$, toenu audj fo fiiHer Wct fcie fpäter
ber gnfelfo^n. Die alte SRabel fcatte ein £erj toott
Siefee jur gamilie i^reS £errn. ©ie tooHte ben Sutomg
unb feine ©d&toefter Suife bur$auS ju ßrben il;reS 6r*
fparten etnfefcen, unb bie SDtutter ber ßinber lonnte
fie nur babur$ bewegen, t$r Vermögen ben eigenen
SSertpaubten nidjt ju entjie^en, bafe fie tyx t?orfd;lug,
ein Segat ju einfügen #ocfoeitSgef<$enfett für bie Äinber
ju bestimme*. DU fünfjig ©ulben für ben „lieben
SouiS" mürben bann auä) ftäter mm biefem jum SEn*
fauf eines f$li<$ten eigenen ©<$reibtif<$eS unb eines
SML$erf<$ranfeS in bie neue 2Birtyf$aft Mrtoenbet, unb
toetm fö>äter feie Hausfrau gerne für einen bequemeren
©<$reibtif<$ geforgt ^äite, fo $tefj eS: „2l<$ laß mir
meinen ©<$reibtif$, er ift toon meiner lieben 3Kabel ! "
©0 ift er au# in feinem 3u»mer geblieben, toenn
glei<$ franjöfifd^e unb beutf^e £ouriften fi<$ über feie
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attju einfädle ßinrid&tung be£ Arbeite jimmerS bertuun*
bertcn. 9lo$ na<§ einer Steide bon ^afjren ftnbet fidj
in XtylanbS £agebu$ angemerft: „£obe$tag ber 3Rabel."
2)er Sekret ber ^ötyeren Älaffe, in toel<$e Urlaub
mit bem jtitölften 3a$re eintrat, ber Stector Äaufmann,
toar al$ tü^tiger ^ilologe befannt. ©r fäeint feinen
Se^retfer mit bieler Humanität gepaart JU $aben. $ie
Änaben burften bie lateinif<$en SBerfe, bie fte ju liefern
Ratten, ti>o£l jum 39eifpiel auf bem genfterfimS fle^enb
unb in bie grünen Solange brapirt bortragen. Oft
war e3 i^nen audEj freigefleHt, ob fie lateinifd&e ober
beutf<$e SSerfe machen toollten. S)a8 Silben ber latei=
nifd&en SSerfe fd&eint Urlaub ungetoij&nli<$ leidet geworben
ju fein; über einen ©onntag lieferte er bem ße^rer
einmal £unbert. 2luf ber ©<§ultreppe, beim Hebers
jagten, fanb er nur neununbneungig ; aber flugS hmrbe
ber ^unbertfte no<$ twHenbet. Oft fertigte er and)
minber begabten Knaben bie irrigen, nur mufften fie
fi<$ gefallen laffen, bafc bie für fte befiimmten mit
#umor na$ i^rer ^nbibümalität gemobelt tourben.
®er SRector unternahm au<§ jutoetlen ©pajiergänge mit
feinen ©<$ülern, unb $ielt fie bann ju friegerifd^cn
Spielen an. ©inmal beftieg er mit tynen ben Stofcberg,
ben ^öd^fien $unft ber ©egenb, um bort bie ©onne
aufgeben ju fe&en. 211$ bie (Srtoartete enbli$ herauf*
flieg, $abe Urlaub bie Slrme ausgebreitet unb aus*
gerufen: ©onne, bu fommfi! 3)ieÄnaben ertoarteten
ein @ebi$t, aber ju i&rem ©taunen blieb es bei biefen
©orten. Son einem ©ange, ben er jutoeilen mit ben
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gltern machen burfte, §at U&lanb immer mit freubiger
grinnerung erjä^It. Suf bem £ofgut Sftofedf, über bem
Simmertal auf ber $ö$e gelegen, too^nte ein ^crrfdjaft-
lid&er SBertoalter, ein Sefannter ber gltem. ®aS länb*
flogen auf ben befannten 9luf au« bem 2öalb herbei,
um fi$ gutter §u $olen. Unten im £ofe toerfammelten
fi$ bie fo oft feinblt<§ gefinnten Spiere, #unbe, Äafcen,
junge ©<§tt)ein<$en mit SBalbfcögeln unb bem jatymen
gebett>ie$ in eintragt um bie grofee gutterf^üffel.
S)aju bie lieblid^e 2Iu3fi<§t über ba3 SRetfart^al unb
auf ber anbern ©eite ber ftiHe Söalb. Stuf folgen
©ängen, balb mit ben ßltem, balb allein, entttridfelte
ji<§ rootyl in ber jungen ©eele ber ©inn unb bie Siebe
jur 9Ratur, ba tourbe ba3 Sluge für i^re ©<$öntyeit
gewonnen, ba na^m er bie Silber in fi$ auf, bie un§
in feinen Siebern fo frifdj antoetyen.
SDlit einem ©<$ulfameraben lag er nun aud? SRitter^
romane fcon ©piefe unb 6ramer. ©ie Ratten aber noä)
folgen Äinberfinn babei, bafe jie bie Stüter, Änappen
unb 33urgpfaffen ©onntagä 3Jtittag3 fid^ malten unb auf-
pappten unb bie ©ef<$i$ten bann mit tynen aufführten.
Sluf ber £ö$e be3 OefterbergS , bamalS no$ $eibe=
lanb , $at er fi<$ juerft mit froren Äameraben ^erum=
getummelt, ober ben ©d&metterlingen nachgejagt; nun
fafe er mit einer 9Uttergef<$i<$te, ettoaS fpäter mitöffiau
unb Qblty bafelbft. Oft fafc er au<§ bort ben jie^enben
2BoIfen, bem ^eranna^enben ©etoitter, bem Sendeten
ber Slifce ju, unb erft toenn ber Siegen ^erabjuprajfeln
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aufiettg, eilte er mit großen @ä|en bem (Sltern&aufe
ju. ®ott ift au<$ fräter, im 3a$re 1806, ba$ friföe
©ebi#t „®ea Änaben Serglieb" entftanben.
©$on fcon bem $a$re 1800 ftnben fty in einem
«einen £efte eingegebene ©ebtdfjte, fte jeigen aber
no<§ fein eigene« ©efcräge. $>a$ erfie, toeld^eä ange*
ffflfrrt »erben foH, ift im grityja$r 1801 entftanben.
@3 ift eigentlich eine ©d&ulaufgabe. 3n ber £übin&er
Sdjjule toar es ©itte, baf; ber ©rfle in ber Älaffe in
felbfteerfertigten Herfen ben ©d^ulöorftanb um bie
(Maubnife jur Safanj anfrredjjen muffte. SHefe Ob-
liegenheit traf unfern jungen ®i<$ter; er mufcte im
f^toarjen 3Kcmtel($en (ba3 er fi<$ aber erft in ber
£au$flur be3 £errn ®efan$ umgebunben £atte), ba£
folgenbe 3Mttgebi<$t vortragen:
Sitte um bie 8rßföal>r«)afaiia*
$er ftürmifd&e Söinter im raupen ©etoanbe
glofj f)in ju be£ C£t3meer3 aerftlbertem Stranbe,
Stol? bin 3U be3 -JlorbpolS t>eröbeter glur.
$a roccftc ber Jritfyling im blumigten bleibe,
©efd?mücft mit bem buftenben ^ranje ber greube,
2lu3 rufyenbem ©Plummer bie junge ÜRatur.
•
$>a3 ^eitere £id?t ber ermämtenben ©onne
(frfüttt bie 9tatur mit dntjücfen unb SBonne,
3ftr geuer serfcbmolj ben gefrorenen 6ee;
er löäte ft* lo3 in geträufelten bellen ,
S)a ftürjte ftd> in romantifdjen gärten
58om hoben ©ebirge ber glänjenbe ©cfmee.
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3c|t f^meigt bas ©etöfe ber jürnenben 3Binbe;
2) er 3e#rt?r umfäufelt bie fnolpenbe £tnbe,
5ln meldje ber ftötenbe Schäfer fict> lehnt.
$ie §eerbe burcfyfmpfet mit frßljliäjem 93löden
3) ie grünenben Singer, bie blütjenben Redten,
2Bena$ fie fo lange, fo fef>r fta? gefeint.
35a3 3toitf$em ber Sdjroalben, ba£ klappern ber Störte,
2) a§ Silagen ber 2öad>tel, ba§ trillern ber Serie
$urd)ftrömet bie fiufte in buntem ®emifd?.
(S3 plätfa?ert bie fd&lüpfrige muntere Sdjmerle
$m Seid&e befdjattet vom 2Btpfel ber (Srle,
Unb unter bem paarigen 2Beibengebfifd>.
3) ie märmenbcn Straelen ber Sonne crmctften
Un^a^lige §eere von flehten '3 n fetten,
Sie füllen mit bumpfem ©efäufel bie Suft.
$er Simetterling flattert burd> blumigte SBaibcn,
3)urdj junge ©ebüfd)c, burd? fonnige §aiben
Unb fdjlürfet ber Setzen erquiefenben $uft.
2)er Siefermann jod;t btc gematteten Stiere
Vergnügt an ben $flug unb bie ftattlidjen Spiere
Grfreut bie ßrlöfung toom buftmn. Stall.
§ell fdjallcn be3 SldermannS länbltd&e Sieber
$erboppelt vom fc^attigen Sannenmalb roieber,
$ermifd?t mit ber s$ettfd?e erfdnitternbem Änall.
Unb nur, mir Söfrte ber 2Rufen, mir ftaen
§inau§ in be3 yiedax;XfyaU Weitere Sluen,
Unb Surft nad) Vergnügen bemegt un$ bie 99ruft.
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£ier unter bem blauen, erhabenen jpimmd,
3u manbeln im freubigen, hunUn ©emimmel,
0 roeldjeS entlüden, meld? lnmmlifd)e £uft!
Trum natyen mir un§ naefc ber jährlichen Sitte
lln§ 3hnen, ^ochroürb'ger! mit fyofjenber QMtte,
Um 3eit ju beS grü^ling§ üergnfigtem ©enufj.
Dod? nid?t um in SDtufee bie Seit ju »erträumen,
De3 gleifje3 geheiligte $flid)t ju tterfäumen;
Den gleifi ju ermuntern fei unfer Gntfdblujs !
»Dann fe^ren mir mieber mit frifdjeren Gräften
3urutf ju ben SDtufen, ju unfern ©efd)äften,
3urfid mit erneuertem ßifer unb Sleifj.
llnb bafe mir gemäfjigt bie greube genoffen,
Dafe nid?t bloS in iDlu^e bie Seit un£ oerfloffen,
£ei 3Ba4*t$um im ©uten ber fd?önfte »etoeö!
5)cr 6onfimation&ttnterri<$t, ben Urlaub üou
feinem ^o^beja^rten ©roffoater erhielt, toeefte eine
ernfte Stimmung in tym, bie fi<$ in bem folgeuben
Siebe, gebietet ben 3. 3Kai 1801, auSfpric^t.
3cfu Sfafcrftcljnng unb ^immclfüljrt,
3n eines gelfen nachtumflortem Sajoofe,
Da lag ber fjeil'ge ©otteSfohn,
Da lag er blafj, entftellt, auf meinem üDloofe,
De£ Sebent Obern mar entflolm;
Da ruhten feine ©lieber, ad> bie müben,
3n ftiHem Sieben.
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2a lag er ad)! im Seifen eingemauert,
93on feinem £üftd)en angehebt,
Son roenigen ©etreuen nur betrauert,
23on fielen fredfr oerfjöfmt, oerfd?mäbt.
SXe Sobtenoögel flagten an ben Seifen
21u£ beifern Ralfen.
SRur loen'ge feiner treuen Sdjüler toallteu
SDtit Sbränen oft §um Gfcab binauS,
£>o$ 2Jtyrtaben Srauerlieber r)atlten
2)ort oben in be£ SBaterS $au3;
$ort weinten i&m in unermejmen Seiten
S)er (fngel Raiten.
2) ocb enblid? bämmerte ber brüte borgen,
Settbem ber £eib begraben toar,
SRoa? lag er in ber Selfenfluft oerborgen,
üftoeb Hagte fanft ber @ngel Sdjaar.
S)a tourbe fäjnell baS £anb beS £errn erfdjüttert,
Subäa gittert.
$a brausten toilb ber ßrbe (Singetoeibe,
S)ie SJleere ftrebten himmelan,
3) er $abor unb ber §ermon manften beibe,
$atläfte rifc beS 6turmnunb£ 3afyn.
Sa fprang ber 3efu3fel£ gteidt) alten @ia?en
S3ei 3GBetterftreia)en.
Unb auS ben r)ol;len , hjeitgefpalt'neu Klüften
6teigt feierlich ber §err einher;
(Ein Silberfleib umflattert feine £üften
Unb i&n umfliegt ein Strafylenmeer,
(fin 6trafylemneer, als mären taufenb oonnen
3n Gin* verronnen.
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Unb feine 2Bäa)ter, bie Borfjer fo breiften,
Ertragen ni*t ba* (Stotteältyt,
Sie werfen Sjnefi unb <Sa>erter au<§ ben gduften
Unb ftürjen hin auf'3 3lngefia)t.
Sa liegen fie, bie SBürmer, aa?! fie gleiten
(Srblajjtcn Seiten.
£o<$ nia)t um föadje an betn Seinb ju üben,
(*ntftieg ber £eil'ge feinem ©rab;
%d} nein! er toanbelt fun ju feinen Sieben
Unb troefnet ihre S^ränen ab;
Gr will al£ ©otteS Sohn ben 3üngerfä)aaren
€ia) offenbaren.
£0$ balb entfdjlüpft bem Sabor eine SEÖolfe
Unb bebet ben ßrftanb'nen auf.
Gr fpri<$t §u feinem tiefgerübrten $olfe:
„©etroft, jum SSater gebt mein Saufl"
Unb balb entfajnrinb't er über allen Sternen
3n blauen Semen.
3m ©pätjahr 1801 burfte Uhlanb eine atafanj;
reife 311 93ertoanbten in Stuttgart unb Sraden^etm
unternehmen. (Sin Srief ber järtlichen 3Jhttter, ber
ihm naä) Stuttgart na^gefd^idEt ttmrbe, jeigt burdf) bie
mannigfachen Ermahnungen, bie er enthielt, tt)ie }, 83.
nityt )u trinfen, toann er toarm fyabt, nicht ju toeit
ju gu& ju ge^en , bei unbefiänbigem SBetter lieber mit
bem 33oten ju fahren u. f. to. baS ängfilid^e SDJutter^
herj. S)er Sohn n?ar nodh nid^t lange in Sradfenheim
bei feinem £)f)tim, bem S)efan Uhlanb, angefommen,
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alä Sater unb 2Jlutter angefahren famen, bem ©ohne
ju grofeer Ueberrafdhuug. ttiworherflefehflte Umftänbe
Ratten fie pr Steife teranlafct. SRa^bem ihr Subtoig
bie aSatonjreife angetreten hatte, toar ein Sßrofeffor,
ber ein fceträ$tli<$e8 gamilienfltyenbium ju fcertoalten
hatte, firm S3ater gefommen, um ihn barauf aufmerffam
ju tnad&en, bafe ein $la$ barin erlebigt toerbe, unb
bafc fein ©o$n baä erfte Stecht barauf habe. Um aber
eingefefct ju »erben, ntüffe biefer jefct fd&on inferibiren
unb enttoeber bie SÖ&eologie ober bie 9flety^iffenfd>aft
jum ©tubium ertoählen, toetl ber ©tifter, bem bie
Slerjte fcon einem f^toeren Seiben nid&t Reifen lonnten,
bie SRebicin ©tubierenben t>om ©enuffe auSgefdhloffen
hatte. , Sei ben (Sltern hatte f\6) bie Slnfidht gebilbet,
ihr ©ohn ttrfftbe am Sefien thun, ben Seruf eines
SlrjteS |U totylen, toi* ber Dnfel SDoctor, bei bem fie
im £aufe toohnten. Subtoig Uhlanb ^ätte ft<h am
liebften ber Ätiologie gettribmet, wenn es in jener
3eit ixbliö) getoefen toäre , biefe jum £auptftubium ju
»ählen. ©ießinridftfungen im tt>ürttembergif<$en ©tubien^
toefen toaren aber bamate toon ber Slrt, bafc baS ©tubium
ber ^S^ilologie unb Rheologie enge mit einanber fcer=
bunben toaren. Sitte SehrfleHen im Sanbe tourben mit
2Rännern befe|t, bie ^itologie unb X^eolo^iz
jhibiert hatten, ©o tarn es, bafc Subtoig ber Eltern
2lnfid&t: er foHe SDlebiciner toerben, ohne Abneigung
jur feinen gemalt ^atte. S)er Dnfel ®octor toar audf)
fo Uebenätoürbig unb umrbe überall fo ho<h gefd^äftt,
bafc fein 3SorbiIb ihm bie 2BahI toohl einleud^tenb
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machen formte. ®ie Wafyxify be£ ^rofefforä war
für Urlaubs Sater bic Seranlaffung , jefet fdjon eine
entfäiebene Berufswahl mit bem <5ohn ju treffen; er
ftellte biefem bie 2öa^I frei, bemerfte ihm aber, ba&,
wenn er fi<h jur 3te<ht$wiffenf<haft entfetteten Wolle,
er ben ertrag beS ©ttyenbiumä für ihn einer fünf*
tigen Steife aufbewahren wolle. 2)em Änaben, bem bie
SDlutter faum erft gef<$rieben hatte, er möge 2l<$t geben,
bafe er bem SBagenrabe ni<$t ju nahe fomme, würbe
nun bie äßahl beS fünftigen SerufeS anheimgegeben!
6r ma<$te be£ 93ater3 Stnftd^t , er werbe Wohl thun,
baS Jus }u ergreifen, au<h jur feinigen. „3$ f ehrte
mit ben eitern ^eim unb inferibirte ben 3. Dctober
als S^rift," erjä^te er fydter ben greunben..
£iemit fdhliefeeu wir bie Äinberjahre, fe|en aber
ber 3eü eMa3 borgreifenb ein SReujahrägebuht t>om
1. Januar 1802 an bie ©Item bei, weil e3 feine hers=
lt$e S)anfbarfeit gegen biefe au3ft>ri<$t.
»leinen eitern am 9lenja^r 1802-
DJleine^ Sebent garte SMüte
§at bie 3eit nun abgeftreift,
Ünb, bemalt burd? @otte3 ®üte,
6inb bie glückte balb gereift.
2ßte naefy Sreunben, bie tn'S gerne
Unferm 5lug enteilenb gehn,
2öir jtoar trüben SBlicte, boeb gerne
ftoeb, fo weit mir tonnen, febn :
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2U|"o burd? ber SSorjeit 2)unfel
Sei? id? nad> ber ßinbfyeit ©lud,
tote golbner Sterne Junfel
gern im 91ebel blinft, jurüd.
Stets au§ ftnnenbem ©emütlje
%ont mir bann ber laute JHuf:
San! ben ßltern, beren ©üte
3ene Seit fo glficflia) fajuf!
II
Die Sfotoenjaljre,
1801—1810.
®£ toar in jener fttit nify ungetoi^nlidj, bafe bie
©ötyne ber Tübinger Sürger f$on fru^e aU ©tubenten
aufgenommen mürben. 2)ie latemifc^e ®$ule reifte
nur bis junt 14. Qa^re, bann tourbe bur<$ tymaU
unterrt<$t, tooju bie Stepetenten be£ etxmgelif<$en Stifte*
gute ©elegentyeit boten , bie$enntni& ber alten ©prägen
toeiter geführt unb baju famen no<$ einige Sorlefungen,
nrie ©ef<$i$te, £tteraturgefd?i$te, bie 5Waturlt>iffenf(^af^
ten unb 3Rat^ematü.
%üv unfern angetyenbeu ©tubiofen tourbe Repetent
©eubert (fpäter ©arnifonsprebiger unb Sßrälat) jum
Se^rer getoätylt. Urlaub $atte für bie alten ©prägen
mel 3ntereffe; er erjagte fpäter: „Sluc^ aufeer ben
„llnterri<$t8ftunben bef^äftigte id> mi<$ Diel mit ben
„flaf[if<$en Tutoren; mit meinem greunbe unb <Sä)uU
„fameraben Hermann ©melin (fpäter Dberjuftijrat^)
„£abe i<$ toieberfcolt bie Db^ffee unb bie grie$if$en %ra*
„gifer, befonberä ben ©op^ofleS, gelefen. S)en ©ommer
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„über brauten toix mau<$e ätbenbftunbe in feinet 3Jater§
„ ©arten bamit }u. 3$ matye auä) gerne meine 9teujafyr&
„gebiete für benOrofcbater in ^orajif^en Herfen, lieber
„fcaupt fear iä) gamilienbi^ter. 2lu<§ für Onlel 2>octorS
„Wlöbtyn machte i<§ i&re(Murt3tag3tt)üuf<§e. S)ie beut-
„f^en Serfe tourben &u £aufe unb bei Setyörben gerne
„gefe^en, um — - ben 6tyl ju bilben. Um biefe ßeit
„fanb i<$ bei einem ätertoanbten, bem ^rofeffor SBeiffe,
„in einem Journal, ba8 £eibelberger SBlufeum betitelt,
„Sieber au$ bem £elbenbu<$e, namentltd) ba3 Sieb &om
„ alten £ilbebranb, ba8 tiefen (Sinbrui auf mi$ma$te."
Der Se^rer ber 3Rat§ematif, ^rofeffor Rosenberger,
mar too^I ber auögejeid^netfte toon U^IanbS Setyrem,
aber für biefe« ©tubium §atte er nur toenig Begabung.
3)er @ef<$i<§t3t)ortrag be3 ^JtofcfforS SRöSler fpra$ tyu
roenig an, ba er feinen ©toff meiftenö farfaftifd) be*
Ijanbelte. SRöSler toar aber fe^r freunblidj gegen Utylanb,
feine SBibltot&ef ftanb tym immer offen. „SBie glüdlicfy
„toar idj (fagte Urlaub hierüber), toenn iä) ben Sayo
„©rammatifuS in ber Ueberfefcung toon SDlüDer ober bie
„^elbenfage mit na<$ $aufe nehmen fonnte; au« biefem
„3Berfe entfeimte meine Vorliebe für bie norbif<$en
„awpt^en. ©er £elbenfage §abe iä) meinen blinben
„Äönig (1804) entnommen."
SDie^r Anregung als bur<§ JttöSler erhielt er burdj
eine Sorlefung be3 ^rofeffor ©epbolb über ben Horner.
2llö ber Se^rer bie Db^ffee, Dffian (ober bie Stteneibe?)
unb ba§ lateinifd^e @ebi<$t SBaltyer tum Aquitanien
fcerglify toar baS fe$nfü$tige, lieberbürftenbe $erj feines
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3u$örer£ fcoH Söonne. 3Jtit flopfenber Stuft eilte er in
bie SBo^nung beS SefcrerS unb erbat fi<$ ben SMt&ariu*
Don i^tn. 3n bem Siebe &on SBaltyer unb £ilbegunb
tyatte er nun gefunben, toaS bie eigentümliche Stiftung
feinet SBefenS verlangte. „2>a3 $at in midjj einge=
„fragen/' fagte er. „2Ba3 bie flaffifd^en S)id&ttoerfe,
„tro$ meinet eifrigen Sefenä, mir m<$t geben lonnten,
„weil fie mir ju Har, ju fertig bafhmben, totö ity an
„ber neueren ^Soefic mit att tyrem r$etorif<$en ©<$mu<fe
„fcermifcte, ba3 fanb i<$ $ier: frif<$e Silber unb ©eftalten
„mit einem tiefen $intergrunbe, ber bie Sß^antafie be=
„föäftigte unb anfi>ra<$!" (Sr füllte ft$ fo reidfj in
biefem 23u<$e, bafe er in feiner Segeifterung anfing ben
Sanb in ber 9ta$t abjufd&reibeu; ein Unternehmen, ba§
er freiließ ni<$t ju Snbe führen fonnte, baS aber geigt, toie
fe^r er bur<$ ba8 33u$ Eingenommen toar. Sftid&t lange
na^bem U^Ianb ju ftubieren angefangen $atte, tourbe
$ß$iliyp 6onj (bisher Reifer in Subttrigäburg, too er fi<$
SuftinuS Äernerä fe^r freunbli<$ angenommen ^atte)
als ^rofeffor ber beutf<$en Siteratur an bie Untoerfität
berufen, ©r geigte fi$ audj gegen Urlaub fetyr gefällig,
lie^ i^m feine Sucher unb ging i^m mit 9tath unb
S^at jur £anb, unb obglei<$ ber junge $oet, beffen
Sieber nadj unb na<$ befannt würben, anbere SBege in
ber ^ßoefte einfd^lug, geigte i^m 6onj immer tt>o^ltool=
tenbe S^eilna^me. Urlaub führte fpäter als Sßrofeffot
in feinem ©tplifiicum an, bafc er ein berarttgeä EoHeg
in feiner gugenb fcom ^rofeffor Gong mit SRufeen ge=
l;Ört ^abe.
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Sßeitere 9ia$rung f anb er im Safcre 1 805 in be3
Änaben SBunber^orn. 3u<§ £erber§ Solfelieber nmrben
i^m nun befannt, unb toie biefer burd) bie fcon SSif^of
^Jerf^ gefammelten unb herausgegebenen altenglif<$en
Sieber , bie Reliques of ancient English Poetry,
ju feinen gorfd&ungen veranlagt timrbe, fo timrbe nun
U^lanb angetrieben, mit bem $ranjöfif<$enunb @nglif$en,
ftäter au<$ mit bem ©£anif<$en unb ben norbiföen
Spradau ft<§ ju bef<$äftigen, um bie alten Steber im
Urtexte lefen §u ffinnen. 3111 biefeS trieb er, au&er bem
grattjöfifäen, fülle für fi#. 3)ie ©$ul!ameraben toaren
anberen Sahnen gefolgt unb mit ben ©tubenten l;atte
er tto<§ toenig 33erfe$r. $Da3 ©<§toeigfame in feinem
SDSefen, über ba3 früher öftere geflagt tourbe, mag too^l
in jener entftanben fein, fo toeit e£ ni$t f^on fcon
Äinb^eü an in feiner SRatur lag. gür oberftt$U<$e*
©efpräcfc ^atte er aHerbingS toenig ©hin, toemt er aber
burdj ein tieferes ^ntereffe für bebeutenbe ©egenflänbe
angeregt tmirbe, toenn er @nq)fängli$feit bafür fanb,
fo tourbe er belebt unb e3 toar tym ein ©enufe, fi$
mitjut&eilen. SDaS eigentliche 33urf$enleben tyat er nur
feiten mitgema^t, au$ in fpäterer 3eit nidjt, too er
me^r mit ©tubenten umging. SSom ro^en ©tubenten*
toefen blieb er bur$ ba3 i&m innetoo^nenbe 3<wtgefü$l
beiDa^rt, aber aud> an erlaubten Sugenbgenüffen W
er ftd) meniger beteiligt, tt>eil er im ©ttern^aufe lebte.
2)aS £af$engelb , ba§ tym ber SSater gab , tourbe gar
oft ju Sötern fcertoenbet unb reifte bann ni^t me$r
ju ©tubentenlujibarfetten. SRe^r forbem mochte er
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nid;!, ba er fa$, bafc auty bic @ltern bei bem mäßigen
Einlommen fid^ bef<$rän!en mufeten, fo ^ergUdfje ©aft*
freunbf^aft audj im £aufe geübt tourbe. 3n ber Äinb;
Ijeit unb ber erfien ^ugenb w mandje ©tunbe betn
3ei<$nen,befonber8 bem£anbf$aft8gei<$nenmit2lquarelk
färben getoibmet, ju toeld&em er Anlage $atte. SDie Sufl
gum Stubium ber ©prägen unb jur ^oefte ^at biefe
Begabung in ben £intergrunb gebrängt. Sßenn er aber
fpäter in feinem 9Jlanne3alter ben Keinen Steffen auf
i^ren 2Bunf<$ eine St^iergruppe ober ©olbaten jei<§nete,
fo war an bem flü<§tig entworfenen Silbe ju fetyen,
wie fein ber gormenfinn be8 3ci^nerö to*r- ®iefe
Silber mürben mit ber linlen $anb ausgeführt, beren
er fid^ überhaupt gern bebiente. (SS mag bieg, neben
feiner großen Äur ifid^tigf eit , baju beigetragen haben,
ba& er ft<§ minber getoanbt geigte, wenn etwas angefafet,
gehtüpft ober angeboten Werben foHte. 3Kufif $at er
gwar nie felbft getrieben, er hatte aber ein nötiges
£>§r unb toiel ©inn unb ©efü^l für fie. ©päter, aud)
in beföränfter Sage, ^at er fetyr gerne bie Oper in
Stuttgart befugt unb no$ in hohem älter öerfäumte
er feiten eine muftfaltf<$e Aufführung. SDie SSioline
war fein SieblingSinftrument unb Quartette ber ©trei<fc
inftrumente waren ihm befonberS lieb. Qn Weiterer
©efeEfd&aft nahm er eifrig Ztyil am ©ingen ber ©efetU
föaftslieber. S5om Sange war er gerabe fein großer
greunb, bo<h befugte er in feiner fpäteren ©tubentengeit
gerne baS Safiuo in Bübingen. — SSom 3a$r 1804
ift baS folgenbe Sieb:
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«eb eine« £odjtoä<f>ter*.
SBae fümmert ba3 Getümmel
£er Keinen ßrbe mid>!
,§cd) in bem blauen $imme(
Seb "unter Sternen icb.
Unb fef> fo Hein ba unten
$ie (frbenmännlein gefm,
Seb mie fie ftd> in bunten
©efaWgen 3Birbefn brefjn.
$anf! 3U meiner §öf)e
bringt nid?t ifjr 2ftobe$tt>ang,
Sdmnngt ftd? fein Hd? unb Söefje
Unb feiner gefiel ßlang.
3>em §immel angetrauet
$ann frei unb frofj id? fein,
So fceit mein Sluge flauet
3ft biefe Grbe mein.
Unb mein fmb alle Sterne,
$ie burd) ben «gimmel gefm,
Unb fta? in blauer gerne
Wxv ilberm Raupte brelm.
SBenn einft mit ©otteS Söitfeu
OTein (Srbenleib §erf Adt r
So trägt man ihn im Stillen
£>inab $ur Keinen 3Mt.
24
Hub if>r geföäft'gcn £eute!
3(?v leget i&n juv
Ödngft frfjtoang fein ©etft doü 5reube
8td> feigem ©elten 31t.
2htd; baä Sieb: ,,©ie fterbenben gelben" ift aus
biefer £eit. 3m 3a$re 1804 fam SuftinuS Äerner
naä) Bübingen. S$on früher waren bie jungen Seute
bei gemeinf#aftli<$en Sertoanbten befannt geworben.
$ie Siebe gut ^Joefie braute fie ft<$ immer nä^er unb
ÄernerS betoeglidjeS jutraulidjeS SBefen übte auf beu
Surüdgejogeneren ttylanb einen fe^r günftigen ©influß.
2)ur$ i§n tourbe er nun aud) metyr mit anberen
Stubenten befannt unb balb bilbete fid> ein Ärei§ fcon
#reunben, bie in Slbenbjufammenfüuften fro^e unb
genußreiche Stunben verlebten unb für ba3 ganje Seben
)iä) an einanber f^loßen. ßarl SJtatjer (fpäter Dber*
juftijrat^ in Bübingen), au<$ bur$ bie $oefie mit
Äerner unb Ufylanb fcerbunben, tfat beiben innig na^e.
.peinrid; ßöfilin, ®eorg Säger (beibe fpäter SDtebtcinak
rät^e au Stuttgart), bann Äart 9tofer, in ber $olgejeit
ll$lanb£ S<$toager, unb furj &or tym aU Staatsrat^
§u Stuttgart geftorben, unb anbere me^r, bilbeten einen
froren, geiftig bewegten ÄreiS. SSom 3>a$r 1805 an
mußte fi$ Utylanba Stubium, baS bi^er me$r ber
^ilologie unb ®ef3>i$te jugetoenbet toar, metyr auf
bie 9te<$t3toiffenf<$aft rieten; fie ttmrbe auä) m<$t fcer-
na<$läffigt, obgleich er toenig Neigung für fie §atte
unb — toenig anregenbe Se^rer ifjn au<$ ni^t me$r
bafür gewinnen fonnten. 3)o<§ blieb, neben treuem
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gleifee für biefeä %ai), noä) man<$e ©tunbe ber $oefie
getoibmet, ju toel^er er fi$ in biefer SebenSjeit be^
fonberS ^ingejogen füllte. SSon feinen Siebern fütb
Diele toätyrenb ber ©tubienjeit gebietet. %m ©pätjatyr
1806, in ber £erbftoafanj $atte er bie ftreube, mit
einigen greunben, Säger unb ^o^ftetter unb einem
©<§toeijer, Äinb aus 6$ur, eine gufereife burdj bie
beutf<§e ©d&toeij machen jit bürfen. Sluf ftarfen £ag=
märf<§en burd&jogen fie ben größten St^etl berfelben.
äfofeer „XtU Patte" $at fi<$ aber fein ©ebi$t über
biefe Seife toorgefunben, mit fo lebhafter Erinnerung
U&lanb au<$ fpäter berfelben gebaute, ©eine Siebe
SolMiebern liefe ifyn au<$ in ber ©d&toeij emfig banad)
formen unb al* er bei einem ©<$u$ma<$er in 3Ke^
ringen im £a3lit$al ftd^ bie ©tiefei fohlen liefe, glüdte
eö i$m, au<§ jtoei alte Sattaben §u er$af$en, bie in
©edenborfs 3llmanad& abgebruef t »urben. ®r fdbidte bem
@d£u§ma<$er als ©egengef<$enf ©Ritter« SBityem Xeü.
2)urd() Vermittlung eines SanbSmannS, beS naefc
fcerigen SegationSrat^ Äötte, fanbte Urlaub 27 ©ebi^te
fcon fid^ unb 7 toon Äerner an Seo Don ©edenborf na<ty
9tegenSburg jur aufnähme in feinen 9ltmana<§. ©ed en*
borf äufeert )i$ gegen Äötte fe&r aufrieben über biefe
©enbung unb tounbert fid) , bafe er toon biefen Sintern
uo<§ gar nid&ts gehört $abe. Salb barauf nmrbe U^Ianb
felbft brieflich mit ©eefenborf befannt unb fd&idfte tym
Uebertragungen au« bem £elbenbu<$e, bie biefer günftig
aufnahm. SSon bem 6nbe beS Saures 1 806 ift f olgenber
Srief Urlaubs an ©eefenborf.
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U&lanb an ifco liott Scdenborf ju 9Jegen$burg.
3&r örief vom 18. Oft. (erhalten b. 10. 9ioo.),
öffnete mir bie angenehme 2lu8fi<$t , mit 3$nen in nähere
Sefanntfd&aft unb literarifd&e SSerbinbung treten ju
fönnen; lieg mid& aber beinahe beforgen, bafc 6ie me^r
t>on mir erwarten, als i<§ ju Ieiften vermag. So feljr
mir ne^mli<§ baS ©tubium ber altbeutf<$en sßoefie am
§erjen liegt (unb am $erjen lag ju einer Qtxi, ba bie
Semü^ungen ber bleueren no<$ ni<$t öffentli<§, ober
mir toenigftena no$ ni$t bef aunt toaren) , fo fS^r iö)
toünf<$e, mt<§ in SJer^ätttiiffe verfefct $u fe^en, too au$
id? jur Söieberbelebung unferer poettfetyen SSorjeit mein
©eringeä beitragen fönnte — fo toenig fafc id£) midj
bisher im ©tanbe, in biefem ga<$e ju ttrirfett. 3n
einem 2llter von no$ ni<$t vollen 20 Sagten unb bei
einer ganj entgegengefefcten Seftimmung ift e3 mir too^l
f$ou an fi<$ ni$t möglidfj, gro§e literarif<$e Umft<$t
erlangt ju fyabeu. ®aju fommt, bafc mir feine anfe^n-
lidfje öibltotyef offen fle$t, aus ber i$ verborgene Sd&äfce
fyervorjie^en , ober au<$ nur mi<§ mit bem f<$on 3?orf;an*
benen vertraut madfjen fönnte.
Sorerft atfo £ab' i<$ toeber ettoas bebeutenbeä in
4>änbeu, nodj jeigt fi$ mir ©elegentyett ju einer be*
ftimmten SRid&tung meiner Neigung für bie altbeutf<$e
^oefte überhaupt. 3Jiit Vergnügen aber ttmrb' i<$ 2tlle3
ergreifen , toaS 3ufa^ ober Unterftüfcung eine« greunbeS
mir jufü^ren foHte. ÜJtttt^eilung eine« ©egenfianbeä,
an bem i$ meine Gräfte auf angemeffene 2lrt üben
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tonnte, ober and) nur 2lntt>eifung, too ein folget ju
finben toäre, ftnb mir ba^er immer toilffommen.
3)a jebod^ gu jeber äftyetif <$en , toenn au<§ ni<$t
probucttoen Arbeit eine Stimmung erf orberlidj ift, toel<$e
bic launtf<$e ©tunbe naä) SOBiHfür gibt ober toerfagt,
fo fann i$ für mi<§ feE&ft nt<$t Särge fein, ttriefem
mir bie Ausführung biefer ober jener 2lrbeit möglid?
toäre, abgefe^en babon, bafe anö) bie Seit , bie i$ auf
biefe ©tubien toertoenben fann, fe^r befc^ränlt ift. S)er
einzige SSerfud^, ben i<$ in biefem ga<$e gemalt fyabe,
ftnb bie 33ru<$flü<fe aus bem #elbenbu<$e. SBieffeidEjt
tofirbe i(S) mehrere auf biefe 2lrt bearbeitet fyaien, toenn
mir ni<$t befannt toäre, bafc man neuerlid^ ein älteres
unb äd)te3 §elbenbu<$ aufgefunben fydben totH. 2>a
i$ nid^t (Gelegenheit fyabe, ben ba^in gehörigen 9luffa§
öon 2)ocen ju lefen, fo toürbe mir einige Seiehrung
über biefen ©egenftanb fehr ertoünfd&t fein- £at man
toohl alle Xtyile beS $elbenbu<$e8 in einer älteren
©eftalt aufgefunben? toel<he©pra<he unb toeld&e SBerSart
^at ba£ ältere £elbenbu<h ? ©ttoa bie be3 Nibelungen*
liebet? Xied foH toährenb feines Aufenthaltes in 9t om
triftige ©ntbedtungen im gelbe ber attbeutfd&en $oefte
gemalt fydben.
5Ro<h reb' t<h bon einem ©egenftanb, ber unfrem
beiberfeitigen Sntereffe nt$t fremb fein möd^te. S)er
beutfdjje Sinter, bem es um bie toafcre, in rüftigem
Sieben erf<$einenbe $oefte ju thun ift, fühlt einen auf-
falleuben SUlangel an baterlänbifd^er Ethologie (nid^t
in bem Sinne, in toeld^em man bie norbifd;e ©otter*
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le^rc ber ßbba bei uns gelieub ma$en tooHte), er finbet
fo toenig alte Äunbeu feiner Nation, bie ftd(j ber bib
benben Äraft o$ne ©träubcn Eingäben unb bo<$ auf ber
anbern Seite ba3 tiefte Heben ber ©eele jur objecttoen
ßrf Meinung förberten. 3)ie ©ef$i<$te fannbiefen 3Jtangel
nicfyt erfefcen. $)ie grie<$if$en 2)ramattfer Ratten not
fi<£ iljre ßpifer, ©^alefpeare eine reiche -Stenge alter
fiieber unb romantif<$er Erklungen; au<$ toir2)euif<fye
fielen auf bem fünfte ber bramatif<$en Äraft unb
fu<$en eine Sßortoelt epifd^er Sichtungen.
3öir haben jtoar einige SSolföromane (obgleity
tuenige ber befannteren urfpriinglid^ beutfd^e fein mö=
gen), i^re Stnja^I ift aber fo gering, bafj bie bxauty
bareren meiji f<$on fcon £ie<f unb anberen bearbeitet
finb. Seiber liegt jtmf<$en unä unb ben 3^**/ m
ioltye SDtären im ©ange waren , eine altfluge Sßeriobe,
meldte auf jeneromantifd&enßunben öerad&tenb herabfal),
unb fie ber SSergeffen^eit überliefe, ober gar getoaltfam
in biefelbe $inabftie&. Um fo ernfter foUte man in
unfern £agen barauf beulen, ju retten loa« uo<$ ju
retten ift. Slber ni<$t blofc urfrritagli<$ beutf<$e, aud;
bie Äunben Dertoanbter SSäffer, fcon ben Gittern bet-
raf elrunbe, be£ ©rate, ÄarlS be3 ©rofsen u. f. to.,
fotote bie altnorbifd^en (Stählungen fcerbienen alle 2luf;
merffamfeit. (Sin ©eift be3 gothifdjjeu Slttter thumä fyatte
fidh über bie meiften 93ölf er (SuropaS ausgebreitet. Sluch
gehört mand^eS hierher, toa$ in beutfd^en unb Iateinifd^en
(S&rontfen treu&erjig als ©efd^id^te erjagt n>irb unb oft
aud& ti>irflic§ ©efd^id^te ift ober bocf> eine §ijtorif$e
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©runblage f)at SJenn au<§ bie ©efd&id&te bcr alten
3eiteu trägt einen romantifd&en Schein. MMjtett
fi$ in unfern Sagen mehrere Bearbeiter toon 33olf&
märten , e£ tourben ido^I audf> biejenigen fol<$er Äunben,
welche fi<$ bur<$ beffere 3)arftettnng empfehlen , auä alten
Schriften herausgegeben, allein fönnte nicht no<h mehr
gef<$ehen? Sollte nicht ber Siterator, bem ein reidjer
Sßorrath alter ©Triften ju ©ebote fteht, unb ber ni<$t
felbft bie Slbfi^t hat, Äunben biefer 2lrt poetifö )U
bearbeiten, fold^e toenigftenS, too er fie antrifft, fammeln
unb ben Sintern feines SSolfeS anbieten? foHt' er e£
nid^t t^un, toenn auch biefe Äunben, urie er fie in
alten Suchern finbet, feinen fünftlerifd^en SBerth fyaben,
aber bo<h aus ben geladen ein förnigeS ©olb blidfen
laffen, ba£ ber Äünftler bearbeiten fönnte? Eine plane,
ben alten Suchern getreue, ober noch lieber tüörtlid^
barauS genommene ©rjählung toürbe ju biefem 3to*<fe
hinreisen, toenige SBltye foften unb für9J?an<$en t>on
großem 2Berthe fein.
2ludfj mir toäre eS fehr loid^tig, trenn ich fotche
Äunben 8U@efid&tebefommen ober Slnbeutungen erhalten
fönnte, in toeldfjen alten ober neuen Sutern berlei ju
finben finb.
(®ie Sibliothef be£ Sftomantif ^SBunberbaren , too=
üon ich 2 Steile in £änben hatte, mag jum %f)eil biefen
3toecf ^aben, fd^ien mir aber, obtoohl auch bieg toerbienft*
liä) ift, me^r nur romantifche Silber als größeren gebie*
genen ©toff ju geben.) ©ibt e3 eine 33olf Sbibliothef ober
Sibliot^ef bon SolfSromanen, unb ift folc&e gehaltreich?
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Ueber^aupt nehmen SSicIc, befonber« baS gewöfru
lid&e Sefepublifum ju Wenig 9tücffi<$t barauf , bafe mau
bei SBieberaufgrabung ber toerfd&ütteten SorWelt auefy
ba3 ^ereinju jie^en tyabe , ba£ jwar für ftdjj o£ne grojjen
2Bert§ ift , aber bodf) als 6tü(f in ber großen Steine
feinen qjlag ausfüllt. 60 fmb j. ». in bem teerten
$u$e: ®e3„£naben2Bunber$orn" aud& fe^r mittelmäßige
ober unbottftänbige ßieber. ©oI<$e, bie baSSudf? flüchtig
burdfjblättern unb fol<$e einzelne ©tüdfe lefen, rufen
au£: 3Ba3 foll baS? S)em aber, ber in ben ganjen
S^fluä ber altbeutfd^en Sßoefie eingeweiht fein mö$te,
werben au<$ biefe geringeren Stefie ni<$t gleid&gültig
fein, fte Werben i£m jur ßrflärung be3 Äofibareren
unb in ^infid^t auf ba$ ©anje mannen 9iu$en t?er=
fare<$en. Sfllan rette lieber ju toiel aU au Wenig!
SBenn biefer S3rief etwa« lang geworben ift, fo
Ijaben Sie e8 öftren eigenen ©inlabungen unb ber S3e-
rityrung eine« Stoffe*/ ber mir fo na^e liegt, jup;
fd^reiben.
SKeine SKbreffe ift:
Subwig Urlaub ju Bübingen.
Seo toon ©edenborfs freunbli<$e Antwort, toom
25. Januar 1807, lautet im ShtSjug:
,,$ä) §abe S^ren Srief mit wahrem Sntereffe
gelefen, benn er enthält ©teilen, bie mt<$ wie aus
ben erften golbenen träumen meiner Sugenb trafen —
fie würben nt<$t erfüllt, alle ©lütten meine« ©eifteS
fyrofeten auf unfrud^tbarem ©oben. 2)a3 innere ©etyren
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fonnte fid> gu feiner reinen ©cfyöpfung geftaltcu imb
ein glüdfli<$er anderer 2lnflofe §at mir fietS gefehlt.
2tu<$ Sfcnen fd&eint bie ©egentoart entgegen ju toirfen,
ber Äampf 3ftrer SReigung mit ben SSer^ältniffen ift
ba — aber in einem folgen Kampfe gebeizt au<$ ba£
poetif<$e ©emüty , gelungen fi<$ am eigenen geuer gu
wärmen nnb ft<§ ju concentriren , um feinen ©egnern
bie ©pi|e bieten ju fönnen." — 6r berichtet i$m öon
planen in Sejug auf alttoaterlänbifdfje Siteratur, bie
er mit ®ocen befyro<$en tyabe, wenn — er baju einen
Verleger finbe. SDann matyt er Urlaub 3Ritt^eilungen
über 2)ocen3 St^ätigfeit, er £abe Fragmente be3 gelbem
budjeä aufgefunben u. f. f. 2lu<$ beantwortet er bie
Anfragen in feinem Briefe. Später fcfyreibt er t>ou
Urlaubs groben einer Ueberfe|ung aus bcm £elben=
bu<$e. „©erabe biefe Snt^altfamleit im Umf leiben ift
e§ aud&, toaS miä) in i^ren groben in meinem Slls
manaä) fo fe^r anfyrid^t, ber ©eifi be£ ©anjen voefy
miä) an, belegen münf^te i<$ too^l baä ganje ©ebicf)t
(wenn wir e% erfi in reiner ©eflalt befifcen) t>on 3$rer
£anb." ®ann ermutigt er Urlaub, ftdO audjj in
bramatifd^er Sßoefie ju toerfud&en; er nennt i£m baju
einen Stoff: granceäca ba Sßolenta au$ £)ante$ £5Ue.
U^lanb ergriff biejen Stoff , führte i^n aber nur jum
S^eil in Herfen aus. Studf) jur Bearbeitung be£ gor=
tunatS xati) ©edfenborf.
U^lanbS (Srtoieberung auf biefen ©rief fann au£
bem ßoncept, bem fie entnommen ift, nur unfcoUftänbig
toiebergegeben werben.
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Ufjlanb an 2co uon @c<fenborf.
Bübingen, 6. 2Rär& 1807.
$er jüd&en £>anf für 3ftren Brief , ber f o man$e
3ei$en öftrer freunbf^aftli^cn ©efmnungen gegen mi<$
enthält unb t>on fo mannen ©egenftänben banbelt, bie
mir am $ergen liegen, ©ic Belehrungen über baä
#elbenbud& toaren mir fe$r ttndjtig. £)a3 ^elbenbu^
in ber äd^ten ©eftalt ttnrb für eine fünftige Bear=
beitung um fcieleS leid&ter, ba bie #älfte ber Steinte
toegfällt unb in bem größeren 3u>if$enraume toon
einem Steinte jum anbem ft<$ tt>eit ungegföungener biefe
ober jene SBenbung nehmen läßt. SJJteiner SJleinung
nadf) foHten bie Bemühttngen ber Siteratoren ftd^ juerft
unb fcorjüglidEj auf ba3 §elbenbudf> felbft unb auf mit
bem £elbenbu<Jj unb ben Nibelungen toertoanbte ©ebid^te
rieten, ttrie SDietri<$ toon Sern, ber getreue ©darb,
hörnerne ©iegfrteb, Äönig @fcel. ©ie umfaffen bodf)
XQöiji bie ältefte ^elbentoelt, bie ä$te 3}tyt£ologie unferer
unb ber mit tyr fcertoanbten Nationen unb finb xotifft*
fc^einli^ Driginalgebid&te. 3Kir ift ba^er audEj baS
lateinifd^e ©ebid^t fcon 2öalt£er t>on Aquitanien toertty,
ba3 bo<$ toatyrf<$emli<$ auf einem altbeutfdfjen Original
beruht, beffen Sluffinbung ju toünf^en toäre. $n ben
Nibelungen (6. 115, SS. 9179 f.) ift auf bie in jenem
©ebi$te erjä^lte Gegebenheit angezielt SBenn
©ie midfj ju Bearbeitung altbeutfdper ©ebi<$te tüd&tig
glauben, fo trauen ©ie mir tiieHei<§t ju fciel gleife unb
©ebulb ju. Ueberbiefj $aben fold^e Bearbeitungen, ttrie
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man fie jefct geben fann, nur ephemeren SOBcrt^ unb
f offen nur folgen tyaben, benn je tne^r baS Sßublifum
mit altbeut) d^er Spraye unb Strt befannt toirb, befto
achter fann man ifym ba§ SDenfmal ber Sorjeit über*
liefern. SBenn ba^er , n>iIT$ © ott , baS ^ublifum in je^n
Sauren hierin um ein 9Jterfli$e3 t)orgerü<ft ift, fo fann
man i£m f<#on eine bem Original um meleä nähere
Bearbeitung in bie £änbe geben, als man je^t tragen
bürfte. Sdjon burdj) £ie<f unb anbete Sinter ift babur<§
©uteö gettrirft morben, bafe fie alte SBorte unb gormen
ttenigftenS in einem gettnjfen Greife in Äur3 gebraut,
teuere 2)i<$ter foHten auf biefem SBege muttyig fort*
breiten unb fidj mit ber ©prad^e fotoof;! als ber
3Jtyt$ologie unb ganaen ^oefie unferer SSäter me^r unb
me^r in traulid^en SSerfe^r fefcen. Sßie toäre e£, ttenn
man in 2llmana<$en (ttrie in Syrern fünftigen 3Jiufem
almana<§) eine Slbt^eilung ber altbeutf <§en , bie anbere
ber neubeutfd)en ^oefie beftimmte? ©3 freut mi$ fcfyon,
bafc itoei SRecenfionen 3$re* 2Ilmana<$3 aus meinen
eigenen ©ebbten unb aus ben Srudfjftütfen aus bem
£>elbenliebe ©teilen anheben, o$ne $u bemerfen, toem
fie eigentli<$ angehören. — grü^e fdE^on toollte iä) meine
^oefie jum ©röfeeren fammeln. 3$ Knute $fynen eine
Steide üon planen ju epifc^en unb bramatifd^en ©e--
bid)ten aufführen, bie iä) mit Siebe entworfen, oft jiem*
li<§ flar geftaltet (ju Rapier braute iä) nur toemgeS
unb bann toerlaffen $abe. 3Rur ©ineS ttriH iä) gebenfen.
Sor ettoa jtoei Sauren begann id& eine Sragöbie ju
entwerfen: 2tdpeu3 Stob, ©ie follte bie^bee barfteHen:
UMonb» fie&eti. 3
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toemt and) baä Scfndffal bie SluSfütyrung unferer ©nt*
fd^Iüffe tyinbert, ^aben tt)ir fie nur ganj unb fefi tu
un£ gefaxt, fo ftnb fie bo<$ fcoHenbet. SDBaS in ber
SBirHt^feü Srud)flü(f bleibt, fann in ber Sbee ein
grofeeS ©augeS fein. (J)ie $$ee bleibt unberührt t>om
S<$i<ffal.) 2?erfc$iebene Urfadfjen, befonberS aber meine
Vorliebe für ba3 9lomantifcJ?e, bem ber griedjjifdfje Soben
ni<$t angemeffen voat, gelten midfj fcon ber 3lu3fi$rung
ab. I;atte feitbem mehrere anbere ßntttmrfe, aber
ein geiniffer Äampf in mir liefe feinen jur 33oHenbung
lommen. Ueberbiefe ^abe id& fe^r toenig Neigung jum
@ebidf)te:Sdjrei6en. 3dj fomme fd^oer baju, ©efialten,
bie id) in begeifterten Momenten gefe^en unb entworfen,
in ruhigen auäjumalen. 2öenn id) mid) md) poetifd^em
Stoff umfe^e, fo gef^ie^t e3 fcorjüglicf) barum, tneil
blofe ibealifd^e ©eftalten ni$t fo leidet tioflfommene Obs
jectitrität erhalten, ttrie fold&e, bie bem 2)i<$ter \ä)on
lebenbig entgegentreten, aber tyr ^öfyereäßeben erft
t>on ifym ertoarten. @r toirb bur<$ bie lefctern in an=
genehme Selbfttäufdfjung fcerfefct, fein unbeftimmteä
greifen erhält eine Begrenjung, feine peinigenbe
SSiDfür toirb gebunben, gtoar ni<$t mit geffafa/ a^er
burcfy bie 9lrme ber ©etiebten. %f)xe Beurteilung
meiner ©ebid^te fear mir toiKommen. Sie finb gröfcten=
t&eite I^trtf cf> e ßrgüffe eines jugenblic^en ©emüt^eS.
lieber biefe fei mir erlaubt einiges ju fagen. SDte
erfteu ©efii^Ie unb SebenSanfi^ten einer ertoadjjenben
Seele, fie bilben bie erfte ^eriobe meiner Sßoefie. Sollte
ber $id;ter alles barfteHen bürfen, nur ft<$ nidE)t? 3$
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glaube, bafc e3 babei fe&r auf bie £icf)tun#&art antotfwitt^
bic er toäfylt. Sie tyrifdjje Stimmung fie^t ber Sub=
jectivität offen. äber felbft im SDrama, bfinlt mir,
fann er ftcfy felbft, ober vielmehr feine ibeale Snbiüu
bualität einführen, toenn er ityr nur Seben unb Db-
jectitrität für Rubere ju geben toeifj. £ie metften
(Srftlinge bramatifdfjer SDicfyter finb aucfj von biefer Slrt.
%xtil\d) §at er fu$ babei tootyl ju £üten, bafe ni$t alle
$erfonen nur vertriebene SJiobificationen be3 ^aupt-
c^arafterS toerben. 2BiH er fidj felbft auftreten laffen,
fo toiffe er ftd^ audf) ton anbern ju unterf Reiben.
S)a3 äftorgenblatt veranlagte eine ©efettfd&aft junger
greunbe, fyier ein gefd&riebeneS £onntagsblatt f>erau£=
jugeben, baS einem vertrauten Äreife mitgeteilt toirb.
63 foH ein gemeinf<$aftli$er herein unferer ^ugenb-
poefie fein. ©efpräd)e über verfdfjiebene ©egenftänbe,
®ebi$te, 2tuffä{$e über $oefie, Satiren u. f. tt>. finb
ber Sn^alt. 3Kan t^eilt einem traulichen Greife ©inge
mit, bie fi$ ni<$t für baS ^Jublifum eignen nriir*
ben. 6§ finb toirlli^ einige vorgüglid^e ©tücfe von
lerner unb einem Ungenannten in £age gefommen.
älucfy 9Kuftf alten, 3ei$Nungen *>on einem unferer
greunbe, ber ni<$t geringes Talent jur Gartfatur
bejifct, finb beigefügt, 5Da id^ überhaupt feit geraumer
3eit toenigeg §abe, fo lonnte idj? bisher toenige» bei=
tragen. @S ift, nrie iä) fd&on gefagt, aU toäre mit ber
Sammlung in Syrern Sllmanad) eine getoiffe ^eriobe
meiner Sßoefte gef^loffen. Unlängft £abe idE) ein Statt
auggearbeitet, baS ganj ber alten $oefie gemeint ift.
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(Sä enthält ein 33ru<$ftüd aus ben Nibelungen mit öe*
jie^ungen auf baä ©an je, toel<$e lefctere iä) Seiten ^ier
mitteile, obglei^ un&ollfiänbig entworfen. ®ann folgen
einige altengtif^e 53aHaben, tooüon iä) jtoei im vorigen
©pätja^re auf einer ^ufjretfe in ber ©<$toeij aufgetrieben
$abe. 3n einem fünftigen ©onntagäblatt tüitt ity auä)
meine 3lnfi<$ten über ba£ 9tomantif<$e jur Prüfung
aufteilen, lieber Slomanttl unb Dbjectüntät , jtoet
SQBorte , bie jefct fo ftarf im ©ange finb, toünfdfjte ity
fe^r, au$ 3^re 2lnfid)t fennen ju lernen unb bie
meinige bamit ju toerglet^en unb fcieHetc§t ju be~
richtigen.
®ur<$ £erm ÄöHe boffe iä) -Jtottjen über alt-
beutfd^e SJlanufcripte in ber Sibliotyef ju *{$ari£ ju
erhalten.
Seben ©ie glü<fli<§ unb eingeben! 3#re3
Subttrig Urlaub.
Sin feinen SanbSmann, beffen Ufylanb im legten
Sriefe gebenft unb ber fid^ bamals in ^ßaris befanb,
I)at er ä$n!i<$e fragen gerietet unb ba3 gleite Ser=
langen auSgefpro^en. (53 folgen $ier jtüet Sriefe fcon
llblanb unb im StuSjug einer bon ÄöHe.
tUtfanb an Söffe in ^ariS.
Bübingen, 26. Sanuar 1807.
„©erabe al£ iä) barauf backte, meine Brieftaube
an ©ie abzufertigen, fam ber §1)Ti§e mit einem ttriflk
fommenen ©ef^enf bei mir an. fage 3#nen jum
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SBorauä, mein SSrief ifi fe^r unpoetif<§, obgleidj) iä)
SfofangS ben $tan ju einem ©^reiben fcoH ©emüt^S
entworfen tyatte. SieHei^t ein anbermal beffer. SBaS
©ie fcon 3#rer 2Inft<$t ber Slntifen fagen, ftimtnt mit
ber überem, bie iä) &on ben griec$if<$en ©ebbten tyabe.
5)ie SHomantif unb ba$ 2)rama f<$Iägt bei mir überall
bem antifen ©po3 toor, benn als foldjeg betraute i<$
au$ bie antile Äomöbie. ©d&ön ift e$, bafe 3ftr »rief
meinen werbenben f$on in einigen fünften beant-
hortete, ©o wollte i<§ ©ie befd&wören bei bem ^eiligen
2Jlutternamen SDeutf <§Ianb3 , getyen ©ie, wann ©te
immer fönnen, in bie Sibliotyefen t>on Sßari8, fu<$en
©ie §ert>or wa§ ba vergraben liegt fcon ©<§äfceu alt*
beutfd)er ^oefie. 35a f$Iummern fie, bie bezauberten
Jungfrauen, golbene Soden toerpHen i^r ©efi<$t; too^b
auf tyr männlichen 9titter, löfet ben Sauber! fie werben
l)eifjatymenb bie Sodfen jurüdtoerf en , auff dalagen bie
blauen träumenben Slugen. SlHein fe^en ©ie nid^t
auäfd&liefcenb auf beutfd^e Slltert^timer, ad&ten ©ie auf
bie romantif<$e Sorwelt %xardxe\ä)8. (Sin ©eift be£
9tittert^um$ waltet über ganj (Suropa. 2öo ©ie in
einem alten SSud^e eine f<$öne Äunbe, Segenbe u. f. w.
finben, Iaffen ©ie bie ni<$t verloren gefyen, wir ^aben
ja fo großen Sffiangel an poetifd^em Stoff, au 9Jty$en.
Sied fott bei Srentano gewefen fein unb i$m gejagt
$aben, bafc er in Sftom ein ^errli<$e£ altbeutf<$e§ ©ebicfyt
gefunben unb abfd^reiben Iaffen , ba8 nur mit ber QliaS
Sit fcergleidfjen fei.
©edenborf §at uns eingelaben bei feinen SieblingS*
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ftubien mit juwirf en ; füllte er unä geneigt fmben, fo
würbe er uns tiefer in feine Sßlane einweihen. 2öir
antworteten fcor einiger $eit, bafj wir feine prtoati*
firenbe ©elefyrte, fonbern ©tubenten feien imb un#
feine literarifd&e SSorrät^e ©ebote fte^en, bafc e£
micfy aber freuen würbe, wenn er mir ©egenjiänbe
mitteilen möd&te, an benen idj meine Äräfte auf am
genehme unb freie SBeife üben fönnte. S)ie Antwort
ifl nod) ni<$t angelangt. — SDaS -Dlorgenblatt, batoon
täglid; , außer ©onntagg, ein 33latt $erau8fommt, üer=
antagte Äerner, ein ©onntagSblatt ju üeranftalten,
ne£mü<§ ein gef<$riebene3. ©in ©tücf ift bereite er-
f Lienen. 9Jtan gibt unfcollenbete ©ebi<$te, Entwürfe u. f. w.
einem ©irfel vertrauter greunbe jutn Seften. 2Bal)r^
f$eintid(j wirb e3 aber nur bis jum grütyja^r wahren,
©enben ©ie au<$ baju Wentgftenä literarische unb anbere
3lotijen. (£% foll aber ber Sertrautyett unfereS Brief*
Weddels burdjjau§ nityt fdjjaben. 3$ werbe gewiß ju
unterf Reiben wiffen, was 3lnbere lefen bürfen ober
niä)t (Sin anbereS 3Kal, wenn mein ©emüty ruhiger
unb gefaßter ifl a(3 jefct, Witt i<$ e§ S^nen mefyr
eröffnen. 9Rein poetifdfjeä Seben ift iefet ein Um^er*
fd^weifen von einem ©ntwurfe jum anbern. ©ringenb
fül;le id& babei ben SKangel an ©toff ju poetif^er
Bearbeitung.
fanu mir fein größereg ©lüdt benfen, al£ na<f)
wof)l entworfenem pfone, in einer fi<$ felbft gegebenen
©renje, au3 bem unenblid^en ©ebiete beS ©djjönen unb
©roßen, ber inneren unb ber äußeren SSelt , ©eftalten
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aller 2lrt toie in einem 3<*uberfrei£ ^eiDorjurufen. Gin
®rama, ein Vornan, toeldjeS GntjüdEen mu& e§ fein,
fo toaä toollenbet t)or fi<$ fel?en, ein työtyere3 £eben,
ein geftaltenbeä ©emütfy! geftgegrünbet nnb in'3 Unenb-
lid^e beutenb. ©eben ©ie mir Äunbe toon 3#rem poe*
tifd^en Sßirfen! (Sammeln Sie 3#re Straelen jum
©röfeeren !
SSietteid^t fcerf dringt uns ber Slbgrunb, metteic§t
fiegen wir? S)o$ e3 ift gar JU arg! ficben Sietoo^l,
mit beutf<$er greunbfd^aft %ljx
2. 11.
9ia<§fd&rift. kennen ©ie bie ©d&rtften eines
©rafen £reffan? ©inb 3$nen fonft feine 33ü$er be-
fannt, toorin alte romantifd^e (Sagen, eine poetifd^e
SBortoelt für bramatifd)e Bearbeitung vorliegen? Schrei-
ben ©ie mir balb toieber. SBerfen Sie ©trafen in
mein büftereS ©emüty.
Gonj liegt biefen SBinter Stljeorie ber 2)id;tfunft.
Gr fagt t)iel ©uteS. 25a£ nä^ftemal fd)idfe idf> Sutten
tueMd)t einige ^robuete &on mir."
3n einer Stnttoort auf biefen »rief f^reibt ßöHe
an Utylanb:
„2)er beutf<$e Gobe$, ben SCiedf benüfcte,
ift beinahe ber einjige beutfd^e poetif<$e ber faiferli<$en
Sibliotyef. Ungefähr 200 alte 9tomane, tyetfä im
Stomanjo, t^eite f$on in ber langue (Toui (ber Quelle
beä heutigen $ranjöfif$en) liegen ba. 3$ fange, toie
billig, meine Seetüre bei bem Romane fcon ber SRofe
an. 3ebe Gntbedhmg foerbe u$ mit meinen greunben
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teilen. Um ©otteSWillen tommen Sie uad) bem Syamen
foglei<h fytxtyxl ättan lebt ^ier wohlfeil, unb aud)
abgefe^en bafcon, für äufeere unb innere Silbung ift
$ari8 einjig, unb e3 müfjte fd&led^t gehen, trenn Sie
ni<ht balb etwas liefern fönnten, was Sie in ben Stanb
fefct, auf eigenem gufc ^ier ju leben."
3m uächften Sriefe UhlanbS an Äölle banft er
ihm für Seiträge in baS SonntagSblatt unb berietet,
was inbeffen bar ein gegeben worben. SefonberS erfreut
äußert er ftdf? bann über ßarifaturen , bie fein §reunb
SDlaper barein geftiftet hat. S)ann entf<hulbigt er ficfy
in feiner befd&eibenen SBeife: „SBenn i<h Shnen fo
„Sieles &on mir jufenbe, fo gefd&teht e8 nify, weit
„i<h meine ^robucte für fo vortrefflich tyalte, fonbern
„weil id) Sie mit meinem treiben befannt machen
„möchte. Unter meinen Seiträgen finben Sie ein
„Sonett, baS einige, baS i<h \e gemalt. 3$ mufc
„geftehen, bafj i<h biefe @ebi<ht3form, fo fdfjön fie fi<h
„im ßinjelnen ausnehmen mag, im ©an^en unferer
„Spraye nidfjt angemeffen ftnbe. So finb wir ge=
• „nötigt, gewiffe reichhaltige 3teimenbungen: jinfen,
„f^weben u. bgL gu häufig anjubringen, ba wir fo
„toiele 2ßorte fyahen, bie ft<h nur auf weniges
„reimen. — —
„3lu3 SDocenS SJUScellen für altbeutfdfje Siteratur
„ift }u erfehen, bafc bie Nibelungen (& propos noch
„habe xä) ffie Nibelungen in £änben), mehrere Sear^
„beiter gefunben, toon ber £agen, Niemetyer u. f. w.
„3$ ha&e rin SruchftüdE batoon mit einer flehten
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„Sbtyanblung in ba$ €onntag3bIatt gefegt. Selber $abe
„i$ mi<$ mit ©yamenSpräparationen, balb au<$ mit
„SnauguralbiSputation (ja too&l absque augure !) ju
„bef Saftigen. 9tä$fte3 $rü§ja$r §offe icf) frei ju fein.
„$ari3 aber ftfyeint nityt in meines SSaterS $lan }u
„liegen.
S. U."
Ueber baS ©onntagsblatt , beffen U^Ianb in ben
Briefen an Secfenborf unb ÄöHe ermähnt, giebt fein
greunb Äarl SKa^er im 2Beimarif<$en 3a^rbu<$ V,
6, 42 ff. näheren 33eri<$t. 2tuS biefem 2tuffafc $aben
bie 3RefroIoge Don Otto Sa^n unb $riebri$ SKotter
Urlaubs 8luffa$ über baS 9tomantif<$e unb bie 6in=
leitung ju einem öru<pücf ber Nibelungen (mit bem
Urlaub bie greunbe im gonntagSblatt befannt machte)
bereits gegeben.
£)a3 ©onntagSblatt bauerte nur bis jum 9Jlai 1807,
ba bie greunbe Bübingen im grityja^r unb tyeitoeife
im $erbfte »erliegen. 3)er 3urüdEbIeibenbe rietet fofc
genbeS 2tbf$ieb3lieb an bie ©djeibenben:
3lbfd)teb.
$Rod? fdjmebt ber 2enj im blauen Mttfycx nur,
3ft nod? jur 6rbe nicftt fyerabgefttegen.
Tie Serben eilen ju ifym aufzufliegen,
onbem fte frot) in feinem Sia^t fid) wiegen,
^erfünbigen fte tyn ber oben glur.
Digi-
42
2a ffifyft ber Hnger balb bie »armen Ättfte,
2lu3 93eild>en »inbet er ben erften &ran$,
$te mefer burd? leife afmungsoolle $üfre
$om grüfjling jeugen, aU bur* Sarbenglan}.
$)er Sünglinge, »of>l aud? ber 9ftübd?en §er$en
(Smpfinben ba. ein »unberbareS ©lüf?n ,
2 k SBonnen fnoSpen unb bie fü^cn Sdjmerjen,
Unb gebe« »ill hinauf in'* greie fltefcn. —
60 mögt \i)x benn, iljr greunbe, freubig $iel?n!
34 »ünfaV cud) alles Schöne, alles ©ute,
3Bie'ö Seber Hebt nad> feinem Sittn unb 9)hitfce.
3>ie i&r ber grüf)ltng3 = imb ber Sugenbtage
3n frifdbem fieben unb ©enufj eud) freut,
(Sud) möge mit ben SRofen, bie 00m §age
$e£ ©artens aus bem fiaube freunblid? blinfen,
3ugletdb ein rofig ÜJläbd>enantti^ »infen.
2 k ttyr ber füfeen 2)id)tereinfamfeit
2e$ 2(benb3 »unberreidje Stunbcn »eiljt,
Unb ju bem Gimmel fe^nlid) blidt empor,
(Sud? ȟnfaV id), baf? aus rotten 5(etfcerballen,
2öie au* be§ ^arabiefeS offnem Zfyox,
Sic lid)ten (Sngel $u eud) nieberfoallen.
2oa)f lieben greunbe, ef i&r $ie^t t?on bier,
60 blidt nod? einmal alle fjer ju mir!
(Sin tfjeureS ßletnob balt' td) in ber öanb,
(Sine Söunberblume aus" bem Sabellanb,
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(Gepflegt in warmer Hilfen §eiligtbume;
Gin wecbfelnb garbenfpiet in ibrem Dling;
Semeglicb, $lumc halb, halb Sdmtetterlina, ;
3(u* Sonntagsblättern eine Sonntag^blume.
$n ßrtnnerung an biefe 3[ugenbaufammenfünfte
unb an ba3 SonntagSblatt fd;rieb er in fpäterer £eit
fotgenbeä Sieb uieber:
3)en Jugenbauaebenfen,
2 er freien ÜNufenjeit,
2)en Sebexen unb ben Sdmnrnfen,
2öar biefe« $ud> geweibt.
Geitbem ift bingefloffen
®ar mancbeS trübe 3abr,
2arin ba3 s#ud? gefd^Coffeu
Unb febier ttergeffen war.
Sßuit fämpften unfre Detter,
Sie greibeit bracb fi* 93abn,
Sa mürben biefe 33latter
$on Beuern aufgetban.
§erein, wem beutfdje 3ugenb
3m tapfern «§erjen glübt!
sJßir leben neue S^genb
Söenn im* bie greibeit blübt.
6in SSrief , iDa^rf^etnli^ an ben SRepetent
Sc^idarb, mit bem U^Ianb üicl Umgang ^atte, brfitft
feine ©mpfmbnng bei ber Trennung toon ben 3ugenb=
freunben mit triel ^nnigfeit au«.
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Bübingen, 30. Sanuar 1808.
„$voar habe i<h lange nidtjt auf ©einen 93rief geaut*
wortet, allein benno<h wirft 3)u ni#t glauben, bafe
ich n\ä)t oft an 3)ich benfe. SBenn idh fo auf bie &e\t
unfereS freunbf<$aftli<$en Umganges jurüdE blicf e , bie fidfj
in bie fabelhaften £age ber Äinbhett verliert, fo öer*
weile ich mit befonberer Siebe bei ber Sßeriobe, als
wir juerji in'S Jünglingsalter übergegangen waren.
2>u warft etwas früher als i<$ in bie Sßett getreten
unb theilteft bann treulich mit mir (ber ity noch triel
eingebogener lebte), Was ®u SfagenehmeS unb Unan*
genehmes erfehen, unb erweiteft fo in mir ein wunber=
bareS Silb beS SebenS, baS SHt nodh felbft erfi wunber*
bar erfd^ienen war. Stuf unfern häufigen Spastergängen
nac^ SBalbhaufen, wo wir, unter ben blü^enben Dbft-
bäumen fifcenb, bie Sonne untergeben fa^en, unb bann
im Steine beS 3JtonbeS unb ber ©terne nadh £aufe
wanbelten, eröffneten wir uns unfere ©efühle unb
Hoffnungen, unb wie baS weite Xfyal in bämmernber
3Konbbeleu$tung unter uns lag, fo lag au<$ bie SSelt
oor uns im magifd^en ®ufte, harrenb beS heHenben
SageSlichteS. ®S tft wahrlich eine fyexxlityt Seit, wo
ber 3Jtenfdfj noch eine fo weite, fd^öne 3u^mft tw* fidjj
hat. 6S fann noch SlHeS mit ihm Werben ; er hat nodh
fein ebteS SBirfen, feinen hohen ©enufc toerfäumt. ßwar
finb wir, benfe i<$, au<§ je^t nodh nicht gealtert, unb
eS liegt noch Vieles &or uns ; aber benno<h finb mehrere
Jahte, bie man ju ben fdhönflen beS SebenS jählt, bie
bamals nodh fluhmft waren, jefct Vergangenheit ; unb
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Wie 2Jknc$eS blieb ungenü^t, ungenoffen! Sinb toir,
toaS wir hätten werben fönnen? 2Bie mannet f<$öne
2Baljn $at jt$ uns in fattes ©efferwiffen aufgelöst.
3m SRenfd&enleben ift bodfj wotyl im ©cmjen bie ©lüttye
f^öner als bic gru<$t! SGBie batnalS in bie ein$eimif<$e,
fo bift ®u jefct toor mir in bie frembe Sßelt getreten,
unb iä) tyoffe, ®u Werbeft (wie mir überhaupt immer
meljr fcon $ir jufam, als ®ir üon mir), au<$ jefct
mir bie @rfa§rungen mitteilen, freiließ ni<$t me^r in
jener frönen unmittelbaren ©rgiefnmg, fonbern auf
bem langfamen SBege ber ©riefe. 3)abei ift leidet ein=
jufe^en, bafe i<§ weit me^r fcon ©einen ©riefen 511
erwarten tyabe, als ®u üon ben meinigen. ®enn in
meiner gegenwärtigen Sage weifc iä) S)ir wenig 5fteueS
ju fd^reiben. 3$ werbe ipo^I erft am Anfang beS
Sommers ober Slnfang beS £erbfteS Don $ier weg*
f omnten , ob na$ ©öttingen , weife i<$ no$ nidjjt gewifc
in fagen. 3Reine Examina fallen ungefähr in ben
SBonnemonb ! ©is ju meiner SIbreife verengt ft<$ mir
baS £eben> ftatt fi<$ gu erweitern, unb iü) werbe, ba
einer meiner greunbe na<$ bem anbem abgebt, auf
ben Sommer faft einfamer fein fogar, als iä) eS in
ber erften 3eit *>er 3^genb War. ©eftern war unfereS
Sägers ©isputatton. Äemer ge^t an Dflem üon $ier
toeg. SRaijer f treibt mir fcäupg , au<$ Stofer u. SC. m.
®u wirft nun in ©räfc ein$eimif<§ fein unb triel
neue ©et'anntf haften gemacht ^aben. SBaS finb bie
Stubien? 3e einfamer i<$ bin unb werbe, um fo
metyr greube werben mir bie ©riefe metner greunbe
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getonten, unb iä) ^offe, bafe audj $u miü) balb ttrie*
ber mit einem ©riefe erfreuen toerbeft.
Sebe tDo^I! ßroig Sein
ß. 11."
SDtit Äerner jufammen $at Urlaub um biefe &eit
ein $umorifttf$e£ ©ingftnel: „2)er Sär," fcerfafet. @3
würbe fpäter t>on einem greunbe, bem Stegiftrator
Änapp, in SDJufif gefegt; bie ßompofition fott fetyr ge*
Iungen fein, gteng aber bei bem frühen SEobe Änappä
Verloren.
©einem §reunbe Äarl SDiaper giebt er in einem
©riefe t>om gebr. 1808 Serid&t über feine ©tubien in
biefer Stil
„3n Jure fyabe id) feit bem £erbft aufeer ber
©oHenbung ber £ofacferf$en ^anbeften golgenbea ge=
Iefen: üQofadexä ^uftitutionen, einen Keinen Sfteft im
Sanonicuä, 9lunbe3 beutfc^eö $ßrit>atre$t , 9Jteifter3
(kriminale, ^uttmannS 2Be<$felre<§t unb einige 3tb$anb=
lungen öon ©önnerS £anbbu$, ba£ mir fetyr gefällt.
9lun fyib \ä) no$ Setynrecfyt unb 2anbre<$t , uor mir;
überbiefe tüiH iü) noä) (Sönnern £anbbu<§ abfoftriren;
auä) Ijab xä) befonberS ben Soncuräprocefe nodf) ju
reiten, lefe auä) noä) ein ^anbeftencompenbtum u. f. id.;
neunte idf) baju bie SRecapitulation be3 ©anjen, fo
gefyen fcfjon nodf) gtoei SDZonate §erum, bis iä) mi<$ jum
erften ©yamen melben fann, bann einige praftifd^e
Arbeiten, big iä) jum gfoeiten ©yamen f freite, unb
enbli$ bie 3)i£putation. SSieHeid^t ge^ iä) bann naä)
sßariS, bo<§ weife i$ nid^t, ob biefe ober eine SReife
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burcf) 2)eutfc$Ianb ben $or$ug t>erbient , beim feie mannen
eblen 3Rann fann man ba fennen lernen?"
3m SJiai 1808 ging ba3 gahiltätSejamen mit bem
^räbifat cum laude glü<fli<$ ju @nbe.
3n einem ©riefe an 3Jlaper f treibt er im 3uli:
„Slicfyt o^ne mäd&tige Anregung Ijabe iä) Don Seiner
frönen , glücflidjen Steife toernommen — trenn i<f> be=
badete, nrie i$ feit lefctem£erbfie ni$t über jtoei ©tunben
&on Bübingen fyinauSgefommen, toie mandfje 93efd>tt>erbe,
ja S^merj inbefc auf midfj gebrücft, lüie feiten eine
mächtige greube in mein trübes Seben ^ineingeleu^tet.
3Ä6$te mir ber $immel audjj einmal ttrieber einen red^t
fritylidfjen £ag ober nur eine feiige Stunbe fd&enfen!
2Ran §at baran no<$ lange nad#er ju je^ren. $on
meinem (ganten toeifc iä) SDir ni$t Diel ju fd&reiben.
3m rönüfcfjen SRedEjt ift eä mir am beften, im fano=
nifd^en Siebte am fd^limmften ergangen. 9iodf> biefe
ober bie anbere 2Bodf)e toerbe xä) too^l meine $ittf<$rift
um bas Slbtiofateneyamen einfd^idfen. Unter biefeu
Umftänben fonnten freiließ bie SDiufen feine fonberIi<$e
#reube an mir §aben , unb obtoc^l iä) feit bem $afuk
tät&6yamen nidfjt fciel gearbeitet fyabe unb getoünfdjt
^ätte, bafc einmal lieber eine poetifd^e Stimmung in
mir toaä) toürbe, fo braute idt> bo<$ nidfjtS ju Staube,
ate ein ^unbert SSerfe ju einem £rauerfpiel (nicfyt
2l$illeuä) unb tooju audE) ber „SJrautgefang" gehört.
3Iber gleich toar ber änflug lieber fcerfdfjnmnben unb
je$t lommen toieber bie f<$toeren 3eüen. -Bleine Saßaben
fammt ÄernerS ©ebid^ten finb in bie 3eitung für ßin=
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fiebler (bei Sölofyr imb SBinter) getieft. Sie intereffirte
miä) glei$; e£ jog mity bie Siebe jur alten 3ei* an.
3)iefe ßeitung §at einen ßtyarafter, e§ I)errf<$t ein
©eift ber $rei$eit barin. Äerner ift nun au<§ eyammtrt.
2Bte fe^ne iä) miä) nadjj ber 3eit, too ity t>ou bem
ßyamentoefen frei, too i<§ für greunbf<$aft, Sßoefte,
9iatur einmal toieber frei ertoarmen fann!"
S)en 12. Dctober: „9ftein (Syamen ift über fianben
unb fo, bafc iä) aufrieben fein fann, trenn gletcl) ni<$t
fplenbib."
SBenn Urlaub bie abgegangenen §reunbe f<$merjli<$
toermifet , fo getyt e3 biefen ebenfo, toie eine 3te$e ©riefe
betreibt.
„3$ möä)te nur einmal lieber mit ®ir über bie
„SRedfarbrücfe ge^en fönnen!" f treibt Äöftlin, unb
Äarl 9tofer: „o lieber Olaf (fo $iefc Urlaub fd^erjtoeife)
„toäre iä) nur toieber bei £)ir in Bübingen; iä) unb
„ber Säger reben immer fcon 3)ir, toenn toir jufammen
„fommen, unb ber SDla^er f treibt au<§ fcon S)tr."
ytaty ben beiben glü<fli$ beftanbenen ßyamen toäre
Ufylanb gerne auf Steifen gegangen, aHein ber SSater
toünf<$te, bafe er toor^er au<$ no$ SDoctor toürbe. ®ie
©iffertation befd^äfttgte i^n lange $tit ®r fd^reibt
barüber am 9. 9Jtärj 1809: „2?on meiner ©iffertation
fann i<$ ®ir am toenigften f<$reiben, toetl fie gar ni<$t
fcorrüefen toUL*
SDen SBinter fcon 1808—9 braute SSarn^agen in
Bübingen tu, um Äielme^erä Sorlefungen }u ^ören.
Gr na^m feine SBo^nung im gleiten §aufe mit Äemer
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imb burd) biefen ttrnrbe er and) mit Urlaub befannt.
ÄernerS jutrauli<$e£, lei<$tbetoeglt<$e3 Sßefen fear meljr
geeignet, fi$ an grembe an jufdpe&en, (toie er ja au<f)
fein gan3e3 Seben lang greunbe unter allen poetifdjen
imb Politiken Parteien gehabt §at,) ald ber ftiße,
fdjtoerer gugängli^e Utylanb. So fear ferner ein gutes
Sinbemittel §ttrif$en ben verriebenen 9Raturen Sani;
bagenS unb Utjlanb*. Sarn^agen fd)ilbert in feinen
Senftüürbtgfeiten U^Ianb al3 „ungemein fdjtoeigfam,
„faft fo f<$toeigfam als Immanuel Seffer, aber getreu
„in allen feinen Steuerungen unb in feinem £eben."
©egen 33arntyagen£ ©efyrä^tgfeit unb ÄernerS belebte
Saune mochte aüerbing^ UblanbS fd?toeigfame3 SBefen
um fo irie^r abfielen, afö er fyier feiner Neigung, 3ln=
bern ftiHe juju^ören, boppelt nachleben fonnte. 9In
Oftem 1809 verliefen ferner unb SSarn^agen Bübingen,
Äerner um auf Steifen, junäd&ft nadj Hamburg ju feinem
Sruber ju ge^en. SSarnfyagen begab jtcfy na<$ Sßten,
too er balb barauf in baä SDlilitär eintrat.
S)aS Sa^r 1809 toerflofe mä) ibrem Sübgang Urlaub
fe^r einfam, geseilt 8ttrif<$en ber Sirbett für bie ®iffer=
tation, einigen Slb&ofatenarbeiten unb bem poettfdjen
Staffen. Sie ©tubienjeit fear bie probuctifcfte für
feine ©ebi<$te. — S)ie ©nfamfeit, in bie tyn ba§ SBeg-
ge^en ber greunbe verfemte, ftimmte ityn oft trübe.
„Kein Seben gleist feit geraumer ,3ett einer f<$laf*
lofen 2Bhrtemad)t," ift in feinem £agebu<$ ju lefen.
Sin SJta^er f^reibt er: „SDieine sßoeterei verliert ft$
nun beinahe ganj in bie öallaben; iä) bin toirWt<$
U&UnbS Se&en. 4
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toieber in einer folgen befangen. S)aS Sud) ber 93aDa=
ben toirb auä) baS größte toerben fcon ben breien, in
bie \ä) meine Sieber geseilt. „3$ badete meHeid^t als
„Prolog eine 2lrt toon Styologie biefeS meine« Spange«
„&um 2llterttyümü<$en ju geben, obgleich er nadj) meiner
„ Heber jeugung feiner Apologie beburfte. 3$ empfehle
„trielme^r jebem 35i<$ter, ftd^ re<$t innig in bie ©<§a<$ten
„beS beutfd&en 2lttertbum3 ju üerfcnlen unb feine Sil-
„bung au« bem ©tamme beS beutf<$en SaterlanbeS
„ertoa<$feu gu laffen. 2Bie babur<§ ein Sinter jum
„•Jtationalbi<§ter lüirb, jeigt fidf) bei ©oetlje. SBie fcer*
„ traut ift biefer mit äd&tbeutfd&en 3Jtyt$en, mitSolf^
„poefie u. f. to." ©päter fd&reibt er an benfelben:
„9Keine ©ebid^te fyabe iä) in neuerer fteit mit jiemlid^
„mißtrauifd^en Stugeu betrautet, ©3 ift mir überhaupt
„oft, al§ toäre manches ni$t $oefie, toaS iä) fonft
„bafür $ielt. 2)a3 bloße SRefleltiren ober bag Stug;
„fyred&en toon ©efü&Ien (fo f<$ön bieß au<$ fein fann,
„fo fe^r midfj bie ßrgüffe einer eblen ©eele entjüdfen
„fönnen), fd^eint mir nämli<$ ni<$t bie eigentliche Sßoefie
„au3juma$en. ©Raffen foH ber Sinter, SKeueS ^etDor^
„bringen, nidjt blo£ leiben unb baä ©egebene beleud^teu.
„SBie toeit in biefer 9tü<fft$t meine ©ebi<$te fo ju Reißen
„üerbienen, fann ity ni<$t entfd&eiben. ©o Diel mein' iä)
„bo<§, baß Äemer ungleid^ metyr Siebter ift, al« idb. 3$
„fyabe überhaupt ju feinem poetifd^en SCalent ba3 größte
„Vertrauen. Sebe Äleinigleit, bie er ^inttrirft, ^at Seben,
„eS fpringt ettoaS tyerfcor, toenn bu nur feinen SSfatyeil
„am Sären mit bem meinigen t>erglei<$en fönnteji."
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SRefcr als früher tarn er nun jur Seetüre ber
gleichzeitigen ©d&riftfteHer. Sie SBahfoertoanbtfd&aften
unb cmbere ©oethefd&e ©Triften »erben angeführt. 2tu<h
Shafefpearfd&e ©tfiefe, befonberS ßönig Sear. 2tn Äerner
fäidt er t>on ihm überfefcte Stetten aus ifyb'S Spanish
tragedie unb ©tropfen Don $r#>en. Son 3ean *pauls
glegeljahren fd&reibt er im Tagebuch: „fte finb mir
lux SiSputationSjeit ein Wahrer SEroft getoefen."
»rief uon Urlaub an Sari 2Ra^cr,
Bübingen, 6. gebruar 1810.
„@nbli<h, geliebter greunb, toernehme i<h ©eine
Stimme ttrieber. gaft ju gleid&er ßeit erhielt i<h Sein
Sd&reiben aus ä3raunf<htoeig unb bie an Seine eitern
gerüsteten ©riefe bis ju bem aus £ilbeSheim toom
30. Dct. SÖBeld^ ein Unterf^ieb, wenn i<h Sein unb
SernerS bisheriges Seben mit bem meinigen iufammen=
^alte! Heber baS Severe Sir toiel ju f ^reiben erläuft
S)u mir. ©oH i<h baS Unangenehme burdjj Erinnerung,
bie Erinnerung bur<h ©^reiben f ehalten? 3$ f treibe
Sir lieber nur bie f<herjhafte 2lnji<$t. -Kur feiten fontm'
\ä) aus bem Qimmex, bod) tt)itt bie 2Irbeit ni<$t toom
Ort; geöffnet fmb bie $ü<her immer, bo<$ rü<f i<h leine
Seite fort. Salb ftnelt mein 9ta<hbar auf ber glöte
unb führt mir bie ©ebanfen hin, balb fteht am genfier,
beim gilete, bie angenehmfie 9laä)bax\n. ©o weit bin
iä) nun freili<h fortgerüdft, baf$ idf) mit ber älbfdfjrift
ber Siffertation anfangen werbe, aber oft ift mir, , als
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fottt e3 2(Ke3 anberS fein. Sie befte 3ei* fo ?u üer=
berben! llnb bo$ — tonttf i<$ anberS?
SDem Sinter mag freilidf) ba3 Umtreiben in ber
grembe, unter ben Menden, in feinen jungen Sauren
baS Sortfyeityaftefte fein. 2Ba8 mein treiben in ber
sßoeterei betrifft, fo fehlte mir bisher, befonberS in ber
Ie|ten 3eit, jenes Seben; bo$ toax mir au$ biefe 3e^
nidbt unnüfc , iä) lernte toentgftenS ettoaS geläufiger bie
£eber führen. Slufeer fielen Keinen ©ebic&ten tyab' iä)
feit ©einer Slbtoefenfyeit audf) Einiget t>on größerem Um?
fang tbeils ausgeführt, tfyeils angefangen unb entworfen.
SluSgefütyrt tyabe iä) eine bramatifcfye Bearbeitung be3=
felben SolfSromanS, treiben ferner in feinem treffe
Iid;en 6<$attenfyiel bearbeitet; fobann (innerhalb jtoei
Stagen) eine 2lrt fcon SErauerfpiel: Benno, in $rofa,
nur ungefähr fo grofc als in getoi^nlid^en S)ramen ein
3lft unb jiemlidj grell. 3)afe iä) Euer Urteil nid£)t
üernetymen fann, fyut mir leib; inbefc fann i<$ biefe
Stüde toenigftenS als ©tubien betrauten. 3u ©rößerem,
j. B. ber granceSfa, fe^lt mir SDhifce, innere 9to$e,
ScbenSanregung ; iä) fann 2WeS nur fragmentarifd^
treiben. Bis jum erften 2lft (brei foHenS werben) unb
eine ©cene barüber fyaV iä) SEamlan unb Sännet, bra=
matif<$e Bearbeitung einer f$ottif$en Bailabe, gebraut. 1
Äerner, ber bis jum grü^Iing in SBien bleiben
i SBon obigem unboHenbeten 2)rama ftnb 23rua)früc?e in bie
GJebtdjtfammlung oon U^Ianb aufgenommen rcorben: ba$ ©tänb=
$en unter ben bramatiföen $id&tungen, bann bitter ßaralb,
unb bie Olfen.
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toirb, f?at triel $errli<$eS probucirt. (5r §at bereits
beu größeren S^eil feiner SReife in ^antaftifd^utno;
riftifd^en SdEjattenbriefen betrieben, toorein er Diele
Sieber, audf> Sieles t?on feinem früheren Seben unb
Sitten toertoebt fyat. ©S erwartet Sief) ein groger
©enufj. $raunf<$toetg tmrb unter Ruberem einen be-
fonbern Srief einnehmen, ßr machte mir ben 33or*
fc^Iag §ur Verausgabe eines Stafd^enbud^eS, baS aus
biefen Sriefen, meinem (Sgin^arb, unfern neueren Sie=
bern unb toaS greunbe beifteuerten, befielen foHte.
3n Söien fyat er ©ansagen lieber getroffen, ber
als öfterrei$if$er Dffijier in ber <£<$Ia$t fcon SBagram
sertounbet, im Spital gefangen, nad^er auSgett>e<$felt
ttmrbe. SSant^agen toar im SSegriff mit feinem Dbriften
na<$ Italien ju reifen; biefe §at fic^ aber toerfd;obeu
unb er fie^t Jefci in $rag in ©arnifon. f?abe audfj
einen 33rief fcon i^m erhalten. £eo Setfenborf ift im
Selbe geblieben. So §at tyn n>eber ferner nocf> iä)
in biefem Seben fennen gelernt!
Äerner f)at in SBien bie genaue öefanntfd^aft beS
Suflfpiel=2)i<$terS ©toll, ehemaligen 9)2it^erauSgeberS
beS $rometfyeuS, gemalt Äerner warf mir toor, bafj
iä) ®ir bei Seiner Slbreife nidfjt 3lbreffen naä) ^am=
bürg gegeben. %ä) ma$e ba^er auf folgenbe
^erfonen aufmerffam, ttenn SDu ettoa ba^in fommeu
Mteft.
3BKe. SRofa SKaria 33arn§agen (bei §errn Cppen=
Reimer auf bem Äamp 9?r. 276), beS 2)i<$terS Scfjmefter,
audfj 3)i<$terin. €ie ift eine genaue $reunbin t>on
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Äerner (me^r nifyt, ttrie ity beftimmt lücife), mit ber
er in ©orrefponbenj fte^t, UebcnSlDiirbig, von treffH<$em
S^arafter. $u toiirbeft fie aud& Don mir grüfcn. gerner
Soctor Julius, ein aJlebicincr, fetyr rei<§, greunb ber
altbeutfd&en Sßoefte unb ber neuen ©dfjule ; SJteanber,
ein S^eolog, vertrauter greunb ^ermann ©melius, von
©ßttmgen $er; fic f<$reiben ft<$ no<$. Stefe Seiben
lönnteft ®u bei 9JlUe. SSam^agen erfunben. @nbli<$
3Mer 9tunge, ein greunb SCiedfS, ber bie 3ei<$nungen
ju be3 2e$teren üDlinneliebern, fobann bie 3ei#mmgen
ju ben £ag£jeiten verfertigt, ein romautifd&er Waler,
SJerfaffer be3 Äinbermär<§en£ in ben ©nfieblern. £anb3;
mann Soctor Äerner, be8 unfern Sruber. 3$ tyoffe,
biefe Slbreffen werben Sir nid^t unnüfc fein, 3Jtenf<$en
ftnb benn bo<$ ba3 Qntereffantefte. Seines SruberS
*8efanntf<$aft erfreute mt<$. ®r £at offenen ©inn für
$oefte, ber fid^ au$ in feinen ©ebi<$ten probuctiv jeigt.
Siegorm beS ©onetta ift tym fo natürlich, bafi au<§
feine @ebi<$te in anbern ©tylbenmafeen ft<$ in i^rem
innern Sau jum ©onett hinneigen.
Äöftlin $at ft$ als $racticu3 in Stuttgart gefe|t.
§leif<$mann ift ßabett bei ber reitenben Artillerie,
^ermann ©melin unb ©<$nurrer finb mein meifter
Umgang. Äöfle war au<$ roieber einige &it $ier. 6r
ift mit £ebel in ÄarlSru^e fe§r vertraut. Siefen toiU
er perfuabiren, einen 3Rufenalmana<$ ju rebigtren.
Su er^ältft $ier bie fernere 3Henge ©ebid&te von
mir. 3$ möchte nriffen, ob je einmal auf einem fo
Keinen SRaum fo viele Sieber beifammen geftanben. Sie
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9Kü$e be$ 2tb[(^rei6cn^ fcerbient eS, baf$ Su mir aud>
Sein Urteil ni$t toorentyältft.
3$ erhielt inbe§ einen ©rief t>on Äerner toom
24. Januar. @r arbeitet flei&tg an ben Statten.
©päteftenS ju Stnfang 2lpril3 ttrill er fommen. Sarn*
fyagen fear no<§ in SSBien.
Su f<$reibft ni$t* über bie 3eit Seiner 3urü<f*
fünft. —
2Benn i$ ni<$t reifen bürfte — baS fehlte no<$!
Sebemo^l
2. U."
Sni^pätf eine« ©rief« Uljlanbö an SuftimtS Semen
Bübingen, 20. 3amtar 1810.
„3$ ^abe Sir, geliebter greunb, auf brei Briefe
ju antworten. SBeun SSarnfyagen no<ty in SBien ift , fo
t&etle i&m biefen Srief mit. #erjli<$en Sauf i^m für
feinen S3rief, für fein freunbli^eS 2lnbenfcn, fein Sieb,
fein Söo^ltooHen für bie SBteinigen, feine gegrünbeten
Zustellungen.
Sen Auftrag, ber feinen ©rief beranlafcte, toerbe
ify beforgen unb fobann an tyn befonberä f<$reiben. —
$er jlid^en Sanf Sir für f o v>iel Sierßes ! Safe meine
Semerfungen über bie ©Ratten fo fe^r gegen (Suern
©inn liefen, ift mir leib. Sie ©in^eit toon gabel unb
SSBirllid^Ieit unter einem §ö£em ^rineip berfenu' ity
n\ä)t, e« toäre o^ne biefe Stnerfennung fo SSiele^ für
mi<§ verloren. 9iur bie SIrt ber Bereinigung in. bem
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5G
*
Scfjattenbriefe mit ben ©eiftergef^t^teu ^at meinem
©efütyle mä)t jugefagt. $ener ©rief mar, toenn idj
nityt fe^r irre, bei beseitigen genbung, toel<§e Sit mir
f^Ieunigft an 3tofa abzufertigen anbefa^lft, rcaS aud>
glei<$ nad) ber Sur^lefung gefd^a^, fo bafc mir alfo ein
längerei 33ertoetlen bei ber 23ilberrei&e ni$t toergönnt
mar. @rft geraume $eit na$l;er fdjrieb \d) Sir hierüber
nadj bem (Sinbrudfe , ber mir geblieben , ben in SBorte
ju bringen mir ferner fiel, mWtyehüiä) au<$ ni$t
gelungen. Saburcfy, bafc t<$ bie einjelnen Sitzungen
unb (Srjctylungen, aud) bie nod) toeiter anjuretl^enben,
ber ©eiftertoelt weniger angeljörenben ßpifteln, fdjon
gutior all für fid; beftanbene ©anje gefannt ^atte, mochte
mir ba3 ßrfennen einer organif<$en Sereinigung er*
Ihmert werben unb baS ©anje weniger aud bem ßinen
grojsen ©uffe ber 33egeifierung, als bur$ eine Slrt fcon
Sammlung entftanben freuten. Sßie bem fei, iä) fagte
Sir fd)on ehemals, bafc mir Seine Sichtungen beim
SBieberlefen immer teurer, ferner ju toerben pflegen ;
wettetet geljt eS aud) §ier fo, roenu id) jenen Örief
tüieber 511 ©eftd^t befomme. Sie neue mpt^if^e Sßerfon
ber 9Radjtfräulein §at mid) gleicfy im ©giufyarb ergriffen ;
id> fdjrieb Sir üieHeic^t einmal barüber na<$ Hamburg.
2Sa£ meinen t»on Sir angenommenen Unglauben in
£>infi<$t auf @rf<$emungen :c. betrifft, fo bemerfe i$: bafe
\ä) bis jefct ireber jum SBertocrfen nod) pm ©lauben
©runb gefunben; ba& iä), eben toeil iä) für ben ©lau=
ben empfängli^ bin, toeil mir bie <&a<f)e bebeutenb ift,
mid> nor fpielenber eelbfttäuf^ung ^üte, mid(> f$eue,
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57
ungettnffe ober erflärbare Segebenheiten in'3 ©eifterreidh
}u heben. — 2Ba$ i<h über ©orref t^cit , SRegelmäfjigs
feit u. f. tt>. gefdfjrieben, gab 3)ir ©elegenheit, $)ich
luftig ju ma^en. SDii ^aft mich vielleicht mifcfcerftanben.
%ä) bemerfe nur, bafe mir bein gginbarb in ber $orm
DoHenbet erfcheint. Sludh lafe' ich mich nicht abgalten,
ju bem trefflichen ©chachfpiet anjumerf en : bafc mir ber
3}ame 3toerg im Sc^ac^fpiel unbefannt ift , bie Soeben
(auch Sthürme, (Sleph^^ten genannt), finb bagegen au£=
gelaffen; bajg t<h nidbt toeifj, ob im <Bä)aä) ber 2lu£-
brudf fch lagen gebraust roirb. 2)er plöfcliche Sprung
§alber£ f önnte ein ©eitenfprung fein , ba bie ©pringer
im <£<f)aä) auf biefe Strt fpringen.
SDafe bie f<$on gebrueften ©ebi^te ohne Seine Slk
ficht in 33aggefen£ Sßmanad) gefommen, mufcte iä) na=
türltdh benfen. 3$ fteHte mir bie Sache fo t>or, bafe
£u, nrie £)u über ®eine eigenen Sichtungen auä 23e*
fcfjeibenheit toortfarg gu fein pfCegft , bie ©ebid^te bem
Saggefen mit einer Unbeftimmtheit ^ingemorfen, bie
er nad^her für feinen ^toeä auflegte. (Sine Slnjeige ift
freilich nöthig, theilS toeil bie meiften fchon gebrudtt
finb, theite toegen ber Serbunjung, tt;eiU toegen beä
Äting!lingelalmana<h£, an bem midfj am meiften ärgert,
bafj hier S)eutf<he, tt)ie fcon bem grembling 511m böljernen
(Mächter über mehrere ihrer ebelften Schriftfteüer ah
gerietet erfdheinen. — 9Rur ift mir leib, bafc 3h* wir
bie Seforgung übertragen, ba ich ßurem Serlangen
nicht entsprechen fann. @8 ift meine Pflicht, 6uch
ben ©runb treulich anjugeben, er ift: »eil mir boch
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5S
©am&agenS ßrflärung befonbers gegen baä ßnbe etn>a£
in ftreng bünft. 3n ^infid^t ber ßoreffd^en ©ebid&te,
befonberS ber Dörfer ni$t gebrudEten, ftnb mir bie
©ertyältniffe ni$t fo ganj flar. ©egen meine änftd&t
nun fann id& in ber ©a$e au<$ ni$t einmal als med^a*
nifd&eS Sßerfjeug bur$ 2lbreffc unb Ueberfenbung mit-
nrirfen, toenn 3$r glei$ t>ielleid&t biefe fleinlid^
finbet, fo leib e$ mir tfut, greunben in ettuaS nidbt
ju ttrillf a^ren. ®afe 3ftr wir'« ni<$t fcerargt , §offe i<§
ju ßurer $reunbf$aft. 6in ©rudffetyler o^ne
©leiten foH im Stlmanacty für Siebenbe fielen; ftatt
SRingellodten tooll junger gplptyen Reifet e3 : SRingellocf en
t>oU Ungejiefer "
D&ne ÄernerS ©rief bleibt freili<$ in biefem ©rud^
ftücf 9Kan$e8 un&erftänblt<$; unb bo<$ giebt e$ einen
fo guten ©inblid in bag traulid&e ©er^ältnife ber greunbc
unb au$ Joieber in bie ©erf<$ieben^eit i&rer (S&araftere,
ttrie fie fi<$ in tyren abtoeid&enben 2tnfi$ten über baS
@eifterrei$ barftettt , bafc ba3 ©d&reiben bo$ too^I £ier
eine ©teile einnehmen barf. 3)ie ©riefe, bie t)on Urlaub
in biefen ©Wittern mitgeteilt »erben, finb auger ben
©riefen an feine gamilie meiftenS ßoncepten entnommen.
Sei ©riefen ^oetifd^en ober polttifd&en Spalts f^tieb
er ^äuftg juerft ein ßoncept. <£r ftelt etioaS auf einen
rein gefd^riebenen ©rief o^ne 35ur$jtri<§ ober 6inf$iebfel
unb üerfid&erte, er lomme fd&neHer mit einem ©riefe ju
©taube, toenn er benfelben juerfl entwerfe unb bann
in ba£ Steine f d&reibe, als toenn er glet<$ ba3 ©^reiben
jum 2lbf<$i<fen rid&te, toeil e3 tym bann oft nid^t genüge
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tmb er es bo$ jum jtoeitenmale f treibe. SiS §u feiner
lefcten Äranf^eit blieb feine #anbf$rift faft biefelbe tme
in ben früheren Sauren, fo bafc e3 bei feinen papieren
oft fötoer £ält, ju entf Reiben, aus toelcfyer 3eü ba$
©ef^riebene ftatnmen fönne, toemt ber 3n^alt nidjt
barauf fütyrt.
2lm L Styril 1810 mürbe bie SDiffertation, mit
ber er ft<§ fo lange bef<$äfttgt $atte, übergeben. $a£
J^ema toax: De juris Romani servitutum natura
dividua vel individua. $>octor Älüpfel fagt fcon ber
Sifjertation : „£>ie Arbeit tmrb fcon Sollen, bie fie
nä^er fennen gelernt, als ein SDiufter t?on $ein§eit,
S^ärfe unb 9tei<$$altigfeit gegittert." @£ mürbe tyr
au<$ bie (S^re ju S^eil, bafj SSangerott? berfetben riu>
menb gebenft.
S)en britten Stpril fanb bie Disputation ftatt unb
bie SoctorSsßreirung ^urbc mit einem S<$maufe ge=
feiert.
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III.
Reife itad) Jtoris unb ^buokatur in äfibinjem
1810 — 1813.
SDen 6. 3Jiai 1810 trat U^tanb bie längft erfe^nte
Steife naä) Sßartö an, fcon ben ßltern imb ber ©<§toefter
na<$ 5tarterul?e begleitet, too fic bei feiner 9Kutter
©ruber, bem £ofrat^ £ofer, no<§ einige £age t>er=
teilten. 2luf bem ^ofttoagen tarn er am 13. nadj
$ranffurt unb am näd)ften Stage auf einem 9Kar!tf<$iff
mit metyr alä 100 ^erfonen na<fy -äftainj. ®a£ £age=
bu<$ fpric§t fcon ber §errlid?en ©egenb bei Singen unb
ben unbef<§reibli$ frönen 9tuinen, bie er t>on ber
3tf>einja<$t, auf ber er bi£ Sobleitj fufjr, bettmnbern
founte. „®in unbefannter 9tetfegenoffe blies ba3 $ofi=
§orn jtoar giemlid) fäled&t, aber bie Stöne fcerftärten
im SOBieber^aH, ba jog ein Slnberer eine glitte ljer=
t)or unb bann ftimmte bie ©efeHfd)aft mit ©efang ein.
®in fonberbareä S^f^ntmentreffen mit meinem Siebe:
„®a£ S<$ifflein" bemerft fyierju unfer junger 9leifenber.
5Bie fo oft auf Steifen folgt auf biefen genufereid^en
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61
£ag einer, ber bie Sieifeunannehmltchfeiten jeigen fottte.
Ser 3)ouanier in Soblenj sollte ben Äoffer nicht mehr
öifittren, ein nothgebrungener SHafttag toar bie golge
baüon. S)ie jetftörte geftung G^tenbreitfiein, auf ber
ein einjetneä Sdf)af toeibete imb ein armeä SBeib, ba3
©ras abmähte, ftimmte baS junge beutfd&e £>erj auch
nt<ht Reiter; 2Ibenb£ ttmrbe no<h ber erfaufte $oftf<$ein
verloren; fo fehltest biefer STag jiemli<h trübfelig im
Tagebuch, mit bem StuSrufe: „®ott gebe mir morgen
einen guten £ag!" Stuf ber S)iligence tourbe am nä<hften
16enb Syrier erteilt. 6iu alter 9J?ann, ber mitfuhr,
rühmte ficb, ben 3Kenf<hen am ©eft<hte unb an ber
§attung ihren Staub unb ihr ©etoerbe abfegen ju
fönneu. ©einem f<htoäbif<hen Steifegenoffen erflärte er,
ba§ er fein ©elehrter, fein Kaufmann, toohl aber ein
eljrfamer ^anbtoerfer, ettoa ein Utyrma<$er fein toerbe.
Siefer liefe ihn audf> getrofl auf biefem ©Iauben.
lieber Syrier unb Supemburg ging e8 nun nadfj
SRe$. „SSon SBtefc (Reifet e$ ferner) fuhr idh mit brei
franjöftfdfjen Offizieren, bie ftch über meine Unbeholfen-
^eit in ber franjöfif^en Spraye moquirten. 2113 ity
jeboch beim Stbenbeffen in SSerbun auf eine $öflid)e
SBeife bie Sa<he abzulehnen fuchte, würben fie fehr
artig." (Srgrünbet haben fie aber ben jungen ©eutfd&en
auf ber Steife m<ht, .benn cSM ber eine t>on ihnen
fpäter in ber ©allerie beS Soufcre ttrieber mit Uhlanb
jufammentraf, hielt er eS für nöthig, ihm bie mtytho*
logifd^en Silber ju erflären, „toeil er biefe fonft un=
tnögli<h t)erftehen fönne."
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2(m 25. 3Jtai, jtoölf £age mä) ber 2lbreife fcon
ÄarlSru^e, langte er in $ariS an! Er §atte aber
freiließ in biefer 3^t au<§ me^r gefe^en, befonberS baö
§errli$e Sftyeinlanb — als man jefct im gluge auf ber
ßifenba^n genießen !ann. — 3u^rfl tourben bie alten
Sübinger greunbe (Sbuarb ©melin unb Sßrägifcer auf?
gefugt unb im gleiten £aufe mit i$nen, im £otel
be pemont, Quartier genommen. @r toar mit ber
$ortier$frau , ber M&re Michel, fo roo^I jufrieben als
fie mit i&m. £err Otto Qa^n berietet un3 „fie §abe
bie SRutter biefeä ©o^neS glücllt<$ gepriefen." 3Kan$e8
©<$roabenfinb fcat nad& Urlaub bei tyr SBo^nung ge*
nommen unb ft<$ too^l befunben. 211« ©uftat) ©$tt>ab
meJ)x aU itoanjig Sa^re nad^er in $aris toar unb
fie auffudjte, erinnerte fie fi$ no$ mit Sintbert an
Urlaub.
2)em 3Rufeum unb bem 3Jtanufcriptenbepot ber
Sibliotyef galt nun ber erfte 33efu<§. Sei ben oberu
Srüien tourben SSolföromane gelauft, les quatre fils
d'Aymon u. f. to. 3lu<$ ein fpanif<$eS SDictionnaire
ttrirb angef^afft unb bur^Iefen.
3tber auc§ ju ber place du temple, ju bem
palais de Justice ttrirb getoanbelt. 2Bie in Bübingen
fo mufe ia bo$ au<$ in $ari8 bie SuriSprubenj neben
bem ßieblingSftubium beamtet »erben. 2Benn Äemer
i^n briefli<§ abgalten tooHte, na<$ $ari$ ju ge^en, „er
folle lieber in S)eutf<$lanb Silber fe^en, als in $ari§
bie geflogenen/' fo ifi barauS nidjt ber ©<$lufe ju
jie^en, er $abe feinen greunben fein Sor^aben, bie
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alten #anbf#riften aufjufud&en, abfi<$tli$ verborgen;
toenn er au<§ mit Äerner, ber fid& mit ber ^üologie
m$t befd&äftigte, ni$t gerabe toiel barüber gefpro<$en
$aben mag. toax aber au<$ fein Sortoanb, toenn
er be3 ©tubiumS ber franjöfxfd&en ©efefcbüd^er unb
©erid&täeinrid&tungen erwähnt ; e8 tt>ar au$ biefe feine
rebli^e 2tbfid^t, er fanb e$ aber fd&toer, 3«tritt ju ben
©eridjjtS^öfeu ju erhalten. 2>o<§ ertoä^nt er einigemale
ber Sorlefungen t>on ^aftouret. 2)e8£alb fott aber
nu$t befiritten »erben, bafe biefe ©tubien benen feiner
Neigung ettoaS nad^ftetyen mufiten.
SBerftagg ifl er fleißig an ber Arbeit, SlbenbS mit
ben greunben jufammen, unb Sonntags toirb toomögIi<§
mit biefen ein ShiSflug auf ba3 Sanb gemalt. 3Xuf
einer folgen SEour nadfr SerfaiHe« erfreut er fi<$ be--
fonberS „ber frifd^ercn SRatur",
S)en ©Itern f<$reibt er: „3$ ge$e in ber Siegel
um 10 U§r in bie Stbliot^ef, ober toenn ein mert-
toürbiger §aß toorfommt, in baS palais de Justice.
2uf ber Sibliot^ef befd^äftige i$ mi$ mit beutfd^en
unb franjöfifd^en älteren 9Jlanufcrtyten.'' S>ann be=
treibt er ein geft, baS bie ©arbe bem faiferlt<§en
$aare gab, moju er unb bie greunbe SiHetg &ou bem
©efanbten erhielten, ©ie mufjten ft<§ aber, um bem=
ielben antootynen ju fönnen, ein habit habilte mieten
unb brauen in tyelleS Sachen aus, als fie fi<§ fo tra=
bejlirt erblicften. 3n einem anbern Sriefe fd^reibt er :
bie Vendome -Säule mit ben SaSreltefS aus bem
i)ftret<$if tyen Äriege fei freiließ fein erfreulicher SlnblidE
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für ein beutfc^eä £erg. %n ber ©allerie begegnet itym
ju feiner Ueberrafd&ung SBarn^agen, ber als gäbnbridj?
mit bem Dberften, dürften Senheim, na<$ ^ari£
gefommen tuar. ©ur$ biefen ttrirb er mit ß^amtffo
befannt unb ift nun SlbenbS öfters mit itym ju^
fammen. 6f?amiffo liest ifim in feinem ßimmer feinen
Fortunat toor.
ßS folgt tyier ein 33rief fcon Ul;lanbS 2Jlutter, ber
uns geigt, toaS fxe fcon if>rem Sofyne fy< unb — toaS
fie an $m ju tabeln $at.
$ran IHjlanb on Ujren @ol)tt,
Bübingen, 30. 3uni 1810.
„©ottlob lieber SouiS! bafc ©eine 93riefe immer fo
gut lauten, fotoofyl in Slnfe^ung ©einer ©efunb^ett,
als au$, bafc ©u ©eine 3^it fo angenehm gubringen
fannft, unb tüte \6) ^offe, auä) nütslidfj. 3$ bin be^
rufyigt, ba iä) ©ir fo gute ©runbfäfce gutraue, bafj ©eine
SDforalität bur<$ leinen böfen ©inffufe leiben toerbe.
3>ergif$ nur nie, bafc ©u einen afltoiffenben 3e*tgen ob
©ir tyaft, ber einft SRe^enf^aft aller ©einer #anblungen
f orbern tinrb, fo toirft ©u ©eine £age ru^ig gubringen
unb jebeS Vergnügen, baS ©u unfdfjulbig geniejgeft,
loirft ©u boppelt füllen, toeil ©i<$ bie Erinnerung
baran niemals f<$amrot§ mad^en wirb ; jeber Jüngling
barf fi$ fo feiner Sugenb freuen unb fo gönne i<§ es
©ir fcon £ergen. 3$ roxU gang aufrichtig gegen ®i$
fein unb ©ir geigen, bafe t<$ mit ©einem innern ©eljalt,
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ber mir ba$ SSor jüglid^fte ift , jufrteben bin ; aber id>
fcermiffe fe^r ba3 2leufjerli<$e an Sir, ba3 jtoar 9teben*
fa<$e ift , aber um f ortjuf ommen einmal erwartet toirb.
Su mufet mxä) aber ni$t mifeüerfte^en; iä) tt)iH nityU
Sdjtnei<$Ierif<$e§ , Seine Senfart fott burd^auS i^re
Steinzeit behalten, nur meine i<$, Su foHteft toaä in
SDir ift auä) SBfobern o^ne ^ra^lerei me^r geigen fönnen.
Su foHtefi gefällige, tootytoollenbe ©efinnungen audj
äuj3erli<§ metyr jeigen fönnen, au£ ©efättigfeit ge*
fyrä<$iger fein. Siefe Stu&enfeiten toirft öon ben gram
jofen ablernen fönnen. 91ur mufct feine fo gefd^toäfcige
©efeHfd;aft fudfjen, nrie Ä. unb bie toor jmei reben
unb Su ni$t jum SBorte fommen fannft. Äurj Seine
äußere ©itbung foH auf ber Steife gewinnen.
Sa§ Defonomifd^e wirft fcon Seinem SJater f;ören,
fein Sßlan ift, 1000 fL auf Si<§ ju fcertoenben. ßr
meint, Su toürbeft bamit bis jum Januar ober triek
leidet etmaS länger ausreißen. SBürbe bann aber falte
ober fd^Iimme Söttterung einfallen , f ann man e3 ni$t
auf 8 — 10 Souiäb'or erraten. 9ta<$ einiger 3e^
trirft felbft fe^en, ttrie ba3 getyt unb fommt nne
grau Eonj fagt. —
3n Stuttgart fear i$ überrafd^t, ben ferner im
Sweater ju fe^en. @r ift nodf> ber alte gute, bo<$ feine
Silbung $at gewonnen. (Sr fd^rieb mir biefe SBodjje,
i$ foHe i^m bo<§ um ©otteättnllen tt)a3 fcon Sir f<$reiben,
gerabe mar aber Sein Srief an i$n uutertoegS. $aft
S)u einmal ©elegenfceit, bem SouiSle ettoaS fcon $ari8
ju f^idEen, ]"o t^ue es. ©ie getraute fi<$ nt<$t, Sir
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franjöftfd) in fd&reiben, ba£ nä<$ftemal aber foll fie c£
bodb t^un.
teilte
treue üRutter
eiifabetl; Itylanb."
£ag toierje^njä^rige S^mefter^en fe|t biefem
Srief bei:
„2)u bift unb bleibft audjj in $ari$ immer no$ ber
alte trocfene Detter, fd&reibft nur immer fcon Siblio^
tiefen, 3Ru)een u. f. to., Sachen, bie mi<§ gan$ unb
gar ni<$t intereffiren. ©treibe lieber au<§ üon ben
gforifer 3)iäbdf>en, toaS fie für Äleiber ansahen, ttie fie
gemacht finb u. bgt. 2ht<$ üon ber Äaiferin unb üon
tyrem 2lnjug mö$te id£> triel lutff cn , toaS freilid^ für bidf)
blinben £e& fernere fragen finb. 3)odfj für toa3 ^aft
2)u Seine Frille? 2lu<§ fcon ber Äodfjerei möd^te iä)
frören. "
(Sine fe^r toertfmoHe Sefanntfcfjaft mar für Urlaub
bie tton Immanuel Seffer (ber üon SSarn^agen ermähnte
ftiHe Seffer) ben er bei ben 2ftanufcripten fennen lernte.
Später, in ben SBinterabenben, forberte Keffer Urlaub
auf, mit i^m fpanifcf) ju lefen unb mannen Sttbenb
fa&en fie bann gufammen. 3uerf* tourbe El rei Bamba
gelefen. 2lu$ baä ^Jortugicfxfd^e tourbe vorgenommen.
3luf bie ©intoeubung ttylanbä: er fenne bie ©prad^e
nid)t, meinte Seffer: e3 toerbe f<$on ge^en, unb fte^e,
e£ gieng! 6ie Iafen bie Sufiaben jufammen. 3Kit
^reuben berietet U^Ianb fpäter bie i^m fcon Seffer
sorgefdfjlagene 39rüberf<$aft. £>iefe greunbfdjaft mar
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eine Söo^lt^at für unfern Sinter, benn früher fle^t im
2agebud£> naä) ber erfolgten abreife ber Sanbaleute:
„Smmcr einfamer toerbenbeä Seben, 33erf<$ttrinben ber
©Wartungen." ®ie gelegentliche SÄufftnbung alter 93ü<$er
toar eine »eitere greube. Stuf bem $ont 6t. Mfyel
fanb unb erfaufte er Guerras civiles de Granada.
©r fagt barüber: ba mir f<$on oft fcon alten 93ü<$ern,
bie iä) fänbe, geträumt $at, fo jtoeifelte i<§ beinahe im
erjten Slugenblide, ob e3 nidjt ein £raum fei? 33on
neuen 93efanntf<$aften außer ben f<$on genannten finb
befonberS anjufüljren: ©ie&efing fcon Hamburg unb
Äoreff, bann $ilat, bei ber öfterrei<$ifdf)en ©efanbtf^aft
angepeilt, unb ein granjofe Sourbain, mit bem er
franjöfifd) las. .
Sin 33efudfj ber ©df)ttrimmf<$ule ^ätte ifym fafi t>er=
berblidf) loerben lönnen. 3)a er ft<$ in Bübingen im
g^toimmen geübt fcatte, fo toarf er ft<§ getrofi in ba§
SBaffer, aber e3 ging in ber ftitten ©eine ni<$t fo leidet
toie im SJiecfar, er mußte balb ju ber bargebotenen
2tange greifen unb na^m be^alb, im September noä>,
einen J?ur3 in ber ©$ttrimmf$ule. £>en gangen <5ety
tember unb einen S^eil beS DctoberS toar bie 83ibliotI)ef
gefc^loffen. 6r f treibt ben Eltern barüber: „3$ bin
beS^alb t>iel ju £aufe unb bef duftige miä) mit Sefung
beS 3Jtalet)ilIe unb mit Sprachen. 3$ benfe iriel an
Bübingen* Um jtoölf Xtyr, toa£ immer bur<$ einen
6<$uf$ auf bem Sßalate ro^al angezeigt toirb (©c^fo
gen unb Sauten §ört man $ier toentg, bie ©lotfen
nmrben tneift in ber SRetjolution jerftört), fteHe i$ mir
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lebhaft t>or, wie man fi$ jefct in Bübingen an ben
SCifdj fe|t, iüo t<$ bann no<$ toter ©tunben ju toarten
tyabe. 3$ benfe mir bann bie ©dfjnufc (bte £auSfa$e),
tüic fte mit ben SSorberffifjen auf bem £if$e fte^t unb
Suiten Sompltmente ma<$k £ut8<$en grüfje t<$ taufend
mal; fie toirb ben Srief fammt 3^9^ tordf? ^rägifcer
erhalten Ijaben." S8 jetgt fi<$ fafl ettoaS fcon
^eimtoety in biefem Srtefe.
©ar ju gerne toäre Itytanb, {o lange bie Sifc
Köthel gef<$loffen tüar, na$ ^atore gereift, e3 tüar
aber ni<$t möglidj), in $ariS einen $afc baf;in ju er=
galten.
®a8 Sweater , bef onberS ba£ ßuftftriel , befugte er
feljr gerne, fotüeit e8 i^m feine Äaffe erlaubte. S)ie
©fcafefreare'fd&en Stüde unb bie 2Ba$Iüertüanbtf<$aften
tüurben au<$ tüieber üon i§m gelefen.
2HS bie Sibliot^el tüieber offen tüar, Reifet e§ bann
im £agebu<§ : „$errli<$e ©teilen in bem SJtomane 2öil=
^elrnS toon @nglanb — Segeifterung babur<$!" 3m
folgenben ©rief fpri$t er ft<§ barüber aus.
Ufilanb an Öaron be la Mottt %onqnk
„2tt£ idfj biefen 2lbenb öftren S3rief tüieber Ia3, er-
toaste in mir ba$ lebhafte Verlangen, 3#nen einmal
tüieber nä^er §u treten. 3$ tüetfc, inbem ity bie geber
anfefce, ni#t, tüa3 i<$ f^reiben fott, unb iä) filmte,
bafc es ni$t bie ©<$rtft ift , fonbem ba$ lebenbige
Varl«, 29. Dcto&er 1810.
09
äBort , toaS mir f ehlt. SKein Srief ift eigentlich f Aon
ju (Snbe, bo<$ füge idh einige 9tachf<Jhrift bei.
Heber 33amhagen$ Aufenthalt in $ari3 braud;e id)
nicht ju ^reiben, ba Sie mit ihm in ftäter Serbin;
bung {lehn. 3$ hatte mi<$ einmal re$t einfam gefügt,
aU \ä) auf bie ©aHerie gieng unb ^ier unerwartet
SBarnhagen fanb unb bur<h ihn Shamiffo, *>on beffen
#ierfein ich ni^tö getoufet hatte, ©egentoärtig ift meine
liebfte &eit, in ber i<§ nti<h mit altfranjöfifdhen 3)i(^^
tungen befääftige. 3$ habe befonberä eine 9teihe nor^
männif<$er Äunben toon eigentümlicher SCrefflid^feit
aufgefunben, fcon benen ich bereits einige überfefct.
Sine, bie ich als S3olf$roman getroffen, $aV ich in
Saüabenform ju bearbeiten begonnen. 3$ toünfchte
überhaupt eine Sammlung toon Ueberfefcuugen unb
Bearbeitungen altfranjöfifcher Sichtungen jufammen p
bringen, diejenigen Sichtungen nehmlich, bie mir in
ber gorm, in melier ich f*e üorftnbe, fd?on tioüenbet
erf feinen, überfefce i<h getreu, anbere, bie burch un-
angemeffene ©infleibung, befonberS burch 2Beitf<htoeifigs
feit entftellt finb, fudj ich ju bearbeiten; benn fyev
fdheint mir bie Streue eben barin su befielen, bafj bie
lebenbige ©age toon ber f<hle<hten ßinfleibung befreit
unb ihr ein ©etoanb gegeben nrirb, in bem fie unentfteßt
erf^eint unb frei fich betregt. 2öte toiet ich Wf*«* fann,
toirb jum %§eil fcon ber Sauer meinet ^iefigen Slufenfc
haltet abhängen. Sa£ äbfchmben ifi fehr mühfam unb
bie Ueberfefcung in jtoeifdpgigen £an3 Sa<hfif<hen
Seimen, toorin bie meiften Stählungen »erfaßt finb/
Digi
70
fyat manche ©<$tt)ierigfeiten. Gine größere SDicfytung,
ftönig SBityelm t>on ©nglanb, bie Sle^nli^Ieit mit bem
DftauiatiuS fyat, aber in originellem ©eifte aufgefaßt
unb burdjjgeführt ift, rein poetifdEj, finbli<$ p$antafHf$,
münf^te idfj fe^r, abgetrieben ju Robert , um )1ena($
meiner 3urütftunft überfein ju fönnen. — 3$ toei§
nidfjt, ob Slnbere bie Söegeifierung feilen nriirben, ju
ber mity biefe ©ebi<$te ^ingeriffen, unb toenn t<§ fo bie
f$Ii$ten2öorteftunbenlang abfdjjreibe, toerbe i<$ jutoeilen
felbft irre, allein toenn mir bann bem 83udf)e fern bie
lebenbige S)i<$tung unter bie Säume unb in ben 9Jtonb*
feiern na<$toanbelt ttrie ein ©eift, ber feinen ©rabftein
fcerlä&t, bann fann i<$ nid^t glauben, ba& e3 nur
felbftfüd&tigeS SBo^IgefaHen an eigenem treiben ift, toaS
mi$ fo mäd^tig überftrömt, fo mein eigenes ®i<$ten
t>erf Ölungen l)at.
Sßenn es 3#nen nidfjt unangenehm war, blo£ öon
mir ju hören, fo bitte i$ 6ie, mir einmal t)on SDem
ju fdjjretben, toaS toon neuen ®i<$tungen Sie befd^äftigt;
ein 5?orred^t ber ©etoei^ten, ju toiffen, toaS für neue
Grfdjjeinungen am Gimmel ber Sßoefte fi<§ bereiten unb
bie aufge^enben ©terne in ber SCiefe beS @emütl)£ ju
entbetfen, in ber fie ber übrigen 2Mt no<§ ni<$t fid^t-
bar finb.
9Ktt 2l$tung ber Shnge
£. U^lanb."
@S fd&eint biefer 23rtef berjenige ju fein, beffen
Ubtanb in bem ©riefe toom 19. SDej. gegen gouquä
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gebenft, tt>elc§ lederen Ctto 3a[?n Wen üeröffent-
lic^t &at.
Unter bem 1. 9io&. ift in bem £agebu<$ bemerft:
„Hoffnung jurStuffinbung einer Steide fränfifc^er Sagen,
„Sage fcon Sßipin. Seftimmtere Sluffaffung ber Stenbenj
„meiner Sammlung altfranjöfif^er ^oeften. §auptfädj;
„lic^Sage, ^elbenfage, 9Jationalfage, lebenbige Stimme,
„mit ^intanfefcung be« fünftli<$en, bürgerlichen u. f. tt).
„@rfaufung einiger Sänbe ber Bibliothfeque des Ro-
nans." 2)en 3. ®ej. Reifet e§: „3$ fyatte 5)iorgen3 in
„Sope be Sega bie Stomanje toon Äaifer $arl u. f. tt>.
„gelefen. 9Kit bem ©ebanfen an biefen gabelfrete gteng
„id> gegen bie Sftotrebame $ir<$e , auf bem $ont St.
„9JJi<$el toergeblid) nadj) alten Silbern fudjenb, big icty
„enblidl) ganj unerwartet beim £out>re ben 33olf£roman
„t>on Äarl bem ©rofjen fanb." S)ann fommt tmeber:
„33ergebli<$er ©ang ju $aftouret3 SBorlefung." ^mmer
noä) mufj bie SRec^t^tuiffenfc^aft neben ber $oefte §er*
laufen, wenn au<§ tüie ein Stieffinb ettoaS Inntenbrein,
benn glei<§ Reifet t% lieber: „9ia<$fud)ung naä) bem
gierabraä, tüoju idfj mir ba3 9)tauufcript N. geben liefe,
toorin ity jtoar nü$t ba3 ©efuc^te, aber bie Belagerung
Don SBianeS fanb." Ilm biefe 3eü würbe au<$ 9^ouf-
feau'3 neue £eloife gelefen unb barüber gefagt: „bie
neue §eloife ift toieHei$t ba3 $ö<$fte, totö ni<$t bie
©luty ber p&antafie, aber bie @lut§ be3 £erjen3 fyer*
öorgebrac^t §at." 9hm fam aber ein ©rief ber eitern
mit ber 9ta$ri<$t, bafc baS ©efud; um ßrlaubnifj
jum verlängerten Slufentyalt in $ari3 vom Äömg
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abgefchlagen toorben fei unb er in jtoei SWonaten jurücf=
lehren muffe. Unb bo<h hatte er fein 2lmt unb feine
Steifeunterftüfcung fcon ber Regierung!
SlnfangS Januar 1811 muß eS bitter falt auf
ber Sibliothef getoefen fein, benn Urlaub, ber ft$
ungemein l)art toax unb nid&t leidet flagte, mad&te boch
bie Semerfung „Äalte #änbe". SBann bie redete £anb
über bem Schreiben erftarrt toax, führte er oft bie
geber mit ber linfen, bis er bie anbere an bem großen
Äohlenbeden ttneber erwärmt hatte.
ßS fam nun bie 3eit, too er t?on $ariS unb fcon
ihm lieb geworbenen 2Henf$en fd^eiben mußte. 6r führt
ein ©efpräch mit Seffer über bie neuere Sßoefie unb
über fein eigenes Sitten an, aber ohne baS -Nähere
anjugeben. SiSher motten fie toohl mehr fcon flaffifd^er
Siteratur unb toon mittelalterlicher ^Soefie gefprod&en
^aben als fcom eigenen ©Raffen, eine herjlid^e greunb=
fdjjaft haben fid^ bie jtoei ftiDen unb bodf) innerlich fo
lebenbigen ©eifter burch baS gange Seben erhalten.
am 26. Januar reiste Urlaub mit feinem SanbSs
mann Sdfjicfarb t>on $ariS ab unb fam am 30. in
©traßburg an. $or SlHem intereffirte unb beglücfte
i^u baS fünfter. „Um* unb ©ureigenen beS SDlünfterS,
bei ©locfenf lang unb 9ta$tS." D©traßburg, o©traß=
bürg, bu ttmnberfd&öne ©tabt! ruft er aus. 3n einem
Srief an Seffer fd^ilbert er ben ßinbruef, ben ba§
fünfter auf ihn gemalt hat. Otto Sahn hat ihn in
feiner ©d&rift gegeben, ^n Karlsruhe hielt er fich einige
£age bei feinem Oheim auf. Ueber baS ST^eater bafelbft
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ma<$t er biefeö mal bie 33emerfung: „S$meräli<$e£
SSermiffen beä $ortreffli<$en."
3luf ber SBeitcrrcife befugte er Äerner im 2Büb*
babe, too fid^ biefer na<$ ber 3uri&<ffunft fcon feiner
Seife als 2lr}t niebergelaffen I)atte unb langte bann
am 14. gebruar in ber SSaterftabt an. Son ben in
bie Sammlung aufgenommenen @ebi<$ten finb folgenbe
in $ati& entfianben: 2)er SRofenfranj. 2)er nä<$tli<f)e
9titter. ®a8 Sftc^. 2tmorS qjfeil. ®<$uffal £)a3
Stäubten, ©raf ©ber^arbä SBeifeborn. £>ie Qagb toon
3ßin$ejter. £obe$gefü$l. ®er Sing. 5)ie brei Scpjfer.
SlUfraniöfifdje @ebi<$te. ßin ungebrudfteS @ebi<$t auf
Sta^aelä Madonna della Sedia fc&ilbert ben tiefen
ginbrutf, ben biefeS ©emälbe auf i$n gemalt gtat
Sie Vornan je : ©raf ©ber^arbS SBeifeborn, §at er nad)
feinem £agebud> am 13. Dct., 9ta<$t3 je^n Ufyr, faft
ganj im ^ßalai^ ropal gebietet.
* *
*
6o too^ltfyuenb ba$ Sßteberf etyen ber geliebten Altern
für Urlaub toar, fo mufjte er bod) bie Sortierte unb
baS bewegte Seben ber grofjen 6tabt, bie £ülf£mittel
für feine ßteblingSftubien, bie i$m bort in reifem 33iafee
jur Senüfcung fianben, nun in Bübingen fefyr t?er=
miffen. 2lud} traten bie 2tnfprü$e be£ bürgerlichen
Sebent nun. an tyn fceran, toä&renb er bo$ fo fe$r
getoünfdjt $ätte, ber Ausarbeitung beä in Sßariä ©r-
fammelten ungeteilt feine fteit toibmen ju fönnen.
5)er §ier folgenbe SSrief jeigt feine ©eelenftimmung.
Digi-
U^Ionb an tarl 9)tat)cr.
Bübingen, 23. gebruat 1811.
„©einen 23rief , teurer greunb, ben i<$ ni$t lange
toor meiner Slbreife Don $arii erhielt , wollte id> im
Strubel ber legten Sage ni<$t me^r beantworten, unb
fd>reibe nun erft, nad&bem \ä) wieber in ber @infam!eit
bin. Sllte ©efd^id^ten will iä) $ier nid^t tyerüorjie^en,
wir frifdfjen fie lieber bei münblid^er Unterhaltung mit
einem ©lafe SÖBein [an, audfj ift ©ir 3Jtandf)e£ au§
meinen Briefen an Äemer befannt.
SBenn iä) ben SBert^ einer Steife na$ i^rem SBert^e
für ba8 ©emütl) f^^e, worin idjj immer me^r ba3
^öd^fte Qntereffe bei Sebent anerfenne, fo war wa^r*
f$einli<$ bie ©einige um Sielei bebeutenber afö bie
meinige. ©ben barum fann i<§ an ber ©einigen ben
S^eil am wenigften billigen, ber in blofeem flüchtigen
6täbteburdj)wanbern beftanb unb gerabe auf ©eine ®e=
funb^eit am nadj^eiligfien wirfen mufcte. Um fo me^r
beneibe iä) ©idfj um ©einen längeren Aufenthalt in
Hamburg u. f. w.
®ie legte meines Aufenthaltes in SßariS war
mir befonberi bur$ bie innige greunbfcfyaft mit Seffer,
einem berliner, Werth- @r ift jum ^rofeffor ber claf=
fifd^en Siteratur bei ber Untoerfität in Serlin ernannt,
bleibt aber noch einige 3eü w $ari£, wo er in ben
grie<$if<$en SKanufcripten arbeitet.
3<h war eigentlich jurücf beruf en , gtücfti<her 2Seife
aber traf ber mir gefegte Sennin mit ber 3eit wo ich
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o^nebiefe jurüdgefehrt roäre, fo jiemltd; jufammen. ®ie
ungünftige 3<*hreSjeit machte nur ben nädhften 28eg
hmnfdf)enStoerth. 3$ reiste mit ©dhidarb, ber nun
balb fRepetent toirb, für jefct aber SJifar in Höngen ift,
bis SarlSruhe, föo i<§ midh a^t Sage auffielt unb bei
$öHe unb SBehfueS eine re<$t lanb3mannfdf)aftltdhe Stuf*
nannte fanb. SSon ba gieng ity ju Äerner unb blieb
triert^alb Sage bei ihm. Ungeachtet es bie meifte
3eit regnete, toaren ttrir bodfj redht gut beifammen.
3Bir Ratten uns fo Sieles gu fagen, feilten uns unfere
Rapiere mit, festen uns ins Sab, matten, foenn es
möglidh toar, Keine Spaziergänge an bem tüilben ©trome
^in, matten uns mit ber SRebaction beS 2llmanacfyS
ju fd^affen.
Äerner hat bereits triel ju t^un unb obgleidj biefer
Stufeut^alt in mehrerer 5Hüdfic^t für ihn ni<$t geeignet
ift, fo ift bodD au<$ bie romantifd&e 2BalbgebirgS=©egenb
für ihn nid£)t ohne günfligen ©influfc, toaS ft<h mir
bereits erfreulidh in ben Scenen eines neuen ©<$atten=
fpielS: ber erfte Bärenhäuter, ertoieS, biei<$fcor*
geftern fcon i^m pgef<$idt erhielt. BefonberS erregte
midh in einer nädhtlidhen SBalbfcene ber fpufenbe ©eift
eines Sägers, toeldfjer fprid^t:
ffiemi bie CkT im SBatb fi* reget,
3Bolf unb Harber 93eute fudjen,
Söenn ber ÜDtonb blicft burd) bie 64lage,
SReifjt mtdj'3 aus bem £et<$entudje,
Unb ber §engft, barf ihn nid^t rufen,
6tef?t fd>on tptebernb auf bem §ügel,
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«7 '.
76
Srägt tnid) n?ie auf SturmeSflügel,
$urcb bie ttlüfte big jum Steine,
$rin oerfteinern bie ®ebeine,
2)ie tnid) etoiglid) tterfludjen.
(<5r bcrfchmnbet bor einem ©teine.)
2)a3 Sllmanad&manufcript fjat midf) feljr erfreut,
eä finb fefyr gute Seiträge toor^anben unb fo fciele,
bafc ferner gefounen ift, gar feine $rofa ju nehmen.
SSon gouqu6, ©raf Söben u. f. tt>.
Seit a$t JEageu bin iä) ttrieber l;ier unb fü^le
midfj entfe|li<$ einfam. ®3 ift jtoar nod& ni$t au3;
brüdflidE) t)on ber ©ac$e gefpro<$en toorben, allein e§
f<$eint mir, bafc xö) tyter bleiben unb feiner ßeit^rocus
rator derben toerbe ; e8 ift mir, toie toenn i<§ in bie
timften üon ©iberien hinein liefe. Ilmgang §ab i<$ $ier
fe^r toenigen. Unb nun bitte iä) bringenb, miü) balb
ju befugen, ober bo$ mity ttrijfen ju Iaffen, too toir
uns treffen fönnen. ©treibe mir fogleidlj barüber,
bamit i$ midb jum toorauä freuen fann unb bamit
ttrir uns nidf)t fcerfe^len. 3)iit alter Siebe
Sein
& U."
5f-
3)ie früheren ©tubiengenoffen fanb er ntd&t me$r
in Bübingen, aber e3 fügte ftdi) glürfli$, bafj ©uftato
©<$tt>ab, ber im £>erbfte 1809 in ba$ Tübinger ©tift
gefommen toar , ftd) freunblidf) an i^n anfd^Iog unb er
burd& i^n mit anbern jungen SRännem, bie, toie er,
jlrebfam unb $reunbe ber ^ßoefie toaren, befannt »urbe.
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I
/ 4
g<S toaren befonber* Stuguft fiöftlin (jcfet ^räfibent be*
GonftfloriumS) , 33ruber fcon Ufjlanbs greunb, unb
äuguft SRaper (fyäter im ruffifd)en $elbjug umgefonu
men unb Sruber feines greunbeä Äarl SWa^er). ©dEjtoabä
lebhaftes ©efüfyl für bic 9latur unb $oefte fyatte einen
ioo<fmtigen (Sinflufc auf Xtytanb, ber ba3 Vebürfnife
naä) Anregung unb 9Kittyeilung in fyo^em ©rabe I)atte.
3Rit biefen jungen $reunben fam er audfj öftere in ba3
öauS beS Sßrofefforä ©Araber, beffen lieben&oürbige
grau bie poefierei<$en jungen ÜBtänner freunbli<$ unb
gerne um i^ren £§eetif<$ fcerfammelte. 3Rit ber gleiten
®üte würben fie im SDoctor $el?rf<$en §aufe aufge=
nommen. Siefen Slbenben tyat ba§ S^eelieb feine @nt*
fte^ung ju banlen. „SKeine juribifd&e Slrbeit ma<$t mir
taufenb Simpel/' finbet fi$ im Styril t>erjei<$net. £)amt
toieber ,,©ett»altfame£ unb inftinftmäfeigeS Vorbringen
ber $oefie, unter ganj frembartigen 33ef<$äftigungen,
toie iä) mir ba3 Verfallen auf ba8 50Järd;en „La belle
au bois dormant" burcEjauä nityt ju erflären toeife."
So f Gilbert er feine Sage in jener Sclbjis
öerläugnung , bie er in feinem fpäteren Seben aus
treuem fersen oft jüngeren -äflännern angefonnen, toemt
fie üon tym ft<$ 9tat£ tyolen tooHten, ob fie ficä^ gau§
ber Sßoefie toibmen foHen? er £at fie in ber Qugenb
felbft geübt unb fi<$ nid^t nachgegeben, loenn u?m ber
Slbtoofatenftanb au<$ red^t läfiig tourbe. 6r atmete
aber leidet auf, toenn i^m einige 3eit frei unb unge*
ftört für feine ©tubien blieb. ©dljtoab braute i&m ba£
Sud) ber gelben t>on bon ber §agen. 9Kit greuben
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fagt er barüber: la£ §eute beu Siegfrieb, @|elö
$oföaltung unb 2llp^arb^ £ob. @£ eröffnet fi<$ in
biefen ©ebid^ten eine ganj eigene 9Inft<$t ber Sßoefte,
bie äufeerfte Dbjectürität, ber burd^gängige treue beutle
Sinn!" Sltn anbern Sage fommen aber ©antaften t?on
Reutlingen unb nehmen feine 3eü in Sfafprud^!
\ 3)er SJtuffa^ über ba£ altfranjöftfd&e @poS, balb
nadj ber 9tüdKe$r Don *ßari3 begonnen, tourbe Der*
* f<$iebeue SJlale umgefc^rieben unb enbli<§ im 3Kai 1812
an gouquä jur 2tufna$me in bie toon i$m herauf
gegebenen SDtufen abgefd&idEt, aber erft 1813 gelang e3
i&m bur<§ 6<§toab einen SIbbrucf baüon ju erhalten.
SRad^bem er bie Nibelungen ttrieber gelefen, machte er
- bie ^Bewertung: „®er ©nbrudt berfelben lägt ft<$ mit
bem 3Ser£ 3681 Dergleichen: Im ragete von dem
hercen eine gerstange lang."
3JUt Äerner hatte er t>iel über ben Sllmanadf), beu
biefer herausgeben tooHte, ju öer^anbeln; e3 jeigte ftd;
aber längere 3*it lein Verleger baju, bo$ erf<$ien er
für 1812 unter bem Stiel: ^oetifd^eraimana^ Urlaub
hat feine eigenen ©ebid^te in biefen Sauren ©otta unb
Sraun t)ergebli<$ jum Verlag angeboten. SSon ÄernerS
2Jlähr<hen „©olbener" fd^reibt er: ,,|>eute' habe iä) Äer=
„nerS SäJiährchen ©olbener, baS ganj ©olbglanj ift, ge=
liefen. Söenn mi<h ettnaö re<$t entjüdft, ob e3 gleich
„an fi<h nid&t fcon ber rührenben 2trt ift, fo pflegt es
„mich SChränen ju fofien."
Einige Sriefe fcom 3a$re 1812 bejeid^nen feine
Sage in Bübingen in Sejie^ung auf bie £ülf£mittel
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für bie ©tubieu feiner Neigung unb baä, toaä er gerne
erftrebt §ätte , toenn er ft<$ i^nen mit gan jcr Äraf t $ätte
toibmen fönnen. £)er erfie ift an ben ©rafen fcou
Söben gerietet, mit bem i^n ber poetiföe Sllmanad)
in 93erü$rung gebraut fyatte. £er gtoeite Srief ift an
gerbinanbk3Bedf§erlin, ber bei ber Sibliot&ef in ©tutt*
gart fcertoenbet fear unb fritye geftorben ift, getrieben.
•
U!>Ian& an ®raf &on Stöben,
Süfcingen, 18. 2Kärg 1812.
„2)a iä) bie greube S^rer erften Segrüfmng einjig
ber $oefie fcerbanfe, unb ba eben biefe, tüte idj ^offe,
uns einanber metyr unb metyr nafye bringen foH, fo
erttriebere \$ 3tyr freunblic^eS ©^reiben glei<$ bamit,
3#nen bie gegenseitige 3Jiitt$eüung unfrer 2lnfi<$ten fcon
ber $oefte fcorjuf plagen. 9ßi<$t fcon bem Qnnerften
ber Sßoefie, benn barüber ift leine SSerftänbigung möglich,
too fie nify fcon Slnbeginn nor^anben toar; bafe fie
aber bei uns fcor Rauben ifl, bafür bürgen mir einer*
feitS 3ftre nur ju günfttgen Urteile über meine Sieber,
anbererfettS ber (Sinbrucf, toel<$en 3^re $)i<$tungen,
namentli<$ 3trfabien, bur<$ bie intoo^nenbe Siebe auf
mi$ gemalt. Heber ben Stoff aber, bie $orm, bie
©pra<$e, ober toaS immer jur äußeren (Srf<$einung ber
$oefie gehört, barüber bebarf e£ aüerbingS itotf^en un£
einer ßrflärung, benn toir toanbeln auf fe$r &erf<$ie=
bencn $faben, unb e3 fömmt barauf an: toeldjer bet-
reute fei, ob trieUei<$t beibe ober feiner fcon beibeu?
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Sdj tyoffe, Sie derben mir e£ nid^t fcerbenlen, toenn
iä) t^eite 2Jtan$e3 toon mir felbft unb für mi<$ fored^e,
ttyeite 33erf$iebeneg gegen ©te. Sei bem ©rfteren ift
ni#t ba&on bie 3tebe, toaS iä) geleiftet £abe ober leiften
fönne, fonbern xoa$ xä) mir jum Qbeal gefe|t. 2)a§
Sefctere fonnte aber ni$t unterbleiben ofyne ber §rei*
miityigfeit ju »ergeben unb eine toa^re Serfiänbigung
uumögli<$ ju mad^en. 3Mn Streben ge^t ba^in, mi<$
immer fefier in urfprunglid^ beutftye Strt unb Äunft
einjutourjeln, ber toir leiber fo lange entfrembet toaren;
3$re $oefie ifl bem ©üben gugetoenbet, ni<$t fotoo^l
um felbft au^eimifd^ ju toerben, als um frembe |>errs
lid&feit auf unfern Soben ju fcerpflanjen. 3Kir fam e3
biefem nadf) ju, in Silb, gorm unb 2Bort mi<$ ber
größten ©infad^eit ju befleißigen, foHte fie mir au$
ben Sortourf ber SCrotfen^eit jujie^en, bie em£eimif<$en
SBeifen §u gebrauten, fcaterlänbifcfyer SJtatur unb ©itte
anju^ängen, mir unfere ältere Sßoefte unb jtoar unter
biefer lieber bie ipa^r^aft beutfd^e, jum Sorbilb ju
nehmen. Sfonexi ftanb e3 ju, bie ©<$äfertoelt be3 ©übens
neu tyerborgurufen, ben ©lanj unb Sleid&tyum ber Silber
ju entfalten, ben ©<$mu<f ber SSorte umzulegen, bie
9Kelobie ber füblid^en ©ebitytf ormen tiernefymen ju laffen.
©ie toaren hierin confequent, aber eben biefen @lan$
ber Silber, biefen ©<§mu<f ber SBorte, biefen ©ebraud^
ber,fübli$en formen neunte id^ in Slufprud^ , umS^e
ganje Stiftung anjufed^ten, fo toie i<§ nunmehr t)on
ber meinigen fd^toeige unb fie 3$ren einwürfen au&
geftettt raffe.
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3^re bilberreidbe Spraye mafynt an bie Spanier,
aber bürfen ttrir jemals mit tiefen um ben $rei« ber
^antafie in bie SdEjranfen treten? ^antafte ift baä
(rlement ber fpanifdjjen ^oefie, ©emütty baä ber beut*
$en; bem eitrig juftrömenben 93ilberrei(fytyum gejiemt
bie *]3ra<$t ber SRebe, je tooller ber Strom, um fo l;öl)ere
unb raufd^enbere SBeffen fd^lägt er. SDaS ©emütlj aber
liebt bie unmittelbarften Saute unb toeife ba3 einfa^fte
SSort ju beleben. So meine i<§, fönne eS bem ®eut=
f$en begegnen, bafj er ben prunf^aften Styl ber ©letd^
feit toegen nodj fortführe, too bie Silberfülle ni<$t eben
fo [tätig mitfd^reitet, unb bafe er anbererfeits bie inni*
geren Regungen be8 ©emütyS, mithin fein ßigenftes,
unter bem äufeeren Sd^mud erbrüde. @8 ift ein treffe
lid^cö altes Sprüd^toort: SdE)lid;t Sßort unb gut ®e=
tnütty, ift ba3 ä<$te beutfd^e Sieb.
S)ie SCreffli^feit ber füblid&en ©ebi<$t3formen toer*
fenne idfj gettrife ni<$t, aber iä) glaube, tt>ir muffen bie*
felben ganj anberS gebrauchen, al§ fie im Süben felbft
gebraust werben. ®ie fübli<$en Spraken finb ettoaS
für fi$, ein fd^öner Älang; bie beutfd;e eyiftirt nur
bur$ ben intoo^nenben ©eift. SDarum ejiftirt j. 3J.
ein beutfd^eS Sonett bloS bur<$ biejenigen ©egenfäfce,
Aufgaben unb Sluflöfungen, toel<$e bie innere gorm
be§ Sonetts ausmalen, unb unfer Sonett ift mel)r
malerif<$ öte mufifalifdfj. #iebur<$ fyoxt ba§ einfädle
©ebi<$t Sonett bei un3 jugleidfj auf, ein letd&teS Spiel
HU fein, eS nrirb jum befonnenften Äunjttoerf. DI)ne*
bicfe finb bie me<$anifd6en Scbttrierigfeiten unläugbar.
WManb$ Sieben. 6
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3tt)ang aber unb 6cltfamfeit in cinjelncn Söenbungen
fyben wieber bic Harmonie be« ganjen ©ebid^tö auf,
unb fo entjie&en fi<§ jene ©ebid&te bei un« betn allge=
meinen ©ebraudfj; im ©üben finb fte Slumen, bei un«
Juwelen.
Sie »erben in biefem äflem mein toieffeid&t egoU
ftifd&e« SSemü^en erfannt tyaben, ©ie fcon 3#rem Sßege
auf ben meinigen ju Ioden. 3$ fii&le mit greube,
bafe wir, wie jtpei Sllpftröme, au« (Sine« Serge« ©$oo&
entfyrungen fmb; e« t^ut mir aber leib, bafj ©ie nadfj
©üben tyinab jlrömen , wäbrenb iä) naä) Horben. —
©onft wüfete i<$ 3ftnen faum etwa« &on Angelegen*
Reiten ber ^oefie ju f<$reiben, meine gegenwärtige Sage
ift für bie Sßoefie wenig begünftigenb unb berfelbe %aU
ift bei Äerner. Siefen $abe i$ feit einem 3a$re ni$t
me^r gefe&en, bin aber in beftänbigem SSerfe^r mit i$m.
3Jtö<$ten ©ie, wa« iä) gefd&rieben, mit berfelben Siebe
aufnehmen, au« ber e« gefloffen, unb nun S^rerfeit«
mit gleicher Offenheit ju mir fpredf)en unb au<$ wiber
mi<$. 9ftit greunbe«grufc ber Qftrige.
Subwig Urlaub/'
Urlaub an fterbinanb föcrfljcrlin.
Xübinßen, 29. 3uU 1812.
,,311« iö) bor geraumer &e\t 3#nen 2)ippoIt« Seben
Äarl« be« ©rofjen prüdffenbete, war i<$ ber^inbert,
einen Srief beijulegen, ba^er \<f) meinen toerbinblid&en
5)anl nunmehr nad^ole. ©injelne SRotijen be« Sin*
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fymgeä: Heber ^oefie unb ©agen toon Äarl bem ©rofeen
toaren mir fe^r ertoünfd&t; in ber Slnfid^t be3 ©anjen
fonnte ity jebo$ feine&oeg« mit bem Serfaffer übereil
ftimmen, toaS fi<§ leidet babur$ erflärt, bafe tym bie
eigentlichen Quellen biefeä ©tubiumS unzugänglich toaren.
2)a$ Sefte, toaä id& über tiefen ©egenftanb fenne, fte^t
in ©örreS' 33oIf3bü<$ern unter bem Slrtifel £e$mon3s
finber. ©örreä \)at 3Jland&e$ toorgeabnt, tt>a3 bie Stuf*
ipejjung ber Quellen feiner Seit betoa^ren tPirb.
@inen Sluffafc über baS altfranjöfifd&e (&po$ mit
luSjügen unb Ueberfefcungen au« einem £elbengebt$t
|abe iä) f<$on längfi an gouquä gefd&idt, ofcne bafe e3
bis jefct entfd&ieben ift, ob berfelbe in ber Quartals
i$rift bie SDlufen , ober al$ befonbere ©$rift, ober auf
feine fcon beiben Strien erfreuten toirb. ©oldje ©<$tt)ie=
rigfeiten ftnb freiließ toenig ertoedfenb, ba e§> mir otyne*
biefc fo fe^r an 3eit unb Stube ju gortfefcung biefer
Stubien gebrid^t. 2)aä ^inbernife , toel<$es 3$rer 3te
jie^ung ber Diepgen Uutoerfität in ben SBeg getreten,
bflrfte 3^rem ©tubium ber altbeutfd^en ^oefie ni<$t
ungünjiig fein , ba ©ie in Stuttgart gan } anbere ©e=
legentyeit ^ieju baben, als bier, too g. 33. ni<J)t einmal
bie 3MHerif($e ©ammlung unb bie Sobmer'fd&en SJlinne^
fanger ju finben finb.
©ie toürben mi<$ fetyr erfreuen, toenn ©ie mir
ton ßeit ju fyit ettoaS fcon öftren neueren ©ntbedfungen
mitteilen tooHten.
2Benn iä) irgenb 2Rufee unb ©elegenbeit bätte, fo
toäre meine Hebfte Sefd^äftigung baS Serfolgen ber
Digi'
04
germanifdjen $oefie etnerfeitS in ben Kothen hinauf unb
bis in ben Orient, anbererfeits bur<$ bie t>erf<$iebenen,
&on germaniföen Kationen eroberten unb befe|ten
Sänber; im Mittelalter ift ber 3ufammen$attg untoer*
fennbar.
3Jtit 2l$tung unb Ergebenheit
ber 3$rige
2. ll^Ianb."
Einem Sriefe an ben grei^errn la SRotte gouque
Dom 8* Slug. 1812 ift fotgenbe ©teile entnommen:
„93urg SSoHmerftein iß baS £iebli#e loa* id) fcon
$>nen gelefen habe; e$ hat fo rec^t ben golbenen §itm
mel unb bie garbenhelle altbeutfd)er ©emälbe. SBenn
ba3 altfranjofif^e Fragment ju ber Komanje t)on 9to*
raub unb alba bie 33eranlaffung gegeben hat, fo ift
biefe gerabe bie gru$t, bie idj fcon meinen ©tubien
ju gewinnen mehr Muffte als hoffen burfte. SDaS
herrli<he »Mum foH nicht blofe für bie SBiffenföaft
aufgebedt fein, fonbem im Sitten lebenbig fort-
toirfen. "
3n>if<hen Sitten unb Verfertigen öon $roce&
f^riften toerflofe ba3 Sahr 1811 unb ber gröfjte Ztyil
t)on 1812. @3 fd)eint, bafc Urlaub innerli<h bamit
umgieng, ft<h ganj bem ©tubium ber beutfd)en Philo-
logie sujutoenben ; er f^reibt Don einem „©ntttmrf jum
grünbli^en ©tubium ber alten Sßoefte." S)a toirb ihm
aber gegen @nbe beS Saures ber $orf<$lag gemalt,
afe profciforifcher jtoeiter ©ecretär bei bem guftiimints
fterium in Stuttgart einjutreten , mit ber 3ufi<$erung,
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bafe er entmeber längftenS in einem falben ^a^re in
bie Sefolbung einrüden tuerbe ober — toenn er biefeS
fiorjöge, i§m bann eine ^rocuratoräfteße gettrife fei.
ffio&I ni<$t o^ne inneren Äampf na^m er ben Slntrag
an, ber an ft<§ ein ehrenvoller war, ba er o^ne alles
©efu$ von feiner ©eite i^m jugefommen toar unb
günfiige 3tu3fi$ten barjubieten f<$ien; er melbete fi<$
um bie ©teile, ju toel<$er er am 6. 2)ej. entannt tourbe,
toorauf er am 16. 9Dej. na<§ Stuttgart überftebelte.
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IV.
DienflUiftong auf ber ÄonjUi bes Jaftyninilte«.
1813 — 1814.
SDer ©nbrucf, ben ber ßfcef be£ SujiiiminifteriumS,
ber g-rei^err toon bcr Sütye, auf unfern ©idjtet ma<$te,
toar fein ermutlngenber. 9ta(§ ber älntrittSaubienj
f treibt er fcon tym: „(Sin betoegungSlofeS ©efi<$t, 6ta=
tuenaugen." ©ie Slngetoitynung in (Stuttgart unb be^
fonberS bie Stellung im Suftijminifterium tourbe i$m
ferner. Sei @rtoctynung eine« ©angeS na<$ $euerba<$
in ba3 bortige ^farrtyauS (bie ^farrerin toar eine
©djtoefter feinet SaterS) fte^t im S£agebu<$ : „2Bie ft<§
baä gequälte £erj nur ttor ©ott auffcpefct." 3n einem
©riefe an bie ßltern f treibt er na<$ einiger $tit : „3<$
toax fdjon einigemal be3 ©onntagS in geuerba<$, toaS
mir immer eine toatyrc Erholung ift , ba iä) am SBerf-
tag feiten fttit 8U einem ©pajiergang §abe." Unb
fpäter: „2Bann \6) 2tbenb3 um fieben Utyr fcoht »ureau
l)eimfomme, ift mir aüe£ ©djreiben in ^otyent ©rabe
entleibet. 2tbenb£ non 9—10 Ul)r bin id> getoö$nli$
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im 9Rufeum. ©iefc ift aber au<h alle 3eit, bic ich ber
Siteratur toibmen fann." abgeben toon ber Serläug*
nung, bie ber junge SJtann üben mußte, inbem er faft
leine ganje 3eit ben Sureauarbeiten ttribmen unb aller
39ef<$äftigung mit ben Stubien, ju benen ihn feine Be-
gabung ^ingog, für je$t entfagen mußte, tt>ar bie äBeife,
tüte bie ©ef^äfte im SBtinijtertum bebaubelt würben,
feiner Slnfid^t oft ganj entgegen. 6r hatte bie Aufgabe,
bie (Sntfchetbungen ber ©erlebte jum Vortrag an ben
fiönig gu bearbeiten. 3)er SDUnifter, ber ben herrifd&en,
beäpotifdhen ©inn feinet £errn tüo^I fannte unb toußte,
baß er üor ÄabinetSjuftij feine ©<$eue trug, toollte
öftere, meHeidht in toohlmeinenber 2l6fi<^t , ben S3eri<^t
fo abgefaßt, tt)ie er am elften hoffen fonnte, bei bem
geftrengen §errf<her mit feiner 2lnfi<$t burdfoubringen.
55er junge ©ecretär aber fcerftanb fi<h f<hle<ht auf Um=
toege, um enblich bo<h an ba8 redete 3iel jn gelangen;
er hatte au<h fd^on öfters erfahren, baß er bann, toenn
er fd^Iid^t unb beftimmt auSftradj), toaS baä SRcd^t ver-
lange, am elften bei bem Äönig gum 3toe<fe fomme.
Siefe SSerfd^ieben^eit ber SBehanblungStoeife ber ©efd^äfte
jtoifdjen bem 3Jtinifler unb bem Secretär ttmrbe für
beibe ^eile unbehaglich unb mochte ben geraben, auf-
richtigen ©ehülfen bem SJUnifter toohl nid^t lieb mad&en,
ungeachtet er öfters gegen ihn auSftradh, *>a& cr vxit
feinen Arbeiten toohl aufrieben fei. SSon biefen fchreibt
Uhlanb an 3Ka^er : „Steine Arbeiten finb jtpar nidht
gerabe bie leid^teften unb unbefangenften, aber au<$
ni$t bie unintereffanteften," unb ein anber SM:
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„©ebidjtet tyabe iä) fyier freiließ nod) ni$t£, bod; toirb mir
bie ^oefte in biefer äußeren 2lbgef<$iebenf>eit fcon il)r
getoiffermafeen innerlich flarcr unb lebenbiger, mie e£
oft bei entfernten greunben ber %aU ift."
3m 3Kai ftarb ein toerttyer ö^eim U^lanbS, ber
Pfarrer ^ofer in Sd&miben bei Äannftabt. Sei feinem
SBegräbnife bidjtete er ba£ Sieb „9luf ben £ob eineä
Sanbgeiftlt<$en". 3laä) biefem StobeSfaH, ben Urlaub
feiner äftutter anjeigt, fdjjreibt i$m biefe in i^rem näd&ften
Srief: ,,%ä) banfe 2)ir für biefen abermaligen 8ett>ei£
Seiner Siebe ju mir unb ber g^onung, bie Du mir
babei jeigteft. SDu gibft Siebe ba, roo fie ba3 .^erj be-
fonberä anfprid&t; toer fold^e ju geben fä^ig ift, ber
erhält getoifc lieber Siebe bagegen." 2)a3 Sieb
fd^idt er ber SKulter aber erft im Dctober unb f^reibt
babei: „2tnliegenbe Sßerfe, bie iä) machte, als iä) üon
be3 CnfelsSeid^e jurüdgieng, fcerfäumte iä) feiger 3#nen,
liebfte SDiutter, ju f<$iden. Seit biefer 3eü ^6e iä)
feinen 33er£ me^r gemalt. @S fommen mir tootyl
manchmal 3been ju ©ebi^ten, aber pr StoSfü&nmfl
fjabe iä) toeber ßeit uoä) SHutje." Woä) einmal, im
$af)x 1822, §at tym baä SStnbenlen an biefen Dljeim
auf einem einfamen ©pajtergang naä) äMnfter, öon
roo er ft$ über ben 9Jedar führen liefe, ben Stoff ju
einem tief innigen @ebi<$t gegeben: „lieber biefen ©trom
üor Sauren bin t<§ einmal f<$on gefahren." $)er &ater=
gleite greunb in biefem Siebe mar eben biefer Ofyeim,
ber hoffnungsreiche ein junger £arppre$t, mit bem er
in ber erfieu ^ugenbjeit mel toerfe^rte. @r blieb aber
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nur ein 3ahr auf ber Unitoerfität, tüä^Ite bann
ben SKilitärftanb unb verlor fein Seben im ruffif<$en
gelbjug. Stuf ben SBunfdj ber ©Item beS ©eföiebenen
fort U^Ianb eine SRei^e feiner ©ebi<$te jufammengefteHt
unb herausgegeben.
äm 6$litffe beS SahreS 1813 färieb UhlanbS
SDtutter fcoH ©orge an ihren ©ohn: ob er nicht jur
Sanbmehr ausgehoben werbe. 6r foHe nur jefct feinen
Stritt wegen feiner befinitit>en SlnfteUung thun. ,,%<f)
bitte Qiä) um meinetwillen, mahne jefct gar nid^t an
3)i<h; es ahnt mir ein Unglüd für 3>id^." SDiefer ant=
toortet am 31. ®ejembei barauf: „2BaS bie gegen=
»artige Einberufung fcon ©öhnen ber Honoratioren,
äb&ocaten, Slctuare u. f. w. betrifft, fo weife man über;
faupt noä) nicht , wie weit babei bie Stbfi^t beS ÄönigS
ge^t unb WaS baran etwa bloS eine golge ber unbe=
ftimmten gaffung beS SftefcripteS ift. UebrigenS f^eint
getoi&, bafe SlngefteBte nid^t bamit gemeint finb. ©ie
toerben befehalb aufcer ©orgen fein fönnen. So wenig
ify mich übrigens mutwilliger SBeife auSfefcen werbe,
fo fann idj bo<$ nic^t verhehlen, bafe, wenn mit ber
3eit auch bei uns eine fianbwehr , b. h- eine allgemeine
Jtolfsbewaffnung unb S)ienftlei(iuug währenb beS
Krieges eingerichtet »erben follte, wie folche bereits
bei allen, fcon ben größten bis ju ben fleinften Staaten
fteutfchlanbS ftattfinbet, unb toogegen unfer Äönig
allein fid^ bisher verwahrt hat, ich mid; einem folgen
ber guten ©a$e ju leiftenben 2)ienfte auf feine SBeife
entjiehen möchte unb barin eine wahre Beruhigung für
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mein ganjeä fünftige« Zehen finben toürbe. 3d& erinnere
mich fogar noch too^I, bafe bie liebe SRutter felbft einfl
im ©efüh* unfereS bisherigen fd&mählid&en ßuftanbeä
geäußert hat, bafe fte, toenn e3 einmal auf unfere Be-
freiung anfäme, auch ihren ©ohn ni<$t jurüdthalten
toürbe. SBorberhanb ift ju erwarten, toaS ber Gimmel
fügt; bie $ortf<$ritte ber Stßiirten unb bie fonftigen
Nachrichten au3 granfreich machen fogar einen balbigen
^rieben nicht untoahrfcheinlich. SDa« ^ahr, bem ttrir
entgegengehen, tt)irb ein bebeutenbeS fein, tt>ofür ich
un« Hflen ©otteä ©egen erflehe." ®iefe Sleujjerung
be$ ©ohne«, abftd^tlid^ fo gefaßt, bafe bie SDtutter mit
feinem 2Bunf<h in bie Sanbtoehr ju treten, fobalb e3
bie SRegierung ernftlidj) mit ihrer Errichtung meine, be=
lannt toerbe, beunruhigt fie forttoähtenb unb fie fommt
toieber barauf ju fyrechen; Er fd&reibt mit Erbitterung
über bie Regierung ober ben Siegenten: „$>er Sanbfturm
fte^t nun jtoar auf bem Rapier, er wirb %fynen aber
toenig Sorge machen, benn toenn er jemals ju- •
fammengerufen toürbe, fo fyat man bafür
geforgt, bafe fein Unglücf mit ©etoehren
gefd^ehe."
S)en jungen SEßürttembergem toar e§> faum anberä
möglich ben gelbjug nach granf reich mitjumachen, aU
enttoeber burch eintritt in baä Sinienmilitär; too bann
ber Sönig, ber eS im ^erjen mit Napoleon ^ielt, ben
freüoiflig Eingetretenen vielleicht erft in eine ©arnifon
im Sanbe eingeteilt hätte, ober ohne Urlaub (toaä bei
einem f<hon im Etoilbienft ©tehenben emfte folgen für ihn
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unb fogar für bie ©einigen gehabt hätte) in ein anbete«
beutf<heS £eer einzutreten. SBenn auä) bie 9ßai>oleonif<he
ßerrfäaft in SBürttemberg unbeliebt toar, fo toar bie
Erbitterung gegen ihn boch nicht fo grofe, als in *ßreuf$en,
baS, toon $ranfrei<h eingenommen, als geinbeSlanb
be^anbelt toorben mar. 2)er Ärieg gegen §ranfret<h
beranlafcte bie Sieber eines beutfehen ©ängerS „9Sor*
toärtS" unb „2ln bas Saterlanb".
2BaS Urlaubs gefelligen SSerfe^r unb literarif^e
Sejiehungen toährenb biefer betrifft, fo folgt ^ier
ein Srief üon SuftinuS Äerner , ber SÖBilbbab fcerlaffen,
ft<h in 2Beljheim als 2tr$t niebergelaffen unb feine
Sraut heimgeführt ^atte.
3ufrtnu$ Center an Uljlanb.
SBel^eim, 20. 9Rät$ 1810.
„3ftein teurer Urlaub!
Vergebens »artete ich bis je|t auf »riefe t)on ®ir.
3$ ^ffte baburch ©toff ®ir ju fchreiben ju erhalten.
3$ lebe vergnügt, toie S)u S>ir DorfteDen magft; baS
Stlp^om tönt auch alle Sage leifer unb leifer, unb bie
Hauen ©ebirge, uadj benen ich mich feinte, treten
immer näh** tmb finb nun grün unb faft mit SSlumen
befäet.
S)aS SRttfcle grüfct Sich fcon £erjen unb Du fottefl
boch nur ju uns tottraten!
SJon ORanber unb bem 2Umanach öemehme ich
fein SBort; ich tteifc ni*t, ttaS eS ju bebeuten ^at.
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$a<$ ÜRorben toirb man nun gar ui<$t mel;r f^rei-
ben fönnen; tüaf>rf<$einli<$ fmb gouquö unb SSarn^agcn
au<$ mit ben ^Berlinern gebogen; üießei^t erfd&einen
fie balb bei un3.
%ä) bitte 2)i<$ mir ben SBanberer j. 3Jt. 9t. bodj
jujufteffen. Shtdfj bie S3riefe fcon gouqu6 unb ßampe
möchte \§ gerne toieber. ©ebidjtet tourbe feitbem ni<$t§,
tt)a$rf<§einü# befto me^r üon Sir. 2Ba£ ÄleineS, ba3
tdfj 3)ir beilege, ift faft ju unbebeutenb.
2)en Äöfttin grüfee idjj Don ^erjen.
6ttng S)ein
Äerner."
©er Sllmanad;, ben bie jtoei greunbe §erau3gefcen
tooflten, fam bodfj no<§ ju ©tanbe unter bem SCitel:
„3)i<$terh)alb". SDaS SSortuort baju: „greie Äunft", ifi
t)on Urlaub üerfa&t. 3m gebruar 1813 fauft er jxdj
ba$ £eft ber „3Jlufen", in toeld&em fein 2tuffa| über
ba£ altfranjöfifd^e @po3 abgebrucft toar. @3 f$eint,
bafc er fi<$ nid&t einmal einen SlbbrudE bebungen fyatte.
ßr bemerft babei: „<S3 tmH mir mit meinen literari;
fdfjen Unter^anblungen toenig glüden."
Seit bem S3eginn beS 3a$r3 too^ute Xtylanb im
£aufe fcon <5$toab3 @ltern, toobur$ er biefen, toenn
er bie @Itern üon Bübingen aus ju befugen fam, au<§
öftere fprad^. S)urdf> frühere greunbe, Sftofer, Äöftlin,
Säger, ©<$ott, tourbe er in eine gef<$Ioffene ©efellfdfjaft,
bie fidf> jtoeimal in ber 2Bo$e in einem SBein^auS, jum
Statten genannt, jufammenfanb, eingeführt. 2Bo^l
tonnte er biefeä 2tu3ru$en am (Sd&luffe beS mü&eüoDen
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Jagetoerfö brausen. SDiefer ©cfcHf^aft ttmrben man^e
£ieber ItylanbS gebietet, hrie j. 93.: „®te fteben 3ed>*
briiber" imb ba£ folgenbe:
3$ toeijs mir einen Schatten,
S)a fliegt ein fixier Üueü,
Ser ftärfet jeben hatten,
Ser quillt fo rein unb bell.
Gr ift üon eblem Sdblage
Unb ftrömt nid?t Söaffer, nein;
Ser üuell, tton bem id? fage,
3ft äd?ter, golbner Söcin.
3m Statten, frifd? unb labenb,
Sa tönt fo beüer Sang,
Ser tönet mannen Ebenb
Unb mand?e Tiafyt entlang.
Sod? fmb e3 nid)t bie Sieber
Ser bangen ÜRacbtigall,
SBir ftnb'3, mir Sdbattenbrüber,
$eim froren 23e<berfcball.
3n biefem Statten blühen
Siel 23lumen \)olh unb fein,
Sie buften unb jte glüben
Unb baben gut ©ebeib'n.
9ttd&t Seilten fmb'3, noeb 3lofen,
2Ba8 un§ fo Heblid? blübt,
9lein Scberj unb traulid? $ofen
Unb brüberli* ©emütl).
3m Statten, ben idb meine,
Sa träumt e3 ftd? fo milb;
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b4
Dftan fielet im 3)ämmerfd&eine
©ar mandfceS fdfoöne ©üb.
3Bie träumten nur fo gerne
SBom fjeilgen SettungSftreit,
5Bom nafyen ^reifyeitäfterne,
Son 2)eutf*lanb§ golbner 3eit!
SRie mög' in unfrem Statten
2)er Ouell ücrfiegen ge&'n,
foü ber Sang ermatten,
$ie SBlume nie üerwe^n;
2lucb nimmer foü verfliegen
2)er golbnen träume Sd&aar,
$a§ Siebte mirb bod? fiegen,
$er Sraum im Statten toatyr.
3toanjig S^re fpäter ^liefet fein fcoffenbeS ©e=
müty toieber ein Sieb mit ben geilen:
2Bof)l toerb' ityä nidfjt erleben,
2)0(fy an ber 6efynfu<f>t £anb
2113 ©Ratten nod& burd&fdjfoeben
üütein freiet Saterland
63 toaren nun f<$on 16 ÜJlonate öerfloffen, feit*
bem Urlaub auf bem Sureau be3 SujlijmimflerS ein=
getreten fear, unb immer &erf$ob ber 3Jtimjier ba£
©teilen eines Antrages an ben Äönig toegen beftnittoer
©tnrüdfung in bie bisher o§ne ©e^alt beforgte ©ecretär&
ftelle. Urlaub fonnte ft<§ m<$t entfälie&en , no<$ länger
auf feine« SaterS Soften, ber bei Wenigem SBermögen
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95
nur einen fehr mäßigen ©e^alt bejog, in Stuttgart ju
leben. 2Rit be$ 33ater3 »iDtgung erftärte er bem 3Jfc
nijler, bafc er um feine Sntlafjimg einfommen mfiffe,
toenn ber Antrag ni<ht gefiellt toerbe. $)er SJUnifler
entfd&Iofe fidh baju, tourbe aber abfd&läglidh betrieben;
e$ h^fe in ber Slefolution: „Sei ber iefcigen Heber*
bürbung ber ©taatsfaffe fönne biefe ©teile ni$t befefct
toerben ; toemt baher ber Acceffift Urlaub fte nicht tt)ie
bisher beforgen tooHe, fo foHe fich ber SDtinijier um
einen anbern 5Tccefftften umfehen." hierauf fchrieb
Itylanb an feine Altern:
Stuttgart, 10. SWai 1814.
„Siebfte eitern!
©eftem Abenb ift in meiner Angelegenheit auf
ba£ na<$ aorgängiger Sommuntcation mit bem ginanj*
minifierium am ©onntag erftattete Anbringen, toeldheS
mir ber SWinifter vorher ju lefen gegeben unb t<$ nach
jeber #inft<ht atoedfmäfeig abgefaßt gefunben hatte, bie
^ier abfd&riftlich beigelegte SRefolution erfolgt.
@3 muf* Zfynen freiließ fchmerjlidE) fein, bafe %fyxe
bisherigen bebeutenben Opfer, beren SBerth ich um fo
banfbarer erfenne, als jie mit fo vieler ©d^onung gegen
mi<h gebraut toorben , ben eigentlichen fttoeä nityt ex*
reicht haben, unb audh midh roirb 9Jtan<her bebauem,
bajj mir eine anberthalbjährige, atemlich mühfelige Ar*
beit feine %xu6)t getragen. Auf ber anbern ©eite jebodjj
werben ©ie toohl mehr als ich in mandher Sage beS
Sebent erfahren haben, ttrie oft baSjenige, loa« fiufeerltdh
Digitized
96
als ein l;arte£, ungerechtes ©chidfal erfriert, in ber
SBa^eit unb im tiefern ©runbe bie weife ßeitung einer
gütigen 9?orfehung war. ©o barf ich nun auch au&
fprechen, was id) bisher nie gegen ©ie geäußert 1)dbe,
baß burdj ein längeres Starren in meinen bisherigen
SBerhältniffen unb rfun fcoKenbS ein entfdjiebeneS 2ln=
fetten an biefelben mein inneres t>on £ag ju Sag
me^r gelitten haben würbe, yixtyt als ob eS mir un=
erträglich geworben wäre, mich mit Singen ju befchäfc
ttgen, bie mir t>on SRatur fremb, ja Wibrig ftnb, ober
als ob eS mich ju fehr gefönter jt hätte, bie ©nttuidlung
fonftiger gähigfeiten, bie ©ott in mich gelegt, gänjlidj
gehemmt ju fehen, — ich glaube biefe beiberlei Uebek
fiänbe feit geraumer 3eit f° jiemlich überwunben ju
haben unb fehe wohl ein, baß man fic^ junächft eine
äußere ©fiftenj grünben muß unb in gegenwärtiger $eit
am wenigften feinen fiiebhabereien leben fann; allein
in benjenigen ©efchäftSfcerhältniffen, worein i<h hier
immer tiefer üerwicfelt Werben foHte, hätte ich, je mehr
ich äußerlich toorgef dritten Wäre, um fo mehr an ©eeten=
ruhe unb innerer ©elbftftänbigfett verloren.
©tatt baß ich, wenn ber Stntrag burchgegangen
Wäre, eine ftje 2lnfMung mit ungefähr 800 fl. unb
ber, wenn auch no$ entfernten 2luSft<ht auf fünftige
fcortheilhaftere unb angenehmere ©teilen erhalten hätte,
ftehe ich nunmehr freilich wieber als fimpler Slbfcofat
ba, ber fi<h erft wieber auf irgenb einer ©eite Sahn
brechen muß. ©abei ift aber benn boch auch ni$t ju
nergeffen, baß i<h burch bie bisherige SDienftleiftung ein
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Sledjt erworben $abe, mxä) um jcbe Steife umjutyun,
bafj i<§ tyier man<$e, tyrer geit üietteid^t nüfeli<$e SBe^
lantitf d^aft gemalt tyabe , unb bafj i<$ jcbenfaHö ^offen
laun, au<$ als 2Uwofat mir ein orbentlid&eä SCuSlommen
bei mehrerer, befonberfc in jefciger 3eit f° wünfd&enS*
toertyer Unab^ängigfett ju fcerf Raffen.
3^ weife in biefem Slugenblid nocfy ni$t, ob
ii) biefen SSrief burd> bie $oft ober fonftige ©elegen-
fyeit abf<$i<fe, ober ob iä) ni<$t felbjt beffen Heber-
bringer fein Werbe, ©ef<$ietyt ©rftereS unb bleibe i<$
etoa no<$ biefe 3Bo$e $ier, fo ift babei meine fcor-
}ügli$e 2lbfi<$t, nu<$, e^e i$ münblidf) mit 3$nen über
meine fünftige SBefHmmung ju Statte ge^e, $ter ein
toenig untjufe^en, Wag etwa ba ober bort ju madfjen
Wäre.
3Jtit ber innigften Siebe
3^r ge^orfamer 6o$n
8.
P. S. SDlein SogiS bei Schwabs tyabe iä) f<$on an
©eorgi aufgefünbigt. SDaä ©elb (4 fl.) $abe iä) an Säger
bejaht, bie Quittung aber no<§ nid^t erhalten."
2Beld() treuen $reunb Urlaub an Äarl 9tofer, ba=
mate 9ftinifteriafc@ecretär , §atte, geigt .folgenber, bei
biefem äfalafe gefd^riebener ©rief. SDer 91ame Olof
tourbe i^m ton Stofer oft gegeben.
„Seinen Srief , 1 lieber DIof , §abe i<$ $eute no<§
glüdfli^ angebracht, als eben bie Sßferbe fdfjon am
1 2öatyrföemlt$ ben nac$ Bübingen.
Uf>lanb$ Se&en. 7
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Sßagen waren, unb wenn ©u nun ^eute tpirllid^ nadfj
Bübingen reifeft, fo Wünfd&e i<$ ©ir üon $erjen glücf=
lic$e Steife; aber fomme balb triebet unb bleib bann
&ier bei uns. ©u befommft gewifj, fpäteftenSin 3a$re3=
frift, fo triele @ef<$äfte, bafe ©u bequem Don intern
(Srtrage leben fannft. SBi« e3 fo weit ift, h)irft SBu
natürlich anfangt etwas jufefcen muffen, aber auä>
biefe3 wirb baS rei<$lt<$ere ©infommen einiger fpateren
Sa^re ©ir ftdfjer erfefeen, unb wenn ©u auf fo lange,
bis biefe 3eit eingetreten ift, einen 33orf<$uj3 üon jtoei-
bi§ brei^unbert ©ulben fcon mir annehmen moHteft , f o
würbe iä) biefe als einen wahren SSeWeiS ©einer greunte
fdfjaft anfe&en. ©u Würbeft mir biefen 33orf<§ufe wieber
erftatten nad) wie fielen S^ren unb auf Weldfje SBeife,
al£ es ©ir gerabe nadf> ben eintretenben Umfiänben
red^t wäre. Unb ©u fannft btefeS Slnerbieten um fo
unbebenflid&er annehmen, al£ e3 für mi<$ gar feine
©ntbe^rung jur golge §at, als e3 nid^t einmal ein
©efd&enf, fonbern ein blofeer äJorfd&ufe ift, wot>on e£
fiel) Rubelt, unb als \a biefer 93orf<$lag gemalt
wirb Don
©einem aufnötigen , treuen greunb
Ä. 3tofer."
8t., IL 2Hai 1814.
9la<§ einem Sefud^e bei ben ©Item erflärte U^lanb
mit i^rer Seiftimmung feinen Slu^tritt aus ber bisher
toerfe^enen ©teile, ©er SPttnifter Wollte ityn jWar be*
ftimmen noä) eine ßeit lang ju bleiben, nur no$ 4
biö 6 9ßo$en, aber Urlaub äufjerte feinen fefteu @ut=
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fölufe: nityt länger me^r jutoarten ju trollen, unb er^
ftelt bann bie »erlangte ©ntlaffung o^ne irgenb eine
üfoerfennung ber geleifteten SMenjie. 2)er SJlinifter
l^eint feine Steigerung, länger ausharren, empfinbli$
aufgenommen ju tyaben. Ufylanb foffte toenig ©Iü<f im
StaatSbienft §aben, ttrie ttrir fpäter nochmals fe^en
toerben.
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V.
iferntwr äufentjjali in Stuttgart als Zbvokal
4tonMa<j in £uW\pbüx$. Verlobung unb
Stauung.
1814— 1820.
Mättitt jur ntoohtm.
£)aS aJliBglürfcn feiner SlnfteHung im SufttjmmU
fterium fear eine f<$merjli<$e (Srf abrang für ben jungen
9Jtann; f<$meralid> befonberS um ber eitern teilten,
bereit SBunfd), i^u „tierforgt ju tt>iffen," i$m fo too^l
bef annt toax. %üx fyn f elbft tyatte bie 2lu$fi<$t auf bie
Slbfcolatur, bie nun naä) fafl anbert^albjityrigen fcers
geblidjen SDlütyen lieber fcor i^m lag, auä) ni<$t3 @r*
freulid^eS , aber mit gutem 3Jtut$e trat er in Stuttgart
in biefe 93a$n toieber ein. Sin Äenntniffen unb @e=
f$äft3erfa$rung §atte er gewonnen bur<$ feine St^ätigfeit
in ber SKinifteriaKanjlei. Oft tyat er fpäter gefagt,
bafe feine Ueberjeugung, ftrie not^toenbtg fefte Sfte<$t§;
normen unb bie §erfteüung ber ftänbif<$en SSerfaffung
für fein §eimatf>lanb fei, bur<§ bie einfielen imb
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Erfahrungen bie er bort gewonnen, in i^m getoedt unb
befestigt toorben feien. (SttoaS me&r greift für feine
Siebling^jhibien f onnte er fi<$ nun auä) erringen , aber
ber innere Äampf $örte ni$t auf, @r mochte tooty
öoBig fyinreidjjenbe Äenntniffe für einen guten Slbfcofaten
faben, aber bie Sei^tigfeit im Arbeiten fehlte i$m
trieflei<$t, toie er fi<§ benn urft>rüngli$ f<$on „beä
Siebtes befliffen gegen feineg ^erjenS ®rang." So
tarn e3, bafe er mit allem gleifje bo<$ nur ein faum
genügenbeä 2Cu£fommen fid^ erringen fonnte, fo baft
all feine Sebürfnifelofigleit unb ©infac^^eit baju gehörte,
um bamit auszureißen. 3n einem ©riefe an feinen
greunb SUla^er fßreibt er: „greilidfj bin idf) nidfjt jum
„2lb&ofaten geboren, e3 fe^It mir befonberS ba$ Talent
„jum ©rtoerb." einige 3eit fyäter: „2ln Slb&ofaten*
„©efd&äften fe^lt e3 mir gerabe ni<$t, befto mefyr aber
„an £ei$tigfeit im ©efd&äft, befonberS bin iä) allju
„jerftreut. Seit i<$ ttrieber bie meifte 3eit $<wfe
„bin, lodert mi<$ immer alte unb neue Sß^antafien
„toon ber Arbeit ab, unb iä) $abe in ber Ie|ten &t\t
„toieber 33erf<$tebene3 gebietet unb enttoorfen, n?a£
„bann freiltß bem ©rtoerb, ber mir je|t fo nöttyig toäre,
„toenig ju Statten fommt." SRid^t feiten mag er faft
erf Brodten fein, toenn tym ein Sßrocefc aufgetragen
tourbe, toeil er fi<$ baburß in ber 2tu3fü$rung eines
poetifd^en (SntttmrfS ober in ber gortfefcung feiner
Stubien mufete unterbrechen laffen. Seine greunbe
Sofer unb S^ott nahmen herjlidpen Sintbert an feinem
©efßidf. Ulbert Schott, $rocurator in Stuttgart, ettoa
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trier 3a$re älter als Uljlanb, toar i^m fc^on fcon Sübtn=
gen, too fein SSater Dberamtmann fear, befreunbet. 6r
gab Urlaub fcon feinen Arbeiten ab imb bereitete iljm in
feinem £aufe, ba er fd&on einen £auSftanb begrünbet,
man<$e ^eitere ©tunbe. SDie greunbe fe|ten au<$ eine
©tunbe feft, too fie jufammen bie grie$tf<$en ©d^rifts
ftetter lafen. ©päter famen fie bur<$ bie ©leid^ett ber
polttifdfjen 2Inft<$ten unb 33eftrebungen ft<$ nod) nä^er.
SRofer toar fein täglicher Segleiter auf Spaziergängen
unb übte mit feinem Reitern ©eift einen tooljlt^ätigen
ginflufj auf Urlaub aus. 2)ie anbern auStoärtS toofy
nenben greunbe fonnte er nun auä) e^er befugen; fo
fear er im 3>a^r 1814 jtoeimal bei Äemer in SBeinS;
berg. QnnigeS Sffio^lgefaHen fanb er an ber Keinen
Softer biefeS greunbeS, feie baS Sieb „2luf baS Äinb
eines $>i<$terS" auSfpricljt.
2tu<J) bie ©Item unb bie jur lieblichen Jungfrau
tyerangetoad&fene ©<$toejter fonnte er nun öfters mit
feinem kommen erfreuen. Äurj &or feiner Ueberftebelung
naä) Stuttgart, im %df)i 1812, tüar ber grei&err fcon
äöangen^eim als ßurator ber Untoerfttät rtaty Bübingen
gejogen. @r erjeigte U^lanb mele greunblid^feit, fa^
überhaupt junge, ftrebfame SJtänner gerne in feinem
gaftlidfjen £aufe. Site U^lanb im ©pätjafjr 1814 bei
feinen ©Itern fear, erbot SBangen^eim fidj) fe^r freund
liä), mit ßotta toegen Verausgabe feiner ©ebt<$te fpredfjen
ju tooBen, worauf itym Urlaub fein fdfjon längere 3eit jur
Verausgabe pgerid&teteS 3Jtanufcript überfanbte. Sern
3ufpwd) fcon SBangen^eim §atte er eS too^l ju banfen,
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fcafc ßotta ft<$ nun geneigt jeigte * bie ©ebi<$te in 23er*
lag ju nehmen. Sie er) Lienen im Sommer 1815. So
toar tym in ber für tyn ungünfiigen 3cit bo$ Gin
2Bunfd> erfüllt!
Sei ber Uebernafyme ber SecretärSgefdjäfte im
3Jtinifterium toar il)m, ttrie fdjon gefagt, enttoeber bie
©ecretärSfteHe , ober, toenn er e$ tminf<$te, eine $ro*
curatur jugefagt korben. 216er trofc mehrmaligem
SKelben unb begebenen Eingaben bc3 33ater3 tourbe
itym au$ biefeS @efu<$ niä)t behriHigt. 2)er folgenbe
Srief jeigt feine bamaligen SSer^ältntffe unb feine Stim-
mung babur$.
Uljfonb au feine SWuttcr,
Stuttgart, 22. 3imi 1815.
„ßiebfte SRutter!
©ie 9ta<$ri<$t Don bem unvermuteten £obe be3
DnfelS in üartörutye nmrbe mir juerft als un&erbürgteS
©erü$t fcom £eilbronner SKaper getrieben, am foU
genben Sage aber gab bie Rettung traurige Seftätigung.
3$ betraure in i$m einen datieren 2Jlann, ber mir
ftet« mit befonberem SBo^ItooHen juget^an unb von ben
reblt<$ften 2Bünf<$en für mein SBo^lerge^n befeelt toar,
jugleid^ ifi e3 mir ein f<$meräli<$er ©ebanfe, ttrie entyfmb*
li$ 3$nen ber SSerlufl biefeS legten 3#rer ©efcfyttrifter
gefallen fein muffe.
(Sin fol^er Stobe^faH ertoedt leidjt au<$ bie 3Sor*
ftettung, toie 3Jtan<$e, bie fi<$ bur<$ Sanbe be$ 93lutS
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unb ber Siebe innig angehören, bodfj fo toentg ju
einem toa^ren 3ufammenleben gelangen fönnen unb
fidf) nur burdf) Erinnerung unb einjelne ^Begegnungen,
ttrie Sleifenbe auf ber Äreujfirafee, tierbunben bleiben.
®iefe SBorfteUung fdf)toebt mir o^nebiefe feit geraumer
3eit nur ju lebenbig t)or, ba \ä) befürdjjten mufc, jus
roeilen aud) $$ntn, liebe Eltern unb ©Hefter, ettoaS
entfrembet }U erfreuten, trenn i<$ an 3Jtitt^eilungen
größtenteils au3 bem ©runbe foarfam bin, toeil midjj
bie ttribrigen, unbeftimmten 23er^ältntffe, toorin iä) fo
lange tyer mity bejtnbe , f o toenig Erfreuli<$e3 mitteilen
laffen. greilid^ ergebt midjj bann auty ttrieber ba3 33e=
ttmfetf ein- meiner fi<$ innerlich ftets gleidf>bleibenben Siebe
unb 2ln^äugü<$Ieit unb ba3 ©efü^l, bafc eben biefeä
Unnollfommene unb 3miffene ber irbifd^en SSer^ältniffe
auf bie 9lot§toenbigfeit einer, ben Sebürfniffen be£
liebenben ^erjenS entfpred^enben 3ufunft ^ntoeift, too
biejenigen, bie fi<$ mifefannten, ft# ganj burd^fd^auen,
unb bie fidf> im Seben ober im £obe berloren tyaben,
ftd& ju innigem Vereine toieberfinben.
3$r ge^orfamer ©otyn
S. U."
S)ie SJiutter f treibt tyrem So^ne hierauf, nad^bem
ftc fid> juerft über ben £ob i^reS 23ruber3 ausgeflogen,
toie folgt:
„Sieber SouiS! iä) berftanb ©einen 35rief SBort für
Sort g a n j ; nrir ge^en fcon Einer änfi<$t au§ , infofern
e§ biebere ©eftnnung Reifet, nur £at es ni$t einerlei
•
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SBirfung, unä foHte man in einanber giefeen fönnen.
3$ tyue ju Diel, lege unb fage meine ©efinnung ju
offen an ben £ag, unb ©u t)erf$Ue§efl fie ju toiel in
$i$, i<$ ge&e gern jebermann }u gute 2Borte, o^ne
bie Slbficfyt ju fcfymetdjeln fcon »eitern ju tyaben,
unb ©u — $aft gern, toenn man ©ir juborfommt.
3ü<$t jebermann ift fo in näherer Serityrung ttrie ttrir
mit ©einer ©enfungSart , toir ttriffeu fte ju toürbigen,
aber grembe galten fcor ©tolj, tt>a8 nur aus einer
getoiffen ©elbfiftänbtgfeit unb bem Settm&tfein ©einer
guten 3tbfi<$t tyerrityren mag ; aber fo fommft ©u eben
tiifyt toeiter unb flofceft an. 60 toeifc ber liebe SSater
too^l, bafe ©u e3 gut mit tym meinft, belegen betrübt
es i^n aber bo<$, bafe ©u i^m ni$t fagft, ba er e§
bo$ für ©ein SBo^I für unumgängli<§ nöttyig §ält,
ob ©u na<$ feinem 2öunf<$ bei 9Jianbel$Io^ unb Äotyk
$aa3 getoefen, toa£ fte gefpro<$en, unb ob ©u getoifc
toiffeft, bafe ber 3Jlinifter jum jtoeitenmal ben 33eri$t
}u verfertigen liegen liefe? mann unb ttne er i^n jum
üBta^en befommen? ©iefe aHe3 fei mit einem (Sang
in'8 geheime Äabinet ju erfragen. Ob ©u ni<$t auä)
Stritte ttyun lönnteft unb follteft unb gute SBorte
ausfeilen? Sttuf biefe alles fommt feine änttoort." —
©ie liebrei<$en mütterlidjen 3SorfteDungen toaren
tyeitoeife gegrünbet, aber biefe @ine toufcte fie nicfyt,
bafc Siebe unb SRefpect öfters benSofyn abgalten motten,
bem Sater ju fagen , bafc man<$e3 in ben 33orf$lägen
toegen ber Stritte bie er t^un foHe für bie i&m früher
jugefagte Aufteilung aö Sßrocurator, in bie 3*it n\6)t
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mehr ganj paffe, unb bafe Slnbereä gegen ba£ toohl*
begrünbete ©elbftgefühl be3 Sohn«, ber ungerecht be*
Rubelt toorben toar, anftofce. ©er S3ortt>urf ber ©d^roff^eit
ift aber Urlaub in feinem Seben öftere gemalt toorben,
fo bafe er vielleicht nicht in allen püen unbegränbet
gemefen fein mag. 2Bie eine eble SRatur in einjelnen
pHen ju toeich unb nachgiebig fein fann, fo fann au<f>
eine anbere eble 9?atur, bei aller toahren 33efd;eibenheit,
bo<h im ©efühl ber innern Unabhängigst ju toeit gehen
unb baburch mifcfannt derben.
S)ie ßeitumftänbe nötigten Äönig griebrich, bei
all fetner Abneigung toor Einengung feiner 3Jla<$tbolfc
fommenheit, bem allgemeinen anbringen auf f*änbif<$e
Einrichtungen einige Rechnung ju tragen. @r glaubte
aber, toenn er felbft eine ßonftitution proclamtre, toofyb
feileren Äaufeä toegjufommen unb berief im Frühjahr
1815 Sänbficmbe ein.
2Bie tt)ir weiter oben gefehen ^abm, fyatte bie
a3ef<$äfttgung auf bem Suftijminifterium auf Urlaub
bie SBirhing gehabt, bafe er bie großen ajlifeftänbe, bie
baS unumfchränfte Regiment beä Äönigä für ba3 £anb
braute, noch beutlicher erfannte. @r begrüßte baher ben
Umftyoung ber ßeit, bie ^Besprechungen, bie auf bem
Söiener ßongrefj bem beutf^en SSolf gemalt würben,
mit Hoffnungen auch für bie toürttembergif<hen guftänbe,
unb fein Umgang mit ©ä>ott unb mit anberen Männern
fcon ber gleiten ©efinnung führte ihn immer tiefer in
bie Politiken fragen hinein. 2JHt allem geuer feiner
Seele beteiligte er ft<h an ben SSorberathungeu , bie
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Don ben gewählten 2tbgeorbneten unb ifyren ©eimnungS*
genoffen gehalten würben, unb bie ba^in gingen, bafc
bie t>on bem Äönig bem Sanbe beftimmte ßonftitution
fi<§ nur auf ber ©runblage ber alten SSerfaffung unb
auf bem 33ertrag§wege ergeben fönne. Urlaub felbft
fear jum Eintritt in bie ©tänbefcerfammlung nodf) ju
jung, eine ©teile als SRegiftrator ober SIrdfjtoar wäre
ifym aber in bem %aUe ber ©inigung in biefen fünften,
na$ 2öunf(^ gewefen. Heber ben Verlauf ber SSep
fyanblungjwif<$en bem Äönig unb ben ©täuben berietet
Itylanb ben ©Item wie folgt.
Stuttgart, 15. Wä^.
„ßiebfie eitern!.
©ie tyaben biejjmal lange feinen Srief toon mir
ermatten unb iü) ^abe au<§ bem getteifen, ba3 jugleid^
mit gegenwärtigem aufommen wirb, feinen beigelegt,
»eil i<§ abwarten Wollte, big iä) etwas 33eftimmteS über
bie lanbf<$aftlt$en Angelegenheiten unb meine befon-
bereu ^Entcreffen babei f ^reiben fönnte.
@3 foHen na<$ einer vorläufigen Seftimmung bei
ben neuen ©täuben eine Strdfjtoarftelle mit 1000 f[. unb
eine SftegiftratorfteHe mit 800 fl. SBefolbung errietet
toerben. ßieb^aber baju jeigten fi<$ mehrere, bo<$ Waren
allem 3faf<§ein na<$ für mi<$ unb SBeiffer bie 3tu3*
fixten befonberS günfttg. Sffiir wollten un3 nt<$t im
3Bege fielen unb melbeten un£ batyer jjeber um beibe
©teilen, b. um bie 2tr<§toar- ober SRegiftratorftelle,
toaren audfj jufammen bei bem Sßräftbenten , gürften
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Hohenlohe, ber uns gut aufnahm unb un3 fceranlafjte,
unfer ©libitum i^m ju überfenben. 3)a3 meinige
tourbe i^m geftern bur$ StegterungSrath ©$ott jugeftettt.
2lu$ üDlinifter Steif §aö), ber als ©utSbefifcer eine Stimme
hat, Derfpracty uns, unfere ©acfye ju empfehlen unb hat
es auü) toirflid) getrau. SSon ben $)eputirien barf iä)
mir ohnebiefc nityt Söenige geneigt glauben, greiltdh
jknb ju erwarten unb toar ju toünfchen, bafe e3 noä)
nicht foglei<h jur Ernennung biefer Stetten fommen unb
bie lanbftänbif^en Angelegenheiten jutoor nofyeine ganj
anbere SBenbung nehmen würben, toa$ benn auch heute
gesehen ift.
@3 ttmrbe nehmli<h in ber heutigen ©täubet) er famm*
lung oom Äönig, ber mit großem $omp aufgewogen
fam, juerfi eine Siebe gehalten unb aisbann t>on einem
Staatsrat^ bie beabfi<httgte ßonjtitution fcorgelefen,
toel<he fobann naä) SBieberabfahrt be3 ÄönigS üon ber
3Serfammlung in 2)eliberatton genommen tourbe unb
man erfährt als SRefultat berfelben: bafe bie gürfien unb
mebtatiftrten ©rafen alles SBeitere auf bie ©ntf^liefeun-
gen be3 SBtener Songreffeä au£fe$en, unb bafe bie abelt;
gen ©utäbefifcer, mit Ausnahme eines ©injigen, fotoie
bie übrigen SDeputtrten unanimiter gegen bie ihnen
vorgelegte ßonftitutton }U proteftiren unb bie alttoürfc
tembergifche 35erfaffung ju reclamiren befdjloffen haben.
2)iefe£ erfreuliche ©reignife , tterbunben mit ber
unerfreulichen 9to(hri<ht , ba& Napoleon bereite t>or Sfyon
ftehe, ^emmt natürlich ben gortgang ber Serhanblung,
unb bie SBerfammlung nrirb ohne t)orberl;anb
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triebet auSemanberge^en. SDo$ fonnte natürlich nur
auf bicfe 2lrt ber ©runb ju ettoaS 9tec$tem gelegt
toerbett unb idjj tröfte midfj bamit gerne über bie &ui-
auSgefdfjobene 6rfe|ung ber lanbf<$aftli<$en ©teilen.
®ie SDeputirten tourben bei i^rem §erau3ge$en
fcon ber Verfammlung mit lautem Vtoat begrüfet.
So t>iel in Gile nebft tyerjlicfyem ©rufe
3#r getyorfamer Sofjn
S. U."
Sa3 Vorbringen 9tapoleon£ in granfreicfy mad&te ben
ftönig natürlich toenig geneigt, auf baä Verlangen ber
Sanbftänbe, bie alte Verfaffung ^erjufteHen , einjuge^en.
2ttn 27. 2Härj f treibt Urlaub feinem Vater: „Von ben
Gegebenheiten in gtanfrei<$ mag iä) gar nicfyt reben , e£
quälen mi<§ o^nebiefe biefe ©ebanfeu £ag unb 9k$t."
©ine too$l$ätige ©Weiterung fanb er auf einer
Seife ben SRecfar Ijinab na<$ £eibelberg. ©in 2lbt)o=
fatengefd&äft ^atte ifyn nadf> §eilbronn geführt unb bort
beftimmte i^n fein attjeit reifeluftiger greunb üffiatyer,
mit tym biefen 2Iu3flug ju machen, ber auä) für beibe
greunbe fe^r melen ©enufc braute, fd^on bur<$ bie
|errli$e ga^rt auf bem $leäax unb nodj) befonberS
baburd), baß il;nen in ^eibelberg bie greube juSE^eil
tourbe, bie Vefanntfcfyaft ber Vrüber Voiffer6e unb
tyrer altbeutfd^en Silber ju machen.
^toifdfjen Sßrocefefd&riften unb SSefd^äftigung mit
politifd^en ©egenftcmben hxaä) bo<$ aufteilen bie $oefie
fty §8al;n. @r bietet ben „normänmf<$en Vrau<$,"
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/
arbeitet am goriunat, imb im Quli entfielen bie Sattaben
fcon (Sber&arb bem Siaufd&ebart. Die ©tropfe: 3n
gerben unb in Stötten geigt erft baS SBott ftd^ 0$t,
brum foll man ni<$t jertreten fein altes gutes 3te$t!
meist auf bie 3eit ber <£ntjie$ung fcin.
Snt 6, Quni rietet er an ben 2lbgeorbneten 3)oo
tor 3a^n t)on 6alw folgenbeS ©^reiben:
„®a iä) gehört tyabe, bafc ©ie gegenwärtig mit
Ausarbeitung einer neuen lanbftänbifd&en SSorftellung
an ben $önig, worin unter anberen baS ^uftijWefen
betreffenben fünften au<§ auf unjuläfjtge (Sytentionen
neuerer firenger ©trafgefefce bie Siebe fomme, befdfjäftigt
feien, fo gibt mir biefe bie Hoffnung, bei biefer ©ele*
gen^eit einige gätte biefer Slrt jur Erörterung bringen
äu fönnen, wie fold&eS längft mein fcergeblidfjer 2öunf$
gewefen. SÄnliegenbe Seilage enthält baS SRctyere. 3$
wollte mir biefen SSormittag bie @$re geben, Sfyneu
fol<$e ju überbringen, ba id£) aber ni^t fo glücflic^
war, ©ie ju treffen, fo erlaube iä) mir fd^riftlid^e
Ueberfenbung mit angelegentlicher Sitte um geneigte
SerüdEfidjtigung biefeS ©egenflanbeS." {Die Ausführung
enthielt ein, wie Urlaub überzeugt war, ungehörig
gefdjärfteS Urteil gegen jwet SJlänner, bie ft<$ eines
SDtebfta^lS an föniglidfjem ©gentium (ber ©ine hatte
bei einer Qagb einen filbernen Setter entwenbet) f$uU
big gemalt unb bafür ju ftebenjä^riger ©aliotenfirafe
uerurttyetlt würben. @S würbe Ufclanb bie ©enug*
t^uung, iu hören, bafc bem ©inen ber ganje ©trafreft
üon 6V2 fahren, bem Slnbern bie Hälfte baran erlaffen
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tourbe. UrtheilSforüd&e biefer Srt toarefc^_bten&n
im Sufiijtniniftcrium fo gebrücft unb bie ®ehttftt<$t
nadh geftd^erten Slcd^t^üer^ältniffcn in ihm erwedt Ratten.
2>ie eitern UhlanbS, Dom 2Simf<$e erfüllt, bcn
©ohn in einer feften SebenSfiellung ju fehen, brangen
in ihn, fidh lieber um eine ^rocuratorSftelle ju be-
toerben, Worauf er ihnen im folgenben ©riefe antwortet.
Stuttgart, 2. Xtigttß 1815.
„Siebfte (SItern!
£)ie @ntf<heibung ber Ianbf<haftli<hen 2lngelegen=
Reiten , worauf iä) bie Beantwortung %f)xe$ testen
©riefet bi^er ausgefegt, ifi nunmehr erfolgt. 2)a 9tes
gierungSrath ©<$ott bereite na<h Bübingen abgereist ift,
fo wirb man bafelbpt f$on unterrichtet fein, wa3 biefe
etnjtoeilige @ntf<$eibung herbeigeführt habe ; man wirb
audj bie fräftigen unb jWeämä&igen abreffen p lefen
bekommen, weldfje bie ©täube julefct an ben Äönig ge*
rietet. SDer Slbenb be3 26ften war hier fehr erfreulich ;
e§ fourbe ben ©täuben, welche bis 2Jtittema<ht jufammeu=
Wieben, eine SUlxifif gebraut, wobei fciele SBtoatS auf
bie Sanbftänbe, auf ben^räfibenten, aufrollet), SSalbecf,
au(h auf ben Äronprinjen, £erjog (Shriftoph tc., be-
fonberS aber auf bie alte SSerfaffung mit grofeem @n^
tyufta3mu£ gerufen würben. £>er Äönig fott biefeS fehr
übel aufgenommen , übrigens aber toon ber Sßoliäeibtreo
tion, bie jur Verantwortung gejogen worben, bie SSer^
fi<heruttQ erhalten haben: bafe ©r. Äönigl. aJlajeftät
babei mit feinem SDBorte gebadet worben feu
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ffiic ©a<$e ift jebo<$ noty f eineSWegS für abgemalt an=
june^men, fonbern es werben nunmehr fcon allen Seiten
äbreffen um §erfteHung ber alten SSerfaffung unb
Sßiebereinberufung ber ©tänbe einfommen. SDie ^iefige
5Bürgerf$aft ma$t bamit benSlnfang, inbem unter ber*
felben bereits bie Unterf Triften ;u einer folgen Slbreffe
gefammelt »erben.
3Jlein ef^ibitum um bie Sßrocuratur ift toom
8. Quni fc. 3. unb baS 9Jlonitorium fcom 13. Sept.
UebrigenS barf ity ni<$t ber^len, bafc, Wenn iä) ^eute
5um Sßrocurator ernannt würbe, iä) toonbiefer Ernennung
ni<$t einmal ©ebrau<$ matten fönnte, inbem eS bur<$~
aus meiner Ueberjeugung entgegen wäre, bei bem gegen*
wärttgen ©taub ber S)inge bem Äönig einen @ib ju
frören. 3$ muß ba^er einstweilen fe^en, wie xä)
miä) auä) o^ne weitere ©eförberung tyzx ober anberSWo
ehrlich fortbringe. @S läfct fi<$ hoffen , bafe eine f 0 ge*
fpamtte Sage ber öffentlichen Angelegenheiten, wie fie
gegenwärtig bei uns ftattfinbet, ni<$t fcon Sauer fein
werbe.
SBon 3w3gelbern ^cibc ic§ gegenwärtig nur 25 fL
baliegen; eS geht mit ber Ballung äufeerft elenb. ©oll
iä) biefe 25 fl. fd^tcfen ober Warten, bis SDlehrereS
^in juf ommt ? 1
93iele ©rii&e ber ©<hwefter! 3Äit herber Siebe
3h* gehorfamer ©ohn
S. IX."
1 U^lanbS 33ater $atte mehrere gro^e $ermögen3abminiftra*
tionen, für foelcbe ber ©o§n bie 3infe bei ber ©taatSfaffe ergeben
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SHefe grflärung be3 ©ofyneä fiel ben liebenben
eitern um fo f<$tt)erer, als fie bie 9to$tt)enbigfeit biefeS
©ntfd^Iuffe^ von i^rem ©tanbpunft aus nid^t einjufefyen
t>ermo$ten. SSon $eit ju ßeit, toie toir fpäter fefjen
toerben, bringen fie tyre 2Bünf<$e lieber jur Spraye,
unb i^nen naä) feiner Ueberjeugung nid^t entfpre^en
ju fönnen fear für ben järtlid^en, aber eben fo cfyarafter*
feften @o$n fein fleineS Opfer.
3ln ber SfBiebereröffnung be8 SanbtagS am 14. Dct,
ita^m U^Ianb ben lebfyafteften Sintbert. Gr verfertigte
ju einem gefte, ba£ bem 2lbgeorbneten von Stuttgart,
Sürgermeifier Älüpfel, am 18. Dct. gegeben ttntrbe, ba3
Oebid^t : „®ie <&ä)laä)t ber SSöIfer n>arb gef^lagen" unb
fori<$t in feinem £ajgebu$ von ber allgemeinen S3e~
geijierung bei biefem gefte.
Ueber ben ©ang ber ftänbif^en SJer^anblungen be=
rietet er feinem SSater:
Stuttgart, 15. SRoöember 1815.
„ Steuer fte ßltern!
S5ie Sftefolution auf bie Ie|te ©ingabe ber ©tänbe,
ber man tägltä; entgegenfa^ , ift ^eute erfolgt unb bamit
allerbingS ein Stritt gef<$e§en, inbem ber Äönig ba§
SRec^t be£ alten SanbeS auf bie alte SSerfaffung ni$t
länger ju beftreiten toeijj ; allein infofern juglei<$ toieber
$erglei$$toer§anblungen eröffnet Serben foUen, um aud>
•
mufcte. (*$ ift ein Srrt^um, toenn man glaubte, bie 3^nfe/ *w
benen öfters in ben Briefen bie Sftebe ift, feien für ben So^n
getoefen.
U$Unb§ 2c&en. 8
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114
über bic neuen Sanbe unb bie Sufammenfaffung be$
ganjen Sanbeä unter eine getneinf^aftli^e SSerfaffung
m'S Steine ju fommen, toirb fi<h bie @a<he, au<h toenn
bie ©tänbe auf biefe Unterhaltungen eingeben, aber*
mala weiter ^inauöjie^en.
£>er prft ton Dettingen^Sffiatterflein, ber ju$ in
ben ftänbif<$en Angelegenheiten auSjetchnet, liefe mir
t>or einiger Qeit fagen, bafc er mi<h fennen ju lernen
nrimfdje. 3$ ging ba^er mit @<hott, ber fein SIgent
ift, ju ihm. ©r ift ein leibenf<haftli<her Siebhaber alU
beutfd^er Siteratur unb ßunfi unb befifct grofee ©amnu
lungen alter ©emälbe, £anbf Triften, 3)rucfe ac. @r
^at mi<$ eingelaben ihn öfter ju befugen.
2Bamt iö) lieber nach ©ulj abreifen toerbe, toeife
ich noä) nid^t beftimmt, ba noch nicht befannt iji, ob
unb bis toann bie SBaihinger'fchen e^elentc eingeliefert
werben.
SKit her}li(hen ©rüfcen an Sitte
3hr gehorfamer ©ohn
8. U."
©egen ben ©djlufe be3 QahrS 1815 fam SRüdert
aU 9tebacteur be3 SKorgenblatt« nach Stuttgart. ©r
nmrbe balb mit Uhlanb befannt, unb biefer fd^rieb
feinem SSater über ihn: „Stücfert ift mir eine fehr toerthe
Sefanntfchaft." ©ie trafen fi<h oft beS SlbenbS beim
aBeine ober feilten ft<h in ihren 3iwimern ihre neuen
©ebi<hte mit. Stuf ben SSorfd^Iag eines greunbeS untere
nahmen fie ba8 befannte £enaon, ba8 in StüdertS
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©ebbten aotlfiänbig enthalten ift. Sttfe fcerf<$iebene £o*
litiföe 2fafi<$t, 9tü<iert3 Sß^rtematyme für SBangen&ehn
(bejfen (Sintoirfung auf bie toürttembergif<§en SBerfaf*
jungSfämpfe Xtylanb für t>erberbli<$ galten mufcte, fo
toertfc i$m SBangen^cim in anberer Sejie^ung immer
Wieb), ftörte fpäter bie Weiterungen beiber Sinter.
3m grüföa^r 1816 ertoa<$te bie Sufi bramatif<$er
5ßrobuction lieber lebhaft in Urlaub; er beföäftigte
mit planen jum fpäter ausgeführten „#erjog @rnfi,"
ju „Äonrabin," ju ben „ffiBeibem t>on SBeinSberg" unb
Ruberem. 2lber bie iurtbifäen Arbeiten unb ber leb*
^afte 2tnt$eil an ben ftänbif$en Äämpfen toar ber
SuSfü^rung entgegen, ©in StuSflug mö) SBallerftein
mit ©<$ott braute i^m ©Weiterung unb ben Slublicf
toon Dielen ©egenftänben im fürftli<$en ©<$loffe, voetye
ju befi<§tigen er &om dürften freunblity eingelaben fear
unb n>el<$e i$n fefcr intereffirten.
2Bie im lefeten %cfyxe, fo mürbe i^m auä) jefct
toieber toon feinem SSater t)orgef<§lagen, ft<$ um eine
StaatSfteüe $u betoerben, unb au<$ jefct fonnte er ni$t
in ber ©Itern SBünf^e eingeben, fonbem antwortete,
torie folgt:
Stuttgart, 28. Suli 1816.
„Siebfte eitern!
S)en 83rief be3 lieben SSaterS , toorin er mir feine
Meinung in Setreff ber erlebigten 6ecretär3fteDe beim
Obertribunal mitteilt, hmrbe i$ früher beantwortet
tyaben, wenn e$ mir ni$t f^toer geworben toäre, miä)
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abermals auf eine Slrt ju äu&ern, fcon ber i$ Zfyxe
Billigung mir nid^t t>erfi>r$en barf. Qdj mi&fenne
tiity bie Sortierte unb 2lnnefymli<$f eiten , Womit bie
Sfibinger ©teile für mi<$ fcerbunben Wäre. @S £aben
aber bie 3lnfi<$ten, bie iä) 3#nen bei einer ä^nli^en
SSeranlaffung vorgelegt, fo fc^r in mir SBurjel gefafet,
ba& mir nid^tö übrig bleibt, als ben einmal be-
tretenen 2Beg mit 33e$arrli<$feit ju verfolgen. Sie
werben mir glauben, bafe es nid^t bie 83equemli<$feit
meiner jefctgen Sage ift, WaS mxä) in berfelben feft^ält,
unb bafe es mir inSbefonbere ni<$t gleichgültig i%
S^ren geregten 3Bünfdf)en bisher fo wenig entfpro<§en
ju §aben.
Db i<$ übrigens bie ©teile wirfltdfj erhalten würbe,
wenn i<$ mtd) barum bewürbe, ift fe^r jtüeifel^aft. S)em
Suftijminifter fönnte i$, tote ber liebe SSater felbft be-
merkt, leine guten SBorte barum geben, bie unmittel=
bare 3Mbung aber §at immer einiges gegen ftdjj.
2luf SJIartini jie^e iö) üieHet<$t ju Sßrocurator
©<$ott, ber bis borten in bie SBalj'fd&e äpotyefe, in
ber 9Rä§e meines gegenwärtigen üuartierS, ju wohnen
fommt. 5Die ©tfenbad&'fd&en ma<$eu no$ feine 3lnftalt
ium SluSjug, unb fo lange biefe bleiben, bleibe iö)
au$ , toenn xä) nid^t gebrängt werbe. SSom wirf lidfjen
SfaSpg werbe xä) 3#nen fogleid^ 9ta<$ri<$t geben, auü)
meine Stnjeige in bie 3eitung einrüden.
3Jtit ben §erjli<$ften ©rüfeen au$ an Suife
3^r ge^orfamer ©o^n
2. lt."
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Der 2Kutter 2fattoort gibt ein fo getreues SBilb
ber lieben grau, bafc fte auö) fyev eine Stelle finben mag.
Züb'mQtn, 3. 2luguft.
„Sieber SouiS!
9to<$ einmal lafe miä) meine ©ebanfen au£fpre<$en,
bte iä) über Steine ©efinnungS* unb ^anblungötüeife
§ege; beffer iä) fagefie, 2lufri<$tigfeit fear immer ein
§auptjug meinet ©&arafter3, toenn [iä) auä) mifc&er*
jianben toerben fottte. SefonberS gegen meine Äinber,
beren erfte grennbin idjj fein toitt, halte iä) e3 für
$ffi<$t fo ju fcanbeln. ©laube aber ja nt$t, bafe idf>
$ir meine SBteinung aufbringen toiD; iä) toeife tooty,
bafc S5u nun im männlichen 2ltter unb felbft fä^ig bift
ju beurteilen, toa$ gut ober nid^t gut für S)id^ ift,
mbeffen bift 2)u mir bo$ su lieb, als bafc iä) ganj
feigen fönnte, too ettoaä m<$t mit meiner ©efinnung
übereinftimmt. toeifc too^l, ba& iä) nur SBeib bin,
too übrigeng ein gefunber, fdpd&ter, tno^ItooHenber
9Kenf<$en&erftanb, ben xä) mir nid)t abfpred&e, öfters
bo$ einen nötigen SBlicf ^at, ben idfj S)ir nun tytx
mitteilen ttntt. ©taube nu$t, bafe iä) ben lieben Sater
oeranlafct ^abe, 3)ir toegen ber betoufeten Stelle ju
^reiben; iä) toufcte fcor^er, toaS SDu antworten tnürbeft,
baS bem lieben SSater ni$t gefallen toürbe ; idj) mod^te
alfo Seibe nt<$t betrüben; es toar ganj ©eine ©e-
finnung, bie mit ber m einigen allerbingS übereinftimmt.
Stt<$ wollte er no<$mal£ feine $fli<$t t^un, toeil toir
in ber golge 9leue über 3)eine 93 erfahr ungSart beforgen.
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•
Stnmer ift Patriotismus ettoaS £öbli<heS unb Pflicht*
mäßiges; eS führt ©i<h aber aus blofeer Steigung
toon höheren Pflichten ab. ©ie erfte unferer seitlichen
Pfli<hten ift fo Diel ©uteS als mögli<h auf ber SBelt
ju ttrirfen, als mir fßnnen. Äannft ©u baS als Sanb*
fchaftS*@ecretär? toirfi ©u no<h aufeerbem baS gettrifc,
toegen bem ©u alles 2lnbere aufopferjt? ©laubft ein«
mal als ßonfulent , ober toaS fonft für eine entfpre^enbe
©teile in ber £anbf<$aft fein mag, einprüden, um bann
für baS SBaterlanb nüfcli<h ju werben? ©er Plan bünft
mir ein $irngefpinnft. ©aS gar nicht einmal ju be*
rühren, ob ber ©ehalt fo ausfallen fönnte , um bat>on
fein Sebtag ju leben , toeil man fcon ba nimmer toeiter
rüden fann. Unb toaS berfäumft ©u? Srätefl ©u
in ein ßollegtum, in baS ©u bur<h bie erfte ©tufe als
©ecretär einträtest, glaubfi ©u nicht, bafj ©u ebenfo-
mel ©uteS ^ier ttrirfen fönnteft, ober wenn ©u Pro-
feffor ttriirbeft, toaS ©ir tx>irflid^ nid^t fehlen toürbe, fo
fönnteft ©u ja auf ganje ©enerationen fortttrirfen,
möchte eS ©ir auch ©ich in ein ga<h einjuarbeiten
fchtoer werben, fo fannft ©u boch nicht in 2lbrebe jiehen,
ba& ©u Talent baju ^ätteft. ®S bünft mir überall
me^r als bei ©einem plan, unb wenn ©u toarteft unb
noch einmal toarteft, fo geht bie thatigfte SebenSjeit
herum, unb bann geht eS ©ir tt>ie ben alten Jungfern,
bie in ber Qugenb bie SBahl hatten, benen aber nichts
gut genug war: fie bleiben am alten piafc, eS reut fie
unb bann toerben fie bitter, wenn immer jüngere fcor*
rüden, ©o fönnte eS ©ir gehen, ©u fönnteft nun
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tollen unb tyufi e3 nid&t. 2öenn bann am @nbe
bie 23uben §..,©.. u. bgl. toorrücfen, unter biefe fannfi
unb magft nimmer, unb bann bleibft , was ©u bift!
eine angenehme 2tu3fi$t ! 2lu<§ f ommen alte 2lbtoocaten
aus ber SDiobe. Unb bann um roie Diel fyäuäli<$e3
©lud bringft ©u ©i<$, fannft lange nid&t ^eirat&en
unb wirft ©u älter, ma<$t einmal ein 3Jläb$en fciel*
leidet eine SBerftanbe^eiraty mit ©ir, öieüei^t o^ne
Diele Neigung , ba§ toolltefl ©u bodfj au$ nid&t. Äommft
$u bur<$ SBarten ganj um'3 §eirat&en — frage alte
SunggefeHen, ob idj) nidjt Siedet tyabe, bafj fie ber ©tanb
im SMter ganj unglü<flic§ mad&t. 2öa3 ben @ib am
belangt, ber ©i<$ ju biefem Sßlane fü^rt, ift er ni$t
fo, ba& ©u i^n nidjjt leiften fönnteft. SHudj) lä&t e3
ft$ gar ni$t benfen, bafe unter fo fielen ^unbert
SJJännern, bie i$n gefroren, worunter au<$ ©ein
Sater, nid^t reblid&e, religiöfe Wären, unb ©u ber ganj
(Sinjige fein müfjteft, ber fo gefinnt wäre, ©iefe ift
bo$ auffaüenb! @8 fott aHe3 tyerauS, Wa3 mir nidf)t
gefällt, »eil e3 baS lefctemal ift, bafe i<$ e3 fage.
5)u fennft ©i$ felbft nid^t, fonft Würbeft ©u neben
Seiner innern ©efättigfeit, bie iö) ©ir beftimmt ju-
fyre<$e, aud£) äufeerlid^ e$ metyr fein. 3$ bemerfte
biefe abermal bei ©einem legten ^ierfein. Äam einer,
too ®u gerabe ni<$t in ber Saune jum SReben warft,
fo mad^teft ©u ein ©efi<$t, aU ob ©u i^m feinb wärefl;
er muffte fro$ fein eine Antwort ju erhalten; fonnte
er e£ üorauSfetyen, bafc er ©t$ ni<$t in ber paffenben
Saune traf? ©efättt e3 ©ir, wenn es ©id& fo trifft?
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3lun magft ©u ba3 aufnehmen, toie bu tüittft,
mein ®ett>iffen fagt mir, bafc id(j e£ liebenb mit ©ir
meine. ©laube nidftf, bafe i<$ auf irgenb eine SBeife
mein Sntereffe babei fu<$e, als in fo fern als e$ mit
bem ©einigen jufammen^ängt. %xdl\ä) toerfpra<$ i<$
mir am äbenb meines Sebent greube, baS ja nic^t
allein für mi<$, fonbem für @udf? gut toäre, ton benen
fie ausginge. 39alb ift ja otynebiefe toon mir jufagen:
. fte ru^t, bie 2Rübe! — St^ue mir ben ®ef allen ben
Srief, ben i<f) ungern f<$rieb, e^e ©u tyn jerreif$eft,
mit 33eba<$t su lefen. Sebe too$l, glü<flt<$ unb ver-
gnügt na<$ ©einem ©inn. treffe i<$ ©i<$ nur einmal
im Gimmel an, ift alles re<$t. ©iefc ift baS tägliche
©ebet ©einer
©i<§ etotg liebenben 3Jhttter
(Slifabetfc.
©ineä no<§: aus toeld&en ©rünben ge^ft ni<$t jur
Äird^e unb jum Slbenbrna^I?"1
Urlaub an feine 2Jtutter.
Stuttgart, 9. 3luguft
„Siebfie 3Jlutter!
Empfangen Sie meinen bergen ®lü<f»unf$ ju
3^rem befcorfie^enben ©eburtstag, jugleidjj aber auä)
meinen innigen ©an! für öftren tootylmeinenben, mütter*
lid^en Srief ! tyabe gettrifc Sittel too^l beamtet, tt>a£
©ie mir barin an'S $erj legen, unb id) §abe baS 33er-
i (Sine Sorge, bie bie 9flutter ftäter nie me§r §atte.
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trauen, es toerbe nityt ba« le|tetiial fein, ttrie ©ie
treiben, ba& Sie auf folc^c 9lrt mir 3#re ©efinnung
unb 2Mnf<$e auffd&liefjen.
©o Diel glaube i<§ übrigen« fcerfid&ern ju bürfen,
bafj e« ni<$t blofee Neigung o^ne SRüdftd&t auf työbere
Pisten ift, totö meine £anblung«toeife beftimmt.
2Bel<$e Opfer mi<§ biefe fd&on gefoftet, toerbe xä)
3$nen einmal beffer fagen, toenn e« mir gelungen fein
nrirb, auf bem emgefd&lagenen SBege burdfoubringen.
SOBaö Sie Don bem oft Ungefälligen meine« äußern
ffiefen« f<$reiben, fann idj) nid^t ttriberfpred&en. @S mag
tieHeid^t in ber bisherigen Ungunft meiner SSer^ältniffe
unb in ber mannigfachen S3etoegung meine« Innern
einige (Sntfd&ulbigung pnben. 2lud^ ^abe iä) mi<$ bei
alle bem bo$ fcon je^er ber 2ln^änglid^feit mancher Sieb*
liefen jii erfreuen gehabt.
Sfteligiöfe ©efinnung fe^lt mir getoifj ni<$t unb iä)
bin mir belaufet, ba« Qrbifd^e jlet« auf ein #ityere« ju
bejie^en.
SKadjj ber langen Siegenjeit finb nun bodj enblidfj
toarme, fonnige Stage eingetreten, toobei @rnte unb
§erbft no<$ gebeten mag. 2Bitt e« ©Ott, ttrirb au<$
mir bie grudfjt be« Seben« nid^t verloren fein.
ÜDWge ©ott ©ie, liebe (Sltern, nodj) lange erhalten,
bamit e8 mir beffer al« bi^er gelingen möge , Qftnen
^reube ju ma<$en.
(Steig
3£r liebenber ©ol)n
S. U."
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2)iefer SBrief brauet tooty feinen Kommentar.
Spiegelt er ni<$t beS ©<$reiber3 ganjeä ©emütty?
Sei aller ruhigen geftigfeit, bie Urlaubs Briefe
au3fpre<$en, geigten aber bo<$ bie freimütigen Sieber:
„äJtatlieb," „Älage" unb „Rechtfertigung " ttrie fe^r fein
©emüty unter feinen innern Äämpfen litt, ©ie ftnb im
SJlai 1816 gebietet, lefctereS im September üoßenbet.
©oHte ben liebenben ©Item noä) nid&t bie erfe^nte
greube werben , ben ©o&n in einer gefiederten Sebent
ftettung unb in $äu3lic$em ©lüde ju ttnffen, fo tourbe
iljnen bo<$ in biefem 3a$re bie greube, bie £o<$ter als
gtücllid^e Sraut eines toaeferen 3Jtanne3 ju fe^en. grie^
beri<fy SUle^er aus SßalSrobe, im §annitoerif<$en, ber in
Bübingen Geologie ftubierte, gewann baS $er$ ber
Softer unb befd^Iofe au« Siebe ju i^r, fi<$ in SBürttem*
berg eine SßfarrfteHe ju fud&en, tt>a8 bamalä leidster
toar, als §eut ju £age. Unfer ©i<$ter war über btefeS
gamilienereigniS re$t erfreut unb fd^Iofe fid^ ^erjlid^
an ben neuen ©<§toager an.
SDie meiften Sieber biefeS 3a^re8, auä) außer ben
fcaterlänbif$en , tyaben ein politifc^eS ©epräge, fo fe$r
toar feine ©eele Don ben kämpfen ber £eit ^ingenonu
men. ®r fagt e3 uns auä) felbft in bem Siebe: „Sie
neue 3Kufe," fcom 7. 3Jlai. @in Sieb folgt oft raf<$
bem anbern, ttrie §ier ju erfe^en ift. 2lm 20. gebr.
entftanb ba3 Sieb: 2ln bie 93unbf$meder; ben 24.:
SBürttemberg ; ben l.©ept.: 2)a8 alte Sfted^t ; ben 3.:
©efprä$; ben 6.: Sin bie SSoIteüertreter; ben 7.: Siedet*
fertigung unb bie neue 3Kufe; ben 8.: ©rnft ber Seit,
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123
baa neue 3Jiär<hen, 2lu^fi^t, an bie 2Hütter, an bie
SKäbchen, alle an biefem Sage. 21m 15.— 17. Dct.
ba3 Sieb: SßJenn ^eut ein ©eifi ^emieber fliege; am
12. 9lot}. : ©chtoinbelhaber ; ant 20.: £au3red)t; am
21.: ®a§ §erj für unfer SBolf ; am 28. SDec: 5Reu^
jahräirunfch.
2lu<h in bie ßorrefponbenj mit greunben, too fonft
tont fiunfi unb Siteratur gehanbelt tourbe, tritt nun
bie Sßolitif ein, tote un8 ber folgenbe ©rief jeigt.
Uhlanb an Sarnljagen tum (Snfe.
Stuttgart, 7. SRofccmber 1816.
„©ein herjlicher ©rief, theuerfter greunb, ben $)u
mir im fcerfloffenen 3Jtai bur<h ben trefflichen Äunft*
genoffen 9tücfert gefd^idt ^afl, foüte freilich längft beant-
wortet unb ebenfo für bie ©ebichtfammlung, toomit S)u
mich fo erfreulich überraf^teft, längft gebanft fein.
2Ba3 bie ©a<he fcerjögerte, fear 2)eine Anficht unferer
toürttembergifchen Angelegenheiten , bie S)u im S3riefe
an Äerner angebeutet ^aft unb toorüber ich SDir gerne
meine entgegengefefcte SJtemung enttoicfelt hätte.
Sftun fommt mir aber gerabe ba 2)u mich fo freunb*
f<haftlt<h anmahnft, jur £ülfe, bafc man bie Sieber, bie
i<h über biefen ©egenftanb gemalt h^be, neuerlich ju-
fammengebrudt §at. Au3 biefen, bie i<h hto beilege,
erfiehfl S5u vielleicht am befien, toaS meine Anficht
ift. 5)ie Aufnahme, toelche biefe Sieber bei ßffenfc
li(hen Vereinen unb fonfl gefunben baben, läfet mich
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annehmen, bafc fte auä) bie bei uns §errfd&enbe 3Reinung
fo jiemli$ auSgefyrod&en ^aben. ©ie finb im ©egen*
fa$ ni<$t bIo3 ju ben eigentlich f$le$t ©efinnten, fon*
bem ^auptfäd^Iid^ audfj 311 2)enen gebietet, bie mit $inU
anfefcung unferer ©ef<§id&te, unferer @igent$ümU<$feü,
toie fold^e jeber 33olf3flamm $at unb haben foH, aus bem
©lauen herab unb nach inbitribuettem ©pftem uns um-
gefialten unb toohl gar begttiefen motten. S)u fcermtffeft
trieffeicht einigermaßen bie Sejiehung auf & ©anje. Slber
theil* ifi ber ©tyfluS noch nicht gefdfjloffen, theils glaube
iü), bafe SDeutfd&Ianb toon oben herab, toon ben (Songreffen
unb 33unbe£tagen, ben obfehtoebenben SJer^anblungen ber
Kabinette junädftft wenig mehr ju ertoarten §at; ba§
btngegen, toenn erft jeber SSolföftamm pm ©elbftgefühl
ertoa^t unb ju innerer Segrünbung gelangt fein nrirb,
hieraus auch bie Äraft beä ©anjen ^erüorge^en h)irb.
2)ur<h aSerunglimpfung in öffentlichen blättern,
herauSgeriffene unb entftettte ©injeln^eiten mögen au^
märtS unfere Sanbfiänbe verloren haben, bei uns be*
gelten fte bie öffentliche Meinung für fi<h, ihre ge-
brueften 33erhanblungen fpred&en nicht gegen fte.
Söenn ©u fonft toon meinem treiben in ber $)i<ht=
funfl ju ttriffen fcerlangft, fo meig ich nicht fctel ju
fagen. 3^ ©ebi<$te befchäftigen mich, ein erjähfenbeä
in ©tanjen : „Fortunat unb feine ©ohne," tooran ich aber
feit jtoci Sauren nicht mehr als jtoet ©efänge ju ©tanbe
gebraut habe unb ein Sfrauerftriel : „^erjog @rnft toon
©d&toaben," mit beffen Ausführung ich aber nic^t
anfangen mag, toenn t<h nicht hoffen fann, es in einem
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1^5
Stüde toegjuarbeiten. £>as will aber meine Sage fort*
toäfcrenb ni<$t geftatten.
Einige Heine Sadjjen $abe ity noä) beigefc^Ioffen.
Unb mit biefem fei benn ^erjli<$ unb in alter
§reunbf<$aft gegrüßt Don
Seinem
2. U."
2lm 30. Dctober 1816 ftarb Äönig griebridfj; ei
jeigte fidjj aber balb, ba&, obtoo^l mancher 3JUfcbrau<§
abgeänbert tourbe, für ba3 SSeftreben, bie alte SSer^
faffung mit ben bur<$ bie $eit gebotenen 9Seränbe=
rungen lieber in ba$ Seben ju führen, aud; unter
fiönig SBityelm noä) toenig Hoffnung fcor^anben luar.
£er greifen: fc. SBangenljeim, f<$on Don Äßnig griebrid^
im Dctober 1815 in bie SerfaffungScommiffion berufen
unb ben Seftrebungen ber 2lltttriirttemberger fe^r mU
gegen, galt auä) bei Äönig SBityelm Diel. Urlaubs
Sieber: „@<$ttrinbetyaber," „ba£ ^erj für unfer 3SoIf,"
„©efyräd^" unb anbere begießen fid^ auf feine (Sintoirfung
auf bie SSer^anblungen.
S)ie ©täube tourben am 6. 3)ecember vertagt, aber
jugleicfy i^re SBiebereirtberufung auf SKnfang 3)törj aus-
gebrochen.
3m Quli nrnrbe Utjlanb jum beitritt in bie 33er*
liner beutfdtje ©prad^gefeUfd^aft eingelaben unb ift fpätcr
mit einem Sluffafc für biefelbe befd^äftigt. 2lud£> bietet
erbaäfiieb: „2ln bie beutfe^e ©pra<$gefeHf<$aft." $)en
Anfang beS Satyr e3 1817 toibmete er ber 2lrbeit am
§erjog ©ruft. 3tm 9. gebr. fd^reibt er feinem SSater:
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126
„äßenn i$ f<$on breifeig %af)x alt toäre, nmrbe i<$
ma$rf$einli$ Stepräfentant toon Sadfnang." @in anbcr
mal: „©afc mein @ebt<$t: „5DaS #erj für imfer SBoII"
bem Äöntg vorgelegt Horben fei, $abe i$ au<$ öon
toerf fieberten ©eiten gehört, jebo<$ ofrte e3 gerabe aus
fixerer üueffe )tt Riffen."
Urlaub an bte ©Hern.
Stuttgart, 3. Sflai 1817.
„©iefen Vormittag toar ©otteSbienft jur geier beS
ttrieber eröffneten SanbtagS. $)er Äönig mit feiner
©ema^lin unb fämmtlt<$e Sanbftänbe erf<$ienen babei.
©tifttyrebiger glatt $ielt eine fe&r toadfere 9tebe. *2llg=
bann begaben fi<§ bie ©tänbe unb ber ©e^eimeraty in
ba8 Sanbfd&aftSgebäube, too^in ber Äönig ju Sßferbe
mit feinen SKbjutanten nachfolgte. @r §ielt eine Sttnrebe
an bie ©tänbe, bie o$ne 3toeifel fo ber 3«tung forn^
men ttrirb. SWa<§bem ber Äönig fi<$ entfernt §atte,
nmrbe ber ge£eimerät§li<$e$erfaffung3mtiDurf ben©tän-
ben fcom 3fufüätninifier mit einem Vortrag übergeben.
3)iefer ©nttourf ift über alle ©rtoartung fc^Ied^t aufc
gefallen: jtoei Kammern, feine Äaffe, fein SfoSfd&ufc.
SDie ©tänbe müffen tyn öertoerfen. — 3Jlan ging fo
toeit, ben ©tänben anjufinnen, bafc fie biefeS 2Jlad^
roerf jefct otyne 3Beitere3 mit bem ©e§eimenrat$, ber
i^rer SSerfammlung antootynen toürbe, Sßunft für Sßunft
bur^er^anbeln f ollen, toa§ aber fcorber^anb f<$on
barum jurüdfgetoiefen hrnrbe, toeil f<$on bie grage, ob
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eine fol<$e SSer^anblung ftatttyaft fei, eine freie 33e*
rat&ung ber ©tänbe toorauSfefee, ©er SKinifler ©teilt
$ f$on gefiern ober fcorgefiern toieber abgereist Ctyne
3toeifel fooHte er mit einem folgen SBerfaffungätoerf
nichts ju ttyun &aben. @£ foH in ber heutigen 33ers
fammlung ttrie auf einem poInif<$en 9lei$8tage her-
gegangen fein, ©ie $erm ©etyeimerfit^e mußten aber
unterrichteter Dinge ttrieber abfahren.
SDen belobten (Snttourf ^abe i<$ nur auf furje 3*it
in £änben gehabt unb verlauft nrirb er §eute no<$ nid>t.
Sobalb iä) i^n aber befommen fann, »erbe i$ bem
lieben SSater ein ©jemplar juf<§i<fen. ©in befonberer
Sln^ang betrifft bie Untoerfttät.
Sefct fpeifen bie ©tänbe unb ber ©e^eimeraty beim
Äßnig, e3 mag eine f<$öne aSertraulid&feit fein.
3Wit ^erjli^en ©rüfeen auä) ber lieben ©<§toefter
ge^orfamfter ©o$n
£."
Sm Namenstag be3§erjog3 ß^rifto^ f^riebltylanb
fein©ebi<$t: „3fo bie Sanbftänbe," unb braute eS in
baä ©tänbe^auS.
Ueber bie jtoei Äammern, bie in bem geheime*
rät^Xid^en (Sntttntrf&orgef plagen ttmrben, verfaßte Urlaub
einen Sluffafc, ber $ier folgt:
„®ie altmürttembergtfäe SSerfajfung ttrirb mitSfte^t
barum gerühmt, bafe jt<$ in tyr ba£ SBertragSüertyältnife
Steiften Siegenten unb 55olf fo Rar unb ausgeflogen
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barlege. i&r ift feine bourbonifd&e Segitimität , fie
ift ein ©efettfc^aftStoer^ältnife freier, üernünftiger SBefen.
©ie giebt bem Regenten ben ©tanbpunft, t>on bem i^n
bie 2tufftärung ber $eit nityt fcerbrängen tmrb, fie
giebt bem S3oIfe bie Stellung, in ber auä) ein über
3Jlenf<§enre$t aufgeklärtes SSolf fi<§ gefallen barf.
©ben in biefem Steinmenfdpd&en unfrer alten SBer*
faffung löst fi$ ba3 9tät§fel, bafj ein breityunbertjä^riger
9tedE)t3jufianb noä) jefct fcollfommen jettgemäfc erlernen
fann, unb gerabe je$t, too ba8 ©efü^l ber gretyeü
unb ber aflenfd&entoürbe neu ertoa^t ift.
©tetyt nun in biefer SBerfaffung, auf tottye ber
neue Vertrag gegrünbet toerben foll, ba8 aSer^ältnife
jtuif <§en Regenten unb Sßolffo vernünftig , menf <§en*
toürbig unb barum auä) für unfere ßeit geläutert ba:
fotten toir baju fd(?toeigen, toenn man un3 jtüif^en 21 b e I
unb übrigem 33olf ein SSer^ältnife herbei führen miH,
ba£ jenen rein menfdp<$en 3Serbanb burdj 9)tyftict3mu3
unb SJorurt^eil beflecfen ttriirbe?
S)er Sübel ne^me benjenigen ©tanbpunft ein, ber
feinen gef<$i$tli$en SSejie^ungen unb feinem ©runb*
befi| angemeffen ift! SEBir ma<$en bem Slbel feine
Siebte ni<$t ftreitig.
Slber man fpred&e uns ni$t t>on ©öfynen ©otteä
unb ©ö^nen be3 3Jienf$en, man fteHe ni$t ©eburt
unb Sßerbienft in 3Serglei<$ung! SlbelS&orurt^eil
ertragen tirir nid^t.
$)arum feine äbetefammer ! (Prälaten unb ©e=
lehrte beunruhigen un$ nid^t.) Äein ©tanb foH bem
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menf^li^en S3erfe£r mit ben anbern enthoben fein, alle
foHcn fic§ gegenüberstehen , Sluge in 2luge, nne e3
9Jlenf<J)en gegen 3)tenf$eu gejiemt
9Ran fage un£ ni<$t3 toon Siebten, (mären e3 au<$
fiaffe unb HuSfd&ufe), beren 2lu3übung toir bur$ ^u--
geben ber 2ibelsfammer jurüdf erlangen mieten, ni$te
baüon, toie bie Slbetelatnmer in 6teuerfa<$en unb fonft
unf$äbli<$ gemalt werben f önnte ! Um bie 3 b e e ift
es ju tfyun, um bie 2Jtenf $entoürbe.
Unfer Slbel felbft l>at bie Trennung nid&t begehrt,
er toirb ni<$t begehren, toaS bie Qeit toertirirft
©retfeig %cti)Tt lang $at bie SBelt gerungen unb
geblutet, 3Jlenfd)enre<$t feilte ^ergeftellt, ber enttoite
bigenbe StriftofratiSmuS ausgeworfen »erben , -ba&on ift
ber Äampf ausgegangen. Unb je|t, nadjj all bem langen,
blutigen Äampfe, foll eben biefer 2lriftofrati$mu8 burdfj
neue ©taatSfcerträge geheiligt »erben?
£ieju einwilligen, tyx 33oK3fcertreter, Riefte ben
Sobeäfetm in bie SSerfaffung legen, neue Umwälzungen
vorbereiten , unf ere vernünftige altwürttembergif<§e 33er*
faffung entweihen, bie ©adfje beS SaterlanbeS unb ber
Slenfd^eit aerlaffen."
SBrief Uölanb^ an SSarnljagcn Hon Gnfe.
Süfruigen, 5. Sprit 1817.
„St^euerfter greunb !
2lu£ einem ©einer 33riefe an ferner erfetye i<$,
bafc ®u ein aSotum gegen jwet Kammern berauSgegeben
Ublanb* £e&«n. 9
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$aft. 2)a iä) überjeugt bin, bafe S)u ben ©egenftaub
grünblic^ unb einbringt befymbelt, fo toünf<$te id>
fe^r Deine ©d&rift au$ bei un$ in Umlauf ju bringen,
unb bu ȟrbeft mi$ berpflid&ten, toenn Du mir ju
biefem SJe&uf fo balb al« möglt<§ einige eyemplare jus
fenben tooHteft.
Xtnfere ©tänbe §aben fi$ f$on früher beftimmt
gegen jtoei Kammern erflärt unb $ierna<$ in i^ren 33er*
faffungSenttourf nur eine aufgenommen. 8fo<$ ber
Äönig toar bagegen. 3Die Trennung in jtt>ei Äammern
ift aber eine leitenbe 3bee bei 28angen&eim, ber feit
geraumer 3eit öon Seiten ber Stegierung an ber ©pifce
ber Unter^anblung ftefct. er ^at biefe $bee in ben
fönigltd^eu SSerf ajfungS ■ ©nttourf gebraut unb nrirb
Slffe* baran fe|en, fie ju realifiren.
6r finbet au<$ jefct nod& bei bem gröfeem
ber ©taube feine Neigung bafür , tnelmefyr §at fi<$ bie
Abneigung jum SS&eil fd&on entf^ieben genug auSge^
fprod&en. ©leidfjtoo^l fc^eint e8 mir nid&t fiberflüffig,
hierüber bie öffentliche Meinung noä) toeiter aufjuregen
unb ju beflimmen. 2Btr Ratten nämK<§ früher in SBürt-
temberg feinen Sanbabet unb baä 33er^ältnife jum 2lbel
ift befftalb ein Sßunft, ber bei uns bi^er nid&t fo gäng
unb gebe getoorben, toie anbere Steile ber SSerfaffuug.
3luf bie 2Bi<$tigfeit btefeS ©egenflanbeä mufc batyer
fortbauemb aufmerffam gemalt toerben.
S)u er^ältft tyiebei auä) mein 33otum , ba3 f o eben
bie treffe üerläfet. SDu fie^ft , i<$ §abe mir bie ©a$e
leidet gemalt unb fie toon ber aller einfa<$fien ©eite
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aufgefaßt. £)ie einfad^fte Seite aber toirb bei ftaat&
re<htlt<hen Staublungen oft am meiflen fcernad&läfjigt.
2)er Heine 2luffa$ ift übrigens aus fpecietter SSeran-
laffung entpanben unb e3 toar nid&t fotoohl um bie
5)ebuction, als um ba3 offene 2lu$fpre<hen ju thun.
lieber unfere Angelegenheiten toirb grofee £äuf<hung
verbreitet. 3<h wutye 3)ir ntd&t §u, biefe ju burd&s
bringen, aber i<h bitte ®i<h, loenn ettoa in fünftiger
SBodhe f<$on ein völliger SBru<h eintreten feilte, ben
SSorttJurf nicht jum 33orauä f<hon auf bie ©täube ju
toerfen. ©ie finb gerabe iefct in ftttlid&er #mfi<ht ihren
©egern fehr überlegen.
Äerner ift nicht jum Sßoliiif er gefd^affen ; er ereifert
fi<h, tt>ie ein SWäbchen, über eine ginjelbeit, bie nicht
einmal eigentlicher ©treifyunft ifi unb fi<h leidet geben
toürbe.
27leine t>aterlänbif<hen ©ebid&te, bie $)u jum
fäon fennfl, 1)dbe x<h jufammenbrudfen laffen unb über*
ifyäe fte $>ir hiebei.
3Rtt her}U$en ©rüfeen
• $ein
U."
S)a bie Unterhaching ber Regierung mit ben
Stauben nt<$t su bem ton ihr getoünfehten Siele führte,
fo tourben fte am 5. 3uni aufgelöst. Urlaub toeiht
ben ©täuben einen Nachruf , ber mit ber Slnerfemtuug
ihrer geftigfeit jugleich fein politifdhe« ®lauben8befemtt=
nife enthält.
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»o* ift fein gürft fo M gefürftet,
60 auSerroäblt fein irb'fdjer 5)tann,
3>afi, toenn bie SBelt nadb greibeit bürftet,
6r fte mit greibett tranfen fann.
3)aft er allein in feinen §änben
2) en 9teid)tbum alles SÄedjteS Ijalt,
Um an bie Golfer auSjufpenben
So t?iel, fo menig ibm gefällt.
3) te ©nabe flieget aus t)om 3$ronc,
S)a3 SRecbt ift ein gemeines ®ut;
GS liegt in jebem (Srbenfofjne,
@S quillt in unS mie ^erjenSblut
Unb menn fld> SDtänner frei ergeben
ilnb treulid? fdjlagen §anb in £anb,
Sann tritt baS innre £Redt;t in'S 2eben
Unb ber Vertrag giebt ibm Seftanb.
Vertrag: eS gieng audj \)kx ju Sanbe
SBon ibm ber *Red?te Safcung auS;
@S fnüpfen feine borgen Sanbe
SDen SJolfSftamm an baS SrurftenbauS.
Ob einer im $alaft geboren,
3n gürftenmiegen fei genriegt,
2llS £errf$er mirb ibm erft gefroren,
2öenn ber Vertrag beftegelt liegt.
Soleb tbeure Söabrbett roarb aerfod&ten,
Unb übermunben ift fte nid&t.
@ud& Kämpfer ift fein Mvan% geflößten,
3öie ber beglücfte <5ieg ibn flirtt:
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sJtein, mie ein g&^nridi raunt) unb bditt^
Sein Sanner rettet im ®efed>t,
So birft U?r, tief gefränft, boct» mutbta,
Uno ftolj auf ba§ amafjrte Siecht
Ücin #eroIb mirb'S ben Golfern fünften
"Mt Raufen unb 2rompetenfd?aU,
Unb ftennod? nrirb e3 2Bur5e( griinben
3n fteutfdfren ©auen überall,
2>ajj 2öei3f>eit niajt ftaiS SHeaSt begraben,
ÜRocb 2öot>Ifar)rt e£ erfefcen macj;
Sajs bei bem biebern SSolf in Serwaben
Sa§ 9Red&t beftefyt unb ber Vertrag.
3la$ Sluflöfung ber Sanbftänbe trat eine ruhigere
3eit für ttylanb ein, bie er, freiließ immer neben ben
3lbt>olatcn0ef Säften, ber Aufarbeitung be£ ^erjog
6rnft ttribmete. SJiitte 2lugnft fam er bamit in'3
Keine unb machte bann mit #errn unb grau <S$ott,
bem getoefenen SanbtagSabgeorbneten 2lpot$e!er ©aupp
unb beffen grau eine Steife, ben Stedar ^inab na<$
ipeibelberg unb SBormä. Qn £eibelberg too^nte er mit
S$ott bei 8ud#änbler SBinter. 3>urdf> feine Steifen
genoffen ttmrbe er mit Jlirdjenratfy SßauIuS befannt,
too er bann autij 3ean $aul fennen lernte. Sei
Soifferäe'S tyatte er bie greube , audj £ie<f ju treffen.
Der ^erjog @rnft tourbe bei SBinterS fcorgelefen unb
günftig aufgenommen , f o bafe hinter über ben 2)rud
einen Vertrag mit Urlaub ab fcfylofc um ein Honorar
ton 400 fl. 2ln feinen Sater treibt er barüber: „3u
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meinem #erjog @rnft Ijaben fid^ mir t>ier Serleger
angeboten."
£)a Äönig 23il§elm für je|t üon ^Berufung ber
©täube abftra^irt Ijatte, fo fottte ba§ Sanb o$ne folc^e
neu organifirt werben. Urlaub fc^rieb hierüber gol=
genbeS na<§ #aufe.
Stuttgart, 10. 9tofcem6er 1817.
„Siebfte ©Item!
SKad^bem man auf $eute ba$ ßrfd&einen be£ großen
DrgantfationStoerfö erwartet $atte, fo ^ört man, baß
in ber fcerfloffenen 3laä)t alles f<$on ©ebnufte jufams
mengerafft, in Äiften geftampft unb fcerftegelt toorben
ift. SDlan nritt bieß ben Sßroteftationen ber ©e^eimen*
rätye jufd^reiben unb e$ foH jefct fcon biefen bie ©a<$e
erft babattirt toerben. SBenn biefe Debatte nid&t eine
bloße görmltd&fett ift, fo fann fi<$ bie @a<$e no$ jiem-
Ii<$ in bie Sänge jte^en.
3>nbeß ift jefct entf dfjieben , baß 9Jial<$u§ ginang*
minifter, Otto SJJinifter beä Innern ift, toomit ba£
Sird^en* unb ©djulmefen bereinigt toirb, unb Äerner
in ben ©e^eimenrat^ jurädtritt. SBangentyeim ttrirb
Ijeute alz ©efanbter beim SunbeStag na<$ granffurt
abgereist fein. (5r foH felbft um feine (Sntlaffung t)om
3Rinifterium gebeten l)aben. 2lu<$ fcöre id&, baß ber
Slbtritt toon ber Süße'S toom 3ufti$minifterium beftimmt
fei, tyn ttrirb SReuratfc erfefcen. — fmb burd& biefe
®efdf>i$ten eine SUtenge 2Jtenf<$en in einer feljr gefpamt*
ten Sage.
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SRefcrereä foeife id& für biefrnal au&er blo&en @e*
rügten ni<$t ju fd&reiben. 9Rtt ^lid^en ©rüfeen
ge&orfamer ©oljn
2."
<£ü)qxi im Srfiföa^r tyatte ber SSater an feinen
€ol>n gefd&rieben, bafe im Senat toon mehreren 3JUt*
gliebern barauf angetragen toorben fei, i&n an bie
Untoerfität ju berufen unb £atte bie fetyr günfiigen
©utadfjten ber Senatoren beigelegt; in einem Briefe
t)om ©ecember fommt er ttrieber mit golgenbem barauf
ju fpre<$en.
Bübingen, 13. Secember 1817.
„ßieber ©o^n!
SBir banfen ©ir fe^r für bie überfd&idtten @?etn=
Vlare Seinem £rauerfpiel3, bas i<§ aber nod& nidjt 3^t
getoann, mit SDhifee ju lefen; bie ju meiner StSpofition
beigelegten gjemplare erhielten Dr. Sengel, $rof. ger=
binanb ©melin unb t>on Sü&ler. £e|terer intereffirt
fi<$ fe^r für ©i$. $or einigen £agen f<$rteb er mir,
er tüünfd^e ju Riffen, nrie Sit bie neue Drgantfation
gefalle; er tyabe au<$ ©einen tarnen vergebens barin
gefugt, worauf td& i^m nur im Allgemeinen antwortete
unb bemerfte, bafc ©u bisher feine Aufteilung gefugt
^abeft.
§Bor wenigen £agen ift ber Senat beauftragt toorben,
fi(| über bie Aufteilung be3 Repetenten Safel , ber ba£
Digitized
*
136
gleite %ad) nrie Sonj übernehmen foB, urtb 3tü<fert3,
ber befonberä baä %aä) ber alten unb neuen beutföen
Sprache imb Siteratur mit praftifdfjen Uebungen t>er-
bunben, lehren fott, gutä$tli$ ju äufeem, unb man
glaubt, Qeber toerbe.1200 % erhalten. 2luf Jtüdert,
ben man nur aus bem SKorgenblatt fennt, nrirb toofyl
auf feinen gatt angetragen toerben. — $n ^üdfidjt,
bafc e3 SDir etoaS £ei<$te3 fein bürfte, bie leitete ©teile
ju toerfe^en, bafe bie SSer^ältniffe einer folgen ©teile
nid)t unangeme^m finb , bafc bu an gerb, ©meliu unb
3t. gute ©efettföaft er^ielteft, bafe idjj annehmen barf,
bu toerbeft in bem galle in SSorfcfylag gebraut toerben,
n)enn man toeifj, bafe SDu bie ©teile annehmen toürbeft,
U)ünf<$e iä) mit ber erften ^Joft 2)eine Meinung barüber
ju erhalten. *
Stabtoifl U^lonb« flnttoort an feine ©Kern.
Stuttgart, 17. Secember 1817.
„Siebfte eitern!
$>en ©rief be£ lieben Katers nebft 3in&üuit;
tungeu fjabe iä) erhalten unb fterbe ben @injug ber
©elber beforgen.
2Ba3 bie sßrofefforSfteHe für beutfdje Siteratur an*
belangt, fo fte^t mir in #infi<$t berfelben ber nämlt^e
©runbfafc entgegen, ber midf? t>on jeber 39ett>erbung bei
bet neuen Drganifation abgalten mufcte: toor ^erftettung
eines 9le<$t£juftanbe3 in unferem Sanbe auf jebe ©teile
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ju &erji<§ten, roeldje mit einer SSerpftic^tung auf ben
Samen be£ gegenwärtigen ÄönigS toerbunben wäre.
SBenn unfere Sottegien naä) biefem ©runbfafc getyanbelt
Ratten, fo mären toir je|t f<$n>erü<$ in biefem toerfaf*
fungStofen ßuftanb.
SBegen be3 £elferatyaufe3 in Qaitexbad) fyabe iä)
früher mit SEBcpfer geforo<fyen. ©r $at jtoar bie
Sa$e ni$t im Referat, üerfprad) aber nadfoufetyen.
3$ »erbe i^n lieber anmahnen, @£ biirfte au$ p)e&
gemäfe fein, toenn SDtetyer eine ernftlid^e SSorfteHung
barfiber ma<$te. ©egentoärtig bin iä) toieber mit einer
ßriminalbefenfion behaftet. 3$ toerbe toafyrf($einttd>
biefe 2Bo<$e noä) jum gütlichen SSer^ör naä) Subttrigäs
burg miä) begeben. 3)af$ ©<$tt)ab je|t fyier anfäfctg ift,
freut mi<$, toietoo^l iä) tyn ftinftig in Bübingen toer*
mifjen toerbe.
Sie unb bie liebe ©<$toefter grüfce iä) Don iperjen
3#r getyorfamer @o^n
£."
3n me^müt^iger Stimmung rietet er am le$ten
be£ 3a$r3 einen 33rief an bie ©Item, mef>r für
fie, alz für fidfj befümmert.
Stuttgart, 31. $ecember 1817.
„Stebfte ©Itern!
Steinen mnigften ©anl für ba§ fd&öne GfyxtfU
gef<$enf ! 35a3 feibene ^afötu^ ift gerabe re<$t gefom=
men, um feinen jerriffenen Vorgänger ju erfefcen.
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S)ie geiertage tyabe xö) tneift mit einer Sriminal*
befenfton gugebrad&t, bie am Sonntag abgegangen
tjt 3lm greitag fam $arl SJla^er ^iertyer, auf ber
&ur<$retfe nadj Ulm, wo^in er beute abgegangen
ift. ©er heutige SKbenb wirb auf bem 3Jtufeum mit
einem Sali gefeiert. 3$ für meinen 2^eil werbe bem* |
felben nify anwohnen, fonbern bei StoferS ju SRadjjt
effen.
3Rit feistem £erjen fann iä) freiließ nid&t in ba$
neue Sa^r eintreten, nad^bem e3 mir im t>erfloffenen
fo wenig gelungen ift , meine SBünfdfje, unb Woran mir
eben fo mel liegt, bie 3ftrigen an mir erfüllt ju fe^en.
SBJenn iü) aber S)em folge, Was bie innere Stimme
midfj Reifet, fo glaube i<$ nid&t, bafe i<$ e3 §u toerant* >
Worten ^aben Werbe, WaS barauä Unerfreuliches er*
Mä)it @S tarnt aber au$ no<$ ©uteS erwa<$fen, unb
f<$on mand&mal $at fi<$ ein Sidjjtftra^l eröffnet, wo
2lÜeS toerfd&loffen fd&ten.
3n biefer ©efümung wünf<$e i$ uns SlHen ein
glü(fti<$eS neues Qa^r. ©er lieben ©d^wefter banfe
i$ fünften* für tyren »rief. SRit treuer Siebe
3#r getyorfamer <2o$n
8."
Stufeer bem SDrama £erjog ©ruft, finb in biefem
Safcre nur bie üaterlänbifd&en ©ebid&te: „£>en £anb=
jlänben am S^riftop^tag/^Sebet eineS2BürttembergerS"
unb„$Ka#ruf," unb bann ba* ©ine ©ebid&t : ,,«n bie
beutfd^e €prad)gefettf$aft," jum ©rud gelangt.
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139
. — - ■ i ■ ■ ■
»
iörief bom Sßater llblanb an feinen 3obn.
Bübingen, 23. 3anuar 1818.
„ßiebfter ©o§n!
3n meinem le|ten ©^reiben ^abe i$ meine unb
ber lieben 3Jtutter 2Bünfc£e in ©ejiebung auf beine SSer-
f orgung unb jugleidfj bie ©efü^le geäußert, bie bei
unferer Sorge für bein SBo^I babur<$ erregt »erben
mufjten, bafe fo Diele 2)eine$glei$en unb auä) tueit
jüngere bereite angeftellt finb , S5u aber no<$ gan j auf
bem nämli<$en fünfte ftetyft , toie t>or mehreren 3<$*en.
2tls Sater, bem ba£ SBo^l feine« einjigen @o$ne£ fo
fefyr am $erjen liegt, glaubte iä) fcerpffidjtet ju ber
Steuerung }u fein. 6$ bleibt mir nun ni<$t3 übrig,
als mein ganjeS Vertrauen in bie gütige SJorfe^ung
au<$ in SSejie^ung auf 2)t$ ju fe$en unb i^r S)eine
2Bege unb ©eine SSer forgung ju empfehlen.
Oft ^abe idfj au<§ ©orge, baft S)eiu @infommen
nify $inrei<$e; bann benf ity aber hrieber, bafe in
Stuttgart fciele Stbfcofaten fi<$ gut fortbringen, unb
bafc S)u in Stuttgart triele gute greunbe tyaft. 3)u
tuirft nun f<$on eine jä^rlid^e 2Jere<$nung ma<$en fön-
' neu; eg toäre mir lieb, toenn iä) über biefen Sßunft
beruhigt toürbe.
$at man $)i<$ too^l gar nid^t gefragt, ob S)u
^rocurator toerben ober fonft eine ©teile annebmen
tDoEteft? 3$ ^ätte geglaubt ©eorgii, ber ©i<$ fennt,
würbe bod) an S)i$ benfen. ©ei ber Uni&erfttät ge$t
eS tounberli<$ 5x1. 3Son gorftner unb Sift fotten afö
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14ö
9Jtitgiieber ber ftaatännrtyfcWtli^en gacultät unb 5ßro=
fefforen in ben Senat fommen. So ettoaä ptte man
fi$ toor einigen Sauren ni<$t träumen laffen. 2>ie
fyiefige llntoerfttät erhält babur<$ ettoaä ßigeneS üor
allen anberen Unioerfitäten , bafe fte fc|t nidjt uwr
32 Senatoren jä< (in ©öttingen finb es 14) fonbern
nidjt triff enfdjaftlid) gebilbete Sßrofefforen tyat unb baS
größte ßoUegium im £ßnigrei$ ift.
Unter ^erjlic^en ©rüfjen Don uns 2ltten
2)ein
treuer SBater
U&Ianb."
2)en alten llni&erfität&aSürger unb 5ßrofefforeu=
Sofcn toerle|t bie Neuerung. 2Bie mufete e3 i^n erft
f($merjen, bafe ber Sotyn, ber im Senate ju einer
Sßrofeffur in SSorf^Iag gebraut toorben, ausfyradj, er
lönnte unter ben jefcigen Umftänben bie Stelle gar nityt
annehmen, toenn auä) je ber 2Jtmifter barauf eingienge.
äöo^l nmfete er, bafc biefer ©ntfc^Iufe ben So^n ein
Opfer lofte, aber bettagt £at er o^ne Qtottfel biefe
Sinnet beg So^neS, ba er toufcte, bafc er bie 3tbt)ofatur
fo toenig mit Neigung betrieb.
©egen ba3 ®nbe be3 Qa^reS bef<$äftigteu U^Ianb
neben feinen juribif<$en Arbeiten bramatif^e Pane:
„2)er Nibelungen £ob," „©er arme §einri$" unter
anbem. ein 2lu3f<$reiben be£ ÄßnigS bon Sapern ju
einer $rei3betoerbung für ein Stüd au$ ber baprtfdjen
©ef$ic£)te beftimmte i$n ju bem 3>rama „Subtoig ber
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141
Sa^er," ttetche* er „aU ein Symbol ber fceutfehen
Stammeg=einheit" auffa&te. ©uflat) ©dhtoab, ber feit
Äurjem als ^rofeffor am obern ©tmmafium angefteKt
fear, unb feine 93raut, Sophie ©melin au§ Stübingeu
heimgeführt hatte , nahm regen £heil an biefer Slrbeit,
toelche tym, fo toie fte fcorfdhritt, mitgeteilt mürbe,
©o fetbftftänbig Uhlanb im £anbeln mar, fo fe^r mar
i^m Anregung unb ^Billigung eineg greuubeä bei feinem
bid^terifd^en (Staffen 33ebürfnife, meil er leidet miß-
trauifd) gegen feine Seiftungen mürbe, grau Sd^toab
fear ihm als SanbSmännin unb aU greunbin feiner
€<§toefter f<$on lange merth , unb toenn bie Annahme
©nmb hat, baß ihre frühe fcfyon als 23raut fcerftorbene
S^efter in be8 SDichterS erfter ^ugenb (SinbrudE auf
fein #erj gemalt, (bie jtoei Sieber: „(Sin 2tbenb" unb
„9tü<f (eben " foHen fi<$ <*uf ft* beziehen), fo märe neben
ihrer eigenen SiebenSmürbtgfeit no<$ ein meiterer ©runb
t>orhanben gemefen, eine 9lnjtehung3fraft auf ihn au3=
juüben. Gr burfte manche traulidhe ©tunbe in biefem
neuen §au3mefen jubringen, ba£ für Siele eine Quelle
eblen ©enuffeä mürbe. Sßie öiel ^ersltd^e SCheiluahme
unb greunbfehaft Uhlanb t)on biefem jungen $aare
jufam, toerben ttrir fpäter nod> hß^n.
S)er neue (S<$toager UhlanbS mar jum Reifer in
Aiterbach ernannt morben, unb am 2. 3Rai toohnte
Uhlanb ber öoäjjeit ber geliebten Sdjmefter in Bübingen
bei. Sm £od)jett3tag, in feinem Keinen Stüb^en
mitten unter ben ßubereitungen Jum ^o^jeit^mahl/
bietete er ba3 nebenftehenbe Sieb.
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I
142
Du lebteft an ber ßltern ,perbe,
Du warft \t)t 5Troft , tyr liebfteS ©ut;
Du fd?eud&teft Sorgen unb 3kfd?tt>erbe
3Wit Deinem Reitern Sugenbmutf).
Der Slumen roufeteft Du §u pflegen,
Unb tyaft bamit ba£ $au3 gefcfymücft,
Unb felbft bei 2Binterfturm unb föegen
Der ßltern ©lief baran erquitft.
Docb roenn bie Softer freubig blühet,
Dann brofyet Sdjmerj ber üWutter 33ruft,
^ann ift ber Sag fd?on aufgeglüht,
Der S9eibe3 bringet, Seib unb Suft.
Die Siebe, bie üom Gimmel fteigenb,
2tllmäd&tig hrrföt, too fte erfd&eint,
Sie na&t unb toir gefyordjen fd&toeigenb,
3Benn fxe ^ier trennt unb bort vereint.
(St felbft, ber Didj tjon Rinnen führet,
£rägt an ber Trennung feine Sd&ulb;
Der Siebe, bie fein £erj berühret,
2Rufct er ftd> fügen in ©ebulb.
Den Seinen l>at fie ifyn entriffen,
3^n traf ber tyerbfte Srennung^tnerg ,
Die SSatererbe rnufc er miffen,
Unb feine £eunatfy ift Dein Jperg.
Do# einmal nod> nnrb er umfaffen
DeS alten SSaterS tfyeureS $aupt,
Unb nrirb toor $n Dt<$ treten laffen,
Damit ber Sater fteljt unb glaubt
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143
üffiofyl l)ir, wenn bann &on 2uft burd?brungen ,
Xer ©reis gefteftf, 2>u feift e$ mertb,
$afi fo ber Sofjn nad? S)ir gerungen,
Um $ic& bc^ SaterlanbS entbehrt.
60 $eud? benn fjin juni frommen ©reife
Unb feftiff fyinab ben freub'gen 9^f?ein f
Unb lafi bie fööne grüljling$reife 1
(Sin Sinnbilb Seiner 3ufunft fein.
Jafjr mofyl! geneigt fei SBinb unb Sonne,
Unb fe&rft 5>u in ba3 eig'ne §au3,
So füU aud? ba3 mit fanfter SBonne
Unb fdjmüdt aud) ba$ mit 93(umen au3.
2)ie SDhttter unb ber SBruber begleiteten ba$ junge
5ßaar auf ber Steife na$ $annofcer bi^ ÄarlSru^e ju
ben SBertoanbten. SSei greunb SSarn^agen lernte ttyfanb
nun auä) beffen ©ottin fennen unb lai bort bie fertigen
©efäuge feine* gortuna«. 5Ra<$ ber SRücffe^r tuurbe
ber „ßubttrig" fcottenbet unb mit bem SJtotto: Poscimur
n6) münden getieft. @S famen 35 ©tücfe beim
^Preisgericht ein. ©afe ber SßreiS nid&t Urlaub juftei,
ift befannt. S)a3 ©tüdf mürbe bann Weimer in SBerlin
in Verlag gegeben.
Sluf eine neue Anfrage feine* SSaterS, ob er fi$
ni<$t um bie 3ujHtiar'®teHe in Ebingen melben tooHe,
antwortet Ufclanb:
Stuttgart, 4. Dctober 1818.
„Stebfier SSater!
@S ift mit mir fonberbar gegangen ; aU iä) eifrigft
irgenb eine Aufteilung fu$te, toottte fi<$ nid^t« fügen,
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unb erft feit mir ©runbfäfce verbieten, mich um eine
fold^e ju bewerben, fommt man mir ba unb bort ent*
gegen. 3<h toiH aber tneinen ©runbfäfcen getreuer bleiben
als . . . e3 feinen Politiken ©efinnungen geblieben ift.
SBörbe i<h je|t nach mehrjähriger MuSbauer jurüdtreten,
fo müßte iä) 2ltte3, toaä id) biö^er burchgemaä)t , für
eine St^or^eit erflären.
$iet>on abgefehen n>ärbe jtoar bie befragte Stelle
ben 3?ortI;eil gewähren, mich in $$xe SRähe ju bringen.
Stuf ber anbern Seite aber mujs iä) boch bejtoetfeln, ob
ber neue ^uftitiar fo gefteüt toerben »erbe, bafe es aU
„ eine grünbliche unb bauembe SSerf orgung angefehen Ser-
ben fönnte. SSieDeic^t ttritrbe fidf) bo<h balb ba3 3)ebürf=
uife ergeben , eine anbere 2lnfteHung ju fu<$en. *ßrof effor
SftöSler ift ira^rfc^eittlid^ £)erienige, ber bie Sa<he einge-
leitet hat; er hat f$on fcor einiger 3eit ettoag 2lehnli<he£
gegen mi<h geäußert. 3$ bin ihm für feine toobltooffenbe
gürforge allen £>anf f<hulbtg, toenn ich gleich ba&on
feinen ©ebrauch mache. Sie ©mpfinbungen , bie biefer
neue SIntafe in mir erregt, nriH i<$ in mi<h fcerfdfjliefeen.
3$ hatte faft im Sinne, gefchttrinb nadh Bübingen
ju lommen unb $$nen meine ©eftnnung münbtich mit-
ptheiten. 2Beg unb SBetter finb aber ju fchledEjt unb
aufhalten tooHte ich bie Sache au<h nicht.
SDie beüorftehenbe Drganifation toirb au<h auf mich
©influfe haben unb mich üielleid^t ju einem entfehei*
benben Stritte brängen , toaS benn toohl auch eh^
einem glüdltchen 3iele führen fönnte, als ba3 bisherige
§inbrüten.
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3$ toünföe, bafe ©ie §u ber SReife na<$ £aiter*
baty belfere 3Bitteruttfl befommen mögen. <£$ freut
tni$ fe$r, bafe ben lieben Qaitetbatyvn , bie id& fammt
ber lieben SJtutter &erjlid& ju grüfeen bitte, ber elter*
li$e 33efu$ ju %fytil getoorben.
2Sa3 bie Drganifation betrifft, fo foricfjt man
ba&on, bafe fie in ungefähr fe$S SBod^en an ba3 S£ageS=
li$t gebraut fein »erbe. 33ieEei<$t $at es einigen
Shtfentyalt öerurfadfjt, bafc Sßräftbent ©rofe, toelc^er erfl
neuerlich über bie neue Suftijeinrid&tung befragt Horben,
fid> febr ungünftig bariiber geäufeert b^ben fott.
lieber bie fünftigen SBeinpreife toetfc man au<§
I?ier noä) ni<$t3 SeftimmtereS ; »aS iä) über biefen
©egenfianb erfahre, »erbe t<§ 9$nen berieten unb mi<$
au$ befftalb in geuerba$ erfunbigen.
6$ foH jefct für jeben ber üier Greife ein befom
berer Dbergertd&tSbof angeorbnet »erben, toel(§er ftdjj
in jtoei ©enate, ber eine für bie ©rüninal* unb ber
anbere für bie 6it)ilfad^en, abheilen toürbe. 3)iefe£
tofirbe batyer au<§ eine anbere (Sinrid&tung beS ßaffation^
©erid&t$$of£ in Bübingen betoirfen.
®ie 3w£gelber »erbe ity entfoeber mit bem ©ien-
[tag* ^ Sßofitoagen ober jugleid^ mit ber SBäfcfye über*
fenben.
3Rit f;erjli^er Siebe
3bt ge^orfamer ©obn
ß."
3m näd^ften Briefe, f$on naty brei Stagen, be-
tiditet er bem Steter:
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„$)ie neue Drganifatiou foU in einem QavtyU
ebict unb mehreren Snftructionen unb 2)ecreten, »eiche
bem erftcren als Seilagen bienen, befielen. ®iefe
Sßiecen »erben f<hub»eife an bie j»eite Stötheilung beS
©eheimenrathS $ur 33erathung ^inübergegeben. 3)a3
erfte, trag man hinübergab, »ar baS SBefolbungSbecret,
worüber aber im ©eheimenrath bie Meinung getuefen
fei, baf$ man nid^t über bie Sefolbungen urteilen lönne,
fo lange man noch nicht »iffe, »aS diejenigen ju
thun ^aben »erben, benen biefe SBefolbungen benimmt
feien. Ueberbem feien über bie ©ache felbft bebenflid&e
Steuerungen gefallen, unb namentlich fydbe ^räfibent
©eorgii erllärt, bafc biefe Drganifation nur in toer*
faffungSmäfetgem 2Beg eingeführt »erben fßnne, inbem
bie bisherigen Sßrocefeorbnungen toerabfc^iebete ©efefce
feien, »eiche nicht einfeitig aufgehoben »erben fßnnen.
@S ȟrbe gerabe bei einer neuen Einrichtung im ^uftij-
fad^e am unpaff enbften fein, »enn fold^e ni<ht im SBege
ber ©ered^tigfeit ausgeführt »ürbe. ©S »irb fich nun
jeigen, ob man bie ©eheimeräthe, bie folche 33ebenHi<h*
feiten jeigen, noch ferner ju SRathe jieht."
©afe ihm üon Seiten ber Regierung eine DberamtS*
ri<htcr= ©teile ober ber eintritt in einen ©erichtshof
angeboten »urbe, baS mochte ber ©ohn, ber feinem
©runbfafce, nicht in einen »ürttembergifchen ©taats=
bienft »ährenb ber fcerfaffungSlofen 3eü einzutreten,
getreu bleiben mufete, gar nicht fagen, um ben ©Item
ben ©<hmerj ju erfparen; »ir erfehen es nur aus feinem
Tagebuch.
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2>ie ©teile in Xtylanb* »rief t>om 4, £5ct: „$>ie
bet>orfie£enbe Drganifation tt)irb au<$ auf miä) ßinflufe
üfcen unb m^ ju einem entfdfjeibenben ©ctyritt brängen,"
bejie^t fi<§ auf fein SSor^aben, fid& aufeer^alb SBürfc
tembergä um eine UntoerfttätS s ober au<$ ÄanjleifieHe
umjufe^en. ©$on t>om 19. ©ept. ift ba3 gragment
eines SriefeS an SSarn^agen batirt, toorin er biefem
feinen @ntf<$lufe mitteilt. ttngead&tet ber »rief ntyt
»ottenbet ttmrbe, fott er bo<§ $ier folgen, ba er bie
©riinbe, bie tyn baju beftimmten, barin niebergelegt fcat.
„S^euerfter greunb!
fann in ben gatt fommeu, unb er ift DieDeu^t
na$e, ba& i<$ SBürttemberg berlaffen mufj. @S ift mir
j$on angefänbigt , bafc iä) mä) einer neuen (Rtmdfc
tung ni$t me^r £ier toerbe al8 Slbüofat practiciren
tonnen. 2)a3 Slbbofatengefd^äft $abe i<$, ttrie SDu tt>eifet,
nie au£ Neigung getrieben. 3ft beftänbigem SBiberftreit
mit metner Statur Derart e$ mi<$ innerli<$, o&ne mir
au<$ nur fiufeerlid^ eine erträglid^e ßjiftenj ju
Raffen. 6$ follte mir bloS eine SKuSfunft fein, mid&
fo lange unabhängig ju erhalten, big anbere öffentliche
Ser^ältniffe eintreten toürben. £>tefe $abe iä) längft
tergeblidf) abgekartet unb ferneres SBarten hnirbe miä)
fcerberben.
2>urch fe^r fefte SSajibe bin i<§ an mein SSaterlanb
9etnftpft, unb e3 ift nur bie SRotytoenbigfeit, bie im<$
fofteifjt $eigt wir SWittcI, meinen ©runb*
ia|en unbef d^abet ju bleiben , ity toerbe e8 mit $reubeu
Di
148
ergreifen, ßinfttoeilen aber barf id> m<$t toerfäumen,
mi$ um ein Unterfommen au$toärt$ umjufefcen. S5u
ftetyft mit Dielen 2Jlenf$en unb Orten in SSeritynmg,
batyer meine Anfrage an £)i$ : ob S)u 3)i<§ auf ni<$t§
beTtnnen fönnteft, toa& mir bienen möchte? 3$ toeifj,
man pflegt in folgen gaffen ni<$t eben bie SCuStoa^t
ju ^aben, bo<$ ift ju tt>ünf<$en erlaubt. SEBa^ idf> fu<$e,
ift" So toeit getyt ber Srief; Ufylanb bef<$liefct
bann aber fyäter felbfi na<$ JtarlSru^e ju reifen, 3m
Anfang be3 ©ecember geljt er juerft nac$ Bübingen,
um mit ben ©Item über feine Ser^ältniffe ju fpred&en.
®o toiel lieber fie i^n aud> in ber Sftctye behalten Ratten,
fo finb fle bodj) mit feinen ©dritten jur Sfafteffung
auätoärtö einfcerftanbetu Sßrofeffor Sa^nme^er üon
Bübingen Ijatte f^on für i^n nadj 93afel tt)egen einer
SßrofefforSfteffe gefd^rieben. SBon Bübingen au3 befugt
Urlaub bie ©d^oefter in #aiterba<$, gefjt oon bort
ju $ufj toeiter nad& (Salto, unb üon bort in einem
SBintertag toieber p gufe na<$ Äarteru^e, too er bei
feiner SEante immer bie liebreiche 2lufna^me fanb.
SKucfy fcon Sarn^agen ift er freunbli<$ aufgenommen
unb biefer bemüht fi$ in fcerfd^iebenen SWd^tungen
für feine 2Bünf<$e. SDurdj) bie Angelegenheit, bic i^n
nad& ßarlSrutye geführt, nityt eben Reiter gefthnmt,
lag er bennod^ bei Sßarn^agen« feinen „Subttug ber
Satyer" wx.
3lu<$ an Äirdjjenraty SßauluS, ben er bei ©<$ott£
unb ©aupps öftere geftro<$en, toenbet er ft<§ in biefer
Angelegenheit, i
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„$od&too$Igeborner , £o<$jut>ere§renber
#err @e&. ftixtynrafyl
©d&on bei öftrer 2(ntt>efen$eit in Stuttgart ift bie
Siebe batton getoefen, wie fetyr mir eine balbige 9Ser-
anberung meiner Sage erto>ünf$t fei. S)ie Slbtoofaten-
prajiS fyabe i<§ nie aus Steigung getrieben, fonbern fie
foHte mir blo£ baju bienen, mxä) biö jur ©rlebigung
unferer Serf affungS * Sfagelegen&eiten in einiger Unab*
^ängigfeit ju erhalten. -Jtun ift aber ni$t bloS bie
enblid^e ^perfleDung eines toerfaffungamäfjigen 3uftanbe£
toeit auSfe^enb , fonbern iä) bin audfj , n>ie 6uer Igoty
totgeboren f$on au« meinen münblidpen SHeufeeruugen
imjfen, burdj) eine betoorftetyenbe neue Quf%Drganifation
9ebrängt. Sei uns, unter bermaligen SBer^ältniffcn, in
ben eigentlichen ©taatsbienft ju treten, ift gegen meine
$nen befrmnte ©runbfäfce. 9Jlein angelegentlicher
8hmf<$ mufe e3 ba^er fein, aufeer^alb 2Bürttemberg8
eine ©teile ju finben, bie mir ba3 nötige 2lu3fommen
getoä^rtc unb mi$ in eine, meiner Neigung unb 5Raiur*
Qnlage angemeffene 3^^ätigfeit toerfefcte.
©ie haben bereit« Äenntntfc bafcon, bafe idf) midfj
toegen ber Se^rjieHe für beutfd^e ßiteratur, in Serbin*
bung mit ber S^eorie ber frönen 2öiffenf<$aften, tt>el<$e
bei ber neuorgantfirten ttntoerfität Safel errietet toerben
[oD, borten getoenbet habe. 2)ie erhaltenen 9laä)xiä)ten
lauten aber ba^in, bafe e£ fi<h mit ber ttnrHid^en 2te
je^ung ber neuen Se^rftü^Ie no<$ jiemlid^ in bie Sänge
}te§en bürfte. Stuch in Karlsruhe fear iä) neuerlich
unb erhmbigte mi<h bort, ob nidfjt auf einer ber babifd^en
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Uniüerfitäten in ä&nlid£>en gä<$ern, tooju i<$ no<$
befonbera bie ©rHärung ber altbeutfd&en S)td&ttoerfe
redfjne, ettoaS magert toäre, unb man festen biefeS
ni<Jjt für unmöglich ju galten. ©oHte fid^ #e§u ®e*
Iegen^eit barbieten, fo erlaube i# mir, 3^re too^l*
toollenbe SSertoenbung in 2tnfpru<$ }U nehmen, grüner
fd&on tyabe idfj ein Stugenmerf auf bie freie ©tabt graut
furt gerietet, unb e8 toäre mir ton großem Sntereffe,
ju erfahren, ob nidfjt bafelbjt bei bem ©pmnajium in
ben oben bemerften ober üertoanbten £efyrfä<fyem, bei
einer Sibliotyef, einem 2lr<$to, einer Äanjlei, Stnftettung
ju erhalten toäre.
3$ felbft fenne in granffurt SRiemanben, an ben
i$ miä) unmittelbar toenben fönnte. hingegen meife
i§, baß ©uer $o$tDo$lgeboren bafelbft angefe^ene 3te
f annte §aben , bei benen bur<$ $&re gütige SSertoenbung
ju meinem 3toe<f getoirft toerben möd&te.
®ie literarifdfjen Arbeiten, bie mir ju einiger S)e=
glaubigung bienen tönnten, finb außer einer ton mir
felbft verfaßten juribifd&en ©iffertation Dom Qa^re 1810
eine 2lb^anblung über baä altfranjöfif<^c @poS in ber
3eitfdf>rift „bie 3Rufen" t>om 3a$re 1812, ba3 Stefultat
meiner 9ia<$forf<$ungen in ben altfranjöfifdjjen £attb=
fd^riften ber »ibliotyef; bie 1815 bei 6otta $erau3=
gefommene ©ammlung meiner ©ebid^te, bie Pforten be-
fannten fcaterlänbifd^en Sieber, bie beiben &tftorif<$en
©<$auft>iele : „6rnfl bon ©<$toaben" unb „Subtoig ber
SBatyer", beren teueres nä<$ften3 bei 9teimer in Serttn
erf feinen toirb.
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©efchäftäfenntniffe in anbcrer Sejietmng habe ich
mir bur<h mehrjährige SlbüofatertyrafiS unb frühere
£ienftleifhtngen in ber Äanjlei beS 3uftijminifterium3
ertoorben.
@uer £o<htoohlgeboren würben mich nun ju bem
lebhafteften ©anfe verpflichten , toenn ®ie e3 über;
nahmen, bei ffiten greunben in granffurt ©rfunbU
gungen einjujiehen unb mir ton bereu SRefultat iah
bige SRachrtcht ju geben.
$)er ich mit auSgejeichneter Hochachtung beharre
Dr. Subttrig Uhlanb."
3luS einem Briefe an UhlanbS Altern theilen toir
folgenbe Stetten mit: „Qai £rauergeläute, ba$ ich in
. Äarläruhe gehört hatte, ift balb auch ^er erf fangen.
$>er £ob ber Königin toax fax eben fo unerwartet,
als er 3h"en getoefen fein nrirb; man tüufete faum,
bafe fte untoohl toar.
@g tt)irb babon gebrochen , ber Äönig toerbe eine
Sleife nach SOBeimar unb $raunf<hroeig machen; er ift
fehr angegriffen.
®ie Drgantfation hat burd) biefen SCrauerfatt auch
Serjögerung erlitten, boch wirb jefct triebet gebrueft.
6$ fcheinen auch lieber Sanbfiänbe im SBerfe ju fein.
3Son Karlsruhe habe ich n0($ *einen Sefcheib er*
galten. ®ie in granffurt bon SßauluS eingejogeneu
(Srfunbigungen haben baS SRefultat ergeben, ba£ bort
toenig ober gar nichts ju machen fei. SRad; bem Äalenber,
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ben ©ie mir überf<$i<ft fyabtn, giebt e£ ^euer ein recht
angenehmes $ahr, feinen $)ecember, bafür mehrere
grä^Iingg' unb Sommermonate bo^elt. 2Bir tooHen
jufrieben fein, toenn fic ft<$ nnr einfach einfallen."
S. Uhlanb an feine (Sltem.
Stuttgart, 5. gebruar 1819.
,,©ie erhalten fyehei, liebe SItern, 1 ein ©ebidht,
ba£ idh auf ben £ob ber Äönigin gemalt fyabe.
^ielt für angemeffener, es ohne meinen SHamen bruefeu
ju Iaffen. $)odh madhe idh fein ©eheimnifj barauf,
baf$ xä) ber 3Serfaffer bin, h>a$ fid) audfj leidet erraten
lä&t. @3 thut mir leib, bafc xä) Sfoxxen für biefjmal
nicht me^r ©jemplare fd^idfen fann; ba$ eine ift für
bie lieben £aiterba<$er bejttmmt. @3 finb mir aber
noch mehrere jugefagt, unb bann fann ich mit SBeiterem
bienen. 3Jtit inniger Siebe
3hr gehorfamer ©ohn
S."
3n ben erften äftonaten beä Sdfyreä 1819 arbeitet
Uhtonb an einem ©dhaufoiel: „Otto Don 2BitteI$ba$",
toon bem aber nur ber Pan unb einige Sfafjüge auf-
geführt finb. ©ein SCrauerftnel : „£erjog (Srnft Don
©d^tpaben" nmrbe juerft in Hamburg aufgeführt. U^lanb
fdhrieb bamalS an feine ©Item: „2Bie idh tyre, ttmrbe
e3 beifällig aufgenommen; aus ben ^h^^teranaeigen in
Hamburger blättern erfehe idh, bafe e^ am 5- 9Kai jum
i gm 2HorgenMatt.
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153
erften, unb am 10. jum itoeitenmal gegeben mürbe.
Sei un3 §at freili<§ ber ©<$auftnelbi$ter t>on folgen
aSorfteUimgen etneS gebrudten ©tüdeS feinen 33ort^eil,
roä&renb in granfrei$ jebe SSorftellung auf jebem
Sweater feine Sßrocente abftrirft."
3n Stuttgart ttmrbe biefeS ©tüd bon 3lugufte
93rebe tyrem Senefice getoitylt , unb nadfjbem fte unb
ßfelair fi<$ mit bem SJerfaffer mehrmals barüber be*
fprod&en, am 7. -Dtai aufgeführt. Qm Sölorgenblatt
tarn eine günflige Slnjeige über biefe Slufffityrung t>on
grei^erm t>on 2^umb. 2tuc^ ttmrbe baS ©tüd balb
toieber&olt. UtylanbS Altern waren jur Ueberraf<$ung
i^rcö ©otyneS jur erften 2luffü$rung na<$ Stuttgart
gefommen. 2)er lebhafte SSeifatt mufjte ben (Sltern fe^r
föo^I t^un. ®er S3ater ttmrbe überhaupt bur$ bie
SBa^rne^mung ber 2U$tung, bie feinem ©o^ne fcon
fielen ©eiten ju S^eil ttmrbe, über manche* Sulingen,
mannen fcergeblidfjen 2Bunf<^ getröftet. ©eit bem ©r*
feinen ber ©ebid&tfammlung unb ber taterlänbifd^en
Sieber ^atte fi<$ ttylanb toiele greunbe gewonnen unb
ttmrbe oft bon $remben aufgefud^t.
3fta<$bem bie SBiebereinberufung üon ©tänben au&
gefyro<$en toar, mufjten alle bi<$terifdfjen $lane ton
ttylanbs ©<$reibtif<§ üerfd()ttrinben, unb bie ftänbifdjjen
Ser^anblungen, bie franjöfifd&e Sparte unb SBindeS
Serfaffung Don ©rofebritannien nehmen i^re ©teile
ein. 3tu* einer Steide »riefe, bie ttylanb in biefer
3eit an feine eitern fd^rieb, folgen §ier einige ganj,
anbere im SluSjug.
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156
Sic, nodj an meine ßommittenten ju [^reiben. 2luch
wirb faft SMIeS ebenfo balb im Sdjtoäbif<hen hierfür,
ben fteuerlem mit lanbjiänbiföen 5Kachri<$ten x>erfie^t,
gelefen, als i cf> e3 berieten fönnte. £a& id; in baS
6omite ju Ibfaffung ber 3)anfabreffe getränt fear,
roerben Sie erfehen fyaben. S>ie 2lbreffe ifi toon mit
naty vorhergegangener Serathung im ©omitä aufge*
fe$t. £eute lamen juerft bie ^ropofitionen be3 6ou*
vocationSrefcriptä über bie ärt ber SJerhanblung in
Vortrag. @S tourbe auf bie 2Bahl von fieben (Som*
miffarien geftimmt. ^ieju tt)urben juerft ber Sßräfu
beut unb ber SJicepräfibent 2öei$£aar befiimmt, bie
fünf übrigen foHen morgen, jebet befonberS, burdh
abfolute Stimmenmehrheit getoählt toerben. $)a bicfe
Sffiahlart fehr umfiänblid) ift, fo »erben Kit ohne Stoeif ei
wm borgen bis jum ätöenb mit ber 3öahl ju thun
haben.
3<h f^Iiefee fyxtx unb behalte mir 3Jtehrere§ auf
einen ruhigem £ag t>or. SJlit h^}li<her Siebe
3h* gehorfamer Sohn
Q "
2ubtmg$burg, 19. Suli 1819.
„Siebfie eitern!
3)ie 3eü für baS Schreiben geht mir immer fe^r
nahe jufammen. Ueber ben Sonntag mar iä) in
Stuttgart, too iä) SSerf^iebeneS ju thun antraf. 2lm
Sonntag 2lbenb matten ttrir, 9tofer3, @mma unb
Scf)toab3, einen Spaziergang nach &e$la$, unb für ba£
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Slbenbeffm toax iä) lieber ju §ofrath $iftoriu§ ein*
gelaben.
2tm Samftag fear bie SBahl bcr ftänbif<hen ßom=
miffarien, bie bur<h abfolute Stimmenmehrheit getoähU
würben. 3)ie SSahl fiel aufter bem Sßräfibenten unb
Sicepräftbenten auf SBarnbühler, $af)n, tytobaVo, ©tue-
litt unb 53urfharb fcou SRotttoetl. Statt be£ 2e|teren
Ratten bie 2llth)ürttemberger mi<h im Sinne, ©ie 9teu*
toürttemberger aber, mit betten ber gröfete Ztyil bes
2lbel£ geftimmt }U haben f<^eint , toaren auf Surf ^arb
toerfeffett. @r mad&te fdf>on ©melitt ben pa£ flreitig
unb e3 mufete (ba bie abfolute Stimmenmehrheit mehr
als bie £älfte aller Stimmen erforbert) bei ber 3BaH
be£ fed^^ten Gommiffärä (©melius) triermal unb bei ber
Sßahl be3 fiebenten (93urf^tbS) breimal abgeflimmt
toerben. @S folgt tyvc ein SSerjeid^nife biefer fieben
Slbftimmungen für bie jtoei legten äöahlen, toobei je-
bo$ biejenigen, toel^e nur toenige Stimmen erhielten,
ni<ht bemerft finb. gür bie Sache mag e3 gut fein,
bafc nodh ein 5Reuttriirttemberger hinein fam, es hätte
fonft ©iferfud^t erregen fönnen unb mir für meinen
£f;eil ift e£ mehr um bie freiere SBirffamfett in ber
PenatDerfammlung als um bie ßommifftonSgefchäfte
ju thun. #eute tourbe barüber bebattirt, ob ber @om-
miffion ein (Sornitz beigegeben werben fott? SDie grage
toirb erft morgen §ur Slbftimmung fommen unb toahr*
f<heinli<h verneint toerben. GS toirb bann auch ettoaä
ruhigere Qtit eintreten, fo bafc iä) au<h an meine
Kommittenten berieten fann. — @3 freut mid; febr,
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156
bafe bic liebe Suife if)t SSo^enbett in Bübingen §ab
ten wirb.
3n eile!
3&r ge^orfamer 6o^n
Stuttgart, 25. Suli 1819.
„Siebfte ©Itern!
©eftern würbe bie Ianbftänbtf^e Deputation, fcon
bet auä) iä) SDlitglieb war, bem Äönig sorgefieHt. ©ie
beftanb aus ben fieben ßommiffarien, bann trierje^n ge*
wählten 9)Jitgliebero, Wel^e bereits in bet 3^itung ge*
nannt ftnb. Der Sßräfibent £ielt eine Siebe, wel^e ber
Äönig erwieberte. @r äufeerte, bafe er ber einzige
beutf<$e gürft fei, ber ben 2öeg beS Vertrags betrete,
bafe er uns ^ieju bie $anb biete unb bafc ber Sag,
an bem er ben 33er trag unter jei<$ne, ber fünfte feinet
Sebent fein werbe, hierauf liefe er ft<$ bur<$ ben $r&
fibenten jebeS SJtitgüeb ber Deputation befonberS bar*
ftellen unb fpra<$ mit Qebem einige SBorte. 3u 3Bei5-
fyaar fagtr er, bafc er biefen 33ertrag$weg gerne be-
trete. 3U m™: cr $a&e wir noty für ein ®ebi<$t ju
banlen (otyne *>ag auf b*n ber Äönigin).
3$ antwortete : e£ tyabe meine tieffte ©mpftnbung au&
gefpro^en. SBorauf er Weiter äußerte : er ^offe , wenn
tt)ir in ben SHnftäjten &erf<$ieben feien, fo werben Wir
e£ nityt in ben ©efü^Ien fein.
SWorgen werbe i$ wieber na<$ SubWigSburg getyen,
aber wa§rf<$einli<$ nur auf furje 3*it, ba wätyrenb ber
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Arbeiten ber Sommiffum toenig ober gar feine 6i|nn=
gen fein »erben unb fi$ beftyalb o^ne 3\oei\d «ti
großer S^eil ber Serfammlung beurlauben nrirb. 3Jtit
^erjli^er Siebe
3ftr ge^orfamer ©o$n
£."
35ie fcon Urlaub toerfa&te 2lbreffe lautet ttrie folgt:
eure £6nigli$e 3Kajeftät
&aben burdj> ba* 3lller$ö<$fte SHanifeft fcom 10. b. SR,
bie Serfammlung ber ©täube einberufen, bannt burd)
gemeinf$aftli$e$ eintoerftänbnife baS SBerf ber 33er=
faffung tjoüenbet toerbe. 3)er Stag, an toeld&em bie
SSerfammlung eröffnet tourbe, ift bcrfelbe, ber etnft
SlHer^ö^ft ©ie toont gelbe be8 ©ieg$ in ba3 jubelnbe
SSaterlanb jurüdfgefityrt. 9T\ä)t minber ru^mfcofl ift er
Diesmal aufgegangen.
SSon neuem ben 2Beg be3 Vertrags betretenb, auf
bem ft<$ &on je^cr bie SSerfaffung be£ Sanbeä enttoidfelt
&at, betoä^ren Sure aJtajeftat bie $ö<$fte Sld&tuug für
3&r SSoH unb ben ©eift ber ©ered&tigfeit, ber be$ pr.
fien erfte £ugenb ift.
ertoedfenb, fro^belebenb, tyat jener Stuf fcom Jerone
ba$ Sanb bur^brungen. 2Bir, bie toerfammelten ©tänbe,
glauben unfere unb be£ gefammten SoIfeS freubige
$)an!barfeit bur<$ ni$t$ fo fe^r im ©inne eurer
SKajefiät barlegen gu lönnen, als bur$ reblid&e unb
raftlofe görberung be3 großen SBerfeS.
SJlöge ber Slidf eurer SDtajeftät unfere »eftrebungen
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160
»
too^toollenb begleiten unb in uns bie SSertrctcr ni<$t
bloä ber Siebte be8 SBoßS, fonbern ebenfo feljr feiner
Siebe ernennen. 3J?ögc bie erneuerte SBerfaffung Verbor-
genen auSberÄraft allfeitiger Ueberjeugung, auSbem
reinen bauernben ©ieg be§ Vertrauen« , ber SBa^eit,
ber ©erecfytigfeit.
3n tieffter, aufri^tigfter @&rfur$t beharren toir
ßurer $önigli<$en SJtajeftät
atteruntertyänigfte, treuge^orfamft »erfammelte
©täube beä Äönigreid)3.
^räfibent: gürft &on ffialbburg*3eik£raud)burg.
2)er SSicepräfibent: 2Bei^aar.
3m tarnen ber Sirilftimmfü^rer : ©ruft, $rinj
iu ^enlo^Sangenburg.
3m 9iamen ber gemähten 2tögeorbneten: Ufylanb,
äbgeorbneter be£ Dberamt^
bejirfö Bübingen.
Sie beiben ©ecretäre : Dberjufti j ? Sßrocurator
geuerlein. Dr. Schott
Stuttgart, 23. ?Xuguft 1819.
„Siebfte ßltern!
SDie Watyvity fcon ber glüdli^en ßntbinbung ber
lieben @<$tt)e[ter Ijat mxä) auSneljmenb erfreut. üDtögen
©ie au<$ an beut @nfel noä) fciele greube erleben!
Unfere Sommtffarien werben ttermut^lidj um bie
9)titte ber 2Bo$e fertig. S^re Delationen werben fobann
gebruät unb unter bie SWttglieber bertl)etlt. Slfebann
fott e* mehrere STage bte jur ©röffnung ber Sßlenar-
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fcerfammlung anfielen, bamit man fu§ vorbereiten
imb befyredjen fönnc. 93ieDei<$t fangen auf biefe 2lrt
bic Sßlenarfcerfammlungen erft fcon £eute über merje^n
£agen ttrieber an. SlHein e$ toirb fcfyon in ber näty
flen 2Bo<$e, toenn man ba3 ©ebruäte in §änben §at,
fc^toer abjufommen fein. Ob unter biefen Umflänben
mein 2öunf<$, bei ber Saufe meinet lieben Steffen an-
toefenb ju fein, in Erfüllung getyen fann, mufe iä) be*
jtoeifeln. 2luf jeben gatt aber tt>ünf<§e ity 9ta$ric§t
ju erhalten, toann bie $eit ber Saufe fein ttnrb.
SRa<§ SubtoigSburg gebenfe iä) morgen ober über*
morgen jurüdjuge^en.
SÖlit inniger Siebe
3#r gefyorfamer ©otyn
S."
Subtotgg&urg, 6. ©eptem&er 1819.
„Siebfte eitern!
Sange f$on bin iä) o^ne 9Ra<$ri$ten fcon 3$nen,
ber lieben Suife unb ifjrem kleinen. £offe, bafe
fi$ alle jufammen too^t befinben. Seit SBiebereröff-
nung ber SSer^anblungen gibt e8 toiel ju t^un. 2ßir
fyaben bie commiffarifd)e ^ßropofition felbft no<$ ni<$t
boUftänbig, au<§ erhält jeher nur ein (Sjemplar ftatt
3Jtanufcripte3, fonft nmrbe iä) bem lieben SSater unb
meinen (Sommittenten baS @rf$ienene mitgeteilt §aben.
UebrigenS ürirb es jebeämal gletdj in ber 3eüung ab-
gebruit unb lommt babur<$ auf bem fdjnellflen 2Bege
iur allgemeinen Äenntmfe.
UfclanbÄ Sebeit. 11
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I
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greili<$ ift bicfe ^ropofttion ni<$t fo glänaenb a\\&
gefallen , als man fidfj anfangs Hoffnung machte.
fonberS fann ich bie 2tbelSfammer nid^t hinunterbringen,
fcoflenbS fo, wie gerbte ©inridjtung fcorgefd&lagen ift.
Unfere ßommiffarien Ratten fi<h, meinet 6ra<htenS,
nimmermehr hierauf einlaffen foHen.
9teuerli<$ war ich SDtitglieb eines Eonut6, ba$ ju
@ntwerfung ber Slbreffe auf Deff entlief eit ber SBerhanb*
Iungen nieber gefefct würbe, ©er ©ntwurf ber 2tbreffe
ift fcon §errn fcon SBarnbühler.
$eute würbe baS erfte Äapitel beS neuen ©nt*
Wurfs in ber SSerfammlung abgehanbelt. @S geht bt£
jefct noch jtemltdjj frieblidh her-
SDen SBrief beS lieben SDte^erS würbe i<$ längfi
beantwortet haben, wenn iä) gewußt hätte, ob ich meiner
SSftwefenhcit ungea^tet als SCaufrathe eingetragen Wor*
ben bin.
.£eute erhielt i<$ eine ßufchrtft ber ©icfenhäufer,
worin fte mi<h ih^en gnäbigft erwählten Stepräfentan-
ten betiteln.
Wtit hetjlid^en ©rüfeen an 2We.
3h* gehorfamer ©ohn
8."
(Stuttgart , ©onntag, 19. <&eptmbtv 1819.
„Siebfte eitern!
SBährenb ber legten üierje^n £age war eS mir un^
möglid^, 3h«en ju f ^reiben. Seftänbige ©tfeungen, in
ber leiteten 3eit 33or* unb Nachmittag*, ließen faum
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bie nötige Seit jur Vorbereitung, ©eftern äbenb finb
toir nun fertig getoorben unb unfere SIrbeit ging no<$
gejlern an bie fßnigüd&en ©ommtffäre ab. ©er com-
mijfarifcfye @nttmtrf $at freiließ ni<$t biele mefentli<$e
taberungen erhalten, ßtoei Kammern finb geblieben,
i$ tyabe, tirie ©ie aus ber 3e^un9 erfetyen toerben, au<$
no$ einen ©dfjuf$ bagegen getrau. ©ie Meinung, bafc
man in biefem fünfte nichts auSrid&te, toar übrigens
in ber Verfammlung faft allgemein. SBon biefem fünfte
abgefe^en , mufc man gefte^en, bafe ber Snttourf fciel
®uie$ enthält unb bei näherer Prüfung gewinnt , ftatt
bafe ber frühere !önigli<$e ©utnmrf $in unb toieber
blofcen ©dfjem gab.
6tatt be$ ÄanjlerS fyaben ttrir einen üon ber Uni-
tJerfttät gemähten äbgeorbneten fcorgefdfjlagen. £err
SSicefanjIer braute biefe Veränberung felbft in Vor*
ftyag. 2luf ben 3Jtitttüod> erwartet man bie Sttnttoort
t)om Könige unb bann toirb toa$rf<$einlidfj am @nbe ber
ffio^e bie Unterfdfjrift be3 Vertrags erfolgen. 2öenn
nun freilid^ ntd&t jebem geregten 2Bunf$e entfyro<§en
ifl, fo toirb bodfj toieber ein Buftanb ber Drbnung unb
bc^ 9te<$t3 im alt^erfömmli^eu 2öege beS Vertrags $er=
geftellt. ©er Gimmel gebe feinen Segen baju!
©er Äönig ttrirb, toie man tyört, fünftige 2Bodjje
jum ßongrefc naä) äöarfdjau reifen. Um fo beffer, bafe
bie Verfaffung üor^er unterfdjjrieben totrb.
2luf 3IUtttood(j bin xä) nad& geuerbad^ ju DnfelS
(Geburtstagsfeier eingelaben. Db xä) toerbe erfd&einen
fönnen, ift no<$ ungenrifc. ©er lieben ©<$tt>efter
Di
iü4
gratultre ity na$trägli<§ junt ©eburtstag ; idj tyabe an
biefem Stage mit brüberli^en 2Bünf<$en an fie gebaut
3Jtit inniger Siebe
ge^orfamer So^n
S."
„3$ bin erft btefen borgen tirieber tyter^ergelom*
tnen nnb tterbe morgen ttrieber naä) SubtoigSburg jurütfs
fe^ren."
Slm 23. September befd&lofe bie Serfammlung bie
2lnna^me be3 (SnttourfS, toeld&er bann am 24. unter*
f trieben mürbe. SSom 25. Reifet e3 im £agebudj fo
furj al§ möglicf) : „Solennifation be£ Vertrag«, Stafel
bei $of." S)cn 26. Ratten bie Slbgeorbneten nod) ein
2lbfd?teb3ma$l }ufammen unb am 30. tourbe bie 3tü&
reife naä) Stuttgart angetreten. S$on am näd^ften
Sage befugte Urlaub bann bie ©Item in Bübingen unb
erfreute fi<$ be£ f leinen Neffen. %n Stuttgart befäjäf;
tigte i^n na<$ ber SRücffe^r bie ßorreftur unb bie ©in*
reityung ber neuen ©ebidjte in bie jtoeite 2lu3gabe feiner
Sieber unb ebenfo bie ßorreftur t>on gouqu6'£ ©ebbten.
3ur geier ber SSerfaffung follte in Stuttgart Ufc
tanbs §erjog ©rnft gegeben toerben, unb er tourbe um
einen Prolog baju erfu<$t. @S blieb tym nur ein £ag
baju, benn am 26. DI tober erhielt er ben Auftrag unb
am 27. SJlittagS fu^r er toieber naä) Bübingen, too^in
er jur 33erfaffung3feter eingelaben toar. ©ort $ielt ant
28. ber S3ürgermeifter toom Salfon be3 9iat^aufe3 $erab
eine Siebe, auf bem 3Jiarftpla| fang bie Bürger fd&aft,
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bann toar f eierlid&eS SHittagSma^l ; oon biefem ^inmeg
tourbe tl^Canb oon ben Särgern in xf)t $efilofal abge^
holt, Ia3 bort ben oon ihm verfertigten ^rolog fcor unb
beteiligte ftdj am Sali mit ben SSürgerSfrauen. ®er
näcpe £ag ftnbct ihn lieber in Stuttgart im Sweater,
tüo ©felair ben ^rolog tortrug, ein geftlieb gefungen
unb bann ^erjog ßrnft gegeben tourbe.
SBar aud(> ni$t alles erreicht, toa3 Uhlanb ge^
toünfcht hätte, toar auch bie SlbelSfammer gegen feinen
Sinn, fo toar bod) bie SSerfaffung auf ba3 alte 3le<$t,
bur<$ Vertrag jtoif^en gürft unb SSolf neu begrünbet,
darauf legte Urlaub , toie toir toiff en , toie er in feinem
Siebe ausgebrochen, fo grofeeS ©etoicht.
Urlaubs SSater toar $o<$erfreut über bie Slner*
fennung, bie fein ©ohn in Bübingen gefunben. @r
f treibt fym: „@3 toar für uns eine toahre Eltens
freube, SDidjj fyex ohne alle unfer unb SDein $uti)m fo
allgemein geehrt ju fehen, unb e£ toirb biefer Sag mir
fo lange ich noä) lebe, immer in angenehmer ©rinne*
rung bleiben."
SDie Subtoigöburger 35erfammlung hatte für Uh5
Ianb perfönlidh auch eine ertoünfehte golge. $n ben
Briefen, bie er oon bort an feine (SItern fd&rieb, lefen
toir öfters, bafc er mit SRoferS unb @mma einen ©pa*
jiergang gemalt unb bafi er mit StoferS bei Jpofrath
pftoriuS ben Stbenb pgebra^t fyahe. S)er SJtame (Smma
toirb f<$on feit bem Qfahre 1815 öftere in feinem Sage-
bu<h genannt ®a£ junge SJMbchen , baS er bamit be*
Segnete, ^ie^ ©milie unb tourbe nur ber Äürje toegen
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166
im ©Iternhaufe 6mma genannt. Sic fjatte ihren
SSatcr, ben Kaufmann SBifd^er in (Salto, frühe verloren,
unb muchS mit jmei filtern ©efchmiftern im §aufe beS
jmeiten ©atten ihrer Butter , beS |>ofrath ^tftoriuS in
Stuttgart auf. (SmmaS ältere ©<hmefter hatte ftch gegen
ben ©<hlu& beS SahrS 1814 mit UhlanbS greunb,
9tofer, fcerheirathet; burdtj biefen mürbe Uhlanb bei beffen
©chmiegereltern eingeführt. QuflinuS ferner mar gleich-
falls bort bef annt , unb mit ihm mürbe Urlaub öfters
ju PftoriuS eingelaben, als jener im Sabre 1815 auf
33efu<$ in Stuttgart mar. Db es eine SDftnnation beS
SMchterS mar, ober ob ferner fo frühe fc^on eine feimenbe
Neigung in bem £erjen beS greunbeS entbedft hatte,
toon btefer 3eit an entftanb bie ©age, mohl burdh Äer*
ner t>eranlafet, Urlaub merbe fidh mit (Smma SSifdjer
verloben. SDaS ©erüd&t intereffirte mohl baS noch ganj
junge -Uiäbdjen, mehr noch intereffirten fie bie' gerabe
bamals herauSgefommenen ©ebtchte UtyanU, bie fie bei
ber ©äjmefter ju lefen belam; aber — an bem ernfien,
füllen $errn Urlaub mar bod^ auch gar nt<$ts t>on
einem Siebhaber ju entbecfen! 2)odh ermud&S aus bem
anfänglichen SBohlgefaHen mit ber 3*it eine tiefere 3lcU
gung in Urlaubs $erj, aber neben biefer Neigung
mudf>S auch eine immer lebhaftere ^Beteiligung an ben
mürttembergif<$en SerfaffungSfämpfen, mie fie ftdh in
feinen t>aterlänbif<$en ©ebichten geigt. 2luS ben ©riefen
UhlanbS an feine ©Item ift auch erfid^tlid^ , bafe U^lanb
fich burdh feine Politiken 2lnfi<$ten für Verpflichtet hielt,
MX #erfMuug ber SJerfaffung feinen ©taatSbienft in
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SBürttemberg ju fu$en ober anzunehmen. 35aburch
füllte er fich benn auch abgehalten , feine Neigung ju
äußern ober aU Bewerber um 6mma3 $anb aufju*
treten, ©einer fetnftnnigen ßurücfhaltung ungeachtet
gewann jebo<$ biefe bei längerer 39efanntf$aft einen
tieferen Qinblid in fein #erj unb lernte begreifen, Wenn
auä) unter mannen innern kämpfen, bafc einem über*
jeugungStreuen Sülanne fein Opfer ju grofe fein bürfe,
bafe Uhlanb f^weigen unb juwarten müffe, bi§ günfti;
gere Umftänbe für feine Sßünfdje eintreten würben.
®iefe8 23erftänbm& fonnte in ihr bie £o<$a<htung unb
Neigung nur vertiefen unb bur<h treue greunbe, wie
<5ä)VoaU, würbe bie Hoffnung in beiber #erjen beftärft.
2tfö im ©pätjahr 1818 bie 2lu8 juxten auf fierftettung
ber S3erfaffung ftd^ immer mehr trübten, that Urlaub
bie befannten Stritte in SBafel, Karlsruhe unb granf*
furt, um ju einer Stellung im bürgerten fieben ju
gelangen. 2ludj tytr friert fi$ wenig Hoffnung auf
Grfolg ju geigen, aber nun war au<h ba3 lebenbige
©efühl be3 3ufammengehören3 in betben £erjen fo ent-
Rieben geworben, bafc Uhlanb im 3Kai 1819 ba£ fol-
genbe Sieb am ©eburtätag an @mma richtete.
Hm 15, 9Jtat 1819.
3u eineä 2age3 Muhme,
3)er unä mel #eil befcfyieb,
Sticht man tüo^t eine Slume,
Unb fingt man mohl ein Sieb.
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2öa«S Reifet'«, ein Slümdfjen bredjen,
2öo reifer grübUng blüfjt?
Gin armeä Sieb ju fpredjen,
2Bo wolle Siebe glübt?
2luf eineä 93erge3 ©ipfel,
Sa tnocbt' icb mit Sir ftebn,
2luf Stadler , 2Balbe3nripfel,
SDlit Sir bentieberfebn.
Sa möcbt' id? rtng£ Sir jeigen
Sie 2Bett im grü<ngäfd&etn,
Unb fpredjen: mär'3 mein eigen ,
60 mär' e3 mein unb Sein.
•
3n meiner Seele liefen,
0 fäbft Su ba binab,
2Bo alle Sieber fd?liefen,
Sie je ein ©Ott mir gab!
Sa mürbeft Su erfennen:
2öenn Sledbte^ id& erftrebt,
Unb mag'3 aua? Sid) nid?t nennen,
Socb tfft t?on Sir belebt.
®ie Butter ßmma'ä toax f<$on im 3a$r 181 e
aus bem Seben gerieben. 2luf t$r ©rab tyat Sftiicfert
feinen ©onettenfranj : „Sftofen auf baS ©rab einer eblen
grau" niebergelegt.
(Smma'S liebevoller S3ater, tote ityr treuer Pfleger,
Dr. ftafyn t>on (Salto, toaren beibe audj al£ Slbgeorb*
nete in ber (Stcinbe&erfammlung in Subtoigäburg unb
Ratten bort bie ertoünfd)te ©elegen^eit, mit ttylanb
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169
tiä^er belannt ju toerbeu. SBaren au<$ bie £olitif<$en
Sfafid&ten t)ieffeid^t nifyt in atten fünften bicfclben, fo
überjeugten ftc fi<$ bo<§, baf$ bic £o$ter bcr teuren
Serftorbenen / üon bem feiten SSatcr tt)ie ein eigene«
Äinb betrautet, an bet Seite be« ernften, toon benen,
bie fyn toenig fannten, toofyt öfter« fdfjroff ge^etjgenen
Urlaub, too^lgeborgen fei. ©ie Ratten Urlaubs 6£a*
raftertfid^ttgfeit unb feinen eblen ©inn nätyer fennen
lernen unb er tourbe nun als gamiltenglieb angefe^en,
toenn auä) bie Verlobung noä) nidfjt ausgebrochen ttmrbe.
3n Bübingen fear audj grofje greube, baf$ bie*
längft gehegten 2Bünf<|e ftd^ ber (SrfüHung näherten.
S)ie 3Jlutter toar nun beruhigt, bttfe i^r ©o$n nid^t,
ttrie fie in i^rer 2lengftli<$feit f<$on befürchten toollte,
als ein §ageftolj bur$ baS ßeben ge^en toerbe.
Anfang SJecemberS ma<$te U^Ianb feinen ®ltern
einen längeren 33efu$ unb arbeitete bort an feinem
„ßonrabin," ber aber ein gragment geblieben ift.
Stuttgart , 24. Eecember 1819.
„Siebfte eitern!
gfir bie frönen ß^riftgefd^enle meinen $et}li$en
5)anf. SDie Ätnbergef^irre finb ganj ttaä) Söunfdfj auS=
gefallen, fie haben lebhaften Seifall gefunben. (Smma
läfjt ber lieben Sölutter für bie gütige Seforgung red&t
fe^r banfen. 3><h fydbe t>on ihr eine f<höne, felbftge*
fiidte S3rieftaf<he jum GthriftgefdEjenf erhalten. 2)en @im
jug ber ßinSquittungen toerbe i<h beforgen, fo tt)ie bie
SefteHungen na<h $euerba<h.
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I
170
2Ba3 bie SBa^langelegentyeiten betrifft, fo laffe iä)
ber ©a<$e ganj i^ren Sauf. Sollte \6) am @nbe auä)
gar nidtjt getollt Serben, fo mürbe iä) mity nidfjt aUju
fetyr barüber grämen. 9laä) Böblingen bin iä) gar nid^t
gef ommen. 3$ ^atte bie ©inlabung , bie iä) btofe als
Kompliment betrachtete für bie 33edE>erinf$riften, gleid^
SlnfangS abgelehnt. 2ludfj reifte ©c$ott felbft ni<$t $in,
fonbern e3 tt)ar am S)tenftag eine Deputation bei i^m,
bie i$m ben Sedier fammt einem SMirgerbiptom über*
braute. 1
$ä) fpetSte in ©efellfd^aft biefer Herren bei ©dfjott.
5)er Sedier ift redjjt f$ßn ausgefallen unb bie Qnfcjjrifs
ten fdfjeinen Seifall gefunben ju ^aben.
3JItt inniger Siebe
%f)T ge^orfamer ©otyn
ß."
Stuttgart, 29. $ecetnber 1819.
„Stebfte Altern!
©ie officteHe yiatyxityt fcon ber auf mxä) gefatteuen
SBa^l für bie ©tabt Bübingen , nebft Syrern ©d&reiben,
fam mir fd&on geftem Sttbenb gegen fe<$$ U^r au.
@$ finb 106 Stimmen öon 127 auf mi<$ gefallen.
1 Dr. ©$ott tyatte bon feinen SMtylern einen frönen ftlbernen
SBed&er erhalten. U^anb $atte bie 3nfe$rift baju gemalt:
»ittig ftrirb mit einem Sedier
Sief er foatfre SKann fcefc^enfi,
SBetI er als beS SanbeS 6$>red&er
klaren Sffiein ^at emgefd&enft.
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171
£ier $atte ft<$ bte 5Racf>ri($t verbreitet, ein «ätfer
£edmann toerbe mir ben $ßla{j ftreitig machen. 3d)
bin nun begierig, toer heute für baä 2lmt getollt
toirb.
@mma f<$ien fetyr erfreut über biefe Watyxityt
®8 ift mögli<$, bafe tdj fcor ben ©ifcungen no<$
na<$ Bübingen fomme, n?ien>o^l bie $eit na^e jufams
mengest. UebrigenS bitte ity barüber no$ nidjts ju
äußern, ^ebenfalls müfcte i<$) fyex bortyer nodj eine
SGBcttc jutoarten, ttrie fi<$ bie Stfyeften für bie nä^fte
SSerfammlung anlaffen.
3Jlit ^erjlid^en ©rüfcen
3^r ge^orfamer 6o$n
Sie Eröffnung beä erften orbentlidjen SanbtagS,
bei toel<$em Urlaub al8 Slbgeorbneter ber ©tabt SEfo
bingen, als jtoeiter SSotant auf ben SJänfen ber 2T6-
georbneten erf<$ten, §atte am 15. Sanuar 1820 ftatt.
2lu<§ ber folgenbe SCag hatte für ihn eine befonbere
SSebeutung, inbem an biefem £age ber ftitte S3unb ber
^erjen öffentlich ausgeflogen tourbe bur<$ feine 33er*
lobung mit ©milie SSifd^er.
©obalb e$ ihm bie lanbftänbifd^en ©ef^äfte ge^
Matteten , braute er bie neue Softer nun auch ben
©Itern nach Bübingen.
SluS feiner SJlutter #erj ^erau§ §atte er tt>o^l bie
©orte genommen, bie er feine ©ifela f<$on früher
jagen liefe:
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„2)enn mie be£ Skterä Stolj barin befielt,
2>en Sofyn gefrönt ju fefyn mit SRufym unb Sftadjt,
©o ift'S ber Butter Söonne, trenn ber Sofyn
(Smfjertritt mit ber jugenblidjen 93raut,
5)er liebenben, bie ibm ba§ Seben fdmtücft."
Sftur ©tuen froren £ag im ßlterntyaufe gcftattetc
fi<§ aber ber pflidjtgetreue 2lbgeorbnete, tüte überhaupt
fein SräutigamSftanb in eine für i^n fetyr gef<häft3t>olIe .
Seit fiel; e£ toaren tägliche ©ifcungen, er toar ttrieber
SSerfaffer ber ©anfabrejfe, aud) toar er in mehreren
ßommiffionen unb ^äufig mit Senaten befdjäftigt. 2lm
25. Januar gab er feinen 2lntrag toegen Prüfung ber
Drganifationen ein, tourbe bann in bie DrganifationS-
commiffion, fo toie in bie ©efdjäftSorbnungäcommiffion
getüä^It. gür bie Suftijfection ber DrganifationScom*
miffion erjtattet er am 12. Styril baS Referat über üftotfc
toenbigfeit eines beutf<$en bürgerlichen ©efe|bu<$3 unb
über £)effentli<$feit ber bürgerlichen 9ie<ht3pflege. §err
Otto Qa^n fagt fcon biefem Seridjt: er bejeuge, toie
grünbli<h er als praftifcfyer ^urift biefen ©egenftanb
burc^brungen ^abe. Später, am 14. Sinti, ^atte er
bann auä) ben (SommiffionSberidjt über bie SRedjtöpflege
ju erftatten.
U^lanbS §o<hjeittag, ber 29. SJJai, fiel nodj in
biefe unruhige $eit. ®en ganzen 3Jlorgen beffelben,
bis jtoei U^r SJtittagS braute er im ©tänbe^auS ju,
unb fogar na$ ber Trauung, bie um brei U^r ftatt
^atte, ging er auf für je fteit no<$ einmal ba^in $urü<f.
SSon feinem greunbe Schwab, ber ben ^erjltd^flen
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. ■ 7
„-^
> •»
2tnt^eil an bem ©lüde be3 jungen SßaareS na^m, ift
folgenbeS ©ebid^t.
Huf Snbtoifl ItylatibS #odjaeih
9öo^l bem, ber ba3 errungen,
2Ba3 unfer greunb errang,
3)em, toie ifjm mel gelungen,
$a£ Öeben aud? gelang.
3um Äranj ber 33ürgertugenb,
$)en ifjm ba3 SSolf fcerüelj,
3um ßranj ber eto'gen 3ugenb
$er füfjen ^oefte
föeicfct fxe ben $ran§ ber fiiebe,
3m Stolj ber treuen $ruft,
$ie mit bem fd?önften triebe
3u galten frei getouftt.
3efct mirb au3 ifyrem $ilbe
3)er Sidjtfunft Sborn genährt;
3>efct mirb üon Sieb* unb 9JUlbe
3a3 ftrenge $ed)t fcerflärt.
Srum $eil 2)ir, $aar! am
$eil in S)ein neueä £au£!
3$ meijj, e3 fpre^en $iele
3Jlit mir ben Segen au£.
SSiel greunbe fprecfyen'3, ädjte,
2)ie (Eure 2öonne labt,
@3 fpredfcen'ä bie ©ef$led?te,
$ie 3^ fcerbunben fyabt.
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174
Unb toem be£ 9ftanne§ fingen
$en aaterlänb'föen 2Jtutf>
®eftäf)lt; unb toem fein Singen
3um ^erjen trieb ba§ SBlut:
§eil rufen fte bent SBunbe,
Sie jubeln 2We brob :
$rum gönnt aud? meinem SBlunbe
2)a3 ungeftüme 2ob.
Die Siebe mag üerbunfeln
Sebmeben anbern Stern,
$od? tyr jur Seite funfein
Säjjt fte bie 3reunbf<$aft 9^nt.
«
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VI
Tätigkeit in kr Stänkkontmer , Ijaitsltyes
£eben unb (Ernennung jnr profe|fnr.
1820 — 1830.
Obgleich bie Sanbfiänbe balb nadj Urlaub« ^odfoeit,
am 20. Smti vertagt tourben, fo mufcte er, als in ben
8lu3f<§ufi getoä^lt, bo<$ no<§ einige 3Bo<$en in Stutt-
gart bleiben, e^e er mit feiner jungen grau eine
Sdjtoeiserreife antreten tonnte. Äurj toor ber Steife
tourbe er bur<§ ben Sefud) be3 gretyerrn 3ofep$ fcon
Samberg, mit toel^em er inbeffen nur ©riefe getoedjfelt,
erfreut. Samberg §atte i^m m$t lange fcor^er ben
erften 33anb feinet SieberfaalS jum ©efäenf gefdjidft,
toaS U^Ianb mit ber gerabe erfdjtenenen itoeiten 2lu&
gäbe feiner ©ebi<$te ertoieberte.
£af$berg8 33efanntf$aft tourbe für U^Ianb ton
großem 2Bert£. 6r getoann einen treuen, liebevollen
greunb, ber itym bie Senüfcung feiner großen Siblio*
tyef / feiner feltenen £anbf$riften unb ©oßectaneen mit
größter SBereittoiDigf eit , \a man barf fagen: mit
greuben gewährte. Urlaub ftanb, fo Diele treue greunbe
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176
er au$ in Stuttgart $atte, bo<$ in 23e$ug auf feine
Vorliebe för altbeutf<$e ©tubien jiemlid^ einfam; bur$
Safeberg, ber mit ben au8gejei<$netfien 3Jlännem fcom
%aä)t in beftänbigem S3rieftoed?fel unb 2tu8tauf<$ ftunb,
erfuhr er nun 33iele3, totö i\)m üon SBt^tigfeit War.
Sießmal bauerte ber 2lufen$alt SaßbergS in Stuttgart
nur wenige SCage. SSiele genußret<$e ©tunben §at
Urlaub fpäter in 6ppig§aufen unb 3Reer3burg bei bem
etilen grei^errn jugebra^t.
3lm 8. 3uli fonnte ba£ neue Ehepaar bie Sfteife
antreten. 3)er größte %\)t\l ber beutf^en ©<$weij, ba§
S^urgau, ©t. ©aßen, bann über Älofter ©mftebeln
unb ben $aß jtoifd^en ben ©^w^er&afen nadj ©djtotyj
unb auf ben 9tigi, würbe ju guß burcfyjogen- @jS
maä)tt Ufylanb greube, feiner grau bie ©djtoeij ju
jeigen, unb i^r gab bie greube me^r Gräfte als fie
fidj jugetraut; ju Siebe, ber am liebften gu $uß
ging, würben audj bie größeren SCouren über bie beiben
©d&eibeden, bann bur$ ba3 ©mment^al unb @ntlibu<$
gerne ton ifyr ju guß jurüdfgelegt. SDie Unterhaltung
mit ben Sanbleuten ^atte großen 9leij für Ufylanb. Er
mochte fid> bann gerne mit i^nen lagern unb ben mit*
genommenen ^romant mit i^nen feilen; wenn au$
für i^n f elbft bann wenig überblieb , weil er ben Stn-
bern ju große Steile gegeben fyatte. ©eitbem man bie
©^weijertfyäler auf ber (Sifenba^n burd^ie^t unb auf
ben fdjroffften §öfyen ein $otel fteljt, fefylt bo<$ aud)
man<$er SReij ber Steife, weil man üon bem Äern be3
%olU wenig metyr Kennen lernt.
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3n 6t ©allen in ber reiben ©ttftÄiWlotH
bann in ber Söaff erf ird^e , ber ßürt^er Stbliotyef , fturbe
jebo$ auä) eingelegt unb bie ©<§äfce beaugenfdjeinigt.
Stuf ber Jpeimreife ttmrben bie ©Item in Bübingen
unb ber fürjli<$ erft nad> Pfullingen üerfefcte ©cfytoager
SDIetyer befugt. 3)er glüdti^en Steif ejeit folgte na<$
ber #eimfe$r lieber bie ftänbif^e Arbeit. S)ie Organa
fationScommiffton foHte toäfyrenb ber Vertagung ber
Sammer i^re Anträge aufarbeiten unb mit ben fönig=
li$en ßommiffarien barüber beraten; fo blieb Urlaub
für bie ©tubien feiner Steigung nur toenig $eit.
6r $atte eine 2Bo$nung in ber Äronenftrafje, in
ber bantate erft wenige Käufer ftunben, bejogen. ©ein
älrbeitäjimmer gieng in baS greie hinauf auf grofee
JBiefen , an benen ftdj feine Stugen ergöfeten unb 9tad)t£
freute er fi<$ be$ großen $orijonte3. @r tyat eä oft
ausgeflogen, ttrie tooty e8 i^m t^ue, bafc er bem
SBirt^auSleben, ju betn i^n feine SSer^ältniffe genötigt
Ratten, entronnen fei. 2lu<$ ba& er feine ©Item unb
bie greuube, bie fyti fo gaftli<$ bei fi<$ aufgenommen,
nun au<$ bei f iä) fe^en fonnte, maäjte i£m mele greube.
3n abenblidjen 3ufammenfünften mit ©<$ott unb ©$toab
nebfi i^ren grauen lüurbe fcorgelefen, bie Nibelungen,
ber arme $einri<$ unb SKnbereS. SSon eigener ^oefie
tyat biefeä 3a£r nur eine ©rabf^rift auf eine junge
S^toägerin aufjutoetfen.
®er Sanbtag, ber im ©ecember lieber jufammeu^
Eam, jog ftd) bis in ben ©ommer 1821 hinein, Urlaub
fear in fielen ßommiffionen bef^äftigt, bo<$ fonnte er
tt^IanbS geben. 12
Digitiz
178
bie Sonographie über SMther üon ber SBogeltoeibe
beenbigen, toelche am ©<$tuffe biefe^ Jahres gebrudt
ttmrbe.
3)ie Hoffnung auf einen f eften 3te$t£juftanb , auf
©runblage ber 33erfaffung, ttmrbe burdh man<$e 9le=
gierungSmaferegeln tirie burdh bie 33unbe3bef<$Iüffe ge^
fätoäfy. 3n ber SSerfaffung fear Sßrefefreiheit fcerheifeen,
aber baneben tourbe bie ßenfur ttrieber eingeführt Sin
Äammermitglieb, Sßrofeffor Sift, äbgeorbneter toon 9teut*
lingen, tourbe ber Regierung mißfällig, toetl er eine
Petition auf Reform ber ginanjen unb ber Suftia üer*
fafct hatte; er foHte in 2lnf lageftanb fcerfefcttoerben, tooju
bie ©inmittigung ber Äammer erforberli<$ toar. tthlanb
trug als Referent ber ßommiffion barauf an, bafe bie
Äammer ioeber ben StuSfdfjlufe toon ber Äammer, noch
feine jeittoeilige (SuSpenfton jugeben folle. 2lber auf
einen SIntrag ber 9JUnorität ber ßommiffion befchlo&
bie SBerfammlung, bafc fiift vorläufig anzutreten habe.
SRadh einer langen Unterfu<hung ttmrbe er ju jehn*
monatlicher geftungSftrafe üerurtheilt.
Stuf einen in fpäterer $eit fcon Sift toon 2larau
auö an Uhlanb gef<hriebenen ©rief antwortete biefer:
Uhlanb an ^rofeffor Sift in «arau,
Stuttgart, 23. SDecember 1823.
„§odhjut)erehrenber $err *ßrofeffor!
©ie haben mir ba3 SSertrauen gefd^enft, mir eine
offene Sßroteftation ju überfielen, bie t<h ber Äammer
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ber äfögeorbneten mittheilen fott; ich ertoiebere biefeS
Vertrauen mit äufrid&tigfeit. 35a3 gegen ©ie ergangene
Straferfenntnife fyalte idfj für ungeredfjt unb i$ fd^eue
feinen Stnlafc, biefeS auSjufpredhen. Slber als Slbgeorb^
neter habe iä) fein üerfaffungSmäfcigeS Süüttel in #äuben,
3ti<hterfyrü<he ju entfräften; ftünbe mir ein folcheS ju
©ebot, iä) ttnirbe eS ^ier unaufgeforbert antoenben.
3<h tarn ba^er bie Vertretung jener Sßroteftation bei
ber Äammer nicht übernehmen, ©ie bebürfen eines
befonberen Vertreters nicht unb fönnen, toaS ©ie an
bie Äammer ju bringen für angemeffen halten, an bie?
fette unmittelbar einfenben. ©emäfiigte ©prad^e tuürbe
i<h für jeben %aU anzafytn, fie ift bem ©efränften oft
ferner, aber bei Stnbern mug bie ©adfje fpred&en. Ob
i<h ben Sluffafc Q^nen jurüdffenben foH, hängt fcon
S^ter Vefiimmung ab.
3Kit größter ^od^ad^tung unb mit wahrer Xtyib
nähme an bem ©ange %$xe% ©<hi<ffats
2. Urlaub. *
Urlaub atmete leidet auf, als gegen ben ©ommer
hin ber Sanbtag ju @nbe gieng. ®r tourbe in ben
engeren SluSfchufj getoählt, bejfen 9Jiitglieber eine fefte
SBefolbung genofeen, er toäre aber ben Arbeiten feiner
Neigung baburdh gar ju t>iel entzogen toorben unb
nahm beShalb biefe 2Bahl nicht an, fonbem liefe ftch
nur jum eintritt in ben weiteren SfoSfchufe/ ber nur
periobifdh einberufen ttnirbe, beftimmen.
Sm^uli 1821 trat er mit feiner grau unb mit ihren
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180
SBertoanbten, £off aplan ©lefc unb grau, eine Styeinreife
an. 3n £eibelberg tourben alte greunbe befugt unb
neue 39efanntf<$aften gemalt, unter toelcfyen Ufylanb
bie fcon *)3rofeffor ©d^Ioffer fe^r toerty toar. SSon
Singen au3 bebienten ft<$ unfere Steif enbe ber Stfjein*
\aä)t, von SDampff Riffen xoax noä) leine Siebe. Qtoei
junge Säuen, bie auf Äoften ü;rer Regierung 2)eutfc^
lanb unb granfrei<$ bereisten , um bie ©tubienanftalten
biefer Sänber fennen ju lernen, f<$Iojfen fid^ jutrauüdj
an bie Sieifenben an unb befreunbeten ft<$ fo fe£r mit
ifynen auf ber jtoeitägigen SSaff erreife, bafe fie fpätertyin
jtüeimal naä) Stuttgart famen unb SBofynung bei ben
Steifegenoffen nahmen. 5Damal3 fyätte feines geahnt,
bafj fi<§ eine folc^e Äluft jtDifd^en SDänen unb S)eutf<$en
auft^un werbe! 2luf bem Stüdmeg t>on Äöln tourbe
Sonn befugt, too bie Stetfenben ftc^ vieler greunblid^
feit von SÄrnbt unb ben beiben ^ßrofefforen Sßeläer ju
erfreuen Ratten. SDie le|te, fe^r vergnügliche Steife-
ftation für ItylanbS fear 2Betn3berg, wofyn Äerner
unlängft als DberamtSarjt exnannt Horben fear. SBunber*
lid) genug fear ba£ SBieberfe^en ber alten greunbe. 211$
Ufylanb in ÄernerS äBo^nung trat, begegnete i^m biefer
auf ber £au3flur, mit einer umgebunbenen ©<$ütje
unb einer ©prifce in ber £anb. Stuf U&lanbä erftaunte
grage : toaS Äerner treibe ? erflärte tym biefer : er fteEe
35erfu<$e mit Äa|en an, bie er mit ber von i&m in
fauer geworbenen Sluttoürften aufgefunbenen Slaufäure
vergiftet ^abe. 3n ber folgenben Stacht foffte Urlaub
nodj metyr bavon erfahren. (53 er^ub fid^ in ber Siä^e
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181
ber im parterre gelegenen ©aftftube ein fo fläglidfjeS
©freien unb Wärmen, baß man ^ätte glauben lönnen,
bie ©eifter, mit benen \\6) ferner fpäter fo triel 5U
t^un machte, feien f<$on in bem frieblid^en £aufe eins
gefeiert. 3113 Äerner am üftorgen fcon ben fläglid&en
kirnen ^örte, fiel e$ i§m ein, baß er bie Äafceu in
bem SSorfamine ber ©aftftube eingefperrt fyrtte.
60 fcerfd^ieben bie 2lnfid&ten ber beiben greunbe
in ber 5ßoliti! toaren, nnb fo toenig 2lnflang ÄernerS
©taube an ©eiftererf Meinungen unb an ©omnambuli&
mu£ bei Urlaub fanb, fo blieb bod> bie §erjli<$e greunb*
fd^aft, bie biefe jtoet 3Jlänner feit ber ^ugenbjeit fcer*
banb, burd) biefe 2Weinung3t)erf<$ieben§eit unberührt.
Die ^oefte unb bie Ueber^eugung, baß e3 jeber mit
feinen 3Hitmenf<$en gut meine, fear ba$ fefte Sanb,
ba3 fie jufammen^ielt.
©<$on sor ber 9tyeinreife ^atte Urlaub eine 2Bofc
nung in bemfelben £aufe, ja auf bemfelben 33oben mit
feinem greunbe unb ©<§tt)ager SRofer, bei bem er au$
f$on al3 untoer^eirattyet mehrere i^atyre getoo^nt, be*
jogen. 5Da bie 3Jfänner Qugenbfreunbe, bie grauen
©$toeftern toaren, fo bilbete fi$ ein überaus betyaglid&eS
Familienleben. 2lu<$ bie SRofer'fc^en Äinber gehörten
tpefentlid^ baju, ba Urlaub fciele Siebe ju Äinbem fcatte.
3Kan$en ©olbaten, mand^e S^iergruppe liegen fie ft$
Don bem freunblid^en Dnfel malen, toä^renb bie f<$on
ettnaS größeren balb bie Silber ber $elbenfage unb bie
©rimmf<$en £au3mär$en öon i^m bei i^ren ä3efu$en
fi<§ erbaten. ©onntagS tourben größere ©pasiergänge
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jufammen unternommen imb einmal in ber 2Bo<$e
befugten bie SPlänner ba3 f<$on fo lange befte^enbe
(S^attenfrcinjdjen.
SBenn baS 2lmt im ftänbif<$en 2lu3f<$u{3 Urlaubs
SC^ätigfeit ni$t in 2lnfyru<$ na^m, fo vertiefte er ft<$
mit Suft in bie mittelalterlichen ©tubien, er fafete bie
^bee auf: eine ©ef<$i<$te ber Sßoefie be3 3JUttelalter3
ju f ^reiben unb fammelte eifrig ben Stoff baju.
SBä^renb er fid^ in bie *ßoefte ber alten &it tiertiefte,
rutyte feine eigene, unb nur ein ©ebicfyt unb tnieberum
ein ©elegenfyeit3gebid)t auf ben ©eburtätag einer üer*
ehrten gamilienmutter, ber SftegterungSrat^ geuerletn,
©ro&mutter feiner grau, tourbe in biefem $cä)X ge*
f Raffen. @3 foH \)iex folgen, ba e3 ntd?t in bie @ebi($t*
fammtung aufgenommen ift, eine fo eble grau f Gilbert
unb sugleidj ein 2lu3brud babon ift, tx>ie er „baä $r*
bifc^e auf ein £öfyere3 bejog."
3um Stntritt bc« 75. SebenSialjre« ber Beften Wliüttu
Sen 18. Secemfcer 1821.
9Btr ttriffenä, Seine fromme Seele
Sie tt>eilt ftcfy jmif^en bort unb t?ier;
2Btr alle füllen toa§ ifyr fefjle,
2Ba3 Su tjerlorft, verloren tuir.
Sie feuern, bie bafctngefcfneben,
Sie tmnfen Sir jum fd&önern 2anb;
Sod? üiele blieben Str bi^nteben
Unb galten liebenb Seine §anb.
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5Dtr läd&eln Siele beut entgegen,
2)ie !aum erft deinen 2öert{? t>erftebn:
0 lag aua? fte in deinem Segen
9tod? mana?e3 3abr burd?'3 2eben ge&n!
9Rag audfy $ein §erj binüberftreben,
0 gönn un§ 3)ia) nodf) lange 3^*t !
$enn flüdfrtig ift ba$ längfte Seben
Unb enbloS ift bie (Sttrigfett,
Unb in ber trbifdjen 33efd)toerbe
3ft GineS bodj, ma3 göttlich flammt,
2öa§ an ben Gimmel fnüpft bie Grbe:
S)ie Siebe bie ttom Gimmel flammt.
$Da3 ^a^r 1822 fanb Urlaub eifrig an ben
Stubien ber 5ßoefic be3 Mittelalter^, ©onft t>erffofe
es i$m füll. SDa »riefe bie »erljältniffe ber 9Jtenf$en
anf<tyaultc§ machen, fo follen fyier einige folgen, bie er
an feine grau fdjrieb.
etuttQaxi, 9. Suli 1822.
,,©e$r erfreulich, liebe Emma! ift es mir, bafe £>u
2>id) fo gut in ©einem emfamen Slufent^alt angetoö^nt.
5Du $aji bie toerftoffenen £age angenehmer jugebra^t
ate iö), ber iä) brei fcolle £age an ©dmupfen unb
fiopftoety fo ju leiben ^atte, baß iä) faum ^in unb
toieber etroaS Iefen fonnte. 33ermuttyli<$ fyab1 iä) mtr'8
bnrdj bie $äu3li<$e ©efcfyäftigfeit im ÄeHer jugejogen;
iä) fear bamafä gerabe er^ifct som ©pajiergang jurütf-
gefommen. £eute ift e£ juerfl beffer unb i<$ $abe
-r
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triebet ba8 grofee 33u<$ vorgenommen. Unter biefen
Umftänben toeife idj von tt)enig ©tönern ju erjä^Ien,
nid^tö von Sinbenblütye , Vogelfang, Haren Strömen,
2Balbe3f Ratten, 33utggettümmet. £>en £ag über lag
icfy verbrie&licfy ju £au3, bodfj t&ut mir SEbenbS ber
Spaziergang tvo&l. 3um ©afteffen mar i<$ nid^t auf?
gelegt unb blieb ba^et meift über £if<§ ju §aufe.
Sonntag fyatte id& Sd&traget getbinanb ju ©aft. 3m
SDonnetftag ift ber ©eburtätag be£ lieben 33atet3 in
Bübingen, toeSfyalb t<$ morgen batyin f^reiben toerbe.
SKn meinem Stage td(j mid(> auf ben 2Beg ju SHt
begeben toerbe, bin iä) noä) nid^t entfd&ieben. lettre
mir nur ntd&t altjufü^n unb einfam in Surgen unb
SBälbern um^er unb lafe £)t<$ gut von ben beUenben
Gütern be$ $aufe£ betrafen, trenn e3 9la$t3 im Sinben-
gange raufet. 35odj §offe iä), ba& fie mi<§ verfd&onen
trerben. ©ar fe^r freue ity mtd&, mein liebet 2Beib
lieber jufe^en unb gebenfe au$ nid&t fo gana furj in
ber länblid^en Stille ju vertoeilen.
©infttveilen §etjlid&e ©tüfie!
S)ein järtlid^er
2."
6tutt0art, 25. 3uli.
„Siebfte @mma!
Siefen Vormittag um 11 U^r ftnb toit von unferer
Steife too^lbe^alten triebet $iet angelangt. Sie ift ju
unfetet vollen 3uftieben^eit abgelaufen, ob ttrit gleid&
nid&t toenig vom Siegen but<$nä&t unb von bet Sonne
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verbrannt toorben. 3n Neuenbürg fd&lofe jt$ ^iftoriuS
an un3 an; er na$m feine 2)rof$fe mit, auf ber tt)ir
am ©amftag Vormittag na<§ £errenalb fuhren. 3Son
ba aus befliegen tirir bie £eufel3müfyle, einen ber työd&ften
fünfte be$ ©<$tt)arjtoalbgebirge8. 3m SSorbergrunbe
ba3 reijenbe SUlurgt^al, im ^intergrunbe unfer geliebter
3tyein faft fcon Strasburg bis unterhalb ©peier unb
bie toeite S3ogefenfette. ©ort, Siebe, ptteft <Du bei
mir fte^en follen, e$ roax ber gro&artigfte unb ergreif
fenbfte Sfoblicf auf biefer Steife, bie uns bo<^ fo mand&e3
6<$öne bargeboten, ©erabe toom ©ebirg £inab giengen
tt)ir naä) ©emSbadj unb erftiegen &on bort aus nodf)
ba3 ©berfteinf$löj$en, beffen 2)ir &ermut^li<§ befannte
Slu^ft^t nrir in günftiger Slbenbbeleud^tung genoffen,
äm ©onntag reiften toir toetter nad& Saben. Sluf ber
§i^e liefen tt)ir ba3 ©efä^rt üorangefyen unb toenbeten
unä ju beu Krümmern ber SberfteinSburg , bie uns
toieber eine l)errli<$e 2lu3ftd&t getoä^rte. 2)ur$ fd^öne
SBalbung gelangten ttrir ju bem alten ©$loffe t>on
Saben unb famen toor S£if<$ in 33aben an. ©er SBitQS*
tif$ im ©almen toar überaus ja^lreid^ befefct, überhaupt
toare3anbiefem£agin©aft£öfen, ©trafen unb auf ben
5Promenaben red^t fcolfreidj) unb lebenbig. 2tbenb£ matten
toir einen ©pajtergang nad& 2i$tent&al. Qm ©anjen
$at uns aber bo# biefeS ©ehrimmel nid^t befonberS
jugefagt, e3 erinnerte miä) an ben ©onntag in 2Bie3=
baben. ©eme festen ttrir am folgenben £ag bie Steife
fort. Qu ©emSbadf; toerliefc un$ SßiftoriuS mit ber
Srofd&fe, um über Soffenau jurüdfju!e$ren. SHofer
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imb i<$ reisten tyeilS ju gufe, t^eilö auf einem Leiter*
tragen, mehrmals fcom Stegen eingetoei<$t, mitunter
auä) trieber bur<$ <Sonnenf<$ein erfreut, bur<§ baS
■Murgtal nadj greubenftabt. SefonberS in ber ©e^
genb üon 9tei<$enbadf> f)at miö) biefeS £$al an ©egenben
ber ©<§tt)eij gemannt, bie ttrir jufammeu burd^tüanbert
$)en folgenben Sag matten ttrir toon greubenftabt auS
fyeitt fa^renb, t^eils gefjenb, einen 2lbfted£)er auf ben
ÄniebiS unb in bie Säber t>on ©rieSba<$ unb SRtppolbSau.
&pät 2lbenbS f amen nrir nadf? greubenftabt jurücf . ©eftem
giengen ttrirj bann ju gufc über SRagoIb bis ©inblingen,
too uns SKoferS 33ater mit fetner ©&atfe erwartete unb
mit ftdjj na<$ Arrenberg führte. 211S idfj an bie SJtagolb
fam, badete ity tro^in fie fliefee, unb märe gerne i^rent
Saufe gefolgt. §eute fuhren ttrir bis Stallungen unb
legten ben übrigen SReft beS SBegeS ju gufe jurüd
3$ gebenfe in ben erften Sagen ber näd&ften
2ßo<$e lieber in SiebenjeH ju fein, eS jte^t micij ge*
toaltig ba^in unb id(j freue mi<$ gar fetyr, noä) einige
Sage in bem grünen, füllen S^ale mit Dte ju toer*
leben. Stuf balbigeS SBieberfe^en.
Snnig ©ein
&"
©er Slufftanb ber ©rieben gegen bie türfifd^e
£errf<J)aft führte in biefer Qeit in Stuttgart einen
herein ^erbei, um ju i^rer Befreiung mitjuttrirfen.
SSon btefem herein tourbe Utylanb mit Sttlbert ©$ott
in ben 2luSf$ufe getränt unb na^m regen Slntyeit an
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bett 33er§anblungen unb Aufrufen biefeS Vereins. SDer
folgcnbc Srief gibt baüon Setoeife.
Ujjlanb an £einrtdj ©tieQlty,
Stuttgart, 23. Sluguft 1823.
„©ie §aben, gee^rtefter £>err, bur<$ bie$ufenbung
bcr ©ebi<J)te Jtim heften bcr ©rieben miclj fe^r erfreut,
©ine Steife unb anbere Spaltungen muffen tnid) enU
i^ulbigen, bafj id£> Sfmen fo fpät erft meinen $)anf
auäbrüäe. 3uglei<$ erfülle idj bie $fft<$t, Q^nen im
SRamen beS Vereins für ©rted^enlanb , auf tüet<$eu idf>
ben empfangenen 2Be($feI t>on 48 Sfttylr. übertragen,
für biefe fd^öne ©abe tyerjlid) ju banfen. 2)er ©djein
be§ ßaffierä iffc beigelegt. $lofy immer liegt in ber
S^tnetj ber größere £ljeil ber üielen ©rieben, tt)el<$e
Vorigen SBinter üon Cbeffa fommenb im traurigften
guftanb ^ier angelangt finb. 2)er (Sintritt in §ranf=
ret<$ nrirb i^nen nur unter fe^r erf<$merenben Sebin-
gungen gemattet. Von jtt)ei ju jtoei £agen toerben je
fcier SWänner eingelaffen, unb toenn fi<$ auf biefe Sßetfe
öierjig in 3flarfeiHe gefammelt, fo tt)irb ein weiterer
Surdfjjug ni<$t e^er erlaubt, als bis jene t>iergig ein^
geffyfft finb. S)ie längere Verpflegung unb bie fcer*
einjelte Ueberfd^iffung ma$t aufeerorbentlid&e Äoften unb
bie ©äjttieijer Vereine fyaben f$on fe^r VebeutenbeS
aufgetoenbet, anä) fcon tyter au£ tt)irb nad) Gräften
mitgetüirlt. Vei uns finb neuerlidj) ttrieber mehrere
Sla^ügler angefommen; mit toier berfelben ^at man
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»
188
ben 5Berfud& gemalt, fte über SRotterbam an benSott*
boner SJerein unb burdfj biefen in iljr Saterlanb ju
beförbem. ©eitere mer je^n toerben einfttoeilen in tyieftger
©egenb verpflegt, ba aud& bie ©dfjtoeia feine me^r einlägt,
befcor bie bort befinbli<$en flott gemalt finb. ©rfreulicfy
ift e3 auä) unter biefen ©$tt>ierigfeiten für ©ried&enlanb
baSjenige roirf en ju lönnen , toa£ i^m leidet ba£ 9lft|*
lic^fte ift , bie ßufenbung feiner eigenen toe^aften
©ityne. SBenig erfreuenb finb bie -Jtadjridjten t)on ben
naä) SUlorea gezogenen $Deutf<$en. @3 fdEjeint, baß
©itte, SebenStoeife, ju toerfd&ieben fei, aU baß
beutfdEje Ärieger, jumal beim je|igen nodj toenig georb*
neten ©taub ber SDinge, bort feften Soben gewinnen
fönnten. S)a^er fü^rt felbft bie not^bürftigfte Unter*
fiüfcung ber 3urüdttel)renben nidjjt unbeträchtliche Soften
herbei. Sie neuefte 9ted)mmg be£ S3ereine3 fd^Hefee idj
hier an.
$)ie ©ebi<$tfammlung, mit toel^er ©ie mi<h be*
f<$enft, tyat auf mi<$ ben toohlthuenben (Sinbrud etneä
auf ba3 Naturgemäße unb SDauernbe genuteten 33e*
ftrebenä gemalt, im @egenfa§ ber in.biefer Seit toor*
herrfd^enben Äünfielei unb ©efaHfu<$t, tooburd; ber
S)id^ter gegen ftc§ felbft eben fo unreblid^ ift, als gegen
äfobere. kn öftren ©rie($enliebem hat fi<h mir e£
beftätigt, toie burdjj eine ernfte unb lebenbig ergriffene
$bee bie fctytoanf enbe 33itbung$fraf t auf einmal beftimmt,
gehoben unb berebelt toirb. Unter biefen Siebern felbft
jie^e i<h ben längeren unb allgemeiner gehaltenen bie*
jenigen toor , worin eine beftimmte Situation erfaßt ift,
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unb e$ fdjeini mir, bafe biefer teuere 2Beg Syrern
Talent befonberS jufagen muffe. SJieHei^t bin i$
beutlifer, toenn i$ biejenigen bejei^ne, bie mxä) h&
fonberS angefprod&en haben: ber Sefeeler, ber ©ulioten*
fnabe, bie ©riedjjenbraut ; ber ©riedjenletytlmg , beni<$
obenan fieHe, ber Sorbeerhain auf ©unium. S)ie Sien«
berungen, toel<$e Sie mehreren Stebem beigeffrieben,
jmb 33etoeife, bafe Sie auf reine Sarfteflung , auf einen
Styl, ber nur bie ©a$e toiH, Einarbeiten.
§o<$a<$tenb
S. Urlaub."
©ine Steife ju #errn fcon Safeberg unb nadfj ©t. ©al=
len tihtrbe im ©ommer 1823 ausgeführt. Briefe Urlaubs
an feine grau geben hierüber Serid^t.
ttljlanb an feine grau»
©t. ©allen, 10. Sunt 1823.
„Siebe Emma!
SUleinen erften Sieifeberift fd&lofe ich, als i<$ im
begriff toar, ju #errn toon Qttner in ©onftanj ju
gehen, um toegen Samberg nadfoufragen. 9Jtan fagte
mir bort, bafe Sttner f<$on feit einigen SCagen bei
Safeberg in (SppiShaufen fei. Stadlern idfj ein fletneS
9JtittagSmahl ju mir genommen, machte i<$ mi<$ gleich-
falls auf ben 2ßeg bahin. 2)iefer fü^rt toon Äreujliugen
aus, bem erften Ort über Sonftanj, juerft meift bur<$
JBälber, bann aber bur<h ein grünes, baumreifes
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©elänbe mit üielen Sffieilern unb einjelnen Käufern, im
#intergrunbe ba3 appenzeller ©ebirg. SBie man aus
bem SBalbe tritt, fte^t mau in einiger Entfernung ba8
©ctylofe eppi^^aufen auf einem £ügel liegen. @ä iji
ein grofeeS, toofylgeBauteä £au3 mit mehreren SBirtfc
fd&aftSgebäuben; in früheren Otiten ftanb hier eine
33urg, fpäter liefe baS Älofter 3Ruri im Slargau, toel^eS
hier Diele ©inlünfte ^atte, jenes fd^lofeartige ©ebäube
errieten unb fefcte einen Statthalter barein. SSon §erm
ton Samberg mürbe iä) freunblich empfangen, idh faub
bei ihm aufeer ^ttner nodh einige Sefud&e au« 66nftanj
unb ber 9la$barf<$aft, toon benen aber bie meifien gegen
Slbenb jurücfgingen. @£ finb nach ßonflanj jtoei unb
eine §albe ©tunbe. Sei Samberg blieben nur Qttner
unb t>on ©eettyal. Qttner, ein bejahrter 3Jtann, jebo<$
Reiter unb lebhaft, hat im Steufeern grofee Slehnlichfeit
mit 6onj, jebodh ift er, bei &erjli<$em benehmen, ge-
tpanbter unb bemeglidjer. ©eethal fcheint ©efchäfte für
Safeberg ju beforgen, er ift auf §eiltgenberg ju £aufe.
21m fpäten Slbenb fam au<$ noch ein 6ohn SafebergS,
Lieutenant in baprif<$enS)ienjien, mit feinem 3tittmeifter,
beffen tarnen ich ni<$t red^t ^örte. 6ie liegen ju
SfagSburg in ©arnifon unb Waren bei Sinbau über beu
6ee gefahren. SDer folgenbe £ag gieng meift bamit
^in, bafe mir Safeberg feine literarifd&en ©dhäfce geigte.
2)odh tourben auch 3Jtorgen3 unb SlbenbS Heine ©pajier*
gänge gemalt. S)ie 2IuSft<ht üon biefem Sanbftfc ift
treff lieh- SSor fidh $at man ein toeiteS 1)ÜQliü)tt$ Sanb :
SBiefen, gelber, ^errlid^e Dbftbäume, bajnnfchen fleine
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£annen- imb Saubtoälber , eine grofee SJtenge t>on Reinen
Drtfd&aften, jerftreuten £öfen, Saubren. 2lm gufee
be3 Jpügete ba$ $)orf ©pptefyaufen, nid&t Diele Käufer,
aber toie aHeö in ber ©egenb ba3 ©epräge ber Söofyl-
^aben^eit unb 9teinli<$feit tragenb. SSom obern@to<fe
be3 £aufe$ fiefyt man ben SSobenfee mit bem jenfeitigen
©ebirge ; bie SBalbburg , Bettnang u. f. to. erfennt man
ganj beutli<$ burdfj ben £ubu3. (Srfteigt man eine
än&ötye hinter bem £aufe, ju toel^er ein fertiger
Sßalbtoeg gemäd>li$ ^inanfü^rt, fo fömmt man ju einem
SBeinberg , &or beffen #äug$en ftefjenb man axiä) bie
aaCppcnjeUer ©<$neeberge erblitft.
©eftern frity führte Samberg ben Stittmeijter unb
mid& ^ier^er naä) St. ©allen, brei ©tunben fcon gppte;
Raufen. 2Btr brauten mehrere ©tunben bei ben 2llter=
tyümern ber Sibliot^ef ju. 9ieuerli<$ ift auä) eine
agpptifd&e -Dtumie bafytn geftiftet toorben. quartierte
miä) ttrieber im #e$t ein. 9laä) Xtfä) fuhren bie Reiben
na<§ ©ppis^aufen jurüä, iä) blieb §ter unb benüfcte ben
Slbenb ju einem ©pajtergang na<$ ber frönen Äräjer^
brüefe über bie ©itter, eine ©tunbe üon fcter, unb
nadf^er no$ auf ben greubenberg, too iö) miä) etne£
^errltd&en Sonnenuntergangs erfreute, 3m 33uc$e fanb
i<§ unfere tarnen toom 10. $uli 1820. Seb^aft erinnerte
iä) miä) jenes frönen £age3, an bem mir ben -äRittag
in ärbon, ba3 iä) t)or mir faty, unb ben Stöenb auf bie*
fem greubenberge jugebrad^t tyaben, unb fo totel ©cfyöneS
erwartete uns no$ auf unferer Steife ! Unter ben neuern
3nf<$riften be8 Sud&eS gefiel mir folgenbe am beften:
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„£eute, ben 26. STpril 1823 bin iä) Martin 9*0«,
Sodfarirty t>on 5Wü^I^aufen im ßlfafc, tytx auf bem
greubenberg getoefen imb alles fe$r genau beobachtet,
bamit iä) benen 3Jteinigen ju £au8 2IIIe3
beutli$ erflären fönnte."
£eute ^abe i<$ ben ganjen Vormittag auf ber
Sibliot^ef jugebrad^t unb toerbe jcfet ben Sßad^nittag
loieber bort pbringen. SJlorgen SSormittag toerbe i<$
nodj? hier ju ttyun ^aben unb bann t>ermuthlich noch
eine Strecfe toeiter gehen, über 33ögü$edf :c. in ba$
3tyeinthal, na<h SBregenj, Sinbau toteber naty Qfypi&
Raufen unb ßonftanj. £ier im ©afthof begrüßte mich ber
DberfeHner fogleich aU 33e!annter; er hat mir ehemals
in ber Sonne ju Stuttgart oft meine Nahrung gebraut.
SDlan erjählt tyex, bafj bie ©efanbten ber ^eiligen
2lUianj t>on Stuttgart abgereist feien. ©lüdf auf
ben 2Beg!
3$ fdpefce, um mich toieber in bie alten $anb*
fünften ju vertiefen. £>b ich gleich alle Urfache $abe,
mit meiner Steife aufrieben ju fein, fo ift fie mir bo<h
nicht fo ^erjerfreuenb, ttrie bie bor brei fahren. 3$
toeifc aber auch, toer mir fehlt. £ebett>ohl!
$>ein
S."
CSonftana, HRontag, 16. Sunt 1823.
„ßiebfle*, befiel 2Beib!
©eftem Sübenb bin ich auf ber 9lüdEreife toieber
^ier eingetroffen. $Da ich feit ©t. ©allen meift in
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abgelegenen ©egenben miä) befanb, fo fonnte i<$ biefe
3eit über meinem (Sifer im ©rieft ^reiben nid&t fo @e*
nfige leiften, hrie früher. 3)en ©ienftag unb 3Kitttüod(j
braute xä) in ©t. ©allen auf ber SMbliot^ef ju; e3
waren Regentage, in benen iä) faum 2Ibenb3 ein toenig
um unb bur<$ bie Stabt ge^en fonnte. Qoä) fear e$
mir lieb, bafe ber SRegen gerabe auf Stage gefallen mar,
bie td(> o^netyin in ben Älofiermauem »erlebte. 21m
©onnerftag fe$te iä) beim fd&önften ©onnenfd&ein meinen
6tab toeiter; iä) gieng über SögliSeä, ©peid^er, Strogen
in ba£ Styeint^al hinunter naä) 2tltftetten unb Don ba
tyalabtoärtS big 9tyeine<f, untoeit be3 (Stnftujfea Dorn
3tyent in ben Sobenfee. £)er ©ang bur<$ ba8 grüne
Sfypenjett, im SttnblidE be8 ©<$neegebirge8 , toar £ö<$ft
vergnüglich ; ber Uebergang in baS Styeint^al getoetyrt
l;errlid&e, überrafd^enbe SluSfid^t, tootoon S)u SDir toon
ber ga^rt auf ben ©to& f)er einen Segriff toirft machen
tonnen. 3m Styefatyal gehört mir befonberS bie 2lu&
fi$t bei einem Drt , ben man jur 2lue nennt , ju ben
Silbern, bie unerlöfd^lidfj in meiner Erinnerung finb.
35er breite, fcoBe, rafd^e ©trom, ber ^ier bem 2Beg
nur geringen 9laum übrig läfet , eine baumreife Qnf ei
unb im Umfrete bie Styroler, SSorarlberger, Stypenjeller
6<$neegebirge. SDaS St^al toar bur<$ bie Heuernte
belebt. @in furjer ©etoitterregen machte einen frönen
Regenbogen an ben Sergen $in. ©egen 2lbenb aber
fam ein fe^r heftiger, an^altenber Stegen, ber in mefc
reren ©egenben be3£$urgaue$ als #agel großen ©<$aben
getrau tyat. $>a ba« SBetter toieber f^Ied^t unb bie
U^tonb« Seben. 13
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Serge fcöHig fcertyüHt Waren, fo beftimmte mi$ biefe£,
nxä)t nafy Sregenj unb Sittbau abjuf<$weifen, fonbem
meine Steife am folgenben ÜDiorgen, nad^bem xä) no<f>
einen listen Sölicf fcon ber jerftörten Surg 9tyeinecf
gehabt, über SÄorfc^ad^ unb 2trbon na<$ 6ty>iS£aufen
fortjufefcen, wo^in miä) o^nebiefc ber $auptjWecf meiner
Steife jurüdrief. 3n 2lrbon War iä) juerft no$ beim
©onnenfdf)ein unb bann bei heftigem Stegen im wofyl=
befannten @arten$äu3c$en ; t)ergebli<§ fudfjte i§ unfere
tarnen in ber genfterfc^eibe ; ber §agel fyat fie no<fy
im nämlid^en ©ommer jerfd&lagen. — 3n ©ppi^^aufen .
braute idf) nun bie weitere $eit fetyr angenehm ju unb
fu^r geftern 3lbenb mit Staatsrat^ toon ^ttner ^ier^er.
@r will mid; §eute auf bie Stei<$enau führen, toon ba
\ä) bann na<$ SftaboIfseH überjufefcen gebenfe. £>ann
ge^t bie Steife, wenn e8 ba3 SBetter geftattet, über
^oljentwiel, ©igmaringen, ©bingen naä) Bübingen, Wo
iä) am 35onnerftag ober greitag eintreffen Werbe, 2luf
ben Sag fyin läfct es fic^> bei gegenwärtiger 2Bitterung
ni<$t befiimmen. Söürb' xä) meine grau bort ftnben,
wie innig würb' e3 mxä) erfreuen! Sftujs idfj mi<$ aber
bis Stuttgart gebulben, fo bitt* idf), Wenn e8 no<§ Qeit
ift, mir na$ Bübingen ein £emb unb ©trumpfe ju
f<$icfen.
Stun auf fro$e3 äBieberfe^n taufenbmal gegrüßt
ton
Seinem
£."
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Urlaub an greUjerw uon Safberfl.
„£o<$too&Igeboruer, tyo^juüeretyrenber
#err Saron!
9lur ju fe^r fü^Ic i<$, ttrie ber <£<$ein beS Un*
banfs auf mir Iaftet, inbcm iä) für all' bie ©üte, ber
iä) mi6) bei meinem Stuf enthalt in ©ppiS^aufen ju er*
freuen §atte, fo fpät erfi meinen innigen SDanf au&
fyre^e.
S)ie Erinnerung an jene £age, bie mir bur# 3$r
gaftfreunblidjeS SBo^ltooHen fo angenehm geworben, tyab'
\ä) glei$tt>o§l in treuem ^erjen betoa^rt. — Sogleicfy
bei meiner Stnfunft ju #aufe empfieng midi ein Stuf-
trag, ber ben ©egenftänben, bie mi<$ auf ber Steife
bef<$äftigt Ratten, fefyr frembartig toar. £)te 3te<$t&
toert^eibigung etneS toegen £obtf<$tag3 2lngef<$ulbigten
toar mir übertragen unb na^m mxä) für geraume $eit
gänjli^ in 2tnftru<$.
3$ §abe $f)nen tooty f$on früher gefagt, baß td)
eine SDarftellung ber beutf^en 2)i<$thmft im Seitalter
ber §o$enftaufen aufarbeiten öor^abe. Sie ttrirb in
mehrere Slbf^nitte jerf allen, beren jeber für ft<$ ein
Heinere» ©anjeS bilben foH. 3JUt bem Slbfönttt über
ben Sölinnefang, ber mir einer ber f$tt>ierigften friert,
$ab' i$ bie Ausarbeitung begonnen, liefen 2lbf$nitt
hoffte iä) im vergangenen ©ommer ju beenbigen, unb
es toäre mir nun überaus tt>ünf<$enStoert§ getoefen,
tyn 3ftrer Prüfung unterftetten ju fönnen. SlHein eben
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•
jene Störung, tüte fo man<$e cmbere, t?erjögertcn ben
gortgang ber Arbeit; bo$ traute iä) fe$r, fold&e nodf)
wx @inbru<§ be3 SBinterS ju @nbe ju bringen, ba
miö) biefer bur<$ bie betoorftetyenbe (Einberufung unferer
©tänbeoerfammlung ben ltterarif<§en 33ef<$äftigungen
faft gänjli^ entjie^en ttrirb. SDarf iö) auä) fo lange
nocfy bie mir gütig anvertraute 2lbfd&rtft be£ Reibet
berger ßobey fammt ben SJtaneffifcfyen Silbern in
£änben behalten, fo ttrirb biefeS meinen ©tubten fe^r
ju ftatten fommeu. S)ie S3ergletc$ung jener £anbfdf)rift
mit ber SBetngarter unb ber 3Jlanefftfd)en ift in mefyr*
fa<$er Sejietyung erfpriej3li<$. SDem 2l6fd&mtt über ben
STOinnefang foH pnäc^ft berjenige über bie ein£eimtf<$e
§elbenfage folgen.
Eon}, ben iä) bei meinem 33efu<$ in Bübingen ge-
fprod)en, ift bur$ meine (grjä^lung fe^r lüftern ge*
toorben, baS fcfyöne ©ppis&aufen ju befugen* ©o$
$at er biefen ©ommer eine S3abreife gemalt unb »iE
barum biefen £erbft ju §aufe bleiben.
Stagelegentücfyft bitte \6) ©ie, midf) ben verehrten
3Jlännern, bie iö) bei 3#nen $töe fennen lernen, ju
empfehlen. 2tn #errn Don Qttner, ber mir fo fcieleS
SBo^ImoIIen erjeigt, fd&reibe iä) befonberä.
3Jiit banfbarer SSere^rung beharre iä)
Euer §o<§tt)o£lgeboren
ge^orfamfter ©iener
Subttrig Urlaub."
Stuttgart, 2. Dcto&er 1823.
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197
lUjltmb on Staatsrat!} nott Sttncx jn (f onftanj.
„Sere^rtefier £err Staatsrat^)!
©<$ü$tern ergreife i<§ bie geber, tnbem idj nad)
mannigfachen Störungen erft jefct für fo triele SBetoeife
beS SBotytooHenS banfe, bie mir, bem fcor^er Unbe*
fannten, auf meiner Sobenfeereife fcon Sfynen getoorben
finb. Sie Stage in (SppiS^aufen unb ber 2lbfd^ieb^tag
auf ber 9tei$enau flehen mir in unerlöf<p<fyem Sttn-
benfen. 55on bem gelfen §ofyentttriel faty idf) noä) ein*
mal auf ben See, bie ^nfeln unb bie alte 33if<$ofS;
jiabt banfbar jurüdf.
%ö) benfe mir, ©ie toerben fi$ je|t hrieber nadf)
(SppiStyaufen aufmalen, um fcor ßinbrudf) beS ÜBinterS
noä) einmal erfrifcfyenbe fianbluft etnjuatfymen ; iä) ftelle
mir fcor, ttrie ©ie in bem SBeinberge, an bem bamalS
bie £ageltooKe bro^enb, aber unf$äbli<$ fcorüberjog,
mitten unter bem ©etümmel ber Sßinier ein S^eofrU
tif<$e3 SbpQ °^er e^ne ^orajif^e Dbe auffcfylagen.
©ei e£ mir geftattet, Sfynen, bem erf lehrten greunbe
33enufinif$en ©efangS, bie anliegenbe 2lrbett eines
meiner greunbe, be£ tyieftgen $rofeffor£ ©<$tt>ab, ber
als ©idjjter rü^mli<§ befannt ift, }U übergeben. 9loä)
bitte iä), ben £errn t>. Saier unb Stofenläcfyler miö)
in freunblid&e (Erinnerung ju bringen.
SSon ganjem §erjen toünfd^e idjj, bafi gefellige
§eiterfeit unb bte 3Kufe, bie baS Seben fcerf<$önt, noefy
lange 3$re £age umf darneben möge.
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198
bleibt mir entfernt nid?t 3fcr! Senn ma§, trenn bie ganten
fehlen,
3ft no* §olbe§ bem *Htenf$en! 0 ftetS bei ben Tanten
fei i<$!
ge^orfamfier SDiener
Subtoig Urlaub."
©tuttßart, 2. Dcto&er 1823.
©aron iwn Samberg au IHjlanb.
<SWi§$aufen, 11. Dcto&er 1823.
„Siebet £err!
3$ müä)te lieber jagen greunb! toenn i<$ hoffen
bürfte , biefen -Kamen bei 3f;nen ju fcerbienen: Jebet
anbere, ben Sie mir geben fönnen, ifl mir ^ödfjft gleich
gültig, unb naä) biefem toerbe iä) fireben, fo lange
©ie mir erlauben , Don mir unb meinem treiben unb
%fyun 3^nen 3laä)tiä)t ju geben.
3$r ©^reiben toom 2ten biefeS fyaV i<$ erft £eute
erhalten. $)afe ©ie bie Erinnerung an bie furjen
©tunben, bie ©ie ber 33iCa 6$)oni8 unb i^rem 6in*
fiebler gefd^enf t , in Syrern §erjen betoa^ren trollen,
l)at miä) innig gerührt unb, fo toeit mxä) no<$ 6ttt>aa
freuen fann, ^erjlidj gefreut. 63 fd&ien mir, als ob
irgenb eine mir unbefannte Urfa^e ©ie jurüdf gehalten
l;abe, fi$ ganj ju erfdjjlie&en; ba& biefe meine Slnfidjt
ni$t bie einige gemefen ift, mögen ©ie au8 folgenben
2Borten meines greunbcS Qttner, bie idjj §eute mit
Syrern «riefe erhalte, fd&Kefeen: „SDiefe 2Bo$e erhielt
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iä) Don bem Siebter ItylanbuS, bem ttrir fein Säbeln
ablotfen fonnten, bie latetnif<§en Oben fcon ©uftat)
©<$toab, bie er unter bem fetten Äöntg Slgag an bie
Sanbftänbe bietete, faft alle in alfaifd^em S3er3maf$e.
©ie finb t)on fcerfcfyiebenem SBertye, bo<^ meiflentyeilS
gut unb firo^en toon SBaterlanbSliebe unb freiftnnigen
©ebanfen, wie fie bie Könige nid&t gerne hören. 2)a£
Sefte babei aber finb bie ^errlidjen beutfd&en Hebers
fefcungen toon Urlaub, bie baS Original bei SBeitem
übertreffen unb bie &erf<§loffenen Qbeen tyU unb beut*
lid) an'S £age3li<$t jie^en." 1
•Jhin jur ^Beantwortung 3^re§ 33riefe$! S3on Syrern
Vorhaben, eine 2)arfteHung ber beutfdjjen $oefie im
$eitalter ber ^ofyenftaufen ju geben, haben Sic mir
Weber im Allgemeinen, nodj) inSSejug auf bie 2Ibthei*
hingen etwas gefagt, allein als iä) Q^ren Sßalther Don
ber 33ogeltoeibe gelefen hatte, war mir f$on flar, bafc
in biefer 3ett nur ©ie, ober fonft -Jiiemanb, biefe 3lrbeit
mit ©lud unb ©efdjjitf unternehmen unb fcoHfüfjren
fönnen. Safe ©ie fol$e meiner Prüfung unterfteHen
motten, fehe ich für eine blofee $ßfli<hfeit an, benn
©ie toerftefyen baS in jeber Sejiehung beffer als ify;
unb wenn ich je ßtwaS war unb fonnte, fo ^at bie
Trauer nun ju fciel ©etvalt über mich gewonnen, als
bafe iä) mir noch f$mei$eln bürfte, etwas ©uteS unb
<3ro6eS in meinem ©inne ju leiften. Non sum qualis
eram, sub bonae regno Cynarae! ©leidf)t>iel, Wenn
nur baS ©ute geflieht, bur<h wen es gefd^he!
1 §err fc.Sttner $atte bieUeberfefcung für baSDriginal gehalten. '
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200
3liä)t nur bie 2tbf<$rift be$ palatintf<$en ©obey
9lx. CCCLVII unb bie 3^^^ngcn aus ber -Dianefs
fifd&en £anbf$rift, fonbern mein ganjer literartfdjer
Separat fte^en S^nen ju jeber 3*it unb auf fo lange
3eit als 6ie itjn nufcen tooHen ju SDienften. SEBojU
£ätte i<§ tyn fonft ertoorben?
9Jtö<$te xü) im ©tanbe fein, 3$nen re$* *>iclc
SDienfte ju leiften unb 3^nen ju jeigen, toie fe^r i<$
einen 3Jlann etyre unb liebe, ber feinem 33aterlanbe
treuer fein mujg, tyätte er aud& fein anbereä SSerbienft
um baffelbe, als ba& er fo oft gejeigt ^at, toie treuer
i^m ba$ SSaterlanb ift.
Sie 33erglet$ung ber 2Raneffif(^en 2lu£gabe mit
ber SBeingarter Jpanbf^rift mufe 3#nen unjtoeifetyaft
toidjtige SRefuItate getoä^reu. 3dj glaube, ba& ber 2Bein=
garter ßobej bem fogenannten 3Jtaneffif<$en jur ©runfr
läge gebient ^at; bafe lefctere für ben Sifdjof £einridfj
(t)on Älingenberg) fcon (Sonftanj gefd&rteben toorben fei,
ift mir beinahe me^r als toa^rfdEjeinltd^.
Seben ©ie red&t too^l unb vergnügt mit öftrer
liebenStoürbigen e^elid^en SBirt^in unb gebenfen Sie
jutoeilen
3^re$
©ie aufrtd&ttg toere^renben
3. t>. Safeberg."
3n feinem ©rief an Samberg ertoätynt U^Ianb, bafc
er eine (Srimtnalbefenfion, bie tym Dom ©eri<§te auf*
getragen roorben, ju §aufe angetroffen. Obgleich er
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201
feine Sßroceffe me$r übernahm , fo mo$te er bo<$ bie
©rflärung beim 3Jliniftertum ni$t abgeben, bafe er toon
ber Slb&ofatur jurücftrete, »eil er vermutete, bafe es
feinen SSater betrüben fönnte. <5o na^m er eben biefem
ju lieb bie Saft auf ft<$, toenn bie Steide ber Sinnen*
proceffe an i^n fatn. SUle^reremal fam e$ vor, bafj,
toenn er von einer toiffenf<haftli<$en Steife jurüdffam
unb nun ft<^ freute, an bie Arbeit ju ge^en, er fold&e
Aufträge auf feinem SEifd^e fanb.
Urlaub an ftreüjerrtt Hott Stapcro.
„SBeretyrtefter greunb!
2Bemt iä) fo fpät erft ba3 ©^reiben erttriebere,
toobur<$ 6ie mir biefen -Kamen geftatten, unb trenn
ify fo lange im Sefifc öftrer gütigen Mitteilungen ge*
blieben bin, fo toirb mir ju einiger ©ntfd&ulbigung
gerei^en, bafe iä) nun feit me^r als fieben 3Jtonaten
bur<$ lanbftänbifd^e SSer^anblungen demjenigen, too^m
miä) bie Neigung trägt, fafl gänjlid^ entfrembet bin.
3)o<§ lann i<§ ben 6onntag , ben iä) im vorigen
Sommer ju ©ppi^aufen fo angenehm jugebrad&t, nid^t
o^ne einige 3eilen banfbarer (Erinnerung vorübergehen
laffen.
5Die Stbfc&rift ber *Pfäljer Sieber^anbf <$rift , bie i$
mit innigem 2)anf jurüdfenbe, $at mi$ in meinen
©tubien mannigfadjj geförbert. Söenn glei$ im ©anjen
nadfjläfeig unb gebanfenloS gefcfyrieben, giebt biefer Sobey
bo$ eine 3Jleuge neuer SeSarten unb berichtigt an vielen
Digitiz
202
Steffen ben geftörten SR^ttymuS; t)orjügli<$ aber §at er
manche toerty&offe Sieber, bie in ber 3Jtanefftfdf)en
Sammlung fehlen, ber SSergeffen^eit entriffen. ©ie
Segnungen aus ber 3Jtaneffif$en #anbf<$rtft finb in
me§rfa$er 33e$iefyung erläuternb. 9Jlan$e flammen
offenbar aus älteren §anbf#riften tyer, namentlich aug
ber SBeingarter. £)a£ Silb Ulrid) ton Sid&tenfteinS ift
ofyne $tt)eifel, fammt ben Siebern, auä einer |>anbs
fdjrift beä grauenbienftä entnommen, Königin 23enu$
ergebt fi$ aus bem 9Jieer ju SJlefire. 3Jtetyrere mögen
na$ alten Siegeln, h>el$e bie SWitter in voller SBapp*
nnng barftellen, geseidjnet fein. SDie SBappen jeigen,
ju tt>eld&en t>on fcerfdfjiebenen ©ef^Ie^tem be3 gleiten
9lamen3 man in fo na^er $ett ben Sänger gejä^lt ^at;
mandje finb aber too^l audf) in Ermanglung fefleren
Stn^altä na<$ ben tarnen aus ber ^^antafie gemalt.
Se^r erfreulich ift bie ©ntbedung be£ ©abriel t>on
SKontetoel. 2lu<$ biefe |>egäuburg tritt nun in ben
©tanj ber $oefte. steuerlich $at ein £err Heinrich
Schreiber in ber SSibliot^ef be3 proteftantifd&en Sentit
narS ju Strafeburg bie $anbf<$rift einer älteren
2llejanbrei3 als 9tubolp^3 gefunben unb batoon in ber
ßeitfd&rift Sparte groben gegeben. Solche Stüde aus
bem 12. Qa^unbert, mit unfcofffommenen Neimen,
tote ber alte SCriftan u. f. to. fd&einen mir , toenn gleich
einem ganj anberen Äreife angetyörenb, über ba3 Sttlter
be3 9tibelungenlieb8 mehrere^ Sicht verbreiten ju fßnnen.
Sölit Sehnfud&t fel)e ich ber 3eit entgegen, bie mir
geflatten hrirb, ber alten toaterlänbifd^en ©id^tfunft lieber
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203
einige 9Kufce gts tmbmen. 3)a* Wäfyte nrirb bann tt)oI)l
fein, bafe i<$ ben Stuffa^ über ben SDUnnefang, too&on
idfj Sftnen f$on früher gemelbet , in'« kleine bringe.
3Jlit aufrichtiger 25eref;rung unb greunbfdfjaft ber
JSfyrige.
Subfoig U&lanb."
Stuttgart, 13. 3um 1824.
9ia$ bem anftrengenben Sanbtag h>ar eine @r*
^olung für Urlaub S3ebürfni§; er reifte bef$alb mit
feiner grau unb einer jüngeren 6$tt>ägerin burdfj baS
93rei3gau na<$ SBafel, bann bur<$ ba£ Stftünftert^al auf
Den SBeifeenftein unb über Sern, Seüap, ©enf in baS
S^amounit^al. 3Son bort tourbe ber Sßeg über ben
(Sol be 93alme in ba$ SBaÜtö genommen, ba3 Seufer
Sab befugt unb über Sfnm, Sern unb Sutern ber
Stigi lieber befugt, beffen fcoffe Sd^ön^eit aber auä)
biefeSmal bie SBanberer nid^t genießen fonnten, toeil
baS SBetter ungünftig fear.
©egen ba3 ßnbe be3 Qa^rc8 fcer^eerten ungeheure
Stegengüffe, bie eine ]grofee Ueberfcbtoemmung l;erbei^
führten, einen ^eil beS roürttembergifc^en SanbeS,
2)ie Srüdfen mürben roeggeriffen, bie Käufer toon SBaffer
untertoüfjlt, ba$ SSie^futter tt)eggefc$tt>emmt, in ben
9Jfü§toerfen, bie ©<$aben gelitten, fonnte ni<$t gemahlen
werben. 2)ef#alb vereinigte ft<§ Urlaub mit anbern
SDlännern, fte ließen einen Slufruf ju Beiträgen tut
Sinberung ber 9loti) ergeben.
Öftre gute äbftd^t tourbe mit über alle @rtt>artuug
reifem (Srfolg belohnt unb fie babur$ in bie Sage
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204
gefefet, ben 5ftot§leibenben ttrirffame Jpülfe bringen ju
fönnen. Ufylanb unb fein ©$toager, Kaufmann 9!eeff,
reisten im fd&led&teflen <Jtobember;2Better in ben am
meifien betroffenen Drtfd&aften $erum, um na<$ 93e-
fpredfmng mit ben Drtgs unb Dberamtäüorfiänben Sin*
beruug für bie erfte Wotf) ju bringen unb jum ^Bieber*
aufbau ber jerftßrten Käufer SDUttel beijufteuern. 6r
führte bie SSerjei^niffe mit grofeer Sßünftlid&fett felbft,
toctyrenb er im eigenen ^auSmefen ftdj ganj gerne t>on
ber grau Reifen liefe, ©o §at er auä) einmal, als er
in ber ginanjcommiffion toar, einen bebeutenben SÄeäjen*
fehler gefunben, toäfyrenb bie 9te$enfunft bo$ gar ni$t
ju feiner Begabung gehörte. 6r fonnte aber nichts
tyalb ttyun, aHe£ fcfjlotterige, unpünftli<$e SBefen toar
i^m jutüiber. Qn feinen ©riefen, ja felbft in feinen
3Jtanufcripten ifl feiten ettoa3 auägeftridjen.
Urlaub an grciljcrnt toon Samberg*
Stuttgart, 16. Styrit 1825.
„SSere^rtefter £err unb greunb!
pr ba8 ©efd&enf , ba3 ©ie mir mit bem 2. S3anb
be$ SieberfaaleS gemalt, fage i<§ erft jefct meinen ^erj-
lid^en 2)anf, nad&bem e3 mir auf abermalige lange
Unterbrechung hrieber vergönnt ift, ju ben altbeutfdfjen
©tubien prücfjufe&ren unb babei au<fy biefer frönen
©abe mi<$ ju erfreuen. SefonberS tmd&tig ift mir aucfy
ba3 reichhaltige 33ortoort. SJJöge ba3 3ht<§, ba3 fid^
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über £einri<§ fcon Jtlingenberg f<$reiben liefee , ni<^t
ungefd&rieben bleiben!
2lber bie 3ueignung biefc^ gleiten SBanbeS erwedt
we^müt^ige Erinnerung an ben ©iebermann, t>on bem
e3 nun erji re<$t Reifet:
mid; mmet fyarte fere
baä ir fo fcerre fmt!
3n vorigem ©pätja^r ^atte i$ mi<$ tnel mit
SBolfram fcon 6f$enba$ befd&äftigt, auä) Einiget nieber*
getrieben; aber ftatt ber erwarteten altfranjöfifd&en
ipanbfd&riften toon 33ern, treibe mir ju grünblicfyer 39e*
Ijanblung biefeS S)t<$ter3 unentbehrlich fd^ienen, fam
bie Stntwort, ba§ fol$e ni$t abgegeben werben. Siefen
nötigte mi<$, ben gangen SCbfc^nitt jurüdgulegen, unb
iö) habe mich jefct gu ber beutfd^en ^elbenfage gewenbet.
©ine neue Ausgabe ber SJtaneffifchen £anbfchrift
bearbeiten, möchte, wenn au<h fein $inbemi& oh
waltete, mein grammatifcheS SEalent faum ausreißen.
SPltch freut e3, wenn nur enbli<h baS gange Material
biefer reiben ßieberfammlung gu Stage fömmt. SDafcon
aber §at mi<h bie SJergletchung ber ^iefigen Söeingarter
^anbfd&rift übergeugt, bafe man bie älteren SDtinnefänger
au3 bem 3Ranefftfchen ßobej ni<ht in äd^ter ©eftalt
lennen lernt. — £a<hmann3 SSefanntfd^aft habe i<h ^ier
gemalt. SSon ihm ift gewifj SebeutenbeS für Spraye,
Sßrofobie, ßritif gu erwarten. (Sin anberer eifriger
greunb be$ beutfd^en SllterthumS, -Dtafemann, War an
Dftern ^ier, als i<h mi<h gerabe in Bübingen befanb.
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2U6
(Sr liefe mir bie 2tngeigc feiner beabft<httgten 2lu3gabe
ber $aifer<hronif jurüä , bie xä) für ben gaE, ba& jie
3^nen noch mä)t befannt toäre, ^ier beilege, ©r reist
biefeS fcerbienftlichen Unternehmens toegen noch nach
3Jiün<hen unb Strasburg, unb tirirb auf bem 3tü<fn)eg
lieber hier eintreffen.
@ine weitere 3fafünbigung altfaffifd^er ©prad^
benfmale fcou 6cheller erregt grofee 'ßrtoartungen. 3U
ttermunbern ift nur, bafe mit einer fpätern Ueberfefcung
ber Anfang gemalt toirb.
2)er grühling, für ben 6ie uns einen Sefuch
hoffen liefen, ift nun angebraten. barf nicht erft
toerficfyern, toie ungemein e£ mi<h erfreuen roürbe, 6ie
rec^t batb unter meinem SDac^e ju begrüben. SÄud^ (Song,
ben i$ üor wenigen £agen gef proben, ift ju treffen
unb freut fi<h %\)xex Slnfunft.
2Jiit aufrichtiger Verehrung
3hr
& Uhlanb."
Stuttgart, 26. (September 1825.
„Verehrter $err unb greunb!
SJlein lieber greunb, ^rofeffor ©chtoab, ber im
begriff ift, eine Steife an ben Sobenfee austreten, hat
mi<h um einige Qtilen ber Empfehlung an ®ie erfucht.
Seine toor jtoei fahren erfd^ienene Sefd^reibung ber
fd^iüäbifchen Sllb, toorüt er mit ber hiftorifdMopo*
grapsen 2)arfteÜung bie poetifche 2luffaffung ber
SRatur unb ©agentoelt gu tierbiuben gefugt, ift $1)ntn
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207
t)iellei<§t befannt 3n fllei$em Sinne unternimmt er
jefct ben Sobenfee unb ba3 SR^eint^al ju betreiben,
unb mad&t fi$ auf ben 2Beg, um 2llle8 toiebertyolt in'S
2Iuge ju f äffen. $>ie Aufgabe ift intereff anter, aber
auä) fd^nrieriger al3 bie frühere. 3)urdfj ©tubien unb
33eruf3gef$äfte biö^er toorjüglid^ bem grie^ifd^en unb
römifd^en 2Htert$um jugetoenbet (wiewohl er auä) ben
Waltharius manufortis im 9ßibelungenmaaf$e t>er=
beutf<$t $at), ift tym fe^r angelegen, für ba£ neue
Unternehmen 9ftatb unb Seiftanb ortahmbiger unb in
ber mittleren 3eit ein^eimifd^er SDiänner ju gewinnen.
Su grfüttung biefeä 2öunf<$e8 glaubte idf) burdE> nichts
fo fe$r behülflid) fein ju fönnen, als inbem id& mir
geftatte, fein SJor^aben Q^rer toofylttoHenben 2lufmerf;
famfeit ju empfehlen.
%üx bie gütige ^ufenbung &om 3ten Sanbe be3
SieberfaalS ^ole idf> meinen wärmften SDanf nod) nad;,
aber nur mit Slerger fann ity baran benfen, bafe bie
gjlitt^eilung ber Sßeingarter £anbf<$rift für bie gorfc
fe|ung beS SBerfeS tierweigert worben. $)ie Sonfe-
quenjen wegen eines 2tblehnen£ mä) anberer Seite
mögen ber ©runb bat»on fein.
2öäre mir nur ein braud^barer 2lbf$reiber für
folgen Qtoeä befannt, mit Vergnügen würbe id) eine
forgfältige SSergleid^ung ber Urfcfyrift für ben Sieberfaal
öorne^men. Ober würbe mir nur ber Gobey auf ein
^alb %df)T in'3 #au8 gegeben, toürbe idfj tootyl naä)
unb nadj> bamit fertig, befonberS wenn etwa ber f$on
gebrudte ©ott Slmur wegbleiben fönnte. ffim freunb-
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208
liiert 2lnbenfen miä) angelegentli<$ft empfe^tenb mit
untoanbelbarer SSere^rung
Subnrig tl^lanb."
Samberg an Ulilanb,
^eiltgenBerg, 25. 3Hai 1826.
„33eretyrtefter greunb!
Steinen beften unb innigften ©auf für ba§ grofee
Opfer, ba3 6ie mir mit aSermcnbung 3#rer foftbaren
3eit auf 3lbf<$reibung be3 SBeingarter ©obey bringen,
2Bann unb nrie toerbe iä) im Staube fein, biefen greunb*
f<$aft8bienft ju ertoiebem? 2)od&, S^nen bleibe t$
gerne ein ©d^ulbner.
£err ^rofeffor ©<$tt>ab fyat mir t>on $eit iu 3eü
t)on bem Fortgang biefer ärbeit Äunbe gegeben unb
mir Hoffnung gemalt, ftc bis ©übe btefeS 3Jlonat8
beenbigt ju fetyen; bann tooHte i<$ ju !3#nen fommen,
Sie befugen unb bie SSergleid^ung mit ber Urfc^rift
fcome^men. ©in geftem erhaltenes ©^reiben be3 $errn
$ßrofeffor3 ttyut feine ©rtoä^nung Don bem SBeingarter
©obey; iä) fd^Iiefee barauä, bafe idjj no<$ nid^t fommen
fott, unb ertoarte Dörfer no<$ weitere 3Ra$ri$t fcon
i^m ober S^nen.
freue mi<$, 6ie na<$ fo langer $eit toieber
einmal ju fe^en unb ju fyred&en; bann tncHen mir bie
Theotisca leben laffen, in tt>eI<J)er bo<$ nodjj $te unb
ba ettoaS getrau toirb; fo mufc 3#nen j. S3. Sacfc
mann« Ausgabe t?om filtern 3Jiün$ner ©obey be3
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209
SRibehmgen^SiebeS gefallen ^aben, ba fie uns bie ältefle
Ueberlieferung beffelben fo treu als möglich giebt.
3$ fenbe Sutten &ier: ffiie treue 3Jiaib t>on
39 ob man; fie fott mi$ bei 3$nen unb 3$rer e^eli^en
SBirt^in anmelben.
@S ifl man<$er weniger fdfjöne ©toff in ber neueren
$eit jur Stomanje üertoenbet toorben: möd^te er ©ie,
mein greunb, ju einem guten f$tt)äbif<$en Sieb an*
regen !
Seben ©ie toofyl unb f^reiben ©ie mir balb, ba&
bem SBeingarter apographum baS Explicit feliciter
ift beigefefct toorben.
3. Samberg."
SBotlenbet ju ©onftanj am
4. 3uß 1826.
®S fear ©utyij 33oiffer6e gelungen, bie oben*
ermähnte SBeingarter £anbf$rift fcon ber föniglufyen
Sßrtoatbibliotyef ju erhalten; er beforgte für Samberg
baS 2lbjei<$nen ber Silber unb gab fie bann Ufylanb
in'S £auS, toeld&er mit ©<$toab jufammen bie 9Ibfdf>rift
beS SCeyteS beforgte. $m äfaguft fam bann Samberg,
um bieSEejte ju Dergleichen, ju Urlaub, bem eS eine
grofee greube fear, ben liebenStoürbigen 3Jtann unter
feinem 2)a<$ beherbergen }u bärfen unb längere $eit
feines Umgangs geniefeen ju lönnen. 3ft einem ©riefe
Sambergs an Urlaub, ben Safeberg toon ©igmaringen,
tt)o er bei feinem älteften ©o^ne einfette, fd^rieb, fä^rt
er, nad^bem er feine Steife bis ba^in erjätylt, alfo toeiter
fort: „3)a ^aben ©ie, mein greunb, ben getreuen
U 6Ianb8 Seben. 14
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210
33eri<$t meiner furjen, eben ni$t ereignifcreid&en Sfteife,
auf ber iä) fo oft an ©ie unb 3#re liebe e^eltd&e
SBirt^in gebaut fyabe unb an bie Siebe unb greunb-
fd^aft, bie iä) empfing, nie o$ne ©mpfinbung ^erjltd&en
©anJeSfürbenftillengrieben, ben idfj bei^ftnen genofc.
©onberbar, bafc au<S) auf biefer furjen gafyrt ba3 ©Iiicf
mxä) toieber in meinen gor f jungen begünfligte unb iä)
in bem £aufe be3 33if$of3 D. ©t?ara bie £eimat£ eines
f^treijerifd^en ©ängergef<$le<$teS entbeden mufcte, tote
©ie auö ber Seilage erfe^en toerben. 3$ benfe in ein
paar Stagen bie Ufer beS SobenfeeS toieber ju fe$en
. unb toon ber Villa Epponis aus S^nen toeitere %laty
x\ä)t ju geben, Qnbeffen taufenb ^erjtid^e ©rüfee an
bie toadere grau @mma unb ben biebem ©uabo,
bem iä) nod&malS, fotoie Sftnen, teurer greunb, für bie
grofce £ilfe an bem Codex Weingartensis innig banfe.
2)ie 3#rigen, iä) meine #errn Stofer unb feine fd&öne
grau, auä) ben lieblichen Meinen ©uftaü 9tofer, bitte
i<$ üon mir melmal ju grüben; fann i<$ Syrern §errn
©<$tt>ager in ber Umgebung beS SobenfeeS ober in ber
©d&toet} entomologifdj^e Aufträge beforgen, fo toerbe i<$
es mit eben fo ttiel $ßünftlidf>feit als Vergnügen tfyun.
Sitten ©ie ©$toab in meinem 9iamen au<f> an feine
grau einen frönen ©rufe auSjurt<$ten. 2ln fein Su#
toerbe iä) am erfien Sage meiner Sutyaufeftmft Jpanb
anlegen unb es tym balD möglid;ft jurudfenben. Vale
et me amare perge.
Lassbergius.
Explicit am 6. ©eptem&er 1826.
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211
efyon am gd&luffe beg Sa^reä 1825 f treibt ttt;*
lanb in einem SBriefe an feinen SSater, toic folgt:
„£eute toar SBeiffer bei mir unb fagte mir, fein
Stoiber fei geftem Don Bübingen jurüdgefommen unb
£abe ben Auftrag üon gerbinanb ©melüt, mic§ p fra*
gen, ob iä) bie SBatyl jum äbgeorbneten toieber an*
nehmen toürbe? 3<$ toeifc nidjt, ob ©melin fcon bor*
tigen bürgern beranlafet ift, fi<$ ju erfunbigen. S3i^cr
$atte iä) feinen Slnlafc, meine ©ntfcpefmng ju äußern,
toeil im$ -Kiemanb gefragt £at. Slber e8 ift mein äber=
legter ©ntfd^Iufc, biefemal feine SBatyt anjunetymen. Qn-
bem \6) bie fteben unruhigen $atyre bur$ ausgemalten
$abe, glaube iä) meine ^Bürgerpflicht in biefer §m\\$t
erfüllt ju $aben. Stuf no<$ einmal fe$3 3»a$re midE)
toon jebem anbern Seruf unb Seftimmung auSaufdpefcen,
fann ni<$t öon mir verlangt toerben, abgefe^en batjon,
bafe mir au$ fonfi bie £ufl unb Siebe fefylt, bie fcor
allem ju einem folgen SßirfungSfreife erforberli<$ x%
SBenn ettoa ber liebe SSater gefragt ttrirb, fo bitte
il)n, ben gragenben meinen beftimmten ©ntfd&lufc ju
fagen; baffelbe toirb auefy SBeiffer in Sesietyung auf
©melinä Anfrage §eute an Dnfel SDoftor fd^reiben. 3$
toünfd&te nid&t, bafe Qemanb vergeblich feine Stimme
mir gäbe, ober gar eine fcergeblid^e SBatyl vorgenommen
tt>ürbe, inbem id& fie ablehnen toürbe.
©d^laper toäre too^I fe^r geeignet, für eine ber
SlbgeorbnetenfteDen von ©tabt ober 2lmt Bübingen ge=
totylt ju toerben; ob er e3 toünfd&t ober annehmen
tDürbe, ift mir jebodf) unbefannt.
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212
@mma tyat eine grofce 2Mf<$e. S5a$er nur tyre
^erjli^en ©riifce mit benen
3#re3 ge^orfamen ©otyneS
©tuttgart, 2. $ecem&er 1825.
©in ©tammbudpatt für Ulbert ©<§ott, in U^tanbS
©ebtd&tfammlung mit ber Sfaffcfyrift: „Qfn ein Stamm-
bu<$" aufgenommen, geigt, tüie biefer Srief, bafe bie
Hoffnung, ©ute3 unb @rfprie&li$e£ für fein £eimatfc
lanb in ber ©tänbefammer toirfen ju fßnnen, bur<$
bie Seit fe^r gefd^mälert tourbe. 9loä) im $a$re 1860,
alö er nadfj ©<$ott3 SCobe fü£ feinen -Jiefrolog um
einige SData angegangen tourbe, fprad) er e§ aus, inbem
er in feiner Slnttüort fagte: „(Sin 3rrt$um ift, baft i<$
mit ©<$ott aus ber Äammer getreten fei; i<$ Verblieb
in berfelben, tnenn auä) freubtoS, bis jum ©<$Iu&
ber fed^ffl&rigen SBa^lperiobe."
3m puSlid&en Greife unb unter greunben behielt
er aber guten Wlutf) unb trug bur<§ feinen £umor oft
fogar tt)efentli<§ jur Erweiterung ber ©efeUfdjjaft bei.
$um Belege fott §ier ein Srief folgen, ber toon 33er;
fleibungen fprid^t.
Uljlanb an feine gram
(Stuttgart, 1. gefcruar 1826.
„Siebes 2Beib!
2Bte ift e£ SDir benn bei ber grimmigen Äälte ge*
gangen? 2ötr ^aben uns itoar unbe^agltdfj , aber fonfi
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213
too^l befunben. Such ber fleine -Jteffe ©uftat? ift tote*
bcr gefunb. ©erabe als i$ ju f<$reiben anfing, lam
er mit Subtoig unb gab mir einen ©rufe an $>i<$ auf.
•Keine 2töft<$t fear, S5ir gejiern f$on fd^reiben,
aber 33ormittag$ fear 6i$ung unb SRad&mittagS ©afc
ma^l beim ^errn giirftyräfibenten. 2>a hatte i<h benn
erflaunli<h mit meiner Toilette ju fäaffen. 2)u h&teft
feheu foHeu, tirie \ä) einige ©tunben lang alle Äiften
unb Ääften, @<hublaben unb §ä<$er bur<htt>üblt unb
umgelegt habe, um bie mancherlei ©tlidfe meiner 2lmt$-
ma*ferabe jufammenjufu^en, unb bo<h habe i<h noä)
entlegnen muffen.
Unb nrie fteht e3 benn mit unferer 9Jia$f erabe?
Sijl 35u fleifetg an meiner glüeler £ra<ht getoefen unb
hafi £)u für S)i$ eine hübfche ßarifatur aufgefunben?
Sefct finb faft tägli<h 2lusf<hufefi|ungen. 3^ $<*ufe
habe iä) noch toenig gegeffen. 3JUt Äarl bie SReife ju
machen, toäre ich fd)on Amtshalber fcerhmbert getoefen,
unb SDu ttrirfi, rathe iä), auch bie forcirte SRüdreife nicht
mitmachen.
9hm grü&e bie (Saltoer beftenä , fage SSruber ©u*
ftat» meine §erjüd)fteu 2öünf<he jum ©eburtstag unb
lehre too^leingepadt jurücf in bie Slrme
SDeüteä harrenben
Urlaubs toaren bamalä Teilnehmer eines foge*
nannten ÄränjchenS. 5Dte 2Jiitglieber unterhielten fi<h
häufig burch Aufführung ftm (graben ober burch ©ar*
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214
■
fteHimg ©d^UIer'fdfjer unb cmberer SaHaben. 3u §umo*
riftifd&en Stötten, ober au<$ ju Don tym $umorijHf<§ aufs
gefaxten, liefe ft$ Urlaub gerne Bereit finben imb ergöfcte
oft bie ©efettf^aft bur<$ feine Reitern ©tnfälle, bie fo
nngefudjt unb anfprud^loä angebracht tourben.
2luf ben 2Bun[c^ ber SJlutter be3 f$on lange Sa^rc
geifteSfranfen SDidj)ter3 #ölberlin beforgte Urlaub mit
greunb Sd^toab bie ^erau^gabe feiner ©ebid&te. ©in
33rief Urlaubs an SSarn^agen, ber i^n jur SC^eilna^me
an einer neuen Siteraturjeitung aufforberte unb eine
Slecenfton fcon £ölberlin8 ©ebbten i^m ju fcfyreiben
fcorf^lug, gibt fcon biefer Slrbeit nähere Äunbe.
Urlaub an SBarnljagen,
„Sieber greunb!
Steine 3^ilen fcom 26. £>ecetnber 1826 traf i<$ bei
meiner 3urüdttunft fcon einer Keinen SReife. ©eit eini*
gen 23o<$en bin iä) ber 33ef<$äftigung bei ben Sanb-
ftänben entbunben unb mufc nun t>or allem mein 2te
ftreben barauf rieten, eine längft angefangene, aber
fcielfadE) gehemmte Arbeit im %aä)e ber @efdf)i<$te ber
beutfdfjen ^oefte einmal ju @nbe ju führen. 3n meinen
93eruf jur firitif im fcorauä mifetrauif ä) , toermag i<$ für
jefet toenigftenS ©einer freunbltd&en äfafforberung ni$t
ju folgen, obgleich iä) baS 93ebürfni& einer fritifd^en
3eitfd&rift t>on regerem ©eifle als bie bisher toor^anbe*
nen, fcollfommen einfe^e.
2BaS £ölberlin3 ©ebid^te inäbefonbere betrifft, fo
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215
ifi 2)ir öießei^t nid&t unbefannt, ba& bie in ^Berlin
t>eranftaltete, bann burcfy Äerners #anb gegangene
©ammlung , Don $rof eff or ©<§toab nnb mir au« $ni(fc
f^riften unb au« ben un$ fcon bem ©tiefbruber be« un*
glüdli<$en S)id^terS mitgeteilten papieren, berenS)ur^
ftd&t mit mannen ©$ttrierigf eiten fcerbunben fear , na$
Gräften ergänjt toorben ift. 2lu$ ber Safca biefer §anb*
fd^rift $aben tirir namentli<$ ba« 33ru<$ftü<f be« @m*
^ebofle« aufgegraben. Sin ben ©rudffetytern fmb toir
unfd&ulbig, tmr Ratten un$ jur 9let)ifton angeboten;
na<$bem aber bie #anbf$rift lange liegen geblieben,
fant un« plöfclidj) ber größere S^eil be« 93u$e«, $u
SugSburg gebrudft, toor Slugen; nur burdt> ein lange«
SSerjei^nife ber ©rudffefyler, toa« einige ßarton« berate
la&te , lonnte iö) , f omeit e« o£ne ba« äJlanufcrtpt mög~
liä) fear, no<§ nad^elfen. 33ei jener S8ef$äftigung mit
ben treffli<$en ©ebi<$ten fam jtoifd&en un« man$e« jur
©pra<$e. 3$ benfe, baß bie Sttnftcfyt, in ber toir über-
einfiimmten, bereit« in einem Sluffafc au«gefprodfjen fein
ttrirb, ben ©<§tt)ab in ba« literarifd^e 6om)erfation8*
blatt eingefd&iät tyat, obgleich iä) biefen 2luffafc ni<$t
felbfi fcor^er gelefen tyabe.
flemer $at fi<$ in 2Sein«berg red^t angenehm mit
$au« unb ©arten angebaut, ein alter S^urm im ©ar*
tett ift jum romantifd^en ©tubirjimmer unb jum lieber*
bliä ber frönen ©egenb eingerichtet ; oft fie^t man toon
feiner Sinne papierne 2)ra<$en $0$ in bie Süfte ftei*
gen, 2lu<§ mir ge^t e« gut unb xä) §abe mir jefct
toieber freiere 3^ätigfeit eröffnet.
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216
S)eine3 Iiterarif<$cn 2Berfe3 freue \6) midfj Don
£erjen.
2)ir, unb tner fidfj fonft meiner erinnert, bie
befien ©rüfee
ber ©einige
S."
Stn«anfl 0118 einem ©riefe StodjmamtS.
Sßrofeffor Äarl Sa^mann au3 Serlin bat um biefe
3eit Urlaub um feine 2lbf$rift be3 Söeingarter 6obey.
,,©ie triff en ja, bafe i$ lange ju SBalt^er toon ber
33ogetoeibe vorgearbeitet $abe, mir fe^lt nur no<$ biefe
£anbfd?rift." ffllit greuben f^idt i$m Urlaub bie be*
ge^rte unb am 15. Quni 1827 erhält er bann fcon 2aty
mann biefelbe jurüdf. 35iefer fd&reibt baju: „^efct enb*
Ii<$ fommt SBalt^er ju feinem $errn jurücf : iä) meine
nid^t nur 3^re 2Ibfd)rift, fonbern bie Sieber, bie erfi
burdj) ©ie uns anbern red^t eingeleuchtet haben unb
mi<h ju ben äfamerfungen gedornt, toenn biefe anberS
ettoaS ©ute0 enthalten. 2BaS meine Äritil betrifft, fi>
ift mein työd^pter SBunfch, ©ie mögen finben, bafe einige
Sieber fi<$ jefct erft in ihrer ganjen ©<hönheit aeigen,
unb jugeben , bafc f o toenig au<h Stbbrüdfe t>on £anb*
fünften ju tabeln finb, bo<h toenn bem £)i<$ter fein
Unrecht gef drehen f oH , auch eine eigentlich fritifche 33e*
hanblung nöt^ig ifi."
£)en 3Konat Suli 1827 benü&te Urlaub ju einer
SReife mit feiner grau nach SUiünd^en, ©aljburg, in ba£
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317
©aljfammergut, 99er<$te3gaben, ^nnSbrudt , Sofcen, 3Jte=
ran, bann über Vorarlberg an ben Sobenfee nnb nad)
©ppi^aufen ju Safeberg. 3n ÜKün<$en würben bie
Äunftfdfjäfce mit bem angenehmsten ©eleitSmann, ©utyij
33oiffer6e, mit grofeem Qntereffe gefe^en; Ufylanb füllte
fid^ befonberS au<$ bur<h bie Sanbfd&aften toon SRu^Sbael
augejogen. 33on größerem SBert^e waren für ihn aber
bod^ vielleicht noch bie ©chäfce ber Sibliot^ef unb bie
wertvolle Sefanntfd&aft t>on $)ocen unb fcon ©chmeHer,
ben er jum erftenmale fah unb ber ihm ein fo teurer
greunb würbe. 2lu<$ Werthe frühere Sefannte, ^rofeffor
SJlafemann unb £ofrath Schorn, traf er in 3Jlün$en
toieber. ©aljburg unb baS an großartiger Sftatur fo
reiche SCprol forach Urlaub fehr an. SSon SnnSbrucf
au£ würbe natürlidh au<h bie ämbrafer Sammlung be-
fud^t. S)a3 SßSieberfehen fcon Safeberg ma<hte ju ber
frönen Sfteife einen erwünfd^ten ©dfjlufe.
©egen ba3 (Snbe be3 SatyreS 1826 Würbe Urlaub
butch Sßrofeffor S)iej fcon 33onn mit feinem 2Berfe über
bie ^oefte ber S£roubabour3 befchenft, mit einer fehr
herjli<hen Slnertennung feiner wiffenfd^aftlid^en Seiftuns
gen. Utylanb fd^reibt hierauf:
„Verehrter §err ^rofeffor!
©ie ^aben mir mit Sfoxem SBerfe über bie $oefie
ber XroubabourS ein fo erfreulich überrafchenbeS @e=
fd&enf gemalt, bafe ich mir fehr vorwerfen mufe, ^nen
meinen ^erjlid^en S)anf nicht früher auSgebrüdft ju
^aben. £)iefe3 SBerl, bem bie tterbiente änerfennung
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218
getmfj ni<$t fehlen ttrirb, fonnte toobl bo<§ SJiicmanb er*
tüünföter erfd&einen als mir, bet iä) mit ber fcertoanbten
^ßoefie ber beutfcfyen 3Jiinnefänger feit einiger fteit mid£
nä^er befd&äftigt &atte. ©abei fommt mir nun baffelbe
mit unentbefcrlid&en Unterfud&ungen über ben pro&encas
lif^en SJiinnefang entgegen, toeldOe toeit fcollftänbiger
finb nnb mir einen ft<$ereren SKn^alt gemäßen als bie=
jeuigen, toeld&e \<f) felbft anjuftellen im %aU gett)efcn
wäre, hierüber aber £ätte iä) miä) ausführlicher mit
3#nen ju unterhalten getoünfd&t als mir bisher mögli<§
toar, unb iä) erfpare e3 au<$ beffer, bis iä) %fynen meine
2tnfu$t über bie beutf<$en 2JlimteIieber einmal im 3u*
fammen^ang »erbe vorlegen Jönnen, toobet ©ie jebo<§
ni$t gerabe erhebli<$e (Sntbedungen }U erwarten haben.
60 fc^r i<h SftapnouarbS Seiftungen banlbar er*
fenne, fo tyat eS mir bo<$ patriotifd^e 23efriebigung ge*
toährt, ju erfennen, ttrie bie S3etra<htung beS ©egenftanbeS
burdh baS beutfd^e SBerf an SCiefe, ©d^ärfe unb Heber*
fi<ht gewonnen h<*t. gaurielS gefdf>i$tlic$e S)arfteHung
ift mir no<h nid&t jugefommen.
SJtögen ©ie bo<h balb ben jtoeiten %tyil mit bem
Seben ber ©änger unb, toie i<h ^offe, mit jahlret<hen
Uebertragungen df)arafterifttf<her Sieber nachfolgen laffen,
tt>obur<h baS gef(ht<htli<$ poetifd^e Seben jener 3ät jur
volleren Stnfd^auung gebraut »erben toirb.
Sei abfaffung beS Sud&eS tt>ar Shnen eine pro;
ttencalif<$e <panbf<hrift no<h nid^t befannt, tteld&e fi<h in
ber Sibliot^e! beS gürften t>on SBaEerftein befinbet, fcon
ber ©ie aber vielleicht tooty feitbem erfahren haben; baS
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epifd&e ©ebid&t toongierabraä, beffen einftigeä? Sor^an;
benfein in altfranjöfif<$er Spraye mir längft unjtoei*
fel^aft toar. Db baffelbe urfprüngli<h probencalif($ ab*
gefaxt trat, ift noä) ju unterfud^en, ba e3 in btefer
©pradf)e jiemlt<h fcereinjelt baftetyt, toäfyrenb e3 norb*
franjöfifd^ in einen DoUftänbigen ßpfluS einträte, in
eifern e3 bisher üermifet tourbe. 2)ie SKIejanbriner*
form unb ber epif<$e ©tpl finb biefelben, tt)ie in ben
norbfranjöfifd^en Chansons de Geste. Uebrigenä toäre
bie 39efanntf<$aft mit biefem @ebi#t für 3ftr 2Berf mehr
nur ber literarifd&en Seltenheit toegen fcon Sntereffe ge-
tüefen, ba ber Sfterö ber protoencalif<hen 2)i<htung bo<$
im Styrif(§en liegt. ®er Anfang, toorauS juglei<h ber
ttorbfranjöfifdjje Itrfyrung ftch betätigen möchte, lautet
fo: ■ ©ie ermahnen jtoeier altfranjöfifdfjer ©e;
bi<$ie, too&on iä) einfi 9tad)ri<ht gegeben. SSon allen
Quellen entfernt, $abe iä) bie altfranjöfif^en ©tubien
feiger bei Seite liegen laffen. ©oHte Q^nen bie ßennfc
ntfc biefer ©tü<fe bon Qntereffe fein, fo toürbe mir e$
$reube ma<$en, $$nen folche )it jebem ©ebraudfje mit*
jutheilen. 2Bie fefyr toäre überhaupt ju ttninfehen, bafc
%t)xe Bemühungen au<h auf bie Sßoefie ber 9torbfran*
jofen, treibe gerabe in ihrem beften unb ergiebigen
gelbe, bem epif^en Äreife unb bem romantischen Sftitter*
gebiet, noä) fo gänjli<h öernad^Iäffigt ift, ft$ erfheden
möchte. SUlerbingS toäre fyex noä) ein unüberfehbarer
©toff ju behanbeln unb ein längerer Aufenthalt in 5ßa=
rte toohl unerläßlich; aber toeldfj ein ©chaj} neuer Snt~
bedungen unb nichtiger 2luff<hlüffe für bie ©efd^id^te
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ber gefammten Sßoefie ber neuen SJölfer mü&te bem
mutagen gorf<$er lohnen! 3Kit ber aufrid^tigften #o<^
adfjtung
ber %f)xiQe
2. Itylanb."
Stuttgart, 12. SWai 1827.
2)er alte greunb lltylanbs, SSaron Samotte gouqu6,
£atte einen jungen Sfiorbbeutfd&en, #errn Galling, ber
feine ©tubien in Bübingen fortfe|en toollte, an Urlaub
empfohlen. Sein Qntereffe für bie altbeutfdfjen £)id(?t=
teerte erfreute Urlaub, unbba er beabftd&tigte, ba8„glü<f-
tyafte ©<$iff" Don gifd^art l)erau3jugeben , fo toar i^m
U&lanb gerne be^ütflidfj. Sie Dfianber'fd&e S3udf$anb*
lung in Bübingen moHte bie Verausgabe übernehmen,
toeun Urlaub ein SSortoort baju gebe. S)a arbeitete
Xtfylanb ben 2luffa| über bie greifd&iefjen au$ unb biefer
tourbe bem 2Berfe üorgebrudt.
@3 erfreute Urlaub fe^r, trenn ftd& jüngere, fireb=
famefieute, tt)ie ©tubenten ber §o$f<$ule, öertrauen^
tooll an i&n anf<$loffen, unb er toar gerne im 33er *
fe^r mit $nen, feilte i^nen auä) gerne öon bem mit,
toaS i^n felbft befd^äftigte; fo getoann er mannen
jungen greunb, ber i^m ein greunb bur<$ ba8 ganje
Seben blieb, ©o ma^te er au<$ bie 33efanntf<$aft
2lboty& ©d&öttS toon Srünn, fpäter §ofrat& in Sßeimar,
ber im 3a£re 1828 längere 3eit in feinem £aufe
ein ttriMommener ©aft toar. 3Jlit i^m iufammen
ma<$te er eine SReife na<$ Dürnberg, too ft<$ bann tyre
>
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2Bege trieben. 33on bcrt aus fdEjrieb er an feine
grau :
Dürnberg, 23. Dctober 1828.
„Siebes SBetb!
^nbern iä) ®ir t>on meiner 2lnfunft in Dürnberg
Äunbe gebe, bin iä) bereits nafye baran, ben Söanberftab
jur 3tüdE reif e ju ergreifen, S)ie jtoei £age , bie i<$ in
Dürnberg jugebrad&t (benn geftern toaren tirir in @r=
langen), Itcfeen toenig jum ©^reiben fommen. 6S gibt
I>ier fo mancherlei ju betradjten, bafe iä) baS ©efe^ene,
meiner befannten ©abe ber Äürje unerad^tet, nicfyt in
einen ©rief ju faffen toüfcte, unb ba^er alles tnünblid^
befd&reiben toerbe. Unb metyr noä) als alles (Sinjelne
ift mir ber SinbrudE beS ©anjen, ben iä) erft noä) in
mir felbft verarbeiten mufe.
SSon 3totl> unb SInbem, auä) in (Srlangen, tourbe
iä) auf baS §reunbli#e aufgenommen unb ber Gimmel
tyat eine in biefer ^a^reSjeit unerwartete greunbltcfyfeit
beriefen.
3$ badete barauf, morgen -Jlad&mittag nodjj eine
©treäe beS SRüdfoegS abjumad)en, jtoeifle nun aber, ob
iä) nod& baju fommen loerbe. £eute fam iä) ton -Kor*
gen 8 Ufyr bis StöenbS 8 Uf)x nidfjt in meine Verberge
jurücf, bin aber bo$ nodf> für morgen mit 3Jtan$em
im Slüdfftanb. ©agegen ttrirb vxiä) üBatlerftein ni$t
lange feft^altcn, inbem bie fiunftfac^en fc^on ton bort
meggebrad^t fein foDen. $ä) ^offe ba^er, jur befprod^
nen 3e^ einzutreffen unb toerbe midjj vom Slnfaug bis
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jum ®nbe be$ 9tem3ttyal3 naty lieber Begegnung um=
fe$en. Sitten $erjli<$e ©rüfce, bie innigfien aber SDir
felbft
toon S)emem
8."
Suf bem £eimtoeg bon SRürnberg, ben Urlaub
grö&tentyeilS ju gufj jnriidlegte, mad&te er einen Um*
toeg ju bem $)orfe @f$enbad&, wo Sßolfram fcon @f<$ens
iaä) begraben liegt ; e3 Jonnte i&m aber nur bie ©teile
bejei^net toerben, h>o fein ©rabfiein getoefen fei. ©3
tt?ar i$m immer toon SBerty, ftd^ \>ie ©egenb ju befe^en,
an ber irgenb eine ©age ^aftet, ober too ein auggejei^
neter ÜRenfdj gelebt $at. @r fagte, eS toerbe tym bur$
bie £aubf$aft unb bie Sage eines DrteS bie ©age ober
bie $erfönli(|feit unb bie 2Berfe toiet gegenwärtiger unb
flarer. 2Jtan$em feiner ©ebt<$te ift e3 audfj tooljl an-
jufü^len, bafe er ein Hareä S3ilb toor feinem geiftigen
Sluge gehabt, als er gur 2lu£fü§rung fd^ritt. ©o junt
Seifpiel bei £ell8 £ob. ©o oft er an ben SSiermalb^
ftäbter ©ee fam, fo ging er au<§ na<$ Slltborf unb in
ba£ ©<$ä<$ent^al hinauf. 2Bo e£ einen 2)radf>enfelfen
gibt, nid^t nur am ©iebengebirg, auä) bei 3)ürfyeim
an ber #arbt unb in ber ©d^meij im 6anton Untere
toalben, lieft er fi$ 3eü unb 3Jtü£e ni$t bauern, ber
$la| mußte befid^tigt toerben. 2lud& im toorgerüdten
SBLIter nodf; beftieg er auf Steifen meiftenS ben Äird^
t^urm, fobalb bie ©egenb irgenb anjie^enb toar.
Ueber bie 2lbfi$ten, bie er in biefer 3eit für fein
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223
fünftigeS fiebert tyatte, gibt ein ßoncept eines SrtefeS,
ber an Sßrofeffor gerbinanb ©melm in Bübingen ge*
rietet toar, uns 2lu3funft
Itylanb an ^rofeffor ®mclin.
Stuttgart, 20. gebruar 1829.
„Sere^rtefier £err *Profeffor!
$)ie Slbfid^t, felbft naä) Bübingen ju fotntnen unb,
iä) barf e$ toofyl fagen, bie forgfältige Ueberlegung
3ftreS 33orf$lagS §at meine 2lnttDort auf 3$r fcerbinb;
lid^eS ©^reiben fcerjögert. S)a8 Unternehmen, too&on
6ie mir 5Kadf;ridE)t geben, ift mir jn adfjtbar, nm ni$t
meine größte Slufmerffamfeit in Sfafpruc^ ju nehmen,
unb bod> fe^c i<$ nid;t ab, toie tdf> im ©tanbe toäre,
miä) bemfelben toirffam anjufcfyliefeen. 211^ Sftebafteur
üoranjuftetyen, toürbe mir in feinem %aU gekernt fyaben,
aber aud& ju einer tätigen SC^eilna^me alä Mitarbeiter
ftnbe iä) midfj bermal ni<$t in ben ©tanb gefegt. (Ur-
lauben 6ie mir, $ier über ettoaS toeiter ausholen.
SRadfjbem id) fieben Satyre lang bei ber ftänbifdfjen
Arbeit auägefyarrt unb in biefer 3e^ ben 33ef$äfte
gungen meiner Neigung unb meinet innern 33eruf3
midf? großenteils entjogen $atte, tüar e3 mir ftar ge*
toorben, baf$ menn i<$ in lederen na<§ meinen Äräften
noä) irgenb etroaä £ü$tige3 leiften tooHte, e3 burd&auS
not^lüenbig ttäre, öon ben erftern jurüdtjutreten. £)abei
toar aber nidfjt meine Slbfid^t, mi<$ einfieblerif<$ einju--
ftrinnen, fonbern idj gab meinen ©tubien bie beftimmte
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1
9fti<$tung auf eine afabemifc^e S^atigfeit, toofür iä)
immer Vorliebe gehegt unb tüoju mir ba3 Sertrauen,
mit bem ftdfj mir fyäujtg jüngere SDtänner näherten,
einigen Säufruf ju geben fd^ten. @8 ifi S^nen too^I
befannt, bafe man midfj auf meine, toon bem Senate
unterftüfcte SMbung unb in biefem fcorjüglidfj aud& burd)
3&r Sßo^ItooHen, feit me^r al8 anbert^alb Söhren in
einer feineStoegä aufmunternben 1lngetoif$eit gelaffen
^at. Qe weniger mir £ier ju Sanbe nun äu&ere §ör=
berung ttrirb, um fo nötiger ift e3 mir, miä) für bie
3tue<f e , bie idfj ni$t aufgebe, innerli<$ gefammelt ju
galten unb burdj feine neue, fcerfd&iebenartige SBirffatm
feit baüon abjulenfen. 3$ bin aber aud> $ier außer
allen SSerbtnbungen, meiere mir toon ben Setrieben ber
neueren ©efefcgebung unb SSertoaltung eine genaue
Äenntnifc Derfctyaffen fönnten. 3>n Erörterungen ru^tg
ab^anbelnber 2lrt, ttrie fie einem Journal anfielen, toar
xd) ofynefjin niemals geübt unb meine lanbftänbifdje
$rieg$funft beftanb immer nur barin, einer ©adfje ben
2lnftofj ju geben, ba$ t)on 2lnbern Sorbereitete burd&ju*
festen, 2lug in Sluge mit bem ©egner ettoaä furj ab=
jumad^en.
©oHte i<$ gleid^too^l burdO irgenb einen ©egenftanb
aus bem ©ebiete ber bejtüecften 3eitf<$rift midjj nidf?t
bloß (maS juroeUen ber %aU ift) l;eftig aufgeregt, fon-
bern and) burefy fpecieHe Äenntnife ber Sefyanblung be£*
felben getoacfyfen füllen, fo toürbe \ä) meine 2lnfi$ten
nirgenbä lieber nieberlegen als in einem herein fo ge=
fester, toofjlbenfenber SKänner. ©ntf^ulbigen ©ie,
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bafe iä) fo SBieleS toon mir gefrro<$en; aber i<$ glaubte
bie 5Re$enf($aft, bic i$ öftren gütigen ©efmnungen
f<$ulbig toar, niö)t anberS al§ aus meiner $erfönli$-
feit geben ju fönnen. 9Jlit ber aufri<$tigften SBeretyrung
3ftr ergebender
ß. IX."
2)ie Regierung jeigte toenig Sufl , ben freifinnigen
SÄbgeorbneten in ben ©taatsbienfl ju berufen ; als nun
aber ber ©enat in feinem Satyr e3 beriet in einem 9Ro*
mtormm nochmals auf bie Sefefcung ber öafanten Setyr*
jMe ber beutfctyen Siteratur antrug unb Utylanb neben
©ctytoab nrieber in SSorfc^Iag braute, tnurbe er am
©ctyluffe be3 SatyreS 1829 jum aufeerorbentli<$en $ro-
feffor ernannt; *riellei<tyt nur, toeil t>on einer Berufung
na<$ Samern bie Siebe toar.
3u ber @ef<tyi$te ber beutfd^en $oefie im SJlittek
alter toünfctyte Utylanb eine £anbfctyrift ber S3emer 33i=
bliottyef ju benüfceu; ba eä nictyt mßgli<ty toar, biefelbe
nadty Stuttgart ju befommen, fo liefe ber treue greunb
Samberg biefelbe für fi(ty na(ty ©wistyaufen fommen unb
Utylanb lonnte fie bann bei itym benüfcen unb jugleidty
Safebergä ertoedenben Umgang geniefeen.
«
Urlaub an feine gran*
@Mri$$aufen, 5. 3uli 1829.
„£ier, liebfite ßmma, bie 9ta<tyrt(tyt t)on meiner
glüdlictyen Slnfunft jenfeitS be$ SBobenfeeS, bem S5u fo
U^tanbS fieben. 15
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I
22 6
toenig ©uteS ptrauen tooUteft. @rfi ^eute !ann toon ^icr
ein Srief auf bte Sßoft gegeben »erben. — 2luf bem
^ofttoagen traf i<$ ben 3Mer $)tetert<$ unb einen £anb~
lungSreifenben. @S f<$ien mi<$ am meiften ju fßrbern,
jumal ba$ SBetter fidE> jtüeif el^af t anliefe , toenn iä) mit
bem SBagen weiter bte (fingen fu^r, too berfelbe um
fieben Utyr anfam. £>ieteri<§, ber ju einer Sttrbeit in
biefe ©egenb berufen fear, entfd&lofe ft(§, mi$ am fol*
genben £ag bis 93ibera<$, feiner SBaterftabt, ju gufee
ju begleiten, toaS mir red^t angenehm mar. -Jtad^bem
\ä) bort ©aab befugt, auä) bei einem Antiquar na$
alten ©adfjen geftöbert, toar e3 Wittag getoorben. 3$
natym ein gu^rtoerf big SBalbfee unb ging bann ju
gufee nocty big Slatoenäburg. Süuf biefem SBege $abe iä)
t)iel an unfere frühere Steife gebadet 3$ mufete meine
Stritte beflügeln, um no<$ auf ber befannten $itye bie
©onne untergeben ju fe^en. SSon StaüenSburg ging iä)
über äßeingarten , too iä) bie grofee Äird^e befugte, auf
bie SBalbburg. @3 ift ein f<$öner, faft fd^lDeijerifd^er
23eg über jerftreute SBeiler, grüne SBiefen unb bur$
Heine SEanuentoälber, in benen no<§ lange ba3 barmo^
nifd&e ©locfengeläute &on 2Beingarten (e3 voax ber £ag,
tüo SJtaria über baS ©ebirge ging), toie aus ber ver-
lorenen Äird^e toieber^allte. 33om 2lltan auf bem ®ac$e
ber alten Surg genofe iä) ber toeiten 3Ui$fi<J)t, ba3 ©e*
birg erfreute miäf , toenn es auä) ni<$t ganj entfd^leiert
war, ben <2änti3 faty iä) mit feinem befd&neiten Raupte
^ell t>or mir. 2luf bem SBege fcon ber SBalbburg na$
Bettnang überfiel mid^ ein ftarfer Siegen, ber ben
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227
Seilten, bie überall in ber Heuernte begriffen roaren, fe^r
ungelegen tarn unb an biefem SCag fein gutes 3*i$en
tft, inbem nun unbeflänbigeS SBetter folgen foH, bis
SKaria toieber jurüdffommt. $n griebrtd^afen tarn
iä) bei guter $tit au unb tyatte noö) eine f<$öne 2lbenb*
beleu^tung am 6ee. SWorgenS ad&t U^r fu^r baS
SDampffd&iff naä) 9torf$ad>, ba£ Sßetter toar trüb, unb
efye man lanbete, fiel SRegen ein. 3n SRorfcf^adfj na^m
id) ba^er einen ©infpänner, ber mid) gegen jmei Vfyx
na$ ßppisfyaufen braute. £err öon Safeberg uatym mi<$
fe^r freunbli<$ auf, fyatte mid) aber nod> nidjjt erwartet
unb bie $anbf$rift t>on Sern toar auö) nid^t ba. Siber
nodt) am nämltdjjen 2lbenb traf fie ein unb id) tyabe
geftem fd;on fleifeig baran gearbeitet, fo bafe i<$ gar
nid^t jum §aufe ^inauSfam. @3 ift freiließ ein getoak
tigeä ©tüd Pergament, unb iä) toerbe in ber geil nietyt
fürjer toegfommen al£ i<$ bei ber 2lbreife angenommen
tyatte; audj nrirb bo<$ man$e ©tunbe t>on ©eft>rä$ über
unfere gemeinf^aftlid^en ^Befestigungen Eingenommen.
3$ toofyne in einem ber 3immer be$ oberen ©todS mit
ber frönen SluSnefyt in ba$ grüne Sanb, eben ^öre iä)
ben fonntäglid^en ©efang öon ber Äird^e im 2$al.
JBo^l toäre es f$ön, toenn $>u jefct mit mir am offenen
§enfter ftänbeft; aber toenn iä) bann ttrieber über ber
alten £anbf$rift fäfee, ba ^ätteft £)u bo<§ toenig ßurjtoeil.
2Bie freue iä) mi# auf baS Söieberfe^en in Bübingen,
foofyin idjj an be£ 33ater£ ©eburtStag f<$reibeu »erbe,
Sebe gefunb unb vergnügt unb liebenb eingeben!
2)eine3 S."
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223
einem ©riefe toon Safeberg an Urlaub toom 28.
SRotoember 1829 ift golgenbeS entnommen:
„9hm aber, lieber greunb , Jörnen ©ie mir ni^t,
toenn i<§ au$ einmal na<$ bem Sottgang 3ftreS 9BerIe0
über bie beutf<$e £elbenfage unb ben SUlinnefang frage.
SBä^renb öftres £ierfeinS, i<$ gefiele eS, erwartete i<§
hierüber einige üWittyeilung ; benn iä) timfete, bafe ©ie
f<$on Anbern einige Ableitungen barauS üorgelefen
Ratten: allein ©ie fliegen, unb fo getraute iä) miä)
nid&t batoon anheben; nun aber, ba man allgemein
toeife, bafe %f)x ©u<$ f$on fo toeit fcorgerüdtt ifl unb
felbft aus bem -Korben hierüber Anfragen an mid& ge*
fd&etyen finb, toage i$ eS, mi<$ ju erlunbigen, ob ttrir
ni<$t balb ettoaS toon öftrer Arbeit ju fe^en be!ommen?
©ie ^aben mit öftrem SBaltyer Don ber SSogeltoeibe alles
auf bies no$ ntd&t bearbeitete gelb unferer Siteratur
aufmerffam gemalt; aber nid&t nur auf biefeS, fotu
bem ebenfo fe^r auf ©ie felbji, ba man nun fa£, toaS
©ie hierin im ©tanbe finb ju leifien. 3$ , bem 3ftr
literarifd&er SRu^m nid^t Weniger am Jperjen liegt als
mi<$ 3tö* bürgerlicher erfreut, bin alfo too^l ju ent=
f<$ulbigen, toenn 3#nen meine Anfrage au<$ ettoaS
jubringlid^ toorfommen fottte: toäre baS, fo fe^en ©ie
fold&eS als nidtjt gefd&e^en an.
S)eS biebern ©d&toab unb fetner geiftreid&en grau
93efud& fyat miä) über bie SRafeen erfreut, unb iä) £abe
um fo größeren ©enufe ba&on gehabt, als baS ab*
f<$euli<$fte SBetter uns alle bie £age i^reS $ierfemS
in bie ©tube jufammengefperrt ^at. S)ieS flingt
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229
itoax eigennüfcig; aber iä) boffe, meine lieben ©afk
freunbe finb überzeugt, bafe iä) mit ni$t weniger
greube mit tynen in bem alten ©ängerlanbe Berums
gefahren toäre, toenn eS ber Jupiter pluvius erlaubt
fcätte.
3n Syrern näd&fien Briefe fcoffe iä) ju erfahren,
ob iä) 3ftnen jum Sßrofeffor ober jum Sibliotyefar ©lüdE
ttriinfdjjen foH. (Sine* unb ba8 anbere toäre mir lieb,
lieber ba3 erftere ; aber secuodum leges baiuvariorum
vivere, möchte i<$ meinen guten lieben Urlaub nid^t
gerne fe^en.
Seben 6ie »o^I unb grüfeen Sie aufs £erjlt$fte
bie toadfere grau @mma Don
3$rem
3« Safeberg."
, £ätte Safeberg ma&renb U&lanbS 8efu$ nur ge*
troft na<$ feiner Sirbett gefragt, er $ätte fym getoife
gerne ba&on berietet. 6r ^atte aber eine fafi unäber^
loinblid^e ©d&üd&tern&ett , felbft fcon feinen Arbeiten an=
jufangen, toä&renb i^m bo$ bie ÜRitt^eilung gegen einen
§reunb fo too^l tyat. ©<$tt)ab£ jutraulid^e^, jur 3Jlit-
tyetlung 3Jtutfy mad&enbeS SSefen toirfte befe^alb fo gün=
ftig auf Urlaub ein. Siedet gerne las er ©d&toab ober
3Ka^er ober einem anbern greunb Don feinen poeti;
f<$en ober profaif<§en Arbeiten toor, toenn er Sntereffe
bafiir toorauSfefcen fonnte, aber o&ne Slufforberung toäre
er fd^toer baju gefommen. 5Dic ©tubien unb SBorar*
beiten jur #elbenfage unb jum SBlinnelieb, jum S^eil
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230
ium S)rucfe bereit, ttmrben nun, ba er jutn ^rofeffor
ernannt mar, ju Sorlefungen umgearbeitet unb fmb
bann fcon itym nid&t metyr im $Dru<fe veröffentlicht toots
ben. 3n bie inerte Auflage ber @ebidt)te, bie in biefent
3fa^r erfd^enen mar, famen bie Sieber: „grü$ling£s
troft," „Äünftiger grityling," bann „Sfluf SBityctm
$auffS frühes £infd(>eiben," „$)ie Ulme ju £irf#au"
unb: „2luf eine Sänjerin."
©er SBinter üon 1829 — 30, ber lefete feines
beftänbigen SßotynenS in (Stuttgart, medfte bie Suft
jum SMd^ten neu in Urlaub auf. ©ei eä, bafc bie 33e=
freiung Don ftänbifc&en Arbeiten, ober fein ©Raffen
in bem gelbe feiner Steigung baju beitrug. Qm Saufe
be3 SQBinterS entftunben: „Der SDto^n," „Sertran be
33oru," „©er Sßaller," „Ver sacrum,« „3Jiünfter;
fage," „DJterlin ber 2Bilbe" (an Äarl SKaper), „$>er
©raf üon ©repers" unb „Seils Stob."
2ll£ bergrityling anbrach, im Styril, erfolgte bie
Ueberfieblung na<$ Bübingen. SBo^l fd&merjte e8 i^n,
toerttye 3Sermanbte unb liebe greunbe, unter biefen be*
fonberä ©<§toab$, Derlaffen ju muffen; aber in %fc
bingen karteten fein t^eure (Sltern unb ein längfl
erfe^nter, feinen Talenten unb ©tubien gemäßer
Seruf.
2llö er an bem SReifetag an ba« ©nbe ber ©tutt*
garter SJiarfung fam, fanb er feine Stuttgarter greunbe
unb manche Äampfgenoffen aus ber ©tänbeberfamm-
lung, bie i$m ©lüdf auf bie Steife tofinfd&ten unb einen
Sorbeerhanj übergaben. (Sr na^m ^erjlid&en 2lbf<$ieb
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231
t>on ben greunben , aber ben Sorbeerfranj $ing er im
nä^ften 3Balbe an eine @i<$e auf, mit ber Semerfung
gegen feine grau: „3$ fann bo<$ niäjt mit einem
Sorbeerfranj in Bübingen anfommen!" unb mit bem
©$er je : „2Bie toirb ber nä<$fie SBanbcrer ji$ ttmnbern,
bofc biefe ©idje Sorbeerblätter trägt/'
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VII.
UljlonÄ als fcljrcr an i>er Uniuerfttät Hieber-
legung feines hartes, ferneres £eben in
anhingen. Reife nad) Wien-
1830— 1838.
©rofe fear bie greube bcr eitern, tyren ©o^n nun
an ber ©teile ju fefcen, treibe er unb fte f$on lange
für xfjti gettriinf<$t Ratten. S)er ©rofefcater fcatte bis in
baS a^tjigfte SebenSja^r eine SßrofefforSftette befleibet,
ber 33ater als Seamter fein Seben ber Untoerfitfit ge-
toibmet; ba& nun auä) ber ©otyu $ier ttnrfen foffe,
madjjte fie ganj glüdttufc.
Unter ber ftubierenben Qugenb fam U&lanb t>iel
3utrauen unb Neigung entgegen. S)octor Älä^fel fagt
in feinem SebenSabrifc x>on Urlaub über feine 2e$r=
t^ätigleit :
„9ta<$ ben Dflerferien eröffnete er feine Sorlefungen
„in bem größten afabemifd&en #örfaale. £>ie ©ef$i<$te
„ber beutf<$en Sßoefte im 13 — 14. Qa^unbert toar
„ber ©egenftanb. ©ein Vortrag fear ni<$t frei; er Ia3
„ba3 forgfältig aufgearbeitete 3Jlanufcrtyt bor, aber mit
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233
„fräftiger, marfiger ©ttmme; man fühlte e3 ihm an,
„bafe er fein 93efteS gab, bafe er fidh mit ganjer Seele
„in ben Stoff vertieft hatte. S)a3, maS er tortrug,
„mar nicht ein jum Sehuf ber Sorlefung im ©ränge
„beS täglichen SebürfniffeS niebergefchriebeneS |>eft,
„fonbero bie %vuä)t triel jahriger gorfd&ung. 3m Sommer
„femefter beS folgenben gahreS gab er bie gortfefcung
„ber ©efchidhte ber beutfd&en ?ßocfic im 15. unb 16. Qahr*
„hunbert. ©o mele ©efd&ichten ber spoefie beS 3Rittel=
„altera mir au<$ feitbem in ber beutfdjen Literatur be*
„fommen baben, fo ift boch feine t>orhanben, bie in
„toiffenf<haftli<her Durcharbeitung be$ Stoffel, mie in
„griffe unb ©chmung ber ©arfteDung, jenen 33or*
„lefungen UhlanbS gleichfäme. 3m ©tnter 1831—32
„unb im folgenben Sommer la$ er über romanifd^e
„unb germanifd&e ©agengefchtd&te , bajmifchen erflärte er
„auch jmeimal ba$ -Jitbelungenlieb. Uhlanba SJorlefungen
„toedften bei 2Jlan($en ein tiefere« 3«tereffe für SJSoefie
„unb ©efd&ichte unb mürben noch mehr SBfaflang ge=
„funben haben unb jahlreicher befugt morben fein,
„toenn nicht bamals bie $$iIofoftyt€ ba3 Qntereffe ber
„^ö^erftrebenben oorjugSmeife in 93ef<^Iag genommen
„hätte. 9io<h mehr als burch feine miffenfd&aftlid&en
„SSorlefungen mirfte er burch bie Hebungen in f<hrift*
„lid^em unb münbli(hem Vortrage, bie er einmal in
„ber SBoche ju halten pflegte. (SS mürben hier @ebt<hte
„ober profaifd&e Sluffäfce eingereiht unb entmeber ton
„ben SSerfaffern, ober menn biefe, mag bei ©ebi<hten
„häufig ber gall mar, ungefannt bleiben mollten, ton
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234
„Urlaub vorgetragen unb beurteilt. ©r tyatte babet
„eine ungemein UebenStoürbige 2trt, bie SDiäugel ju
„rügen nnb anbererfeitS ba3 ©ute anzuerkennen unb
„bie SSerf affer ju ermutigen. -Jtie fehlte e$ an ©toff;
„e£ fanben ftdf> immer Siele ein, um fi$ ju beteiligen,
„beitragenb ober ju^örenb." 3n einem 23erjeid?nife vom
L ©emefter finb 49 Turnern von Beiträgen aufge;
flirrt. $laä) ber erfien SSorlefung tourbe Urlaub bur<$
einen fkttlid^en gatfeljug unb ein ©täubten geehrt.
®ie greube ber SBiebervereinigung mit ben ©Item
burfte Urlaub nid&t lange geniefcen. 3m grä^ja^r 1831
erf raufte bie geliebte SDtutter unb ftarb am L Quni.
■Blanche -Jtadfjt fyat ber ©otyn an ifyrem SSette toad^enb
jugebrad^t unb §atte bann am SEage ein neues SoHeg
aufarbeiten unb vorzutragen. SBenige Minuten na<$
bem 93erf(§eiben, am 89ette ber SDtutter, fd^rieb er bie
©tro^e nieber:
$u, üJluttcr! faljft mein 2luge trinfen
$e3 irb'fdjen £age3 erfteS 2id?t;
Stuf Sein erblaffenb 2lngeficr/t
<5a\) id? ben 6traljl be§ Rimmels finfen.
■
Unb als er von ifyrer Seftattung jurüdfam, tnU
ftanb eben fo fd^neH:
$ertt?el?'n, vergaßen liefen fie
2)en frommen ©rabgefang;
3n meiner ©ruft tjerftummet nie
2ton Dir ein fanfter $lang.
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*äuä) ber geliebte SSater rourbe ben Ätnbern furje
3eit barauf, am 29. 2luguft, bur$ ben £ob hinweg*
genommen. 2Bie tief ibm ber SSetlufl ber ßltern ju
^erjen gierig , bezeugt ba8 tief Wehmütige f leine Sieb :
3u meinen tfüfjen ftnft ein Sblatt,
Der Sonne mfib, beä föegenä fatt;
3115 btefeS SBlatt war grün unb neu,
£att' id? nod) Altern, lieb unb treu.
0 wie fcergänglid? ift ein 2aub,
3)e3 grüfclingö $inb, beä §erbfte3 Waub!
2)od? bat bie£ 2aub, ba§ nieberbebt,
97tir fo tief Siebe* überlebt.
SBctyrenb ber öerbftoafanj fameu ©$toabS mit
tyrem neu gewonnenen greunb 9iiembf$ (Senau) ju
ItylanbS. 6s war eine wohltätige Erweiterung für
ü>. SKand^er ©ang in bie fööne Umgebung Bübingens
tourbe mit ben greunben unternommen ; ^äufig nahmen
auä) bie gemeinfamen greunbe, $aul unb ©uftat)
spfoer, 2^eil an folgen ©ängen. 3JUt $aul ^fijer
Würbe Utylanb in ber legten $eit feines Stuttgarter
Aufenthalts burch ©^wab befannt. $fijer tourbe nod)
bor ttylanbs Ernennung als Stffeffor an ben ©erid&ts*
hof in Böbingen tterfefct. S)ie beiben SKänner würben
balb innig befreunbet. $)ie gemeinfame Siebe jum
beutfdjen SBaterlanoe befeelte SSeibe. Der jüngere Sru*
ber, ©ufiat) ^Jfijcr, war bem ©bluffe feiner ©tubien
nahe; er toar ein eifriger 3u^örer Urlaub« unb feine
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bidjterif<$e ^Begabung braute für ba$ Styliftifum fe^r
ttrillfommene Beiträge.
9iiembfd&3 üebenStoürbigeS SBefen unb fein ©id&ter*
talent matten i$n Utylanb fetyr toertty; er $atte aber
frü^e f$on ein faft a&nung$t>oBe3 ©efityl fcon bem
Äranfyaften in Sfttembfd&S Stimmung.
©n jmeiter 39efu^ Don Sd&toab mit einer Slnja^I
Stuttgarter Bürger mar für Utylanb minber harmlos
unb jeigte ft$ fpäter als folgenfd&mer. @3 maren Stutfc
garter äßa^Imänner, bie U^Ianb jur 2lnna^me einer
SBa^I in bie be&orfte^enbe Stänbeüerfammlung afe
3tepräfentant tyrer Stabt ju beftimmen ftrebten. £)ie
Vorgänge in §ranfrei$ Ratten bie Hoffnungen ber frei*
finnigen Partei unter ber Stuttgarter S3ürgerf<$aft neu
belebt, unb ba au<$ U^lanb bie 2tnfi<$t feilte, bafe
bie a3ermirfli$ung ber 33erfaffuugSre<$te unb bie 33e*
firebungen für eine innigere SSerbinbung ber beutfd^en
Stämme, als unter bem 23unbe$tage bisher möglich
mar, me$r 2lu$ftd&t Ratten burd&jubringen , fo glaubte
er fi$ bem Eintritt in bie Äammer bei einer auf tyn
faDenben SBa^l nidjjt entjie^en ju bürfen, fo ferner i$m
au<$ aus fcerfcfjiebenen ©rünben ber 6ntfd&lufe mürbe.
3lm 3. 3uni 1832 mürbe er in Stuttgart, unb Sßaul
Sßfijer in Bübingen gemäht. 93eibe motten bann au#
SSerfammlungen ber liberalen Slbgeorbneten toon SBürt*
temberg unb &on gleid&gefinnten greunben in 33oU unb
in ©d^terbingen an. 2)ie Regierung, in ber f lugen
Sered&nung , bafc bie $o$ge£enben 2Bogen fi$ mit ber
3eit legen fönnten, üerfd^ob bie Einberufung ber Äammer
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fo lang, als eä nur immer möglidj toar, bis jum
15. San. 1833. $aul öfters 23ud&, »riefaedjfel stoeiet
S)eutfd&en, fear in biefer erfd^icnen unb tyatte
grofceS Auffegen gemalt. @r ttmrbe bon ber toürttem*
bergigen Regierung fe^r übel barum angefeljen unb
na^m feine ©ntlaffung aus bem ©taatäbienft. So fetyr
bie auflegten aon Sßftjer unb Urlaub in aDen anbern
fünften übereinstimmten, fo toar biefeS bei $ftjer3
Ausführung, bafe sßreufcenS Äönig an bie Sjrifce üon
£)eutf<$Ianb gefieflt »erben fottte, toeniger ber fall,
»eil Itylanb biefeS o^ne 2lu3f$lufe fcon Defterreid& ni$t
für mögli<$ bielt.
3)ie 33ef<$lüffe be$ beutfefcen 33unbe$tagä &om
28. 3uni 1832, bie bie 33erfaffung$redf;te fo fefcr be=
brotyen, matten auf Urlaub tiefen (Sinbrudf , n>ie ber
näc^fte ©rief jeigt.
Urlaub on ^rofeffor u. Mottetf.
Sübingen, 14. 3ult 1832.
„#o$toohlgeborner , hod&toeretyrter £err!
6ie haben mir bie ©hre ertoiefen, im tarnen ber
SRebaction be3 freimütigen mi<$ ju Seiträgen für ben*
felben einjulaben. @3 ^at fi# mir bei aEem 3ntereffe
für bie öaterlänbifd^en Angelegenheiten bo<h niemals
ein befonbereä ©eftyidf für politifd^e Ausführungen er-
geben, unb fo fteht mir auch je|t nichts ju ©ebote,
toaS iö) ber geehrten 9tebaction einfenben fönnte. Aber
bie ie|ige $tit fann ju SUJand^em einüben, toaS man
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Dörfer nidEjt gelernt, wtb fo ift e8 für mid> bon gröfetem
SBert^e, mir borfommenben $aHeS bie Slätter biefer
liberalen 3eüfdjrift geöffnet ju toiffen unb babur<$ in
Serbmbung mit 3Jlännem treten ju fönnen, beren 3Ser^
bienfie für bie ©a$e ber bürgerlichen greift \ö) fo
tyocb ftelle.
9Jiit ber aufri^tigften SBerefcrung beharre \ti)
(Surer ^odtjtDofylgeboren
ge^orfamfier Sttener
£. U."
3m £erbfte, naä) bem ©d&luffe ber SSorlefungen,
matten U^lanbS toieber eine ©d&toetjerreife unb biefeS
3Jlal glüdfte i^nen bie SBefteigung be£ 3*igi beffer, ate
bie jtoei früheren 9Me ; fte f onnten bei Harem Gimmel
bie SluSfid^t, unb StbenbS unb SKorgenS bie tyrxliä) be*
leuchteten ©d&neeberge be$ Serner DberlanbeS genießen,
lieber ben 33iertoalbftätterfee fuhren fie bann nach 2llk
borf unb Sürglen, ba3 U^lanb als £eH$ ©eburtSort
immer anjiehenb toar, ftiegen ba8 ©<hä<henthal unb ben
©ebirg$pa& jtüifd^en ben Älariben hinauf unb gelangten
bei fd&on angebrochener 9ia<ht no<h glüdtli<h in« Sintfc
thal, nach ©tad^elberg ^inab. 3)en ©chlufe ber Sfteife
bilbete au<h in biefem %af)xe trieber ein Sefudjj bei bem
greunbe in ßppistjaufen.
Urlaub ^atte feine SlntrittSrebe an ber Uni&erfität
lange berfd^oben, »eil ihm bei feiner Ernennung im
3Jtiniflerium gefagt morben toar, fie fönne ihm erlaffen
»erben; ba aber bie Slnfid^t in Bübingen eine anbere
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xoax, fo mufjte er jt<$ bodj nodf> bagu entfcfyliefeen. ©r
cnttüicfeltc babei bic ©age fcon ©mft, £erjog fcon ©d^ma*
ben. $)a na<$ ber Salanj bie £eit big junt Segtnn
bcr ©tänbetoerfammlung nur no$ furj n>ar, fo tonnte
er feine Sorlefung tne^r beginnen, unb ba er fpäter,
bur<$ bie ©reigniffe gebrängt, um feine ©ntlaffung ein*
tarn, fo toar biefe 2IntrittSrebe — eine eigene Ironie
be* ßufalte — ll^anbS le&te afabemifd&e fcfcfitigtrit.
3)ef#alb fagte er fpäter: bie obligate SKuftf babei
£abe $m „abgeblafen."
3laä) bem 9teuja$r 1833 bejog Urlaub mit feiner
grau eine Snterim&SBo^nung in Stuttgart. 2lu$ bei
biefem Sanbtag tourbe er in ber ©ommiffion mit ber
S)an!abreffe beauftragt, ©$on in ber ©ommiffion, unb
noä) mtfyr in ber Äammerberat^ung, in geheimer ©ifcung,
tüurbe jeber ©a§, ber eine entfd^iebene garbe trug,
aertmfd&t, bie neueften Sunbeäbefd^lüffe, bie bie SSer^
faffung bebrotyten, fottten nidfjt erwähnt toerben, fo bafe
Urlaub enblid^ felbft gegen bie Slbreffe ftimmte. ©r*
f abrangen biefer Strt mögen tyn foäter in feinem ©es
bid^te „SBanberung" ju ber ©teile toeranlafjt ^aben:
„9lur nichts mein Sieber, nur nichts üom SunbeStag!"
S)ie am 13. gebr. eingebrachte 5Diotion be3 Sttbge*
orbneten Sßftjer gegen bie 33unbe3befc§Iüffe t>om 28. ^uni
1832 mürbe t>on ber Regierung fo übet aufgenommen,
bafe ber ©etyeimerat^, no$ etye bie Äammer an bie
Serat^ung fam, in einem SRefcript einzelne 33efym:ps
tungen ber 3Kotion, ate „ungegrünbet unb eben fo
toenig mit ben 2$er$ältmffen beS ÄönigS jum beutfe^en
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Sunbe, aU mit beffen 6ou&erättetot$re($ten vereinbar"
bejet^nete unb hiernach bic ©rtoartung für geredfcfc
fertigt erflärte, „bafc bie Äammer ber Stögeorbneten
bic ^Pftjer'fc^c SDtotion mit toerbientem UrnmUen Der*
toerfen toerbe." 9U<$t nur bei ben SJleinungSgenoffen
toon ^Jftier, au<h bei ben ruhigeren Äammermitgliebern,
toenn fte auf bie Siebte unb bie @hre ber ©tänbe
gelten, mufete biefeS 2Infinnen ber Regierung einen
bittern ©inbrud machen, Sie ftaat8re<htli<he ©ommifs
fion, toon welker Uhlanb unb Sßfijer SDlitglieber toaren,
tüurbe mit ber Serat^ung über btefeS SRefcrtyt beauf*
tragt unb am 7. SJlärj trug Urlaub als Seri^terflatter
ber Sommiffion eine fefte , entfd&iebene ätattoort an ben
©eheimenrath toor. $)ie Regierungspartei ftrengte alle
ihre Äräfte an, um biefe SHnttoort ju hintertreiben, unb
j[ebe Entgegnung für jefct, bis au<h bie üDtotion felbft
beraten fei, ju üerfd^ieben. Dbtoohl fonfl bie Dppo-
fition in ber SDlmberjahl toar, ttrie bei ber fogenaunten
©emagogenfrage unb ber über bie SBa^l beS greiherrn
toon Sßangenbetm, fo füllten fich boch in biefem galle
auch manche anbere Äammermitglieber gebrungen , nad^
bem bie 3lbreffe manche ihrer fd^ärffien Äanten bur<$
ihre 2lmenbement3 eingebüßt hatte (fo bafe Urlaub bat,
„bie Slbreffe bo<h nic^t ganj ausbeuten") , biefeS 5Dtal
mit ber Dppofition ju flimmen. 3m Saufe ber Debatte
hatte Uhlanb erflärt, baß er bie 9Kotion auch jur
feinigen mache. S)ie Slbreffe fd&üefct mit bem €a|e:
„SRimmermehr toürben ttrir un$ befiimmt finben fömten,
eine SJtotion mit Ummtten ju toertoerfen, tt>el<he un«
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noch unabhängig fcon unferem Urteil über bie §aupt=
frage /ben (Sinbruä genriffenhafter gorfdmng toon Seiten
beS 33erfaffer£ jurücfliejj. SSorne^mli^ galten roix uns
aber für toerpflid)tet, gegen bie vorgreif enbe (Sinfdjreitung
in ben gemeffenen ©ang unferer SSerhanblungen , ttrie
fol<$e bur<h ben ©rlafe Dorn 27/28. gebr. gesehen ift,
eine ©infd&reitung, tooburch uns für bie Sefd&lufma^me
felbft bie ©emüthsfümmung angefonnen totrb, fotoohl
bie Freiheit ber Äammer als bie oerfaffungSmäfeige
Unüeranttoortlidjfett beS einzelnen -DtitgltebeS berfelben
hiemit feierlich ju üerftahren." SMefer (Srflärung folgte
nach wenigen Sagen bie 2luflöfung ber Cammer unb
neue SBahtauSfthreiben. Sttudj in bie neue Äammer
mürbe Uhlanb naä) einem hingen SBahlfampf nrieber
getoählt. Gr erhielt jtuar nur Stimm englei^eit mit
bem Dbertribunalpräfibenten Sollety, melier fonadh als
ber keltere in bie Äammer ju treten gehabt hätte, aber
bie SJÖahl nityt annahm. 2US ©taatSbiener hatte Uhlanb
bie ©enehmigung jum ßintritt fcon ber Regierung nöthig,
meldte ihm aber fcerfagt tourbe. Qn bem 9tefcript an
baS 9tectorat ber Untoerfität nrirb biefem ber Auftrag
erteilt, bem Sßrofeffor Uhlanb ju eröffnen: „S)a&, ba
„er auf bem aufgelösten Sanbtag bei ben SSerbanb*
„hingen über bie befannte Sßfijer'fdhe SJtotion theils
„als SSerfaffer ber 2Inttt>ortSabreffe auf baS ©eheime-
„rathSrefcript , theils bur$ bie bei ber Serathung biefer
„Slbreffe abgegebene ©rflärung, toonaä) er ohne allen
„befonbern Stolafe, glei<hfam bem Stabel beS ©eheimen-
„rathS jum Strohe, bie Sßfxjer'fche SBotion nachträglich
Ufctanb« Ccben. 1 6
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„auä) ju ber f einigen matyte, ein Benehmen fid) er*
„laubt h<*t, ba3, toie toenig es au<$ bie Sle^t^äre
„be3 3bgeorbneten an unb für fi<$ überfd^reiteu mag,
„bo$ mit ber äußeren 2l$tung, meldte ber ©taatS*
„biener gegen bie ©taatSregterung, felbft als 3JtitgHeb
„einer ftänbif^en Dppofition, nid&t aufcer SKugen fefcen
„barf, im offenen Söiberfprad) fte^t, i£m ber mty
„gefugte Urlaub jum 39e$uf feinet abermaligen ®in-
„tritts in bie ©tänbe&erfammlung unter Beibehaltung
„feines SShntS nidfjt erteilt toerben fönne." S)ie @§re
gebot Urlaub, baS i^m t^eure 3lmt jutn Opfer ju
bringen unb um feine ©ntlaffung in folgenbem ©$reis
ben etnjufommen.
^rofeffor Dr. S. U&Ianb
fünbigt feine ©taatsbienft*
fteüung e^rerbiettgft auf.
„®. Ä. SDtajeftät!
%vlx6) baS afabemifd^e SRectoratamt nrirb mir fo
eben ein auS R. 9Rinifterium beS Innern beS Äir$en*
unb ©d&ultoefenS ergangener ©rlafc t)om 14. b. 3JI. auf
meine ©ingabe fcom 10. ebb. ba^in eröffnet: „bafe mir
ber na$gefu<$te Urlaub jum 39e$uf meine« abermaligen
©intrttts in bie ©tänbeüerfammlung unter Beibehaltung
meines ShnteS nid^t erteilt werben fönne."
©iefe Verfügung beS protriforifd&en Departement
StyefS , über beren beigefügte SUtottoe xä) mi<$ hier jeber
Steuerung enthalte, nötigt mi<$, ben bisher üon mir
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bei fciefiger Untoerfität befleibeten StaatSbienft fciemit
aufjufünbigen.
3n größter (Styrerbietung
Dr. & U&lanb."
ZfiMngen, 16. Stobember 1883.
SRun mufete Urlaub aber au<$ no<$ um feine gteid^
balbige ©ntlaffimg einfommen, um in bie Äammer
treten ju fönnen, toorauf triebet an ba3 Stectorat bie
Sfattoort be3 protjiforif^en Stepartement&S&efS , Staats*
rat&S Sd&ta^erS, einlief:
„S)a 6. Ä. 3Jt. vermöge £ö<$fter ©ntfd^Iiefeung Dom
geftrigen £age Dem Sßrofeffor Dr. tl&tanb an ber Uni*
berfität Bübingen auf beffen btefjfallfige eingaben Dorn
16. unb 19. b. SR. bie na$gefu<$te gleid&balbtge @nt*
Iojfung aus bem ©taatabienfte fe&r gerne ju erteilen
geruht §aben, fo torirb fol$e3 bem afabemtf<$en Senat
in Bübingen ju erfennen gegeben, um §iet>on bem
Dr. Urlaub Eröffnung ju matten unb ba$ Sffieitere
ju beforgen.
S$la$er."
Stuttgart, 22. 2Rai 1833.
U^Ianb retöte nun f oglei<$ nac£ Stuttgart ab , um
fein mffl&e&otteS 2lmt bafelbft toieber anjutreten. 2Bie
triel lieber unb feiner 5fiatur angemeffener toäre ba3
gortttrirfen in feinem Se^rberufe für i^n getoefen, foenn
tyn feine Ueberjeugung ni<$t jum SBiebereintritt in bie
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Cammer gebrungen ^ätte ! SMe ^Regierungspartei §atte
ft$ in ber neuen Äammer bodj ettoaä üerftärft unb fefi
organtfirt; auö) nmrben bur$ bie -Kotymenbigfeit, ba§
93ubget juerfl ju beraten, bie ftaat§re<$ttid&en fragen
fcerfcfjoben, unb als bann biefeS t>on ber SDle^eit x>ex-
toiHtgt tt>ar, fo mürbe im ©ecember bie Äammer t>er=
tagt. SSon ben ftaat8re<§tli$en fragen fam nur bie
eine üDtotion ton ®<§ott über bie $erftetlung ber ^Jrefc
fretyeit na<$ ber Serat^ung in ber ftaat3re$tlt<$en
Sommiffion au<$ jur Serat^ung unb Slbftimmung in
ber Äammer. 2luS Urlaubs Siebe jur Unterftüfcung
üon ©$ott3 Antrag , „bie Regierung um 2Bieber$erftel-
lung ber üerfaffungSmäfngen ^refefrei&ett bur<$ 2luf=
Hebung ber ßcnfur ju bitten," führen toix einige ©tel*
ten an:
„25on allen ftaat£re<$tlt<$en fragen, bieinbiefer
Äammer angeregt tourben, t>on ben Sntereffen, bie
man ben materiellen gegenüber bie geifägen nannte , ift
einzig bie grage fcon ber Sßrefcfretyeit jur Segutad&tung
unb nun au<§ pr Serat^ung burdfjgebrungeu. ©o eft
aber auä) biefe grage in ©rinnerung gebraut ttmrbe,
toar es immer , als ob ein ©efpenft bur<$ ben ©aal •
f dritte, etwa ber ©eift eines (Srfdjjlagenen. 3dfj gebe
biefer ©$eue feine feinbfelige Deutung, fonbern bie
biHigfte. @S toar eine alte Ser^eifjung: „ein freiet
grofeeS ©eutfd&lanb, lebenskräftig unb in (Soweit ge=
galten, toiebergeboren aus bem ureigenen ©eifte beS
beutfd&en 33olfeS , foHte tcieber unter ben SSölfem ®uro*
pa'S erf feinen." S)aS Ratten nid&t beutf<$e ^Demagogen
»
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Derfünbigt, fonbern mäßige ^Monarchen ben Völfern
jum Sohne ihrer Slnftrengungeu üerheifeen. Sehnliches
tourbe auch jur SEBei^e beS neueröffneten SunbeStagS
auSgefprodjen. S)ic beutf<$en Völler darrten in unermüb=
lieber ©ebulb auf bie ßrfüllung biefer Verhetzungen,
fie verharrten gebulbig , aud> nachbem fte ben ©lauben
an bie ßrfäHung berfelben aufgegeben Ratten. Selbft
einjelne thätli<$e Ausbrüche ber Ungebulb fielen in
feinem 33er^ältni6 mit ber fcorherrfchenben 9tuhe in ber
grofeen SHaffe beS VolfeS. ®S fear aber auch in ber
%\)at nicht möglich, bafe bie t>erheifeene Verjüngung
2)eutfchlanbS in ßrfüHung gehe, ©ie fottte heraustreten
aus bem ©eifte beS VolfS. liefern ©eifte aber mar
fein Organ gef Raffen , fein gelb freier SBirf f amf eit für
baS grofje (SrneuerungStoerf eröffnet. $m ©egentheil
tmirbe biefer ©eift in immer engere Vanbe gef^Iagen.
Die Sefchlüffe, tooburdh bie Sßrefefreihett vernichtet,
Südjer unb 3eitblätter verboten, bie öffentlichen Ver^
hanblungen ber VolfSfammern unter befonbere 2lufficht
fleftetlt , Vereine unb Verfammlungen unter fagt, gemein-
fcf)aftU$e Vorftettungen an ben VunbeStag über öffent-
liche Angelegenheiten für ungefefcli^ erflärt mürben,
alle biefe Vefchlüffe tuaren nicht geeignet, ben ureigenen
Seift beS beutfehen VolfeS jur ©eftaltung ju bringen,
©leidh^ohl f)at berfelbe jejumeilen ein SebenSjetchen
gegeben. 2>te Sulirevolution beS Jahres 1830 gab
nicht bloS ben Politiken $been beS Weltbürger liehen
fiiberaliSmuS neues ßeben; fie ertoeefte au<$ ein ©efühl
ton mehr natürlicher als politifdjer 2lrt, baS National*
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geffi^l. 2lu<§ in ber beutf^en @i$e ^ob es ttrieber ju
rauften an. S5ie 33olf3ftämme ber toorliegenben conftitu=
tioneUcn 33unbe3ftaaten betrachteten ftc^ unb fatyen i^re
»Iöße. Dftte felbftftänbige gjtad&t, ofrie Anwalt in einem
größeren SSerbanbe, bem fie mit SReigung unb 33er«
trauen angehört hätten, ftanben fie in bumpfer @r*
toartung, ob fie, bei au$bre<$enbem Äampfe, mit 2Utf*
Opferung beutfe^en 5flationalgefühl3 bem 3^ge ber
liberalen ^been, ober im beutf^en SunbeStyeere ber
ga^ne be£ SlbfolutiSmuS folgen nmrben. Qn biefem
peinlichen guftanb ber Unentftyeben^eit mufcte bie
Erinnerung an jene alte 33ertyeifeung &on einem mäty
tigen jugleid^ unb freien $)eutf<$lanb ferner jli$ ttrieber*
lehren. Statt bafe nun ein großartiger @ntf<$Iuj3
biefen neue wagten Regungen beS beutfd^en Stational*
gefügte entgegen gefommen toäre, unb ft<$ berfelben ju
f<$öner @nttt>i<flung bemächtigt hätte, folgten ft<$ Schlag
auf Schlag weitere unb aerftärfte Hemmungen unb
©etoaltmaferegeln. ©elbji bie unfd^utbigen $ülfrufe
beutfetyer Staatsbürger an ben SunbeStag ju ©unflen
beS mit ber SSerjtoeiflung ringenben peinigen Steifes
toaren ftrenge jurüägettriefen, unb jum äfalafe genommen
toorben, bie Styore be3 93unbe$palafle8 gemeinf^aftli^en
SBorftettungen über öffentliche Angelegenheiten für immer
ju »er f fließen.
9lur fcereinjelt beftanb no<$ in ben minber mädh*
tigen Staaten ber ftänbif<$e Organismus. @S gehört
jur Unnatur ber beutfehen 3uftänbe, baß baS 9tepräfen*
tattofyflem nur in ben Heineren SunbeSftaaten fi$
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begriinbet £at. $)ie f<$mä<$eren Schultern f ollen bie
Präger bcr großen 33oIf3rec$te fein ©rmüben mir
betmo<$ nityt, unfre e^ren&oße 33ürbe, ba8 fünftige
Eigentum be3 gefainmten S)eutf<$lanb3, einer gelleren
3utunft entgegenjutragen. Sterte unb gretyetten , bie
in unferer Pflege mütyfam gebeten, tonnen, menn mir
fie nur treultd? fdfjirmen unb fur^tloS fcertyeibigen,
einft no<§ fcon größeren SSoH^ertretungen unb in ber
SRitte felbjtfiänbiger SunbeSftaaten toon einer beut-
f <$en9ta tio na Itter fammlung ju üoUer unb fegend
reifer Entfaltung gebraut merben.
2)ie grage ton ber ^reßfrei^eit ift geeignet, alle
übrigen fragen, meld&e bie freie Entfaltung be3 93olf&
geifteS angeben, ju vertreten unb in fi$ aufjune^men.
Unterliegen mir au<§ im Kampfe für fie , einem ftampf e
ber geifiigen, ber moralifd&en Äraft gegen bie med^a*
nif<$e, fo merbe iä) bo<$ niemals Das Vertrauen aufs
geben, baß ber ureigene ©eift eines großen rei$ be*
gabten SSolfeS einft noc§ biefem bie mürbige Stellung
erringen merbe, bie i£m ntd&t bloß toon -Monardeen
biefer Erbe Der^eißen, fonbern fcon einer fciel ^ö^eren
3Jta$t angemtefen iji."
Scotts Antrag in biefer ©a<$e erhielt jtoar bie
HJtetyrtyeit, blieb aber, mie ju ermarten mar, t>on ber
Regierung unberücfftc&tigt.
lieber ba3 33ubget gab U^lanb feine Stimme mit
folgenbenSBorten ab: „SHe äbftimmung über ba333ubget
ift bie SSlume aller vorangegangenen Sttbftimmungen.
§rü$er auSgefprod&ene ©efinnungen verlieren i&re
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fdfjale felbft jeigt an ihrer äufcern ©eite bie toier ©tänbe,
bcn §anbel mit ber abgebrochenen 3oDf<hranfe, ben ßehrs
ftanb, bie Äunft unb ben SKderbau. 3)en 3)e<fel f^müdt
ein golbner Sorbeerfrans unb eine Spra. grauen unb
Jungfrauen Stuttgarts tooHten Uhlanb auä) bur<h ein
Seiten ihrer Siebe ehren. §f)xt funftrei<hen £änbe t>er=
einigten fi(h jur Fertigung eines $ö$ft gef<hmadfooIIen
SIrbeitSfeffelS unb gu&tewichs. SBährenb beS SanbtagS
tüurbe Uhlanb bur<h einen 33rtef t>on gerbinanb 2Mf
aus SBien erfreut, toon bem ^ier ein SluSjug folgt.
Söien, 16. Äuguft 1833.
„3nbem i<h mir bie Freiheit neunte, 2SohIs
geboren ein ©yemplar meines SJerfchenS über baS alt*
franjßfifd^e (SpoS ju überfenben, erfülle t<h nur bie
ty$iä)t ber $)anfbarfeit. 3)enn faft auf Jeber ©eite
^abe iä) %1)xen trefflichen Sluffafe über biefen ©egenftanb
benüfct unb angeführt , unb er ift trofc ber neueren
ßeiftungen ber §ranjofen mein fid^erfter gührer, ja bie
©runblage meines 33üd^IeinS geblieben "
@S toar für Urlaub immer eine toahre (Srholung,
toenn er &on ben aufregenben £anbtag$bef<häftigungen
bur<h ettoaS Don aufeen ÄommenbeS toieber auf bie
eigenen ©tubien geführt nmrbe. bereinigen fonnte er
bie t?erf<hiebenen Befestigungen ni<ht, bie politifchen
©ebanfen ließen ihn ni<$t loS, au<h toamt er &ät ju
Sänberem gehabt hätte, toaS toährenb biefer ©effion
f(hon öfters ber %aU getoefen toäre, tt>eil er nid^t toie
früher in (Sommiffionen bef(häftigt tt>ar.
s
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3u £aufe angefommen, üerfenfte er ft$ bann
in feine gorfd&ungen unb arbeitete am SDtytyuS Dom
£$or.
Db tym bie ©tiHe be3 Kaufes ober bie ungeftörte
Slrbeit tootyl t^at, unerwartet regte fi<§ bie Suft jum
£)i<$ten im grü&Iing unb Sommer 1834. 2Bie in
feiner ^ugenb folgte eine 3eitlang ein Sieb bem anbern.
3n einem $eft<$en, in toelcfyeS er bie meiften ber 2)i<$=
tungen eintrug, toeld&e er für ben ©rucf beftimmte,
finben ftify folgenbe mit bem 3)atum ber StoSfityrung
eingetragen.
15/16. SDtärj 3>ie Sibaffoabrürfe, 2.2tyrtl ®i$ter*
feegen. 2lm gleiten Xage 2>ie Serben. 1 5. Slpril 2)ie
©eifterf elter, 27. 9Rai, mit bem Seifafce: auf bem Söege
nafy Pfullingen: SBtaientfyau. ßbenbamals ju Unters
Raufen: 35ie toerfunfene Ärone. 14. 3uni Son ben
©terbeflängen 9lr. 2 unb 3 : £>ie Drgel unb bie $)rojfel.
16. 3uni S)ie £obtenglo<fe (9ia$ruf 6). (SbenbamalS
S)ie Sirfe (in Salbeis). 20. guni 3>ie ©lo<fen$ö$le,
22. Stbenbtoolf en , 22/23. Sunt ©onnenloenbe , 28/29.
Steifen, 7. 3uli 5Dic 3Katoe, 8. Suli 2Bein unb 93rob,
20. 3uli 2)aä ©ingent&al, 23. S>a3 fcerfunfene Älofter,
26. 2)a3 ©Iü(f t)on @ben$att. 2luf biefen Sieberfrüpug
lommt bann ftrie ein trüber §erbfttag am 6/7. Dctbr. :
SBanberung.
©#on in ber SBlütyejeit üon U&lanb* SDidjten
finben ttrir bie gleite (Srfcfyeinung toon raf<§ fi<§ foU
genben Siebern, toie toenn @in Sieb ba3 anbere toecfte,
unb bann n>ieber tjon langen Raufen, otyne bafe in
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feinem äufeern Seben3gang ein ©runb für biefen SBed^fel
ju finben märe.
SSon jefct an begegnen nur biefer antyaltenben
bid&terifdfjen Stimmung ni<$t me^r bei Ufclanb unb nur
verein jelt unb naö) längeren Raufen entfielt ein neue«
Sieb. 2lu3 ber erften Qugenbjeit, Dom Qafyr 1804,
finbet fid^ ein ungebrucfteä Sieb üon i&m, baS faft
einer Sßro^ejeiung ober einem frühen ©runbfafc über
ba$ 2)i$ten in fpäteren Seben8jat;ren gleiten fönnte.
Öafet un$ Jreube foftcn, greube fingen,
2öeil bie Qugenb in ber gülle blüfyt!
2BilI ber üftann nod? mit ber OJlufe ringen,
Söirb'S ein ernM bämmeridjteä Sieb.
SBill ber ©rei£ bie golbnen Saiten rühren:
3öirb'3 ein 25enffprud?, feinen Stein §u gieren.
®3 tt)urbe an einer neuen Auflage (ber ad&ten)
ber ©ebid^te gebrudft, als bie oben bezeichneten ©ebid&te
entftanben; fo fonnten bie meiften ba&on, glei<$ t>om
§erjen lueg, eingereiht »erben. 33on nun an erf<$ien
fafl ityxliä) eine , öfters auä) jtuet 2lu8gaben in einem
Satyr, aud& mürben bie Ausgaben fpätetbin ton einem
£aufenb auf jmettaufenb ©femplare erhöht. 35ie ©ang;
barfeit ber Sieber fceranlafcte , ba£ t>iele baton componirt
mürben, t>on ©IüdE , Äreujer, Silber, fpäter au<$ feon
9Henbel$fotyn unb Slnberen, ma$ auä) jur Verbreitung
ber ©ebid&te beitrug. 5)er folgenbe ©rief UtylanbS be* •
jeicfynet bie 2trt feiner gefdf)äftli<f>en 3Serbinbung mit ber
ßotta'fd&en ©udE^anblung.
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tlölanb an ben Sammtrljerrn ®. wn Sottcnborf,
„@uer .öodjtoo^Igeboren
Ijaben bic ©üte gehabt, mir baS Honorar für bie aä)te
Auflage mit 1000 ft nebfi 24 greieyemplaren felbft ju
überfenben, toofür id& meinen ergebenden ©anf bejeige
unb mir erlaube , bie ber ©ud^anblung nötige Guit=
tung £ier anjufdfjliefeen.
£)a iö) felbft nid&t metyr als ba3 bisherige Honorar
in 2lnfpru<$ genommen tyatte, fo ift nun nur ju nmn*
fd&en, bafj ber ßrfolg ber fcerme^rten Sammlung bem
ersten Honorar unb ber übrigen 2lu8ftattung ent=
fpred&en möge.
SReine grau beauftragt mtd&, für bie iffx frityeT
f$on gütig überfd&icften ©yemplare be$ fdjjön gearbeiteten
S3ilbniffe$ 3ftnen toerbinblid&ft ju banfen.
Sere^rungSttoIl t>ertyarre iä)
@uer £o<$toofylgeboren
ge^orfamfter
2. 11."
3laä) einem S3efu<$, ben 91iembfc§ t>on ©tretylenan
fteillfylanb ma$te, fd^reibt SRiembfd^ an feinen ©d^toager
©$urj na$ SBien über biefen 93efu$:
„9ieuli<$ toar iö) mit 3Jlaper bei Urlaub
in Bübingen. 6r toar nrieber ganj $oet, bie leibige
spolitif ift toenigftenS bis jum näcpen fianbtag abge*
Rüttelt. 6r toar aud& ganj greunb unb icf) tyatte i&n
nie fo UebenStoürbig getroffen, ß3 ift ein fd&öner 3ug
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in feinem ß&arafter , bief e toa^r&aftige greube an ben
poetif<§en Sefirebungen eine« 2lnbern. 35aS Urteil
eine« folgen SRanneS toiegt ©tbliot&efen fcon 3lecem
ftonen auf. 3$ la$ tym einige gauftiana t>or, unb
jtoar bie nä$tli<$e ©cene im SBalbe mit ber Rannte
proceffion la£ iö) itym , o^ne e3 }u ttriffen , gerabe in ber
3obanniSna<$t. 6r ^atte grofee greube baran. 3Son
feinen @ebi<$ten toirb je|t f<$on bie ad&te Auflage ge=
bruclt. 2lm SobanniStag matten ttrir , nämli$ U^Ianb
fammt grau, 3Jlaper unb iä) einen 2tu3flug nadj) Wie*
bemau, einem bübfdEjen 33abort. 2Iuf bem SBege mürbe
fefyr t>iel über Sßoefte fcer^anbelt, bis in bie fleinften
praftif<§en SDetailS. U^Ianb fpric^t fe^r grünblidfc unb
ift getüanbt im ©enfen unb fd^arf im Sluffaffen frember
3lnfi<§ten. ©$n>ab äußerte einmal gegen mi<$ feine
SSertDunberung , bafc Urlaub mit fo mel Sßoefie fo mel
©<§ärfe beä ttrtyeitö vereinige, mi<§ tounbert ba£ gar
nidtf. Dtyne fd&arfeS Urteil fann man bei ber glück
tieften poetifdjjen gäfyigfeit nichts fd&reiben, ba$ ba
fertig ift, Kippt unb überall f läppt. 3Kaper fpra#
toeniger, ber 8ef<$eü>ene fd&ien me^r feine greube baran
ju finben, bafc er bie greunbe ^örte unb genofe"
Sie Siebe jußinbem fceranla&te U^lanbS, benetf
ber Gimmel bie greube eigener Äinber üerfagt fyattt,
einen Änaben toon fünf Sauren, ©o^n eine« früb ge*
ftorbenen tüürbigen @eiftli<$en, Stefan ©teubel, ju
ft$ ju nehmen unb ju erjie^en. ©ott fyat biefen
@ntf<$lufc mit feinem ©egen begleitet, ber Keine 2BU-
^elm tt>u<$3 fröbli^ unb gefunb fcerau unb vergalt
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Siebe mit Siebe, o^ne feiner 3Jlutter unb feinen ®e=
fc^miflern fremb ju »erben. Ufylanb folgte bei feiner
©rjte^ung bem Seifpiele feiner eigenen ©Item unb liefe
ben Änaben ft<$ frei entmitfeln, bem guten ©runbe
toertrauenb, ben 2Bil$eIm3 Eltern früfc fäon gelegt
Ratten. 2Ber neben Urlaub aufma^fen burfte, feinen
religiöfen ©inn, feine Siebe }u feinen 3Jtitmenf<$en,
feine ©eelenrein^eit unb SBal^aftigfeit unb feinen
raftlofen gleife tägltcfy t>or Slugen §atte, brauste auefy
mä)t fciele in äßorte gefaßte Sefyren.
Slufeer biefem ^flegefo^n tyatte Urlaub, feitbem
er in Bübingen mo^nte, faft immer ben einen ober
ben anbem jungen 2lnt?ermanbten bei £tf<$e, motyl
au<§ im £aufe, fo lange bie Stubienjeit mä&rte. 60
toerfc^ieben bie SRaturanlagen biefer jungen Seute auti)
toaren, fo gemannen bo<§ 3lHe ben Dnfel Ufclanb t>on
§erjen lieb, feine eble 9Jtännli<§feit mar ein teuften*
be3 Seifoiel für fie.
©ine 3teife, bie toon U^lanbS im ©ommer 1834
in ba3 ba^rif^e ©ebirge na<fy *Partenfir$en, an ben
frönen Sldjenfee, bann na<$ 3Kün<$en, 3tegen3burg,
Samberg, Sßfirjburg unternommen mürbe, ma<$te tynen
um fo me$r greube, als ber Qugenbfreunb Äarl SDlaper,
OberamtSric^ter in Waiblingen, jum S^eil babei tyr
Begleiter mar. 3m September »artete U^lanbS eine
anbere greube. Stuf einer größeren Steife naä) SBeft
p^alen begriffen, ttermeilte £err toon Safeberg mieber
einige Sage in tyrem £aufe. Sin fold^er SBefucfy mar
Urlaub immer ein §eft unb niemanb mürbe i&n ba
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ttortfarg gefunben tyaben. S^meDer üon Söllingen unb
£offmann fcon gaüersteben erfreuten lltylanb audj bur<$
ityren toerttyen 93efnd^.
£>en2Binter toon 1834—35 ttribmete Utylanb faft
auSf$Iie§li<$ bem Stubium ber norbifdjen -Dtytfyologie
unb ber 2Ibfaffung ber erften %xutyt biefeS StubiumS,
feinet £borS, ber 1836 ausgegeben tourbe. 3m Sommer
1835 führte t^n baS Suchen naä) alten SSottSliebern
ben SRtyein tyinab, naö) 6öln. ©in eigenes 3ufammen*
treffen tt>ar eS, bafe er in ©öln im gleiten ©aftyof
mit bem Äönig fcon SBürttemberg gu motten Um.
Utylanb tturbe bafelbft toon einem großen 3uge ©änger
unb patriotifdjer ©efinnungSgcnoffen mit einem ©täub-
ten überragt.
$ie erfte ^älfte beS Satyrs 1836 mußte er lieber
in Stuttgart bei einem unerqui<flt<$en Sanbtag §u*
bringen.
2lu<$ tyatte er ben Sd)merj , bie einjige S^toefter,
bie itym fo ttyeuer toar, toätyrenb biefer &eit ju verlieren.
yiaä) bem Schiffe beS SanbtagS bejog Utylanb ein
neugefaufteS £>auS, baS itym bur<$ feine freunbli^e
Sage an ber 9iecfarbrü<fe unb burefy ben großen ©arten,
ber tyinter bem $aufe terraffenförmig am Deflerberg
tyinauffütyrt unb ben leiten SluSblid über baS Stedar;
ttyal getoäfyrt, lieb tuurbe. 9Jlan$er §reimk Urlaubs
mirb fi$ erinnern, mit weitem Setyagen er ityn in
feinen ©arten führte, itym mit tyetmattylt<$em Stolje
toon bort aus bie ©egenb jeigte unb in trauli<$em
©efprä^e mit itym oben roeilte. 2Bir erinnern uns
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befonberS auö) eines folgen traulid&en SJtorgenS mit
2tnafiafiuS ©rün. »is in baS &o$e 2Hter, bis ju feiner
legten Äranftyeit flieg er mttSeid&ttgfeit bie fielen treppen
ju ber oberen ^erraffe $inan. Sei mand&er froren
äBeinlefe toerfammelten fi<$ bie Tübinger $reunbe mit
i^ren Äinbem bort oben , ba ein %f)eil beS Sergej mit
Sfteben bepflanjt fear. Urlaub toar bann ein re«$t
Weiterer SBirtfc, hatte meifienS jtoet Äinber ber ©äfte
an ben $änben, aus liebreicher Sorge für fie , unb
2tbenbS ^alf er eifrig beim Abbrennen beS geuertoerfs.
Stber au$ allein toar er fe^r gerne oben, in feine 2fo
Seiten vertieft. 33iel befd&äftigte i^n au<$ ber SBoften
unb beS SBinbeS 3ug. ©r fear ein guter 2Betterprop$et,
t^eitoeife auö) aus förderlicher (Smpfinbung, benn baS
fieranna^en eines ©etoitterS fällte er bur<$ einen
5Drutf auf ben Jbpf lange Dörfer, e$e SKnbere feine 91%
atyneten.
Heber ben „SC^or" f^reibt greunb Saperg am
21. Sttuguft 1836 toie folgt:
„3$ banfe gftnen herzlich für bie SWitt^eilung
3^rer ©agenforfc$ungen. 3$ habe bereite ein fyalh
hunbert ©eiten in Syrern S^or gelefen unb eS fam
mir oft toor, als toenn iä) es f$on einmal gelefen
hatte; als i<$ bie ©ac$e näher betrachtete, fanb ftdh,
bafe es 3^re ©arfieHung, Shre Slnfi^t, 3hre ©rflärung
toar, bie mich fo anforach, ich möchte fagen: anheimelte;
benn ich fyatte fcon Anfang , als ich mit biefen SÜtythen
befannt tourbe, bis nun, fie beinahe immer fo ange^
fehen unb aufgenommen, ttrie ich fte in 3#rem Suche
ttfrlanb« 2e&en. 17
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vorgetragen fxnbc; auä) $abe i<$ toieber eine Margit
unb ©ebiegentyett in biefem DpuSculum gefunben, toeld&e
miä) immer in 3#ren 6<$riften, felbft in 3#ren poe*
tif<$en, fo fefyr erfreute. Slber toel<$en grofeen Sßtan,
mein greunb ! tyaben ®ie fi<$ fcorgejeid&net ! 3$ für<$te,
bafe bie norbtf<§e Sfftyt^ologie allein 3#re $eit auf viele
Sa^re in Sefdfjlag nehmen toerbe; too bleiben 3eit unb
Sftaum für unfere Sieber? "
greunb ©d^meHer f treibt aus gleid&erSJeranlaffung:
„3$re 3)arftettung $at uns jenes großartige, ftnn*
bilbttd)e 33otf3epo3 beS Horbens vom Söerben, SBirfen
unb SSerge^en ber 2Belt unb i^rer Ärafte freunbli$
unb anf$auU<§ genug gemalt. Unb bamit mögen nrir
juf rieben fein, ba von grünerem, aus meinem au$
biefe in tyrem ©ogmatiSmuS fd^roffen unb abenteuere
Ii<$en ^^antafiegebilbe hervorgegangen fein bürften,
faum me^r irgenb f<$riftli$e Äunbe ju hoffen ifl
hätten torir nur audf; von Sappen, Rinnen, Setten,
Slaven tvenigftenS fo viel fo 2llte3 toie vom gertna-
nifd^en Sterben."
Urlaub an 5J?rofcffor *. SB* ©trobel in ©trapnrg,
Bübingen, 1. Wobtmbex 1836.
„33ere£rtefter §err Sßrofejfor!
2)afc ©ie in ©emeinfd&aft mit #errn (Sollarb meine
ntyt$oIogif<$e Arbeit in baS granjöfifd^e übertragen
toollen, gereift mir fe$r jur @^re unb greube. 3fi
meine ©$rift überhaupt geeignet, in graufretdjj einigen
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Slnflang ju finben, fo toirb eine ^Bearbeitung aus fo
befreuttbetetn ©hm unb bur<h fo gefd&idtte #änbe, toon
ber ©ie mir bereits eine Sßrobe gefättigft überfd^idt
haben, ba$ SSefle baju thun. 9Rtt Vergnügen foürbe
idjj bie SSerlag^anblnng aufforbem, Q^nen bie Sogen
ber gortfefcung pgehen ju laffen, toenn ein jtoeiter
S^eil toirtli^ f<$on brudfertig ftäre. Allein er mufc
erfi getrieben toerben.
2113 SDtitglieb unferer 2lbgeorbnetenfammer toar i<f)
a$t üfftonate t?on £au3 entfernt unb gröfctentheite auä)
meinen ©tubten entfrembet, ju benen i<h erft fürjlic^
jurüdfgefe^rt bin. S)ie Ungewißheit, ob unb toann ich
jene Slrbeit fortzuführen im gaHe fein toerbe, fceranlafete
mich, bem erflen §eft au<$ ben befonberen £itel ju
geben, tooburch e8 als 9Ronogra^ie für ft<i) befielen
lönnte. ßtoar beabftchtige ich, nun auch ben 3Jtytyu8
öon Obin ju behanbeln, aber baju finb mir noch fo
manche Vorarbeiten nöthig , bafe id) bie 3eit ber Seetu
bigung noä) nityt ju beftimmen vermag, toenn mir audh
bie ßuft jum SBerfe ungefd^toäd^t bleiben foHte. %ä)
hielt mi<h für verpflichtet, hierüber umflänblicher ju fein,
toeil eä tneQei<ht auf 3hr Vorhaben (Sinflufe ^aben lönnte.
©<$on länger befd&äftigt mich eine Arbeit über bie
beutf<$en VolMteber, tote fie in gef<hriebenen unb ge-
bruäten Sammlungen, fo toie auf fliegenben 2)rucfc
blättern be8 15. unb 16. SahrhunbertS üorfommen.
S)a Strasburg eine ber £auptn>erfftätten biefer alten
ßieberbrutfe fear (toie }. V. bort bei £hiebalt Serger
um 1570 triele einjelne Sieberbogen gebrudft tourbeu,
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MO
auty naä) SDocenS SWiScellaneen I, 275 bafclbft no$
1624 ba$ grofce nun üerfd&ottene £ieberbu<$ fcon 333
frönen Siebern ^erauSfam), fo bat iä) t>or einiger Seit
£erm Dr. Slugufi ©töber um 9laä)tiä)t , ob fxä) auf
ben borttgen Sibliotfyefen too^l nodf? ®imge3 für biefen
3tt?e<f toorfinbe, tirie benn namentlidfj bie alten glug*
blattet öftere in (SoUectaneenbänbe jufammengefa&t
würben. ®r melbete mir, bafc bie ©tabtbibltot^ef toegen
93autoefen3 berjeit ni$t ganj jugängli<^ fei, teilte mir
jebodf) einige ÜRotijen mit, bie er 3#rer ©üte fcerbanfte,
tüorin unter Ruberem eines 33o$nenliebe£ ttott
Sülurner gebaut ift. 63 ift mir nun fe$r ertoünfd&t,
miä) an ben in jener $tit fo too&l betoanberten $erau8*
geber ber ^Beiträge jur beutf<$en Siteratur mit ber 3ln=
frage unmittelbar toenben ju fönnen, ob ft<$ mir ettoa
in Strasburg no<$ Quellen für bie Äenntnifc ber alten
t>olf3mäfeigen Sieber erfd&Iiejjen fönnten?
3$nen unb bem §errn Steftor ßollarb mi<§ 1)ofy
achtungsvoll empfe^lenb
3&r ergebender
S. U."
Urlaub an £errn Dr. SBüljmer jn ftranlfurt.
Bübingen, 24. Eecember 1836.
„£o<$gee$rtefier £err SDoctor!
©ie ^aben mi<$ bur<$ Ueberfenbung be3 alten
SieberbänbdjenS, toofür i<$ ben @mpfangf$ein $ier bei-
lege, fe^r erfreut, ©affelbe enthält, nrie e3 immer ber
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%aü ift, mä) 2lrt, 2Uter unb 2Berty fe^r toerfd&iebene
Stüde; iä) traf barunter man<$e alte Selannte, bo<§
unter anberen 2)rucf orten, aber au<$ SDle^rereS, toaS
mir neu ifi unb meine Sammlung bereichert. 3<$ ^offe
mit SSerglei^ung unb ßycerpten in einigen 2Bo<$en
fertig ju fein unb bann 3#r toeitereS fo gütiges ©r-
bieten benüfcen ju fönnen. ©a§ Sie bie einft mit
Srentano aufgezeichneten SRottjen für mi<h nad&fetyen
tooCen , erf enne iä) mit meiern S)anf e ; ba£ SBunber^om
$at feiner 3eit überaus anregenb gehrirft, aEein ben
Wenigen, toeld&e bie Neigung für biefe alten Sieber
nachhaltig betoahrt haben, mufc e£ angelegen fein, tt>a$
bort erneuert unb ergänzt ift, in feiner urfprünglid&en
©eftalt gu conftatiren. 3m jtoeiten Sanbe beffelben,
S. 302 ff., finben ft<h bie Abenteuer Bebels üon 3Bal*
moben, na<h ben Neimen t>on ©eorg 2%m (2Bolfen-
büttel 1563); biefeä SüchleinS ^abe i<h noä) nirgenbs
anfichtig toerben fönnen, foHte Srentano fol<he3 ettoa
auch toon ber granf furter 33ibliotfcef gehabt haben?
33ere§runggfcolI beharre ich
3h* ge^orfamfter ©iener
Uitfanb an gerbtnanb SBoIf in SBien.
Bübingen, 9. 3Rai 1827.
„SSere^rtefter #err!
Sie haben mir feiner ßeit mit ben altfrangöfifd^en
Unterfud^ungen, bann mit SSruber Staufdj unb nun
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neuerlich mit ber glorefta fo toerttytoolle unb erfreuliche
©efd&enfe gemalt, bafc eS §ö$fte $ett ift, mi<§ über
baS lange Ausbleiben meinet Saufe« ju entfd^ulbigen.
Sei einer o^nebiefj ni$t fe£r f<$reibfeligen -Jiatur xoax
iä) in ben lefcten Qa^ren oft lange ben ©tubien meiner
Neigung gänjli<$ entrücft, unb fo geriet^ au<$ mein
literarifd&er Srieftoe^fel in ben Ieibigflen Stüäftanb.
3fm $er jen blieb iä) glei<$tr>o£l alter ©agen* unb Sieber*
bi<$tung treulich juget^an, unb fo §abe iä) auä)
ma« ©ie für biefeS gelb t^etls in befonberen ©Triften,
t^eilö in ben SBiener 3<$rbü<$ern unb ben altbeutfdtjen
^Blättern geleifiet, ju meiner Sele^rung unb $reube mit
regem Sintbert verfolgt.
S)ie jüngfie ßeit toar auä) unferem gemeinfd&aft-
lt<$en ^ntereffe für bie altfranjöftf<$e ©agengef$i<$te
überaus günflig. ©urdjj bie rüftige unb einft<$tSt>olIe
SC^ätigfeit 9)iid&elS unb 2lnberer öffnen fi$ bie Quellen
tägli<$ ergiebiger; unb bodj) toie SSieleS ift tyier noä)
gu t^un! toeitoerjtoeigte 2lbem beS farolingif^en ®poS
finb noä) faum gef^ürft. ©S toäre ju ttntnfd&en, bafc,
toä^renb bie Verausgabe ber Quellen bo$ nur attmä^lig
üorf freiten famt, ein unterrid&teter Sötann ein über*
fi$tli<$eS SBerf in lebenbigen SluSjägen aus ben @e*
bieten aller franjöfifäett gabelfreife naä) Slrt öon
■JJlüHerS ©agenbibtiotye! ober ©Iiis* Specimens lieferte.
®iefe 33ü$er fmb au$ na<§ 3SerßffentK<$ung ber alt-
norbif^en ©agen unb ber Metrical Romances toon
SBeber, Utterfon ic. niä)t überflüffig geworben, fonbern
»erben ftetS für ben Ueberblicf beS ©agenin^alts für
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literargef$id&tli<$e imb anberc Bedungen nüfcü<$e
$)ienfte leiften.
Sange fc^on ift es mein 2Öunf<§, ©ie, gee&rtefler
£err, einmal unter ben reiben ©<$äfcen ber SBiener
33ibIiot$ef $eimfu<$en ju fönnen. SBenn i$ noä) ein
£eft ber norbif<$en gorfd^ungen fertig §aben toerbe,
bann gebenfe iä) ernftli<§ an bie beutfd^e $elbenfage ju
ge&en, für beren Setrad&tung mir iene norbifd|)en©tubien
eine not^toen&ige Vorarbeit p fein fd&tenen. S)a foHen
benn 2BoIfbietri<$, für ben mtd& bereits #errn SergmannS
©üte tüo^l auSgerüftet §at, £erjog (Srnft, beffen Sage
bei S^nen in einer no# toenig befannten Bearbeitung
twr^anben ifi u. f. tt). an bie SRetye fommen. 3Rament-
li<fy aber üerfyre<$e xä) mir in SBien ncö) manches
görberli^e für eine Arbeit im %aä)e be3 älteren beut*
fd^en 33olf$Iiebe& ge^e feit Qa^ren barauf aus,
eine ©ammlung alter, tyod^ unb nieberbeutfdfjer fßott&
lieber mit einer überfid&tlid^en Einleitung unb mit Sfa*
merfungen jur ©efd)i$te ber einzelnen Sieber, über bie
2lnf länge berfelben in ber SSolf Spoefie toertr aubter ©tämme
u. bgl. m. ju ©taube ju bringen. ©$on mand^mal
ifdbe iä) für biefen Stoecf ben SBanberftab ergriffen,
aber ba8 Slngefammelte $at mir nod& immer nid^t bie
genügenbe güHung. 2Ba$ iä) fu<$e, finb fcoKSmä&ige
Sieber, »ie fie, toenn au<$ bie befien weit früheren
UrftmmgS, in ^anbfd^rif tlid^en ©ammlungen be$ 1 5 — 1 6.
3a§r£unbertS pnben ftnb. Sene furjen, epigramma*
tifd^en £anireime, Äinber be3 Stugenblicf 8 , tüie fte aus
Oeftrei<$, ©te^ermarf, SCirol, bem baprif^en ©ebirge
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fdjon toielfa<$ aufgejeid&net finb, fommeu mir meniger
in 93etra<$t, aU bie ballabenartigen , ttypifd&en, emften
ober f$er}$aften SEoneS. gür biefe Älaffe ift befonberS
3JleinertS leiber nid&t fortgelegte Sammlung fe^r fd&ä^
bar, unb e8 werben tootyl au<$ in bem unter ^erm
SeitnerS 2lnorbnung ju ertoartenben fteirifd&en Sieber;
fd&afce reid^altige Setträge biefer 3lrt ju £age treten.
3m aSormort ju StSfa'S unb Sd&ottfy'S öftreidjifdjen
SSolföliebem toar eine eigene Sammlung beS älteren
öftreid^ifd^en SSoIf^gefangeö in 2lu3ft<$t gejtettt, e£ ift
aber ni$t3 bafcon erfd&ienen.
Seon \)<xt 20 ^a^re Dörfer in SBragur (VI, 70)
einige alte ©tütfe gegeben. SDiefc ift j. 33.
einer ber altertümlichen ©ammelbänbe, bie \i) unter
3#rer freunblid^engü^rung auf berlaiferlid^en Sibliot^ef
einjufe^en begierig toäre.
§aben ©ie bie ©efäDtgfeif, au<$ §errn ©nblidjjer,
bem SJlitgeber be3 99ruber Staufs , meinen herjlic^en
SDanf iu fagen.
3Jlit aufrichtiger £o<$a<$tung unb Ergebenheit
ß. U."
SDaä $al?r 1837 burfte tt^lanb feinen Arbeiten
ttribmen. 6r ftrebte feine f<$on lange begonnene SBolte*
lieberfammlung ju fcerfcoUftänbigen. @ine Steife na$
Strasburg tourbe audfj ju biefem $wde unternommen
unb jugletd^ toottte er aud& feiner grau baS SUlfinfter
jeigen. Später im Qaljre befugte er au<$ toieber $erm
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fcon Safeberg in gppietyaufen, toeld&en er bicfeö Safjr
in neuer £äu8lic§feit traf, ba er fid) im 3a$r 1835
eine grau in 2Befty$aIen geholt, bie i$n 1836 mit
3tt>ittingätö(§tern befcfyenft §atte.
2>ur<§ bie (Srnennung fcon ©uftat) ©d&toab jutn
Pfarrer in ©omaringen, nur jtoei ©tünb<$en t»on £übin*
gen entfernt, tourbe für U^lanbS eine neue liebe 9ta$bar=
f$aft gewonnen. 2113 rüftiger gufjgänger legte er ben
SGBeg ba^in oft jurücf , um einen £ag in bem behaglichen
^farrfcaufe bei ben geliebten greunben jujubringen.'
3JUt bem %df)t 1838 begann toteber ein Sanbtag,
biefemal ein aufeerorbentlidjer , fyauptfätyliä) jur 2te
ratyung eine« 6riminalgefe£bu<he3. SJtun mußten lieber
feine Strbeiten jur ©eite gelegt toerben; fo toenig er
mit ber ftrengen Stiftung be3 vorgelegten ©efefceS ein*
toerftanben toar , fo nribmete er bod^ faft aH feine 3eit
ber mü&famen, unerquidlid^en Prüfung beffelben. 2Benn
er audj neben ben täglichen ©ifcungen unb bem 2)ur<$=
ge^en ber Vorlagen einige freie ©tunben hatte, fo
fonnte er fie nur jum Sefen eines 33u$e3 für feine
©tubien benüfcen, toeil feine ©ebanlen ju fe^r von ber
frembartigen SlmtSaufgabe Eingenommen toaren.
SBä^renb aH ben Sahren feiner Sanbftanbfd&aft
hat er nur eine einjige ©ifcung , unb bief e toegen Un*
toohlfeinS fcerfäumt. (Meistert ttmrbe ihm bie befiän=
bige 2lntt>efenheit freilich baburdjj, bafc feine grau über
bie Sanbtage mit ihm nach Stuttgart jog. 3lu<h ber
^flegefohn unb ein geliebte« £öchterchen ber fcerftor*
benen ©chtoefter foaren mit in Stuttgart.
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greifen: toon Samberg an ttylanb.
@M>i8$aufen, am 21. fcornung 1838.
„Sieber $reunb UtylanbuS!
3>n ber greube meines alten, aber no<$ immer
grünen $erjen3 fann iä) ni<$t umfyn, 3ftnen }U fagen,
bafj iä) vorige 2Bo<$e bie 9iad)ri($t erhielt, ttrie bafe mir
bie alte bif<$öfli$e Surg ju SJleerSburg für ben fcon
mir gebotenen SßreiS &on ber $)omänenfammer ju Äarl&
ru£e jugef<$lagen tourbe. ©ine fd^öne, grojje 33urg,
lüo^ler^alten , ba Dor einem 3a&re no<§ ba3 §of geriet
fammt bem £ofridjter barinne fafe, $eD, toarm, unb
in einer Sage, bie eine ber fdjönften 9lu3ftd)ten am
33obenfee gemährt. Sagen ©ie bieg au$ ©<$mab unb
2tbel, unb bafc man in einem ©ommertag fcon ©tutt*
gart ober Bübingen , toenn man ein Wenig frit^e auffielt,
mit ber $oft bequem na$ 3Jleeröburg fommen fann.
SGBie triele gef$i$tli<$e Erinnerungen fmtyfen ftd^
an biefe SSefifcung. Äönig Dagobert fcon Sluftrafien
baute fie, ßarl Kartell erneuerte bie Surg, bie SBelfen,
bie £o§enftaufen befafjen fie. 2öa$rf<§einli<$ trat fte
©onrabin feinem S3ormunbe, bem biebem S3if<$ofe @ber*
fyarb üon 2öalbburg, ab. SDie ©egenb fottrie bie
ganje 9ta<$barf<$aft ift fruchtbar, freunbli<§ unb tt>o$k
angebaut; ber SBein, toel<$er feit einigen Rafften ba
au§ SEraminertrauben gebogen toirb, gehört getoifc unter
bie toorjügli<$ften SBeine ©djtoabenS , unb \6) £off e , toir
foHen in einem ber runben ®emä<$er ber alten SBurg,
toeld^e bie 2lu$ft<$t auf bie blauen glühen be3 <PotamuS
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267
geben, me^r als Einmal bie ©rfafyrung ^ieüon tna=
djen. 3e|t gebt e$ an'S einladen, baS ift mfibfam
nnb langweilig ; aber baS 2lu3pa(f en unb SKuffietten ift
^intoieber lufiig, unb bann will xä) au<$ wieber mit
erneutem SJluth unb Suft arbeiten ; benn bort ttrirb mir
ein 2öunfc$ gewährt, ben iä) biö^er ftetö vergeblich
nährte, alle meine Stirer unb #anbf$riften in einem
frönen, fetten, gewölbten (ehemaligen 2lr<$to) ©aale
beifammen auffteHen unb burch bie ©la&hüre eine3
anftofeenben 2lrbeitSjimmer3 alles überfein ju fönnen.
©ie wiffen nun, mein greunb! wo ©ie un8 Wie=
ber finben fönnen; biemit fage i<§ Sttbe! ^erjltche ©rüfee
Don Sennty imb mir an grau @mma. SBaljen ©ie
inbenen Den (Stent be3 ©if^^u^ unb laffen ©ie e$
nityt fcerbrtefcen, quand m6me —
treuer greunb
3. t>. Safeberg."
£)ie ©tänbe würben im Quli vertagt unb U^lanb
trat no<$ toon Stuttgart aus eine Steife na$ 2Bien an,
allein, weil bie grau bur$ ©orge um eine franle
©<$wefler fcom Sölitreifen abgehalten Würbe. 55on biefer
Steife gibt er in ben folgenben ©riefen 33erid)t an feine
grau.
SBten, 10. 3uli 1838.
„Siebfte !
©efiern SlbenbS gegen fieben U^r bin iä) am 3^
meiner Steife angelangt; t<$ beeile mity, 5Dit bafcon
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2G8
Äunbe ju geben. SDie ßiltoagenreife nadfj 3tegen$burg,
voo man 9Rorgen$ mer U^r auf am, gemährte eben ni$t
mel ÜDterftoürbigeö ; bodEj trat e$ mir lieb, Reifing unb
bie üormalige UntoerfitätSftabt Sanb^^ut mit iljrem
langen SC^urme ju fe^en. einer meiner Sfteifegef ehrten,
ber meift bie Unterhaltung führte, toar ein Stegen^
burger Sfraelit, 5lamenS£ilient^aI; biefe erinnerte miö)
baran, bafe bei bem früheren Sefud&e in StegenSburg
ein £err Stofentyeim meine erfte 93efanntf$aft toar.
£err ©ruber, Slr^iteft unb ^rofeffor an ber ©etoerbe-
f^ule, ben i$ bamalä auä) fennen lernte, ttribmete fidfj
mir fetyr freunbfd&aftlidtj, er führte mi<$ jur SBalljalla
unb auf einige 33ierfeHer, S)er SDom fear biegmal
innerlich ganj mit ©erüften fcerfteHt, i<$ glaube um ein
fefclenbeS ©efoölbe ju ergänzen. S)ie Sibliot^ef befd&äf*
tigte miä) meljr als iö) gehofft ^atte. £>en folgenben
SUlorgen fu£r id|> um mer U^r mit bem ©ampffd^iffc
ab. $)ie jtoettägige 2)onaufal>rt toar überaus genufc
ret$, ntd^t burd(> alte ober neue Sefanntfdfjaften auf
bem Skiffe, bereu ft<$ mir feine barbot, fonbem burdfj
ben reiben 2öe$fel fd^öner Sanbfdf>aft3btlber; milbe
unb fruchtbare ©egenben, mit ber 3lu$fi<$t auf na^eS
ober fernere^ ©ebirge, toecfyfeln mit nrilben getepars
tien , toie befonbera beim Strubel unb SBirbel ber S)o-
nau, ber Surg ©ürrenjtem u. f. to. SDtein Steif eberi<$t
ift freilidf) ein fe^r trodner, aber i<$ \)abc nidfjt bie
©abe, folc^e 2lnf<hauungen fogleid^ loieberjugeben ; fte
f ollen barum nidjjt verloren fein, einen eigenthütm
liefen 9teij fyattt mir auä) bie fortlaufenbe Erinnerung
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für*
an bte galten Äriem^ilbenS unb ber Nibelungen. Sfof- -
ber $oft traf id& no<$ feinen »rief t>on $)ir, toitl aber
bamm bo<$ nid&t Jägern, ben meinigen abgeben ju
laffen. Sluf ber SSibliot^ef, toofelbft iä) toor^in eine
SBeile toar, tourbe ic§ fcon 2Mf freunbltd^ aufgenom*
men unb toerbe morgen meine Arbeiten beginnen. ©ein
näd&fteS ©^reiben abreffirft 2)u am beften an mi$ im
©afttyof jur ©tabt granffurt, too i<§ geftern mit 3Jlfif>e
Unterfunft fanb. SJiöge mir balb erfreuliche 9ta<$ridfjt
t)on ®ud& jufommen; icf) bin fe$r begierig, toann @ure
SIbreife na<$ Bübingen ftattfinben ttrirb unb reife in
©ebanfen mit @udfj. 2lm §odf)jeitfefte bring* auty meine
©lücftoünfd&e bar, bie mir aus treuem §erjen ge^en.
SJieper grille beften«. £ebe too^l, Siebe! S)ie Steife
gibt triel ©<$öne3 unb SGBert^eö, aber SDu toirft e8 mir
ni<$t Derbenfen, toenn idj) mic§ auf bie £etmat^ freue.
Sein £."
Men, 18. 3uli 1838.
„®ein 33rief, Siebte! ^at mi<$ fe^r erfreut; er
bringt mir gute 9ta<$ric$ten unb er fommt t>on Stfr.
%ä) lag iljn glei$ am ©te^anät^urme, in beffen 9iä$e
bie $ojl ift. allein ^iefiger Aufenthalt läfet jt$ für
meine literarifd^en günftig an; iä) fxnbe 9Jlan-
d&eS, toa$ mir bisher ni<$t jugänglidfj toar, unb t>on
©eiten ber Sefifcer ober Setoafyrer freunbli<§e8 ©ntgegen-
fommem ®te öffentliche Sibliot^ef ^at unter ben Wlu--
fifalien fciele ältere Sieberbüd^er mit beutfd^en SCeyten,
bie idf> nad^einanber burd^getye unb beren (Srtrag idf>
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270
noä) nicht bemeffen fann. (Sin ^iefiger Antiquar, Stta-
meng Äuppitfch, ift iugleidjj Siebhaber unb Sammlet
feltener S)rudfe beS fed&jehnten SahrhunbertS unb hat
bat>on einen ungemein reiben SSorratb iufammenge=
bracht, toorunter beim au<h3SieleS an ßiebern in Samm-
lungen unb fliegenben blättern fi<h beftnbet. @r hat
mir bereits SUtehrereS mit na<h $aufe gegeben. @in
^ßrtoatgelehrter, Äaltenbädf, hat mir gleichfalls fein 39e=
fifcthum in biefem %aä)e jum ©ebrau<he angeboten. S)aS
finbe i<h allerbingS, bafe idf) in golge meiner fcielf adfjen
Sftadfjforfchungen auf biefem ©ebiet häufig au<h alten
Sefannten begegne. Stuf ber 93ibliotyef bringe t<h ge*
toöhnltch ben Vormittag Don neun bis jtoei Ufr ju.
Söolf ifi mir nicht nur $ier gefällig, fonbem bringt
mir auch aus feiner eigenen 33ibliothef fciel Sntereffan*
teS t>on altfransöFtf<$er unb altenglifd&er Sßoefie ju. 2>te
Sammlung fcon Sllterthümern, bie einft auf bem ©d^loffe
2lmbraS bei ^nnfprucf aufgefieEt toar unb beren SuftoS,
Sergmann, mir f<$on burdf> Srieftoechfel befreunbet toar,
^abe iä) unter feiner Seitung gefeh.en. 6inige auStoär;
tige Arbeiter im gelbe altbeutf^er ßiteratur, SJtone
t)on Äarteru^e unb ^a^n fcon $eibelberg, habe ich
gleichfalls fennen gelernt. 2)abet geht benn au<$ ber
gefellige SSerfehr nicht leer aus. Slm Samjteg machte
i(h mit @nbli<her, bem ßufioS beS SRaturalienfabinetS,
einem überaus freunbli<hen SUlanne unb bejfen gamilie,
fotoie mit bem vorgenannten £errn Äaltenbäcf , nachbem
toir in ©nbli^erS £aufe auf bem Sanbe ju 3JUttag ge*
geffen, einen ©pajiergang auf ben SeopolbSberg unb
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271
ben Äa&lenberg, auafid&tspunfte, oon benen man bie
6tabt SÖBien unb ben Sauf bcr 3)onau toettyin über=
jd&aut, bann ba3 3Jlar$felb mit ben Keinen Äarpatyen
im ^intergrunbe ; na<$ ber anbern ©eite jeigen ft<$ bie
fte^rifdfjen ©ebxrge. @in trauriger äfablid aber fear
ba3 ®ßrf$en Äafylenberg, baä an eben biefem £age
jum größten S^eil abbrannte. 2luf tyeute Slbenb bin
iä) mit 2Rone ju 2Mf eingelaben unb auf ©amflag
tyabe xä) gar eine ©inlabung jum ©r^erjog Äarl naty
feinem 6$loffe SBeilburg bei 33aben erhalten. 3$ toeifc
nt$t, ob iä) biefe ©unft Sergmann toerbanle, ber bie
Sö^ne beä ©r^erjogS unterrichtet. UebrigenS fcerfi<$ert
Sergmann, bafe bort ein einfacher Xon ^errfc^e; aufy
toerben toir bamit einen 2lu3flug naä) $eiligfreujt§al
unb SBaben über ben Sonntag toerbinben. $m ©anjen
bringe iä) übrigen^ gerabe bie Slbenbe meiftenS einfam
ju; bie Sweater finb bis jum SCnfang Sluguffö, ein£
aufgenommen, fämmtli<$ gefd^Ioffen unb bie meipten
ängejleHten fahren 2lbenb3 oft jiemlid^ toeit ^inauS auf
benad&barte S)örfer, too fie mit tyren gamilien ben
©ommer über toofynen. 3$ ^elfe mir bann mit ©pa*
jiergängen im Sßrater unb anbern öffentlichen ©arten.
S)o<$ erlaubt bie große #i$e ni$t frü^e anzugehen.
3$ frnbe ben 2luf enthalt tytx ni<$t tootylfeil; man ifet
an leiner 2Birt§3taf ei , fonbern ju jeher beliebigen &it
ua<$ ber Äarte, tt>a3 ft<$ hier au$ mir, meinet ge=
ringen StwetitS unerad&iet, nid^t als ©rftarnifc barftettt.
9Rit bem erpen SKugufi hat bie Sibliothef gerien. einige
Sage bürften bann hinreichen, um noch einige ttrieber
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272
eröffnete Sweater ju befugen imb meine fonftigen Ste
beiten abjufd&liefcen. 3n SKün^en mö<$te i$ auf bem
9tü<ftoeg ein $aar £age toertoeilen, ba xä) bort nodfj
(SinigeS einjufe^en §abe.
$>iefe $tilen treffen SDidf) otyne 3tocifel in SCübin*
gen. SJlögen fie $)i<$ mit ben Äinbern gefunb ftnben
unb in Weiterer (Stimmung unb freunbli^ gebenfenb
, ( ©eine« S.
©rü&e bie Ätnber."
SBien, 28. 3uli 1838.
„S^euerfte!
©einer lieben ©riefe fmb nun brei in meinen
Rauben, ber lefcte Dorn 20. b., ber mir (Sure glücfltd^e
2lnfunft in Bübingen melbet. 2öenn S)u miä) glei<$
nid^t im ©arten erblidEft, fo bin i$ bennodjj mand&mal
bort mad&e $ier bie (Srfa^rung, bafe für einen
fürjeren 2lufent§alt in einer großen ©tabt bie SSerfofc
gung eine« ni<$t ganj befd^ränften literarifd^en 3^^
ettoaä 9Jlij3li<$e8 l?at. Söitt man bann bem Umgang,
ben 3Jterftt)ürbigfetten beS Ort«, ben Umgebungen audfj
i^r 3lec§t toiberfa^ren laffen, fo ift man bebeutenb um-
getrieben, o$ne bod& SHHem genügen ju fönnen. @o
§abe iö) mir felbft am toenigften genügt, inbem i<§ biefc
mal mit bem ©^reiben an S)i$ länger im Slnftanb
blieb. Defterä toerbe idf> fd^on toor bem ©ange auf bie
SSibliot^el unb bann auf biefer felbft mit Sefud^en er-
freut unb au<§ bie (Sinlabungen finb mit großem 3ei*'
auftoanb üerbunben. SDie Steife na<$ Saben na^m jwei
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273
SCage in 2lnfyrn<$. grity morgens am ©amftag fu^r
i<§ mit Sergmann ^inauS , tourbe bann nm je^n U^r in
bem f$ön gelegenen 6<$loffe SBeilburg bem ßrjfyerjog
uorgefiellt, ^ieranf fcon bem ßrjie^er feiner noä) im
$aufe beftnblic^en Äinber $n ber natyen Snrgmine
9tan$ene<f nnb in bie frönen ©artenanlagen geführt
nnb enblidf) jnr SCafet gejogen. ®3 fear bei all biefem
fein $öftf$er 3toang. 2lfanb$ ging iä) no<§ mit Serg*
mann bnr<$ ein fd&öne£ S^al na$ bem Älofter #eilig*
f reuj , tt)o toxi im ÜBirt^anS iibernad&teten ; ben 33or*
mittag $mbnr<$ nnb auä) jum SUlittageffen toaren tt)ir
im bortigen (Sifterjienferftift, xoo Sergmann befannt ift;
biefeS Älofterleben toar mir ettoaS -JteneS. 9ta<$mittag£
matten toix ben SRüdfroeg bur$ bie 33riel, eine ©egenb,
bie in fold&er 9tä$e bei einer SJteftbenjftabt überrafd^t;
mäßige geläpartien, SBälber, frifd&e äßiefengrünbe,
Steinen, ttornnter pm Ueberftefc audfj mand&e fünfte
lt<§e, ton benen ber toerftorbene gürft Siectytenftein ein
groger Sieb^aber toar, ®ie SSod^e über fcfete idjj meine
Slrbeit auf ber SHbliot^ef fort, befugte bie ©emälbe*
gaHerie , andf> einigemal ba3 geöffnet gebliebene Sweater
in ber Seopolbftabt, nnb fear jtoeimal, nad£> erhaltener
©mlabung, anf bem Sanbe: in ©ßbling bei einem ber
(Sollegen SBolf«, üon ©eüaty, ber jeben ©ienftag bort
©efeüfc^aft gibt, nnb in $enjing, bei £ofrat$ ßletyle,
in beffen $anfe 3Wembf<$ tootylbefannt ift. ©er Stod^
termann beS (Srfteren, toon Sötoenttyal (als S)i$ter Otto
tnm SBalben), bei toeld&em 9liembf<$ too^nt, führte mt<$
borten nnb bann no<$ anf einen frönen Stu8|i$t$*
ttManb* fieben. 18
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punft bei ©t. 33eit. (Sin eifriger greunb ber altbcut=
f<$en Siteratur, ton Äarajan, beim 2Ir<$it angefteHt,
ber fi$ mir überhaupt fetyr gefällig ertoeist, $at mify
auä) auf einen Slbenb in feine SBo^nung in ber 33ors
ftabt, bei ber ein ^übfdjer ©arten ifi, eingelaben. 5lm
heutigen ©ountag toerbe iä) mit ßarajan ju ©riHparjer
naä) ®oxnbaä) ge^en, tt)o bie ©egenb fetyr f<$ön fein
foH. habe ©rittparjer jutor f<$on ein paarmal
hier gefprochen, er toar ganj ttrieber, toie ttrir ihn in
Stuttgart fennen gelernt Ratten. 2lm $)ienftag ift bie
93ibliothef jum £e|tenmal geöffnet, bafür ttrirb bann
am 9ftitttoodf) bie Hauptbühne, ba§ Surgtheater, tüieber
eröffnet. 3)ie ©<$ä$e beS Antiquar Äuppitfch, Sajen*
bürg , bie ©ifenbahn n. f. f. bürften mi<h immer no<$
mehrere SEage bef^äftigen unb meine 2lbreife bis jum
©nbe ber 2Bo$e terjögern. ©o fehr i<h mi<h nach £aufe
freue, hritt iä) bo<h, einmal hierher gefommen, ba$ 6r*
forberliche mitnehmen. Seftimmtere 9ta<$ridf>t gebe iä)
S)ir jebenfallä noch ton hier au«.
3$ fd&liefee biefen 33rief nadjj ber Slüdffehr ton ber
heutigen ©onntag£partie, bie toegen teränberli<$er SSBit-
terung nid&t naä) $)ornba<h, fonbern nach Äloftemeiu
bürg gemalt tourbe, too iä) bei bem ©eifilidfjen, ber
uns im Älofter herumführte, meine ©ebid&te .antraf,
©rittparjer, Äarajan, ton geu^teräleben unb no<h ein
greunb ton biefen toaren meine ©eleiter.
£ebe toohl mit ben tinbern, bereu SEio^Iocr^alten
mi<h freut, grüjge fie unb fei aus liebenbem £erjen gegrüßt.
S)ein
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SBten, 6. Huguft 1838.
„Siebjte ©mma!
3Rein SCufent^alt in SBien $at fi# länger $inau&
gejogen als iä) bei Slbfenbung meines legten 33riefeS
tootn 29. Suli, bem S)eine erfreuenben 3^I^n Dom 26.
enigegenfamen, mir gebaut $ätte. $)ie Arbeit auf ber
Sibltotyef fe|te ity no<$ einen £ag über ben Slnfang
bet gerienjeit fort unb erhielt auä) fonft einiges mit*
geseilt* 2)en ganjen greitag toax iä) ni<$t $ier; 2Bolf
lub mity ttneber&olt ju einer %df)tt naö) ©bergaffiug,
einem ®<$Io&, ni<$t toeit fcon ber ungarifd&en ©renje,
ein, voo ein greunb fcon itym, ber 33aron 3Rün$*93eIIing=
Raufen, als S)i$ter beS SCrauerftnelS ©rifelbis unter
bem tarnen #alm befannt, ft<$ aufhält, ©erfelbe
toünfd&te meine Sefanntfd&aft ju ma<$en unb foH toegen
SlugenübelS bie ©tabt je|t nityt befugen. $)aS 6<$lof$
iji an einem großen Sßarf gelegen, ber fcon einem fru
f<$en glüf$en burd&ftrömt, angenehme Spaziergänge
getoä^rt. SDlünd^ ma<$t bur$ ©infad^ett unb @ut*
müt^igleit bei geifiiger Silbung einen fcort^eityaften (Sin*
brudt. tyatte $ier audfj ©elegen^eit, baS Sanbleben
einer öfierrei^ifd^en 2lbelSfamtüe anjufe^en. Sßrofeffor
SRofenlranj fcon Königsberg toar mit mir eingelaben.
©efteru xoax i<§, nad&bem i$ bei Äarajan ju ÜJUttag
gegeffen, mit biefem in Sajenburg, too auf einer ^nfel
beS umfangreid^en, mit frönen SBafferfpiegeln gcf$mü<fc
ten Warfes, eine fünfilid^e Stitterburg erbaut ift, in
beren überfüllten Räumen aber Diele roirflid^e alter-
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276
thümer, SBaffen, Sftüfhmgen, ©laSgemälbe unb anbere
Silber, pumpen u. bgl. fcerfammelt finb.
®ie Sweater habe i<h nun öftere befugt unb in
ber Dp er befonberS ba3 (Snfemble, in (Spören, £erjet=
ten 2c. ausgezeichnet gefunben. SDaS neue, audj toieber
eröffnete Surgtheater toerbe i<$ ^eute jum (Srftenmale
befugen, um ÄofcebueS Äleinftäbter ju fehen. $)a$
Sufiftnel foH bort fcorjüglich aufgeführt werben.
3$ ^ätte gett>ünf<ht, morgen Slbenb abgreifen;
allein ber ©iltoagen, auf bem nä<hften SBege (über
Sraunau) nadfj SKünd^en, auf toel<$em man, ohne längere
3eit fcorher einen $Ia$ beftettt ju haben , ejpebirt toer-
ben mufe, fährt erfl am 9Jtitttoo<h Sttbenb fünf Uhr t>on
hier ab. Stuf biefen habe \6) bereits ein Siffet in £än*
ben. 3Jian fommt in 3Jtün<$en ©amflag in ber grühe
an. 3$ toerbe biefen Stuffd^ub ber Slbreife benü|en,
um bie ©emälbegaHerie im SSefoebere, bie i<h früher
ettoaS raf(h bep^tigt, nodf) einmal gemeff eueren SdhritteS
ju burchtoanbem, auch einige »eitere 3Jlerftoürbigfetten
no<§ mitzunehmen. 3n 9Jtün<hen ift jtoar ber ©onntag
für meine Stödten auf ber Sibliothe! niäjt günftig,
üietteidht aber fann i<h an biefem £age bie ^inafot^ef
befudhen. SBenu i<h ni<$t irre, fo fährt ber ©itoagen
fcon 3Jtündj)en StöenbS ab; ob iä) baöon am SDtontag
@ebrau<§ mafyen fann, ttrirb bafcon abhängen, ftne idfj
mit meinen ©efiberien auf bortiger Sibliothef t>oran=
fomme,
3Kein inniges Verlangen ift, balb lieber bei £)tr,
Siebfte, ju fein unb no<$ einige 2Bo<hen mit ffiir unb
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unferen lieben ^fleglingeu in ber länblidjen ©titte um
fereS £aufe3 unb ©artend t>or bem ^erannatyenben
fianbtage verleben ju fönnen.
3m froren Sorgest be3 2Sieberfe£en£
S)ein 8."
•Jtadj ber Slücffe^r aus SBien mußte U^Ianb no$*
malS, bo<$ nur auf einige 2Bo<$en, jum Sanbtag. gär
baä fo mityfam unb eifrig beratene (Sriminalgefefc
lonnte er aber ni$t fiimmen, treil er mehrere ©traf«
fäfce ju $art fanb unb tym anbere ärtifel nic^t für
einen conflitutioneHen ©taat ju gaffen f^ienen.
2Kit biefer ©effion fear fein fiänbif^eS SBirfen in
SBürttemberg gef^Ioffen.
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VIII.
Rudikeljr nadj (Jütongett mtb }\\ bot Stubtcn.
1839 — 1848.
Site Urlaub auf feine 5JSr of eff oröflettc fcerji^tete,
toeit er eg für 5ßflt<$t §ielt, in einer £eit, ttrie bie
bamalige, betn an i^n ergangenen erneuten Stuf in bie
Cammer ju folgen, tyegte er bie Hoffnung, t)iellei<$t
naä) bem ©<$luffe be3 SanbtagS als ©ocent feine SSor«
Iefungen fortfefcen ju fönnen. SlHein bie f^nßben 2lu&
brüdfe be3 (Sntlaffung&föefcrtyteS matten e$ i^m un-
mßglid^ , benfelben ÜJtinifter, toon bem e8 auggegangen,
um bie baju not^toenbige Erlaubnis anjufpre^en. Srte
langen Sanbtage in biefer SBa^tyeriobe (befonberS au<$
bur<$ bie Serat^ung be3 ßriminalgefefceS), Ratten ifym
aber au<$ laum £eit baju vergönnt, ©o fe^rte er eben
ju feinen einfamen ©tubien, ju ber Arbeit am „Dbin"
unb jur 33oll3liebers©ammIung jurüd. ©r $at aber
ba8 iljm liebe Slmt, ba3 itym bur$ ben Umgang mit
ben ßottegen unb ben Su^örern Anregung für feine
eigenen Arbeiten braute, oft toermtfjt.
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279
gut bie SerüoHfiänbigung ber Solfälieber fear ihm
feine SRii^c ju grofe. ©o ungern er fonfl jum ©riefe*
f<hreiben fam, fo hat er für biefe Sammlung boch uaä)
allen Seiten $in anfragen nnb Sitten gerietet. 2lu<h
feine häufigen Steifen toaren meiftenS für biefen 3roedt
unternommen. 3m Sommer 1839 benüfcte er bie Siblio*
thef in Sern bafür, befugte au$ ttrieber ba3 Serner
öberlanb unb am ©chluffe ber Steife ben gteunb Safeberg
auf feinem neuen 2Bohnft|e, ber alten Siersburg.
Obgleich ba3 coBegialifd^e Serhältnifj ju ben $ro*
fefforen nun aufgehört hatte, fo blieb er bo<h mit man*
c^en in Serbinbung. (Sin „Sränj^en" uerfammelte
alltoö<$entli<$ eine Slnja^I berfelben, nebft anbern 9Jtän*
nern, abtoechfelnb in ihren Käufern, unb ber Hausherr
hatte bann bie Obliegenheit, feinen ©äften neben ber
leiblichen Siahrung au<$ eine geifiige Äoft burdj) einen
jtoaugloS gehaltenen Vortrag gu reiben. 2lu<h bie
grauen nahmen toon 3eü P 3eü an bwi 3u1anime^'
fünften unb bann tourbe ein ©egenftanb gewählt,
ber auch ffa Sntereffe haben fonnte. So hielt
Uhlanb über bie SJtaifahrten unb über bie £anjtouth
im Mittelalter anfyre<henbe Vorträge. 2lufeer biefem
gefelligen Äreife befugte er auö) ejus ober jtoeünal in
ber 2Bo^e abenbli<he 3ufammenfünfte t>on Männern
im ©afthof ober in länblid^en (Smfehrorten, #äuftg
toar er freilich ein ftummer ^uf)öxtx, kenn ©tabt*
gef<hi<$ten toaren ihm grünbli<h jutoiber unb au^ an
}jolitif<hen ©ifputen nahm er ni$t leidet Slntheil; toenn
aber ettoaS fein innere« geuer aufregte, fo fonnte er
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280
auü) fo lebhaft werben, bafc er nad^er meinte, $u fcicl
gefpro^en ju tyaben.
©eine größte gratbe toar, liebe ©äfte bei fi<$ im
£aufe ju $aben. ©o lange ©<§tt)ab in Stuttgart too^ute,
. erfreute er Urlaub meiftenä in ben gerien bur<$ feinen
lieben 33efudj. 2ludj Äarl 3Jla^er aus Waiblingen, au<§
9ltembfdj nnb $aut unb ©uftab *Pftjer festen gerne
bei tym ein. Stnbere greunbe unb ©trebenägenoffen
befugten i^n toentgftenS auf ber 3)ur<$reife.
2lu$ ©riefe ttrie bie folgenben fcon Salob unb 9Bik
fyelm ©rimm, bie er jtoar no<$ xdtyt perfönlid) fannte,
aber f$on lange üere^rte unb liebte, waren eine Quelle
t)on greube unb ©rmut^igung für Urlaub.
Sil^elm ©rimm an Urlaub*
Äaffer, 3. £ecember 1839.
„aRit Vergnügen überfenbe \<f) 3#nen, fcere^rtefler
£err, ben 3JJeiflergefang fcon beä 33rennberger$ §a$rt
na<§ %xantxeiä) , ber bem SCuSjug in unfern ©agen ju
©runb liegt; mein ©ruber $atte felbft in ©reiben
batoon 2lbf$rift genommen, freiließ toor langer 3eit,
no<§ unter -Jiapoleoqif<$er £errf<$aft. ®amal8 umgab,
toie ©ie bemerfen, biefe ©tubien no<§ bie griffe unb
ber Sfteij be3 erften ©eginnenS, inbeffen bat bergorfc
f<$ritt anbere SSort^eile mit ft<$ geführt, au<$ bie S3e=
ru^igung, baß biefe Stiftung nityt lieber untergeben
fann. 63 ifi ein erfreuliches 3ei<$en, bafc £aupt mit
bem 6rec f$on auf biefer ©tufe beginnt; toie tote! aber
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281
noä) fcor uns liegt, jeigt ficfy eben barin, bafj ein fo
trefflt<$eS ©ebi<$t bis ba^in unbefannt geblieben ift.
£)a& id&, toaS ©ie tnbeffen getrau tyaben, namentlich
3#re geijlig belebten ttnterfud&ungen über £$ör, in
$rem Dollen äöert^ erfenne, brause ity nityt ju fagen.
3$ freue mi<$ im Voraus auf bie Sammlung t)on
SoßSliebern um fo me^r, ba, toie eS fd&etnt, 3Reufe=
ba<$ fi$ nidjjt ju einer ^Bearbeitung unb Verausgabe
feiner Sammlung entfdpe&en toirb. 2ßir Seibe be=
nufcen bie uns juget^eilte 3JZuf$e na<$ Gräften. 3Keht
Sruber arbeitet ben erften SSanb feiner ©rammatif um,
ober melme^r er liefert ein neues SBerf, benn in ben
eilf bis jefct gebrudften Sogen ifi leine gette ber frfc
^eren geblieben. (Sin Sanb ber „SßeiSt^ümer" unb ein
angelfä$ftfc§eS ©ebid^t toirb in lurjer $e\t fertig fein.
3$ §abe eine fritifd&e SluSgabe ber „©olbenen ©djjmiebe"
mit einer Anleitung jum 2)ru<f bereitet, unb jte toirb
tootyl ju Oftem erfreuten.
©ie Vorarbeiten juVm beutfd^en 2Börterbu$ tyaben
guten Sortgang, unb f<$on fann id& faft fedfoig 3Rifc
arbeiter jitylen, bie uns bei ben 2luSjügen Seiflanb
leipen. 3$ tnö$te ni<$t gerne jubringlid^ fein, aber
toenn es Zfyneti möglich toäre, für biefeS SBerl, baS
feiner ^bee na# bo<$ ein allgemein baterlänbif<$e$ ift,
ettoaS ju tyuu, ober in bem Äreis Q^rer Selannten
einen unb ben anbern bafiir ju gewinnen, fo toürbe
idjj baS banfbar anerfennen. S)aS Sichere über bie
6inri<$tung toill i<$ gerne mitteilen.
Snbem toir Seibe, mein Sruber unb i$, Syrern
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282
freunbföaf fliegen 2tnbenfen uns empfehlen, verharre i$
in $erjli<$er Screening
2Bity. ©rimm."
3fa!ob ©rimm an Urlaub*
Äaffel, 31. $ecember 1839.
„SKeine 2Bege gefjen auf 3#re ©trafee, aus ber
©ie aber au<$ gern in jene abjulenfen pflegen.
3$ überfenbe $ter bie SfaSgabe jtoeter angek
fädjftfcfyer ©ebicfyte, beren ©tpl f<$on an fi<$ merfnmrbig
ifl unb tnand&eS aus Seottmlf netter erläutert. SSiettei^t
atytm ©ie au<$ auf ein paar ntytyologifd&e Semer-
hingen, inbenen&erfu$t ift, ben Slbtoeid&ungen be£ angek
fädfjfifd&en Kultus toon bem altnorbif^en beijulommen.
3)afe uns bie 6bba über D*K unb Dmi im ©unfel läfet,
mag eben im hervortreten biefer 2leufeerungen berfelben
©ottyeit bei anbem beutf<$en ©tämmen begrünbet fein;
toenn miä) bie aufgefunbenen ©puren beS Uunsc unb
Vöma ni<$t ju meit verleitet Reiben, möd&te barin
eine ettoaS geiftigere ©tufe beS SBuotan erfennen als
bie finnlid&e gaffung beS norbifd&en Odinn ifi. 2luf
allen gaff f$eint mir bie f efter e Slnfnüpfung unb ber
3ufammen^ang be£ alten Seben von 2Bi<$tigfeit.
Jpaben toir ni<$t balb 3ftre Unterfu<$ungen über
Dbin ju erwarten? £)o<§ freue i<$ mi<$ eben fo fe$r
auf bie, treibe ©ie je|t junäd^ft bem 3Solf3ltebe ju
££eil derben Iaffen.
©anj 3^r
Qafob ©rimm."
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283
2)er Sommer 1840 führte Urlaub unb feine grau
an ben Styein unb bie 3Jiofet. 3n £rier [tiefe S<htt>ab
ju ihnen, um bie SJtofelfahrt nach ßoblenj mit ihnen
ju mad^en. 35a« ©ampffdhiff fuhr aber nur je ben
britten £ag fcon £rier ab. $>ie greunbe »arteten gtoet
£age auf baffelbe, bie ihnen burdh manche ihnen erjeigte
©üte unb 2lufmerf fantfeit, fo toie bur<h bie Sefid&tigung
fcer Ueberrefte au3 ber 9tömerjeit, befonberS be$ t£eil=
roeife erhaltenen 2lmphitheater3 unb ber Porta nigra,
angenehm fcerffoffen. 2113 ba8 SDampffchiff enblidh an*
fam, jeigte fich, baf$ e£ befchäbigt toax unb am anbern
borgen nicht abfahren lonnte. ZHe greunbe entfdfjloffen
ftdh nun, bie Steife ben Strom hinab auf einem $ahn
5urüdjulegen. So brausten fie bann freilich faft brei
Sage ftatt be3 einen auf bem 2)ampffc$iffe. Sie Ratten
e3 aber nicht ju bereuen, ba3 SBetter toar nicht uns
günftig unfc bie ©efettf^aft guten 5Kut^. Sie SDtofel
mufc ft<h in fielen Krümmungen um 23ergt>orfprünge
herumnrinben; biefc benüfcten bie greunbe fyäufiq jum
2Iu3fteigen, um über ben Serg hinüber auf bie anbere
Seite ju $u& su gehen, too bann fyäter ba8 S3oot fie
toieber aufnahm. Sie hatten babei fd&öne 33Iidfe, balb
auf tt)albige Serge, balb auf fonnige 9tebhügel, auf
alte SSurgen unb Kapellen unb ben $tuf$ unter ihnen,
^n länbltdher Verberge »arteten fie bann »ohl auch
auf i^re jtDei S^iffmänner mit bem 33oote. 3)a§ ba£
SJlofetthal fe^r üerfdfjiebene 2Beine erzeuge, Ratten fie
babei auch ©elegenheit ju erfahren. S<$toab3 belebte
Unterhaltung machte einen #auptreij ber gahrt aus.
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284
6r hatte ben „3lufoniu8" mitgenommen unb tierbeutfdtjte
aus ber „Moseila" ben greunben bie 6<hilberung ber
©egenb, bie fie burdfoogen. -Kit feiner geifkei^en
Sebenbigfeü fonnte er in ^ubel ausbrechen, baß ia
SlDeg noä) fo fei, ttrie e$ ber Sinter t>or fänje^
hunbert fahren gefchilbert ^abe. (53 toar au<$ ergö|licf),
ihm jujuhören, toenn er bie @<htffleute über bie gifc^e
in ber 3JlofeI augfragte unb bie Flamen mit benen im
Such üerglid^ , toohl auch bur<h fühne etymologifche SSer*
fud&e herausbrachte, e£ fßnnte biefer ober jener gifdj
gemeint fein.
Seiber tourbe biefe genufjreid&e Steife in ber ©ritts
nerung fc^mcrjli^ getrübt, inbem bie greunbe auf beut
#eimtoeg in #eibelberg <S<$tt)ab3 jüngfien @ohn, Subtirig,
(UhlanbS *ßath<hen) , ber bort bei Sertoanbten geblieben
tt>ar, am Sfter&enfteber f<$toer erfranft antrafen unb
toenige £age barauf ber Xob biefeS hoffnungSfcoDen
Knaben erfolgte. Urlaub f<$rieb über biefen XobeSfaD
folgenben 93rief:
Ufjlanb an ©itftau edjumb.
Bübingen, 27. Dctober 1840.
„Sieber @<htoab!
2Benn iä) unter ben greunben, bie $)ir ihre
na^me bejeugen, t>ieHei<ht einer ber fpäteften bin, fo
fann ich bo<$ fagen, bafe mir ber 2lntheil au Seiner
Sorge unb an Seinem SSerlufte, feit n>ir uns jutefct
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285
in #eibelberg fa^en, ein ftetS gegenwärtiger Segleiter
war nnb mir befonberS audfj bei ber SftüdHe^r in bie
§eimaty f^merjlid^ natye trat, in ber wir fonft bie
3eugen Eurer greube an bem lieben, rei<$begabten
Äinbe waren. (Sine ^arte Entbehrung wirb es £>ir
fein, bafe S)u ni$t glei<§ wieber in ben \)äu§>U6)en
ÄreiS ju ftiller ©ammlung eintreten burfteft ; jwar bie
arbeit fann wo^l au<$ ermutigen, möge nur biejenige,
bie $Di<§ jefet in Stuttgart in 2lnfarud> nimmt, ni$t
jum ßummer ben SSerbrufe bringen. 1
Stuf bie Steife, bie wir in fo fiterer ©tun;
mung unb in einem langem, trauli<$en gufammenfein,
wie es fi<§ uns no$ feiten gefügt hatte, jurüdlegten,
wirft SDir freili<$ bie nachgefolgte Srauer einen tiefen
©Ratten, unb ein fold^er ift auch mir unb meiner
grau auf bie fonft Wertyen Erinnerungen gefallen.
®ennoch ifi mir bie ©egenb, bur<h bie wir im Keinen
Äa^ne hinabführen, ber ftiHe Strom, mit feinen ein-
famen Sergufern, balb toon tiefhängenben Stegen^
Wolfen üerbüfiert, balb fcom bur<$bre<$enben ©onnen;
ftrahl ^errlid^ erleuchtet, and) Wieber fo erfd&ienen,
bafe ein trauernbeS ©emüthfich gerne in fie üerfenfeu
fönne.
©einer lieben §rau, bie tytx nur bur<hgefahren
ift, fonnten wir unfer inniges Seileib nodEj nicht au&
brüefen. Sfat ©amfiag werbe ich aus 2lnla§ ber SCrauung
meines ©chwagerS na<$ Stuttgart f ommen , wo ich 2)t<h
* Sc^toab toar au einer ©ommiffion toeaen eine« neuen
©efana&ud?§ nac$ Stuttgart berufen.
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28G
ju fe^en unb $aul spfijer in völliger Söiebergenefung
ju treffen ^offe.
2fn alter £reue
3)ein
S. U."
Utylanb an Dr. SBatfernagel ju Stetten*
Sü&ingen, 21. 2>ecem&er 1840.
„2)a3 2Berf, burcfy beffen 3ueignung unb Sufen*
bnng ©ie mi$ geehrt unb erfreut §abeu, ift ein fol$e3,
für ba8 ber (Empfänger nur babur$ fi<$ banfbar er-
»eifen lann, ba& er t)on tieferem eingeben auf baS
©eleiftete 3™gni& gibt.
©^reiben ©ie e8 biefem ©efü^Ie ju, tnenn id) mit
bem ShiSbruä meinet $)anfe$ ju fe^r im SSerjuge ge?
blieben bin.
S)ie Sfteid^altigfeit ber Sammlung unb bie SEreue
öftrer Arbeit ift mir jtoar balb genug flar geworben,
aber bie redete Senkung be3 33u<$e£ ttrirb für mity
erft bann eintreten, toemt bie (Einleitung ju ben 33olf&
liebern, mit ber iä) je|t bef<$äftigt bin, miä) auf baä
geiftli<$e Sieb führen unb mir Slnlafe geben toirb, anä)
meinerfeitS im 3ufammen^ange barjulegen, ttrie fi<$ mir
biefe ©eite beS 33olf£gefangä ergeben tyat.
©ine Sammlung ber $iftorif<$en Sieber, mit ber-
felben Sorgfalt ausgeführt, hne bie ber fircpd&en, toirb
ju biefen ein f<$ßne$ ©ettenftüä cib^eben, unb id> tpünfd^e
fe$r, bafe ©ie ben *ßlan feftyalten. SBeitf^i^tig unb
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287
mü$f am ift atterbtngä ba3 Unternehmen , aber e$ f e^lt
3&nen ja ni$t an ®ifer unb »e^arrlid&feit. 2Ba£
meine Sammlung betrifft, fo ifl t>on ben fünf 33ü$em
berfelben eine« ben gefc$i<$tlt$en Siebern beftimmt ; ity
rnufe baranf bebaut fein, au$ biefe Sieberclaffe bur$
eine SStoja^l $arafterifiif<$er Stüde vertreten ju fel)en,
aber ben Sleid&t&um berfelben irgenb ju erfd&ityfen, fann
nidEjt meine Slbfid&t fein, bie übrigen Abteilungen
toürben Don ber ^tftorifdjjen erbrüdft »erben, toenn iä)
in biefer auä) nur eine relative SMftänbigfeit erftreben
tooHte ; eine anbere tt)irb in biefer ©attung überhaupt
nid^t erreichbar fein, bie fd&meiaerifd^en allein fßnnten
einen SSanb füllen.
Sie fe^en hierauf, bafe nrir einanber nidfjt ben
SBeg vertreten, unb e3 fann für tm<$ nur erfteutid^
fein, toenn toir eine ©tretfe toeit jufammenge^en.
3Jlit #o$ac$tung unb greunbfctyaft
ber S^rige
S. U."
V
«nöjnö an« einem ©riefe Urlaubs an ^rofeffor SBcWer
in greiburg*
Bübingen, 28. Eecember 1840.
„2Ba3 aber ba3 ©taatslefifon betrifft, fo
bin i<$ ber günftigen Meinung, in ber S)u miö) jur
Teilnahme an einem fo gebiegenen SBetfe beruf ft, auf-
ridjtig banfbar, allem xä) habe mich niemals als
pubücijiifd^er ©d^riftfteHer &erfu<ht unb bin auf feine
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288
SBeife gerüftet, ^ter als erftmej$ü<$er Mitarbeiter ein-
jufte^en.
■Kit ben Sauren, bie iä) unfern langwierigen
©tänbetoerfammlungen ju tiribmen hatte, ift mir ein
gutes ©tüd SebenSjeit t>errauf$t unb fo 3Jian$eS, totö
icf) begonnen ober torbereitet fyatte, liegt unausgeführt
t>or mir, bafj iä) alle Urfa^e habe, miä) nid>t in neue
33a^nen ju toerfen, fonbern auf bem mir burdj Sßatur*
anläge, Neigung unb SSorflubien angetoiefenen §elbe
juförbern, toaS no<$ möglidj ift. 3Jlit SÄotted traf i^
jule|t fcor jtoet fahren in SBien jufammen. 6r fear
bamals fo aufregt unb rührig, bafc iä) i£n nid^t fo
nahe bem Rillt feines tätigen SebenS geglaubt ^ätte.
©ein §inf Reiben begegnet fidj mit bem Slblauf einer
Sßeriobe unfereS öffentlichen ßebenS, beffen Aufgang unb
^ö^epunft fcorjüglich audt? in feiner auSgejet<$neten
Sßerfönlichfett vertreten toar, SßaS an unb in ben
Sftepräfentattofcerfaffungen ber mittleren beutf <$en ©taaten
fi$ entnricfelt ^at unb enttoidfeln fonnte, baju hat er
t>on Slnfang an unermüblidh, oft fiegrei^ geioirft; aber
toir ftehen an ber ©renje einer lebenbigen SBirffamfeit
auf biefem Sffiege; toaS irgenb einmal entgegen fommen
follte, bie 33olfSfcertretung eines größeren t>aterlänbif<hen
©taateS, l)at fi<$ ni<$t eingeteilt, ber 33ünbel ift nid^t
;u ©taube gefommen, baS Seil hat fein £eft unb bie
©täbe liegen jerfnidEt umher, ©elbft bie Hoffnung einer
folgen Einigung in politifd^er 3Jtünbigfeit ift neuerlich
uns abgefprod&en toorben, aber gegen baS fittlich SJtoth2
toenbige gibt es feinen SSannfyruch, unb eben in bem
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289
STbflerben be$ fleinfiaatlid&en 33erfaffung3tt)efen3 fd&emt
mir bie STZot^trenbigfcit einer großartigeren Sntttriälung
gefefct ju fein.
3n greunbfd&aft unb #o<$a<§tung
ß. U."
•
2üiS einem »riefe Urlaub« an grau SBelrfer.
„Seit langer fabe i<§ mi<§ mit ber
$oefie nt<$t in eigener Uebung, fonbern nur in ge*
f<$i<$tli(fyen gorf jungen befd&äfttgt, unb toenn \6) über*
fyaupt }u bi<$terif$en Arbeiten jurüdßefyren foll, fo ttrirb
mir biefe faum bei einjelnen SKnläffen, fonbern nur
bur$ eine üeränberte ©efammtfiimmung mögli<$ fein,
ju ber mir bie gegenwärtig toaltenben ©eftirne wenig
Hoffnung mad&en."
Urlaub an ben fia^rifdjen fficidjS- unb Gtiaattoati)
SReflieninflepraftbentcn (Bnarb bon @djenf.
Bübingen, 13. Sanuar 1841.
„@uer ©fceHenj
§aben mi<$ aus ^o^ern Auftrag mit ber ©inlabung
beehrt, über ben vorläufigen ©ntnntrf ber ©afcungen
eines beutfd^en 2)i$tert)erein8 meine 2lnft<$t barjulegen.
Snbem Euer (SfceDenj bie 3bee biefeä Unternehmens
att eine aö)t beutfd^e bejeidfjnen, ergibt fi<$ mir no$
befonberS bie 2luf f orberung , mi<$ über baffelbe mit
Offenheit ju äußern.
tt$lanb* £efen. 19
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290
2Jtan<$er etnfam unb tuilb ge^enbe beutfd&e $)id)tet
tüirb befrcmbct aufblidfen, toenn bcr 9luf ju einer afl-
gemeinen 93erfammlung ber ©enoffen unbgreunbe feiner
Äunfi i^m ju D$ren fommt. @S ifl toa^r, bie ächten
Schöpfungen ber ^oefie fieigen nur aus ber £tefe be£
gefammelteu (Seiftet auf; aber jticfyt minber gettrifc ifl,
tt?a§ ein alter Spruch fagt: ©lut belebt ftch an ©lut,
Wann tt>irb bem 3Wann burch SRebe funb. 3U"1
mal in ber neuen $e\t foD eine ©efammtheit fcon SDtd^
tern al» jtchtbarer &heil be§ SolfölebenS perfönlich unb
öffentlich auftreten, unb jtoar nicht ju unbeftimmtem
gefelligem ober fd&öngetfttgem SSerfe^r, fonbern ju einem
ausgeflogenen , gewaltigen Qxoede: „görberung unb
Stärfung ber @inigfeit aller beutfd^en Sölferftämme,
auch in ihrer Sichtfunft, grtoecfung einer Wahrhaften
beutf<$en 9tationalpoefie."
Sollte biefer neue unb. fd&öne ©ebanfe nicht leb-
haften Sttnflang in einer 3eit ftnben , in ber burch un*
leibli<he 2lnma&ungen beS 2lu£laub3 bas beutfd&e -Watto*
nalgefühl erregt ift unb jebeS tüchtige -Kittel jur
Kräftigung beffelben ertoünfcht fein mu&? ©ben biefe
praftifche Sejiehung führt aber auch barauf , bie ange*
jeigte nationale Stiftung be$ Sorfd&lagS genauer in'$
Singe ju faffen. Sßenn bie ©efeitigung ber jttrifchen
Süb* unb Sßorbbeutfchlanb theiltoeife beftehenben litera*
rifdjjen Trennung mit jum 3^ede beS SSereinS gegä^lt
tüirb, fo f<$eint mir biefeä üon untergeorbnetem Gelange
ju fein; i<h rechne jene Spaltung mehr nur ju ben
Singen, an bie man glaubt, toeil batoon gefpnxtyen
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291
ttnrb. JBefentlidt) ift eS, ft$ ju toergegentoärtigen , tt)ic
ber nationale ©cift ju nehmen fei , ber in unb mittelft
ber *ßoefte getpecft nnb genährt werben foH. ©etm§ ift
e$ m<fyt bie Sl&ftd^t^ ber Um&erfalität be$ beulten
©eifteS, bie ja eben audb ju feiner eigenthfimltd&fett
gehört, Eintrag ju t^un. ©ofern aber burcfj bie näheren
Beftimmungen bid&terifcfye Bearbeitungen beutfd&er 9fa=
tionalftoffe, gorfcfjungen jur ©efd&idjte ber beulten
^ßoefte, Verausgabe alter Sieber unb ©agen in ben
öerei# ber ©efeUfd&aft gejogen merben, ift anö) bie
Vorliebe für ben tyiftoriffynationalen ©tanbpunft ge=
nugfam angebeutet. «Keiner perfönli^en Neigung, ben
gefyenben antiquarif^en ßtoedfe nur befreunbet jufagen,
unb audfj o^ne perf online Befangenheit tpirb fid& be*
Raupten laffen, ba& mitten in unfrer metfetttgen Bilbung
bie Un!enntni& unb Stumpfheit bem ^eimifd^en gcgem
über trielfa<$ anerzogen, unb eS barum berbienftlich fei,
mä) biefer fcemadjläffigten ©eite \)in anjuregen. $)er
äBertfy beS Bater länbifchen jteigt, menn baS Baterlanb
Unbill erfährt, unb ba$ Snfidfjgehen fyat fd()on einmal
[ich hnrffam auti) jur £&at ertuiejen. ©leid^tüo^l barf
i$ ni$t toerfdfjroeigen, ba& es fcorjüglich bie 3eitgemäf#eit
beä Unternehmens ift , roaS ft<$ mir in 3roeifel f*e^-
Sie beredte „©inigleit aller beutfd&eu BolfSftämme
aud^ in ihrer 5Di<htfunft" ift ein Beftanbtheil ber um=
fajfenberu getfligen Einheit in ©prad&e, Söiffenfdfjaft,
ftunft, gefchtd&tlicher Erinnerung, mit toeld&er neben
bem gortfd&ritte ber merfantilif<$en unb neuerlich auch
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292
ber militärifd&en (Sinigung ba§ gefüllte SSebürfntfe eines
engeren unb fräftigen SRational&erbanbeS fu$ jubef^tui^
tigen fud^t. %ene geifitge ßiutyeit, ni$t feiten ati
(Srfafe ber fiaatlid&en, ja als ein Diel £öf>ereS angeritymt,
§at no<$ jüngft in £)enfmalftiftungen unb @ebä<$tnifc
fetern eine gefd&äftige SHotte gefpielt. SDer Befreier toom
SRömerjod&e, ber (Srftnber beS SüdfjerbrutfS, ber 2)ü$ter
beS @eban!enS ergeben ftd^ als Sürgeu unferer 9Rattonat;
eintyeit im ©eifte. 2lber biefe $)enfmalfefte ^aben auäj
gezeigt, bafc bie ehernen ©tanbbilber $otyl finb, bafe &
ber gepriefenen (Sinfyeit an einem feften Sänfyalt im Seben
fe^lt; fcon biefem ©ebred^en niemals ju rcben ifl füll'
fd&weigenbe SSebingung jeber ßffentli<$en $eier; nidjjtin
Ueffeln, nur mit SBlumen befränjt, burfte bie beutfcfye
treffe im 3u9e geführt werben. 5)aS Ungenügenbe
fold&er Slbftnbungen mttbem, WaS notty ift, tritt nod^
merflid&er in ber neueften 3ei^,elt)e9un9 8U £a9e*
grembe, bie fidfj in S)eutf$lanb gefielen, SSere^rer beut*
fdf>er Siteratur unb ©Ute, nahmen feinen Slnftanb, bem
geiftig-eincu Solle ftatt ber Stfyeinlanbe bie üormals oft*
got^ifd^e Äüfie beS fd^warjen SDieereS anjubieten unb
uns bamit t)om ©änger beS 9tyetnIiebeS auf ben alten
Ulfila ju fcerweifen. %n geredeter ©ntrüftung erwibern
bie ©pred&er beutfd^er £agblätterv aber was tt)iegt bie
Siebe, bie nur geftattet ift, wann unb wie fie gerne
gehört wirb! 3)er 3roang f*raft tnbem er ben
Patriotismus jur SBo^lbienerei ftempelt; baS SQBort,
augenblicflt<$ unb $alb frei gegeben, wirb Don Sollen
üerfd&mctyt, bie eS am wirffamften ju führen wüßten;
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293
ber teutoburgiföe ^ermann barf fein Stiefenfcfjtoert
bro^enb naä) Sßefteu ftred en , naä) innen barf er feinen
roarnenben ginger §eben. 2Barum un£ ba$ 2luslanb
mietet, roal toir beim gefle miffen unb nocfy leibiger
in ber ©tunbe bei bittern ßrnftel, ba8 ift bie politiftfye
©inigung, ni$t in einer ftarren (Sentralifation, fonbern
in ber lebenbigen @emeinfd)aft einer vernünftigen aSoIfS-
freityeit; ein 33olf, baä bur$ geiftige nnb fütüdje Sigen^
fcfyaften berufen ift, feinem anbeut in politifd&er 33e;
redjtigung nacbjuftefyen, toirb im ©tanbe politifdjer
Unmünbigfeit nieberge^alten, e£ fyat fein Organ in feinen
©efammtangelegen^eiten, feine Stimme, fein freies SBort
in ben fragen, bie e3 mit @ut unb 93Iut ausfegten fott.
grge^t an bie 2)eutfc§en ber Aufruf ju ben 2Baffen,
fie toerben abermals treulidfy für ba$ SSaterlanb fämpfen ;
aber ein SRüftjeug ift itynen verfagt, ber 6toIj beS
freien Bürgers. Qn einem 2lugenblicf nun, ber fo
§erbe3 Setou&tfein aufbrängt, fann ber beftgemeinte
neue 33orf<$tag jur ibealen Einigung etyer verleben als
ermutigen; immer nur ber Stein ftatt be£ SrobeS.
©elbft toaS jum ©lanj unb ©ebenen bei Vereine!
beftimmt ifl, ber @$u$ eine! funftliebenben dürften,
tüürbe bie SSerfammelten verpflichten , \\i<f)t% ju berühren,
toaS bie obtoaltenben . 33er§ältniffe von fol^er 5Rä^e
auSfdjlie&en. 3liä)t als foflte bie Sßolitif vom $aune
gebro^en, ber 2)id?terverein jum Sßartetfampfe verfemt
»erben; aber toenn bie beutf^e S)i<$tfunft toatyrfyaft
national erftarfen foß, fo fönnen ityre Vertreter nicf)t
auf ein ^iftorifcbeS ober ib^Hifc^eS 2)eutf<$lanb befdjränft
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fein, jebe t>aterlänbifc$e $rage ber ©egentoart, wem
fic baS £erj bewegt , rnufe einer toürbtgen ©e^anblnng
offen fielen. Qe allgemeiner eine fo ungewohnte 33er*
fanttnlung bie Slide anf fi<h jteheu müfete, um fo ge*
ttriffer würben bie S)i<hter mit ber Freiheit au<h baS
Vertrauen ber Nation t>erf<herjen. 5Da aber bie freie
Bewegung ber öffentlich bereinigten 2)i<hter in unfent
5£agen überhaupt nicht gebenfbar ift, fo erfcfyeint eS
rät^Iid^er, bafe fie aud) fernerhin im ^erfömmli^en
greiftaate fcerharren.
3nbem ich biefeS nieberf treibe, haben (Suer ©feettenj
vielleicht üon anbern Seiten bereits entfpre^enbere unb
heiterere 2lnfi$ten vernommen; um fo eher Wirb anäj
baS 3urii<fftehen ©tnjelnen freunblidje SBürbi*
gung pnben.
$n Dollfommener SSere^mng
@uer (SfceBenj
gehorfamfter
8. U."
3)er Sommer 1841 üerflofe Uhlanb in Bübingen,
ba f<hmerjlt<he ^rauerfälle, ber Xoi feiner Schwägerin
9tofer unb beS verehrten 23ater$ feiner grau, öon
größeren Touren abhielten. 6rft im Dctober reiste er
an ben Sobenfee, wie uns fein 33rief erjählt.
©t. ©atten, gretiag, 14. Dctober 1841.
„ßiebjle (Smma!
SDteme Steife ^ie^er ift wohl abgelaufen. 3n
«gelingen war ich jwar unangenehm überrafcht ju
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öftren , bafe man nur fünf SDiinuten ^alte unb bie
sjkffagiere f<$on in Tübingen gefpci^t fyaben; bo<$ raffte
iä) mir in Halingen einige SRatyrung auf unb mürbe
bann in Tuttlingen bur<$ bie getoo^nte felbfteigene
Sebienung be$ alten 5)3oftmeifterö entf<$äbigt. 3)ie£afel*
tiüffe jum 5tta$tif$ erinnerten mi$ freunbli^ an unfern
$au3genoffen £anfel.
3n ©todfadEj, too man um 2Jlitternad)t anfam,
ging iä) bretoiertel ©tunben, bis jur 2lbfa^rt beö SöagenS
naä) SRabolfSjell, jjttriftyen einem f<$nar$enben Äellner
unb einem f^lafenben £>unb in ber SBirtysftube auf
unb nieber. Um fcier Utyr fear man in SHabolfSjeH
unb iä) rutyte bann nodfj bis nacfy fieben Utyr, fo bafe
xä) frtf$ bie SBeiterreife antreten fonnte. (Sine fcalbe
©tunbe toeit futyr iä) auf bem ©ee unb gieng bann auf
babifdjer ©eite an bem fi<$ jum 9tl)eine toerengenben
©eejuge nadjj ©tein. ©er Gimmel toed^felte mit Siegen
unb ©onnenfdtjein, unb ba3 gab mannigfaltige ©eleud^
tungen.
Qu ©tein langte iä) um ein U\)x an unb begab
mid£ gleich naä) genommener ©rfrifc^ung jum Pfarrer
Äird^ofer. SDen ßieberbanb §atte er mir ni<$t gef<$i<ft,
toeil er fyn bis jefct ni<$t toieber gefunben tyatte. SDocfy
gab er für ben §all be$ 2luffiuben3 gute ßufid&erung.
befd&lofe, fcon ©tein aus ben 2Beg na<$ ©t. ©allen
über grauenfelb gu nehmen, ba iä) biefen £auptort
beS St^urgau^ no<$ nie gefe^en §atte. Äir^ofer ma$te
eine anfe^nlid^e ©trecfe be3 SöegeS, ber brei ©tunben
beträgt, meinen SBegtoetf er , benn eä ift feine fe^r
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296
befugte ©trafce unb man läßt fi<$ einmal, in 6rmang=
lung einer 39rü<fe, über bie ftarf ftrömenbe St^ur
Riffen.
$err$riel, ben idfj in grauenfelb auffu<$te, mar
in 3üri<$. dagegen fanb \6) bei beffen ©<§toager, bem
Stector unb Pfarrer 2Körtfofer, ber ftdf> au<§ mit älterer
beutf<$er Literatur bef<$äftigt, fe^r freunbli^e 2luf~
na^me, braute ben 2lbenb in feiner gamilie ju unb
erhielt toon ifym, n>aS mir in Stein nid&t getoorben,
einen Sanb mit alten Sieberbruäen, ben er mir ju
benüfcen mitgab unb ber mir , toenn au<§ nidjjt er^efc
lid^e Ausbeute, bc$ immerhin eine Erweiterung meiner
Äenntmffe tiefet geloeS gemährt, ©eftern SJlorgen
gieng i<$, t>on SJiörifofer begleitet, brei ©tuuben bis
3Kün$tityl, unb fu&r bann mit ber Sßoft nad^ St. ©allen,
roo i$ um fünf U^r anfam. tooHte eben üon
einigen 2lbreffen, bie mir SKörifofer mitgegeben, ®e*
brau<$ machen, als man mir fagte, bafc eine biefen
ÜJlorgen begonnene mistige ©ifcung beS ©ro&en SRat&eS
über bie $nftruction ber ©t. ©aHifäen ©efanbtfd&aft pr
Sagfa^ung in ber 2largautf<$en Älofierfrage nodf> immer
fortbaure; baS toollte i<$ bo<§ ni$t üerfäumen unb toar
audfj bis naö) neun Uf)t in ber ©ifcung, bie üor einem
bid&tgebrängteu ^ublifum fiatt fanb. Um biefe &it
traren bie Hauptfragen entf Rieben, auf eine, nrie mir
fd^eint, biplomatif<$ toerjtoicfte SBeife, toeld^e jeigt, bajj
auä) in biefem Äanton bie 9teaftion ber fat^otifd&en
Partei ftarf §eraufgema<$fen ifi. S)ie SSer^anblung toar
übrigens lebhaft unb intereffirte mi$.
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297
3efct, 25ormittag3, will iü) meine ©äuge machen
unb fann freiließ noä) riify wiffen , ob ober wie lange
id) fner befd&äftigt fein werbe. Sen SRücfweg gebenfe
iä) über SafjbergS alten 6eetl)urm ju nehmen.
3$ ^offe, bafe audj Su, Siebfie! wotyl unb gefunb
feieft unb mxä) über biefe weitläufige Sefc^reibung einer
furjen Steife f<$önften$ beloben Werbeft.
Snnig Sein
ß."
9iad&bem fidE? Urlaub ben SBinter über mit ber
SBolfSlieberfammlung bef<$äftigt, retöte erbiefer ju liebe
in bie 3Jiaingegenben.
U^lanb an feine groiu
granffurt, ©amftag, 14. 2Wat 1842.
„Safc iä) nityt auf Seinen ©eburtstag in $ü*
bingen jurüd fein fönne, $at fi<$ nun freiließ gejeigt.
Sennodfj Werbe idO an biefem £age innig bei Sir fein,
auf bem Slbein unb auf bem £etbelberger ©cfylofe. ©e=
jlem war xä) in ©eligenftabt an ber ©tette, wo ©gin*
$arb unb ©mma betfammen beftattet finb; wäre baä
©rabmal nietyt mitten in ber alten Äirc^e, wo feine
Slumen warfen, fo würbe i<$ Sir eine abgebrod^en
^aben.
Sie $eit rei<$t ntd&t, bon meiner SGBanberung um*
ftänblid^ ju berieten. Seit id& bei dbexbaä) ba3 Sampf*
boot t>erlaffen, war ic§ gu&reifenber buref) ben Oben-
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malt), über @rbad;, SJtidjelftabt, Slmorbad) nach 2Berthheim
unb bem ehemaligen Softer ©rummbaty, bann toieber
3Jiain abtoärts bis Miltenberg, ©ort nahm i<h geftern
SDforgen einen ßinfpänner nach ©eligenftabt unb t>on
ba langte i<h mit einem Sletourfutfcher noch jeittg ge-
nug in granf fürt an , um an bem frönen Slbenb uodj
faft bie ganje ©tabt nmtoanbern ;u fönnen. 2tfchaffen=
bürg fa^ id; nur aus ber (Entfernung, e$ toar mir
ber ©ibliothef liegen barum ju thun, ben ©amftag
^ier ju fein, unb ich toerbe gleich nachher Sommer
auffud;en.
SKeine Steife fear im ©anjeu Dom SEBetter fehr be=
günftigt. SBann im Dbentoalb bie Sögel fo trielftimmig
ineinanber fangen, fear mir, id; mü&te unfern SBilhelm
luftig mitpfeifen hören.
S)u tüirft nun mit ©einer teuren greunbin unb
ihren ßinbern üiele 3eit im ©arten jubringen; hoffend
lieh eilt fie nicht fo fehr lieber nach $aufe, bafe ich fie
ni$t um bie SKitte ber Söoche noch in Bübingen treffen
fottte; grüße fie beftenS Don mir!
§ür meine Itterarifd^en ftweüe hat fi<h mir bisher
feine StuSbeute ergeben als bie ©puren verlorener £ie*
berbüdjer. Ob granffurt nodj ettoaS abwirft, mufe fi<$
heute geigen.
Ein ernfter SRetfebegleiter mar mir in ben Iefcten
Sagen ber ©ebanfe an bag ungeheure Ungtücf £am=
burgS, iDO&on i<h juerft bei ber Sttnfunft in Söerthheim
Äunbe erhielt; ich empfanb an mir, toie mannigfach
biefe glammenfehrift an ©eift unb ©efinnung fprechen
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tnufj. Ob bie ßinbrüdfe tiefer ge^eu, toirb bie Seit
legten.
Sebe too&I, 3^euerfte ! unb gebenfe auä) S>u liebenb
SDeine* S."
3m Quli biefe* Satyr* tuurbe Urlaub burcfy einen
furjen 33efud^ toon SJtifoIau* 9ttembf<$ erfreut. Stoiber
befugte Sftiembfdf) auä) greunb ferner in 2Bein*berg
unb erjagte itym, bafe Urlaub itym au* fetner 2Ibl?anbs
lung über ba* SJolfdIieb oorgelefen fyabe. Gr f oll bar*
über gefagt fyaben: „Ul;Ianb fyat ficfy ganj in Siebe tyin;
gegeben an ba* SJUttelalter. ©o ein 33ud) ift für uufere
3eit ein Segen. 2)a* flopft einmal lieber an ber red)=
ten SC^üre, am £erjen. 3n einer 3*it, tt>o alle* Slbftraf-
tion , ift biefe 33ef$äftigen mit bem alten 2Jolf*iiebe triel
toertty. 6* ift lieber Jiaturbobeu.
g* ift ba* ©Werfte, Sülle* fo umfaffenb unb präd^
tig einfaä) tyinjuftellen , nrie er; man fietyt bem SDtittek
alter bi* in** £erj hinein. Unb biefe ©pürfraft, bie
Ufylanb tyat! SBie ber Snbianer im ©rafe mei§ er bie
leifefte ©pur ju ftnben." @* ftar ber Ie|te 83efu$, ben
SRiembfdf) in Bübingen gemalt. SBotyl aber tyat ityn
Urlaub toäfyrenb feine* traurigen Stuf enthalt* in SQ3in-
nenttyal befugt.
9tad) 9^iembf(^,* Slbreife traten Urlaub* eine Steife
nad£> 91orbbeutf<fyIanb an, n>eldf?e auä) auf Sopentyagen
au*gebetynt tuurbe. Seibe Ratten bie ©ee nocty nidtyt
gefetyen unb in Äopentyagen hoffte Utylanb auf ber Siblio?
ttyef feine ©agenforfd^ungen fcer&oHftänbigen ju föunen.
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300
33i£ nad) S)üffelborf mürbe bie Steife auf bem 9tfyein
gemalt, bort bie Silbergaßerie beftdfjtigt imb bann ging
e£ £ag unb SRac^t fort nad£> Bremen. SDie ©ö^ne unb
bie Softer einer merken, fcfyou au£ bem Seben gefdf)ies
benen greunbin mareu gütig bemüht , bie SDierfmürbigs
feiten ifyrer SSaterftabt ben gremben ju jeigen. ©a
bie alte §anfeftabt Urlaubs fetyr intereffirte, fo machte
©djmabä jmeiter ©o^n, ber ficf> bamals in Bremen
auffielt, ben 33orf$lag, mit ifym eine ga^rt auf ber
SBefer, ber ©tabt entlang, ju ma<$en. Die alten §od)'-
giebelicfjteu Käufer, mit fira^neu 511m Sin« unb StuS^
laben t>on 2Baaren fcerfetycn, gaben ein lebhaftes
anjietyenbeS S3ilb ber alten £anbel£ftabt. (Sine Slbenb?
coHation im Sremer 9tat§£feller mar burdf) bie Dert*
lidfyfeit unb bie greunblidtjfeit ber 33emirt$er noä) laben-
ber als burefy bie Darreichung ber berühmten 2lpoftel-
meine.
SSon ber SBefer ging e£ nun jur 6lbe, in ba€
burdE) ben fdjrecf liefen, laum erft gebämpften 53ranb
ferner fyeimgefudtjte Hamburg. 9tedf>t8 unb linfs t>om
©aft^of, in bem bie Sieifenben 2Bofynung genommen,
lag alles in Krümmern. SSon bem £aufe gegenüber
ftanb mofyl nod^ bie gagabe, aber burd^ bie au£ge*
brannten genfteröffnungen flaute man in ben ©rau£
ber 3^ftörung. 2lu$ ber 23Ii<f t>on bem betannten
Sungfernftieg geigte meitfyin ba8 SranbunglüdE. Urlaub
mürbe üon feinen früheren Sefannten, bem ©tynbtcnS
Sappen berg unb ^rofeffor Sßurm'S freunblidf) aufge=
nommen unb aud^ Sleubef annte , mie ^rofeffor ^eterfen,
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301
erhriefen tnele greunbfd^aft. 6in ©ruber be3 Zenteren,
Steuermann auf einem SBeftinbienfatyrer geleitete bie
Sieifenben auf fein S$iff. @in fold&es Seeunget^üm
Ratten bie Sinnenlanbbetoohner freiließ nodj nie gefefyen !
SSon Sa^enberg tourben fie ju feiner ©eburtätagSfeier
nac$ Slanfenefe, auf ba£ ©ut feines S$ttriegerüater3,
eingelaben. % S<$on üom 3iwmer aus , unb no$ mehr
üon einem fyoä) auf gemauerten 2BaHe be$ $arf3, am
Ufer ber 6lbe ^infü^renb, toar bie 2lu$ft<ht ben ftatt-
lityen Strom mit ben fielen Segelfdjjiffen tynab beim
Sonnenuntergang eine großartige unb reijenbe juglei<$,
ba ber $arf mit herrlichen Säumen befefct toar. gü^Ite
fidh Urlaub burdh baä ©efpräch be3 gelehrten greunbeä
angezogen, fo toar feiner $rau ein Spajiergang mit
ber burdh ihre SBirffamfeit für arme unb Serlaffene
fo rühmlidh befannten Amalie Sietief ing fcon großem
SBerthe. $>ie Sefanutf^aft ebler SJtenfchen ift ja bodj
bie befte Sfteifeerrungenfchaft. SSon Hamburg fuhren
Urlaub« na<h Äiel , too fie Don ben £anb$leuten 5ßf äff
unb Horner auf£ Siebreid^fte begrüßt unb in ben ÄretS
ihrer Sefannten eingeführt tourben. Urlaub ju ß^ren
mürbe ein große« ©aftmahl in bem nahen Seebab £)ü=
fterbroof neranftaltet. 2luf reid^ gefchmücften unb be=
toimpelten Skiffen, fcon Sölufif begleitet, fuhr bie große
©efettfdhaft üom £afen ab. S3ei £if<he tooDten bie
£oafte gar nicht enben. SBenn bie Srinffprüd^e 3)eutfch=
lanb galten, fo ftimmte Uhlanb toon £erjen ein, fich
felbft aber fo überfd&toäuglich als e3 i)kx gefdhah, grei-
fen ju hören, toar für feinen befd^eibenen Sinn faft
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302
peinlid}. Siebe unb 2tnerfennung tfyat il)m freilidj
mofcl, er mo<$te fie aber lieber im 6tiHen füllen bür*
fen al$ fjören unb — barauf antmorten follen! @r mar
im #erjen banfbar unb erfreut über bie metyr als gaft*
lidje aufnähme, bie er in Äiel gefmtben, äußerte aber
fpäter: eine SDtorgenfa^rt im Staden mit einem ber
Äieler *ßrofefforen, ein erquiefenbeä €eebab unb %xüty
ftüdf barauf fei bod) ein behaglicherer ©enufe als bie
große ©&re, bie itym ju gemorben. SRidjt o&ne
©runb fang einft greunb 6$mab fcon ifym: „3)u lie^
beft niä)t ba3 laute Sieben!" S)er freuubfd?aftü<$e, trau;
liä)e £on ber Äieler Sßrofefforen unter einanber gefiel
Urlaub gar mofyl; er meinte, er fyabe e3 nodj feiten
auf einer Unit>erfität fo getroffen. 2)ie jmei £age in
Äiel blieben ifynt eine liebe ©rinnerung. $)ie ga^rt
auf ber Oftfee t>on Äiel naä) Äopenfyagen mar ein neuer
großer ©enuß. Urlaub fonnte faum t)om Serbecf fyerab*
fommen. Sic 9JHtterna$t fanb i^n 1x06) oben unb fcor
Sonnenaufgang mar er mieber bort. fügte ftdj au<§
günflig , ba3 2Better mar ru^ig unb f lar unb auf f)aU
bem 2Bege, ferne t)on allem Sanbe, fa^en bie Steifenben
eine Slei&e ruffifcfyer Sinienfd&iffe in geringer Entfernung
üorüberjiefyen. 3n Äopen&agen mar Urlaub t>on §ulbi=
gungen gänjlicfy &erf<$ont, aber bur$ einen SanbSmann,
ben £ofbaumeifter £etfdj, mürbe unfern Sieifenben toiele
greunblicfyfeit ermiefen, mä&renb mehrere SDänen , mit
benen fie in ber £eimatfy befannt gemorben, bie bamalS
in i^rem £aufe gerne üermeilt unb auf bie fie fiety
gefreut Ratten, fidj nun fremb unb gleichgültig jeigten.
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303
$)ie 3*itung$berißte fcon Ätel, t>on ben aufgebraßten
£oaflen auf $)eutfßlanb wogten \>ieHetd^t erfältenb
gewirft l>aben.
SDie miwtffd (tett Uf?lanbä eine 2Boße feft, bann
fuhren fie noß im ©unb hinauf naß £elftngör. 2lm
anbern 9Jforgen ging e8 3ur geftung ÄarlSfrona. SDiefe
bot einen tyerrlißcn 2lu£blid auf bie Oftfee, auf bie
natye fßwebifße Äüfte unb auf ber anbern Seite über
einen großen Sfyeil ber Snfel Seelanb. Ufytanb tyatte
beabfißtigt, auf bie fßwebifße Äüfte überjufefcen unb
ba3 na^e Vorgebirge üuüen ju befteigen; ba e£ aber
fernerer War, fiß aerjiänbliß ju maßen als er ge*
glaubt ^atte, weil er mit Setßtigfeit bie norbifßen
Spraßen Iefen fonnte, fo gab er biefen $lan auf unb
fetyrte ju Sanbe, met burß fyerrliße Sußenwälber, naß
fiopen^agen jurücf. 5)ort würben in ber ^rauenfirße
auß £$orwalbfenS 9Jietfierwerfe, S&rifluS unb bie 2fyo*
fiel unb in feinem Stelier noß fonft üiel ©ßöneS
bewunbert.
S5on Äopentyagen fßifften Urlaubs naß 2übecf
über, tüo fie fefyr freunbliß aufgenommen würben. 3m
Sübecfer 5tottyäfeller war grofee SBlännergefettfßaft, naß;
tyer würbe tl^Ianb unter gadelfßein ein ©tänbßen unb
£oß gebraßt. Jperrliß nahmen fiß bie altert^ümlißen
©ebäube am SDiarftylafce, mm ber ©lutlj ber jufammen
geworfenen gadfeln beleußtet, aus. Sübecf, befonfcerä
bie uralte ©ßiff er^aUe, mit einem an ber ®e<fe aufge^
langten alten 33oote, gefiel Urlaub befonberä wol;l. -Jiun
ging e3 naß Süneburg, wo wieber ein fe^r freunblißer
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304
Gntyfang t^rer kartete unb bann über ©raunfdjtocig
nad? SBolfenbfltteL »ort gelten bie ©<$äfce ber 8u
bliottyef Ufylanb mehrere £age feft. SSon 93raunf<$toeig
toax er toeggeeilt, fobalb er fcon einer ©intabung §örte,
aber bie gaftfreunblid^e ©efinnung folgte na$ SBolfen-
bütlel na$ unb e3 tourbe i^m jur Gtyre eine 3u?am::
menfunft auf ber alten £arjburg, untoeit toom ^Brodten,
toeranftaltet. 33om Stabilen $arjburg jog man mit
SDtufif tooran jur SRuiue hinauf unb bann ju einem mit
«geftonä gefd&müdften *piafc in einem 2Bälb$en. 35ort
tüurbe £alt gemalt, aber — ber <5pre<$er, ber U&lanb
begrüben foHte — fehlte. 3laä) einigem verlegenen
SBarten lam berfelbe, ein f<$on älterer, freunbli^er
Gonfiftorialratfc, unb fpra$ ein lateimfd&eS SegrüfflingS-
gebiet, ß$ tyatte mit „Serefyrter ©reis" beginnen f ollen,
als aber ber originelle 9Jlann gefefyen tyatte, baft UI;lanb
no<$ gar ni$t toie ein ©reis au3fa£, toax er fcerfd&toun-
ben , um bie ©ingangSftrop^e abjuänbem. Qm freien
rourbe nun ein ©abelfrü&jtüd eingenommen, e3 ging
gan j luftig ju , bie f eierlid&en £oafte unterblieben glüdf*
lidjertoeife für Utylanb. ©egen äbenb trennte ft$ bie
@efeflf<$aft, bie ©inen fuhren nadfj 33raunf<$toeig jurfid
unb Slnbere begleiteten U^IanbS auf ben 33roden, too
bie 9la$t jugebra^t tourbe. 2lber toeber im Slbenb*
lityt no<§ bei Sonnenaufgang fear ber Gimmel Aar
genug, um bie gernfid&t ju genießen. S3om Groden
tyerabgeftiegen, fuhren Urlaubs na$ Sßernigerobe, tt>o
Ttylanb ben gelehrten Sibliotyefar $tübexQ unb feine
rei$e ©ibliot&ef befugte. (£3 toar naä) ben belebten
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. V
305 x
j*
;
Jagen ein ertoünf^ter ©enufc jj|r Ufylanb, mit einem
fo gefälligen unb unterrichtet^ ©tubiengenoffen in
feinem freunbli^en £au3tt)efen xmb unter ben 33ü<$er~
1$ä$en fidj aufjufyalten. SSon Söewigerobe ttmrbe über
®ofya unb äBürjburg bie SRüdreife fortgefe|t unb otyne
ferneren Stufent^alt bie £eimat£ erreicht.
Uljlanb on feine grau.
XüMngen, 23. 9?o&em&er 1842.
„Siebfte Emma!
£>ie -JJatyrtdjten, ftie gut eä S)ir im Äreife ber
©ef fünfter ge&t, ^aben miü) ^erjüd) erfreut. 2ludj
Äunftgenüffe finb 5Dir bereitet. Mä) nrirb jtuar bie
SorfteÜung be3 |>erjog ©rnft nidjt mty ©tuttgart
führen, 2)u toei&t ja, bafe i<$ SCrauerfpiele ni^t gerne
befuge ; um f o me^r aber toürbe e$ für mieten 3n*
tereffe fein, toon 2>ir, als einer unparteiifcfyen 3uf$aue=
rin, ju nerne^men, toie ba§ alte Slitterftücf ftd) in
biefer mobernen Sßelt auggenommen tyat. 23or SHMtyelm
barf ify ni<$t äufeern, toel^eS Vergnügen SDu i^m Ijalb
jugebadjt; auefy iä) toürbe ifym baffelbe toon ^erjen
gönnen, aber fein eben erft angetretener neuer ©tubien*
lauf toürbe bo$ auf einige Sage unterbrochen toerben ;
au$ ber Sonftrmation3unterrtd)t beginnt am greitag
toieber. Seiten $reitag $at er mit vergnügtem ©eficfyt
ein gutes Seugnifc gebraut.
2)11 er^ältft $iebei jtoei auf ben 5. $)ecember fällige
Uljlanb* ßeben. 20
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4
+ 306
3in3quittungen, roomi1 3)u, nrie ict) ^offe, £>ir unb mir
redfjt f<$öne ©infäufe ;*ad;en tt)irft.
S)er £aglö^ner meint, bafe e§ jefct guter ©oben
jum 33aumfe$en toäre. @3 fmb au&er bem fcom Uta*
fiebel t)erft)ro<$enen $ßftrft$baum t>ier ©tüdfe erforber*
li<$. ßinen Seberäpfelbaum unb einen Söbig^eimer
lüürbe man üieHeid^t jtüecfmäf$iger Dom ©infiebel be?
jtefyen als aus bem tüärmeren Unterlanbe, aber eine
gute Söinterbergamo tte unb ein 2lprifofenftämmc§en
möd&ten e$er in Stuttgart ju £aufe fein,
9leue3 fcon ^ier toeifc i<$ S)ir ni<§t ju fd&reiben.
©ei innig gegrüßt üon
deinem £."
3)ie bisherigen ©riefe Urlaubs an feine grau
toaren größtenteils 9teifeberic$te, ber obige geigt i^n
nun au<$ als §au$t)ater. $)er ©arten mar ifym jur
greube, er intereffirte ft$ namentlich für feine Säume.
6$ tt>ar i^m unb feiner grau auä) eine ergö|li($e 2te
fd^äftigung , ni$t gar ju $o$e Säume jufammen abju*
leeren, obgleich er toegen feiner Äurjfid^tigfeit häufig
babet ba£ ©lag jum 3luge führen mußte, ©elbgef drifte
hingegen toaren i^m läftig unb feine ©d^mäger ftanben
ihm bef$alb oft bei, räumten au<h immer, toie leidet
mit ihm ettraS ju beforgen fei, toeit, toaS er t^at ober
fdfjrieb, mit ^ünftlidEtfeit unb Älarhett gef$ah.
$)en SBinter über arbeitete U^lanb an ber 3u*
fammenfteHung ber 93olf$lieber unb an feinem äfoffafc
baju. $)er 2Bunfch nach SertooHftänbigung biefer ©amm*
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307
hing tteranlafjte ihn ju einer Sitte in ber Allgemeinen
Leitung um ÜJJittheilung fcon SJolfSliebern unb im %xüty
jähr su einer Jteife nach Dürnberg, 3»idau unb Mp*
jig. 2)aS ©rgebnifc berfelben enthalten bie folgenben
»riefe an feine grau.
Hürnfcerg, 6otmtag, 21. 2Rai 1843.
„Siebfte @mma!
3)u toirft mich tnegen beS f^ledjten Steif etoetterS
bebauert haben. Slttein ba ich biefe Seit über befc^äf;
tigt toar, fo fam eS mir für meinen tueniger auf
bie Sßitterung an. gür meine Sieberfammlung jeigt
fidh biefcmal fytv gute Ausbeute unb eS hat fich bereits
als ätuecfmä&ig ertriefen, biefe 3letfe noch t)or beginn
beS ®rudfeS ju unternehmen. SSefonberS ift bie 3J!er-
fel'fche #anbfchrtft, bie ich feit Dorgeflern im $aufe habe,
reiben unb für mich erheblichen SnhaltS. Sie nach
Bübingen ju erhalten, fdheint Schtmerigfeit ju haben,
audh ift eS ein mächtiger goliobanb, ber nidljt fehr
reifefertig auSfieht.
©o toerbe idh, befonberS trenn nodh ein Ausflug
nach ©chtrabach hiwjwfommt, nicht ror SDlitte ber SBod^e
Don $ier fortfommen. $)amit jieht fidt> freiließ meine
SReife ettraS länger hin als i<h beredt hatte ; allein es
würbe mich nachher reuen, trenn unbenüfct ge*
blieben träre, traS ich bereits in §änben hatte. Seib
ift mir freüidh, baf$ eben baburch auch eine Störung
in Steinen Steifeplan fommen fann.
ÜJleine Anfunft fanb am ©onnerftag gegen jehn Uhr
uigiiizso
308
SSormittagö flott Sott 9?ot$ unb 5ßrofeffor SDtetyer, ben
iä) bor jtoei Sauren am Sßoftoagen in Waiblingen lernten
lernte, tourbe iä) freunbli$ aufgenommen unb t^ätig
geförbert SSorgeftern toar ity bei #erm fcon %\x$tö
©eburtstag§feier in beffen £aufe, geflern 2lbenb, bei
fiterem (Sonnenuntergang, ma$te i<$ einen ©pajier*
gang auf ben Sotyanniäftrd^of unb fa§ am Singange
beffelben Grafts 6$riftu3 am Äreuje in ber toirffam-
ften Seleudfjtung bur<$ baS finfenbe ©onnenli<$t.
SEBenn 2)u mir naä) empfang biefeS f ^reiben
ttottteft, poste restante nadfj 3 toi <f au, fo fßnnte
iä) tootyl bort 9ta<$ri<$t fcon 6u^ erhalten, toonaty
iä) mi<$ fo fe^r fetyne. ^ebenfalls fd&retbe baß)
naä) Seipjig. §ier toerbe iö) o^ne Stoetfä fcergebli<$
f$on nadfj einem ©riefe toon 3)ir fragen. SDen £ag
meiner 2lbreife Don $ier toerbe iä) £)ir no<$ beftimmter
fd&reibeu, fobalb iä) tyn h>irfli<§ angeben fann.
£ebe tooty unb fei mit SBityelm innig gegrüßt &on
Steinern 2.
S)ie bebeutenbften Äunfttoerfe liefe i<$ nt$t unbe-
fugt, befonberS fanb ity ©onntag 9Jtorgen bieSorenj-
ftr<$e in ityren farbigen genfiern §errli<$ erleuchtet."
Seidig, 30. SRat 1843.
„Siebfte (Smma!
ffia xä) au$ §ier mit ber 3«* fo einigem ©e*
bränge bin, fo fann mein SReifeberid^t toieber nur furj
unb bürftig ausfallen, bie Ausmalung mufe i<§ auf baä
Söieberfe^en fcerfdfjieben. 3n 3toidfau fam iä) am greitag
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309
SlbenbS je^n Uf)t an, nad&bem iä) auf ber Wittag
fiatton in #of unerwartet £errn @r£arb, ber &on ber
Seidiger 3Jteffe tarn, angetroffen tyatte. 3)en ©amftag
Wieb iä) in 3toi(fau, too iä) bie 93ibliot$e? mit itjrem
einfügen Sieberf^afce toirftid^ rein auSgeplünbert fanb.
©in einziges Sieb, fcon unferem $erjog Ulxiä), ber mir
au<$ in Dürnberg begegnete, unb ber <&ä)laä)t bei Sau-
fen, fanb iä) bort in einem mir noä) unbefannten S)rude.
UebrigenS toarb mir bie freunbltdjfte 2lufnatyme,
ßonrector Sinbemann führte miä) SlbenbS einen frönen
2Beg in baS -Kulbetfyal unb auf eine 2tn§itye, Don ber
man ben 2lu$bli<f nadj bem ©rjgebirge tyat. 2)a3 §of*
leben ber reiben fio^Ienbauern , bie ringä bei ifjren
Äotylenf<$ac§ten in ftattli^en Käufern too^nen, beren
eines eine toafyre SSiUa , toar mir neu unb eigentljüm:
liä). 2luf bem SRüdtoege famen tote na<$ einem S3e=
luftigungäorte ber fttoidanex, bem €djtoanenf<$löf$d)en,
über einem großen Xeityt gelegen, too iä) bur<§ eine
große ©efeUfc^aft bon ©efangfreunben überragt tourbe.
©onntag 3Jtorgen3 fufyr i$ auf einem fogenannten 5ßer=
fonentoagen na<$ Ottenburg , in Segleitung beS Q{uftij=
amtmannS bon ßroüfau, Jpeifterbergf, unb feinet tyüfc
f<$en Knaben, ©erfelbe toar fdjon bei ber 2lbenbge=
feüf^aft getoefen unb fu^r jefct mit mir auf 33efudE>
bei SSertoanbten in Setpjig; auf bem äöege fa^en ttrir
mele Slltenburger Bauersleute, bon ber Äird&e fommenb,
in tyrer berühmten 33oIf3tra<$t. 3n SHtenburg, wo
SJiittag gemalt tourbe, fa^en mir ba8 ©<$Io&, bie
Sßadjtyarabe unb bie vermauerten genfter, aus benen
uigiiizso
310
einft bie ^rinjen geraubt würben ; ein 2lnf<$lag bebrotyt
mit jtoeitägigem ©efängnife jeben ©rfteiger ber gelfen,
toatyrf<$etnli<§ bamit nie mefyr ein $rinj geflogen werbe.
2luf ber ©ifenba^n famen mir 9ta(fymittagg Ijier an unb
2lbenb3 tyolte midj mein $err 3uftijamtmann mit fei-
nem ©<$Wager, einem jungen *ßrebiger unb beffen grau
ju einem ©ang in baS 9tofent^al ab. ©iefer „©pre*
gaarben"1 ber Seidiger, jebodj ganj na^e an ber ©tabt
beginnend ift ein ^errli^er, meilenweit fid) erftreden-
ber ©t<$walb ; bei ©artenmufif tranf en wir Äaffee unb
Nörten bann am Ufer ber ftarf angef^tooHenen ©Ifler
ben ©efang ber SHa^tigaHen nebft bem Stufe beS Äucfud 3
unb bem ©ejwitfcfyer ber ©ra£müde.
©eftern 2Jtorgen f$i<fte mir ber Sämtmann burd?
feinen Änaben ein Heiner ©ebicfyt ju, worin er ft<$
meinen 9tamen in ein §ier erfaufteS gjemplar meiner
Sieber erbat. So gibt e3 nidjt blofe in Bäjtoaben poe-
ttfd&e Dberamt3ri$ter ! SBormittagS machte iä) bie nös
trugen ©änge, SRadjmittagS befugte iä) jwet Sibliot^e-
f en , auf benen iä) nityt Sielet , aber bo<$ einiget traf,
Wa3 miö) befestigte. 3um äbenbeffen war i$ in
©efeUfcfyaft mehrerer $rofefforen , auä) ber öucfybänbler
9teimer unb Birgel, bei $aupt, ber fidj mir fefyr ge-
fällig erweist. $ier mürbe mir Don ben ©tubenten ein
SBtoat unb ©aubeamuS gebraut.
£>eute 3tta$mittag Witt \$ nun mit bem 93a^njug
naä) Bresben abgeben ; £off mann toon Fallersleben, ber
mtd> tyier glei$ auf ber Statyäbibliot^ef auffu^te, wirb
i SBejie^t ftdj auf ben Styregaarben bei ßopen^agen.
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311
mit mir fahren. ©reiben nrirb mi<$ immerhin einige
£age feftyalten, bann benfe \<t) lieber über fieipjig
unb SRürnberg, too xä) noä) weiteren 33ef<$eib ju tyolen
fyabe, bie SRiidreifc au ma<$en. ©ein jtoeiter ©tief
fam mir no$ in 3^i^w, gerabe t>or ber Stbreife, ju,
ben erften langte idj geftern ^ier ab unb toax bur$
beibe fyötyliä) erfreut. Db ic§ in 5)re$ben ober £ier
tüieber einen finben toerbe, tnetfe id(> freiließ ntdfjt. 2lber
na<$ Dürnberg fönnteft SDu mir too^l nod& fd&reiben.
Zfyu* e£ bod&, Siebe, unb Iafj mi<$ bamit lieber bie
£eimatyluft antoetyen. S3ifl SDu nod& in Bübingen, fo
grüfee SBil&elm, grifc, SRaper &erjlid). £ebe tuo$l unb
benfe
©eines ß."
SreSben, ^fingftfeft, 4. 3um 1843.
„Siebfte 6mma!
§eute Skd^mittag, liebfte (Smma, »erbe iä) toon
^ier, bem (Snbpunfte meiner Steife, mit bem Sa^n=
tragen na<$ Seipjig jurüdffa^ren. SDort ^atte mir nodE>
am Sage meines Abgangs ein junger SBtann, Dr. Sepfer,
ber bei ber Sibliotyef angeftellt ift unb früher felbft
eine SJolfSlieberfammlung beabfid^tigte, SflefyrereS mit-
geteilt unb no<$ ©inigeS in 2lu3fi<$t gefteHt, toaS mi<$
too^l no<$ einen £ag in Seipjig fefttyalten toirb, fo bafe
iä) toermutylidj) erft am ©ienftag tüieber auf bie Eifern
bafyt fomme. 2lu$ Dürnberg ttrirb no<$ einen £ag
erf orbern, toaS mi<$ jugleid^ ber Sefd^toerbe enthebt,
brei 5Rä$te fjintereinanber auf bem (Siltoagen ju fein.
uigitizeo
312
©o bürfte meine 2lnfunft in Stuttgart ettoa am %xtU
tag erfolgen, genau fann idfj freiließ ben Sag nicfjt
befiimmen. S)u btft too^l bereite bort angefommen.
#ier in ©reiben fear für meinen befonberen Stoed
geringe Ausbeute, bo<$ braute i<$ bie Vormittage auf
ber Sibltottyef ju/ bie mir, trenn nid&t für bie ©amm*
lung, bod^ für bie äb^anblung 93rau<pare3 barbot
§reunbH<$e Sbsfnatyme ifl mir and) £ier geworben.
Dberbibliotfyefar galfenflein bradfjte mir tyerbei, roa&
tym irgenb für midfj bienli<$ erfdjien, unb toar erfreut
über bie Seiträge, bie xd) itytn ju feiner süutograp$en=
fammlung lieferte. $>er jtoeite Sibliot^efar, Älemm,
SSefi^er einer ©ammtung beutf<$er 2tlter$ümer , bettelt
miä), nad&bem er mir fold^e lefyrretc^ gezeigt, beim
Slbenbeffen. ©er $)idE>ter Julius 3Rofen führte mi<$ in
bie äöerfftätte be$ 33ilbbauer3 £änel, bei bem ba3 3Ko=
bell jum ©tanbbilbe 39eet£o&en3 für ben SJlünfterplafc
ju Sonn, ein rao^lgelungeneS SBerf, ju fefyen war; ton
ba braute er mxd) nad) bem S)orfe ©teelen, fco er im
©ommer mit feiner gamilie too^nt, unb ^atte eine
Heine, aber für mi$ paffenbe ©efeUfd&aft eingelaben.
©eftern 2lbenb ging idjj nodfj auf eigene gaufi nad) bem
ein §albe£ ©tünbd&en fcon fyier entlegenen grofeen @ar=
ten, bem ^auptfpajiergange ber 2)rc$bner, einem fd^ö-
nen 2Balbe, toie ba3 ßeipjiger SÄofent^al, jtoar o§ne
glufj, aber mit 3lu3fi$t nad) ben £i^eu ber fäd^fifd&en
©d&toei}. 2Bä§renb xd) meinen Surft am geringen SBier
füllte, f^lürfte ein $)re$bner S3ürger neben mir einen
©tiefei 3ucfertoaff er ; er roar t>ott SobeS feiner ©tabt
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313
unb ©egenb, unb als id; batein einftimmte, geroann
i$ mir feine ©unft unb er geleitete mi<$ auf einem
frönen 2Bege. burc§ ben t)on Vogelfang burc^aflten
JBalb nad& ber Statt jurücf. ©reiben ift ttnrflic^ eine
fd&öne Stabt, feine Äir^en unb bie melen palaiSartigeu
©ebäube im @ef<$macf ber Slenaiffance unb be3 3iococco,
babei aber grüne SlHeeu, ©artenanlagen, ^erraffen mit
ber 2tuöfid^t auf ben breiten, bur$ bie berühmte S3rücfe,
bie ftetö boH Söanbelnber ift, bur<$ $>ampffd?tffe unb
anbere bettrimpelte ^a^rjeuge belebten Strom, auf ben idj
aud) toon meinem 3immer in ber Stabt Soubon, einem
red&t guten ©aftfyutfe, ben 2lu3blicf fyabe; ein beftimmter
ßtyarafter, ein ganj anberer aU ber öoh Dürnberg.
3n bie ©allerie führte mi<$ geftem ber SJlaler
Stolle unb mad^te mir eä möglidj, audjj in fürjerer
ba3 Sd&önfte ber großen Sammlung fennen ju lernen.
2)ie SUlabonna fal? mi$, in ber SebenSfarbe, freund
lid^er an als im $upf erftid^e , ber fu ettoaä ernfter ge^
mad&t \)<xt
gür biefen Vormittag tyal midfj £offmann t>on
Fallersleben ju ftd& befd&ieben, er &at feine Äifteu öffnen
laffen, um mir feine Sammlungen ju jeigen.
2Bie fe$r freue iä) mi<$ nun auf baS Söteberfe&en! .
fcein
$ür bie mert^e 9iä£e oon greunb Sd&toab, ber
balb na<$ bem £obe feines So^neS aU Stabtpfarrer
nad& Stuttgart jurüdtfe^rte, mürbe U^lanb im grüfc
\a\jx 1843, burcfy bie (Ernennung üon ßarl 3Jlaper jum
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Dberjuftijrath in SCübingen, ber faft tägliche Umgang
eines anbern Reuten greunbeä unb Sugenbgenoffen ju
^rofcffor Sa^monn uon Serlin an Urlaub.
SBerlht, 4. «Rofcember 1843.
„3Jtein hochverehrter greunb!
S)ie jtpeite 2lu$gabe fcom SBalther fteHt fi<h Q^nen
mit einem SSorblatte bar, baS gang in bemfelben ©inne,
toenn auch meHeidjt mit ettoa« anberen Söorten, fd^on
toor ber erften hätte fielen fönnen, toenn mich niä)t
eine 2lrt jugenblicher Slöbigfeit baüon abgehalten hätte,
föchten ®ie nun mit ben 3ufäfcen bex feiten 2tu&
gäbe tocmgftenS ni$t ganj uujufrieben fein.
6ie finb toenigftenS mit Siebe gemalt unb t^un
mir nur aU toerlaffene Äinber toeh, toeil i<h fe^e, bafe
eine §ortfe$ung beä „9)iinnefang§ grühlütg," nrie ich
auf £f<$erningif<he 2öeife bie Sieber beä jtoölften 3ahr=
hunbertä ju nennen vorhabe, in meinem nächften, bur<h
bie Sämereien be3 9tectorat3 üerfümmerten ^ahre, nid^t
5u ©tanbe fommen toirb.
SBenn Sie hnifeten, ober ftd^ beftimmter beutltch
gemalt Ratten, ttrie Keffer unb iä) e£ fchmerjlich em*
pfunben fyaben, bafc ®ie nicht enttoeber nach Berlin
gefommen finb ober uns nach Seipjig betrieben haben,
fo hätten 6ie uns Seiben ba8 nid^t ju Seibe getrau.
Snbeffen ttrir finb noch alle vier jung genug, um ba3
SSerfäumte gut ju mad^en.
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315
»
Snbeffen empfehle iä) mtdf) in &erjli$em 3utrauen
^rem SBo^ImoHett als
3#r ergebender
ß. Sa^mann."
•
Ufjlanb an ^rofeffor Stahmann.
Bübingen, 13. Sflofcem&er 1843.
„9krefyrtefter greunb! f
®en toertfyüoHen ©efd&enfen, bie mir fcon öftrer
freunbfd&aftlid^en ©üte jugefommen finb, fyaben Sie
eines tyinjugefügt, baS idf> mir fo befonberS aneignen,
}ur ßfyre unb §reube rennen barf. 3$ fyabe ben nenen
SBalt^er faum erft in £änben unb bin bur4> bebeut-
fame ©emerfungen unb SBinfe f$on matmigfadjj ange=
regt unb belehrt. $efct barf iä) ben 2IuSbrud meines
innigen SDanfeS nid^t me^r jurüdtyalten , mit bem iä)
früher nur barum gejögert 1)abe, weil es unter Strebe
fameu ber befte2)anf ift, je nadf? Vermögen ein ßebenS*
jeid^en, ein fertiges 2Berf für baS anbere ju bieten.
yioti) fann idEj aber üon meiner Seite nid&tS auftoeifen,
ba mein -JteuefteS, bie SSolf Slieberfammlung , erft in
biefen Sagen an ben Verleger abgebt; unb bann ift
eben noä) bie grage, toie bie ©a<$funbigen es auf=
nehmen teerben; benn, toie ©ie jum %wein bemerfen,
erft gebrudt tnerben fo!dj)e Singe üoflfommen beutli<fy,
unb meine Slrbeit mSbefonbere toar eine einfame, o^ne
Seiraty unb prüfenbeS 2luge üon greunben.
5)er 2luSbli<f , ben ©ie in baS jroölfte Qa^unbert
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erfd&ließen, ba§ f^önc Sorfyabeu, bie Sieber beffelben
ju fammeln, tooju nun burefy Pfeiffers gettriß forgfältige
SfaSgabe ber Söcingarter $anbfcf)rift eine Sorbebingung
erfüHt ift, fyat für miä) um fo größeren Gelang, als
au<$ bie ©efcfyid^te be£ £$oltelieb3 mi<$ überall auf jene
lugenbfrifd^e , ahnungsvolle 3*it ^mtoetöt.
SllS iä) im 3M biefeS 3af?rS mi<$ auf bie Steife
begab, ftanb mir allerbingä Serlin im Sinne, too t^eure
greunbe au& früherer $ext meiner treutidO gebenfen,
unb too mir ein lange gehegter 3Bunf$ erfüllt toerben
fonnte, bie Srüber ©rtmm einmal au<$ perfönli$
lennen ju lernen, dagegen mar mir SDleufebad&S Sie*
berfdfjafc ni<$t eine Serlocfung, fonbern für bießmal eine
Spaltung. Quid juvat aspectus? $ä) muß eä na=
türlicfy pnben, bag er, toa£ er mit Siebe, @inft<$t unb
großen Opfern gefammelt, aud^ -für ben entfe^iebenften
©eruf ber eigenen Verausgabe jufammenfjält. Stamit
ift er in feinem Dollen SRed^t. (Sin Ruberes aber, ein
Unred^t ift es, baß er feltene Sudler öffentlicher Siblio;
tiefen auf unbegrenjte 3*it in feinen 35erf$luß nimmt
unb fo ber freien Senüfcuug jebeä Ruberen entjie^t.
2luf bie feltenen Sieberfammtungen ber 3^i^u^ 8^
bliot|ef (2luffeß'3 2lnjeiger 1, 747, öflL Sragur V. 2.
©. 27) fann ü)m ein auSfdEjlteßlid&er 9iießbrau<$ nt$t
jufte^en , unb na$bem iä) an Ort unb ©teile Äenntniß
genommen, glaube iä) in meiner Quellenangabe eine
3Ra$nung ni$t unterlaffeu ju bürfen, baß bie feit
trielen Sauren vorenthaltenen Sieberbü<$er boefy enbli$
lieber ba^in gefüllt toerben, too^in fie gehören. S5olf&
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317
lieber finb feine SDlonopole. 5)af$ mir fo manche ber
beflen Quellen , bie iäf fcorfyanben toeife, bo<fy nidfyt er*
•
reizbar waren, tt)ie j. 8. auä) eine öffentliche 2ln*
frage mä) bcn brei Steilen ber Sergretyen, Dürnberg
bei £anS ©autmann 1543 (tt>ot>on, nrie iä) neuerlich
höre, t)on ber £agen eine Slbfd^rift ^aben foB) toergefc
liäj fear; biefe 3Jtangelhaftigfeit meinet Unternehmens
ifi nur jefct, ba iä) abfd&liefjen foH, befonberS fällbar.
2lHein ich toeife nirgenb toeiter anjuflopfen unb gebe
nun, toaS ich geben fann.
Heber ben ©treit ber SahreSjeiten habe iä) SJiaucheS
jufammengebracht nnb ©ie felbft haben mir aus bem
brüten Sanbe ber SUläHeff^en Sammlung ben Äampf
beS SKaien mit bem Jperbfte freunblich mitgeteilt. 9hm
ifl auch ein nieberlänbifd&eS Sieb: wanden zomer und
vanden winter etc. (#au£tS 3eitfd?rift 1. 238) ange=
jeigt. 3$ raubte tnich befehalb burch Pfeiffers 2Ser=
mittlung an £errn ßad&er unb biefer üerfprach feine 3lb=
fchrtften aus bem $aager ßobey an Pfeiffer ju fchidfen,
fobalb Sie berfelben nicht mehr bebürfen tvürben. 9Jlir
ift eS nur um baS einjelne ©tücf 3U t^un unb ©ie
toürben midfj fehr üerbinbcn, toeun ©ie Don bemfelben
eine 2lbf<$rift für mich nehmen lie&en, ja nicht, hrie
früher, felbft nähmen, £errn 3a<herS 3uf^mm^^fl
glaube idjj na<h obigen Umftänben üorauSfefcen }u bürfen.
©rfifcen ©ie mir greunb SBeßer beftenS unb feien
©ie felbft aus treuem $erjen gegrüßt
&on Syrern ergebenden
ß. U."
uigitizso
318
33on einer f leinen Seife in baS 33reiSgau, bie
Ufclanb im epätjatyr noch unternommen, berietet er
in einem ©riefe an ben ^rofeffor Dr. Schreiber in
greiburg.
Bübingen, 1. gebruar 1844.
„Verehrter greunb!
6ie haben mich burch bie gütige 3^fenbnng %fyrev
neueften Slb^anblung auf baS 2lngenehmfte überrafdEjt.
Sin ich Qlexä) in ben feltifchen 2llterthümero ein Saie,
fo ^at boch biete Söteberentbedfung eines üerfchütteten
SJolfSlebenS für mich ben größten 9tei}. 3)ie geen
hatte i<h mir fogleich oerfchafft, als t<h toon bem Sr*
fdjeinen biefer afabemifd^en 6<hrift Äunbe erhielt, unb
ich werbe nun burch eines ber beiben ©pemplare tnei*
nen gelehrten greunb , Sßrofeffor Äeller, erfreuen. 6ie
haben jenen mpthifctjen SEBefen bie erfie umfaffenbe
§orf<$ung getoibmet, n>elche fruchtbar fortmirfen ttrirb.
3$ geftehe jtoar, bafe mich bie römifd^en tq(u xpäxa
nicht loSlaffen roollen, ba biegen auch, too fie nach
öftren belehrenben 3Rachtoeifungen mit feltifchen 2>enf*
mälern in33erührung treten, boch meift fchidffalfphmenb
unb ttorbeftimmenb erfdfjeinen, aber 3hr* reichhaltige
©chrift \)<xt ftch mir bereits felbft für bie 2tuffaffung
ber germanifc^en SRornen anregenb ertoiefen. Seiber
mußte iä) Sie bei meinem legten ©efu<h in greiburg
verfehlen. 2lu<^ äBeldfer toar noch nicht jurücf unb
SHottecf fe^rt niemals nrieber. 6o eilte i<h beun,
nachbem ich ben 3Jlünfterthurm unb ben €<$lofcberg
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319
beftiegen, bem Steine ju unb freute mich in 93reifa<^
eines frönen £erbftabenb$ ; fcon ba ging e$ nach Äolmar
unb ©trAfeburg.
©<$on fcor mehreren Sahren ^atte i<h in Strafc
bürg , too eine ber thätigften $)rudfftätten für bie Sieber-
büd&er unb fliegenben Sieberblätter beS 16. Qa^unbertö
fich befanb, in biefer Stiftung toergeblid^ nad&geforfd&t.
2113 ich nun meine Sammlung abfließen foUte, liefe
es mir feine Sluhe, nochmals anjuttopfen, ber Erfolg
fear aber nicht günftiger. Sollte ttrirflich baS (SIfafe
mit feinen alten 5teich$ftäbten nichts mehr Don biefem
einfügen Sieberf<$afc betoahrt 1)dben, ober, bin idh nur
nicht an bie regten Quellen gefommen? Qtod hanb*
fd&riftlidjje Sieber t>om elfäfeifchen Sauernfrieg toaren
ber ganje ©rtrag, aber tme anbertoärtS Sieber gegen
bie Säuern; für biefe habe ich bis jefct überhaupt nur
eines gefunben, toon ihnen felbfi gefungeu feines.
SWeinea3olfSlieberfammlung ift jefet unter ber treffe
unb i<h habe eben ben fünfzehnten Sogen jur Sletnfton,
es »erben beren gegen fünf jig »erben. $>ie ©arftcHung
beS beutfd&en SSolfSlebenS mittelft biefer alten Sieber
toürbe eine fehr mangelhafte geblieben fein, toenn nicht
auch bie religiöfe Seite beffelben bebaut mürbe. 2>aS
lefcte Such meiner Sammlung gibt batyer geiftlid^e Sieber,
SBaUfahrtSlieber u. bgl., fotoeit auch auf biefem gelbe
ber SolfSton eingehalten ift, unb iä) hätte nur ge*
toünfd^t, bafe mir au<$ ^iefür reiferer Sorrath jn ©e^
böte geftanben toäre. Sei 2lnorbnung biefeS St^eil^
fanb ich, ba& ®ie mir *w™al einem #efte
uigiiizso
320
getftlid&er Siebet aus bem fünfjefynten Qa^unbert ge*
(^rieben l;aben, baä 6ie mir, ba e$ fidf? im äugen*
blide t>erf$oben, fpäter mitteilen mürben. SHun fommt
mir Sfyre neue freunblicfye Senbung unb ermuntert mi<$,
(Sie bamit ju behelligen. Sollte jenes #eft injtoifd&en
lieber jum 33orfd;ein gefommen fein, fo mürbe melleicijt
einiget toon feinem 3n^alt mit SSertüanbtem in meiner
©ammlung ergänjenb jufammentreffen unb tonnte gerabe
no$ an ber regten Stelle eingerüdt toerben. 3ft baß
©ebi^t auf bie 3)iurtner Sd^Iad^t, baä Sie juglei<$ mit
bem Äranjliebe aufgefunben, feitbem irgenbtoo abge*
brudt toorben, ober ift e$ ettua fein Sieb, fonbern eine
ni<$t ftropl;tf<$e Gsrjctylung?
2Köge baä angetretene Satyr 3ftnen ein frotyeS,
3#ren frönen gorfebungen gebeitylid;e8 fein unb 3$r
freunbf<$aftIi$eS 2Bol>Itt>olIen mir ftetS erhalten bleiben.
SUiit aufrichtiger £o$ad&tung
3#r ergebender
S. U."
Sobalb bie erfte SIbtfyeilung ber SoIMieber xetou
birt toar, im Anfang Huguft 1844, begab fiefy Utylanb
mit feiner grau unb einer Scfytoägerin auf eine 91eife
naety Belgien. 3uerfi *>en SR&ein fyinab naä) ÄonigS*
hinter, too ber ©rad^enftein beftiegen hmrbe, bann über
Sonn unb Mn naety Slawen. ©ort tourbe ber ©om
unb ber alte Äaiferpalaft, bie alte f$male Äaifertreppe,
über meldte jtoeiunbbreijng beutfd^e Äaifer naä) tyrer
Ärönung tyinaufgeftiegen, beft<$tigt. 2lm anbern SDJorgen
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321
ttmrbe bie SReife auf ber Sifenbafyn über ßüttid) nad)
SSrüffel fortgefegt ; nadfj jtoei Sagen führte bie 53a§n
bie 9ietfenben naty ©ent, n?o Utylanb t)on #errn
D. mUemi unb D. 3. ö. SBolf gar freunbli^ auf*
genommen tourbe unb an tyuen bie gütigften ©eleiter
ju Äird^en unb anbern merfftürbigen Saumerfen fanb.
£)ann tourbe Cftenbe befugt unb btet?od;gel>enben2Bogen
ber -Jtorbfee angeftaunt. lieber 33rügge unb Sötten führte
bie 33afyn bie Steifenben na<$ Slntroerpen ju großem $unft=
genufc in ber ©emälbegatterie. Ueberall fanben fi<$ freund
li$e Segleiter ju bem fielen Schönen unb 9Jlerfroürbigeu,
baä bie alten ©täbte barboten. %laä) ber SRücffeljr in
bie §eitnat£ f treibt U^lanb an Dr. SBolf in ©ent.
Xübingen, 2. September 1844.
„©eefyrtefter $err unb greunb!
SSor metner 2lbreife toon ©ent erlaubte idj mir
nityt me$r, @ie in öftrem §aufe aufjitfud^en, nad^bem
td; benachrichtigt toorben trar, in toeld&er Unruhe unb
fiümmernijs ©ie ft$ bamalS befanben. Steine innige
S^eilna^me nnb meinen gefü^ltefien SDanf, bafc 6ie
noü) unter folgen Umftänben unermübet für mi<$ forgten,
tooHte iä) S^nen fd)riftltd& auäbrüdfen, befcor id; ben
belgif <$en Soben verließe, aber bie #aft, mit ber man
bei jefciger SReifetoeife fcon Ort ju Ort, toon einem Sanbe
jum anbern fortgeriffen toirb, läfet miä) erft toon ber
§eimatfy aus jene angelegene $flt<$t erfüllen, öftrer
tätigen SSertoenbung üerbanfte iö) nicfyt nur an £errn
Dan ©utyfe, beffen 2tnbenfen idf) mi$ §erjli$ empfehle,
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322
ben gefäHigften ©eleitSmann für ©ent, fonbcrn au<fy
über biefe ©tobt hinaus, in Srügge unb Sfattoerpen,
bie befte 2lufnafyme.
2Me SfoSbeute, bie i$ felbft für mein Unternehmen
mit mä) £aufe gebraut, ift jtoar mdjjt bebeutenb : ein
nieberr£einif<$e3 gef<$t$tli(§e£ Sieb toon ber <Stabt=
bibüottyef ju Slawen, nnb ein lateinifdfj flämifc$e3 aus
einer $anbf$rift ber burgunbif<$en Sibliot^ef, toeldbe
fi<$ eben bei #errn 2lbb6 be SRam in Sötoen befanb.
SIDein 3#re literarif<$en greunbe fyaben mir SSerfd^ie-
beneS in Sluöfid^t geftellt, toaä nadf>trägli<§ meiner
Slrbeit jum ©etoinne »erben fann. #err 2lbbe Sarton
in Vrügge, beffen intereffante Sefanntf^aft uns um
toergefeli^ fein totrb, geigte mir mehrere romaujenartige
Sieber aus Volfömunb, toon benen er 2lbfd£rift für
miä) nehmen laffen toottte; er $at fie jnr ©infenbung
in bie Sßobana beftimmt. Eifrig fu<$te er mit mir bei
einem Antiquar nadj alten Sieberbüd^ern , bie er bei
bemfelben gefetyen; fie toaren im Sfagenbliä ni^t auf*
juftnben, bod; gab er bie Hoffnung ni$t auf, fie fpäter
noty )U entbetfen. $err Dan Äerf Rotten, ber un3 in
Slntiüerpen freunblicfy führte, glaubt fcon einem greunb
in ber 3ßa<$barf($aft mir Beiträge üerf Raffen ju fönnen.
2)a biefe Herren ju toiffen tofinf<§ten, burdfj meldte
Vermittlung fie mir ba$ ettoa SÄufgefunbene iufommen
laffen follten, fo jaulte iä) audj) Riebet auf 3^re freund
lid^e Vermittlung, inbem i<$ 6ie als (Smpfangne^mer
bejeid^nete. 9lur ba3 Sebenfen, bafc bie unmittelbare
SBerfenbung an mi<$ ©<$tt)ierigfeit finben möchte,
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323
beflimmte miä) , 3#nen babur<$ neue Semü^ung auf JU*
laben, bafc iä) ©ie erfud&e, toenn ettoaä für miä) ein-
gebt, mir foI<$e3 auf bem Söege, ber 3ßmen ber geeig-
netfte fdjjeint, mit gefälliger Benennung jeber 2lu3lage
für abtriften unb Sßorto, übermalen ju trollen. v
SSon meiner SSolfölieberfammlung ttrirb foeben ber
erjte Sttyeil ausgegeben, unb xä) tyabe bie ©otta'f^e
Sud^anblung beauftragt, 3#nen benfelben juge^en ju
laffen. $)er literarifd&en ©efeUfd^aft in ©ent, bie mir
bie (Sf)xe erliefen fcat, miä) jum correfponbirenben
SOlitglieb ju ernennen, toerbe iä) ein (Syemplar beffer
crft bann fenben, toenn mit ber feiten 2lbt$eilung
bie Sammlung fcoflftänbig erfdfyienen ift, toaä, toie iä)
Joffe, no<$ in biefem ©pätja^r ber %aU fein toirb.
SBenn iä) 3#rer Stufforberung ju einem Sieb an
bie toaderen gläminge in ber ßarffreuung fce3 3teife=
lebend unb bei bem ©tiHftanb, ber überhaupt in meinen
tyrifd&en Stimmungen eingetreten ift, nid^t ju ent*
fore<$ent)ermo<fyte, fo toünfd&e iä) nur um fo me^r, bafe
meine Slrbeit im ©ebiete be3 33oB3lieb3 einiget 3e^95
ttifj baüon geben möchte, toie fetyr aud£ mir bie ftömifdfc
beutfdfje SSerbrüberung eine Sadfje be3 £erjen8 ift.
•Steine grau §egt mit mir ben t^eilne^menben
2Bunf<$, bafc bie ©efa^r, toeldje über 3#rem gamilten*
Ireife fd&toebte, glücflid^ vorübergegangen fein mßdfjte
unb unö hierüber günftige Äunbe jufommen möge.
3n aufrichtiger greunbfd^aft unb §o<f)a<$tung
%f)x ergebender
8. U."
uigmz
324
UWanb an Sufttmiö Sfenter.
Xübingen, 3. September 1844.
„Sieber ßerner!
3113 tüir in jungen Sauren einmal Don ber SBurnu
linger ÄapeEe fyerabfamen, Nörten tt)ir auf einem £ügel
unter bem Äreuj einige £irtenfnaben üolfSmä&ige Sieber
fingen. SBir gingen hinauf, i^nen bie Sieber abjiu
fragen, aber bie Änaben tnoHten feinen Saut geben.
Äaum toaren mir lieber unten, fo fangen fie uns sunt
#otyne toon Beuern mit tyeUer Stimme.
9lo<$ in fpäteren Sauren bin iä) biefen Sieberu
emfig nachgegangen unb ^abe baüon mele eingehakt,
aber ber romantifd^e 3)uft, in bem fie uns bamalä er*
glänjten, ift i^nen fye unb ba t?on ben klügeln geftreift,
fie finb leibhafter, gef<hi<htli<her, felbft gelehrter anju;
fetyen. £)o<$ finb fie eben bamit toaljrer unb ödster
getcorben, ttrie fLe auä bem Seben ihrer &eü ^erüor=
fprangen. 3$ fann 2lnbern nicht aumuthen, baf$ fie
bie lang genährte SSorliebe für ba$ alte Siebertoefen
mit mir teilen, aber ich ^ffe, bafe 5Du in ©rinnerung
vergangener £age bie beifolgenbe (Sammlung freunblid^
aufnehmen merbeft.
3$ grüjje SDich unb S)eine liebe grau beftenS unb
n>ünf$e balb auch toieber gute 9ta<$ricf)t t?on Surem
Sefinben ju erhalten.
9Son §erjen
5Dem
S. U."
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325
Mlanb on 9?cgientng«ra^ Dr. SBöcHj ju Scrltn.
Bübingen, 2. 3Rai 1845.
„(Suer £ocbtt>ohlgeboren
hatten bic ©üte, mir ba3 t)on $t)nen unterfertigte SDtylom
ber föniglt<$en Slfabemie ber SBiffenf haften juge^cu ju
laffen , tt)obur<h ich jum (Sorrefponbenten ber 2lf abernte
ber SBiffenfdjaften ^tlofop^if^er unb hiftorif<f)er Älaffe
ernannt toerbe.
3Kit ben ©ef^äftöformen biefer gelehrten ©efeK=
icbaft noch nicht befannt, erlaube ich mir au (hier
•Öochtoohlgeboren bie angelegene Sitte, gegen biefelbe
ben Sttuöbrucf be£ ehrerbietigen 3)anfeä vermitteln ju
tooHen, ju bem ich mich burdE) jene ehrenvolle Berufung
DerpfK^tet fühle.
sJ)tit größter Verehrung beharrenb
@uer $od)tt)o^geboren
gehorfamfter
Dr. £ubtt)ig Urlaub. "
2ll£ bie neue 2lula in Bübingen emgetoetht rourbe,
am 31. Ociober 1845, beehrte ber Senat Urlaub mit
bem 3)octor3biplom ber ^3^iIofop^ie. ©o nmrbe ihm
bod? noch im Sllter ber 3)octor£titel, ben er in ber
3fugenb am Iiebften erftrebt hätte. 2Iber au<§ bie %acah
tat, ber er fidf) bamals getoetht, jeid^nete il;n im Sahre
1860, fünfjig $af)xe nadfjbem er 3)octor 3uri$ ge*
korben , burch Erneuerung unb feierliche llebergebung
feinet 2>octorbiplomS au«.
32G
„Juris legumque propugnatori acerrimo, in-
corruptissinio , poetarum nostrae aetatis principi,
anliquitatis germanieae investigatori sagacissimo,
indefesso, viro morum integritate animique can-
dore et constantia inter omnes conspicuo" fo
kittet bag $>iplom.
2)te SBiener 2lfabemie ber 2öiffenf$aften ernannte
i^n am 4. SJiai 1848 ju i^rem correfponbirenben 3Kte
gliebe. £at e3 Urlaub fo an freunbli^er 3tnerfen-
nung nityt gefehlt, fo $at i^n aucb bie Bxitit erteilt.
©oetfje'S §erbe Sleu&erung $at er im (Stillen ^ingenom-
men. Unter feinen nad^gelaffenen papieren fanben ft<$
bie folgenben geilen, bei benen er &iettei<$t an ©oet^e
gebaut $at.
Srage:
@ernc tuüjit' id> , meil $ein 2öort gar fo mächtig ift erHungen,
Wie £u beim fo eigentlid? felbev ba£ ©efdiicf bedungen?
feines Urteile §aben i^n fe^r rufyig getaffett*
£atte bodj §eine wenige ^a^re früher in einem ©riefe
an UI;Ianb , bei lieber fd&icfung ber eigenen ©ebietyte,
ftd> mit üiel Slnerfennnng über U^lanbs ©ebidjte au&
gefprocfyen.
©ine Gr^oIungSreife na<§ 3tyeinbatyern, im Sep-
tember 1845, gefeierte Xtylanb auä) für feine ©tubien
man<$e£ @rn>ünf$te. 33ei Slmoeiler intereffirte $n
bcfonberS bie alte S3urg SrifelS, toegen tyrer pittoreSfen
Sage auf einem gefäüorfprung unb Neil bort früher
bie 3tet$3fleinobten aufbema^rt tourben. 2)ann jog il)n
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327
ein neuer „SDrad&enfelS", ber jtoif<$en SReuftabt nnb
S)ürf^eim feitab im SBalbe liege, fo fe^r an, bafe er
ben Umtoeg nicfyt freute unb bann auä) bur<$ eine
ganj überraf<$enb fc^öne 2tu3fi<$t fcon einer fd&roff ab*
faUenben geteplatte Ijerab fidf) fe^r belohnt füllte.
SBäfyrenb man fi$ mitten im Sßalbe glaubt, fommt
man auf biefe Stelle, unb ba£ Sluge fiefyt toeit ^mab,
bis über Speyer ^in, ben Styein erglänjen. 33on S)ürfc
fyeim aus tourbe bann auä) bie f<$öne Älofterruine Sitm
purg beftiegen. 2luS bem t^etlroeif^ erhaltenen G^ore
tönten Urlaub bie eigenen Sieber, öon jugenblid&en
Stimmen gefungen, entgegen. So mochte er feine Sieber
am liebften £ören, tt)enn feiner ber Sänger i^n fannte.
Seitbem Urlaubs tarnen befannter geworben, tt>urbe
er gar häufig aufgeforbert, feine 2lnft$t über i^m juge-
f^itfte ®ebid?te unb S)ramen ju fagen. Defter£ foHte
er auä) SSorreben baju fcfyreiben unb Verleger fu<$en.
2(u<$ foHte er ftd; äußern, ob ber junge SBerf affer ni<$t
am 33eften ttyäte, alT feine fttit ber Sßoefie ju toibmen.
2lu3 treuem ^erjen hnberrietfy er biefeä in gar man«
$eu Briefen, üon benen urir fyier einen vorlegen.
Urlaub an #errn gorftfanbibat N. N.
Sübitiöen, 30. September 1845.
„©ee^rtefter $err!
SBon mehreren ©eitert jugleidjj in 2tnfprud; ge-
nommen, fonute i<$ $$xe f<$äfcbare 3ufenbung ni$t fo
jeitig beantworten, als iä) felbft getoünfd^t tyätte.
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328
Ste cht kern $fyx Sebauern, burcfy ein Sfyneu an
ftcfy ni$t unliebes gadf)ftubium abgehalten ju fein, $foxt
gange 3e^ &er ^oefie ttribmen. f$on
mehrmals in ä&nlid&en pHen toom Aufgeben be8 er*
griff enen 33erufe3 auf ba3 33efiimmtcfic abgeraten;
felbft bei ber entfd&iebenften poelifd;en $)i<$tergabe n)ärbe
bie au$fdf>lie&lidf?e 93ef<$äftigung mit bem ^bealen, o^ne
einen SSiber^alt in pofitiüen Äenntniffen unb o^ne eine
gemeffene £hätigfeit im nrirflid&en Seben, ber 5ßoefte felbft
jum 9kdf)tf)eil gereichen. SDie Sprif fcoHenbS ifi fo fe^r
tton Stimmungen, fiber bie fic^> nid;t gebieten lägt,
abhängig, ift fo tortoaltenb ©a<$e beS jugenblidf? errege
ten ©efüfylä , bafc auf ftc am toenigften ein nad^altiger
S?eben£plan gegrünbet tnerben fann. £>enfen ©ie aber
barauf, anbere Söege be3 $)i<$ten£ ein jufd;lageu , fo
fann hierüber nur ba3 Sennifctfein ber inneren Be-
rufung, feine SBeifung Don 2tu&en, gültig entf Reiben.
£)er allgemeine 33orfa$, [xö) in biefer ober jener $Di<$t:
gattung |u öerfud&en, fann nod£) fein lebenskräftiges
grjeugnife verbürgen; ein ©ebanfe, ein ©egenftanb mufe
voraus iux poetif<$en $)arfteDung brängen, unb bann
roirb fidj) auä) bie redete gorm baju ergeben. 3n ben
mitgeteilten groben fcerfenne idf) ni<$t bie poetifd^e
Seelen fiimmung, bie ibeale 2lnf$auung$rc>eife, ftnbe
aber im SSCHgem einen ju luenig fejie ©eftaltung, ju tricl
üerfdfjttrimmenben ©lanj, bie Anlage manchmal ju fünfc
lidf) unb ben SluSbrudf ju gefdfjmücft. 3Rur eine itty
nifd&e 93emerfung ijt es, ba& mir bie Ueberleitung be3
©afcüerbanbeS Don einer ©tropfe in bie anbere ftörenb
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329
erfdjeint; eine ©tropfe, bie mit „baü nid;t" auäfliugt,
ift niä)t mefyr tyrifcb, baö Reifet fingbar. 21m meiften
fcaben mir jugefagt unter ben 3eitgebi<$ten 9Rr. 5 unb
9tr. 8. £afj überhaupt getr>iffe 3laturbilber imb ibre
Sejie^uugen jum ©eifiigen gerne ttrieberfe^ren , f<$eint
eben üon ber geringen 9Wannigfaltigfeit ber ©egenftänbe
fyerjufommen unb bewarft ben $tottfel, ob biefe $)iAp
toeife ftdj aU anbauernbe SebenSaufgabe betören fönue.
6ie toerben immerhin gut t^un, in einer ßeitf^rift
ober einem SHmanacty mittelft ausgefragter Stüde bie
öffentli^e Stimmung ju er formen, nur bin idj feit
lauger 3«t außer SSerbinbung mit bettetriftifd^en Slcte
tern. Qungen SM^tern bie 9iatimtät ju ft eilen, au£
i^ren (Srftltngen ba3 3Raß ifyrer fänftigen Seifhingen
ju beftimmen unb barüber abjuurt^eiten, ob fte int
©ebränge beS poctifd;en S)eutfd^Ianb§ ficfy in au£ge=
prägter , ben 3SorbiIbern tyrer erften SSerfudbe enttoac^
fener 6igentyfimli$feit tyerfcorftellen toerben, ift ein
mtfelicfyea ©ef^äft. befdjränfe mid; aud; in öor=
Iiegenbem galle auf ben tootylgemeinten 9lat^: bafe Sie
auf eine fefte 33eruf3ftettung im practifdjjeu geben unb
auf bie @rtoeiterung 3#rer Äenntniffe unüerbroffen Zu-
arbeiten, ber Sßoefie als einer freunblidEjen 3u9a&e ?u
biefen SSeftrebungen fi<$ erfreuen unb mit it;r, ofyue
fie ängftlid) aufjufucfyen, fid> gerabe fo toeit unb je in
ber Stiftung befestigen, toie Sie fi$ bagu toat;rl;aft
innerlich gebrungen füllen*.
$br ergebender
8. U."
uigiiizso
330
®em Briefe beä Oberbibliot^efars Sommer in
granffurt, ber Ut;lanb3 2Bünf d)en auf 9Kitt^eilung fcon
Sutern unb $anbf<$rtften, fotirie feinen Sitten um
2lu3funft immer auf ba3 freunbli^fte entfprod^en ^atte,
entnehmen toir einige ©teilen:
„Eben erhalte i<$ audjj ben jtoeiten SSanb öftrer
S3olfölieber, als ein fcon 3$nen mir beftimmteS ©e-
f<$enf. möchte ti beffer als bur<$ guten SSiffen
üerbient haben, ©ene^migen ©te meinen §erjlid?en
©anf. S)a meine greunbe 2Irnim unb Srentano tobt
finb., ba ©örreS anbere Sahnen verfolgt, freut es mi<$
innig, ba& bod|) nocfySemanb, ber jenem frönen Reibet
berger Äreife na^e ftanb, Semanb, ben 2lrnim in feinem
Epilog jutn „©Unterhorn", obwohl o^ne 9tamen&
uennung, als einen ©egner beS erften SSerfudfjeS am
ruft, bafe gerabe ©ie baffelbe Unternehmen gebiegener
Dollenben, als eS einer jener greunbe üermod^t hätte.
£)a3 attereinjige , tuoran idj> mich no<$ getoöhnen mufe,
ift bie ettoaS pretentiöfe SDrucfauSftattung. "
Urlaub an OberMMiothcfar JBöhmcr 311 granlfitrt.
Bübingen, 28. October 1845.
„Verehrter £err unb greunb!
£err 5ßrofeffor Dieser, belannt mit ber freund
Ii$en görberung , bie ©ie meinen ©tubien angebeihen
liefen, ift ber SKeinung, bafe vielleicht einige 3^
fcon meiner £anb feinem erneuten 2luftnnen jur Unter*
ftüfcung bieneu fönnten. felbft fege meinen -Kamen
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331
ber öffentlichen 2lufforberung nur bei, bamit audf> aus
hteftger ©egenb fi<$ mehrfeitige Ztyilnafyme an einem
Unternehmen jeigen möge, ba3 auf tätige Beteiligung
aus allen beutfchen fiänbern beregnet ift. @ben in
btefer ^infid^t mürbe granffurt vermöge feiner centralen
Sage fi<h befouberä gut }ur erfteu ©ermaniften&erfamm=
lung eignen. 3n rittet größeren ©tabt treten auch bie
Anfänge eines folgen Unternehmend geräuf^lofer auf,
bie Seltener berfelben brausen nid^t, tt>ie an Heineren
Orten, mit ÜuartierSlaft unb anbern 2lnfprü<hen be*
heiligt ju toerben, unb bie SJtänner ber 2Biffenf<haft
fönnen fidfj, toeil toeniger bemerft, um fo gefammelter
t^rem ßtoedfe toibmen. Soll e3 aber granffurt fein,
fo toären bie 2lufpicten fe^r ungünftig, roenn ©ie
gänjlich jurüdfftehen toollten. £)ie ©a<$e rnufe fid^ freilidh
erft geftalten, aber fie fann mir babur<h bie redete @e*
ftalt gewinnen, bafe bie Beruf enften §anb anlegen.
3n freunbf<haftli<her £o<$achtung
3ht ergebender
2. U."
9laä) fttlfoerlebtem SBinter führte ba3 Bedangen
nad; BertooBftänbigung ber BolfSlieber Uhlanb toieber
auf bie Steife. 3uerft lieber na<h Dürnberg, bann
nach Bamberg, too er an bem Sßrtoatgelehrten fetter
eine ihm fehr fchäfcbare Befanntfchaft matyte, unb in
ba3 ganj üereinfamte *pommer3felben, wo ein ©dhlofe,
im Berfaißer ©tyl gebaut, bem ©rafen ©<hönborn ge--
hörig, eine toerth&oUe Btbliothel unb ©emälbefammlung
uigiiizso
332
enthält. 2ßie in einer ©iußbe verborgen, nurb e$ tool;t
bef#alb auä) feltener befudbt. $ort loermetfte er mit
feiner grau mehrere Sage, eifrig mit 2lbf<$reiben betraf:
tigt. @ine streite Keine Sieife mit grau unb ^Pffegefo^n
in ben Sdfjtoaratoalb, nacfy SCriberg unb 2Wer§eiligen, galt
juerft mefyr bem 9iaturgenuf$ , bann aber ging er nodj
allein heiter, ben £anbfd)riften na$, unb berietet ben
in bie Jpeimatf? jurüdgefe^rten Steifegenoffen toie folgt:
©trafjburg, Sonntag, 26. Sult 1846.
„Siebfte @mma!
©eit tüir uns bei Osenau trennten, mar iä) fo
raftlo^ auf gafyrt unb SBanberung, bafe ity midjj nid;t
jum ©(^reiben nieberfe|en fonnte. gür meine ßiebcr=
forfdjungen l)at fidfj nid^t eben Sebeutenbeä ergeben
unb bie SMbliot^ef'en toaren rafdf) abgemalt , bo$ traf
id; in Äolmar eine nodf) unbe!annte 3)ieifterfängerfa^ung
unb mit ber bortigen 33tbliot$ef ift eine merftoürbige
(Sammlung altbeutfdfjer Silber vereinigt. $e weniger
mtd) bie ©ele^vfamfeit bef dfjäf tigte , um fo mefyr natym
id) 9lnla6 , ba£ uafjeliegenbe ©ebirg eitt>a3 netyer fennen
ju lernen. 5Dret ©äuge machte ity auf biefeS; ben
einen von Äolmar au£ ju ben brei alten SSurgen Don
sJtaM)ott£toetler, ben anbern üon ©d^Iettflabt nadb ber
$od&Wnig3burg , ber grofeartigften Burgruine in ben
S3ogefen, ben britten gleid^faHö von ©d^Iettftabt auf ben
öbilienberg. Sitte brei geteilten reiben ©enufe an
^errtidjer 9ia^ unb gernfid&t, foroie an gef<$t$tli$en
(Erinnerungen. 33on ben trübem ©töber in Wltyh
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333
Raufen toar t<h für ben ganjen äßeg mit (Empfehlungen
an efcangelifcbe ©eifiliche ftohl Derlen, bei benen id)
gaftlid^e Slufnahme unb angenehme Begleitung fanb,
aud; bienen mir biefe Empfehlungen nodj ;tt neuen
Sefanntfd&aften in ©tra&burg. S)ie ©ebirgegegeuben
unb Stu^fid^ten haben 2lehnlichfeit mit benen fcon £ris
fete, ber SäJtabcuburg unb bem 2>rad)enfel3. Söenn id;
biefcntal ©eine thetlnehmenbe ©egentoart fcermifete, fo
mu&te miä) bie ßrtoägung tröften, bafc e3 ©ir bei ber
großen §i|e fehr befdfjtoerlich, jum Xfyeil faft unmöglid;
getoefen fein toürbe, bie leiten S3ergpfabe ju erfteigen.
ßier tocrbe ich, ba am Sonntag bie Sibliothef nicht
jugänglich ift, toohl aber 93efu<$e gemalt »erben Uttum,
noä) ben morgigen 3Jtontag ju verbleiben haben. 2Birb
mir ntd;t geraten, noch einen 2lbfte$er nach Hagenau
511 machen, fo fann id; um bie SJlitte ber Sßodje jurüd
fein, ettoa gleichfalls über greubenftabt ; bo<h fann id)
©i<$ere£ in biefem Slugenblide noch nicht bejiimmeu.
hoffentlich ift auch eure Steife gut abgelaufen unb
©ein Stufenthalt bei ©<htoefler SRide ein angenehmer
getoefen. ©a ©u benfelben nur big SDlontag ober
©ienflag auäbehnen toollteft, fo fann td> biefen Srief
nur nach Bübingen abgeben Iaffen. -Kapers ©treiben
hab' iä) hier auf ber Sßoft abgelangt unb bin ihm bafür
mit beftem ©rufje banfbar. ©u felbft fei innig gegrüßt,
i<h freue mi<$ fehr auf bas SBieberfehen unb ben mfiitb«
liefen 2lu3tauf<h unfern Sletfeerfahrungen.
5D?it treuem öerjen
©ein 2."
uigitizeo
334
Erinnerungen an biefe 9teife finb audfj nieber*
gelegt in einem 33rief Urlaubs fcom folgenben 3>a§r an
©. Sßfijer, morin er ©rhmbigungen toegen atoedtmäfeiger
®inri$tung eines SfaSflugS in biefelbe ©egenb ein-
gefyenb beantwortet.
Urlaub an ©uftnto <Pfijer,
„6S fyut mir leib, bie Anfragen ©einer lieben
$rau in Sejietyung auf eine Steife in'S ©Ifafc nur $öd;ft
ungenügenb beantworten ju fönnen. Sötern 2luSflug
batyin im vorigen ©ommer würbe fo raf<$ bef<$loffen
unb ausgeführt, baf$ iä) lieber mit #anbbu<§ nod)
Äarte nerfe^en war, unb id> weife au<$ ni<$t, ob es
überhaupt einen compenbiöfen SBegweifer für jene
©egenb gibt.
Qu 3Jtütytyaufen würben bie Srüber ©töber
burdf) einen 99efud& t>on SDir fe^r erfreut werben unb
fönnten jur SBeiterreife guten 9tat§ geben; wenn 5Du
fie befu^ft, grüfee fie bo<$ mm mir ! Son 3Jtüp&aufen
aus Wirb ft$ bie furje gafyrt tiaü) S^ann, beS bortigen
SJtünfterS wegen, wo^l lohnen, iä) felbft fam ni<$t
ba^in. 3n Äolmar befinbet fi<$ auf ber Sibliotfyef
eine fe^r fe^enSWeri^e 6ammlung altbeutfd^er Silber,
meift t)on Martin ©cfyongauer; au<§ bie £aupt!ird&e
6ejt$t eines feiner bebeulenberen Silber. SSon ber
Station Sttbautritter (ju beutfd^ Stappoltswetfer) gelangt
man mit bem Omnibus in furjer grifi nadj> bem <&täbU
cfjen biefeS 3tamenS unb fann bon ba bie brei SRappolt-
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335
fietner Surgen befteigen, bie, für fi<$ merftmirbig, au<f)
eine treffliche 2lu8fi<$t gettctyren; in einer Sergfd;Iuc$t
liegen bie krümmer be3 ßircf)lein8 am 2)ufenba$, tr>o
bie ©pielleute, beren Äönig ber £err ton SRa^oItftein
war, i§re Jahresfeier begiengen. Su *>en Surgen mu&
man Dorn ©täbtd&en aus einen SBegtoeifer nehmen, ber
bann au<$ über ben Äamm beS SBalbgebirgeS hinüber,
jur ^odtjfönigSburg, einer fcormaltgen SBefte ber §o$ens
[taufen, ber größten Burgruine im ßlfafe, lieber mit
ausgebreiteter geruftd&t, unb fcon ba hinunter na<$ ber
Sa^nftation 6t. £iwotyte (gölten) führen fann. Jen*
feitS ©d&lettftabt, fcon ber Station Sarr, bringt ber
Omnibus in ein Seitental jum ©täbtcfjen Sarr, üon
roo aus man ben berühmten öbilienberg befteigt. 35ie
oerfd^iebenen bebeutenben 2lu$fi<$t$punfte gehören bodfj
in ber #auptfa$e baffelbe großartige Silb, rüdtoärtS
bie Sogefen, Dorn hinaus baS £ügellanb unb bie ebene,
mit Surgen, ©täbten, bem glänjenben fiaufe be£ Styein*
ftromS unb jenfeits bem ©c§tt)arjtoalbgebirge. Steigt
bie Seit ttid^t ju 3Jte$rerem, fo ftnirbe i<f> üorjugSs
toeife jum Dbilienberge ratzen. S)er fdt)öne SBeg burdfj
bie 3Mber, bie bebeutenbe $ö$e be£ SergS, ba$ 9ßon=
nenflofier mit ber SGßattfa^rt, bie feltifcfyen Steinums
Regungen, beim £erabfteigen bie Surgruine Sanbsberg,
audf? ber 2lnblidE auf bie furdfjtbare Saurenfd&lac^tftätte
t>on ©<$ertt>eiler, SlUeS malerif<§, tegenbarifd^, ^iftorifd^
bebeutfam. 3n Sarr toäre too^I aud&, unter allen
biefen fleinern ©täbten, baä befte Nachtquartier , in
bem ©aft^auS, fto ber DmnibuS anfährt unb fto man
uigiiizso
336
and) mit einem SBegtoeifer toerfefjen nrirb, bei einer
\)bd))t riit;rtgen, altem SBirt^frau.
SneffeitS be3 StyeinS bift <Du too^l fc$on bei beu
Sinifferfälleu öon Allerheiligen getuefen, bie toir im
vorigen Sommer t>on Osenau aus mit großem (Senuffe
befugten.
2)Zeine grau griiftt mit mir ^erjli^, toir freuen
uns, bafj %f)x nun uubeforgt eine 6rf>olung§reife an-
treten fönnt unb nriinfdjen 6u$ baju ben golbenfteu j
Senneufdjetn. 9lu *ßaul unfern fyerjlidjen ©rufe. j
$ein j
2. It^Ianb."
Xübinöen, 24. Sunt 1847.
•
S)en Sßinter über befestigten Urlaub Arbeiten
jur „e^njäbif^eu ®agengefcfyid?te" unb biefen ent=
fprangen aud; bie jiuei Stomanjen „©er Ser^enfrieg"
unb „Skr lefcte sßfaljgraf".
Als Urlaub im (September 1840 ber ©ermaniften;
uerfammlung antootynte, hmrbe itym bie lang erfeljnte
perfönli^e 33e!anntfd?aft ber ©ruber Safob unb SJÖil^elm
©rimm, mit benen er fcfjon feit längeren Sauren ©riefe
getoedtfelt hatte. @3 tt>aren glücflidje £age, bie er
bamalS in granffurt verlebte, er fyxt i^rer oft mit
^reuben gebadjt. SDer 3eitf$rift SDiutiSfa fcom 26. SRot).
1862 entnehmen mir au£ einem SSortrag , ben SDoctor
£l;eobor Ereijena<§ bei einer ©ebäcfytnifcfeier be3 Sieben
franje^ ju Urlaubs 2lnbenfen gehalten $at, ba3 %oU
genbe:
,,©e<$jefm $a$re ftnb e3, ba fa^en ttir tyn in
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337
tmferem Äaiferfaal, geehrt unter ben -Dtetftern ber
beutfd^en gorf^ung, §o<f)aufmerfenb auf ber Slnbereu
Sßort, am työ^ften aber, trenn ba3 2Bort ein freies toar.
Unb am 2lbenb be£ £age£ fpra<$ er üor bemfelbeu
herein, ber tiefender üeranftaltet, ben benfttmrbigen
6pru$, ber un£ im ©ebcufytnifc geblieben ift: „„üffienn
ber grü^Iingötüinb ge^t, fnofpet bie Saat, wenn ber
§erbft fommt, fdOiefeen bie Trauben, toenn bie flamme
auäbre^en fott, fommt e£ au£ allen Sfii^en ; unb aU
biefen 3Jiorgen im ©aal baä SBort grei&eit genannt
ttmrbe, ba3 gieng ja nrie ein Sauf f euer bur$ bie 3Ser^
fammlung unb man meinte, bie alten ßaifer tollten
au£ i^ren Stammen bringen.""
SBeitet unten bemerft #ert ©reijena^, bafe Urlaub
e£ getoefen fei, ber bie SBa^l $afob ©rimm£ jum 33or*
ftfcenben angeregt §abe.
Qafob ©rtmmS Sßerfe ftanben immer auf U^lanbä
£<$reibtif$, fein an ba£ 2lrbeit3jtmmer anfio&enbeS
Su^erjimmer fear i^m für biefe inerten e^äfce f<$on
}u entfernt.
SSon Dr. 3Kaw>e£ toaren Urlaubs auf ba§ Siek
retdjfte als ©äfte aufgenommen toorben, eine 33efannt=
fcfwft, bie in ernfteren Sagen, im ^a^re 1848 ft<§
no<$ fefter fnüpfte.
©rofc ioar UfylanbS greube, al& 3»afob ©rimm
)iö) entf^tofc, na<$ ber ©ermaniften&erfammlung mit
ifym naä) Bübingen ju reifen unb toenigfteng einen
Sag unter feinem ®a$e aufbringen; nur ^ätte er ben
tr»ert^en ©aft gar ju gern über bie nal;e £erbftfeier
U&lanbäfie&en. 22
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338
bei fid) behalten, um and) ben Sübmger greunben,
bie jefct noä) in ben gerien toaren, bie greube feiner
93efauntid)aft ju t>erf Raffen; ©rimm fonnte aber ni<$t
länger fcermeilen.
3acob ©riutm an Uljlanb.
Berlin, 13. 3uli 1847.
„@e n?irb^nen, &ere$rter greunb , toie mirtoon
Bresben aus bie (Stnlabung jugefommen fein, über
einen $>i<$terprei§ ju entfd&eiben , ber fcon Stiebge ober
)tt StiebgeS Slnbenfen geftiftet korben ift. ©oI<^ ein
Urteil vermögen Sie nun toeit nötiger }u fällen als
iä). Wlix ift ber ©ebanfe gefommen, ob hrir niefit
benfelben Syrern CanbSmann 3JlßriFe jtttoenben follten.
SBor einiger Seit la§ i<$ feine 3bpHe Dorn SBobenfee
mit SBo^lgef allen (ift ber gute Spafe mit ber im SBalbe
fttöttifö angefteüten £o<$jeit in f<$ttäbifdfjer SolfSfitte
gegrünbet?). 3Üenn Sie meiner 2tnfi$t finb, fo melben
Sie mir'3, ober geben Sie nod? SeffereS an; benn i<$
folge Sftnen billig.
Seit Sie mid) vorigen §erbft jum Stiibinger $0)1-
fyauä geleiteten, Ijabe idf> Sie nodfj oft in ©ebanleu
gefe^en. ^m ^ßofttoagen fa&cn nur brei toürttembergif^e
Sdjulmeifter, bie nichts fcon 3&nen tou&ten.
Unterbeffen bin iä) nidjt faul geirefeu unb £at»e
fdjon ben erften £l)eil meiner @ef<f>i<$te ber beutf^en
Spraye gebrudt t»or mir liegen, t>on ber iä) 3£nen
rebete. gr foH aber erft ausgegeben merben, traun
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339
au6) ber jtoette aoHenbet fein nrirb, unb bi« ba^in
roerben Sie fi<$ f<$on gebulben.
3>ie $erjli<f)ften ©rüfce an ©ie unb Qftre grau.
Qacob ©rimm."
ltylanb an 3acob ©rimm.
Xübingcn, 22. 3ult 1847.
„33ere$rtefter greunb!
2luf ba« ©(§teb«ri<$teramt für bie $ret«fttftung
}u SEiebge« Sfabenfen glaubte iä) feiner ßeit t)erjidf?ten
ju müffen, toeil iä) ber frönen Siteratur ber lefeten
fünf ^a^re ni<$t fo gefolgt bin, toie e$ ber toielumfaf-
fenbe §. 18 beS Statut« ju forbem f<$ien. ©onft tonn
idfj über bie %tyUe t>om Sobenfee mellei<$t am unbe?
fangenfte'h miä) äußern, inbem iä) bie SBorte beife|e,
bie i<$ unter bem frifdfjen Sinbrucf be« erften Sefen«
an SJlörife fcfyrieb. „„(£« fjat mir lange ni<$t« fo un=
getrübten poetif d&eu ©enufe gemalt, ©in fo treffltdj
gelungene« Söerf mujs ju weiteren Suft unb 9Jtul£
geben. Siebten ©ie rüftig fort, fo lange 3$nen biefe
gtücElidje ©ttmmung toaef) ift ! ©ie ^aben fidfj in unferer
unmüfcigen fteit ben ^rieben ber $oefte getoatyrt, ol)ne
tyn bod) in ibealer gerne fu$en ju müffen, er lag
3$nen nätyer in ber innerften 2Birfli<$feit be« SSoH^
leben« unb *Bolf«gemüt^.""
3)iefe« lebenbige ©efü^l für bie feinere ©eele im
3SoIf berührt fi$ vpo^I audj) mit ben „tyityeren geiftigen
Sntereffen ber 3Kenfdt$eit," toofcon ba« ©tatut fprid)t.
340
SDtörife liefe fdjon toor einigen 3<$ren toegen
Äränlti^Ieit mit einem otyne 3^^fel geringen 9tutyes
geaalt fcom Pfarramt entbinben. @r lebt in 5Hergent-
I)eim an unferer fränfif^en ©renje, unb foll fi<$ neuere
lid; fefyr leibenb befinben. (Sin ©onnenblicf ber 3fo*
erfennung nrirb tym too^l t^un. glaube faum,
bafe ber Inftigen §od?jeit im Söalb eine SMfefitte ju
©runbe liegt, fie f^eint mir einer bem $)i<$ter eigen=
tf;ümltd)en Stiftung ber $$antafte anzugehören.
35afc ©ie, fceretyrter greunb, toenigftenä £ag nnb
3?ad^t unter meinem SDa$e teilten, too Sie bo<$ längft
ein$eimif<§ finb, ift mir ein bauernber ©ettrinn. SBäre
i$ nur im ©tanbe getoefen, ©ie länger feftju^alten,
unfere Umgegenb hätte bodj einiget Slnjie^enbe bieten
tonnen. (Seien ©ie tocn meiner grau unb mir ^erjli^
gegrüfet. S)em raffen gortf^ritt Styreä neuen SBerfeS
meine beften ertoartungSfcoUften 2Bünf<$e.
S)er irrige
S. IX.
SBaS finb benn bie Tuwinge, toenn ni<$t Sin-
gehörige be£ nod) ni$t lautt>erf<$obenen Ziu, (Tys-
aettüngar) attemannifd^e Cyuvari."
Hermann Stteier au« Sremen an tUjlanb.
Bremen, 24. 3uli 1847.
„£odjt)erehrter §err!
SDie SJeranlaffung ber gegenwärtigen W
eine freunblt^e Sitte, bie iö) in meiner Sljfocte» unb
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341
meinem Flamen toorjutragen £abe, nämlich e3 gütigft
genehmigen ju tüoffen, ba§ tüir einem nenen S<J)tffe,
n?elc^eg tüir augenblidf lief) erbauen laffen, S^ren gefeierten
Flamen geben ; tüenn gleich tüir Äauf leute uns in unf erm
trielbetüegten Seben nicht fo ben SDiufen treiben fönuen,
roie manchmal ©rjiehung unb Steigung unä üeranlaffen
würben, fo möchten tüir perfönli<h bo<h gerne einen
SetüeiS geben, tüie fetyr tüir ben beulen SDidfjter unb
freien beutf<$en OKann ehren unb §o<$f<$ä$en, unb
hoffen beähafb, bafe Sie unfere Sitte gütigft gehören
werben. 2)er Ublanb ift jur ga^rt }tüif<hen fyex unb
9Rett)=DrIeane beftimmt unb tüürbe e3 uu$ lieb fein,
' menn Sie fid) pcrfönlic^ überzeugen tonnten, ob baä
Sdhiff al£ folcheä tüürbtg fei, öftren tarnen ju tragen;
foHte un£ biefeS Vergnügen ni<$t vergönnt fein, fo
mftffen Sie [ich fchou mit unferer SBerficherung begnügen,
bafc tüir e£ in jeber «öinfidjt fc^ön unb tü<$tig ju er;
bauen ftreben; e3 ift bi£ jefct ba£ größte Schiff, tüelche§
eine beutf^e glagge fü^rt unb tüirb berfelben ^offent=
liä) ©h** machen.
@3 tüirb 6nbe näd)ften ober 2lufaug be$ folgenbeu
3ttonat3 toom Stapel gelaffen unb tüirb feine erfte §al;rt
cttüa am 1. October antreten.
Snbem idh mich ^f)tex %™u ©emahlin beftenS ju
empfehlen bitte, üerharre id^ mit auSgejeichneter §odE);
ad^tung
ergebener
^ermann 9Iteier."
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342
Uljlanb an £errn SJleier.
Xfibingen, 9. 2luguft 1847.
„£odbgeetyrter £err!
3&r freunbltc§e£ S<$reiben t>om 24. fcor. 3Jtonat3
ift £ier angefommen, toctyrenb iü) auf einer Sftetfe mi<$
befanb; i<$ bitte baintt bie terfyätete ^Beantwortung für
entfdjulbigt ju galten.
Sie ^aben mir eine gänjltdj überraf^enbe ©fyre
jugebacfyt, inbem Sie Syrern neuerbauten @eef<$iff
meinen 9iamen mitgeben trollen. 3$ meinest^eilS bin
für biefen neuen auSgejetdjneten SetoeiS ber freund
fdjaftü<$en ©eftnnung 3#nen unb öftren üere^rteu
2tffoci6£ t?on $erjen banfbar unb tonn nur tt>ünf<$en,
bafe ber 9iame bem ftattli^en gafyrjeuge jur guten
3?orbebeutung gereichen möge. -Keine ga^rt , bie freu
ü<$ nt^t auf bem grofeen Söeltmeer gieng, ^at
tuofjl mitunter etmaS ftürmif^ angelaffen, bann ift aber
audj tüieber griebe geroorben unb es ift fortoä^renb
mein Seftreben, tii$t o^ne einigen SebenSertrag für
mid) unb 2Inbere in ben $afen einjulaufen. 3#neu
unb ben S^rtgen unfere beften ©rüfee!
3n aufrichtiger greunbfdjaft unb §odjf<$ä$ung
3^r ergebenftet
2. U."
3m 3uli toar U^lanb in 3)lün$en, um bie St=
bliot^ef ju benüfcen, unb im September machte er mit
grau unb ^flegefo^n eine ©cfctoeijerreife. 3n 3firi$
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343
työrte er, bafc am folgenben £ag, am Sonntag, eine
grofee aSolfS&erfammlung beS ganton 6<$wt) j am Sflotl;en-
tfyurm, einige ©tunben Dorn Süxify&ee entfernt, ge=
galten werben werbe. Set feinem grofcen ^ntereffe für
bie äJiitbetfyeüiguug be3 33olfe3 an ben öffentlichen An-
gelegenheiten fonnte er bem Verlangen, biefem Slfte ber
Solföfoutoerainetät anjntüo^nen, ni<$t wiberfte^en unb
üerabrebete gegen benStatfy feinet alten, treuen greunbeS,
^rofefforßaSparfconCrelU, mit einigen 3ürid&er iperren,
bie er im ©aftyof traf, auf ben frühen ©onntagmorgen
eine gatyrt }um ©dfjauplafc ber Serfammlung. OreBt
begrüßte am ©onntag bie in Süxiä) jurütfgebliebene
§rau mit ben SBorten: ^Stlfo ma<$t Urlaub wirftidj
ben tollen Streif, er fann Silage genug befommen!"
Um 3Hitterna^t fam aber Urlaub tüo^Ibe^alten t)on
ber gewagten gafyrt jurücf, unb obwohl il;m ber 33e-
fcfylufc ber SBerfammlung : ben ©onberbuubsfrieg ju
beginnen, fd&le$t gefallen mufcte, fo war i^m bie Slrt
ber aSer^anblung unb ba3 Auftreten 2lbiberg3 bod? als
ein impofanteä ©d^aufpiel erfd^ienen.
2)amal$ fonnte Urlaub no$ nidfjt a^nen, bafj
ba» nackte %af)x aud; in 2)eutf($lanb SSoIf^üerfamm--
lungen unb 39erat^ungen bringen werbe. Seiber ift
auö ihnen nid^t eine feftere Bereinigung ber beutf(|en
Staaten fyer&orgegangen , wie e£ in ber ©d^weij nad?
bem ©onberbunbäfrieg bodjj noch ber %aU war!
Uigitizsd
IX.
i(t)lani> als Vertrauensmann in Jrankfnrt. Äljeil-
naljmc an ber ttationalnerfammlung. (Einberufung
jum $taatsijerid)tsl)of.
1848— 1850.
9laä) neun friebet»oIIcn Sauren, bie U^Ianb feinen
gorfcfyungen getoibmet fcatte, braute ber gebruar 1848
mit ber franjöftf<$en Stefcolntion grofee Aufregung für
ba3 Sittgemeine, unb für ityn eine völlige Unterbrechung
feiner Arbeit. '
SBon ben Tübinger SKitbürgern baju aufgeforbert,
trug Ufylanb am 2. SDtärj in bem großen SCübinger
SReit^aufe t?or einer fe^r safylreidfjen 3SerfammIung Don
bürgern, ^rofefforen unb ©tubenten eine Slbreffe an
ben ftänbifdjeu 2lu3f$u& t>or, tt)et<§e als ba$ ©runb*
gebred&en beä beutfd)en ©efammttoaterlanbeä bejeid&nete,
baf* bie fcolfömäfnge ©runblage, bie freie ©elbftt^ätig*
feit be8 SSolfe^, bie 3Jtittmrfung feiner @inft<$ten unb
©efinnungen bei berSeftimmung feinet ftaatlidfjen Sebent
fe^le, unb ben Antrag fteHte : ber 2tugf$ufe möchte bie
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345
atebalbige @inberufung ber vertagten Stänbcnerfamm-
Iung ücranlaffen. @r bezeichnete lieben fünfte für i^re
i,eratbung: 1) SluSbilbung ber ©efammtoerfaffung
2)eutfchlanb3 im Sinne eine« SunbeSfiaatS mit Ser*
tretung burch ein beutfche« Parlament; 2) aBgemeine
<Bolfäbett>affnung ; 3) ^refefretyeit im tollen Umfang,
gemäfe bem §. 28 ber 93erfaff ungSurf nnbe ; 4) Stuf*
Hebung ber 93efchränfung ber Vereine; 5) bottftänbige
Durchführung beS ©runbfafce« ber Deffentlichfeit unb
üRünbti^feit ber Rechtspflege; 6) toottfiänbtge £erftel*
Iung ber Selbfifitänbigfeit ber ©emeinben unb SBejirf^
fötperfchaften; 7) 9tetnfion ber SerfaffungSurfunbe nad)
ben gemalten Erfahrungen toährenb ihres 28jährigen
SeftehenS, namentlich jum 3^e* bet ^erfiettung einer
ungemif<$t au« bem Solfe ^eröorge^enben äbgeorbneten*
fammer.
3Me Säbreffe f ^liefet mit ben 2Borten: „2öir ent=
gelten uns, bie einseinen Anträge ausführlicher ju
begrünben; fie betreffen ©egenfiänbe, bie einer beut
fdjen ©tänbefcerfammlung toohlbefannt finb, unb mir
fefcen toorauS, bafc ber 9tuf ber Seit, tote er uns
ergriffen ^at, auch an bie £erjen ber SBolS&ertreter
unb ber Seiter beS Staats vernehmlich gefd&lagen
^abe."
9Rtt ©egeifterung tt)arb ber Vortrag angehört unb
bie Stöfenbung ber SHbreffe befchloffen, treidle noch am
gleiten £age mit 1011 Unterfdjriften nach Stuttgart
abgieng.
346
$emt Stbgeorbueten Dr. 2)uucrnotj in Stuttgart.
„Sieber 2)ut)emot)!
§ier ge$t bie Stimmung uad; SDfafe unb ©egen^
ftanb bereite über ba£ £tnau3, tooju fte am £)onnerftag
bur<$ bie ©ingabe an ben ftänbif^en SfluSfdfjufe jufam-
mengeljalteu toerben fonnte. (S<$on bamalä unb glei<$
nadlet würben Slnträge auf bie Sttuflöfung ber jefcigen
gtänbetoerfammlung unb (Sntlaffung be$ SDiintfteriuma
genninfdfjt, fcorerft aber burd) bie 6rtt>ägung beseitigt,
bajs bie Regierung in biefem Slugenblidfe bur<$au3 ton
ben Kammern umgeben fein muffe, bafe bie anbringenben
33egefyren be3 3Solf£ eben \t%t ein gemeinfameS, t>er*
faffungSmäfeigeS Organ er^eif<$en unb bie einjuberuf enbe
Vertretung toieHeidtjt fdfjon aU eine toertoanbelte tt>ieber=
fe^ren werbe. S)ie Semegung in ÄarlSru^e, bur<$
©erüd^te nodj) übertrieben, bie nur proöiforifd^e
2luf^ebung ber ßenfur, bie $inau3fd|)iebenben, wenig
eingefyenben ßrwiberungen an ben SfoSfcJjujs, ba£ geftern
üerfünbete ÜDfanifeft otyne politif<J)en Snfyalt &aben bie
Aufregung fortwityrenb gefteigert. 2>er fü^leSKinifteriak
ertafe im heutigen platte wirb fie nt<$t bämpfen, fo
wenig aU bie ergangene Äanjteifeuerorbnung, Unb
au$ ^eute wieber feine (Einberufung ber Äammem.
3Birb dasjenige, Wa3 man geben nrill unb auf
bie 3)auer bo<$ ni<$t vorenthalten fann, wirb e3 nify
unfcerjögert, rüdfyaltloS, ftar unb fcoüftänbig gegeben,
werben bei weitf<§i$tigem ©egenftänben nidf)t wenigftena
bie ®runbfä|e üoß unb unwiberrufltcf) ausgeflogen
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317
f j. bei beut Slntrag auf 9lemfion ber SBerfaffung«-
urfunbe ber ©runbfafc einer reinen 33olfsfanuner, biefe*
bringenbe öebürfnife, biefeS billigfte Verlangen ber
Söegräumung einer fonftituttoneDen Abnormität) , fo
fällt ber tieffte^enbe 2Bärmemeffer be$ Vertrauens jeben
Zaq noä) tiefer, bie SBertoirrung fteigt unb bie 33er;
Künftigen totffen utd^t metyr, foad fie ben Unvernünf-
tigen fagen foHen.
S)tr, lieber greunb, ift e3 toofcl burdO Stellung
unb $perfönli$feit vor Stnbern möglich, ein unumtoun=
beneä, nrirtfameS SBort an ber regten ©teile §u fpred^en.
SPttt ^Itd^em ©rufce
Sein
8. U&lanb."
lübingen, 5. 9Här5 1348.
Itylonb an yanl $fljcn
Bübingen, 7. 9Rär§.
„ßieber Sßfijer!
©eftern roaren SUbert ©df>ott unb 3RfiUer tyier,
fte brauten golgenbeS jur Sprache. S)er Abgeorbnete
öon . . ., be£ Vertrauens feiner Eommittcnten oerluftig,
fei abgetreten, unb foldje Verjictytletftungeii feien nocfy
mehrere t}orau$jufel;en; fo nmrben in ber Stammet
*ßlä|e für 2)i<$, für ©<$ott unb mid; offen »erben
unb e£ werbe unfer eintritt au$ ttrirHidjj getoünfd^t
unb crtoartet. 2Ba3 nun mid) betrifft, fo ertoieberte
idb, bafe bod; nur eine ©teile, eben bie Don . . . tl;at-
348
fäc^lidf) erlebigt fei, bafc ein fyftemattfd^eS Austreiben
ber etnjelnen mifeliebigen SHbgeorbneten im ©egenfafc
ju einer neuen 2Ba§I mir nidfjt gefalle, unb ba& iä)
überhaupt mi<$ ntd&t jur Annahme einer neuen SBa^l
erflären !önne. -Keine ©rünbe finb biefe. @8 fefytt
mir ber innere 9tuf ju ber Stellung, bie i<§ einnehmen
foH; f<$on in früheren ©tabien unferer ftänbifd)en
©nttüidelung fear idf) je nur in Slugenblicfen be3 erften
Anfio&eS unb ÄampfeS o^ne Serbroffen^eit an meiner
©teile, bie langwierigen SSer^anblungen lähmten midfj
unb toerbarben mir eine SRei^c ber beften 3a£re. ®ie
einfädle Urfad^e bafcon ift, ba§ Sßolitif, Sfted^tö- unb
©taatäfunbe nie meine SebenSaufgabe toaren, nur aU
gremrilliger, als Bürger, als @iner au$ bem SJolfe
trat i<$ mit an. StllerbingS ift jefct lieber ein 2tugen=
blidE eines gewaltigen Umfd&toungS tor^anben, allein
biefer mufe bei un£ in ben §auptf a$en fcoHjogen fein,
e^e nur eine neue SBatyl im ©anjen ober im ©injelnen
ju ©taube fommen fann; bann toürbe erft bie 2lu^-
fü&rung unb SluSbilbung in umfaffenben ©efefceäent*
ttmrfen folgen, iä) mü&te alfo im 6lfien $af)xe auf
brei ober fecfyS ^a^re miä) gerabe ttrieber ju ber mir
ttriberftrebenben St^ätigfeit üerpfltd&ten unb toaS xö) auf
meinem SBege aus eigenem SIntrieb in ber mir no$
vergönnten ßebenSfrift leiften f önnte ober möd&te , märe
für immer abgetan. Waty ben Erfahrungen, bie xäj
nur aBjufü^lbar gemalt &abe, barf man nid&t in
augenblicflid&er Anregung o^ne freie Steigung ober ba$
fcfjlagenbe Setou&tfein einer ftttlid^en SKot&toenbigfeit
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349
auf 3a^re ^n über fi<$ verfügen laffen. 2lud& ift ja
nidfjt alle öffentliche SBirtfamfeit eutjig auf ben ®ifc in
ber lammet befd&ränft.
Slnbere in 2tnfpru<$ ju nehmen, fco man felbft
ntdjjt einfielen ttiH, erfd^etnt jtoar ungehörig ; benno<$
glaube xä) bem bringenben Segetyren ber beiben greunbe
nidfjt ttriberfte^en ju fönnen, bafc ity i^ren SBunfcf? auü)
meinerfeitö bei 33ir befürworten möchte.
StttlerbingS trifft bei S)ir im beften $laf$e ju, toa§
mir abgebt. S)u fyaft SRed^t , ©taat unb Äircfye jum
©egenftanb beä anfyaltenbften unb tiefften 9ta$benfenS
gemalt, 2)u bift fo beträ$tfi<$ jünger als idfj, fcor
2lHem aber bift ®u bewährter Vertreter eineä 6tanb=
punfteS, ber eben jefct mdfjt gefä^rbet werben barf.
Sein „33rieftoed(>fel jtoeier ©eutfdfjen" fcat unter ben
Scfjttringungen ber Suliretoolution baS beutf^e 3Sater-
laubägefü&l bei uns gerettet unb gewahrt unb in
gleid^er ^inftd^t toürbe, einem felbftoergeffenen @nttyu=
ftadntitS für bie franjöfif<$e ßr^ebung gegenüber, ®ein
Auftreten bie redete Sürgfdfjaft fein. Antworte mir
ntdfjt, lieber greunb, in biefen unruhigen Sagen,
e^re im 33orau3 ©einen 6ntf$Iuf$, too^in er falle.
3Rit unfern beften ©rüfeen
©ein
2. U."
SBenige Sage fpäter fam Sßfijer auf 33efu$ tu
Urlaub, unb toä^reub feine« Aufenthaltes fam bie
Aufforberung an i^n , aU 6$ef beS Qufti^SDepartementS
uigitizeo
350
mit Dutoernoty als G&ef beS Departements beS Qnnern
in'S ÜJtmifterium ju treten, toorein er nur unter ber
Sebingung ttriDigte, bafe audj Börner, als $auf>t ber
Dppofition, berufen toerbe. DiefeS gefdjafy, unb nun
übernahm biefer baS Qufti^, ^Jftjer ba& ©ult*Depar*
tement. 9tad) ^ftjerS 9lü<ffef)r uacf> Stuttgart fdjretbt
er an Urlaub:
Stuttgart, 15. SWärg.
„Sieber Urlaub!
Du meifet ofyne 3toeifel f$on, *>afe i>ur$ form-
U^en^unbe^bef($Iu6biefämmtIid)en8unbeSregierungen
emgelabeu fmb, Scanner beS allgemeinen Vertrauens,
unb jftar für jebe ber 17 ©timmen beS engeren StatfyeS
einen, alsbalb (fräteftenS bis ju ®nbe biefeS SRonatS)
mit bem Auftrag na<$ granffurt abjuorbnen, ber
VunbeStoerfammlung unb bcren 2tuSfdmffen jutn Seljuf
ber Vorbereitung ber SRetoifion ber SunbeSfcerfaffung
mit guta<$tlid;em 33eirat§ an bie £anb ju ge^en.
Äönnteft Du Did) entfdjliefeen, ©iner biefer Sieben^
je^n ju fein, fo ift feinßtoetfel, bafe bie neueingetre*-
tenen Sölitglieber beS je|igen 2RintfteriumS Deine @r;
nennung bur<$fefcen unb babur$ eine 93ürgf$aft, feie
fonft fein anberer 9Zame fie barbietet, geben fönnten.
bitte Di<$ bafyer inftänbig, enttoeber mit umge-
Denber $oft mit %a ju beantworten, ober fo balb als
möglich felbft tyier^er ju fommen.
Di<§ unb Deine toere^rte ©attin tyerjli^ grüfeenb
Dein
Wjer."
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351
«
Waä) 39efpre<$ung mit ben greunben in Stuttgart
entf^lofe fid; Urlaub jur Uebernafyme biefe3 auftragt
unb tourbe hierauf jum Äönig betrieben, ßr füllte
ftd) gebrungeu, bem fönig ju bemerfen, bafc im
gatte er $u bem ju ertnartenben Parlament getoäfylt
werben foflte, er tüünf<$e, biefer Serfammlung in
freiefler SSJeifc autoofynen ju fönneu, toorauf ber Äönig
ertmeberte, ba§ er bamit ganj einfcerftanben fei. @ine
getoünfdjte 9)tittf?eilung ber fönigli^en 9Infi<^t über bie
ifym übertragene »Stellung fanb ni$t ftatt.
3Sor ber Stbreife naä) granffurt tourbe Urlaub
t>on ber Untoerfität unb Stabt bur<$ einen fäjönen
gacfeljug geehrt. Sei feiner 2)anfe2rebe fagte er: „e£
„erfd)eine jtoar al3 eine mifetid^e Sa$e, ju einem
„Sölanne be§ SertrauenS ernannt ju fein, aber ber
„heutige 2lbenb gebe t^m bie fro^e Heber jeugung, bafe
„itym fyier toenigftenS baä Sertrauen uidjt fetyle. SDer
„eigenen Äraft traue er ni<$t Sieles ju, tyoffe aber auf
„eiuen @rfolg ber Seftrebungen sunt SSeften SDeutfcfc
„lanbs. Bübingen möge fortfahren auf ber betretenen
„33atyn : tyier $abe fein Srud) be3 ©efe$e$ ftattgefuuben.
„@£ gelte in einer $eit, toelc^e felbft bie uergtimmenbe
„2lf<§e nod? anfad&e unb bie jugenblidjen £erjen nocf)
„anberä anrege, neben ber geftigfeit im Setna^ren feiner
„Sterte, audj fein 9te<$t ju toerlefeen."
2ln bem SJlorgen be3 £age£, ber na$ Bübingen
bie falf^e ßunbe braute, bie granjofen feien im Sin;
marfc^e, reifte Ufylanb nadj granffurt ab.
uigiiizso
352
•
Uljlanb ra feine grau.
granffurt, 28. 9Jiärj 1848.
„Siebfte ßmma!
SDletne Steife ^iefjer ift gut toon Statten gegangen.
Sonntag SSormittagS 10 U^r fu^r t<$ tton Stuttgart
mit bem ©iltoagen na$ SDurlad^ ab , too iä) um 6 U$r,
unb bann mit bem legten öatynjug um 8 U^r Slbeube
in $eibelberg anfam. $ier fear großes ©etümmel, ba
noä) SSiele fcon ber SJolfSDerfammlung fic^ auf ben
£eimtoeg matten ; e£ tourben auf ben ©trafen greuben=
fd&üffe abgefeuert, auä) $örte man Stimmen, toeld^e bie
beutfcfye Siepublif leben ließen. 9la<$ bem Statte eines
SKitreifenben aus ÜDtanntyeim begab ity miä) in ein
©aft^auS feiten langes, ben ©armftabter $of, too
i$ auä) toirflidf) ein gutes Cluartier fanb. 3tn ©aft-
jimmer fanben fi$ fciele junge Bürger t>on Jpeibelberg
ein, bie mit ben heutigen SSer^anblungen ni<$t re$t
jufrieben toaren, es feien ©egenftcmbe ju menig vor-
bereitet in bie SSerfammlung geworfen toorben. 3$
toeiß ni$t, toer midj) erfannt &atte, bo<$ ließen fie bei
aKer ©rregt^eit mi<§ ni^ig unb nur geifttoetfe tmtrbe
ein $00) auf 2lrnbt, Urlaub unb anbere beutfd&e £>id£ter
auSgebrad^t. £)ie Stimmung mar ^ier ganj im beutfd^en
Sinne. Um fed^S U£r frity futyr iä) ab, freute mi$
ber frönen SBergftraße unb traf um neun U£r auf beut
Sad^fen^aufer 33atyn&of ein. Son 9Jtappe3 unb gräulein
©räter tourbe i<$ mit befannter greunblid^feit empfangen
unb bie $inber bebauerten, baß $)u m<$t mitgefommen
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353
fetefl. 3Jtcm toieö mir baffelbe Qimmex an, ba3 toir
jufammen betoohnt haben.
#eute ttrirb auch 2Burm erioartet unb morgen
SBächter. ©eftern 2lbenb war ich bei 2BeI<f er , ber gleich
jeitig mit mir angefommen toar. SSon ben fogenannten
33ertrauen3männern tyatte fi<$ aufjer mir no<$ feiner
eingefunben. (£8 toirb ba^er fcor ber großen SSerfamm-
lung , bie am $reitag nnb ©amftag abgehalten werben
foH, f<$toerlt<h ein 3ufammentritt ftattfinben fßnnen.
2)o<h jä^le ich nicht auf eine lange 3)auer be$ ^iefigen
SufenthalteS.
3$ hoffe auf balbige gute 9lad)iiä)t toon Such,
grüfce 6u<h 2We ^ergltd^ unb bin mit inniger Siebe
3)ein S."
$ran!furt, 1. WpzH.
„Siebfte Emma!
Segierig fah id^ einem ©^reiben Don ®ir ertU
gegen, -geftern äbenb nun famen bie erfoünföten $laty
rieten t>on (Surem SBohlbefinben an. SMefemal reicht
mir bie ßeit nur für wenige Sinien, ba SSormittagS
neun U^r bie jtoeite SSerfammlung beginnt, granffurt
ifi feftli<h gef^müdt, ber 3u# oom Börner in bie $aul3*
lird^e War feierlich unb bie Sßerhanbtung belebt. SBährenb
berfelben würbe tjerfünbigt, ba& eine bewaffnete ©<haar
jum SBocfenheimer SC^or eingebruugen fei; e3 war ein
blinber Särm, ben ein unbebeutenber Äratoall herbei»
geführt hatte. @S finb biele 2Bürttemberger anwefenb,
auch ^Bftjer. So Diel nur in @ile, bamit $)u weifet, bafe
U$lanb* fitben. 23
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354
i$ too&l unb gcfunb bin. erfreue miä) balb lieber mit
einem ©riefe, ©rüfje SBil&elm unb Subtoig, wenn biefe
no% in SEübingeu fmb. Su<§ greunb 3Jiaper. Qnnig
(Smüie ttljlanb an Upen 2Rann.
Xübtngen, 2. Wpxxl 1848.
„Sieber Ufylanb!
grau Sßrofeffor ffitoalb, bie morgen naä) ©armjlabt
abreist, tt)ill bie ©üte $aben, mir ettoaS für 2)icfy mit*
junefymen. $)a id) nun biefer SCage ju meinem £eib*
raefen gefe^en, bafe id£> $>ir ^tatt einem neuen feibenen
$alstud) ein älteres cingepadt &abe, fo ertyältft 3)u
nun auf biefem 2Bege baS neue. 2lm liebfien $ätte
i<f) miä) felbft t)on ityr mitnehmen laffen, um ju fe^en,
tt)ie es 3)ir ©eliebter ge^t. ÜReine ©ebanfen fmb immer
bei 3)ir unb ßurem fd&ttrierigen SBerfe.
könnte i<$ SDi<$ nur aud^ eine Stunbe fpred^en
£öreu. SDie toerfd^iebenen anfielen, bie bie Seitungen
auSfprectyen, ofyne bafe ity i&nen eine eigene 2lnfi<§t
entgegenjufefcen §abe, machen mir immer banger unb ■
banger für bie 6a$e, ar[ beren Söfung ju arbeiten
5)u berufen bijt
£eute rüdft toürttembergifd&eS 2Jtilitär $ier ein.
2)a meine Sftad&barn Quartier erhalten, fo erwartete
iä) ganj beflimmt auö) einige SRann als ©äfie. 3$
$atte fdpon SBityelmS 3immer als SBo^nung für fte
beftimmt, au<$ für $leif$ unb SSrob geforgt ; eS fd&eint
©ein
2."
355
aber, ba& icfy bamit toerfd&ont bleiben foH, too^I aus
ftfitfftyt für ©i$. ©a SBilbeltn no$ $ier ift, hätte
t# e$ mir aber ntdjt feiner genommen, um fo metyr,
als nur bie ©emeinen einquartiert werben, ben Offi-
eieren aber bie ©aftyäufer angewiefen finb. S3ieHei<^t
fomtnt bie SRei^e ba$ nä^fie 9M an mi$.
Freitag ^aben mi<$ unfere lieben ©äfle öerlaffen;
e$ ift mir re$t erwünfd£>t, bafc SBifyetm nod) einige
3eit hier bleiben will, bafe iö) nifyt fo gauj allein ^ier
fein mufe. Sn unferem ©arten regt ftdf) Stieg, ©u
toärbeft ©i<$ freuen über ben mancherlei grü^lingS*
Humen; geftern §abe iä) faft ben gangen Sag oben
jugebrad&t. 3tu<$ bie SRäc^te finb gegenwärtig fo fd&ön
utib ftem^eH. ©er 33lidE jum Firmament fyat bo<$
ettoaS re<$t SeruhigenbeS unb £röflenbe& ©er bie
Sternenfyeere in ihren Sßfaben lenft, wirb auch bie
6rbengef<hi<fe in feiner feften unb weifen §anb galten
unb leiten. SSenn ©u na<h ©einer lieben ©ewohnheit
üor <Sd^laf engeren §um Gimmel aufblidfft, bann benfe
au<h an mi<h, wie i<h an ©ich benfe.
SBBie freue \6) mich auf einen SSrief t>on ©ir,
laffe ihn wo möglich au<h etwas lang augfallen! ©a
öon ©einen Stuttgarter greunben mehrere in granffurt
getoefen finb, fo wirft ©u wohl auch einen 6ntf<hlufe
toegen beS eintritt^ in bie Äammer haben auSfpred&en
müffen; fcergifc bodj) ja nityt, mir auch hierüber in
Seinem nächften ©riefe Nachricht ju geben.
@$ vergeht feine ©tunbe, in ber i<h ©ir nicht
etwa* fagen ober ©i<h um etwa« fragen möchte.
uigm
356
Soeben fommt SBityelm einer 33olföt)erfamnu
lung jurüdf, bie &on ^Reutlingen unb Bübingen
anftaltet tourbe. ©ie follte fdEjon t>or aä)t £agen fein,
ttmrbe aber bamalä toegen bem blinben Samten eine«
feinblidfjen ©infaHS t>erf$oben.
yiityt nur eine, fonbem brei Slbreffen tourben
bef<$loffen , bie alle brei too^l beffer unterblieben toären.
*ßrofeffor . . . proponirte eine an bie granjofen, eine
£uft>igung, bafe fie bie £ricolorfa^ne als Jänner be$
§ortf<$ritt8 ber 2Mt auf gerietet, bann eine an ba$
öftrcid^ifd^e unb eine an ba3 preufeifd&c 33olf, an baä
ledere mit ber Stufforberung, ityren Äönig abjubanfeit.
©ie SSerfammlung fei nid&t fefyr befugt getoefen. ©egen
bie erfte SSbreffe $abe ©todme^er fic^ ausgebrochen unb
ungefähr 3toeiftmftel ber SSerfamntlung ^aben tym bei-
geftimmt, bo<§ ge^e bie Slbreffe ab.
SBenn bod& nur baS eingerücfte 3)tilitär unb bie
aufgeregten Bürger nid&t tyeute Sttbenb nodj) ©treit be=
t omnten !
©Ott fei mit ©tr, lieber SJlann, unb gebe ©egen
§u (Surem ©efd&äft.
©eine ©milie."
Urlaub an feine grau*
granlfurt, 5. Styril 1848.
„Siebfte ©mma!
©efiern 9ta$mittag überbra^te mir ©toalb ©ei;
nen ©rief mit bem £atetu<$. 3# bin bur<$ ©eine
uigitized by
357
3eilen &erjlid& erfreut toorben imb bebauerte nur baS
6ine, bafe S)u über bie Diepgen 33orgänge tne^r be*
fflmtnert f<$einfi, als toixtUä) baju ©runb toor^anben
ifi. SBorgefiern äbenb nmrbe bie grofce 33erfammlung
gefd&loffen unb bereits ift granffurt ttrieber im ruhigen
3uftanbe. Ueber bie SSer&anblung felbft werben bie
Rettungen nun au<$ genügenbeTe 33eri<$te bringen unb
tuelleid&t ifi au<$ gallati, ben \<f) barum erfudjte, be-
reit« bei 3)ir getoefen, um S)ir münbli^en SSeric^t au
erjlatten, ba mir felbft in ben lefeten Sagen jum 6$rei*
ben »eber 3eit no$ Stu^e üergönut fear, ©eftern nmr*
ben bereite bie 33erfyanblungen ber SBeigeorbneten jum
SunbeStag toieber aufgenommen unb tyeute fortgefefct.
3$ rooUte babei toorerft entnehmen, toie eS fi$ mit
meinem 2tuf enthalt in granffurt geftalten tmirbe, unb
barauf mufe \ä) nun au<$ , um ben Srief nidf)t auf ji^
galten, ben %n1)a\t beffelben befd&ränfen. 2)te confti*
tuirenbe -ftationalberfammlung foH, ttrie S)u gelefen
haben toirft, Anfang SKai'S jufammentreffen; biefe ift
aber leidster befd()Ioffen als ausgeführt, unb eS mag
bamit too^l anä) fe<$S bis ad&t 2Bo<$en anfielen. Sei
bem ^atb aufgelösten Sunbe ift uns Seigeorbneten bie
Fertigung eines ©ntmurfeS ber neuen SunbeSüerfaffung
aufgetragen unb bis ^um toirflid&en 3ufammentritt ber
confiituirenben SSerfammlung »erben tt)ir faum unferer
jefcigen Stellung enthoben »erben. Ein Antrag für
bie neuen SBa^len in bie ȟrttembergifd^e Cammer ift
mir ni$t gemalt toorben, unb ob i<$ für baS confti^
tuirenbe beutfd^e Parlament (für baS auf SBürttemberg
uigitizc
358
be3 ©uten faft ju triel, etlify unb jtoanjig 9Jtttglieber
tommen mürben) in SSorf<$lag gebraut toerbe, ift mir
unbefanut. S)ie ©auer ber *ßarlament3berat$ungen
(eine SSerfammlung bon ettoa a$t$unbert SDtitgliebern)
ift gettnfe auf einige ÜRonate anjufcfylagen. SDBürbe mein
SSCuf enthalt aber aud& nur fe<$S 2ßo<$en bauern, fo !ann
id) meinen freunblid&en 3Birt$ ni<$t fo lange in 3fo*
fpru$ nehmen. (£8 ttrirb bafyer ba$ 33efte fein, mu$
bemnäd^ft um ein Heines SogiS für 2)i# unb m\6)
umjufetyen, benn toenn S)u au$ ni<fyt bie ganje 3e^
§ier jubringen tooHteft, fo mufe bo<$ für Sein Unter*
{ommen balb geforgt werben, ba, trenn bie große Ser-
fammlung ^eranrüdt, bie SBo^nungen toiel toeniger jur
2luStoa£l fielen toerben.
Safe mtdj nun hierüber balb mögli<$ Seine Sin*
fid&t toiffen, ober beffer, fomme, toenn ©eine 3lntoefen*
£eit in Kübingen S)ir ni$t not^toenbig erfd^eint, felbpt
$ier£er, um, ba S)u biefj beffer toerfte^ft, eine pafjenbe
ttnterfunft auSmitteln ju Reifen. 2Bityelm toürbe
tootyl gerne big §eibelberg begleiten, ettoa fo, toie iä)
bie Seife gemalt &abe: üon Stuttgart je^n U&r mit
bem ©Ituagen naä) S)urla$ unb bann gleidfj toeiter auf
ber Sa^n naä) £eibelberg, n>o SDu 8 U\)t äbenbä
auf ämeft, bann Borgens 6 U^r fyer^er, mo bie 3fo>
fünft 9 Utyr SBormittagS erfolgt, ©ib mir nur, toenn
®u au$ nidfjt glei$ abf ommen fannft, {ebenfalls
balbige 9tadt>ri$t, loa« unb mic S)u eS für ba$ Sefte
^ältft.
SBenn SDu gerne meine SDlittyetlungen &6rtefl , f o
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359
fcermiffe xä) getoife ni$t minber, 2)i<$ jur SSertrauten
meiner täglidfjen ©rfa^rungen ju £aben.
©rüfee SBityelm unb SJiaper £erjli<$ unb lafc un*
ungebeugt jufammen bur$ bie ernfte 3eü ge^en.
ÜRit treuefter Siebe
©ein 2."
2Iu3 biefem ©riefe ift xooty ju erfetyen, ba& U&lanb
o|ne 3Diufionen in bie 3ufunft fal). 2lm ©mibe völlige
9tat$lofigfett, in ben SBol&fcerfammlungen tmberfpre*
<$enbe Stnfid^ten unb überftürjenbe SBefdfjlüffe, unb in
bem Kollegium ber SSertrauen^männer bereit baS £oS*
fteuern auf ba3 preufetfd^e @rbf aif ertyum , beffen ffteali-
firung mit Defterrei$ i&m uumögli<$ erfd^ten, unb ein
2o3trenneu t?on Defterreic^ fonnte er ft<§ gar nid&t
benfen. 216er au<§ t>on ben anbent gürften erwartete
er eine entf<$iebene Abneigung gegen biefen Sßtan. Qn
bem SoHegtum ber SSertrauen^männer toar bie 2lu^
arbeitung -eines ©ntourfeS ju einer 9tei<$3fcerfaffung
einem 6omit6 üon toier 3JUtgliebern neben bem SSor?
jifcenben übertragen, ©elbft ben anbem SKitgliebem be3
(SoHegiumS gegenüber beobachteten biefe fcöüigeS ©tiH=
fc^toeigen über t&re S^ättgfeit unb au<$ na<$ Vorlegung
be3 ßnttourfeS mürbe oon ber SDie&rtjett auSgefprodfjen,
bafe berfelbe nur als f$on betroffenes ©anjeä toer*
öffentlid&t derben folle. 2)a feine förmltdfre Gmbabftim;
mung über ba3 ©anje beliebt mürbe, fo fonnte Itylanb
nur feine abmeid&enbe ©timme ju ^rotofoü geben unb
begrünben. ^e|t erft fonnte er bem mürttf mbergifd^en
360
©efaubten 3Jtttt&eilung machen unb feine 2lnfi<$t au$*
fpre^en. Seinen 23eri<$t an bie Siegierung fd&lie&t er
fpäter mit ben SBorten : „$a für bie nur in mangels
$after 3^1 no<$ antoefeuben SKitglieber lein mit i&rem
urfprünglid^en Auftrag jufammentyängenbeS ©efd^äft
me^r üor^anben ifi, unb i<§ ju benen jä^le, todty bie
©teile eines 33eigeorbneten am Sunbe nid)t mit ber
eine« SflitgliebS ber conflituirenben 5Rationalüerfamm*
lung toofyl üerträgU^ finben, fo fü&le i$ unteT gejie*
menber $)anlbe3eugung für ba$ mir betoiefene $o&e
Vertrauen bei ber ganj ua^e betoorfte^enben förmlichen
(Sonftitummg ber SSerfammlung midf> gebrungen, um
(Sntfyebung Don biefem Auftrag $iemit einjutommen."
93alb na$ bem legten ©riefe UhlanbS lam feine
grau na$ granffurt unb bie ©atten bejogen ein paar
Limmer in ber 9ltyt t?on tyrem greunbe Sütappe*.
Hm 26. Sfyril voax Urlaub Don ben SBa^Ibejirfen
£fibingen*9tottenburg mit 7086 üou 7682 Stimmen in
baS Parlament gemäht toorben unb fc^riefr barauf an
bie S&tyUx be3 33ejirfe3 SRottenburg^übingen :
„$)a e§ mir nify vergönnt mar, perfönlich in
3^rer 3Jlitte ju erfd&einen, fo erfülle \<f) auf biefem
SBege bie *ßflid&t be$ DanJeS für baS e$rem>oHe Sier*
trauen, baS 6ie mir, bem Hbtoefenben, burdjj bie 2Ba$l
jum SSolfStoertreter beim beutfd&en SSerfaffungStoerfe er?
liefen ^aben. 3$ fd&reibe biefe $t\Un in ber gritye
be8 Sage«, an meinem bie nunmehr in genügenber
3a$l toerfammelten Slbgeorbneten au3 allen beutfd&en
Säubern jum feierlichen Seginn i^rer Strbeit erfimatö
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361
in bie $aul$fir<$e einjietyen toerben. Smar fann i<$
meinen 2Bä$lern feine 33erfyei&ungen geben, toie ber
Sau fi$ geftalten toerbe, an beut fo SSiele mitjufdjaffen
$aben unb ber unter täglich n>ed&felnben Sinmirfungen
einer mä<$ttg belegten 3e*t aufzeigen foK, aber ba$
fann id) t>erjid&ern, ba& iä) beim eintritt in bie 33er*
fammlung, au ber ©ie mi$ abfenben, tief burd&brungen
bin t)om ©rufte ber in&altfd&weren Aufgabe, alle bie
öruberftämme jum grofeen ©efammttoefen in gretyeit,
(Sin^eit unb tyeilbringenber Drbnung ju fcerbinben.
Subtüig U^Ianb/'
granlfurt a. HR., 18. SRat 1848.
2) iefe Aufgabe, alle beutfd&en ©ruber fiämme jutn
großen ©efammtoefen in gretyett unb ©intyeit ju xsex*
binben, ifi ntd&t geglüdft, aber ba$ Setou&tfetn, mit
feinem beften 2ßiffen banacfy gerungen ju $aben, burfte
Ublanb auä bem (Schiffbruch aller Hoffnungen mit fi<$
in bie #eimaty nehmen.
3) a Urlaub feine Ueberjeugung feinem Sßarteigebot
unterwerfen toollte, fo gefeilte er fi$ ju feinem (Slubb.
$)etnofratif<$er gefinnt als -Manche, benen er in anbe=
ren Seben^bejie^ungen nätyx geftanben roäre unb fid^
fonft gerne jugetoanbt hätte, fear er auf ber anbern
Seite burdfj ©timmung unb bur$ üerfd&iebene StaRc^t
über bie 2Ba^l ber 3JUttel fcon benen getrennt, mit beren
poUtifd&er Ueberjeugung er mehr äbereinftimmte. 3lur
feiten befugte er bie Hbenbjufammenfünfte be$ Iinfen
GentrumS ober ber Iinfen Seite. Söenn Börner in
uigitize
*
362 ,
granffurt fear, beffen 2ln fixten er tootyl am meifien
teilte, fear er älbenbs oft bei Safobty mit tym ju*
fammen, fonft toax feine Stellung eine einfame. 2lm
Sonntag, t>or Xtfä), toax eö ifym eine toa^re ©rfyolung,
Safob ©rimm in feiner ©artentoo^nung oox bem Soden-
Reimer %\)ox aufjufud^en unb in einem ©efpräcfy über
bie gemeinfamen Stubien fid^ bie Seele ju befreien.
9lber biefer fcfjteb balb lieber ton granffurt unb fetyrte
ju feinen Arbeiten jurüd.
S)en Sonntag SRittag unb Slbenb braute Urlaub
mit feiner grau meiftenS bei greunb SDiappeS ober mit
i£m in ben Umgebungen granffurts ju unb fd&öpfte in
ber fdjßnen ©egenb, oft auf einer ber £aunu3$ö&en,
neue Äraft für bie fd^tpüle Arbeit ber 2Bo$entage.
UI>lanb an feine grau*
■
granffutt, 29. Suli 1848.
„$>iefer toerfoätete »rief trifft liebfte @mma!
trieHeid&t f<$on nifyt metyr in Bübingen, bo<§ toirb er
3)ir naä) Stuttgart nad^gefd&icft toerben. Seit ©einer
2tbreife toax mit 2lu3na$me be$ Sonntags tägli<$ Sifcung,
meijl big brei U$r, mitunter auö) nodtj 2lbenbS 2tu&
fd^ufefifcung. $)ann toaren gerabe in ben legten SCagen
toertfye ©äfte £ier, SOBil^elm Stofer mit feiner grau. 6$
toar mir fe^r angelegen, geftern an S)t$ ju f ^reiben;
ba toax man aber £alb fieben Utyr frül) jum ©rab*
geleite beä 3lbgeorbneten äBirtty belieben, ber nur eine
Stfcung in ber spaul$ftr<$e mitgemad&t £atte. SRad^
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363
mittag unb 2lbenb mufete iäf SHoferS toibmen, mit benen
iä) üorgefiern eigentlich nur beim (äffen in SBeftenb^aH
jufammen fein fonnte. 6ie fcfyeinen gerne fyier ju fein.
3lofer fommt 2lbenb$ ju Safobp nnb gannp ma$t t>on
©einer Äarte in ber $PaulSfir$e ©ebraufy 21m 6am$*
tag voriger SBod^e fufyr iä) nadf) 2Bie$baben, um breierlei
3tt)e(fe iu verfolgen, einmal lüottte ify Sßrofeffor Äefler
befugen, ber mir $ätte berieten f ollen, toaS fid^ in=
Steiften im ©ebiete ber altbeutf<$en Siteratur 5Rcueö
begeben; bie Unruhen in SBieebaben Ratten fyn aber
fceranlafet, feinen gewöhnlichen Äurort Saben nrieber
aufjufud&eu. S)ann ging ich 3Horgen3 mit SBacfernagel
nach ©chierftein, eine Heine ©tunbe fcon 2Sie3baben,
um ben 2lrc^it?ar #abel, ber mich früher auf unferer
3l^einfa^rt eingelabeu hatte, ju befugen, traf aber au<h
biefen nicht, bo<h toar ein furjer Aufenthalt in einem
9ßirtfyf$af t$garten Biebrich, bid^t am SJtyein, fe^r
lohnenb.
Qn ben ©runbrechten ift man toährenb ©einer
Abtoefenheit nid^t einen falben Schritt weiter gefommen.
@rft auswärtige ^oliiif / bann mer £age hinburdh
fener grage, wobei eine ganje ©ifcung nur auf bie 3tb-
ftimmungen ging, ©efteru eine SBerhanblung wegen
Abfürjung ber Verätzungen über bie ©runbrecfyte, meldte
bamit fdfjlofc, bafc man über Anträge unb 2lu3f<$u6beri<$t
pr S£age3orbnung überging. #eute ift feine ©ifcung.
SJtontag SBa^l beS ^räfibenten unb neue SSerloofung
ber Abteilungen , woran p erfehen, bafe wieber ein
SJlonat abgelaufen ift. (Snblich ©ienftag: ©runbre<hte.
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0
364
2luf morgen bin id> Don üftappeS ju einem SBfaS*
fing naä) Äönigftein nnb Cronenberg eingelaben, too
feine Äinber noä) finb, roaS mir naä) ber fdjttriilen
SBod^c fd&on ertoünf<$t ift; Du foßteft nnr babei fein.
@$ $at mid) feljr erfreut, aus Deinem lieben ©riefe
§u erfefyen, bafe Dir im eigenen £aufe unb ©arten
n>o^I ifl £a6 Didjj bie ©orge um mi$ nidjt be*
fiimmen, ju furj in Bübingen ober bei ben @ef<$tt)is
ftem in (Stuttgart ju bleiben. 60 fe^r i(S) mi<§ auf
Deine Surüdtfunft freue, fo mufe \ö) bo$ ertragen, bafe
Du nod& fyinretd&enbe $eit in granffurt toirfi jubringen
fönnen.
#er jlidje ©rüfje an SBityelm , Subttrig unb SJJiaperS,
Snttig
Dein
Sei ber SBa&l be$ 9teid&$üertt>efer$ toar Urlaub
unter ben julefct Slbfiimmenben unb gab feine Stimme
ni$t bem (Srjtyerjog Sodann, fonbern #einri$ fcon ©a*
gem. Damit tooDte er too&l auafpred^en, bajj er fein
unt>eranttt>ortli<$e$ gefrönteS §aupt an ber ©pi^c
Deutfd&lanbS nriinfdfje, fonbern einen Sßräfibenten eine«
SunbeSftaatS.
@$ ift gefagt lüorben: Urlaub fei auSfd<efeenb
für £)efterrei<$ unb gegen Greußen eingenommen ge*
toefen. SeibeS ift unrtd&tig, er roar nur für ein ganjeS
Deutfd&lanb. £rofc imebertyolter Slufforberung feiner
SSefannten unb ber fragen be$ ©rj^erjogS na<$ i&m
fam er nie baju, beffen ©oiräen ju befugen.
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365
3U3 bei betn £ei<$enjug be3 ©cneral ©agern eine
©efeflfd&aft junger SKänner Urlaub, als einem greunbe
ber greityeit, ein Sebetyodfc braute, fagte er mit großem
©rufte: „3a, für bie greifcett bin i#, toeld&e bie @in=
fceit f<$afft!"
9Ran$e f<$riftli$e Ausarbeitungen finb no$ oor*
fyanben unb jeugen batoon, ttrie forgfältig ftc^ U&lanb
auf bie @i|ungen vorbereitete, toenn er au<$ feiten baS
2Bort ergriffen tyat 9Bobl fonnte er von ft$ fagen:
@r fyabe bie ©tufen ber SRebnerbübne nid^t abgetreten.
Ulflaub an Sannt 2>orm« in 3fcna.
granffurt, 15. 3lo\>embet 1848.
„SBere^rter £err!
©ad Seben in ben Diepgen öffentlichen aSer^anb-
lungen ifl toon ber 2lrt , bafe immerfort eine f<$nrierige
$rage, eine ftürmif^e SSer^anblung bie anbere ablöst,
unb fo finb ber £age unb £age£ftunben toenige, in
benen für bie feineren Anregungen ber Siteratur unb
Äunft &it unb Sammlung bleibt. ©ett aä)t SJtonaten
von $aufe entfernt, mufe id(> für bringenbe Seforgungen
bie freien ©tunben verroeuben , unb an bie eigenen ©tu=
bien fommt e£, toenn überhaupt baöon bie Siebe fein
fann, getritynli<$ jule^t. Unter biefen Umftänben mögen
©ie mid& für entf^ulbigt galten, toenn bie freunblidj
mitgeteilten 3ci^nungen aDju lang bei mir liegen ge^
blieben finb. @3 ift ni$t mögli$, ein Äunfttoerf in
fi$ aufjunefymen, roenn ber ©inn t>erfd^loffen ifi. ©o
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366
bin iä) erft über ben legten Sonntag baju gelangt,
Sftre $)arfteflungen au3 ber ttyüringifdjen ©ef<$t<$te unb
©age tooüftänbig nnb im 3ufammenfyaug mir fcorübers
jufü^ren. %ä) bin S&nen tyerjli$ banfbar für biefen
©enufc, e« war mir ein frifd;er #au$ aus ber alttier*
trauten @agenh>elt nnb befonberä Ijat mi<$ erfreut, $ier
nityt jene &erf$ttommene manierirte Sß&antafte ju tref=
fen, in ber man ©egenftäube au$ bem Mittelalter häufig
aufgeben Iäfet, üielmctyr eine lebenäfräftige ©eftaltung,
bie ber 2lrabe3fe einen ©tamm unb bem Ianbfd)aft*
Ii<$en Sttuöblid einen SSorbergnmb getoäljrt. 3Kit auf;
nötiger #od&a$tung
& 11."
2lm 6. Dctober tyatte Uljlanb in längerer 9lebe
gegen bie Huäfdjliefeung Defterreid&S gefprod&en unb als
im Januar bie Steide an bie Serattyung über baS
3teid&8obertyaupt f am , er^ob er feine ©timme gegen baS
©rbfaifert^um in folgenber Siebe:
„3$ erfläre midj für periobifd&e SBafcl be$ 9lei(I>&
Oberhaupt« burd^ bie 33oIfefcertretung. 3n toriger
©ifcung ^abe idjj, otyne 2luSji^t auf ©rfolg, für ben
rceitefteu Ärete ber SBctylbarfeit geftimmt, alfo folge*
richtig aud^ bagegen, bafe jene SBürbe nur einem regie*
renbcn gürjlen übertragen toerben bürfe. -JJa^bem bieg
nunmehr be^loffen ift, fo bleibt mir übrig, für äfa*
träge ju ftimmen, burdfj toeldfje bie ©rbltcfyfeit unb eben
bamit bie 8etoorred;tung eines einjelnen ©taateS unb
©tammeS, fotoie ber 2hi8fd&Iufe DefterretdjS befeitigt
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3C7
wirb, uor allem für ba$ grasten IV, Sßahl auf fed)8
S3efür<^tcn Sic feine weitläufige Ausführung mtu
ner Anficht. 3Rein Sorftaben ift einjig, jefct, ba mir
t)or bem ©<hlufeftein unfrer Slrbeit fielen, mit wenigen
SBorten an ben ©runb berfelben, an unfern eigenen
Urfprung ju erinnern, beffen ©ebächtnife mir nicht mehr
überall lebenbig ju fein fd^eint. @3 ift in biefen Sagen
wieberholt öon Qugenbträumen gebrochen Worten; ich
befenne meinerfeitä, bafe mich juweilen noch ein £raum
»erfolgt, ber grühlingStraum be8 Jahres 1848.
S5ie t)on einem Steile be$ StuSfchuffeS angetragene
(Srblichfeit unb bie bamit jufammen^ängenbe 9iicht~
&erantWortli<hfeit ift eine Slnwenbung befannter ©runb*
fäfce ber in ben beutfd&en Einjelftaaten burchgeführten
conftitutionellen Srbmonardfne auf bie neujugränbenbe
SBürbe beS 9teich3oberhaupt$. 3$ will bie SSerbienfte
biefer StaatSform, ihre gef<hi<htli<hen Seiftungen unb
ihre SRüfclichfett in ber ©egenwart feineSwegS hera&5
fefcen, barf aber au<h eine 6<f)attenfeite berfelben nicht
unberührt laffen, bie ich gerabe ba erblidte, wo bie reine
ßehre ben glänjenbften ßichtyuuft be$ ©pftemö gefun*
ben ^at. 3ene Schattenfeite befteht, na<h meinem 2)a*
fürhalten, barin, bafc ber unverantwortliche, erbliche
3Konar<h nur ein perfonifteirter Segriff ber einheitlichen
unb ftätigen Staatsgewalt ifl, ein allegorifcheS SGBcfen,
eine giction be3 SHegierenS, feine natürliche SQBa^r^eit.
S)a er nicht vermöge feiner perfßnlichen ©igeufchaften,
fonbern burd) baS Srbfolgere<ht jur ©ewalt berufen ift,
uigiiizso
368
fo müffen für ben regten ©ebrau<$ ber lefctern oerant-
tportltd^e Statte einfielen. Unter biefer 33et)ormunbung
lönnen felbfiftänbige ß^araftere fdjtoer gebeten, ober
toenn foldje fu$ füllen, toenn fie tyerfcorbredjen tooHen
auö ber läftigen Stellung eines lebenben ©emälbeS, fo
geraten fie mit bem conftitutioneDen Stammen in SBiber-
ftofe. ©iefeS ©vftem tyat fi<$ in ©nglanb gefd>i$tli$
Ijerangebtlbet, fyat toon ba aus weitere SJJflanjungen ge*
grünbet unb ift fobann t>on ber S)octrin als baS allein-
feligmacfyenbe für etoig feftgefteüt toorben. Urfprüngli#
beutfd) ift es ni$t. 2)ie beutf^en 2Ba$Uönige, erbli$,
fo lange baS @ef$ledjt tü<$tig toar, faflen nid^t unter
biefe ©taatsform; eS toaren in langer Steide 2Ränner
t?on %Ui\ä) unb 33em, lern^afte ©eftalteu , mit leudfc
tenben äfogen, tyatfräftig im ©uten unb ©glimmen.
®er SDtifeftanb, ben id) berührte, &at fi$ in unfrer
jefcigen SSer^anblung auf merfroürbige SSBeife ^etDorge^
fteHt. (Sin früherer Siebner fyat uns belehrt, ba& ber
ÄBnig fcon ©a$feu bur$ fein bermaligeS 3Jlintflerium
befyinbert fei, feine ursprüngliche unb au<$ jefctunbe*
jtoeifelte beutf^e ©efmnung ju ©unften beS preufetf^
beutf^en (SrbfaiferttyumS toirffam ju machen, lifo
biejenige gorm, bie bem dürften bei ben ^o^^erjigften
<5ntf$lief$ungen bie £änbe binbet, toirb uns für bie
neue 9lei$Sgett)alt empfohlen, &on bem gleiten SRebner
lebhaft angepriefen.
(Sine mäßige 33olfSer£ebung , toie bie beutf^e beS
vergangenen grü&ja&rS, mufe fid^ aus tyrem eigenen
©eifte bie redete unb lebenskräftige gorm erraffen.
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369
SBenn e$ neulich t>on bicfer Stribüne für einen SBiber*
foruch erflärt toorben ijt, bie 9Jlcnar<hie in ben Stö-
gen ju erhalten unb im ©ipfel ju entbehren, fo lägt
ft<h bem ein anberer 2Biberfpru<h entgegenhalten. 3fl
benn ber Slnflofe unb ©runbtrieb unfrer Politiken 9teu=
geftaltung bon ber monard&ifchen, ober b^naftifchen,
artftofratifcben Seite beS bi^erigen beutfd&en Staates
lebenS ausgegangen? nein! unbestritten *>on ber bemo*
fratifchen. 5Die SBurjel alfo ift eine bemofratifche;
toon ber äßurjel aber, nicht t>on ben 3^9^ fchiefct
auch ber ©ipfel auf. So fann es bem natürlichen
SBu^fe ber neuerfle^enben beutf^en 6i<he ni<^t gemäfc
fein, bajs ihrem ©ipfet ein SSrutneft erblicher 9*et<hS*
abler aufgepflanjt toerbe.
Sßollte man, ber Spftematil foegen, burchgängtge
tlebereinftimmung beS ©anjen mit bem (Sinjelnen ber*
langen, toas ich tti$t für nöthig fyaltt, fo mürbe Diel
e&er folgen, bafc baS 2llte ft<h bem neuen, burchtoal*
tenben ©eifte füge, als umgelehrt. 3$ &ta aber auch
ber Meinung, ba& bie Staatsformen oft in ber Wixh
liefert nicht fo mit aus einanber liegen, als in ber
Sporte ober im gelbgefchrei beS £ageS. S)ur<h bie
Aufhebung ber politifchen StanbeSfcorrechte unb burch
freifinnige SBahlgefefce toerben bie monarchifchen 33er*
faffungen ber einjelftaaten ben bemofratif<$en 2lnfor*
berungen ber Sfteujeit bebeutenb näher gerütft. 3$
ma#e baher auch feinen Singriff auf ben gortbeftanb
biefer Staatsform in ihrer 2luffrif<hung, ich glaube nur
nicht, bafj biefelbe fähig fei, eine neue, nachhaltige
ttfclonb* fieben. 24
uigit
370
Schöpfung, ein verjüngtes ©efammtbeutfd&lanb, hervor*
jutreiben.
©in SfobreS ift ber gortbeflanb unb bie SBerbefie*
timg vor^anbener @inri$tungen, ein 2lnbre8 bie ftrage:
ob eine gegebene ©taatsform, hier bie monard&ifd^con*
ftitutioneHe, für eine gänjlidfj neue, viel umfaffenbete
Schöpfung triebfräftig ober maßgebenb fein Jönne?
3$ geftetye, einmal geträumt ju haben, baß ein
großartiger Sluffd^toung auch bebeutenbe polittfche 6^a-
raftere hervorrufen toerbe unb baß hinfort nut bie ^er»
vorragenbften an ber ©pifce be8 freigetoorbenen unb
geeinigten 3)eutfchlanb3 foßten fielen fönnen. S)ie|
aber ift nur bur<h Söa^l, nicht burch ©rbgang möglich-
#ier auf gänglid^ neuem gelbe toar freie 93abn für bie
a3ertt)irflicfyung toahrer unb fühner ©ebanfen unb US)
jtoeifelte nicht, baß ba$ beutfd&e SSolf für fold&e ©e-
banfen empfänglich fei. 3$ mußte mir loohl einigen*
beu: ma3 vermag ber einzelne SDtann ohne $au$ma$t,
ohne btynaftifd&en ©lanj? ©teichtoohl, toenn tvir in
ber 3eü/ a^ wi* noch *>a3 Vertrauen be3 3Solfe£
ein Slüd^alt toar unb bie Staatsmänner noch nicht
aufhören mußten, 3SoU$männer ju fein, tvenn toir ba*
malS einen 3Jiann an bie ©ptfce gefteHt hätten, einen
folgen, ber in ber ganjen ©röße bürgerlicher @infa^-
heit burch ben 2lbel feiner freien ©efinnung auch bie
rohe ©etvalt ju bänbigen, bie verttrilberte Seibenfehaft
in bie redete ©trömung ju lenfen verftanben hätte : ich
benfe, ba8 gefammte beutfdfje 2$olf tväre feine §aufc
macht getoefen.
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371
Sugenbträume ! toie f^on gejagt. @in£au$ be£
urfprünglicfjen ©eifteS gab ftdj ttrirflicfy noö) in bem
Sefc^luffe ber 2$olf8t>ertretung hmb, gänili<§ au3 eige-
ner Wlafy ben 9leic^t>ertt)efer ju xotykn. ®in prfl
nmrbe gemäht, nid&t to eil, fonbern obgleich er ein
Surft toar. aber inbem man bie $Rid;tüerauttoorilic^
feit beigefügt fyatte, tüar fcfyon lieber nadj ber confti*
tutiouetlen 9tict)tung eingebeugt. %<f) fyabe toefentlid^
barum nic^t für einen gürften geftimmt, iä) fafc in
biefer 33erbinbung bereits ben boctrinären ©rbfaifer auf?
taudjen, beffen SBiberfa^er id& fd&on getoefen bin, als
er uoä) bei ben Siebjefynern in ben SfBinbeln lag unb
}ärtli$ getoiegt tturbe, unb ber mir ni$t lieber ge-
worben ifi, nun er ernftlt<$e 33erfu$e macfyt, auf beu
beutföen 2$ron ju flettern.
©eit jener SBa^l ifi bie ©timmung nod; weiter
jurüdgegangen unb ber neuefte Sefd&lufe geftattet nur
nod? bie Berufung eines regierenben gürflen. SDaS
äBaljlrecfyt ift an ft$ noä) unüerloren, aber auf biefen
engen ÄreiS t>on SBä^lbaren befdfjränft. SDie SBefd&rän*
hing felbft, tt>ona<§ anbere 2lnge^örige ber fürfllid;en
©efc§le<$ter auSgefcfyloffen finb, fann fo aufgefaßt toer;
ben, bafj eS n\6)t bie btynajtifd&e (Sigenf^aft, fonbem
ber SRegentenberuf ift, tt>obur# bie äBäfylbarfeit bebingt #
ttrirb. SDtit gefttyaltung ber periobif<$en Söa^l fcäre
minbeftenS jener äufjerfte ^arttfulariSmuS abgettriefen,
vermöge beffen ein gürftentyauS, einSSolf ©otteS für
evuig über alle anbern beutfcfyen Stämme erhoben mürbe
unb biefe, na<$ bem glüdlid^en SluSbrud beS Serid^t--
uigiiizso
372
erftatterS, in ein 33er$ältnij3 beS SienenS träten.
2)er 9lei(^«v>orflanb foH nic^t baS ©epräge eine« preu&i*
f$cn, eines öftrei$ifd&en, fonbern baS eines gemein
fam beutfcfyen Oberhauptes tragen. ©tefeS aber wirb
ni<$t errei^t bur<$ bie neue giction: ber jum Steide
berufene $ürft eines (SinjeljiaateS werbe nun ganj unb
einjig beutf$ fein, bennbie 9tei<$Stoerfaffung felbft be=
läßt ja eine, nur bef<$ränfte ©elbfiftänbigfeit aller ein*
jelnen Staaten. SeneS allgemein beutle ©epräge fann
üielme^r nur babur$ aufgebrüdft unb frif$ erhalten
werben, bafj bie SBa^I bur$ bie ©efammtoertretmtg
ber Nation pertobifdj) erneuert wirb unb ba& bie 3Jlög»
üdpfeit ber SBa^l aus jebem beutfdjjen 33olfSftamme, je
na# bem ©ebürfnife ber 3eit unb uadj ber 33ef<$affem
tyeit ber ^erfonen, gegeben bleibt. 6ine erfie unb ein«
malige 2Ba§l, bie 2Ba$l eines dürften, ber fortan bie
SBürbe vererben würbe, wäre tebiglidtj ein feierli^er
SSerji^t auf baS 2Ba$lre<$t. 9Jißgen Sie biefen SSer*
ji$t ni$t auSfpre<$en, er wiberftrebt bem ©eifte, ber
©ie tyie^er berufen $at. S)ie 9let?olution unb ein 6rfc
faifer, baS ift ein Jüngling mit grauen paaren.
3$ lege nur no<$ meine £anb auf bie alte, ,
offene SBunbe, ben 2luSf$lu& Deftreid&S. 2luSfd&lu§
. ift unb bleibt baS aufrichtige 2Bort, benn wenn ©ie
baS erbitte Äaifertfyum o£ne Oeflreid^ befd&liefeen, fo
ift feine Hoffnung, bafj es no<$ irgenb einmal eintreten
werbe, erinnere abermals an bie $eit unfreS llr*
fprungS. 9llS man 6<$leSWig erobern wollte, wer $ätte
baran gebadet, bafe wir Oeftreicfy preisgeben würben?
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373
31« bic 2lbgefanbten au« Deftrei$ mit ber beutf^en
$a|me unb mit bcu Sßaffen be« greityeit«fampfe« in
bic Serfammlung be« pnfjigerau«f<§uffe« einigen unb
mit lautem 3ubel begrüß würben, wer tyätte ba ge*
träumt, ba& t>or 3a§re«frift bie öfirei<$if$en 2lbge*
orbneteu otyne ©ang unb Älang au« ben Sporen bcr
$aul«fird£)e abjtefyen würben? S)ie beutfd&e ©tnfyeit
foKte ja gef<$ajf en »erben ; biefe ©infyeit ift aber ni^t
lebiglidf) eine Siffer, fonft wäre fie toor^anben, wenn
ber eble 9tei$«apfel weiter unb weiter au«gefdf)ält würbe,
lüenn jule&t S)eutf$lanb in fiied&tenftein aufginge. S)ie
toaljre ©tn^eit mufe alle beutfd&en fiänbergebiete tu*
fammenfaffen, wie e« im erften ©afce ber SReidfjS&er-
faffung au«gefpro<$en ift; e« ift eine ftümpertyafte ©in-
$eit, bie ein ©ritttyeil biefer ©ebiete auBer^alb ber
Bereinigung läßt. £)ie ©inigung mit Dejlreidji ift
f<§wiertg, ba« wiffen 2111c, aber e« fd^eint mir au$,
3Rand(je nehmen e« ju leidet, auf Deftreidjj ju toer*
jidjjten. 3Jiand&mal, wenn öftreid^ifd^e SJlänner in bie-
fem 6aale fprad^en unb wenn fie auä) nid^t in meinem
©inne rebeten, war e« mir boefy, al« ob iä) einen Stuf
bon ben Styroler Sergen toemeljme ober ba« abriatifd&e
SDleer rauften §öre. 2Bie fetyr verengt ft<$ unfer ®e*
fid)t«frei«, wenn wir Ceftreid^ aufgeben! Um wieviel
flauer unb farblofer wirb ba« beutfd&e SJaterlanb, wemt
bie öftlid&en Hochgebirge jurüdweid&en, Wenn bie bolle
breite S)onau nid&t me^r beutf^e Ufer fpiegelt! ©*
genügt nid^t, ftaat«männif$e Sßlaue au«jufinnen unb
abjumeffen , man mufc ft$ in bie 2lnfd&auung, in bafc
uigitizc
374
*
Sanb felbft fcerfefcen, man mufc ftdf> Deftrei<$ t>ergegen*
wärtigen mit all feiner reiben £eben3fülle. 2BeI$e
einbüße wir, mit feinem 2lu3f$eiben , an SJladfjt, an
©ebiet, an SSoIf^a^I erleiben würben, ift ^inrei^enb
erörtert worben. 3d& füge nnr ©ine« ^inju: ©eutf^
lanb würbe ärmer werben um alle bie Äraft be3 ©elfte«
unb ©emütbä , bie in einer beutfctyen Sefcölferung t>on
a<$t Millionen lebenbig ift. 2Benn mir mit einem
33unbe3ftaate otyne Deftreidfj na<§ ^aufe fommen, wirb
baS beutfäe SSolf unfer SBerl loben? jumal ba3 füb-
beutfd&e, baS mit bem öftrei<$tf<$en burdEj 9taturanlage
unb gef$i<$tlid>e (Srinnerung am nädfjften terwanbt ift?
©d&onen ©ie ba$ SolfSgefü&I! SDiefe ©effl^olttÖ
ift ni$t ganj ju verwerfen. 3$ habe Urf aä)t, bie
hod&fahrenbe 33ema<$läffigung berfelben für bebenflid^
ju galten.
2Bir wollen — jum lefctenmal — einen 3)om
bauen. SBenn unfere alten SDtöfler ihre riefenhaften
fünfter aufführten, ber 25oUenbung be8 fühnen SBerfeS
ungewiß, fo bauten fte ben einen SChurm unb für ben
anbern legten fie ben ©odfet. 2)er X^urm ^preufecit
ragt 1)oä) auf, wahren wir bie ©teile für ben S^urnt
Deftretdh !
S)odh ber S^urrnfpiften ift große Qofyl, ich will eS
anberä faffen. 3»itten in ber 3erriffen$eit biefer Ser*
fammlung ergriff midh juweilen ba$ ©efühl, baß wir,
fo heftig wir un3 gegen einanber aufbäumen, benncch
bur<$ baä nid^t mehr ju bered^nenbe, im SSolf Sbewußt-
fein gefeftigte ©ebot ber beutfd&en Sinheit wie mit
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375
eifewen SBanben jufammengefd^miebet feien. Cremten
ttrir Oeftrei<$ ab, fo ift baS SBanb jerfd&lagen.
3$ fdfjlie&e: fcertuerfen ©ie bie ©rbli<fyfeü, f Raffen
©ie feinen emig berrfd&enben ßinjelftaat, ftofeen ©ie
nid&t Deftreidfc ab, retten ©ie ba3 2Batylre<fyt, biefeS
eble SBoIföred&t, für ba$ ©ie ber Nation üerantfoortli<$
finb, biefeS forttoirfenbe SBa^rjeid^en be3 üoifämäöigen
UrfprungS ber neuen ©etoalt! ©lauben ©ie, e8 toirb
fein #aupt über ©eutfd^lanb lenkten, ba3 ni$t mit
einem motten Stropfen bemofratifd^en DeleS gefalbt ift!"
Urlaub an feine grau,
gran!furt, 10. Februar 1849.
„Siebfte 6mma!
35u £aft mi<$ bur$ ©einen Steif eberid&t fe^r er*
freut £ier tyaft S)u in ber SßaulSfir<$e nichts toer*
fäumt. @$ tDurbe ein rüdfjtänbigeS ©tüä ber ©runb*
redete otyne lebenbige ££etlna£me fcertyanbelt unb barauf
toirb au<$ noö) ber Anfang ber näd&ften 2Bo$e
toenbet »erben. 6$ mar toofyl bat>on bie Siebe, bajj
am 19. bie grift ber ©rflärungen ber Sinjelftaaten ju
®nbe gefye unb bann foglei<$ bie f<$tirierigen 5ßaragra*
p^en „t>om Steide" jur Reiten Seratfyung fommen
follen. 2lber ba ift nun auf einmal, als ©eitenftüd
ber preufnfdjjen 9tote, fcorgeflern eine öftrei<$if<$e ge*
fommen, toorin Deftreidfj erflärt, bag eS ftatt, tt)ie
e« getüünfd^t ^ätte , in ©emeinfd&aft mit Greußen, nun
allein ben 3öeg ber Vereinbarung mit granf furt betrete.
uigitizc
376
bafc es ft<$ gegen einen einheitlichen ©entraljtaat,
gegen ba8 ©agern'fdje Programm ausbreche, bafc eS
gegen eine Unterorbnung be£ Äaifer« Don Deftreufy
unter bie Don einem anbern beutfdtjen dürften gehanb;
habte (Sentralgetoalt ftch feierlichft toertoahre. 68 be*
jeigt fogarßuft, nicht blofj mit feinen beutfdjjen, fonbem
auch, toenn nidfjt gleich im 2lugenbltcf, bod> toeiterhin,
jugleich mit feinen aufjerbeutf^en Säubern in ©emein*
fctyaft mit £>eutf<hlanb ju treten. ®a$ toürbe nun auf
ein SDtreftorium unter Oeftretd^S SBorftfc ^intoeifen
unb in biefer ttne in anberer £infi$t ifi biefe @rfl&
rung eine unerfreuliche. SuQkiä) aber toirb baburch
ba$ aHju übermüthige unb gegen Deftreich fchonungfr
lo« betriebene preufnf<$e (Srbfaiferthum gefreujt.
2)u tt>irft ber ^iefigext Angelegenheiten megen nicht
ttrfad^e 1)dbzn, S5eine SRüdffehr ju befd&leunigen. 5Den
Pan, S)ir nadh #eibelberg entgegen ju fommen, fann
i$ unter biefen Umftönben nicht fefthalten. @3 fönnte
nöthig fein, hier auf bem $la$e ju bleiben, um fich
ju unterrid^ten.
#eute toar ich mit <£<hott bei SKa^eS ju £ifch.
2lm 9Ritttt>o<h fuhr idh um eilf Uhr nach SWainj, meil
mir in ©Wartung eines raffen 2lu*gang$ ber aSerhanb*
lungen ber Nibelungenhort in 3Rainj feine SRuhe liefe;
id& traf aber ben SKaler SBecfer, bem bie SReife galt,
nicht an. $>er £ag fear fo blau, founig unb früh5
UngSmäfeig, bafj mir ein langer ©ang am SR^ein, beffen
©Riegel t>on Skiffen unb beffen Ufer toon ©pajier*
gängem toimmelte , im 2lnblicf be3 tyxrliä) erleuchteten
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377
-
©ebirgeS fe$r tootylt&uenb toax. S)afe Du nid^t bei mir
toarft , ifl um f o bebauerli<$er , als S5u mir am gleiten
£age über bieten 5Rebel flagft.
3$ freue mi$ auf ©eine 3urücf!unft unb bin
äußerft begierig auf ©eine Scripte aus ber #etmaty.
©rüße fiubnrig, 2Bill)elm unb SDtaperS unb toer fonft
Don Sefannten mein gebenft.
3Raper banfe für feinen ©rief.
3nnig ©ein
8."
2tm 22. 3Jtärj, bei ber Äaiferma&l, mußte Urlaub
feiner Ueberjeuguug folgen unb erflären: „3$ ftimme
ni<$t" unb als es am IL Slpril an bie Sbftimmung
über bie Sfteid&Stoerfaffung fam, biefelbe ablehnen.
2tlS ber fiönig &on Greußen ft<§ gegen bie 2ln-
nannte ber 9tei$Strone erflärte, jogen fi$ triele 2lb*
georbnete fcom Parlamente jurfid, tt>eil fic an einem
günftigen SKuSgang fceritoeifelten.
2luf ben 2Bunf<$ beS SDreißtger:2luSf$uffeS verfaßte
Urlaub folgenbe Sfaft>ra<$e an baS beutfd&e SSoU.
,,©ie SRattonatoerfammlung fül;lt fi# gebrungen,
an baS SBolf , t>on bem fie gefoetylt ifl unb baS fte in
feiner tüid^tigflen Angelegenheit ^u vertreten ^at, über
tyre neuefte Stellung aufHärenbe unb aufmuntembe
2Borte ju rieten. ©iefe Stellung ift eine fo fd^tmerige
geworben, baß es tootyt baS Slnfe^en gewinnen mo$te,
als ftänbe bie üerfaffunggebenbe Sßerfammlung i^rer
Sttuflöfung na^e, als müßte eben bamit baS fcon fyx
uigiiizso
378
mü^fam ju ßnbe geführte VerfaffungStoerf in ©gerben
geben, als foHte ber gewaltige ©trom ber beutfd&en
SolfSer^ebung fläglt$ im ©anbe verrinnen. 3)ic
©djhrierigf eiten , bie fidj vor uns auftürmen , f ommen
tfyeils von Sinken $er, burd£> ben SSiberftanb ber fünf
mäd&tigften ©njelregierungen unb nun au$ ber von
uns felbfi inS ßeben gerufenen Gentralgctoalt gegen bie
SDur<$füljrung bcr enbgiltig betroffenen unb verfum
bigteu Sleid&Sverfaffung , t^eiU aber unb jumeift no$
auö unfrer SDUtte, burd> ben maffenl)aften SüuStrttt ber*
jenigen SJtitglieber, bie entiveber bem Sttbruf ityrer Sie*
gierungen folgen ju tnüffen vermeinten ober am ®e*
lingen beS SßerfeS unb an allem fruchtbaren gorthrirfen
ber Verfammlung verjtoeifelten. Siefen #inberniffen
jum £rofce glauben mir no$ immer unfern Seftanb
unb bie uns anvertraute ©a$e aufregt erhalten ju
lönnen; mir fefcen ber Ungunfi ber Vertyältniffe bie?
jenige 8ä\)i$Mt entgegen, bie f$on manchmal jum enb=
li<$en ©iege geführt hat. S)en Regierungen, bereu
©taatStoeiSheit im vorigen Satyre fo mad&tloS unb ratfc
loö, fo gänjlidh erftarrt tvar, bafe fte jene ftebjetyn
Vertrauensmänner am Vunbe auf f orbern mußten, bie
Initiative eines VerfaffungSenütmrfS ju ergreifen, unb
bie, nad^bem fie ttueber tvarm gemorben, uns nidjjt blofe
Vereinbarung anfinnen, fonbern fogar bie Dctropirung
in 3faSfi$t fteEen, ihnen galten toir beharrlich ben fd^on
im Vorparlament geltenb gemalten, bann im Anfang
unfrer Verhanbluugen feierlich auSgefprodhenen unb
fortan tbatfädhlidh behaupteten ©runbfafc ber SRational*
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379
fou&eränetät entgegen; mir lehnen uns an biejentgen,"
toenn auch tninber wältigen Staaten unb ihre S3es
fcöKerungen, toel<he bie 93ef<hlüffe unfrer 3?erfammlung
für binbenb unb bie üerfünbigte SBerfaffung für rechts*
bejtänbig anerfannt ^aben. S)ie neueften Erfahrungen
haben fdjlagenb beriefen, bafc aus einer SSereinbarung
&ou neununbbreifeig Regierungen unter fid^ unb mit
ber Rational&ertretung, baju noch mit allen SanbeS;
fcerfammlungen, niemals eine ReichSfcerfaffung hätte
hervorgehen fönnen unb bafe bie Rattonafoerfammlung,
felbft gegen eigene Steigung, baS SSerfaffungSmerf in
bie £anb hätte nehmen müffen, toenn es überhaupt
ju ©taube lommen foDte.
©egenüber ber burch unfer ©efefe Dom 28. 3uni
to. 3. gefd&affenen protriforifchen ßentralgetoalt, meiere
je$t, ba es gälte, bie auf Durchführung ber 33erfaffung
gerichteten 93cfd^lüffe ju öoHiiehen, ft<h beffen weigert
unb ein SDiimfterium am Ruber lägt, bem bie SBer-
fammlung ihr Vertrauen alsbalb abgejagt h&t, ift in
unfrer ©ifeung vom 19. SDtai, noch &or *>em fltofeen
Austritt, bef<hloffen Horben, bafe bie 33erfammlung
fofort, roo möglich aus ber Reihe ber regierenben dür-
ften, einen ReichSfiatthalter roähle, toelcher toorerft bie
Rechte unb Pflichten beS Reichsoberhaupts ausübe,
©amit glaubte man auch für bie 3eit beS UebergangS
bem ©inne ber SSerfaffung felbft am näd^ften ju fom<
men. ©üblich ber burch SRaffenauStritt bem Seftanbe
ber Rationaberfammlung ertt>a<hfenen ©efahr fugten
tt)ir burch ben geftrigen Sefchlufj ?u begegnen, bafj
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380
[d)on mit 100 SJtitgliebern (ftatt früher angenommenen
150) bie Serfammlung befdjlufefä&ig fei; ni$t als ob
nrir eine fo ftarf IjerabgefdEjmoljene Safyl für leinen
Ucbelftanb anfeilen, ober baburdj> ben 6ieg einer aus-
^arrenben Partei erringen sollten , f onbern barum , bafe
nid^t baä legte Sanb ber bentfd^en «olfeeinfjeit reiße,
bafe jebenfalfö ein Äern verbleibe, um ben balb ttieber
ein bollerer ÄreiS fi<$ anfe$en fönne. 9Ro<$ fifcen in
ber *paul8firdE)e Vertreter faft aller beutfd&en ®inael=
ftaaten nnb gerabe biejenigen Staaten finb noä) immer
namhaft vertreten, beren äbgeorbuete jurücf berufen
mürben, ^reu&en, Deftreicfy unb 6adbfen. Sine be*
beutenbe 3a^l t)on SJUtgliebern ift nur jeitig abmefenb
unb e3 foll für tyre Einberufung geforgt merben; burd>
©teflfoertretcr unb 9lad)\odf)len ift für Abgegangene
®rfafc ju erwarten, Sollte aber auä) nid^t ber ernfte
9tuf be£ 33aterlanbe3 feine Äraft bemäfyren, fo gebenfen
mir bo<$, menn and) in Heiner 3^1 unb grofcer 8R#
fal, bie SSoHmad^t, bie mir fcom beutfcfyen 3SoIJ empfan-
gen, bie jerfefcte $atyne, treugemafyrt in bie $änbe be$
3lei4>$tag3 nieberjulegen, ber, na<§ ben Sefd^Iüffen fcom
4. b. 2Ji. am 15. Süuguft jufammentreten foß unb für
beffen Solkaus bie Söa^Ien am 15. Quli fcorjunetymen
Pub. ©elbft au§ biefen öefdjjlüffeu ift ein (Singriff in
bie 9tegierungSre$te l;erauögefunben Horben, mä^renb
fie eben babur<§ unt>ermeibli<$ roaren, bafe t»om 3n*
^aber ber protnforifd&en ßentralgetoalt fein SoHjug ju
gemarten ftanb.
gür biefe Seftrebungen , bie SRationabertretung
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381
. unerlofchen ju erhalten unb bie Verfaffung lebenbtg ju
ma<hen, nehmen toir in toerhängniffrollem Stugenbltcfe
bie tätige SUtitnrirfung be$ gefammten beulten Volles
in 2tnforuch. 2Bir forbern ju feinem $rteben3bruch
auf, tt)ir toollen nicht ben Sürgerfrieg fchüren, aber
tt>ir finben in biefer eifernen 3eit nöt^tg, ba& baS SSolf
feenhaft unb toaff engeübt baftehe, um, toenn fein Sin-
recht auf bie SSerfaffung unb bie mit ihr tierbunbenen
Volfäfreiheiteu getoaltfam bebroht ift, ober wenn ihm
ein nid)t fcon feiner Vertretung ftammenber SSerfaffung^-
juftanb mit ©etoalt aufgebrungen »erben luottte, ben
ungerechten Singriff abseifen ju fönnen; ttrir era^ten
ju biefem 3^^ für bringlich, baf* in allen ber 33er-
faffung anhängenben Staaten bie VolfStoehr fchleunig
unb öoUftänbig ^ergefteUt unb mit ihr ba8 ftehenbe
§eer jur Slufre^altung ber SRei<h&>erfaffung t>cr-
pflichtet »erbe. 3luf$erbem mahnen totr baju, bafc burdj
(Srfafcmänner unb SRachtoahlen unfre SSerfammlung ohne
Säumnifc ©rgänjung erhalte. SSor 2lHem aber ^egen
toir ju bem ÜPiännerftolj unb ©hrgefühle unfereä jur
Freiheit neuertpad^ten Sottet ba3 fefte Vertrauen, bafc
e$ nimmermehr auf ein ttrißfürlich octropirteS SReufy^
toahlgefefc, fonbern einzig nach bemjenigen, toelcheS bie
oerfaffunggebenbe Verfammlung erlaffen hat, bie SBahlen
üornehmen unb Dafe, toenn ber beftimmte 3Bahltag tyxan-
fömmt, gleichseitig in allen beutfehen ©aueu ein reger
SBetteifer ft<J) bethätigen »erbe, ba$ gemeinfatne 2Bahl=
recht ju gebrauten ober ju erlangen/'
uigiiizso
382
3ufa| ber SKinorität be$ $>rei&iger;2lu3=
f<$uff e$.
©runbbebingung für ben ©ieg ber ®£re ber ©in-
fyeit unb gretyeit be3 SSaterlanbeS ift bie £reue gegen
bie $ei<$3t)erfaffung, fomit ba3 Unterlaffen unb 3tnf=
geben aller äJlaferegeln, toeld^e ifyr nriberfpred^en; ©runb=
bebingung ift nidjt minber bie £reue gegen ba3 3Sater-
lanb felbft unb feine 6^re, fomit bie entfd&iebene
ßurücftoeifung jeber ©intnif^ung ber gremben in bie
inneren üaterlänbifctyen 3nrifte, fomme fold^e ®inmifc§ung
t)om Cften ober com SBeften.
Sßeldfer. Äierulff. fiiebmann. Sachaus.
3adf)ariä son ©öttingen. ©cfert.
9laä) ber 3lnna^me biefer 2tnft>rac$e nmrbe ber
2lntrag etngebra<$t: bie SSerfatnmlujtg nati) Stuttgart
ju »erlegen. U^Ianb erflärte fi<§ gegen biefen 2Intrag:
„Unter ben 33ef$lüffen be$ StorparlamentS, tPte fold&e
Dom günfjiger;2lugfc§ufe jufatrimengejtellt finb, befanb
fidf) einer, ber fo lautet: ,,„S)ie confiituirenbe National-
toerfammlung fjält ityre ©jungen in granffurt a. 3JI.;""
bemgemäfj tyat ba3 beutfd^e SSolf feine Vertreter na<$
granffurt getollt unb e3 fiefct biefen ni<$t an, o&ne
Sßotfy ben beftimmten Ort ju toerlaffen. 9to$ finb toix
tyier untertrieben. SHber au$ einjig som ©tanbpunft
ber &totdmäbi$e\t betrautet, toar granffurt uns nidjjt
o^ne ©runb jum 2lufent$alt angemiefen. $>ie centrale
Sage ber Stabt an ber 3Jtainlinie, too ©üb unb 9torb
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383
beS beutfcfyen 93aterIanbeS fidfj bie $cmb reiben, bic
neutrale Stellung berfelben als eine« ber minbeft mäd^
tigen Staaten, biefe günfltgen SSer^ältniffe bejeicfyneten
granffurt wie feinen anbern Ort jur ©teile beS 3u*
fammentrittS ber gemeinfam beutfdjen 93olfSöertretung.
Eben barum aber wirb, wenn wir Don ber ©teile wei=
d&en, wenn tüir uns in eine füblictye (Sdte jurüdfyie^en,
ein neuer 3tife in bie grofje beutfdj)e ©emeinfd&aft ge=
mad)t werben. SDer DrtSWed&fel foU freiließ nur eine
©djwenfung fein, um toon bem ©üben aus ben 9torben
für bie 33crfaffung ju erobern; aber iä) fürchte, wir
machen bie ©d&wenfung , o&ne bur$ fie bie Eroberung
ju matten. SERit biefer ©rwägung tyängt eine anbere
genau iufammen. $)ie aJJitglieberja^l Diefer SSerfamm^
lung £at ftd& in bem 3Kafee üerminbert, ba& wir burdb
tjerfc^iebene Sefd&lüffe unb ©inleitungen ernftlidj bafür
jorgen mufcten, fie nic^t völlig fcerfiegen }u laffen. 2Bir
fyaben bereit« für bie Sefd^lufcfätngfeit eine $a\)l fefl-
gefefct, unter bie nicfyt heiter tyerabgegangen werben
fann. S)enn bie Vertretung einer großen Nation er-
forbert auä) einen Körper, fie fann ni$t als blo&e 3bee
lebenbig unb wirffam fein. 3$ beforge nun fe^r, Wir
würben uns felbft auf bie ©eite fd&ieben , würben bur<$
ben Sefcfylufc, t>on fyier abziehen, einen weiteren £&eil
ber SSerfammlung gänjlid^ auftreiben, einen fetyr a<$t*
baren £&eil, ber ^icr ausgemalten $at unb ^ier aus-
halten Will, au<$ nad&bem er ft<§ beträdfjtlicty in ber
SKinber^eit beftnbet. 2Bir ^aben wa^aftig nid&t Ur--
fac^e, uns no<§ weiter ju uerminbern, tuelme^r müffen
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384
wir im$ ju mehren unb 31t ftärfen fu<$en. 3)arum
fyaben wir au$ femer befdploffen unb bringenb aufge*
f orber t, bafe bur<$ ßrfafcmänner unb 9leuwa£len bie
gebrochenen Süden fo triel tnßglidj wieber ausgefüllt
werben. SDiefer Slufruf wirb aber in mannen ©egen* ;
ben 2)eutf<fylanba um fo weniger fruchtbar fein, je metyr
wir uns burd& bie üeränberte Stellung biefe ©egenben
entfremben. 2Bir bürfen uns ni<$t verölen, e3 wirb j
ft<$, wenn au<$ o$ne }urei<Jjenben ©runb, bie SSor* 1
fteDung bilben, als fei bie beutfd&e 9lationalüertretung
ju einem unfreien, bie Bewegungen be3 füblid^en S5eutf<^-
tanb feineSwegS lettenben, fonbern fcon i&r be^errf^
ten unb bewältigten SBinfelcon&ent geworben. ©0 würbe
bie Verlegung , bie $ur 2luf re$tl)altung unb Kräftigung
ber beutfd^en Sßationatoertretung bienen foH, gerabe in
ba3 ©egent^eil umfragen." Urlaubs Slbma^nen würbe
ni<$t beamtet, fonbern bie Verlegung mit 71 gegen 64
Stimmen befcfyloffen unb Utylanb folgte, wenn au<$ mit
fd&werem Jperjen, nad& Stuttgart, ©ort würbe glei<$
in ber erften ©ifcung eine 9tegentf<$aft toon fünf $er*
fönen an bie ©teile ber ßentralgewalt fcorgef<$lagen.
Börner, ©dfjott, Urlaub, SSifd^er, Älett, ©i$!ra unb
einige 2tnbere ftimmten gegen bie 9legentf<$aft, wel$e
aber in ber näd^flen ©ifcung gewählt Würbe. U&lanb
unb bie Obigen enthielten fi$ ber Slbftimmung. j
SDU Unmad&t ber Sftegentfd&aft jeigte ftd^ balb bei
bem ber SSerfammlung vorgelegten unb bon t&r ange^ '
nommenen ©efefc für Silbung ber SSolföwe^r, jur 3)urc^
fü^rung ber SReid&Süerfaffung. SSon einem Slbgeorbneten
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385
n>uibe ausgebrochen , wenn Stömer nic^t jur Durch-
führung biefeS ©efe^eö be^iilflic^ fei, fo fei er ein
$erräther.
Urlaub. nahm nun ba£ SBort: „3$ I;abe toeber
bie fiunbgebungen beä loürttembergifchen 2JUnifterium3,
noch bie Sefdfjlüffe ber toürttembergifcfjen Äammer ju
vertreten, aber ba£ ift nieine Ueberjeugung , baft, fo
nue bie 3>erhältniffe liegen, bie Regierung, bie Cammer,
ba£ SSoIf fcon Sßürttemberg ohne üorgängige Prüfung
nicht gebanfen= unb milleulü^ ft<h allen nnb jeben 2ln-
forberungen ber SRatiouafoerfammlung nnb ber toon ihr
eingefegten Slegentfdjaft ju fügen fyaben, felbft bann,
toenn ihnen t?or 2lugen läge, bafe bie Erfüllung fold;er
2lnforberungen, ohne bem Allgemeinen ju Reifen, bie
^erfpaltung nnb 3errüttun9 ^ Sönbc^ herbeiführen
müfeten. 3$ erfenne ben re^tli^en gortbeftanb ber
9lationaIt>erfammIung bei einem Sftinimum Don 100 atu
foefenben 2Jtitglteberu forttoährenb an; toenn i<h biefe
nicht thäte, fo toäre ich nicht hier. 3$ bejtoetfle auch
ni<$t bie Berechtigung ber SBerfammlung, eine 9iegent-
fchaft ju mahlen, nrie fie gethan fyat, nnb idb habe
gegen biefe neue ßjecutibgetoalt barum geftimmt , lueil
ich fie, fo nrie fie geftaltet ift, toeber für heilbringenb,
noch für nrirffant halten fann. SlHein biefelbe SRotfc
menbigfeit, bie für biefe ätötoeidjjung t>on einem frühe-
ren 33efdf)Iuffe biefer SSerfammlung geltenb gemacht
tourbe, biefelbe SKothföenbigfeit, toelche fd^on früher ju
ben toiäjtigften Sefchlüffen geführt hat, eben biefe 9Jotl;-
toenbigfeit ift auch fe|t, ft>o ©eutfchlanb mit feinen
uigitizc
366
oberften ©etoalten überall aus ben gugen gegangen ift,
biefe gebieterifd;e Dlotbtoenbigfett liegt für SBürttemberg
vor, von fi<f> absutoehren, toaS ju feinem offenbaren
Serberben gereichen hmrbe. Qnbem ich biefe meine
2lnfidE)t offen an^fpre^e, glaube ich ebenfo ftenig einen
Treubruch ober Hochverrat!) ju begeben, als ity meinen
greunb SRömer eines folgen fd;utbig erad^ten fann,
wenn er nidjt £anb unb SSolf SBürttemberg eiligft unb
unbebingt ju Rauben unb Sanben ber neuen SReid^e-
getoalt fteHen n>itt. Wlan mag mir perföultdhe Befangen-
heit vorwerfen, unb @ine£ ift, toaS ich aufrichtig U-
fenne: bie beutfdf)e Belegung ^at in größerer Stajabl
Talente hervorgerufen unb enttoidfelt als ßharaftere.
Um fo tueuiger bin idfj geneigt, einen GharaFter, ben
ich einmal als einen gefunben, tüchtigen erfannt unb
erprobt ^be, leichtfertig tvegjutoerfeu. 3$ ioerbe mein
Urteil bem feinigen ntdjjt bienftbar ma$en, aber ich
foerbe, toaS ton ihm ausgeht, genau anfehen, bevor
ich verbamme Börner ift ein Sharafter, lauter
toie ©olb unb feft ttrie ©tahl, i<§ toeifc nidht, ob feine
9tadhf olger von eblerem SRetaHc fein toerben."
Sie ©orge um Stufred^thaltung beS griebenS im
Sanbe nöthigte balb barauf baS 3JUnifteuum, bem fer-
neren Sagen beS Parlaments ©inhalt ju thun. Slömcv
fchrieb bem ^räfibenten unb erfu^te ihn, „ohne SScrjug
bahin ju nrirfen, bafe Parlament unb SRegentfdhaft fid>
einen anberu ©ifc aussen unb in Stuttgart jefcen
weiteren officiellen 2lft unterlaffen möchten." 2)iefee
©dhreiben tvurbe in ber toürttembergifchen Cammer
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387
üorgelegt unb ätömer bemerfte: er f>abe no$ feine 2(ut=
roort hierauf. 35er ontocfcnbc äJicepräftbent be§ ^arta
ment$, grober, äugleid) Äammermttglieb, antwortete
herauf: „2)ie SInttoort tann id; geben, um brei Ufyr
ift geling/' hierauf liefe SRönter militärifäe 2tnftalten
treffen, um bie ©ifcung ju fcertyinbern. Ufylanb trar
am Vormittag biefeö £age£ in Serg bei SBertoanbten
unb fyörte erft nacfy £if<§, bei einem greunb, t>on bem
Sorgegangenen, uni> bann ben £rommelf$lag unb ba3
Slnnä^ern be3 äRilftät*. (Sr eilte nun in be$ Sßräfc
benten Softe SBofynung unb als er i$n ba nic^t antraf,
in ba£ £otel SBtarquarbt , bort toar Sötoe mit anberu
^arlamentSgliebern ; fie befd;loffen nun, fi<$ im 3uge
in bie ©ifcung ju begeben unb bort bie ©etoalt an fid;
DoHjie^en ju laffen. ©<$ott unb U^lanb nahmen ben
^ßräfibenten in i$re 3Ritte unb gingen bem ©ifcung^
totale ju. 3n ber Jtctye beffelben fanben fie Infanterie
aufgeteilt, bie tfyuen ba£ 2ßeiterge§en fcertoe^rte. 2lu£
ben Steigen beg gufftolfs trat ber ©imlcommipr unb
erflärte bem 5ßräfibenten : bafe feine ©ifcung gehalten
foerben bürfe. ©er Sßräfibent trollte fpre^en unb $ro=
teft einlegen, ba tourben aber bie Stommeln gerührt
unb al£ er e£ auf 3 SReue fcerfu<$te, fielen bie trommeln
triebet ein unb fcon ber ©eite $eran rüdte bie @at»al=
lerie unb brängte bie Slbgeorbneten au^etnanber. £)icfe
midien nun ber ©etoalt unb festen in ba$ ^otel ju-
rüd, um bort ein ^rotofoU über ben Vorgang aufjiu
fefceu. ßum Jam SSertüunbung fcor.
£a übertriebene unb ttnberfyrec^enbe Scripte in
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388
Umlauf tarnen, fo veröffentli<$te ttylanb eine S)ar*
fteHung unb ßrflärung, bereit Schluß folgt.
„©£ märe ber Stationalverfammlung nt$t ange-
ftanben, auf bie blofce SRelbmtg £in, baft bie ©trafen
gefperrt feien, ben (Sang nadj ifyrem Si$ung*lofale auf-
zugeben; fie war e£ ft<$ unb bem S?oIfe fdfmlbig, baä
fie ju vertreten ^atte , tf?atfädf)li$ unb augenfällig feft*
SufteHen, bafe fie nur ber äußern ©ewalt weid^e unt>
jugleid) gegen biefe ©ewalt Verwahrung einzulegen.
Safe tyebti jWei SKbgeorbnete au3 SBürttemberg
Sur Seite be3 *ßräfibenten mit an ber Spifce gingen,
war na^eju bie einjige ©aftfreunbf<$aft, Welche ber 33er-
iammlung geworben iji $ier fant aufy nic^t bie po*
Utifd^e $arteiung in 33etra<$t, fonbem einjig ba3 33e=
nm&tfein be$ ßufammengehörenS in bem julefct nod)
aufrecht gebliebenen Seftanbe ber beutfd&en SRationafc
Vertretung. Qn *>em gemeinfamen $uge lag Weber für
bie Serfammlung felbft noch für ben öffentlichen %w
ben eine wahrfdfjemlidfje ©efafyr. @3 war nicht ju viel
verlangt, wenn man erwartete, ber ©ivilcommiffär werbe
unter $iuweifung auf bie vor uns aufgehellten Struppen
Den Durchgang verweigern unb fobann ben Sßräfibenten
feine Verwahrung entgegenfefcen laffen. £amit wäre
ber Sache von beiben Seiten ©enüge gefd^chen. 9lü$t
ju erwarten war aber, ba§ bie wieber polten Verfuge
be3 *)Jräfibenten, feinen $roteft ju ergeben, übertrommelt
würben, unb noch weniger War e£ burch bie Umftänbe
geboten, ba& von ber Seite fyer, unb vor ben Steden
besgufwolf«, SReiterei beranjog , um, wenn auch nur
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389
im Schritt vorrüdfenb, bte unbewaffneten Holf 3 Vertreter
hinftegjubrängen ober abjufchüefeen. 2)aburcf> erft \wx
bie ©efahr hervorgerufen, bafc toenn bte gntrüftuug be£
obwohl niä)t jablreich verfammelten Stoße* fid; Üuft
gemalt hätte, bie 2lbgeorbneteu mitten in ben 3ufam=
menftofe geraden wären.
3)ie ©erüd^te, bafc i<§ felbft förderlich verlebt kor-
ben , finb f$on anbertoärtS ttribertegt ; bie einjige 3?er-
lefcung, bie iä) bavon getragen, ift ba£ bittere ©efühl
ber unjiemli^en Sehanblung, Ivette beut legten $efte
ber SRationalverfammlung in meinem £eimatl>Ianbe
nriberfahren ift."
3n ben erften Sagen nadf) ber Sprengung beS
beutfchen Parlaments reiste U^lanb nad; Bübingen
jurüdf , nad^bem er fünfzehn 9Honate von £aufe entfernt
getvefen. Obgleich er fi<$ von Anfang an bie ©djtoie--
rigfeiten, bie ftch einer glücfli<$en 9ieubilbung ber beut-
f<$en aSer^ältniffe entgegenftellten, nicht verborgen hatte,
fo mufjte ihm ber ©chiffbrud; aller Hoffnungen boch
fehr fd^merälid^ fein.
63 mar vielleicht gut für ihn, bafc er ju $aufc
vielerlei ju beforgen vorfanb na<$ ber langen ßntfer^
uung. SBctyrenb beS granffurter Aufenthaltes hatte er
einen geliebten ©dhtoager, ben ÜDlann feiner verftorbenen
©djtoefter, burch ben £ob verloren; er hatte bie *ßf(eg-
fctyaft beS jüngeren ber beibeu ©ohne ju übernehmen,
ber ihm nun tvährenb feiner ©tubienjahre ein lieber
$au3genoffe mürbe unb bem er alle Siebe feines treuen
Herfens jutoenbete. ßubnrig SDietjer ftubierte bie 9led;t3=
■
390
»
toiffenfcfaft, äßityelm ©teubel, ber anbere ^iflegefo^n.
bie 9JJebiciu. 2>ie jungen Seilte brauten Seben in ba£
fülle £auS uub erhielten bie SJerbinbung mit ber 2luf$etu
toelt. Ufylanb nmfjte, bafe feine SCübtnger greunbe unb
SBefauute größtenteils einer anbern 2faft$t in ber 5ßo=
litif angehörten unb jog bef^alb fcor, in ber nädftfteu
$eit t>on gefeUfd^aftlicfyen Sereinigungen ferne ju bleu
ben. Ueber feine Teilnahme am politifc^en Seben
äußerte er einft: „@S lag nie in meinem 2Bunfd?e, eine
Stellung als Seiter einer Partei einjunefymen, über=
l;aupt beteiligte idj mi<$ an Politiken Sertyanblungen
nur, toeil t<$ es für $fli$t hielt, mid) nityt ju ent=
gießen, toenn iä) bajii berufen tourbe. 3$ tollte aber
immer nur als gemeiner ©olbat bienen unb liefe bie
tyertwrragenben ©teilen gerne ben Sttnbern , bie fiefy bajit
brängten. O^ne Sftüd^alt mi<§ auSfpre$en, hrie meine
Ueberjeugung gebot, baS tooHte idfj, in ber ©tänbet>er^
fammlung, ttrie im Parlament. $n Iefcterem ^at es
leiber an ben Officieren gefehlt." SSon feinem SSer-
bleiben bis jur Sprengung beS SßarlamentS fagte er:
„Ter maffen^afte Austritt ber Sßreufeifcfygefmnten §at
mtdjj fo fcerlefct, bafe er midE) in bem ©ntfd^lufc, aus*
Starren bis jum Stteufeerften, bef eftigte. 2lu$ hätte es
mir, ber furj fcorher bie Sßroflamation mit ber 9luf=
forberung jum Sieiben unb jur Vornahme neuer SBafc
len fcerfafjt hatte, am toemgften angeftanben, felbfl aus=
jutreten. 2lu<h als SBürttemberger burfte ich eS nicht.
3Mne toenn audE> uumächtige ©timme gegen unfinnige
SkfdEjlüffe ju ergeben, baS mar meine ^ßfftcfyt, aber niebt
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391
bind) metneu 2(u$tritt bte Verfammlung unüottjä^lig
ju madjjen, biefe l;ätte tnid^ angettnbert, tüte afle fcie
2lnfinnen, bte bef^alb an miä) gemadjt tourben. 2Sir
mußten bleiben, bem Volf fein 2lnre<$t an ein Carlas
ntent erhalten, bis bie faftifdfje Uumöglidjjfett couftatirt
n>ar. SReine Sage fear unerträgli<$, aber nur ber 2tu^
brudfj be3 VürgerfriegS hätte mtc^ beredfjttgt, ju treiben/'
<So toenig Urlaub ben 2lufftanb in Vaben ge-
billigt $atte, fo lonnte er bodfj ben flanbrecfytlidjeu Ifc
teilen, bie ber preufeifc^en SJiilitärgetoalt bon ber ftrieber
eingefe$ten ^Regierung in Vaben überlaffen ttmrben,
ni<fyt untätig, ofyne feine Stimme bagegen ju ergeben,
jufe^en. 2)iefj jetgt fein näd^fter S3ricf.
Urlaub an ^rofeffor 5Jltttermaier.
Bübingen, 25. ©tytember 1849.
„£o<$beretyrter §err!
Moä) immer bringen uns bie SeitungSblätter au3
Vaben ftanbred&tlicfye ©rfenntniffe, meift Sobeäurtheile,
unb too bie 9Kilbe t>orf$lägt, Verurteilungen ju je^n=
jähriger 3U(W<*u*ftrafe. Von Sag ju Sag $at man
bie ©infteUung biefer aufcerorbentlicfyen ©trafred&tspflege
erwartet, bergebli<$! SQBie bie gleid^gültigfte $rift=
erfiredtung hrirb bie gortbauer be£ ©tanbre<$t£ je lieber
wn trier 2Bo$en ju bier SBod^en berfünbigt. $)er Sin*
brud biefeä Verfahrens ift ber, bafc nid^t ber gegen;
toärtige 3«ftanb be$ babifd^en SanbeS bie Verlängerung
erfjetfdje, fonbem ba& berfelbe lebiglic^ berfügt toerbe,
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bannt nicfyt bie milberen, erbentlicfyen (Scripte ein-
treten, bebor ade, an benen man ein blutiges 33eifyiel
auffteßen $u muffen glaubt, ftanbred&tlicfj getroffen finb.
Umfonft berfudfjt man es, fürbiefe ©eri<$tsbarfeit über;
fyaupt einen rechtlichen ©tanbpunft ju ergrünben. 6s
ift aud£> meines SöiffenS fcon ber babifd&en Slegierunoi
nirgenbS ein fold^er angegeben worben. 3ft es benn
auch jemals erhört worben, ba& eine Regierung ben Stab
ber 33Iutgeri<hte über ihre eigenen Angehörige freiwillig
in bie |>änbe einer fremben SDtilitärgewalt übergeben
tiat? SKu&ten es ÄriegSgeri<hte fein, war es benn
bur<hauS unmögli<$, aus einem neuen Äerne beS ba=
bif<hen §eereS orbnungSmä&ig fotd^e ^erju|Men? Hut)
war bieg Wirtlich ni<$t ausführbar, wäre man wirllidj
genötigt geWefeu, alle jene ^roceffe an ben orbent-
liefen gemeinen 9ti<hter ju berweifen, unb hätte man
bann auch nach früheren Erfahrungen bou ben @e=
fd&worenen nur parteitfd^e £oSft>red;ungeu erwarten ju
bürfen gemeint, fo fragt es fich nodf) immer (unb bieg
ift ber poltttfd&e ©efid^tspunft) auf Welcher Seite lag
baS größere Unheil? Sag es barin, ba& feine Ein-
richtungen flattgefunben Ratten, ber firafenben ©ereefc
tigfeit nicht ihr Opfer geworben wäre, ober liegt e*
nicht bielmehr in einer SRafereget, weldjje bie Sßunbeu
beS jerrütteten SanbeS nid^t feilen läßt, Weil fie täglich
neu aufgetiffen werben? @S iji wahrlich nicht abju-
fehen, wie eine Siegier ung fi<h bef eftigen fann, bie ben
ernftefien Xtyil beS SRid^teramtS berfaffungSwibrig auf
eine SBeife Eingibt, wobur<h bei ber befiegten Partei
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398
fortoä&reiib bei* Scfyrei ber Sladje getoetft, unb audj bei
Soldfjen, bic nid&t ju biefer Partei 3ä^len, ber ©roll
be3 äöiberttriHenS unb ber ßntrüftung erzeugt nrirb. $a,
tterefcter SRann, Sie erinnern fidf>, benn Sie fabelt tu
crfter SHei^e bavau gearbeitet, mit tuelcfjem (Sifer, mit
tt)el<$er ängftlidjen Sorgfalt toir in ben ©runbredjten
be£ beutfc^eit Golfes unb nodb bei Serat^ung be£ te|=
ten 8fo$na(*mtarttlel8 ber Sßerfaffung bie Strafredf)t3=
-pflege unabhängig unb uriautaftbar ^injuftellen bemüht
toaren. Unb nun, in einem Sanöe, beffen Regierung
bie ©runbrec^te üerfünbet, bie ^erfaffung anerfaunt,
biefe 23el)anblung be3 Strafred;tS! $)ie 3errüttung,
idj erleuue baä an, ift in SBaben ni<$t tion ber Regie-
rung ausgegangen, aber burd) fold^e ÜKaftregelu pftoujt
fie bie Zerrüttung fort, üerbtrbt fiel) grüubli<$ ityre
Stellung, bringt ftc^ um 3uneigung unb ©lauben im
eigenen itanb unb im beutfdjjen ©efammttoefen; benn
melier $aterlanb£freunb foHte fid^ nidfjt tief fcerlefct,
gebemüttyigt füllen, baß uadjj ben (Sttoartungeu unb
3lnftrebuugen bes 3af>re£ 1848 in einem beutfd;eu
Btaate biefer 3uftaub, unb basu nod& mit bem frirm=
lofeu Slnfprud^ auf redfjtlictye ©ültigfeit, feit Monaten
fid) erhalten fann!
Sie fyaben \vol)l gelefen, baß in Württemberg von
fielen Seiten, aud; tiou ben conferuattoen ©emeinbe^
beworben, briugeube 3lufforberungen au unfere Regierung
ergeben, fid; mit allen tyv ju ©ebot fte^enben ÜKitteln
für bie SSlufoör be£ babif^en Stanbred&tS überhaupt,
unb namentlich audfj in SBejie^ung auf bort t>erT;aftete
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äßürttemberger ju t>eriuenbeii. lueife nid;t, ob bem
tt>ürttembergifd;eu 3Kinifterium bic SJtittel einer ttnrf-
famen SSertoenbung ©ebot fielen, ob nityt alle tooIK-
mäßigen Äiinbgebungen in biefer Sadje Don bcn ©e=
toaltfyabern in Saben nur für ^ßarteigctrieb angefefyen
loerben. ilnbeJannt ift mir aud), tt>a$ tu Syrern Saube
felbft in biefer Stiftung gefc^ebeu, ob mSbefonbere
etwa* bem 3W;nlid)e* fcerfudjt morbeu ift, toa§ icf)
3&rer Cmvägung fyier fortlegen mir geftatte. 3öenn
angefefyene 9ied>tsfunbige, Sie, 2Belder, Wloty unb
aubere SRänner, bie aufeerfyalb ber fcfyroffeu Sßarteiung
fielen, unb bafür anerfannt finb, bie als babifd&c
Staatsbürger tinb ^oltsoertreter ben nädjften, bringend
fteu Beruf ber Beteiligung fyaben, toenn biefe unge;
fäumt unb öffentlich t?or 33aben unb fcor ber ganjen
beutfdjen Nation il;r uad) allen Seiten rüdtyaltlofeS
3icd)t3gntad?tcn , i^reu entfdjiebenen 9ied>t3au£fprud)
barüber abgäben, gegenüber jenen 2luSnatymgeric§ten:
loa* Berfaffung, ©efe§, felbft bie allgemeinen 9led/t&
grunbfä^e forberu unb verwerfen, id) benfe mir, eine
foId)e Stimme mürbe nid;t unrfungSlos verfallen.
Qu biefer quälenben $e\t finnt ^eber an feinem
Zijeii auf 9lat^ unb Slb^ülfe; nehmen Sie aud? meinen
©ebaufeu, bem Sie vielleicht auf anberem SBege fdbou
iüerft^ätig vorgegriffen haben, mit berfelben freunblid^en
©efinnung auf, ber idj mich burd; alle 2Be$feIfäHe ber
^yranffurter SSerfammlung von Qftnen ju erfreuen hatte.
3tl aufrichtiger £od)fchä$ung
£. U."
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21ud) in bas toüvttembcrgtfc^e Watt, „2>er öeobacfc
ter," fd^tcfte er folgenben 2tuffafe ä^nlidbett 3nbalt$ am
16. Cctober ein:
5Daä ©tanbrecfyt in sBaben.
Sie Auflehnungen ber öffentlichen 2)teinuug gegen
ba» raftloä fortarbeitenbe 33lutgeri<ht in 33aben ftnb
nicht bloö 2luöbrucf be£ natürlichen ©efütylä ober ber
polttifd^en Sßartetung, e3 ftefyt i^nen ba$ ftrenge, tief-
üerlefcte 9te<htsbettwfjt|eui jur Seite. SBofyt hätte \i<fy
ertoarten laffeu, bafe im re^gele^rten 3)eutf<f)lanb
gerabe biefer Stanbpunft nachbrüd lieber , entföiebenev
eingenommen tuürbe. £)em ©Treiber biefer geilen W
nicht befannt, tua3 na$ folcfyer Seite in Sdaben felbft
burch angefe^ene StedjtiSl unbige , SBolföüerfreter, 9tei<$&
tag3;2lbgeorbnete, bie %u ben ©runbre<hten mitgetmrft
haben, öffentlich unb mit bem tollen ©etoicht ifyveS
Slamend gefd^hen ift. SBenn bie ©enoffen ber beftegten
Partei bort ihre Stimme nicht ergeben fönnen, mohl
aud) nur ju ihrem SRachtheil ergeben mürben, fo ift
jefct eben bie rechte &eit für ba£ abtoehrenbe ©infehreiteu
ber ©emä&igten, Unfcerbädjtigen, unb wenn ber Partei«
ruf toerftummeu mufc, ift e3 ftiHe Suft für bie Sd)ärfe
be£ juriftif^en Urteils. 2lber e3 fyanbelt fich aud)
nid;t lebiglid^ um eine babifd^e Angelegenheit. 3)Jag
bie SHeicfySgetMlt jerfaflen, baS ^aterlanb mehr al£ je
jerriffen fein, benuoch ift e3 eine gemeinfam beutfd?e
Sa<he, baß ui<ht auch bie Jlechtäbegrtffe untergeben,
baft an feinem einjelnen Orte bie SRedbt^orbuuug unb
uigiiizso
mit itjr bie Deutle Silbung unb 9iationatehre ju Soben
liege, fiebhaft hat fid? au biefer Angelegenheit 2Bürt*
temberg beteiligt ; aber auch f)iex ift weniger ber ftreng
rechtliche ©efichiSpunft feftgefjalten korben. 3^ ©imften
ber jenigen Söürttemberger, bie in 93aben wegen 3$eil«
nähme an bem bortigen Aufftanb gefangen unb bem
ftanbrechtltdhen Verfahren auSgefe|t finb , ift bie Anficht
unb S^ätigfeit beS württembergifchen SDUnifieriumS in
folgenber Söeife funb geworben. £)te allgenteine SftechtS;
regel, baft ben ©engten beS SanbeS, in welchem ein
SSerbrecfjen begangen worben, auch beffen Seftrafung
juftehe, geftatte bem SBtinifterium nicht, bie Ausliefe*
rung jener ©efangenen ju verlangen, es fönne ft<h
nur bafür fcerwenben. @S fydbt barum auch nicht
biefelben reflamirt, wohl aber für fte bringen*
fid) nerwenbet, unb es fei Hoffnung fcorhanben, bafe
bei »eitern ber größte Sfyeil berfelben an SBürttemberg
werbe ausgeliefert werben. £)iefe Hoffnung ift bis jefct
nicht in Erfüllung gegangen, unb wenn fte auch im
bezeichneten SDtafce fid^ üerwirfltcht, fo werben boch unter
jenem größeren Xtyile gerabe bie am meiften Sefdfjwerten
unb ©efährbeten faum begriffen fein.
®afe ein Staat nicht in bie unabhängige Straf5
rechtspflegc beS anbern etnf dornten barf, ift ein um
beftrittener 9te<htSfafc. Aber bamit ift ber toorliegenbe
%aü rechtlich ntd&t erfchöpft. äßenn bie Angehörigen
eines Staates in bem anbern einer gerichtlichen 35e-
hanblung unterworfen werben, welche mit ber Ser-
faffung unb ben ©efefcen beS lefctern felbft, Wie mit
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397
Den allgemeinen 3techtSnormen im äßtberfpruch ftebt,
bann ift ni<$t blofe eine 2$erwenbung , fonbent eine
©infprache, eine gorberung gerechtfertigt, unb ge=
boten, baS Verlangen, ba& jene Singehörige nicht an;
berS als in rechtsgültiger gorm unterfucht unb abgeur-
teilt werben. 3ft es nun mit ber babifdfjen Serfaffung,
mit ben babtfchen ©efefcen unb (Sinrichtungen, gefchweige
mit ben fcon 33aben toerfüubigten ©runbrechten beS beut=
fdfjen SolfeS vereinbar, bafe bie ©trafrechtspftege biefeö
SanbeS einfeitig üon ber Regierung beffelben — ein
wol;l niemals erhörter gall — ber SJUlitärgewalt eines
anbem ©taateS überantwortet ifi? 2>afe bie ©taut);
rechte fortbauern, unb ton SHonat ju SWonat, als
wären es bie gleichgültigen grifter ftredungen, erneuert
werben, nachbem bie ©runbbebingungen jeber ©tanb^
rechtsbeftetlung, Kriegsgefahr, 2lufruhr, fo augenfdfjeiu;
lieh beseitigt ftnb, baf$ ber größere Xtyxl beS einge*
rücften £eereS jurücfgejogeu werben fonnte? ober wäre
3)aS ein 3le<htSgrunb für baS fortleben ber ©tanb=
gerichte, bafe nur mitteffi ihrer diejenigen, bie alle
getroffen werben follen, mit ber £obeSftrafe getroffen
werben fönnen? SSßenn baS württembergifche 9Jlini^
fterium, wie ni<$t ju zweifeln, fich biefe fragen üer*
neint, fo wirb es für fein Siecht unb für feine 2tuf;
gäbe erfennen, neben ber SSerwenbung, fei es auch
ohne beftimmte 2lu$fi<ht auf ®rf olg , e r l a ti g e n b , e t n*
fpred&enb aufjutreten.
®S haftet ©efahr auf bem aSerjuge.
& U."
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(Se ift behauptet korben, bafe biefer 3Irtifel nid^t
tmrhmg*te§ geblieben fei.
Uljlanb an ^rofeffor
Bübingen, 24. 9?ofcemb<r 1849.
©ee^rter £>err!
vSluf $fyxt freunblicf)e ©inlabung pr Styeilna^me
an ber neuen politifcfyen 5J?onatf<$rift fäume \ä) nidf)t,
ju enriebern, bajj icfy niemals miä) aU polüif<$er
S^riftfieHer t>erfud£)t ^abe , bie poetif<$e Sttf faffung aber
für mein ©efüljl nicfyt an ber $eit ift. 3fefct erft in
bie ungetooljmte 33a^n einzutreten, toäre für ntidj um
fo fcfyttrieriger, aU iä) fdjjon in §ranffurt unb feitbem
uodfj me£r bie fyerbe (Srfa^rung gemalt $abe, baf$ i<$,
roie bie Parteien fi$ geftellt, mit meinen Slnfidjten
unb Neigungen fe^r toereinfamt ftebe.
Sld&tung^oa
£. U."
•
Uljlanb an ^rofeffor Mlcnljoff in ftitL
Xübingen, 30. Eecember 1849.
„6ie erhalten ^iebei, toere^rtefter $err ^rofejfor,
meinen freiließ nityt fefyr reiben Apparat jum „2Bolf-
bietrtd)." SDer „'ämbrafer Dtntt" ift Slbfd&rift öon
ber $anb 23ergmann$, ber miä) freunbli<$ bamit be-
f^euft $at; ben baju gehörigen „2BoIfbietri<$," ber
leiber audf? in ber &anbfcf>rift imt)oflftänbig ift, liefe i$
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399
burcfy granj ®olbI;a^n in Süiien abtreiben. £)te 2luS*
jüge au* bei* ungenügeuben granffurter £anbfdmft
tjabe id) felbft gcmad;t. 6S märe ju münfdtjen, ba&
t>on ber.^ageu, ber, nadj bem mit anliegenben blatte,
bebeutenbeS SDlaterial ^aben mufe, 3#nen barmt an
<panb ginge, tnelleid&t fönntc SlJlajjmann, ber ifjm näfyer
ftetyt, bieg vermitteln. 3$ Mrbe fogleidf), als id) burdb
Pfeiffer t)on Syrern SSorfyaben työrte, 3$nen bie 9lb=
f Triften angeboten fyaben, menn idj) nid^t bamals ncd;
unf<§Iüffig gemefen märe, meldte meiner angefangenen
Arbeiten idj na<§ langer 2lbmefen£eit t>on §aufe gu*
näd^ft mieber aufnehmen foHe. 3u «nem Stfceil ber*
felben mären mir bie Soflectaneen für „2Bolfbietri<^"
unentbehrlich gemefen. Seitbem ^abe id; mieber $u ben
Sßolfsliebern gegriffen, unb S^re 3xtfd^rift fommt jefct
meinen eigenen ©ebanfen ermünfcfyt entgegen. „SOBolfs
bietri$" mar f$on in früher 3*ü wein Siebling; t>or
me^r benn bierjig Sauren, als ©tubent, liefe id; in
Secfenborfs 3JtufenalmanadE> einige Uebertragungcn ba^
raus, na<$ bem #elbenbudf)e von 1509, abbrncfen, unb
fpäterfyin, als UntoerfitätSleljrer , fud^te idf) i^n menig^
ftenS im Äreife meiner 3u&örer jur fcerbienteu Slnerfem
nung ju bringen. (§S mu& Don jufäHigen Umftänben
herrühren, bafc felbft SS. ©rimm in ber $elbenfage
unb 3[acob ©rimm in ber 3Jtytyologie i&m nid&t metyr
23ea$tung gefc^enft haben. 9la<$ meiner 9lnfi$t gel;ört
er in mtytfyifdjjer unb jumal auä) in etl;ifctyer Skjiefyung
ju bem Äoftbarften , maS uns f)oty l;erab aus bem beut=
fd&en äßtertfyum überliefert ift. Um fo me^r bin ict>
■
Di
400
jeftt erfreut, bie enbltdje Verausgabe in ben beften
Rauben ju tmffeu.
%üx ba3 gütig überf$i<fte Programm bin iö) noä)
meinen beglichen 2)anf fdjulbig ; möchte balt> bie §ort=
fefcung biefer frönen 2lb&anblung ju £agc treten.
• 2>ie 3*n:ücffenbung ber beifolgenben 9)?itt^eilungeu
fann bi£ gegen ben Sommer I;in anfielen, unb roenn
id> i^rer au<$ bann m$t bebürfen feilte, nodj weiter--
bin, benn id) Mnfd^te Q^nen ju erfparen, bafe Sie
nicht erft Slbfcfjrtften bafcon nehmen ju laffen brausten,
fonbern bie meinigen unmittelbar gut Bereinigung beö
£eyte£ benüfcen fönnten.
SDttt aufrichtiger £o$ad)tung
3^r ergebender
2. U."
Uljlanb an ^rofeffor £a#lcr tu Ulm.
Bübingen, 31. ftecember 1849.
„Sie ^aben mid; fefcr erfreut, t>erc^rtefter $reuub,
inbem Sie meiner literarifc^en Slnliegen fo treulidj ge=
benfen. Sämmtlidje fiieber nä^er fennen ju lernen,
n)irb mir t>on Sntereffe fein unb nityt miuber bie
Skefenmaier't^e £anbf$rift, bie ity in ben Slbgrunb
ber SBteufebad^fdjen Sammlungen üerfunfen glaubte
unb nun ju meiner 83efriebigung in öftrem S3efi|e meife.
SBoHen Sie mir alT biefe gütig jufommen laffen, fo
ge^t meine Ungenügfamfeit uod? weiter, tt>eun id> ©iß
bitte, ein Sieb auf .yerjog Ulrich, t>ou bem Sie mir
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401
jagten, im gatt eg ftd; aud) lieber vorgefuuben fyat,
gletdjmäfcig beijulegeu. 9ftand;e3, ft>a£ fid) mir nidjt
in bie Steberfammlung felbft eignet, }u ber id) übrigens
9tad>träge ju geben benfe, fann mir für bie Stb^anb-
hing über bie altern beutfd;en SSoIMieber nüfctid) fein,
an ber iä) je|t arbeite, ßben biefe Sef^äftigung mufc
miö) anä) entfcfyulbigen, bafr id> 3fyre früheren 5Ulit-
t^eilungen nod; in £änben fyabe; i<$ werbe fie aber
nunmehr erlebigen unb mit ben nen ju f>offenben \oo\)l
bema^rt jurüdliefenu
eine Arbeit biefer Ritten 2lrt fefet fu$ freiließ bem
Vorwurf au£, bafe fie in ber jefcigen Sage be3 SSater-
lanbeS ni$t an ber $eit fei. 3d) betraute fie aber ■
nidjt lebiglicfy als eine SluStoanberung in bie S3ergangen= •
fyeit, efyer als ein rec^te^ eintoanbem in bie tiefere
9?atur be£ beutfdjen SSolC SlebenS, an beffeu ©efunbljeit
man irre derben mufc, toenn man einjig bie ©rf^ei-
mmgen be3 StageS fcor Slugen tyat, unb beffen ebleren , .
reineren ©eift gef<$i$tlid) ^erjufteHen um fo weniger
unnü§ fein mag, je trüber unb verworrener bie ©egen=
toart ft$ anläfet.
5Die ©efangenen in 2lug3burg finb nun bod; nod)
ju 2Beityna<$ien frei geworben. 3$ verteilte bort nur
einen falben £ag, ba $erberger berreiSt toar. JJtt
•Jtörbtingen, toonadj @ie. fragen, fanb id) auf ber ©tabt*
ober ©^mnafial-Sibliot^ef nur einige ältere SDruäe von
gif^art 2C. dagegen tourbe mir von ber fürftlid)
2Ballerfteinif<$en in ber 5Ra<parf<$aft gefprodjen, bie
id> vielleicht aufs grütyja^r befugen toerbe.
U&lanb« ßeben. 26
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402
9Run, teurer greunb, nodf) meine beften 2Bünfd)e
jum angefyenben Raffte; möge e3 3ftre ©cfunb^cit völlig
tyerfteHen unb in Unteren 2Iu£btidfen für ba3 SSater-
lanb and) bem 33aterlanb3freunbe froheren 3)htt^ bringen.
£)er 3ftrige
8. U."
Itylanb an ^rofeffor 8Rorty $aiH>t in Setyjij.
Sübinflen, 10. gebruar 1850.
„Sie §aben burd& gütiges Slner bieten, mir bie
toieber aufgetauten SteberbüdEjer juge^en ju laffeu,
mid) freubig überrafd^t. 3Jieine Steife nad) ©ad^fen im
%df)t 1843, auf ber iä) toon Stynen fo gaftfreunblt($
aufgenommen mar, fyatte befonberä audf) ben ßtuecf,
jenen £ieberbü$ern nadfouforfd&en. 2BaS bamals nid)t
gelang, f oH jefct in gelegenfter fteit in Erfüllung gefjen.
9ßa<$bem idfj fünfje^n SKonate üon £au3 unb toon ben
©tubien entfernt toar, unb bei ber SRüdffe^r fo rnam
derlei ju orbnen fcorgefunben ^atte, bin idfj enbltd?,
toenn e3 auä) nad;f$ttringt, baju gelangt, mir bie fcor=
bereiteten, angefangenen, tyalbau£gefü§rten Arbeiten
toieber anjufe^en, unb ic§ tyabe nun junäd^ft lieber ju
ben SBoIfeltcbcm gegriffen. @3 fott ein Sanb ber 21b;
fyanblung jum ®rudfe jugerüftet werben, unb iä) badete
jugleid) barauf, einen 9ia$trag jur Sieberfammlung
aus bem fyäter ©eioonnenen unb uo<$ ju ©rreidfjenben
beijugeben. 6te fetyen hieraus, ttrie boppelt erfreulich
mir eben jefct bie anerbotene SDlitt^eitung fommen toirb.
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I
403
3<J) toerbe biefelbe mit a^tfamer Sorge benü$en unb
jurürfbeförbern.
SDiöge bo<$ über bem SDieufebac^en 9}a<$lafe ein
günftiger Stern malten, bamit nidbt eine (Sammlung
in'S (SIenb ge$e, ober fläglicty jerjlreut toerbe, bie fo
xtä)t bem eigenften Seben beS beutfdjen 33olfeS ange=
Ijört unb, einmal fcerfcfyleubert, ttic^t me^r 511 er=
fejjen toäre.
Pehmen Sie meinen befien ®anf für bie fä)öne
©rläuterung pm ^arctoal, bie jule|t an ben 33erg
anfnüpft, ber eben in ber SHorgenfonne fcor mir liegt.
$n treuer Ergebenheit
3*t
8. tl."
Uljlanb an töcflttantoalt in fünfter.
Xübingen, 21. SRärj 1850.
„£o<$geehrter §err!
SDie üere^rli^e 3uf$rift toom U./19. b. 9JI., toorin
Sie als aSert^eibiger beS £errn DberappetIationSgerid)tS-
S)irectorS £emme mi$ jutn 3cu9ni& über beffen 93er=
galten in ben. ßlubüerfammlungen ju granffurt unb
Stuttgart aufforbem, fäume iä) nityt, mit golgenbem
ju beantworten:
SBä^renb ber ganzen Stauer beS Parlaments in
granffurt toar id; niemals SUlitglieb eines ßlubs. @in=
jelnen ßlubfcerfammlungen , aber au<$ biefc nid)t l;äufig,
habe i<f> angewöhnt, namentlich in folgen gäHen , voo
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404
über bebeutenbere fragen, toel^e ber -Kattonafoerfamm;
lung jur @ntf$eibung vorlagen, bie üerfd&iebenen §rac^
tionen berSinfen, ober auä) beS linf en (SentrumS , ju
einer Sorberatifjung jufammentraten. 1
2lu$ an ben fcorberatyenben ^ufatnmenfünften in
Stuttgart l;abe icfy, in gotge meiner Politiken Stellung ju
ber DJleljrfyeit beä bafyin übergefiebelten Parlamentes, mir
wenig Ztyil genommen, SnSbefonbere aber fann i$ mify
burdfjauS ni$t erinnern, bafe in irgenb einer berartigen
Sßerfammlung, foweit id£) gegenwärtig fear, $err £emme
als Sprecher aufgetreten wäre. Weifc nic$t einmal
mit 33eftimmtl;eit, Welkem ßlub er ft$ angef<$loffen.
Unter btefen Umftänben vermag iä) über einen
Vofititoen 3nl;alt beffen, wa£ §err £emme in Slub^
üerfammlungen su granffurt ober Stuttgart geäußert,
Iebiglicfy nt<$t3 au^äufagen. 2)a£ aber fann ify mit
beftem ©ewiffen bezeugen, bafc iü) in ben fcon mir be-
fugten Skrfammlungen ober Sorberat^ungen niemall
ein 2Bort üernommen tyabe, wobur$ £err £emme }um
SSerlaffen beä gefe^lid^en 23obenS ober jur Slufregung
be3 SSolfeS geraden fyätte.
©ine Steuerung biefer Slrt, beren übrigens £emme
gar nid&t befd^ulbigt ju fein fd^eint, würbe ft$ meinem
©ebädfjtnifs um fo gewiffer eingeprägt Ijaben, als bie
®rfd;einung beS vielgeprüften SBlanneS vielmehr ben
entgegengefefcten ©inbrud, ben ©inbruä einet milben
unb ernften $erfönli<$feit auf midf) gemalt bat.
9Jtit oorjügtid&er #o$a<$tung
Dr. 8. Urlaub."
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406
ähnliche Anfragen unb Anforberungen ttrie bic
in bem legten 93riefe beantworteten, fd^mälerten bic
3eit, bie Ufylanb naä) ber langen Unterbrechung fo
gerne ungeteilt feiner Arbeit äugetoenbet hätte. Eine
I^ibtge Einberufung jum ©taatSgericfytShof/ in weldfjen
er int ^af)x 1848 toon ber jtoeiten Äammer gemäht
roorben War, hatte im ^uli 1850 ftatt. $err Säiblio-
t^efar Dr. Älüpfel berietet barüber golgenbeS:
„3)er bamalige probiforifche SBorftanb be£ 3Jlini^
„fteriumä ber auswärtigen Angelegenheiten, greiherr
„t)on JBädfjter, fpäter Sufiijminifter, mar wegen be3
„Seitritts jum fogenannten Interim, b. \). ber interimi*
„ftifdjen SunbfcScentralcommiffion, meldte 1849 burd;
„Oeftrei<$ unb ^reufeen eingelegt würbe, unb wegen
„ber 2^eilnafyme am fogenannten 9J!ünd?ner 2)reifönigg;
„bunb in Anflageftanb tterfefct tporben, weil er biefe
„Politiken Stete ni$t, wie ber 33erfaffung gemäfe ^ättc
„gelegen fotlen, ben ©iänben vorgelegt hatte. UI;Ianb
„mu&te nicht nur feineu Sifc im ©taatjggerid^t^Df ein*
„nehmen, fonbern Würbe auch jum Korreferenten be=
„fteHt. Er unterjog fidfj biefer fchwierigen unb unter
„bamaligen Serhältniffen, Wo ba3 fragliche Süubnifc
„bereite feine practifche Sebeutung mehr ^atte, unbanf=
„baren Arbeit mit ber gewohnten Sorgfalt unb ©Hinte •
„lieh feit unb tierfafete einen ausführlichen Bericht. Sein
„SBotum ging bahin, bafe allerbingS eine 33erfaffuug§*
„üerlefcung Porliege, währenb ber anbere Referent auf
„Abmeifung ber Älage unb greifpredhung be$ Angeflag^
„ten antrug. Severe« SSotum erhielt bie 2Jiajorität."
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406
Sie näcbftfolgenbcn ©riefe fdbrieb Urlaub tüä^renb
biejev 9lrbett oon' Stuttgart au£ an feine §rau.
Stuttgart, 22. 3ult 1850.
„Siebfte!
teilte Hoffnung, bafc ber vierte 3}eri$t über
baS gerichtliche SSerf a^ren , mit bem ich je|t befd&äfttgt
bin, meine le&te f<$riftli$e Slrbeit in biefer tt)iber=
fälligen Sache fein toerbe, ift leiber nicht in Erfüllung
gegangen. füllen auch für bie Hauptfragen bie
gleiten Referenten bleiben. Sa bie Parteien 5Heüifion
ergreifen fönnten, für toeldfjen gall bann beim näm-
lichen ©erichtshof neue Referenten befteüt derben müfeten ,
fo foHen nicht trier SRttglieber fd&on jum Boraus af
genügt »erben.
3lm greitag hatte i<h ttrieber ben ganjen £ag ju
arbeiten, unb am Samftag toax Sifcung fcon neun bis
halb jtoei Uhr. Run ift man fo toeit, bafe geftern bie
Stnffagefdjjrift bem Seftagten mitgeteilt unb ihm ju
feiner vorläufigen SSetne^mlaffung eine grift t>on acht
klagen gegeben tourbe. 3Ran ^ört, bafe ihm fehr an
balbiger ©rlebtgung gelegen fei unb er fich bef#alb fo
fd^leunig erf lären bürfte , bafc man übermorgen vielleicht
toieber ©ifcung galten fönnte. Sann wäre aber ein
fernerer Dermin ettoa auch von acht Sagen für bie
öffentliche 33erhanblung anjuberaumen, hierauf vom
Referenten ber §auptberi<ht aufarbeiten unb mir jum
Korreferat }u geben, fofort vom ©eri<$t$$of über S^ulb
unb Strafe ju beraten unb ju befchlie&en, enblich eine
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407
abermalige öffentliche ©ifcung 5U 33erfüubuug be£ Ur-
theilä ju üeranftalten. 2Birb nun, tote ju fyoffen, aud;
nicht noch Starifiott »erlangt, fo gebt boch immer noch
<?ine mühfelige 3eit W* P metner (Srlöfung vorüber.
2öilhelm3 2lnfunft hat mich geftern ^erjtid^ erfreut.
3$ mar bei SReeffS über Wittag unb ging bann 2lbenb$
mit ihm nach ©aiäburg. ©ein 2tu3fehen ift gut, unb
ich hoffe, ba& ihm biefe SebeuSerfahrung 1 nicht uuju-
träglich fein merbe.
•Steine Ueberfteblung in ben ©rofcfürften führte ich
gleich na$ deiner 2lbreife aus. %ä) fann fax im
£>aufe mohl aufrieben fein; heute mar SBilhelm bei
mir ju ©afte, er fann fagen, ob e$ ihm mohl ge=
fdjjmecft höt.
£eute Stöenb motten mir jufammen auf ber ©ifen-
bahn nach Untertürfheim fahren, ©olche Slbenbausflüge
in'« 9iecfarthal, biefen 2Jtorgen audfj ein 9tedfarbab,
finb meine ßrholung. SDtorgen foH ich bei JHofer mit
feinen Äinbern ju Slbenb effen.
S)a3 Rädchen mit SBäfche ift richtig angelangt.
%üx bie öffentliche ©ifcung merbe ich bie feibene Sßefte
nöthig fyaben, boch feineämegS, mie unfer Sßräftbent an;
beutete, eine metfee $al$binbe.
9iun fei beftenS gegrüßt, grii&e &ubmig, SDlaper
unb bie ©einigen.
3fl fcon SDiappeä leine Nachricht gefommen?
3nmg 2)etn
2."
1 Sie militäriföe $ienftteiftun0.
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408
Stuttgart, 15. "üiuguft.
„ftebfte ßmma!
SWappeS unb feine Äinber finb fe^r üergnügt mit
tyrem Stübinger Slufent^alt tyier angefommen unb e*
fyaben mir geftern -Nachmittag alle jufammen einen
33efu<f) gemalt, ©päter ^atte ein 2lbenbeffen bei 9)iai>
quart für ben granf furter greunb ftatt ; e3 waren afyt
©ebecfc; außer mir: Sftömer, ©ternenfelS, §rifdf>, 3Jtur^
fd^et, Äreufer unb SDuüernoty.
3113 id) am SDtontag t>on meinem Sluäftug }U
ßud) trieber anfam, war no<$ nidjtS für mid) üor=
Rauben. $)odj brauste i<$ nid&t ärgerlich ju werben,
benn al0 icfy mid^ gegen irier U^r eben juni JEaufc
fdjmaufe feftlid^ anfteiben wollte, famen jefyn Sogen
3leferat, bie iä) fcor Slttem burd^ulefen für nöt^ig faub
unb bef#alb erft um fe$3 U^r uo<$ jum 5Rad^tifc^e
bei gerbtnanbä eintraf. @3 war bort, beä (S^ampaguerg
uneradjtet, fein großer Särm, bodjj freute midfi, bie
©efdjwifter ju fel;en; bie ©etaufte Reifet Sfana.
3>a ba$ ©tü<f Sief erat, wel<$e£ idf) big jefet er=
galten I;abe, fi$ nodf) nid^t über baSjenige erftrerft,
was id) für bie £auptfa$e ^alte, fo wirb no<$ ein
[tarier 9?a<$f<$ub fommen, unb e8 tüirb bal)er, wenn
ici) gleidE) jefct fd&on arbeite, toor ®nbe näd^fter 2ßo$e
Don einer ©ifcung nid^t bie SRebe fein fönneu, fo baß
alfo biefe unerträglid^e ©ef<$idjjte Wo^l nid^t t>or Anfang
©eptemberä ju Gnbe ge^t.
3)ie ©ebicfyte be3 $errn in .gotjentyeim werben,
ein jufammengelegteö ^apiertyeft, wafyrf<$emli<$ auf bem
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409
fiommift)$eu in meinem 9lrbeit£jimmer unter 2)üc^ern
unb 33roc()üren liegen. 3$ fyattc bie atbficfyt, fie ifjm
fc^on t)or meiner 2lbreife ju fänden; aber gel;e£t, wie
\ö) bin, üergafc id) e3, unb Du wirft mir einen ©e-
fallen tfyuu, wenn Du fie, toieüei^t mit ein paar
Sorten sou Dir ober einem ber jungen Seute, ba&
icty fd&ou lange toon £aufe abwefenb fei, tym jugel;en
läfeft ; bie SBelt wirb ben Drud berfelben ermatten
fönuen.
3?on Ǥerjen
»ein 8."
otuttgart, 21. SCuguft 1850.
„ßiebfte Emma!
Du tuirft mir aHerbingS einen ©efatten tyun,
wenn Du nadj Pfullingen f<$reibft, wie Du nadj Deinem
legten 33rtef im Sinne tyatteft. SBenn toon $leä)t&
confulent SCraub iujwifdj)en nidfjt bie 9te<$nungen ge^
fommen finb, fo wirft Du wofyl aud() gegen bie Zljeu
lungSbe^örbe ermähnen, bafc fold&e ^afftoa nodj? oon
bort 5u erwarten finb.
Sfe^t arbeite t<$ anl;alteub au meinem (Sorreferat;
ba übrigens baS Sief erat, üon bem icfy fec^^je^n Sogen
iu^änben l)abe, uod; uicfyt gan3 abgefetyloffen ift, cb=
gleich nur äScuige* nodjj fehlen wirb, unb ba über=
fjaupt bie 6acfye bod; weitläufiger ift, al£ mau meinen
möchte, fo Werbe i<$ nodfj biefc Sßodje unb einen X\)eil
ber näd^ften fcollauf ju tljmn ^aben. Der Vortrag ber
Referate wirb taum in einer Sifcung beenbigt werben
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410
fönueu, bann bie 33eratf;ung, bie bod; aud) auSfüfr*
lieber toerben wirb, enblicfy noef eine £agfaf;rt gur
Serfüubiguug be3 Erfeuntniffe3, ba£ gibt toof l noä) totere
jel;n Sage ber SCrübfal.
Süchte e$ nun mit ber SReife naty ^ebelfingen ein,
ttrie $Du e8 am beften finbeft; efer etft>a3 mefr Suft
roerbe i<§ f;aben, toenn einmal bie fd)riftlid?e 2lrbeit
abgeftofcen ift ; bie Sifcungen werben mir bann, ba iä)
lange genug vorbereitet bin, weniger ju Raffen machen.
3)afc mief Sßrofcffor £iebred)t verfehlt fat, tfut
mir leib, ba er ein in meinen gädjeru funbiger unb
tätiger 2ftann ift. ©rüge unfere Seute unb freue 2)id),
meft 3JlitgIieb be£ Staat3gerid()t3fof3 ju fein tone
S)ein muffeliger
S.
8m Sonntag, Wittags jtoftif Ufr, toar Slbolf
9teeff3 Trauung in ber §ofpitalfird;c ; iä) toar mit
gerbinanb unb SBeigelin auf ber ©mporfir^e unb faf
in lebenbiger Erinnerung auf bie Stufen I;erab, auf
benen eüift aud; toir fnieten."
SRad; 23eenbigung ber Iäftigen Slrbeit am Staate
geridjtäfof, ber legten politifdfen üou Uflanb, machte
er eine für je Sdfnueijerretfe an ben aiiertoalbftäDtei-
See unb auf ben ©ottljarb.
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X.
£ttlUeben in Bübingen, tiruuklieit trab Job.
1851 — 1862.
Urlaub an ^rofcffor 3Rori$ $anpt in Seipjifl.
Bübingen, 7. Dctober 1850.
„Verehrt efter greuub!
£)em 3)anfe für bie toerth&ofle 9Jltttheilung Der
Sieberbücher \)aV ich jefct bei 3urücffenbung berfelben
ben weiteren beizufügen, bafc Sie mir bamit fo feljr
lange ©ebulb tragen ipoüten. 3$ ^attc xoofy ben
beften SSorfafc, alles auf bie beftimmte %t\t ju erlebigeti,
aber bic Abhaltungen, bie bajmifd^en traten, toaren
mannigfach- 3toei Sommermonate mußte ich als MiU
glteb untere^ ©taat^geric^tö^ofs in Stuttgart 2)ienfte
leifteu. Angenehmer toar bie Unterbrechung, bie fidj
fd^on früher babur<$ ergab, baß ber literarifche SSeretn,
beffen Settuug burch Äefler unb £>oHanb jefct üon bier
ausgeht, im Saufe biefeS Jahres mehrere £anbfchrifteu
üon $etbelberg, 2Bolfenbüttel ?c. mitgeteilt erhielt,
roeld^e neben bem , toaS fie für bie 3toe<f e bea Vereins
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felbft batboten, and) für meine Stubien im ©ebiete ber
SolfSpoefic 9)taud)e3 abtoarfeu, toä^renb mir für ge^
legentlidje Senüfcung berfelben nur genau bemeffene
Seit übrig blieb. ®3 ift 3#nen t>ieHei<^t ni$t unlieb,
)U böten, bafe bem SSerein neuerlich audj eine 2tbf<$rift
be£ 2luffefefd^en £erjog ©ruft jugefommen ift, beffen
$erf>ältnife p bem SBiener £eyte, t>on bem iä) fcor toter
Qa^ren einige StuSjüge gemalt, jefct erft imterfu<$t
merben mufe.
ailitten in ber Sdjtoüle biefer jerrütteten 3eit
laffen eS bod) jene Srunnen aus ber £iefe beS beutfd&en
SßefenS niemals gänjlid^ an Sabfal unb (Srfrif($ung
fehlen. üffiäfyrenb be£ fiürmif<$ belegten Sebent in
granffurt Ijabe iä) mir, oft in ber ftiHen 5Rac^t, o&ne
33üd;er unb nur aus ber Erinnerung an bie ^eimatfc
liefen SDinge, eine Slrt f<f>tt>äbifd)er 3Jtytyologie ju-
gebitbet, an ber fidj mir manchmal ber ©eift erholt
bat, toenn id; fie audj niemals fdjriftli<§ ausführen
follte.
6ie, üere^rtefter greunb, £aben ju ber ^eillofigfeit
ber allgemeinen 3uftänbe no$ befonbere, perfönlü^e
S)rangfal erleiben müffen. ÜKögen fi$ 3t;nen fciebei
bie idjönen Arbeiten, bereu SSoKenbung xoxx begierig
entgegenfe^en, als ermutfyigenber Sln^alt beraäfyrt, bor
allem aber $&re angegriffene ©efunb^eit ni<f)t weitere
Störung erfahren fyaben.
3Rit l;erjlid)em ©rufe
3#t aufrichtig ergebener
2. XL"
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413
lieber baä tmierltd^e Staffen an einer f$n>äbifd)en
9Jtytl)oIogie , üon tt>eld;er Ufylanb in bem legten Briefe
fdjreibt, fyat er auf einem ©pajiergang in granffurt
feiner grau folgenbeS mitgeteilt: „@£ ift eigen, mir
fdf>toebt jefct, too i<$ bo$ mit ganj Stnberem befd^äftigt
bin, oft in ber füllen 9ta$t eine 3Jtytfyengefcf)i$te t>on
Bä)toaien üor. 63 tuirb mir o^ne alle SSü^er mandjjeS
flar unb beutlicfy, unb toann iä) lieber na$ £>aufe
fomme, tiriH iä) e£ augarbeiten. S)en legten Sßinter
babe i<$ mi<$ t>iel mit fränfifd^en 9Jtytf)en unb Sagen
befdfjäftigt, unb nun iä) fcon §aufe tueg bin, ift e3 alä
ob Stäben mir beutlidfjer geworben toäre. $on ben
Suetien unb Sitemannen jie^t fi$ mir ein gaben burd)
bie £elbenfage unb baS Mittelalter, $auptfädj?lid(> im
©d^tparjlüalb unb bi£ jum Sobenfee finbe iä) SSieleö,
tra§ mir Sidjjt fcerfdf?afft. 9lu<$ bie ©rafen üon %fc
bingen gehören mir in biefeä ©ebiet. 3<$ badete barau,
in Vorträgen an bie ©tubenten ba3 nieberjulegen , toa$
iä) niäjt mel;r bruden laffen fann; icfj füfyle nun aber,
x>afe traun idfj lieber fyeimfomme, i<$ ettoaS f<$affeu
unb ausführen mufc ; ftubiren unb vorbereiten wäre mir
nacfy bem ^iefigen treiben ni<$t möglt$. SSor bem
ßinfdfjlafen, beim Ertragen ober beim Saben fommen
mir bie ©ebanfen su, i<$ arbeite im ©eifte fort ofyne
öülfSmittel, trietteityt ift mantyeS barunter irrig, unb
bo<$ meine td), eä fei mir mantytä Mar getoorben." —
3u biefem ©djaffen tourbe i$m aber burdb bie
uot&toeubigen Arbeiten, bie er ju §aufe traf, bur<§
mannigfache politifdbe Anfragen unb burd; bie Sin=
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berufung jum Staat£gerid)t£f)or nur toenig ruhige 3«t
vergönnt.
Sm October biefeS Satyrs fam Urlaubs meljähriger
greunb 6$mab (ber, uadjbem er ©omartngen üerlaffen,
als £)e!au naä) Stuttgart jurüefgefe^rt unb fpäter jum
5J?itglieb be$ ©tubienrathS unb jum ßonfiftorialrath
ernannt ttmrbe), auf Sefud? ju feinen Äiubern nach
Bübingen ; feine ältejlc £od)ter tt>ar an ben Sibliothef ar
Dr. Älüpfel bafelbft öerheirathet. %lcä) einmal hatte
U^lanb bie greube, ben Umgang beä greunbeä ju
genießen unb ihn in feinem £aufe einen Sbenb zubringen
)tt fe^en. @3 toax ba3 lefcte trauli<he Seifammenfein
ber greunbe, benn fchon am 4. ÜJtotoember ttwrbe ©chtoab
erf^ütternb fdjnell Dom £obe hingerafft unb Urlaub
fonnte am 6. 9lofcember nur noch bie $üffe be£ lang-
jährigen greunbeS gum ©rabe geleiten.
$1183119 am einem ©riefe Dr. Wlappttf Hon gronlfitrt
an Ufjlanb.
grmtffurt, 8. 2)ecember 1850.
„©ehr fterther greunb!
©0 oft feit unferem Sefudje &on Bübingen ge;
fprochen ttrirb, unb ba8 geflieht oft, mifdjt fich in bie
greube ein ©efü^I ber Sef^ämung über meine SSer-
fyätung. bin lange nicht toon einem Orte mit fo
fehlerem £erjen weggegangen, als biefe89Mt)on£übin:
gen. 3<h fafe lange ftiH im SBagen unb erft bei Seben-
Raufen fonnte id> ein ©efprädE) beginnen. Die Äinber
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fagten |it mir: $tr I;at ber 2l6fd^ieb toon Bübingen auch
red)t leib getrau , aber and) roir waren red)t gerne bort.
S)aß iä) auf ber überhaupt frönen, unvergeßlichen
Xour naä) Sidjtenftetn ©d)toab in Weiterer 2eben£frifd)c
angetroffen unb mit ifym noä) fyerjli<$ Derart fjabe,
ift mir nun üon großem SOBcrt^e ; im g^Iofetyofe, ^
tüix bort alle frof) beifammen faßen, erjäl;lte er mir
nod) feinen früheren Unfall unb tt>ie er auf eine tann
enbigenbe 2Bieberl)olung gefaßt fei. %n juüerft^tli^er
Entgegnung fließ iä) nocfy mit ifym au auf tedjt langet
3ufammenleben unb öftere^ SSHeberfefyen. Um fo er*
fd)ütternber tüar mir bie balbigeßrfüBung feiner SSorau^
fagung. 3mmer Heiner wirb ber ÄreiS ber geitgenofjen
unb Sugenbfreunbe. 3<$ l)abe Urlaub im ©etfte mit
ju feiner £ei<$e begleitet.
Qnbem iä) ben ©rief überlefe, finbe iä) i^n fonber=
bar abgefaßt, ©r ift balb an @ine£, balb an 23etbe
jugleic^ gerietet, überfielt man aber biefe orbnuug$=
tuibrige gorm, nun fo ift er ganj richtig feinem SBefen
na$, toeil mir 33eibe ftetS untrennbar &orfd)toeben, id?
babe bann feines üom anbern grüßen ju laffen unb
nur bie fyer jlicfyften , banfbarften ©ruße ber Ätnber an
2IHe au3juri<$ten. %ä) toünfdje @udj einen Dorn ^nnern
au§ glüdlidjen SBinter, unb baß ber ©törenfrieb ton
äußen 6ud> unb uns 2IHe mögli^ft fcerf^onen möge;
wann ber ©ommer bie 9leifeluft toedt, fo liegt granf=
furt an ber ©tappenfiraße unb mein £au£ jur längereu
Staft. 3)en werben ^flegefö^nen freunbli^en ©ruß.
3Jtappe3."
Diaitize
41G
ÜKit ber ©ienftteiftuug beim 6taategerid)tal;of
loav llfylanbg f>olitifd;e St^itigfeit beenbigt nnb er bätte
nun ganj ber SSoHenbung fetner angefangenen
Arbeiten toibmen fönnen, trenn nicfyt immer in ftei-
genbem 9ftafcc Stnforberungen nnb ©efud)e an il;n ge=
fommen mären, l;anbf$riftlid;e ©ebi<$te unb 2)rameu
jn lefen unb ju beurteilen, wohl aud) 3?orreben baju
ju treiben, Verleger unb Eubfcribenten 51t ermitteln.
2lud) folltc er fageu, ob ber 3Serfaffer fi$ uiebt beffer
ber $oefie au äfcbliefcenb hnbmen follte. SSiele Stutiben
giengen ifym bamit verloren, er fmite ni$t bie ©abe,
fcfyneU ju lefen unb mit einigen SBorten eine 6ad;e
ab jufertigen, toat axiä) }U genriffenbaft, einen oberfläd;-
Ud)en 2Iu3ipni<$ ju ttyun. @r Hagte oft, bafe tym ber
Äopf fdjtoinble ttor lauter Sefen. Sßann er t>on einer
SReife, bie er für bie eigenen arbeiten unternommen,
jurüeffam unb fidfj freute, nun au bie SluSarbeitung ju
gel;en, fo fanb er meiftenä eine änja^l neu emgelau*
fener äRanufcripte in feinem Börner, oft aud) f$on
triebet 5)Jafynf<$reiben ber SSerfaffer toegen einer 2lnt-
frort. Seber ©injelne ba<$te nur an fid) unb fein Sßerf,
nid;t baran, baft Urlaub audj arbeiten froHe unb 2In=
bere bie gleiten Slnfprüdje an ifyn madjten. 2>em @inen
follte U^lanb ein SDrama anbringen, jum Stroft, toeil
ifym ein Äinb geftorben; ein §err tourbe in feinen
alten Sagen nod) jum SDi^ter, toeil er feine grau
verloren, er fcfytäte ein $oljfift$en tootl faft unent-
zifferbarer ©ebid^te mit ber eigenen Semerfuug: er follte
freiließ Urlaubs alten Slugen nid;t jumutl;eu, feine
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417
unbeutlidje ganbfd&rift ju lefen , allein — er fdjicfe fie
bo$. 2)iefem Serlangen fonnte er aber bei all feinem
guten SBitten ni$t entfpred^en. Son einem jungen
Ulann fam ein #eft Iprtfd&er ©ebid&te mit bem natoen
33eifafc : er tyabe jWanjig bat)on na<$etnanber im 33ette
gemalt, fo lange er gef$Wi|t tyabe; er brause fid^
gar ni$t ju befinnen, bie ©ebanlen fliegen tym nur
fo ju; tt)ie werbe es erft fein, wenn er wieber gefunb
fei? Utylanb foH tym fagen: ob er ft<$ nid&t lieber
ganj ber $oefte wibmen fotte? @ar fcielen biefer Sen-
kungen mar ber 33erS au* U^lanbS @ebi$t: greie
Äunft „Singe wem ©efang gegeben/' als SRotto t>or^
gefegt, fo bafj er einft im ttnmuty ausrief: 3$ l)abe
aber gefagt: „2Bem ©efang gegeben."
S)aS eigen^änbige Slbfd&reibcn alter Sieber in feine
SolfSlieberfatftmlung, fo wie bie (Sjcerpte aus alten
£anbf Triften, bie tym geliehen waren, unb bie er aus
©orgfalt für biefelben unb Wegen ber f<$wierigen Stecht*
f Reibung , feiner fremben , weniger f unbigen #anb an=
vertrauen wollte, na^m anty mel 3^it in 3lnfpru<$.
Uljlanb an £errn 9arl (Säbele in fmnnober.
Xü&mgen, 28. 9tobember 1851.
„93ere£rter #err!
5DaS Äijid&en mit Styrer frönen Sammlung alter
Sieberbrude, bem 3for freunblid&eS ©^reiben t>om 12. b.
vorausgegangen War, ift efcegeftern fcier angelangt, ©ie
Ijaben mi<$ bamit fe$r erfreut unb f<$on ein rafd&er
Uilanb« 2tben. 27
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SDurdfjblirf ^at fi<$ für meine Sieberftubten ergiebig unb
anregenb erttnefen. Qnbem ic§ nid^t fäume, Sie über
bie glüdltd&e %a\)xt biefer feltenen Slätter ju beruhigen,
fage* td^ für bie 3Kitt£eilung aus ber gerne meinen
üerbmbticfyen S)anf. 9tur baS mufc td; bebauern, bat
6ie ni<$t mir bie Äoften einer fo ertt>ünf<$ten ^nfenbnng
übcrlaffen wollten. SBenn iti) biefelben too^lbefyalten in
3>I)re $änbe jurüdgegeben tjaben toerbe , bann ergreife
i<$ au<§ 3^r gütiges erbieten, mir bie mfyatoeid&en
3Kappen 3^rer ab[df)riftlid;en Sammlungen jur Senüfcung
gusufteHen. %ö) gefye felbft in trofilofen Reiten gerne
in ben grünen SBalb.
(Sben ber heutige SJJorgen bringt unß Äunben aus
^anno&er, bie ni$t fo fiterer unb ^armlofer SRatur
ftnb, als foaS mir ber ttorgeftrige üon bort^er gebraut ^at
3$r ad&tungSfcott ergebener
2. 11."
Sari ©öbefc an Udlanb,
$annoöer, 16. Sccember 1851.
„3Sere&rtefter £err!
S)aufbar für bie rafd^e SMbung beS richtigen
(SmpfangeS meiner Keinen Sieberbibliot^ef bitte iä) 6ie,
fi<§ mit ber Senufcung in feiner SBeife ju übereilen.
3d) toerbe fobatb feine SSeranlaffung ^aben, nad& ben
blättern ju greifen unb tuetfe fie bei S^nen fo gut
aufgehoben toie bei mir felbft.
3)ie anliegenbe fleine 6<$rift über Jteinfrit, bie.
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n>egen ber Berührung mit bem SHebe Dom ebeln
rittger ju 3£ren ©tubien gehört, empfehle ic§ öftrer
9latyiä)t unb ©ebulb. 2Iu« ber Inhaltsangabe be«
©ebic^t«, bie idfj für ben l;ieftgen ^tfiorifd^cn SSerein
übernommen ^atte, ift im Arbeiten felbft etma« mehr
geworben, aber etroa« Unfertige« unb Ungenügenbe«.
SOS. ©rimm, bem ich ein ßyemplar mitteilte, meint,
ba« ganje ©ebid^t tmtrbe fi<h für bie Veröffentlichungen
be« Stuttgarter literartfdjen SSerein« eignen. 2)arf ich
©ie für ben gaH, bafc ©ie mit §errn $rof. 2lb. ßefler
üerf ehren, bitten, ihm ba« jroeite (Somplar ju über^
geben unb ihn ju fragen, ob er bem Vereine bie §erau«*
gäbe t)orf plagen mag? S)ie Slbhanblung fammt al«
felbftftänbige ©dhrift nicht irf ben Suchhanbel unb ift
nur in 50 (Sjemplaren gebrueft.
3)er nieberbrücfenbe Dbem, ber über bie üßelt geht,
führt toieber ju ben alten Singen jurüd, au benen
mehr greube offenbar toirb, al« an ben aufretbenben,
hoffnung«lofen politifchen Äämpfen. 9Jteine SKitbürger
erliefen mir einen üblen SDienft, bafe fie mich gegen
©titoe aufteilten unb bamit ttrieber in ben Sßartetfampf
hinein jogeu, bem iä) glüeflich entronnen toar. ätber
toer barf ftc^ fträuben, toemt plöfclidfj bie $eit au« ftiHen
21fplen bie SSerftedten ^crtoorjie^t an'Ä tyüe £age«licht
unb in'« ©eräufdh be« lauten SJiarfte«!
2Bie iä) au« & 2B. 2Bolf« m^hologifchen Seiträgen
fetye, fyabtn ©ie ftdh an bie ©ptfce fteUen müffen, um
ein oberrheinifche« ©ageubudf) ju fammeln. SEBie be=
neibe idh biefen regen £rteb $$xtx &mb«leute. $ter
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ift nichts ber 2lrt ju ©tanbe ju bringen, alles bem
©lüdf beS einzelnen überlaffen.
Sieiben 3ftre norbifchen ©agenforf<hungen liegen?
©ie ^aben uns fo üiel gegeben, ba& nrir im 33er=
langen fein 3Jla§ mehr fennen. ©ie müffen bie un*
befcheibenen SBiinfche füllen ; ©ie felbft fyabm fte an*
geregt.
5Dlit ber innigften Serehrung empfiehlt fich 3ftnen
Äarl ©öbefe."
Uljlanb an #errn Slrdjfoar SBintcrmontel in
$omwef djingeu*
Bübingen, 4. Huguft 1852.
„Verehrter §err 2trc^it>ar !
@S bebarf fefyr meiner ©ntfd&ulbigung, bafc ich
für bie gütige Seforgung unb Ueberfenbung ber t>on
mir gemünzten 3lbf driften aus ber 3inimemf $en £au$5
d^ronif erft jefct meinen ^erjlid^ften $)anf abftatte. 3laä)
(Smpfang berfelben toar ich bur<h fo mancherlei gebrängt,
toaS üor einer beabpe^tigten SReife naä) 3Jlün<$en unb
an ben SBobenfee erlebigt »erben foHte, toon ber ity
nun am 6nbe voriger SBoche jurüdfgefommen bin.
S)ie äuSjüge aus jener reichhaltigen ^anbfe^rift
haben mir grofee greube gebraut. 2BaS i<h mir einjeln
angemerft ^atte/ baS bilbet je|i m ber fortlaufenben
SReihe forgfältiger Slbfd^riften eine ©ammlung f^tüä^
btf<her SoKSfagen unb 3Jtär<hen, n>el$e für bie Arbeit,
mit ber i<h gegenwärtig befchäftigt bin, t)on erheblichem
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Gelang ift @3 fear mir freiließ nt$t mögli$, inner;
&alb jtoeier Sage bie beiben gotiobänbe fo ju bur<$:
formen, ba& mir ni$t 3Jian$e$ ä$nli<$er Sttrt ent-
gangen fein follte. 2Benn §. 8. pag. 1345 bie copirte
©rjä^Iung toom SRitter üon Staufenberg übertrieben
ift: In Caput als von den Merfeynen geredt von
Thierstein Zimbern und Tengen, fo bejeugt biefe,
bafe an anbern ©teilen ber ßfyronif no<$ 3Berf<$iebene£
Don folgen geen berietet fein müffe. ©o miebertyolte
mir audj neuerlich Safeberg bie Angabe, bafj barin
Derjeic^net fei : SEBie Sodann &on 3iTnmern (ober ettoa
SBerner? üor 1483 SRucfgaber S. 101) fidj fcor ber
$eft na$ Söübenjlein geflüd&tet unb bort ein Sieb mm
2)ietri$ ton Sern gebietet ^abe; treibe Reibung id>
nid^t aufftnben fonnte, t>icHeid^t aber unter fielen 5Jlad^-
trägen ju fcoraugefjenben Sapitelu fjätte fud;en fotleu.
®3 ift mein lebhafter SBunfd), fpäter einmal,
namentlich roenn auä) ba3 ^ergamenteyemplar ber fürft=
liefen Sibliot^e! fcon ÄarlSru^e jurüdgefommen fein
rcirb, lieber einige Sage in bem gaftfreunblid^en £)onau=
efcfyingen jujubringen unb midj no$ ettoaS tiefer in baä
nadfj fctelen ©eiten le^rreid^e Sudfj einlefen ju fönnen.
gür je$t bleibt mir nur bie angelegene Sitte um nad^
träglidEje SSejeid^nung ber für SJtü^e unb 3e{taufmanb
be3 Sopiften fdjjulbigen ©ntfd^äbigung. #abe i<$ aufeer-
bem in einem Steile ber überfd^idften Slätter fogar
3ftre eigene £anbf<$rift richtig erfannt, fo toerpfli<$tet
bie§ miä) nod) befonberS §um aufrid^tigften 3)anfe.
33or a<$t Sagen fear \6) in SDieerSburg bei bem
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teuren Safeberg, Den au<§ 6ie fürjlid^ befugt l)aben.
SDer le|te Äranf&eitSanfall $at ifyt leiber förperli$
bebeutenb gefd>toä<$t unb er felbft betrachtet ft$ als
einen 2lbfd>eibenben. ©leidjtooljl belebte fid^ im SSer^
laufe be$ ®efprä$3 feine Haltung unb fein 2tu3bru<f
in ber SBeife, bafe iä) bie Hoffnung mit mir natym,
feine fräftige SJIatur fönnte fid^ auty biefemal lieber
aufraffen.
SRit banfbarer 2BertW$ä|ung
3$r ergebender
S. U."
35on ©erid&tsmegen tcurbe an Urlaub ba3 2ln^
ftnnen gefteHt, auf Verlangen ber fur§ef)ifd)en 6taat&
regierung, fidj über bag Schalten ber furl)effif$en
sparlamentäabgeorbneten vernehmen ju laffen. U&lanb
fott)ie ^ßrofeffor %. SSif^er, ebenfalls SßarlamentSmitglieb,
beriefen fi<$ auf bie Untoeranttrortli^feit ber Slbgeorb-
neten unb üertoeigerten beSfyalb bie 23erne§mlaffung.
©er ©eridjtstyof entfcfyieb mit Einer ©timme 5Ke^r^eit
gegen ifyre eingegebene 9te$t£&ertDafyrung unb Verurteilte
fie jtueimal in ©elbflrafen, liefe aber bann bei i^retn
Se^arren bie ©a<$e berufen.
2ln $erm* 2lrd)tuar Sdjuccganö in Strasburg*
Bübingen, 20. Sliujuft 1852.
„SBere&rtefter £err unb greunb!
Sei meiner Qiurfidtftmft von einer Sleife na$
Samern unb an ben Sobenfee traf iä) 3ftre tt>er$en
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HJUttheilungen Dom 13. d. 3B. 9loü) bin i<h 3^nen
alten 2)anf f^ulbig unb ©ie erfreuen mich je$t mit
neuer ©abe. S)ic treffliche Stonfefeung, bie meinem
SJerglicbe bur<h %fyxe fcerehrte ©emafylin geworben ift,
bie abtriften ber @ef$i<$tlteber aus bem fe<hSjehnten
Sahrhunbert, toomit ©ie ju meinem 33ebauern eigen=
hänbig fi<h fo fehr bemüht fyaben, finb mir hüben
flürmifchen Sagen jugefommen, meldte ber 2luflöfung
beS beutfehen Parlaments nahe fcorangiengen. ©ann
aber ^at auch bie mehr als anberthalbjährige 2lbtuefen*
heit t>on £auS mi<h in ben ruhigeren 8ef<häfttgungen
unb namentlich im Sriefmechfel weit jurüdgetoorfen,
fo bafe iö) fehr üerfpätet bie angelegene $Pflt$t beS
©an!eS 3#nen Seiben gegenüber für SllteS unb -JieueS
jugleich erfülle, ©aS SBormfer Sieb jähle ich ju bem
Siebften, toaS mir feit bem 3)rucfe meiner SBolfSlieber*
fammlung bur<h greunbeShülfe jugetoachfeu ift; eS ttrirb
einem Nachtrag, für ben fi<h initüif^en SIKancheS ergeben
hat, ju wahrer 3^er^e gereichen. '
2)er £on ift noch ber beS alten £elbcnfangS, als
ob er aus ben Slofengartenliebem nachflänge, unb wie
helbenhaft erfcheint ber 33ürger, ber auf ber SBtauer
ftehenb baS Sieblein gefungen ^at.
©ie haben mir geftattet, mein eigenes, auch f<hon
altes Sieblein in baS Sllbum %fyxex hochgeehrten ©attin
einschreiben. SJiöge fie biefe feilen wohlwoHenb auf*
nehmen unb mein ^erjlic^er ©lücfttnmf<h ju ihrem @e*
EmrtStag nicht §u fpät anfommen.
Ueber bie nun noHenbete elfä^ifcheSagenfammlung,
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an ber ©ie fclbft mo^ltfjätigen Slntyeil genommen, fcabe
i# meine banfbare greube in einem ©dfjreiben an
äluguft ©töber auSgefprocfyen, ba8 xä) offen beijulegen
mir erlaube, ba idfj toeife, bafe ©ie mit ©töber in regem
SSerfe^r fle&en, unb e$ mir lieb toäre, roenn 6ie cor
gefälliger SBeiterbeförberung &om 3>n$alt beff elben Äennt*
ni§ nehmen toottten.
3fore Seiträge jum ©agenbud&e finb grofeentbeilä
tyanbfcfjriftlidfjen Styronifen unb anbereu 2luf$eicf)nungen
be3 fe^^jebnten Sa^rfyunbertä entnommen, wie j. 93.
bie mir befonber3 merftpürbige SRadfjricfyt über ba^
3Buotan$^eer im glfafe unb SreiSgau, ©. 433 ff. 3lud>
meine*9lad>forfcf)ungen jur fötofi&iföen ©agenfunbe
fyabeu mi<$ erfennen laffen, roie mel lebeubiger unb
ttoflftäubiger in ben alten ©täbtectjromfen unb £au3;
cfjronifen angefel;ener ©efd^tec^ter bie SSolföfage meift
nodb ttnebergegebeu ift , aU fie brei* trier^unbert Qa^re
fpäter auö milnblic&en Ueberlieferungen aufgefaßt roer*
ben fonnten; eben bie ©age t>om SBuotanStyeer greift,
toie fo!d;e üon 3&nen beurfunbet ift, nocfy unmittelbar
in bie bamalige 3eM*roegung rin- Sollte 3ftnen bei
©ebrau<§ berartiger &anbf$rtftli$er Quellen biefe ober
ieneS begegnet fein, ober nodj begegnen, mag ben Ur*
fprung ber ©djroaben ober bie Ableitung tyreS sJtamenS
fagentyaft berührt, foaS jum 9tu&m ober jum ©potte
(als ©ct)toabenfiret$e) &on benfelben gemelbet nrirb , fo
würbe mir es fe^r ertt>ünf<$t fein, barauf bur$ 3^re
bielfa<$ erfahrene ©üte aufmerffam gemalt ju toerben.
9Rod) bitte idf> ©ie, midf> Syrern $errn ©dfjtoager
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Sergmann in freunblidjeS Anbeuten ju rufen; bafj fein
©bbamerf brucf fertig fei, fyabe i$ t)on $rof. Detter mit
lebhaftem Qntereffe vernommen.
Qn aufrichtiger ^rennbfd^aft unb £o<$adE)tung
3ftr ergebender
S. U."
Urlaub an . . ♦ . @d)riftfe$er*
Xübmßen, 7. Hotoembet 1852.
„©eefyrtefter ^perr!
3$ lebe tyier ni<$t in meiteren Greifen, in benen
i$ für 3ftre ©ebidjte Unterjeid&nungen fammeln fönnte.
©efcen ©ie mt$ felbft mit jtoei ßyemplaren auf bie
Sifte. SDie mitgeteilten Sieberproben fyaben frifdEjen
Älang , jeigen regeS ©efü^l, lebenbige Seluegung ; laffen
©ie fi<§ aber burcfy bie Suft unb Seid^tigfeit, toomit
3ftnen baS Sieb t>on ftatten ge^t, m$t herleiten, ju
mel unb ju raf$ ju bieten. @3 genügt nidfjt am
S)rang, an ber angeregten Stimmung; ber poetifd^e ©e^
banfe mufc ffar &or bem ©eifte fielen, ber ©egenjknb
Unterlid^ geftaltet fein, be&or jum SSerfe gegriffen mirb,
fonft gibt es nur SlnHänge unb oerfd&ttrimmenbe SRebek
bilber. SRätfyltdEj fd^emt mir, bafe für bie Sammlung,
mit ber ©ie an bie Deff entlief eit treten motten, toemger
auf grofee Sieber §a$t, als auf forgfältige 2lu£roaf)l S3e*
ba$t genommen werbe, weniger SSIätter als Slumen.
3Hit freunblt^em ©ruft
3#r ergebener
S. U."
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UWanb an gröulein ®mma ©^melier in 9Hfind>en*
Bübingen, 3. 3Rär& 1853.
„SereljrteS gräulein!
6te fcaben mir mit bem rootylgetroffenen Silbe
3ftrc3 unfcerge&lifen SaterS ein wertvolles ©efdfjenf
gemalt, für ba$ if 3#nen ben innigften 2)anf fage.
SDaffelbe ttrirb fortan mit ben Silbern einiger
anbern meiner t&euerften greunbe in meinem Slrbeit^
jimmer bangen, unb ttrie bie SBerfe be3 Seretoigten
mir täglidb jur $anb finb, toerben nun aucfy feine ©e=
fi(fyt$jüge mir ftetS gegenwärtig fein, greilicfy toerben
fie audfj mitten unter bem Arbeiten miä) an ben f$merj=
üdjen Serluft mahnen, ber mid& burdj feinen Eingang
getroffen §at. 2öer noä) im fyäteren 2llter ettoaS ju
©tanbe bringen möchte, bem fällt eine toid^tige 2luf=
munterung fyinmeg, roenn gerabe diejenigen, ©iner
na<$ bem 2lnbern, abreiben, beren billigenbeS Urteil
ju erlangen ein füllet Seftreben toar unb ber liebfte
Sotyn fein foHte.
£)ie toenigeu $age, bie i<$ vorigen Sommer no#
in ©cfymellerS Umgang jubrad^te, finb mir jefct üon
befonberem 2öert§; leiber ging gleich barauf fein 2Beg
nidjjt, tüie gehofft mar, $ur ^eilquette, fonbern jum
$rieb£of. SMe Serfpätung meinet SDanfeS mufc i<$
bamit entfd^ulbigen, bafe iä) toon einer eben ertoarteten
neuen Ausgabe meiner Sieber 3ftnen Gyemplar ju
überreifen toünfd&te, ba3 iä) nun mit ber Sitte um
gütige äfafnafyme $ier anfd&ließe.
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S)ie mir überfcfyttften Büdjerverjeicfyutffe l?abe iä)
in geeigneten Äreifen verbreitet, unb fyoffe, baft ftdj
auä) au$ unferer ©egenb Beteiligung jeigen toerbe.
3ftr ergebenfter
ß. U."
Eine längft beabfidjtigte Steife naä) Berlin tourbe
im 3uni imb 3uli 1853 &on Ultfanb tmb feiner grau
ausgeführt. S)te Scfyäjje ber Bibliotfyef , in meldte nun
auä) bie gro&e -äJieufebad^fcfye Sammlung aufgenommen
tüar, forme ba$ Verlangen, t^eure greunbe ttrieber*
jufe^en, führten ityn ba^in. Ueber Dürnberg unb
Seidig, too liebe greunbe befugt tourben, famen bie
Steifenben naä) Berlin. 2)ie Bibliotfyef na^m gar fctel
ton Urlaubs fttit in 2lnft>ru<$, um fo me^r, als er
bie ÜJfanufcripte nur bort benüfcen fonnte. 21benb£
erholte er fidj bann bei ben Sugenbfreunben Barnfyagen
t>on 6nfe unb bem tpert^en Immanuel Beffer, bei ben
verehrten Brübern Safob unb SBityelm ©rimm unb
bem immer gefälligen, treuen greunbe -Dlafemann.
S)te trauti$en SKbenbe in bief en gamilien blieben
für Ufylanb unb feine grau ttyeure Erinnerungen. Wlit
bem raffen gujjgänger igalob ©rimm ergieng er fi<$
einmal 2lbenb3 bi« gegen 10 U^r im Tiergarten, fo
bafe bie grauen SBttyelm ©rimm unb U^lanb faft be*
forgt um bie 3JIänner tourben, bie im eifrigen ®e*
banfenauStaufdj bie einbrec^enbe 9tad?t nify beamteten.
2lud) in abenbli^en Sefejufammenfünften t>on ^ßro-
fefforen fear e8 Urlaub vergönnt, intereffante Stunben
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aubringen ju bürfen. 9?ac^bem bie Arbeiten in ber
Sibliotfyef beenbigt , toibmeten bie Sieifenben no<§ einige
Sage ben Äunftfd&äfcen ©erlinä unb ber Umgegenb;
ßfyarlottenburg, $ot$bam unb Sabeläberg ttntrben mit
^ntereffe befugt unb bie frönen §aüelufer ergögten
bie SReifenben. 3iaä) bem 2Ibf<$ieb fcon ben teuren
greunben würbe ba$ altbefannle SMfenbüttel toieber
befugt (Sibliotljefen Ratten eine gar große 3lnjie£ungS=
fraft) unb bann führte bie Sfteife naä) £annooer unb
Sfideburg. 3n £annot>er nmrbe ein 9tafttag gemalt
unb unter bem gütigen ©elette £errn Äarl ©öbefeS
einem großen ©$ü&enfefte angetoo^nt. Ueber 33üdfeburg
unb ÜJUnben führte bie Sa^n na$ fiöln unb Sonn;
bann tourbe nadj be^aglid&em SluSru^en in bem gafllidtjen
granffurt bei greunb 3Jla^peö unb na<$ Segrüfeung
toert&er greunbe, tote be3 unermiibet gefälligen £errn
Dr. %xarti Stotfy, bie £eimatty toieber aufgefud^t.
®er September biefeS Sa^reS braute bur<§ baä
Sagen ber SRaturforfdjjeroerfammlung in Bübingen
raert^e greunbe in ba£ ftille Ufylanb'fd^e §au£. SuftinuS
ferner mit feiner grau, bann $reunb 3Jiappe£ au3
granffurt unb Urlaubs ©dfjtoager, ©taatSratfy SRofer,
toaren bie werben ©äfte, Rubere famen ioenigftenS auf
©tunben. Sei einem gefte, baS ber Serfammlung in
bem nafjen 33abe -Jtiebernau gegeben tourbe, fdfjlug ein
$rember einen SCoaft auf Submig U^Ianb toor. Sluf
Urlaubs able^nenbe Entgegnung: baä geft gelte ben
Sßaturforfd&ern, ni$t ben ©intern, rief ein anberer
ftrember entrüftet auS: roerft ben Äerl jur %f)üx
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hinaus ! natürlich ju grofeeT Erweiterung berer, bie
U^Ianb fannten. 6r felbft ladete, ba§ tym bie tränen
in ben 2lugen ftunben, baju. 6$ tuaren fd?öne, froI)e
Sage bamalS; feitbem finb ber$au8tmrtb unb bie lic*
ben ©äfte alle in ba$ ©rab gefunfen!
Sari mich an Wjlanb.
§annot>er, 16. ©eptem&er 1853.
„£o<§geebrtefter $err!
§err Sertyolb ©eemann aus #annot>er, ber als
Diaturf orfdjer auf ber britifcfyen gregatte „|>eralb" eine
Steife um bie 2Belt gemalt ^at unb jur 9iaturforf<$er-'
toerfammlung na<$ Bübingen reist , erbietet ft$ freunb*
liä), bie 3ftnen bertyeifeenen ölätter mitjunetymen unb
3ftnen mit meinen berjli^ften ©rüfjen ju überbringen,
©er liebensmürbige S3ote roirb 3ftnen mellei<$t ttritU
fommener fein, atä tt>aä er bringt. 9laä) genauerer
$)ur$fi$t meinet eingebilbeten Steinums mit Syrern
Ouettent)er jei^nife f anb iä) , ba& idjj f aum irgenb ettoaS
befifce, toaä 3ftnen ni$t bereits ju ©ebote geflanben.
2Ba3 iä) bieten fann, befte^t meift au3 fliegenben 95läU
tem getftüd&en Snbaltä. SieUeid^t ift eins ober anbereS
barunter, rnenn au$ nur mittelbar, für 3ftre ©tubien
brauchbar. ©e^eu Sie ftd& afleS mit dotier 3Hu&e unb
ju gelegener ßett bur$ ; bie Stüdffenbung $at feine ®ile
unb ift tpeber an 9Konate no<$ Satyre gebunben.
®ie wenigen ©tunben, bie ©te unferer ©tabt
fd&enften, fmb i&r unbergeffen unb erfüllen mt$ immer
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no$ mit fonniger gefitagSfreube. 9Jtöge auä) Pforten
unfere ©tabt beim SRütfbltd auf 3$re ©ommerreife in
freunbli<$er Erinnerung geblieben fein. 3n treuer
SSere^nmg für Sie fie^t &annoDer feinem Orte be3
SBaterlanbeS nadfy. SllS Sie abgereist toaren, fannte
bie ©tabt nur jtoei Parteien, eine freubige, tt>el<$e Sie
gefefyen, unb eine bebauernbe, bie Sie toerfefclt §atte.
ßmpfe^Ien ©ie mi<§ 3#rer bereiten grau freunblidj.
33on ganjem #erjen
Staxl ©öbefe."
Urlaub an feine gran.
©djafftyauten, ©amftag, 15. October 1853.
„Siebfte ©mma!
SJteüte Steife ift big je|t gut abgelaufen. SDafc idf?
in 9lotttüeil bis S)ienflag 2lbenb toertoeilen mufcte, $abe
ify nityt }it bebauern. Unter ber Seitung beS ©tabt*
Pfarrers Sßolf, eines greunbeS öon Sßrof. ÄeUer, be*
fudjte iä) ben älteften ©änger in ©d&toaben, DrpfjeuS,
unb anbere römif^e Slltertfyümer, bann befonberS audjj
bie in ber SorenjfapeHe ein eigenes SDhifeum bilbenbe
©ammlung alter £oljf<$nifctoerfe. 3n S)onauef$ingen
mürbe i<$ toieber überall freunbli<§ aufgenommen uub
eine ^anbfd^riftli^e S^ronif t>ott 3Jtctyr<$eu, ©agen,
©<$roänfe unb alter SJolfSgebräud&e ^ätte mi<$ üieflei<j)t
nodf) ben vierten SCag f eftge^alten , toenn id) ni$t $ier
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in Sdjaffhaufen an betn für meine 9ta<hfragen ungün*
fügen Sonntag anzulangen gefürchtet hätte. So fäiffte
ich miä) in ftrömenbem SRegen geftern 2lbenb 10 Uhr
auf betn Gitmagen nach Schaffhaufen ein, fam \)itx
jwtfchen 3 unb 4 tU;r frühe au, begab mich bann im
einfachen aber mir wohl jufagenben ©afthof jum SdEjwan
no<h auf mehrere Stunben jur 3tuhe unb nerftmrte am
3Jlorgen, ber freunblich aufgieng, nicht* mehr Don ber
giac^tfa^rt. grauer ift in ben gerien abwefenb. Slber
fein 2lmt3t)orgänger ©öfcinger, ein Sefannter t>on frü-
herer 3eit, geleitete mich biefen Vormittag bei warmem,
heBem Sonnenfchein 5um SR^einfaH, an beffen Slnblicf
ich £erj unb 2luge weibete. ©öfcinger gab fein £ebr=
amt am ©tymnaftum auf, weil er auf ber regten Seite
beä Oberleib« gelähmt ift, gebt jebod; rüftig unb fd)eint
gerne ficfy ju beiDegen. Gr will ft<h mir auä) biefen
Nachmittag unb 3lbenb wibmen unb feine -äflittheilungen
werben auä) für meine Stubien' nicht unergiebig fein,
borgen um 8 Uhr fährt ba3 Sftheinbampfboot t>on ^ier
nach Äonftanj ab, t>ou wo iä) bann SRachmittagS werbe
nad) 3ReerSburg überfahren fönnen. Ob ich bann am
£>ienfiag, -Dtittwoch ober gar noch fpäter mit ber @ifen=
bal;n nad) Stuttgart fahre, wirb babon abhängen, wie
iä) e3 bei fia&berg treffe. Gr foE [ich recht erfreult^
erholt h^ben. 2lm wahrfcheinltchften wirb ber S)ienftag
mid) nach Stuttgart bringen, ein fpäterer £ag nur,
wenn iä) befonberen 2lnla& fänbe, mid; länger ju t>er=
weilen. 3<h freue miä) innig barauf , SM<h bort wieber=
jufehen, unb je früher ich aufomme, werbe iä) um fo
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e&er au<$ für ben Stuttgarter äufenttyalt jugeben
fönnen.
Sebetoo^l, fei mit 5Bityelm unb Sötaper $erjlu$
gegrüßt t)on
©einem
3n ©onauefdjnngen, too iä) ben grö&ten S^eil
be3 £ag$ auf bem 2Irdnt) jubra^te, tyätteft 2)u toenig
Äurjtoetl gehabt, aber am 9ltyeinfaH tyätteft 3)u bei
mir fein f ollen."
%n Subtoig UWanb.
3»ci tarnen fmb, im 6üben unb im Horben,
3ugleid> ob deinem Raupte fid?tbar roorben;
£afj mid? ben erften fein üon allen deinen,
$ie feiemb unb glütfmünfdjenb $ir erfdjeinen.
2Rünä)en, 28. 9ta>ember 1853.
3lngefommen in Xübingen am 30. ^obembet.
$)iefe 3etlen unb ein Srief t>on Serlin , aber ni#t
ttrie irrt$ümli<§ gefagt würbe, &on Safob ©rimm, t>er-
anlafeten Tl^Ianb ju bem näctyften ©^reiben.
ltylanb an Slcjanbcr ö. #nmbolbt.
„Euer ©yceflenj!
SSon berf<$iebenen Seiten unb in glaubhafter SBetfe
fommt mir $eute bie 9ta$ri<$t ju, ba& ba3 flapüet
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beSDrbenS , ber ftd) 3§rer 33orftanbfdfjaft erfreut, hu
fäjloffen habe, mi<h }um SJUtglieb beffelben fcorjufchlagen.
(SS mag voreilig erf<heinen, menn ich fcor erfolgter 33e*
ftätigung biefeS SSorf^Iagö unb üor irgenb melcher
amtlichen Eröffnung mir eine äeu&erung geftatte, bie
eine gänjtich iiberfCüfftge fein fann. ©leithmohl ergreife
id) eben ben 2lugenblidt ber noch unentfchiebenen ©a<he,
um nichts ju aerfäumen, maS ein fo überrafd&enber
unb unfcerbienter ©unfiermeiS mir auflegt. @r toer*
pflichtet mich, je|t f<hon unrüi^altig ju fagen, bafc i<h
mit literarifd^en unb poIitif<$en ©runbfäfcen, bie i<h
nicht jur ©<hau trage, aber auch niemals toerläuflnet
§abe, in unlösbaren SBiberfaruch geraden mürbe, menn
ich in bie mir jugebad^te, jugleich mit eiuer ©tanbeS^
erhöhung t>erbunbene ßfyrenfteüe eintreten moHte. ®iefer
3Biberfpru<h märe um fo f d^neibenber , als nach bem
Schiffbruch nationaler Hoffnungen, auf beffen Sßlanfen
au$ t<h gefd^mommen bin, eS mir nicht gut anftänbe,
mit ß^renjeid^eu gefcfymüät ju fein, mährenb ©ol<he,
mit benen ich in SSielem unb SBichtigem jufammen*
gegangen bin, meil fie in ber legten 3**riUtung metter*
dritten, bem SSerlufte ber $eimath, Freiheit unb
bürgerlichen @&re, felbft bem £obeSurtheil t>erfaEen
ftnb, unb boch, ttrie man auch über ©<hulb ober Un-
fd^ulb urteilen mag, meber irgenb ein ßinjelner,
noch irgenb eine öffentliche ©efoalt fid^ aufrichtig totrb
rühmen fönnen, in jener allgemeinen, nicht lebiglid^
aus feefer SBillfür, fonbem mefentüdj) aus ben ge*
fdjidjtlid&en 3uftänben beS SBaterlanbS hervorgegangenen
U&Unb« Seben. 28
Digiti
434
93emegung burd&auS ben einjig richtigen 2Beg verfolgt
ju £aben.
SDer potttif<$ parteilose ötanbpunft, ben ba$ t)er*
efyrte Drbenefapitel einnimmt, ba§ auSgejeid&nete SBo^l-
rooQen , ba$ mir in jeßiger Seitlage boppelt erfreuenb
äugetoanbt tmrb, muffen, i$ fütyle baS fe&r tooty, ben
£abel föärfen, ber unüermetblicfy über meinen @nt-
fdfjlufj ergeben tt)irb; aber lieber jeugungen, bie mi<$ im
Seben unb im Siebe geleitet tjaben, laffen mir feine
2Ba$l, fo toenig fie bem lebhaften SDanfe ©intrag ttyun,
mit bem mtcf) bie mir in ^ofyem ©rab e^renfcolle SBe*
fctylu&na^me be3 Äapitetö erfüllt l)at.
©ene^migen 6uer gjccettenj ben StuSbrucf meiner
üoflfommenen, banfbarflen Sere^rung.
Dr. £. U."
Xübinßen, 2. Eecember 1853.
Mlcranbcr u. #nmbolbt an Ufjlanb.
I.
„(Sin fo lange Don mir gehegter, oft öffentli<$
ausgekrochener 2Bunf<$ ift enblidj erfüllt toorben. 3Ü8
ßanjler beS DrbenS pour le Merite für SBiffenfctyaft
nnb Äunft, t»on griebricty bem ©ro&en geftiftet unb t>on
bem je^igen $önig erweitert, fann xä) Sfcren frönen
äd^t beutfc^en Flamen in bie Sifte ber breifeig fRitter fe|en,
bie, ft$ fclbfl loä^Ienb unb erfefcenb, über ba$ ganje
beutfäe JJaterlanb jerfireut leben. SRit übergroßer
©tünmenme^rfyeit getollt, finb 6ie ^eute fcon 6einer
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aLRajeftät bcm Äönig, ber fd&on al3 Sängling 3ftre
poetifd^e ©<$öpfungen ju fragen gelernt tyatte, ernannt
morben. 3)ie offtcieKe 33efanntma<§ung ber Sßa^I als
6rfa$ t)on Subnrig Sied fann ftatutenmäfctg erft am
27. Januar 1854, am ©eburtStag be3 großen ÄönigS,
erfolgen: idf) aber tyabe mir bie greube nid&t öerfagen
rooHen, fd^on jefct biefe geilen an 6ie, bo$öere$rter
3Kann, ju rieten, unb 3ftnen bie $ulbigung ju er*
neuern, bie Ijotyer geiftiger Begabung jumfiieb, tiefem
bid£>terif$em ©efityle unb ebler grei^eit ber ©eftnmmg
im öffentlichen Seben fo gerne gejottt mirb.
£)arf idjjSie freunbfdfjaftlicfyft bitten mir 3U fd&reiben,
ob tt)ir 6ie auf ber ju toeröffentlicfjenben Sifte be3 3fn-
ftituts, ba3 metyr eine Slfabemie als ein Orben tft, alfo
bejeidjnen foUen:
Dr. ll&lanb, sprofeffor in Bübingen?
SDlit inniger SSere^rung
anfänglicher
^oi*bam, etabtfötofi, äleyanber t>. £umbolbt."
5, 2)ec. 1853.
»lejanber d. ^nmbolbt an Urlaub.
II.
ajerefyrungStoertber 3Kann! 2lu bem £age, an
bem ber Äönig 3#re Ernennung an unferem rein
tmffenfd&aftlid&en unb fünftlerifdEjen Snftitut, baS in
feiner freien Drganifation mit !einem anbern Slebnlid&feit
Digiti
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bat, befiätigt; eine ©tunbe, nachbem i<h 3^ncn aus
üoller ©eele mit ber gutmütbigften 33ertrauli<hfeit meine
greube über eine enblich erfüllte Hoffnung äußerte, er*
halte iä) S^ren 93rief toom 2. SDejember.
3n einem 84jährigen t>ielbetr>egten Seben ift mir
wohl nie etwas mehr Unerwartete« üorgefommen! Sei
ber ©rünbung be$ ^nftituts , ba$ ein äufcereg 3e^en
bat, baS man tragen ober nidjjt tragen tann, ernannte
ber Äönig bie erfien 60 3Jlitglieber über ganj Europa
(bie £älfte in allen beutf<$en ©auen) felbft Sötern
teurer greunb 2lrago, balb barauf Sßräfibent ber
franjöftf<hen Stepublif unb bamalä fdfjon burch feine
republilanifd&e ©efinnung befannt, unb SDieEoni, ber
gröfete tyWitei unfere* 3eitalter3, oormalS ^räftbent
della Giunta revoluzionaria in Sßarma, tt>urben }U
SDlitgltebern be8 SnftitutS ernannt recht eigentlich , um
gleich bei ber ©rünbung an ben SEag ju legen, bafe
hier nur Don ©eifteSgaben unb inteHectueHen SSerbienften
bie Siebe fei, ba& politifd^e ^Betrachtungen fo Wie alle
lir<hli<hen auSgefchloffcn blieben, nach be3 ©rünberS
ernftem unb in ber golge beharrlich feftgehaltenem
SBiHen. Um noä) mehr Freiheit ju geben, würbe ein=
geführt, ba§ fo wie bie beutf<hen SDütglieber be8
ftttutS fi(h felbft erfe&en, fo werben bie gremben, bei
benen ©elbftwahl wegen i^rer 3erftreutheit über (Suropa
unb (wie i<h hoffe) recht balb über bie amerifanifd^en
greiftaaten unmöglich ift/ &on unferen beiben Slfabemieen
ber SDBiffenfd^aften unb ber Äünfte, je brei Sßerfonen, öor*
gefchlagen. 2>er Äönig wählt fi<h ben, ber unter
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brcien bie mciftcn Stimmen t>on ben aorgefd&lagenen
äuSlänbern hat. 2lrago antwortete: „btefe§ Snftitut ift
mehr als ein Drben, e3 ifi bie ^bee einer großen uns
abhängigen europätfd&en 2Kabemte! 23ie Würbe ich baju
e$ über mich gewinnen, auSjufchlagen unb ®id£) in fo
bittere SSerlegen^eit fefecn!" 3$ beläftige Sie, ebler
2Rann, mit biefem fleinti^en 3)etait, weil ich bie Hoff-
nung nid^t aufgebe, baß wenn 6ie t)on ber innem
Drganifation beS 3nftitutS genauer unterrichtet finb,
befonberS üon ber £enbenj, bie fi<h fo flar barin aus*
fpri<ht , Sie tneflei<$t meine ^er jli^e Sitte erfüllen unb
bie (Ernennung annehmen. £>er große italieuif<he £u
terator unb Stüter SKanjoni wollte auch erft bie 6r*
nennung nicht annehmen , weit er ftch fcorgefefct , feinen
Drben ju tragen. 3<h burfte ihm antworten, Wie
3#nen, man wünfd&e ja nur, baß ein fo f^Cner $ame
nicht auf einer Sifte mangle, welche bie 3Huftrationen
beS Seitaltexä enthalten foH; bie SRothwenbigfeit, ben
Drben ju tragen, befd^ränft fi<h nur auf bengattber
©egenwart beS 3Jionar<hen, Welver ber ©rünber bes
wiffenf<haftli<hen unb fünfilerifchen Qnftitutg ift. 3<h
ehre tief bie ©runbfäfce politifdjer gonfequenj, wie ber
Streue an bie, Weld;e nach bem Schiffbruch nationaler
Hoffnungen verfolgt werben ; aber unter Serhältniffeu,
bie (wie bie 2ßa^I fcon SIrago unb SKeHoni, Don 3Kam
joni unb Stomas -JRoore, ber bie ^eilige SlÜianj fo
gewattig in Herfen berfpottet hatte, bejeugen) ber $politif
wie ben religiöfen SK^nbungen total fremb ftnb, werben
6ie nidEjt in unlösbaren SBiberfpruch mit fid; fetbft
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geraten, toenn ©ie einfadf> annehmen, toa3 ©ie „eine
juglei$ mit einer ©tanbeSerfyßfyung üerbunbene
E^renfteHe" nennen. 2Ber möchte bei bem gefeierten,
frönen, mit bem SKnbenfen an bie grofee 3cit bßg ®*
freiung§friege3 fo eng t>ertt>anbten tarnen Subttng U^Ianb
an bie SJtytye bon ©tanbcSer^ung unb SRitterQum
benf en ? erfüllen ©ie meine Sitte , e8 ifl mir manches
geglüdt im Seben. 2lu$ meine ©efinnungen, meine
unt>eränberte 3fa$ängli<$feit an freie Snftitutionen fielen
offenbar in meinen ©Triften, bie oon 1768 — 1790
&eraufret<$en, aU xä) mit ©eorg gorfter in $ari§ toar.
©ollte idj nt$t einige« Siedet tyaben, ©ie ju bitten,
meiner ju gebenfen, beS SabprinttyeS t>on Verlegern
Reiten, in n>elc§e3 ©ie mi<$ fefcen, ber e3 ni<$t um
©ie üerbient. 3$ ^re über 2l(Ie3 ben ftrengen cato*
nif<$en ©imt, auf SSer^ältniffe angetoanbt, in benen
er fruchtet unb beren 2Bert$ er er£öj)t. 2Ba8 i<$ gegen
©ie unüorfid&tig }u fd^ü^en toage, gehört einem ans
bem ©ebiete an. (Erfreuen ©ie mtd) balb mit einigen
Seilen.
9Kit bem 2luSbru<f inniger Sere^rung •
anfänglicher
$ot$bam, 5. Secetnber, 91. t). .ßumbolbt.
ftaty«, 1853.
SScrjei^en ©ie einem Urmenfcfen bie Unleferlid&feit
unb ^ncorrectiou be8 ©tylS."
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Uljlanb an «leyouber t>. £itmbolbt.
„guer (SyceHenj!
3^rc fcere^rten Schreiben, beibe Dom 5. b. 9Jt.,
finb mir e&egeftern unb geflern jugegangen. Da«
jroeite, ein ßeugnijj unermübeter ©üte, fagt mir leiber,
bafe meine fafl voreilig befc^leunigten Stilen t>om 2. b.
bod? ni<$t jeitig genug in 3ftre £änbe gekommen finb.
Deff entließe SJlätter brauten unb befprad&eu jtoar fo=
glei$ bie Äunbe Don ber auf mi^ gefallenen 2Ba£l be3
DrbenSf apttels , fcon meiner Seite blieben Empfang unb
Sn^alt ber beiben gufärif ten überall unertoätynt, fo
banfbar iä) berfelben ju gebenfen t>otte Urfad&e tyätte.
(Sin eigenes 3uf ammentreff en ber Umftänbe §at
gefügt, bajj am nä<$ften SJlorgen na$ 3lbgang meines
©Treibens toom 2. b. mir üon 5Kün<$en au$ bie 9laty
rid)t einer gleiten SSerlei^ung amtlicfy jufam, toorauf
iä). fofort in berfelben SBeife roie naety Skrlin unb mit
SSejie^ung auf bie $ier rüdfflellige SBafyl meine Steufee*
rung einjufd&icfen mtcfy beeilte.
SDarin liegt nun freilt$, abgefe^en fcon ben ©runb=
fäßen, bie tyatfäd^lidbe Unmöglidftfeit eines 2Becfyfel3 meiner
<£ntf$lüffe. 3Kein Ser^alten barf gemife ni$t nadj ber
einen unb ber anbern ©eite ein t>erf$iebene3 fein; unb
tt)ie fönnte i<$ mit gutem ©ettnffen bie ^ulbfcofle Sffia^U
beftätigung ©r. 3Jiajeftät be3 ÄönigS t)on ^ßreufeen mir
aneignen, ba \6) annehmen mufj, bafj biefelbe nid&t
erfolgt märe, tuenn jener anbere Vorgang, ober wenn
meine in bem ©^reiben an @uer SjceUenj au8gefpro$ene
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©efinnung ju&or noä) jur höchften Äenntnife hätte ge-
langen fönnen. Um bie Darlegung meine« e$rfur<$t&
üotten $)anfeä an f)öä)$ev Stelle 6ie ju bitten, bar*
i<§.mtr unter folgen SScr^ältniffen taum geftatten.
Sief empfinbe ich, baf$ e$ minber fchtoerifi, beT
Unguuft unb bem Hurest bie ©tirne gu bieten, al$
einer großen unb unerwarteten Segünftigung fi<h nicht
entgegenfommenb ju erjeigen; über Sitte« brücfenb aber
ift mir baS Semufjtfein, bafe ^h^en, ebler boc^gefteDter
SKann, in bem 2lugenbli<fe, Da 6ie für bie toohl-
woffenbfte mit Aufopferung »erfolgte Abfielt nur Unluft
unb Verlegenheit ernten, mein inniger 2)anf, meine
anhängige Verehrung ni<$t£ gelten fann.
©uer ©ycelleni
e^rerbietigfter
Dr. £. U."
Bübingen, 10. $ecember 1853.
tthlanb an ©♦ ©r, 6faa«!mmf*er toon ber ^forbten
in SRiindjen.
„euer ©pceHenj
Derebrte 3uf<hrift, tooburdj ich &on ber Aufnahme unter
bie ÜDUtglieber be$ t>on €r. SKajeftät bem Könige üon
Samern neugeftifteten DrbenS für SBiffenfchaft unb Äunft
benachrichtigt werbe, fommt fo eben in meine £änbe.
2>ie föniglicf)e |>ulb, fcon ber mir biefe große unb
überraf<$enbe Auflehnung jugebacht ifi, Dere^re ity
mit tiefgefühltem ©anfe unb würbe ben AuSbrucf
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beffelben an ©r. SKajeftät unmittelbar gerietet baben,
toenn nid^t bie nad&bemerften Umjfönbe bie.6 als roe*
ntger jufömmlidEj erfd&einen liefen.
©leidfoeitig mit ber f;oI)en23egünftigung in 5Jtün<$en
bin i$ ebenfo unfcerbofft tootn Äapitel be§ für gleiten 3^ed
gegrünbeten fönigltd^ preufeifdfjen DrbenS jum SUUtgliebe
getoäblt Horben. 5Da jebodj biefe SBafjt erfi no<$
$erer Seftätigung beburfte, fo ergriff \6) ben 3eitpunft
ber nocfj unentf^iebenen ©adfje, um ben SSorftanb be$
Äapitelö in Äenutnifc ju fefcen, ba& idfj bur<§ ben Eintritt
in eine folcfye ©brenftelle mit literarif^en unb politif<§en
©runbfätjen, bie iä) nicfyt jur ©$au trage, aber auty
niemals toerläugnet fyabe, in unlösbaren 3Biberfpru<$
getanen unb biefer SBiberfprud; um fo ftärfer ^eroor^
treten toürbe, toenn i$ in ber fetten &e\t rnidj) mit
@btenjei<$en gefd&mücft fänbe, in toetdEjer ©ol$e, mit
benen i$ als 3Hitglieb ber -Jtationafoerfammluug jmar
nidfjt in Slttem, aber bo<$ in Vielem unb SBid^ttgem
jufammengieng, bem brücfenbften Soofe verfallen finb.
SMe Heber jeugungen, bie miä) in bem einen gaüe
über SSerbtenft jiierfannter aiuSjeid&nung geleitet l;aben,
müffeu auä) im anbern $alle meine $anblungStoeife
beftimmen. SDaS ©tatut beS 3Jlajtmiltan3orbenS fennt
nun jtüar nt$t bie gtoci &erf$tebenen ©tufen ber SBafyl
unb ber Seftätigung, aber bis jefct fyat aud) bie 2luS;
fertigung ber föniglid^en (SrnennuugSbefrete noö) nityt
ftattgefunben. $n bem Slttgenblidte, ba td) bie §od&~
toerefjrlicfye ^Benachrichtigung empfieng, mar i<$ im Segriff,
an einen toürbigen ©eletyrten in SJlünd^en bie Sitte ju
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ftetlen, bafe er am geeigneten Orte mein SBcbenfen jur
Spraye bringen möchte, toomit ftd^ benn baS Seru^en
ber förmlichen Ernennung t>on felbft ergeben würbe.
3e|t bleibt mir nur übrig, Euer ©ycellenj ju fcer*
fichern, bafe es mir für Gmoeife reiben ©ohtooÜenS
nicht an regem ©efühle fehlt, jumal in einer $tit, bic
auch bittere Erfahrungen braute, unb bafc e3 mir f<$tt>er
fällt, bur<h gehalten an ©ruubfäfcen, benen i<h Streue
fd^ulbig bin, mich bem t>on anberem Stanbpunft bt*
grünbet erfcheinenben Sßorttmrf ber Schroffheit gerabe
ba au3jufe$en, too ich fo 9erne nur *>en Smpfinbungen
ber S)anfbarfeit SRaum geben möchte.
SDer ich ausgezeichneter Verehrung unterzeichne
@uer (SyceHenj
ehrerbietiger
Dr. 2. U."
Xübingen, 3. 2)ecem6er 1853.
2>er Sommer be3 Jahres 1854 führte UhlanbS
über Sabenmeiler nach Öafel. S)ort freute er [ich, fei*
nen greunb unb Stubiengenoffen, ^rofeffor SB. 9Bacier*
nagel, befugen ju fönnen, er toar aber auf einem
©ute feiner Schwiegermutter in ber Sftähe toon ©uften.
S)a8 Verlangen, ben greunb ju fehen, führte Uhlanb
ihm nach auf bie Qurahöhe, too ba3 ©ut auf fdjöner
8Ilpe liegt. ®in gemütlicher Slbenb unb SKorgen mit
ber toerthen gamilie tierlebt, bot reiben Sohn. Ueber
Sarau ging e$ bann meiter, toieberum ju Safeberg.
9lo<$ einmal burften Uhlanbä fich be3 Umgangs beS eblen
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©reifen erfreuen, baä Sefctemal! ©egen ben ©<$lu&
be3 %a\)t$ fcerfafete Urlaub für eine Sto^ter feine«
$reunbe8 SBiaper, bie fi$ naö) 2lmerifa verheiratete,
folgenben ©cfyeibegrufj.
Um Mitternacht, auf pfabloS weitem 3Jlecr f
SBenn alle Sichtet längft im Schiff erlofchen,
SBenn auch am Gimmel nirgenbS glänjt ein Stern,
$)ann glüht ein Sämpchen noch auf bem SBerbecf,
(Sin 2)oä}t öor ©inbeäungeftüm fcertoahrt,
Unb hält bem Steuermann bie 9label hell,
$ie ihm untrüglich feine Dichtung metet:
3a , menn nnr'S hüten, führt bucch jebeS Tuntel
(Sin Sicht un3, ftiüe brennenb in ber 33ruft.
g-reiöerr Don StoPcrg an ttylanb.
aHeerSburg, 9. 91o&ember 1854.
„2Bel$e grofee $reube haben ©ie mir gemalt, mein
teurer unb ^erjlieber greunb, bur$ baä mir fo Gerthe
unb fo wichtige 93u$ x, xot\$}t% in ber ©efd?i<$te unfereä
lieben alten S<$toabenlanbe3 auf eine fo t>erbienftli<$e
SBeife eine fo bebeutenbe Surfe ausfüllt. -Jte&men ©ie
meinen beften 3)anf für biefeS Gerthe ©efdjenf an.
3$ bin im Sefen fetter f$on fo toeit gefommen, bafe
iä) ben unermüblidfjen $leife, bie feltene ©rünbli<$feit
' ©efchichte ber ^falaflrafen t>on Bübingen bon Dr. Sdmttb.
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beS SSerfaffere erfennen unb midj banfbar freuen muß.
23orjügIi<$ befriebigenb toar mir au$ $u fel)en, ba§ er,
tt)ie i<§ feit mefyx als fünfjig Sauren, bie Tübinger
©rafen im ©egenfafc ju neueren ©d&riftftellern t>on
ben mit Äarl bem ©ro&en t)erf<$toägerten 93udE$ornern
ableitet. ©e^en ©ie, mein lieber greunb! biefen £errn
Dr. ©cfymib, fo bitte id) Sie, i^m meinen £)anf au&
Juristen für fein 93u$, ba$ einem alten ©<$toaben
fd&ou Diele vergnügte ©tunben gemalt tyat: i<§ lefe
tägli$ barinne.
3$ frage ni<$t: £aben ©ie eine gute Steife ge*
ma<$t? £aben Sie an ber üueHe beS öfters (mo 3euS
naä) ber III. pnbar'f<$en Dbe feinen ©otyu §erafleä
binfanbte, um ba ben Delbaum ju pfTanjen) no<$ ettoaä
gefunben: quod faciat ad rem?
3$ fage au<$ uicfyt: ©^reiben ©ie mir! S)enn
i<$ tüeife tüo^I, bafe ©ie anbereS unb beffereS ju t^un
^aben.
SDBtr alle, alt unb jung, grüben ©ie unb grau
Emma t>on ganjem #erjen. SBir $aben baä £au§ tooll
©äfte, unb iä) fifce §eute mit neun Sa&bergen ju
£if<$e; ba£ ift in meinem langen Seben ni$t oft ge^
fc^e^en.
2ln Dr. ÄeHer unb $oHanb unb toex no<§ mein
gebenft, bie beften ©rüge.
Seben ©ie roo&I unb lieben ©ie immer ein toenig
Sfcen
alten greunb
Dr. 3ofep§ t>on Safeberg.
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SSon greunb SufiinuS, ber un$ mentge £age na$
3#nen verliefe, Nörten toix nichts metyr. ©$toab$ ©o*
p$ie, bie un8 f$on im Stuguft befugen tootlte, läfet
aud) nichts von fid) &ören."
5Dtefer Srief mar ber lefcte be3 treuen greunbe«.
SBenige SBtonben barauf ging ber fünfnnba^tjigjä^rige
@rei$ jur Sftulje ein.
Urlaub an grcifrau Don itofebcrg.
Ebingen, 25. SK&rj 1855.
„£o$veretyvte grau!
SDie 9laä)T\ä)t vom £inf$etben 3#re3 eblen ©e=
mafylS $at in Ivetten Äreifen Trauer verbrettet; unter
feinen vielen greunben unb S3ere^rern in ©d^tuaben
mu&te fie aber befonbers f<$merjli$ mi<$ betreffen, ber
iä) fo lange Satyre ^inburdj feiner untoanbelbaren
tvo^tvollenbften §reunbfd)aft mi<$ ju erfreuen tyatie.
SKeine grau nimmt an biefem großen 33erlufie ben
aufri^tigfien 2ln%il unb gibt mir auf, 3ftnen unb
ben trauernben £ö$tern mit meinem innigen Seileib
auä) baä irrige auäjubrücfen.
2Btr Ratten freiließ bei hneber^olten 93efu$en in
ben legten Sauren uns fagen muffen, bafe ber 2lbf<$ieb
xooty au$ einer für biefeä £eben fein fönne; aber feine
fräftige SRatur raffte fid^ bo$ lieber auf unb gerabe
no$ im vorigen ©ommer fanb i<$ tyn geiftig munterer
aU jtoehnal juvor. SOSie i# auf jeber Steife an ben
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Sobenfee auf bem einen ober anbern Ufer gaftfrei t>on
ifym aufgenommen toar, fo tüirb au<$ fein Stnbenlen
bei jebem ftäteren 23efu$ ber ©egenb in mir Iebenbig
fein. Sßßätyrenb meiner legten 2lmoefenfyeit in 3Jteer3=
bürg fafe Safeberg einmal an feinem fonnigen genfter,
eine alte ©d&rift in ber 3Jlappc für midf) auffu^enb,
fein efjrtoürbigeä ©efid^t \)ob \iä) auf bem weiten ^in*
tergrunbe be8 ©ee§ unb ©ebirgeS ab; fo fie^t mir ba£
39ilb be3 fc^tDäbifc^en gorfdEjerS unb greunbeS untere
gänglicfy bor bem geiftigen Säuge.
SKöge, oere^rte grau, ber £roft bon oben Sonett
unb ben irrigen biefe fdtjtoeren £age tragen Reifen.
SJetoafyren ©ie uns fernerhin 3#re toofyltoollenbe
©efinnung. SDiit un&eränberlid&er $oc^f(^ä§ung
S. XL"
SBaren mit ©dfjtoab unb Safeberg roertye, lang=
jährige greunbe aus bem Seben gerieben, fo muffen
Uljlanb in jüngeren SJJännern auä) neue unb antyäng=
lid^e greunbe §eran. ©o ftanb er f$on feit längerer
3eit mit Sßrofejfor, Sibltot&efar ©tälin in Stuttgart in
brieflichem Serfe^r unb toenn er na$ Stuttgart fam,
fo fear metftenS ber erfte Sluggang }u i$m gerietet
$>er unermübli<$ gefällige greunb machte tyn mit allem
befannt, toa$ fi<§ in ber 93ü<$ertt)elt für Utylanb merf=
toürbigeS unb neue« begeben £atte, unb Der rege 2ln=
fyeil, ben ©tälin an feinen ©tubien na^m, toar $ö$ft
aufmunternb für Ufylanb, ber too^l ba3 Sebürfmfe ber
3Jittt$eilung, aber meniger bie Seid&tigfeit fcatte, fid^
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mitjut&eüen. <5r ftanb in feiner Sugenb mit feinen
©tubien febr allein. 3)ie greunbe, tuie Äerner unb
Wltytx, Ratten tne^r ©inn für feine ^oefie als für feine
gorfdjungen; jebenfaüö toar er in biefem $acfye bei itynen
tne^r ber ©eber afö ber ßmpfangenbe getoefen nnb ^atte
batyer leidet baS ©efü&l, man fei metyr aus greunb*
liefert t^eilnefymeub, als aus ^ntereffe für bie ©a$e,
befftalb t^at i&m baS rege ^ntereffe, baS er bei ©tälin
unb fett ^rofeffor granj Pfeiffer« 2tufent$alt in ©tutt*
gart audj bei biefem für biefe ©eite feines ©eifteS fanb,
fo tüo^I. 2lud& in Bübingen Ijatte er feit einigen 3afc
ren baS, toaS er für ftd) aufgearbeitet, einem Äreife
jüngerer greunbe, ben Herren Sßrofefforen Äetler, %aU
lati, SRapp, £oflanb unb Älüpfel, bie faft alle toä&renb
ber furjen 3*ü feiner Setyrtyätigfeit feine 3utyörer ge=
raefen, üorjutragen. 2)ur$ Pfeiffers neu entftanbene
3eitfdfjrift ©ermania bot fi<$ tym nun aud£> eine toill*
fommene ©elegenfyeit bar, bie $rü$te feines emfigen
gleifjeS in einjelnen Slbfd&nitten bur$ ben 2)ru<f be-
tannt ju machen, ©o lange er bie Hoffnung fyatte,
feine 2lb^anblungen über bie£elbenfage, bie f$toäbtf$e
©agengefd^id^te unb baS 93oIfSlieb ju Snbe ju führen,
war er auf freunblid^e Slufforberungen ju Seiträgen in
berartige 3*üf Triften ni<$t eingegangen , um feine 2lr*
beit nic^t ju jerfplittern; nun, ba i^m aber bie völlige
Söfung ber Aufgabe, bie er ft$ gefteHt, nidfjt me^r
möglich fdjten, entfctylofc er ft<$ gerne ju t^eiltoeifer 3Ser-
öffentlid&ung feiner füllen Arbeiten, ©o erf Lienen na$
unb nad) in ber ©ermania aus ber fd&tt>äbif<§en ©agem
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funbc: „3)ie Sßfaljgrafen ton Bübingen/' „£>ictri<h öon
33ern," „Sobmann unb bie lobten t>on Suftnau;" le$=
tcrcr SKuf fafe , wäbrenb ber Äranfbeit toon ihm toollenbet,
würbe erft na<h feinem £obe gebrucft. $ux £elbeufage
gehören: „Sigemunb unb Sigefreb," „2)er 3tofengarten
^on SßormS." SDcr 2lb^anblung über baS S3olfälieb
entnommen fmb: „3tt>ei ©efpielen," „SRatb ber 9lad^=
tigatt^ unb „Sommer unb 2Binter."
2Bie befdfjeiben Ublanb über feine eigenen 2eifhm=
gen badete, geigen feine Sriefe an Sßrofeffor Pfeiffer.
<Jr f treibt "bei ber erften 3Jiittbeilung: „3n golge Sbrer
freunblichen Slufforberung ju einem Seitrag für bie
©ermania überfenbe ich toorerft nur jur Einfielt ein
6tüd meiner fdjtoäbifdjen <£agenforf<bungen. Ein jweiteS
t)on mtnberem Umfang fönnte fieb ju gleichseitigem 216^
brudf reiben, <£ie werben aber für baä erfte £eft eine
mebrfeitigeSb^Iwe^merfd^aft längeren SKitt^eilungen ber
©injelnen oorjieben. Die bier mitfolgenbe bebarf jeben-
falls einer nochmaligen Durchprüfung." 3n einem fyä*
tereu ©riefe: „Riebet folgt bie nochmals burebgefebene
erfte Kummer meines Beitrags jum erften £efte Sbrer
Seüförift ®a$ Sölanufcript ift burch 3ufä&e unb Mb*
änberungen weniger reinlich geworben unb bo<b Wäre
eine nochmalige 9teinf<brtft umftänblicb gewefeiu ©ie
haben wohl bie ©üte, wenn $jfynen UeberfebeneS auf;
fällt, e3 jur 5Ra<hbefferung im S)rucf ju beachten."
Pfeiffer« fieitf^rift wirfte günftig auf UblaubS
Sßrobulttoitöt. ©ie gelinbe SWötbigung, mit ber Arbeit
abjufchliefjen, war bei ihm, ber fich felbft nie genug
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*
tyun fonnte, immer nodj einen neuen SKuffd^IuB, eine
nähere Segrünbung finben hoffte, am $la|e. 3Bie
ba3 ©ttyliftifum toätyrenb feiner afabemif<$en S^ätigfeit
bie Suft ju bieten in i^m erregte, fo ttrirfte bie @e*
legen^eit, mit ©injeluem §ert>orjutreten, anfeuernb auf
feine 2lrbeiten ein.
S)o<$ locfte bie fd&öne Sa&reSjeit ifyn Dorn ©d^reifc
tif<$ in bie freie 9latur ju einem Slufent^alt am 33ier*
toalbfiäbterfee, nacfy SSedfenrieb, bon too er ben ßanton
Untemalben burd&ftreifte unb ben Sagen bon Slrnolb
SBinfelrieb, ju einem „3)ra$enlo$" nad^ging. JDie Sttbtei
©ngelburg tourbe auä) befugt, aber bie frommen Srüber
Ratten ntd&tS in ifyrer 33ibIiot£ef für feine ©tubien.
©er SOBinter 1856 fcerflofe bann ttrieber in ftiHer
Strbeit, big ber Sobenfee jum Saben einlub. ©iefcmal
tpurbe Ueberüngen }um 2lufent£alt getüäfylt. S)ie auf
ber anbern ©eite beS ®ee$ gar f<$ön gelegene Stuine
fcon Stltbobmann, unten ber neuere $errfd^aftöfi$ ber
sperren uon Sobmann, feit Satyrtyunberten Seftfcer §ier,
intereffirte U&Ianb lebhaft. Die alte $falj SSobmann
unb bie 6agen, bie an bem ©efd^Ied^te hafteten, reijten
feinen gorfd&ungätrieb nityt nur in biefem, fonbeni
ebenfo im näd&ften ©ommer. ®r tpurbe babei t>on bem
eblen , gaftfreien grei^errn fcon Sobmann auf ba$ be*
reittDittigfte unterftüfct unb fo entftanb ber Sluffa|
„Sobmann," ber im vierten ^a^rgang ber ©ermania
abgebrudEt nmrbe.
9laä) ^Uberlingen ttmrbe au<$ no$ ber Sregenjer
2Batb befugt.
U&lanb« Seberu 29
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lt^Iattb an ^rofeffor Pfeiffer.
Xü&ingen, 26. gebruar 1856.
„Verehrter £err unb greunb!
3Kcin längereg €tillf<$tt>eigen fear baburch toerur*
facht, bafe ich immer noch meinte, ben „$>ietri<h ton
Sern" red^t jettig für ba$ jmeite |>eft fertig bringen ju
fönnen, aber ju ber äußeren Abhaltung fam au<h noc£
SerfchiebeneS, toa% in ber (Sache felbft neu ju thun
roar. SBährenb idh auf ber einen Seite abjufürjen
fuchte, erfdhlojjen ftch auf ber anbern 2tu£bti<fe, bie
eine @rtoeiterung herbeiführten. SDer Sluffafc nrirb nun
toll baS jföeif adtje ber ^faljgrafenfage ausmachen, alfo
etroa 2'/4 Sogen. 2>a ift e3 nun {ebenfalls beffer,
toenn er erft im britten §eft erfcheint unb ich nicht
gleidh mieber fo beträchtlichen Staum einnehme. Ueber
bie &on ßemuaten unb Sinoutoe habe idh mich bei £er*
berger befragt unb bin fcon ihm auf ÄaiferS Ober*
bonaufretS, ben auch Stätttt anführt, unb auf bie
Sahreeberichte beS ^iftorifc^eu Vereins für biefen Äreiä
aufmerffam gemad;t toorben. S)iefe Sd&riften finb hier,
eine toeitere barin genannte: 3teifer£ SBappen ber StäDte
im DberbonaufreiS 1834, toerbe ich »ieDeid&t in Stutt*
gart finben, 100 aud; anberträrts noch unbefannte S)rucfe
Don : @dten ausfahrt, SlugSburg bei §an§ ßimmermann,
toorhanben finb. 3)ie Seimnauer in berfelbtgen ©egenb
bei Äaufbeuren unb Älofter ^rrfen (alt Urfin) fommen
freilich überall !urj toeg unb ihnen beffer auf bie
6pur ju fommen, toäre mir allerbingS ertoünfeht. 3$
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iiberjeuge mxä) immer me&r, bafe fie mit ben Äemnaten
jufammentreffen.
erfteä £eft fyat auf micf) ben günftigften @in=
brucf gemalt, id^ freue miä) aufrichtig biefeS SereinS
neu auftaud^euber Äräfte mit fcfyon betörten, unb fefye
barum ben auf bem Umfdjlag in SluSfi^t gefteüten
Arbeiten begierig entgegen.
ergebender
2. U."
Itylonb an ^rofeffor giimttfl in 3üri<&.
Bübingen, 6. 3um 1856.
„#o<$geefyrter $err!
2tuf 3^re freunblid&e Anfrage beehre iö) miä) %oh
genbeS ju erttribern. ©3 toar toofyl uormalS meine 2lb*
fic^t, auf fyrdity SBeife tme ben 9Jtyt§u3 t)on 2$ör,
auä) ben triel umfaffenberen üon Dbin ju be^anbeln;
aber §u bem Umfang unb ben ®$ttrierigfeiten ber 2luf*
gäbe felbft tarnen äufeere Unterbrechungen fcon langer
$)auer unb iä) befd^ränfte fpäter meine 2lrbeit auf einen
einjelnen Streit ber ObinSfabeln. allein auä) mit biefem
bin iä) noä) nid^t jum SHbfcfylufc gefommen unb tarnt
nid^t ttorauSfefyen, ob unb mann e3 baju fommen merbe.
3nbem iä) bem (Steinen 3#rer Schrift über bie
gbba mit regem (Sifer entgegenfe^e, bin iä) hochachtungsvoll
ergebender
S. U."
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^rofeffor Pfeiffer on ttylaitb.
Stuttgart, 3. 3Rärj 1857.
„^crjlid^en ®anf, sere^rter greunb, für 3#ren
Seitrag. 2Bar er audj ui$t fo umfangrei<$ aU bie
in 2lu£fi$t gefteüte 2lbfyaublung über bie ©iegfriebS;
fage (bie \ä) nun für'3 britte £eft erhalte?), fo f)dbe
iä) bo<$ alle Urfac^c, mit bem £auf$e jufrteben ju
fein. 3$ fd&äfce miä) glücflt$, in ber ©ermama bie
erfte Sßrobe 3ftrer „Oefd&td&te be3 beutfdfjen SSoItefiebe«*
geben ju fönnen, nnb bin überjeugt/ meine Sefer tüer*
ben batoon ebenfo entjüdEt fein, hrie idf>. greili$ mirb
baburcfy bie ©e£nfu<$t naä) bem ©anjen üon neuem
getoedt.
#oIfcmann läfet ^erjlid^ grüben. 3Jttt bem ©loffar
ju ben Nibelungen ift er nun glü<fli<$ fertig unb ber
®rud£ toirb nun raf$ beenbigt derben fönnen.
Seben Sie red^t tpo^l. 3Kit ^erjlid^en ©rügen
treuergebener
Pfeiffer."
S)ie 39ef$äftigung mit ber §elbenfage üeranlafete
Urlaub im 3uni 1857 ju einer SReife naä) 9tyetn*
bapern. 6r tooHte in ben ©agen genannte DertUd^
feiten, namentli<$ ben 2Ba3genjietn , au<$ 2Bafi<$enfiein
genannt, bei ©d&önau befugen. S3on Sergjabern aus
gelangte er na<§ ©d&önau unb würbe t>on bem SHreftor
be$ bortigen ©ifentoerfs fe^r freunbiid^ geleitet. S)er
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2öa£genftein liegt über ber franjöfifd^en ©renje imb
bie Begleitung roar i$m bef$alb unb weit ber 2Beg
t)iele Sdjtoierigfeiten bot, red)t von 9Ju|en unb tourbe
banfbar.von tym gerühmt. SHe Befid&tigung tiefer
gelSgegenb beftärfte U^Ianb in ber Bermutfyung, ba&
$ier tvofyl ber Äampf 2Baltfyer£ vorgegangen fein fönnte.
Sei Bergjabern befugte er au<$ bie in frönet* Söalb*
gegenb Iiegenben Burgruinen Bertvartftein unb S)ra^en«
felö. 2)ie Steife ttntrbe bann naty Äaiferelautcrn, auf
ben $)onner3berg, Speyer unb 2Borm$ fortgefefct, bei
$reunb 9Jiappe3 in $ranffurt eingelegt unb über Ba~
ben bie £eimat$ toieber erreicht. !Ita$ bem geiüö^n=
liefen Babauf enthalt am Bobenfee begab fid? U^Ianb
im September jur ^ilologenverfammlung nad) SlugS*
Burg. @S fear i&m in 2lug3burg immer befonberä be=
l;agltd), tooju tyauptfäd&licfy ber Umgang mit 9lr<jE)ivar
£erberger, ber i^m immer fo üiele ©üte unb @efättig=
feit ertvieS, beitrug. 3)iefemal traf er au$ fonft nod?
manche Befannte unb greunbe, roeldfje auefy bie $er=
fammlung tyergefü&rt ^atte unb mit benen er vergnügte
£age verlebte.
3Jtit bem grffi&ting 1857 fcatte U&lanb baS fiebern
jigfte SebenSja^r jurüdgelegt ; aufeer einiger Slbna^me
be£ ©efidtfS unb be£ ©efyörS mar er von SHterSgebredjen
frei, feine Haltung tt?ar aufregt, fein ©ang raf$ unb
leidet. Born (Sintritt ber mannen ^a^r^jeit bis gegen
ben £erbft gebrauste er ba£ Sab im ^eimattylic^en
5Keäar, fpäter im ©ommer im Bobenfee. Qn Bübingen
jog er vor, einen meiten, gegen SDUttag oft Reißen ©ang
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bis toeit über bie ©tabt hinauf ju machen, nur um
im freien glufe baben ju f önnen ; ber Slnblicf ber freien
©egenb unb baS ©$ttrimmen gehörte i^m tt)efenttt<$
jurn Sabegemifc. 9loü) fonnte er große gufjtouren au&
führen unb fear jeber loei<$lid)en Sequemlidjfeit ab^otb.
yjlanfyen grofeen ©tein, ben bie gu^rleute am SBege
liegen gelaffen, fyat er auf bie ©eite gerafft, bamit
in ber 9la$t 9liemanb barüber fallen fönne, unb auf
©pajiergangen bie ©ornenjtüeige , bie t>on anbern nad)-
Iäffig in ben 3Beg geworfen toaren, aus SRüdffid&t für
bie grauen befeitigt. begegnete er auf feinen ©ängen
©ebre<$li<$en unb Hilten, bie itym ber Unterftü^ung be*
bürftig fc&ienen, fo fd&rteb er ben tarnen unb i^re
2Bo§nung in feine ©d&reibtafel, bamit er fi$ genauer
na$ ifynen erfunbigen fonnte. 6$ toar i£m eine §reube,
ju Reifen, too er fonnte. S)ie33ü<$er, bie er ft$ für
feine ©tubien angefc^afft, lie£ er bereitwillig an 2lnbere
unb es fonnte too^l öorf ommen , ba& er fi<$ naä) einem
Sudje auf ber Sibliotyef umfa^, »eil er baS eigene
ßyemplar ausgeliehen fyatte.
33tS in baS Sllter eilte er ju jebem SSranbe in ber
©tabt ober Umgegenb. 9lo$ fcor ettoa je^n S^ren ^at
er bei einer geuerSbrunft in bem eine ©tunbe entfern-
ten ®orfe Söeityeim mit einem Säuerlein an ber ^ßumpe
geftanben, unb als er nadj gelöstem geuer ju §aufe
bei fafe unb bie geuergloäe nochmals ertönte,
eilte er toieber bem 3)orfe ju, bis er §örte, bafe alle
©efa&r vorüber fei. SKber ni<$t nur gegen 9Jtenf$en
fear fein £erj t?ott SDUtgefü&l, audj ber S^iertoelt
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ftanb eä offen. Oft ftanb er Dom Slbenbeffen ober
t)om Sefen auf, um einem Nachtfalter, ber in ©efahr
toar, fi<h am Std&te ju üerfengen, baS genfter ju
öffnen.
®o ftrenge er gegen fich felbft toar, fo mar er
gegen Sfabere milb unb fchonenb. Steblofeä Urteilen
ober gar SRachfucht toar feinem ^erjen fremb.
Heber fi<h felbft fprach er toenig, feiten ohne 2Iuf*
forberung. Einiget, toaS er über feine ©tubien unb
feine Arbeiten feinergrau gelegentlich gefagt, folgt hier.
„9Jteine literarifchen gorfdfjungen ftnb nun theiltoeife
veraltet, bie 2öiffenf<haft ift über fie hinauSgefchritten.
©ennoch lann i<h fagen, bafj fie nicht ganj ohne @r=
folg toaren. 3Jlein erfieS SBerf „Heber ba£ altfraujös
fifdje @po3" tourbe balb üon ben granjofen anerfanut
unb oft citirt. 3U™ „SMther t>on ber 33ogelmeibe"
fam i<$, inbem ich nach politifchen ©ebichten ju bem
„Otto fcon 2BittelSba<h," ben ich bramatif<h behanbeln
trollte, bei ihm fu$te. 3$ glaube, bafc er ein fttiu
gemälbe ift. 2luch mein „&hör" tourbe unb toirb oft
citirt. — 211$ ich am Anfang beS SahreS prüfenb über*
flaute, toaS iä) üon meinem Vorbereiteten no<h au^
arbeiten fönne, toählte iä) mir jum Stnfang ba3 fchtoerfte
unb mühfamfte; fomme i<h mit biefem ju Staube, fo
ift bann ba$ anbere leichter, e3 ift auch anfprechenber."
2luf bie grage: ob eä ber „Dbin" fei? fagte er: „nur
eine Seite beffelben;" er beflagte, bafe ihn niemanb
baju anrege unb ermutige, SDie Semerfung, eä müffe
im ©tchtergemüth liegen, nur ftücftoetfe ju arbeiten unb
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na$ einiger Slnberem überjugefyen, gab er jh
unb bemerfte, ber 3teij beg Staffens liege eben im
(Srfinben unb Anlegen, im Uebertotnben beg €d)toie~
rigen, na<§&er fomme man lieber tmeber }U ettoaä
Beuern,
(Später einmal fagte er, eg liege itym no$ ju Diel
$orf<$ung in bem, toag er am „Dbin" auggearbeitet,
er laffe tyn übrigen« ni$t liegen, jebe ©pule fei bo<£
im ©ange, roenn er gleich ni<$t jefct gerabe baran
arbeite. SDie SSolKlieber feien i§m ju tpeit angelegt,
bag §alte ifyn ab baüon. @r £abe Diel gefammelt, t)iel
im Äopfe baju, mel au<§ fd^on auggearbeitet mit ber
geber.
^m ©efpräcfy über 9tte^l unb fein Seftreben, SBer*
gangeneg feftju&alten, äußerte U&lanb: „3$ toerbe gar
oft mi&fcerftanben ; meil id) miä) beg Mittelalters er*
freue, tieleg f#ön finbe, meinen bieSeute, idj müffe
bafür fein, bafc eg auä) jefct, in einer ganj anbereu
3eit, nrieber in bag ßeben treten foflL 3$ fann micty
loo^l freuen, bafc ber ©peprer SDom ^ergefteüt ift, ob*
gleid^ er mir etmag ju bunt auggefallen ift; aber \<fy
fann midfj nid&t für ben Sluäbau beg Äölner 2)ome£
begeiftern. 2Ug er unternommen tüurbe, ba toaren
9Jieifter unb ©efellen, bie Steinmauer* unb sJJtalerf$ulen
burd&brungen &ou bem, »ag fie fd&ufen, fie lebten in
ben^been, bie i$n ^erüorbrad^ten; bag lägt ftcfy nidjt
mef?r in unfere 3^it bringen, eg ift eine errungene
33egeifterung. 3)a& erhalten ttrirb , »ag bie fd^öne 3eit
erraffen $at, bag freut midO baran. SBenn i<t) mit
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457
Siebe bie alte 3eit erforf^e unb abf<$ilbere, fo ifi es
nzd^t, bafe iä) fie ber Sefctjeit aufjtoingen mö$te, bie
eine materielle Stiftung fyat. 9Jur toiffen foHen fie,
bafc eS ^interm 33erg audf) Seute gab , ba& eine anbere
3eit auä) ©<$öneS l)atte.
gär eine ^oefie für ficfy , &om SHolfe abgemenbet,
eine Sßoefie, bie nur bie inbiüibueHen ©mpftnbungen
auSfprid&t, £abe xi) nie ©inn gehabt. 3m SSolfe mufcte
es murjeln, in feinen Sitten, feiner 9teligion, maS
mi$ anjie^en foKte. Sd&on &on meiner Änabenjeit an
£abe idjj bie gioefie fo gefaxt. 2llS ©tubent £abe i<§
meine greunbe in nnferm ©onntagSblatt mit ben
belungen befannt gemalt, als nodf) feiner üon i^nen
ettoaS ba&on mufete. Qu $ariS £abe i$ ben Stuffafc
„lieber baS altfranpftfd&e ßpos" gefd&rieben. @tgent=
lidfj ift e§ ein beutfd^eS (SpoS aus Äarl beS ©ro&eu
ßeit. günfje^n ^afyre, na<$bem idf> ben 2luffafc ge=
f ^rieben , mürbe er ^er&orgejogen unb anerfannt. ©e*
bi<$te, beren ©yiftenj id£> atmete, mürben bann auf-
gefunben.
(SS mürbe mir öfters t)on SRorbbeutfd&en ber 33or*
murf gemalt, iä) fyabe ju menig von ber auSlänbifcfyen
Siteratur 3lotij genommen. fyabe mi<$ aber mit
fpanifdjer, franjöfifd&er unb norbifd&eu Spraken Diel
bef d^äf tigt , §abe eS aber aDerbingS am meiften in S3ejug
auf ben 3ufammen&ang mit ber Literatur unb ber @e*
fd)idE)te beS beutfd&en SSoIfeS getrau. Sttefem galt mein
©tubium t>on meiner frühen 3ftgenb an. SDleine eige^
nen @ebi<$te finb in ber Siebe ju tym gemurjelt, unb
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458
nur als einen SC^eil ber beutfd&en Literatur möchte i<$
fie angefetyen tviffen. Sludfj meine bramatifd&en ©tü<f e,
bie getriebenen, \me bie, bie idf> mir vorgenommen
Watte, )u fdfyreiben, finb barau$ hervorgegangen. 3Ber
fid> ni$t mit meinen ©tubien befaßt , fann nidjt fiber
midj f<$reiben."
5)er Diieberlaffung ber beiben ^flegefö^ne, be£
©d&tvefterfofmeS Submig SKeper als 9te<$t8confulent in
^Reutlingen, SBityelm ©teubelä als 2lrjte3 in Böblingen
folgte balö anty ityre SSere^elid^ung unb fpäter braute
ba£ 2lufblül;eu lieber Äleinen neue greube in Urlaubs
$au3 unb veranlagte auä) ju Sefudjen in ben neuen
£au£tt>efen. ®en 2öeg nadt) ^Reutlingen legte Urlaub
gerne ju gu& jurücf.
®em alten greunbe, SuftinuS Äerner, toar bie
geliebte grau geftorben unb er felbft feit Sauren faft
ganj be$ Slugenltc$te$ beraubt, ©iefe veranlagte
Urlaub ju öfteren Sefud^en in SBeinSberg. ©ein Äom=
men erweiterte ben gebrüdtten greunb fi$tli<$. (£3 tvar
bann ergöfclicW, bie beiben alten Sföänner ju tyßren,
tvie bie Erinnerung an alte 3eiten fie nrie verjüngte,
ttrie fie tyerjlt<$ jufammen la<$en fonnten.
3u £aufe trat ber SebenSernft bei Urlaub me^r
^ervor. £)ie Seit mar au<$ von ber 2lrt, ba& ein
beutf^eä £erj tvenig greube baran fyaben fonnte. ©in
ßeugnife feiner ©timmung über bie allgemeinen 3Ui
ftänbe gibt baS golgenbe.
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459
Urlaub an £errn 5t, , $trcctor be« Üicberfrnnjce in N.
3br forbert, bafe id) Steber finge,
9Jiit $eutfd)fanb3 Farben ©lieb an ©üeb?
$er 9tnblicf unfrer beutfd?en $inge,
£>er gefyt mir über'3 SBofcnenlieb.
„9Jtit aufri^tigcr SBürbtgung ber üaterlättbif^ett
©eftnnung be3 bortigen SieberfranjeS.
Xübinaen, im ge&ruar 1859.
S. U."
Ufjlanb an §crrn %% Slrtana in 9)tannljetm.
Bübingen, 11. gebruar 1859.
„33ere$rtefter §err!
Sie toortrefflid^en Äunfttoerfe, mit betten 6ie mir
ein fo tüert^oHe^ ©ef$enf gemalt fyaben, werben meu
tter einfachen 3Bofynung ju großer Sierbe gereichen, fie
toerben mir felbft, tirie ben ©enoffen uub greunben
meines ^)aufe^ mitten unter ben SSorfommniffen beS
tägli<$en Sebent einen ernften ttnb er&ebenben SInblicf
barbieten, @3 ift aber nodj ein HubereS, toa$ miä)
erfreut unb mit tyerjlkfyem S)an!e erfüllt, iä) meine bie
überaus fremtblidje ©efinnung, bie 6ie mir, bem per=
fönli$ Unbetannten , gänjlidj überrafdjenb erliefen
^aben. Qcoax finb bie Sieber, bie mir biefeä SBo^I-
tüoHen toerfd^afften, tyrem £auptbeftanbe na$ ©rjeug-
niffc lättgftoergaugener Safyre, ba3 fpäterc Silier nrirb
toon Iprifdjen 2tnregungen m$t fo leidet ergriffen; aber
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460
bie ©runbftimmung, au$ melier einft fiieber tyroox*
gegangen, ift in mir nocfy jefct lebenbig unb barum
eigne id& mir banfbar an, toafc jenen ©eifteäfinbern
Siebet gef<$ie£t.
aKöge, üereljrter $err, 3$r angeftrengteS Sßirten
für bie Verbreitung geiftbilbenber Äunftbenfmale fort;
tyin t?on fegen£rei<$em Erfolg begleitet fein.
3n größter §o$a<$tung
3^r ergebender
£. U."
Urlaub on feinen 9lcffen, Snbtoig 2Regcr.
Sübmßen, 18. 3uni 1859.
„SDa8 frä^e ©rlöfd^en ber (Slterofreube, bie 6u<$
in bem Neugeborenen nnb feinem anfänglichen SBotyl-
befuiben aufgegangen war, §at aud£> un3 f<$merjlid>
betroffen. 33om Sauftage Ratten ttrir bod; einige §offs
nung mitgenommen, ba& eS noti) beffer mit bem leU
benoen Äinbe derben fönnte. 3Köge nur bie SBfoflrengung
unb Strauer auf bie ©efunbfceit ber lieben Suife nidfjt
nadf^eilig einiüirfen; in ben jtoei leben£frif<$en Äin^
bem, um bie im torigen Qa^re beforgt tt)aret, §at
6u<$ ©ott ja einen wohltätigen £rojt erhalten.. 2Bir
werben morgen frühe mit unferen ©ebanfen am füllen
©rabe be§ lieben ®rnft§ gegenwärtig fein. 3Rit inniger
^eilna^me
ßuer treuer D^eim
£. U."
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461
$)u famft, $u gingft mit leifer 6pur,
(Sin flüdjt'ger ©aft im (Srbenlanb;
2Bo&er? Söofnn? mir Hüffen nur:
2luS ®otte8 $anb in (Rottes £anb.
©er ©ommer 1859 führte U&lanb ttrieber in bic
geliebte ©cfytoetj, nadj) Sem, Srienj, Sauterbrunnen,
auf ben ©eeliaberg , nadfj Slltorf, too^in itytt bie £eHS=
fage, ber er immer nocfy eifrig nad^ging, jog. £ie&mal
tnufete jtoar ber ©ang über bie beibett ©dEjeibedten un=
terbleiben, weniger be3 äluffieigeud als beS StöfteigenS
ttegen, toeil junetymenbe ÄurjfidErtigfeit i^m ben Stritt
unfic^er machte, bo$ braute auä) t>on ben Spätem aus
gefe^en bie SKIpentoelt Dielen ©enufe. @inen anbern
bradjte ba£ 3UT ammentr eff en mit lieben Angehörigen.
SBert^e greunbe mufete Utylanb auf ber anbern ©eite
nun in ber ©<$toeij üermiffen, ben guten DreEi, ber ben
Aufenthalt in $üT\ä) immer fo angenehm gemalt; biefe^
mal fonnten ttylanb* nur fein ©rab auf bem ©t. Anna;
Äir^of auffu^en, unb ber treue greunb Saperg ruhte
au<h im ©rabe.
Sei bem ©dperfefte am 10. 3tobember 1859 toar
U^lanb in Stuttgart jugegen. golgenbe freigefrro<hene,
erft nachher aufgetriebene SBorte fprad^ er nach bem
geftma^l:
„Ate auf bem geftylafc bie gro&e ©locfe ber ©tabt
Stuttgart erHang, gemannte fie mich baran, bafc ©dritter
in jungen Qa^ren biefelbe fcielmate gehört $aben mu&,
ba& eben biefer Älang in feiner Seele gefd^lummert
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baben unb lange nafytyx jum mächtigen Sieb t>on ber
©locfe geworben fein mag. @r Ijat bie ©locfe jum
Symbol einer umfaffenben bic$terifc^fittlt<$en 2ßeltan=
fd;auung erforen. ßine grofee, toeitfd&allenbe ©lodfe ift
2d)iHer£ ganje $oefie. £er Stüter bat glei<$loo§l ni<$t
ba3 "paupt emporgetoorfen. 3m Sugenblid, ba bie
blüfyenbeu £öd)ter ber Stabt ben gufj ber Säule be=
fränjten, faben toir ba§ eble, gebeugte §aupt t)om ^er=
twtretenben Sonnenferne beleuchtet. Heber ßänber
unb 3Keere tönt ^eute bie §eftglocfe ber Sc^itterfeier.
2lu$ jenfeitS be3 DceanS werben ©eutfd^e, bie nun feit
je^n Sauren in ber Verbannung leben , t?on einer beftig
erregten 3e^ ^er/ *n t^eld^er felbft bie $ö$fteu unb
(Sbelften ni#t auf feftem Soben ftanben, biefen Saut
üernebmen, mit fd^mer^li^er Erinnerung unb bodj mit
freubigem Stolj auf ben ©eroaltigen au3 bem $eim*atl>=
lanbe. 3n ber beutf^en #eimatj? felbft wirb bie ©locfe
nid)t untt)irffam unb f egenäloä fcer^aEen. ®ajj bie geier,
ju ber fie gelaben, eine fcolfätbümlicfye fei, be3 finb
toir alle 3cu9en/ ^x ^en in 6rnft unb gd^erj
toofylgelungenen geftjug angefe^en. 9Jtafynenb unb jus
glei$ ermutfyigenb ttrirb ber ernfie Älang in beutf^e
Sänber bringen , bie fo lange f<$on in i^ren tyeuerften
gierten fiefc tief gefränft füllen.
„^eil'ge Drbnung, §immel3to$ter!" foridjt ber
aifeifter be$ ©loäenguffeS ; ju ber ^eiligen Drbnung
aber jctylt er ba3 fro^betoegte Seben „in ber greityeit
beU'gem S<$ufc." Ertönen ttrirb ber ©lodenruf in bie
3erriffen^eit beS beutfc§en©efammtt>aterlanbe$, in beffen
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flaffenbe SBunbc toir eben erft tief binabblidften. „ßon-
corbia foH tyx 9iame fein!" tauft ber SBieifter feine
©locfe. ßoncorbia bebeutet aber ni<$t eine träge, tobte
eintragt, nein! tt)örtlid&: ©inigung ber £erjen, in
©$iHer3 Sinne gettrife : ©intra^t, frifd&er, tbatfräftiger,
reblid&er, beutf^er £erjen. ©oncorbia f^aHe bod&!"
Unter Urlaubs papieren fanb fu$ noefy ein furser
£rinffpru$, ben er enttoeber auä) an biefem gefte aus*
gebraut \)<xt, ober aufbringen beabftd^tigte, bann aber
toieber unterließ toeil erben längeren iujttnfdjen im^
protrifirt tyatte. ©r Reifet :
„©£ ift ©egenftaub gelehrter gorfcfyung getoorben,
ob jemals ein £eH gelebt babe? [SBenn bie grage üer*
neint vuirb, ba3 ift erft re<$t SCeH^ Job.] 3$ fyabe
midfj lebhaft mit biefeu Unterfud&ungen befd^äftigt, benen
bie Berechtigung nidjjt abgefprod&en toerben !ann; lieber
gehören fie nid^t. 2lber ©ineS gehört lieber : gettrifc ift,
bafe ein Stiller gelebt fyat ; er lebt nodfj unb mit tym
lebt ein £eE, fie ftnb unjertrennlidt) oerbunben, ber
Genfer unb 2)i$ter, ber £elb ber gretyeit, fie leben
^od>!"
5Der SCob t?on SBilfyelm ©rimm ging Ufylanb fe^r
ju £erjen; ein, jebodE) ni$t abgefdjjicfter ©rief an fei-
nen 33ruber Safob gibt ba&on Äunbe. SDafj ber S3rief
ntcfyt abgefd^idtt tourbe, fam batyer, bafc in UtylanbS
£aufe jur Seit, too er gef ^rieben tourbe, eine ferner
franJe Wifye lag; in ber Seftürjung jener £age blieb
ber ©rief unbeforgt unb bann fd^ien e3 Ufylanb ju fpät
baju. 9tun ift ber toere^rte Sruber, an ben er
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464
gerietet fear, ben Uhlanb fo h°<h ^iett, bem »ruber
au<h im SCobe gefolgt!
Uhlanb on Sacob (grimm*
Xübmgen, 31. $ecember 1859.
„©eftatten ©ie, SJerehrtefter , auch mir ein 22ort
ber fdjmerjlidjen S^etlna^me. ®ie erfdfjütternbe S£obe3=
nadbricht traf mid) eben in einer 3eit, in welcher ba$
treffliche Such über bie beutfctye $elbenfage ju täglicher,
treuefter Serathung bei einfamen ©tubien biefeS 33e*
reiche &or mir lag. 3Iu<h ber Stofengarten fear mir
neuerlich mel jur $anb, bem er fo unermüblid^e Pflege
gettribmet $at unb an feinem Urteil über meine 2Iufs
faffung biefeä ©ebichtS, bie ich fcerfuchen tooUte, mufcte
mir an erfter ©teile gelegen fein, gär toen fdfjrei&t
man beim, toenn nicht für biejenigen, auf bie man
am meiften tiertraut?
SDaS ift ein bitteres ©efd^id beS Älter«, ba3 bo$
nicht müßig gehen hriH, bafc ßiner nach bem 2tnbern
uon benen, bie man- bei ber Arbeit im 2luge f)at, um
toerfehenS ^intDegf<^tt)inbct 33ottenb3 im gadje be£
beutfchen 2llterthum8, toenn bie ©rtoecfer unb ©rünber
hingehen, bie Unerf etlichen , benen in ber ttriffenfd&afts
liehen Vertiefung au<$ bie jugenblid^e frifc^e Sufl be3
erfien Staffens geblieben ifi, bie £erjen3tt>ärme, bie
$oefie.
SKeine grau nimmt mit mir ben innigften 2ln-
theil an ber herben Trauer, bie ein theureS #au3
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betroffen fjat, in bem tour, als t$ ben ^ingefdfjiebenen
3ule|t fa$ , fo gaftfreunbli$ aufgenommen toaren. gort-
toätyrenb fyat er midj bur$ toert^üolle ©penben feiner
fruchtbaren S^ätigfeit uub tootyltoollenbe ©eftnnung jn
anbauernbem $)anfe t^erpfltd^tet,
■JJtöge baS eintretenbe 3afyr 3#nen bie rüftige Äraft
erhalten, toon toel<$er ba$ ablaufenbe fanm erft in ber
6#üler3rebe unb bem neueften §efte be§ 2Börterbu<$§
crfreuenbeS 3cll9ni& gebraut §at, möge ber geliebte
33ruber als lidbter, tröftenber ©eift ber Erinnerung unb
ber Hoffnung 3#nen fortbin unjertrennlt<$ jur Seite
fte^en.
treuergeben
ber S^rige
£. U."
Heber ^afob ©rimm, ben er fo §o<$ ^ielt, ber
t&m fo innig treuer tuar, fagte er: „@r £at me§r ge=
leiftet, als bie gorfdjer a^berer Nationen. 211$ i<6 mir
9JU<$elet3 2Ber! aufraffte unb mit großer Segierbe ju
lefen anfing, ba fanb iti), ba& er e3 o^ne ©rimm gar
niä)t $ätte fdjreiben fönnen. Gbenfo ift e3 mit bem
Söerfe üon Äemble."
2lm 5. 2tyril 1860 toaren eS fünfjig Sa&re, ba&
Urlaub jum S)octor creirt toorben mar. (Sine ®e^u-
tation ber Surifienfacultät e^rte i&n an biefem SCage
mit tyrem 8efu$ unb mit ber ©rneuerung be3 $)tylom3,
toie fd^on früher angeführt toorben ift.
SHuti) bie berliner Untoerfität erfreute tyn mit
UfrlanbS ßeben. 30
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466
einem @Iüdfmunfd&. U&lanb banfte barauf in folgen*
bem ©riefe.
Urlaub an ben ©cf)cimciiratl> Dr. SBötflj in Serltn.
„®ie ©lücfroiinfdfye, bie ©ie al£ SSorftanb unb im
Stuftrag be3 Senate ber Untoerfität ©erlin mir am
2Korgen be£ 5. 2lpril juge^en ließen , toerpflid&ten miä)
jum innigflen S)anfe. ©ie fonnten biefer too^ltoollens
ben Sufönft nid^t^ mir (S^renüoIIereä boranftellen, als
baß Sie miä) mit bem -Kamen eines treuen 33aterlanb&
freunbeS begrüßten. Unter ben ©irren ber ©egettnart
ift un$ ja ba3 ttrieber fo bringenb notl;, baß bie Siebe
jum beutf<$en ©efammtbaterlanbe attertoärts lebenbig
fei, baß fte bem älter ni$t berlöföe unb in ben £erjen
ber ^ugenb tfyatfräfttg aufglühe.
9Kit aufrichtiger £od&f$äfcung
Zfibingen, Ii. SlfnrU 1860. Dr. ß. 11."
$räjtbent 3aup an ltblanb.
Earmftabt, 10. 2tyril 1860.
„£o<$t)ereljrter beutf<$er 9Jtann!
35ie Allgemeine melbet, baß ©ie am 5. btefe«
SKonatS 3^re fünfaigjityrtge £>octornmrbe erlebt £aben.
©eutfd^lanb muß fyteju fidf) glüdfmünfd&en; erlauben
©ie mir (ber bereit« im September 1853 ein fo alter
3)octor getoorbeu) 3#nen bieß auSjubrüden, in ber nid&t
befcfyeibeneu Hoffnung, baß ©ie au« ber $eit ber fiebern
jel)n SSertrauenSmäuner unb ber üerfaffunggebenben
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•Jtationaloerfammlung meiner großen 93ere£rung für Sie
no<§ eingeben! feien.
©Ott fegne Sie, ©Ott erhalte Sie ferner!
Wtbent Saup."
<
■JJacfy ber geroöfynlicfyen öabereife an ben Sobenfee,
too biefeä Satyr ber 2Iuf enthalt in 9torfctya$ genommen
nnirbe, tourbe im #erbfte uo$ Stuttgart unb 2Bein3:
berg befudjt. 5Der Söinter ücrftofe im füllen ©Raffen,
toie benn in ber ©ermania 1860: „©ommer unb 2ßin=
ter" unb im erften £efte oon 1861 ber „Stofengarten
ton 2Borm3" erfctyien. 3m ^uni 1861 fctyieb ein alter
treuer greunb unb 9Jtttfäm}>fer au« bem fieben : $ro;
curator Sllbert ©<$ott. 2113 ityn Utylanb im grütyjatyr
auf feinem ßranlenlagcr befugt tyatte, fam er fetyr
roefymütfyig fcon ifym jurücf. 3U fe™er Seflattung eilte
er nacfy Stuttgart unb obmotyl nocty ganj gefunb, foH
er bo<$ auf bem SRücfroeg oom ©otteSadfer gefagt tyaben :
„Sefct fommt bie Steide au$ balb an mity." Heber
Sctyott äu&erte er: „$)er SRüdblid auf feinen Sebent
gang betätigt mir re<$t anfctyaulidty toie: fein £erj
nid^t mübe toarb, oon Steuern ju erglühen."
Itylanb an feine gran.
Bübingen, 21. Sunt 1861.
„fiiebfte @mma!
S)a fi<$ feine anbere ©elegentyeit jeigt, S)ir bie
getoünfdjten ©egenftänbe ju f Riefen, ertyältft S)u fie
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Durd) bie s#oft. Sorgeftern tarn i$ 2lbenbä neben U^r
nxä)t befonberä ermübet §ier an; ify ^atte bie 6onne
im SRürfcn unb ben Suftjug im ©eftd&t; in aßeityeuu
machte iä) eine $albe ©tunbe Slaft. $au$ nnb ©arten
fanb i<§ in Drbnung unb aus legerem erhielt iä) fd&öne
^reftlinge jum 9ta<$tif<$. ©eftern mad&te iä) einen 33e~
fudj? bei 9Kaper8 Säbele; fie fear auf, fielet aber ange=
griffen au«, ©ie fagte mir, bafe fie i&re £errf$aft in
ben nädjften £agen erwarte. 2Birfli$ fanben fi<$ bann
fc^on tyeute borgen bie beiben %'6ä)tex in unferem
§aufe ein. 2)em SSater ift geraden, nodf> eine 3Bodtje
in ßannjiabt ju bleiben, tt>o tym Die Äur too^l be*
fomme. SSon unfern Steutlingern tyätte i$ gerne £ier
9Jadf)ri<$t angetroffen unb e£ \)at miefy biefe fyaivptfäty
lity f$on ^ier^er getrieben, ^efct »erben fie e&er nadfj
9liebemau fd&reiben, nad^bem uns bie heutige 3^itung
als 93abgäfte angezeigt £at SDie bö^mifd^e Sabmufif
für SRiebemau tyat auf ber S)urd^reife bereit« $ier ge*
fpielt. 3$ toerbe fie noä) jur ©enüge £ören, ba bie
näd&fle 5Bo$e ben Sabgäflen gar jtoei tanjfro&e geier*
tage bringt. ©iefe foH miö) aber nid&t abgalten, menn
ni$t noä) irgenb eine gef$äftli$e 33ef orgung miö) fefl-
fyält, am SDtontag na<$ SJUebernau jurücf jufe&ren. SBenn
mir au<$ bie ©tiHe fonfi jufagt, fo ift mir bo$ ba$
£au3 o^ne $>eine liebe ©egemoart fefcr üeröbet.
3nnig grüfcenb
©ein
V
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2lm erften September würbe lieber bie Steife an
ben Sobenfec unternommen unb tro$ jiemli$ fü^lem
SDßetter babete U^lanb im See. 6r War ficfy fo wenig
wei<§ , bafe als er einft morgens &ergebli<$ an ba$ Sab*
$au£ ging unb bann 9ßa$mittagS ber Sabfrau 3Sor=
würfe machte, bafe er e3 t>erf<$loffen gefnnben f)abe,
biefe i§m erwieberte: „2Ber wirb benn au$ bei eilf ©rab
im See baben unb/' fefcte fie ^inju, „DoHenbS ein fo
alter £err, wie Sie!" @r machte aud? gerne noä)
gröfeere Spajiergänge unb na<$ einer 2tnjal?l Säber
eine Sifenba^ntour um ben SBaffenftabter See. Stuf
ber $eimretfe würbe au<$ nod> be£ teuren $reunbe£
Safeberg ©rab befugt. £>er" Äirdf^of ton SUfeerSburg
ift 1)oä) gelegen; an ber obern ©de beffelben rufyt er
bei feiner §o<$begabten unb eblen Sd^ägerin, Slnnette
fcon £)rofte*$üt^off unb ifyrer 9Jlutter, bie beibe bei
Safeberg tyre legten £age jugebracfjt Ratten, eine
fd&önere Stu^eftätte fonnten ber beutf^e 3Jiann unb bie
finnige 3)id?terin ni<$t ftnben. Son tyrem ©rabe aus
überfielt man ben See in feiner ganjen Sluäbetynung,
mit feinem ^errlic^en ©elänbe unb t>on ben Sdjweijer
unb freier 2Upen begrenjt. 3Jtit ber fd?eibenben
Sonne, bie See unb Serge tergolbete, fcfyieben Urlaubs
in tiefer SRü^rung t?on bem teuren ©rabe. 3n ben
ueröbeten Surg^of, wo fonft eine ^errlid^e ©lüt^enfüHe
t?on ber £au3frau gepflegt mürbe, tnarfen fie nur wefc
müßige »liefe / ba Safeberg« SBittWe unb feine Stüter
auf 33efu$ in SBeftp^alen Waren, unb fd^ieben fcon bem
Orte, wo i^nen fo t)iele genufereid&e Stunben geworben
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toaren. 3loä) einmal toeilten fie in Stuttgart bei bem
f$on leibenben ©<$toager 5Rofer unb festen bann in
bie #eimat$ jurücf. S3alb barauf §atte Urlaub bic
greube, greunb Simrod mit feinen Äinbevn bei fid&
$u fe^en.
®ie legten £age be3 3a§r3 fährten Urlaub 5U
einem fcfymerjUd>en ©ange naä) Stuttgart, er geleitete
ben burdfj mefyr als fünfjig ^afyre ifym fo innig Der*
bunbenen greunb, feinen • ©$tt>agcr Sflofer ju ©rabe.
SIS Jünglinge, al$ rüftige SJlänner, als ©reife toar
\\)xe greunbfcfyaft — unbeirrt burd) tterfd&iebcne 2lnfi$t
unb SebenSfteHung — bie gleite geblieben, greub*
unb £etb tt)ie S3rüber jufammen ttyeilenb, ttrie ityre
grauen leiblid&e ©dEjtoeftern toaren. ©tiller nod& als
fonft floß ber SBinter Urlaub batytn. (SttoaS meljr
9Kübigfeit, toeniger £uft jum ©pajierenge^en fear ton
ber grau tootyl bemerft, aber auf SRedjnung beS erlitt
tenen SSerlufteö gebeutet toorben. 35o<$ mo<$te er auä>
im Januar gerne einem Sauffefte bei bem ^flegefo^n
©teubel in Böblingen anroofynen. SDie 2lrbeit machte
ifym au$ uod) ben gleiten ©enufe wie fonft, unb toenn
iljn greunb SJlaper 2lbenb$ in eine SDlännergefeUfdfjaft
abholte, fanb er ityn fletd geneigt baju. 6r arbeitete
biefen SBinter an brei 2luffä$en. 3>er eine: S)ie lobten
üon Suftnau, ttmrbe toä&renb feiner Ärantyeit nodfj
üoUenbet. ©er anbere gehörte jur beutfcfyen ©agem
gefegte: SBalt&er fcom SBaSgenftem, unb ber britte jum
gottyifctyen ©agenfreife: Äönig ©rmenari<$ befd&äftigte
i^n no<§ oft in feinen ©ebanfen toctyrenb ber Äranf&eit.
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, (Sitte neue £rauerbotf$aft erreichte Urlaub am
23. gebruar. ©ein alter greunb Äerner toar einem
Slnfatt ber ©rtype, bie ft$ ju feinem ©t<$tleiben ge*
teilte, unterlegen. 3m ©pät^erbfi batte Utylanb ifyn
befugt, fyatte tyn gtoar leibenb gefunben, aber ba3
SBieberfetyen beS greunbeS ^atte ifyn fo erweitert, bafe
es bennocfy f aft frobe ©tunben toaren , bie fie mit eins
anber pbra<$ten. SDo<$ mufete ber 2lbf$ieb bei ÄernerS
leibenbem ßuftanb ew toe^müttyiger fein.
2)er SBinterfälte unera^tet liefe fi<$ Ufylanb nic^t
abgalten, ber S3eerbigung in SBeinSberg anjutoofynen;
er unb greunb SBtatyer matten bie Sfteife ba^in ju*
fammen. ©3 toar tym nad) ber 3urü<f fünft feto Un-
tooblfein anjufü^len, unb einige !£agc nacfy ber 3urüd*
fünft begleitete er in Bübingen normal« einen ^ugenb*
genoffen unb ©d^ulfameraben, ben ^rofector Sauer,
ju feiner legten SRu^eftätte. Qvoei Xaqe barauf füllte
er fi$ Reifer, flagte aber ni<$t weiter barüber. 2ln
biefem £age fd^rieb er ben legten SSrief mit eigener
£anb.
Urlaub an Äarl Don Millinger in tarlsrulje.
Bübingen, 8. SOlärj 1862.
„S^euerfter Detter!
63 fear uns eine innig erfreuenbe 9ia$ridf)t, bie
toir t>on ber Verlobung Seiner SKarie mit einem tyrer
2l$tung unb Siebe fo tinirbigen SebenSgefctyrten erhalten
baben. Sie junge SBertüanbte ift uns perfönltd? febr
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trertb geroorben, fo bafe ttrir biefen i&ren nötigen.
Schritt mit ben t^eilnefjmenbften ©lücftoünfd&en be=
gleiten.
hoffentlich gebt 3$r uns balb einmal burdf) freunb*
lid&en 9efu$ ©elegen^eit, 6u$ in biefer froren dx-
Weiterung @ure3 ÄreifeS hrieberjufe^en.
®ie neuefte fteit £at mir freiließ audfj S£raurige&
bereitet. $um S^reÄfd^lufe ftanb i<§ am ©arge meinet
treuen greunbeä unb ©cfytoagerS Stofer,- in toorlefcter
2Bo<$e toarf iä) bie ©<$oHe in ba3 ©rab ÄemerS, ben
iä) \ä1)xliä) in SßeinSberg ^eimjnfud^en pflegte, unb
eben no<$ in biefen £agen gab iä) einem fcieftgen ©dEjul*
fameraben, ^rofector 33aur, ba$ legte ©eleit. So
bringt e$ ba$ fcorgerüdfte 2llter mit ftd&; ba leud^ten
aber auä) lieber bie tyUen ©lücfeSfterne herein, bie
über ben Häuptern eine« jüngeren befreunbeten . @e*
f$le$teS aufgeben,
$)ir unb ben ©einigen unfere fyersücfyen ©rüfee.
©ein treu ergebener
2. U."
2lm folgenben £ag, ©onntag ben 9. 2Jtärj, am
allgemeinen 33u&tag, moHte Urlaub tro| ber forttoäfc
renben $eiferfeit mit feiner grau in bie Äirdjje getyn,
liefe fi<$ aber bur<$ ifyren 9lat£ bafcon afyalttn. ©ea
Strjt rufen ju laffen, fytelt er ni<$t für nöt^ig, bo$
tpißigte er gegen Slbenb, ba fein 2lu3fefyen offenbares
Untüo^lfein üerfünbete, auf ifyre Sitte unb ben 3ufpru#
eineö greunbeS barein., ©er 9lrjt fanb ben $ul$ fd^uett
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unb ungtei<$ unb eine ßntjünbung be3 SRip^enfellö an-
gejetgt. auf bie angetoenbeten SDlittel befferte ftd& jirar
ba3 ©eftnben nrieber, fo bafc ber Patient na<h einigen
Stechen außer 33ett fein unb balb aud> bei »armen
©tunben in ben ©arten gehen fonnte ; aber bie Gräfte
festen nicht jurüd unb ber fcfyneüe $uU unb ungleidfje
Sät^em traten immer Don 3eit jU 3eit lieber ein. 3n
guten ©tunben unterhielt er fi<h gerne mit feinen
greunben, behielt ba3 rege Sntereffe für feine ©tubien
unb rcar banfbar, toenn feine greunbe ÄeUer unb
"pollanb bei ihren 93efu<hen ihm 5KeueS barüber mit*
feilten. Silber bie dächte toaren häufig unruhig unb
toenn er ftpef, fo plagten ihn aufregenbe träume,
oft fcon ©rmenarich, über ben er öor bem ©rfranfen
einen Sluffafc angefangen ^atte. $)er @rmenarich ha*
miä) nrieber nicht f^Iafen Iaffen! flagte er einigemal
be3 SKorgenS.
Obtoohl er feine eigentlichen ©<$merjen ^atte, fo
toar biefer ßuftanb für tyn, ber feit feineu Äinber=
jähren feine Äranfhett gehabt, in langen Sauren nie
einen Sag ju 93ette jugebrad&t 1)aüe, bodh eine fernere
Prüfung. 9Hit Ergebung nahm er aber ba$ Seiben
auf fidj) unb beflagte nur, bafe er untätig fein müffe.
2ln einem leichteren Sag liefe er fich feine Rapiere
geben unb gieng ben 3luffafc : 3)ie Sobten fcon Suftnau
burch. 9Rit ftrahlenbem ©efi<$t erjählte er e3 ber
grau, bie ausgegangen gemefen. SDann famen aber
nrieber unruhige dächte unb ba$ arbeiten mufete untere
bleiben, ©o fam fein ©eburtätag, ber 26. 9IpriI,
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heran ; er tourbe mit Sorgen Don ben ©einen begangen.
So mel ate möglich tourben glü<fnriinfd>enbe 23efu<$e
ferne gehalten, fogar ber alte greunb £offmann fcon
Fallersleben , ber am SIbenb jufcor i^n begrüben tooflte,
gab feinen frönen ©lüdfamnfd} nur ber grau, ba er
fyörte, bafc Urlaub nur toenige 33efu<$e fe^en fömte
unb fdjon mehrere befommen ^abe. 2lu3 allen @e*
genben SDeutfdjlanbS famen Telegramme unb ©lüc^
nriinfdbe, aber Ufylanb lag füll, meiftenä fdjlummernb
in feinem Sette. 2)o$ fonnte er ju £tf$ auffielen
unb mit ben SPflegefötynen eine gemütylid)e ©tunbe
jubringen. 2lu3 Dberf^toaben fyatte er üon frember
£anb ein ©rieften, toon „einem Sd&toabenftnbe" er*
galten mit beigef^loffeuem ©olbftücfdjen. 3m ©riefe
fte&t: ber S^reiber fei am ftefte Don SJtariä 33erfün*
bigung mit bem ©ebanfen an biefeS $eft fpajieren ge=
gangen, ba fei tym U&tanbS „Söaller" in ben Sinn
gefommen; „froty" — feiert er fort — „in bem 3ie=
toufetfein, baf* bie Steine, bie ber Gimmel mit feinen
©naben überfdmttet, fold) einen nmrbigen Sänger ge*
funben, fafete id) ben glüdlie^en ©ntf^lufe, @uer 2Bo£U
geboren jum 75. ©eburtsfeft in beiliegenbem Stfyerflein
ben Tribut meiner Seretyrung ju bringen. SErinfen
Sie bafür eine glaf dje be3 aHerbeften SBeinS , ber 3ftr
£erj mit £immel3toonne laben möge!" 9l\ä)t leidet
toar Urlaub bur<$ ein ifym gebrautes Seiten fcon Siebe
unb Slnerfennung^o freubig betoegt, fo Reiter geftimmt
tüorben, aU burdj biefe geilen unb baä fo gut ge=
meinte ©efdjenf. S)er äöein ttmrbe t>on tym unb ben
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Wegeilten getr unten unb be$ ©eberä banfbar babei
gebaut.
311s bcr Sttrat am Sage ber ©rfranfung Urlaubs
$erjf<hlag unterfuchte, fanb er an ber linfen ©ruft
einen f leinen 2lu$tou<h3, ber ihm bebenflidj toar; Urlaub
hatte tiefen f<hon längere 3eit bemerft, aber enttoeber
[ich feine ©orge barüber gemalt, ober an« ju mel
Schonung gegen feine grau nicht ba&on fprechen tooHen.
3lfö ber entjünbung^uftanb fi<h gebeffert unb bie Äräfte
ttrieber mehr gehoben Ratten, trug ber 2lrjt auf bie
SBegnahme be£ 3lu3tou<hfe3 an, ba ju befürchten war,
bafc bei fernerer Snttoicflung berfelbe gefährlich werben
fönnte. Ufylanb toar gleich baju entfc^Ioffen unb bie
Operation gieng glücflich unb fd^neH vorüber. U^Ianb
hatte fcorgejogen fein ß^Ioroform 311 nehmen unb tnar
fo ruhig unb getroft, ba& er e£ fear, ber bie jagenbe
grau aufrichtete unb auf ©otte3 tootjlmadjenbe Rührung
üertmeS. S)er Äranfe mürbe au<h bur<h bie Operation
nicht me^r gefd^m&d^t unb bie Teilung trat üoüftänbig
ein. Sber bie Hoffnung, bie man fi<h gemalt, bafe
nun bie völlige ©enefung unb bie SBieberfehr ber frü*
heren Äraft erfolgen toerbe, gieng nicht in Erfüllung,
©ie unruhigen 9iä<hte unb ber immer toieberfehrenbe
fchneüe, ungleiche tyuU bauerten fort. 2ln guten Sagen
fonnte er ausfahren unb feinen ©arten befugen, aber
bie ßebenSgeifter toaren auch oft fehr gebämpft, unb
bie ©orge ber ©einigen touchS toon Sag gu Sag. Stuf
Uhlauba SBunfch, bem ber 2trjt nicht entgegen mar,
menn er Reh 9lei$ *aum eine gflnftige Sßirfung beö
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Sabea üerfprec^en fonnte, tourbc ein Sefucfy beS 6ooleu=
babe£ Saytfelb unterhalb §eilbronn befd£)Ioffen. U^lanb
fitste feine Rapiere jufammen unb braute üott greube
feiner grau bie brei begonnenen 2luffäfce, bie er in
Qaytfelb ju oollenben $offe. @r ertrug bie 9teife gut,
fo bafj bie grau unb ber ^flegefo^n, feit hirjem Sabarjt
in ^aytfelb, neue Hoffnung für ba3 geliebte Seben
faxten; aber bie erwartete $ebung ber Äräfte trat ni«$t
ein, ber früher fo rüftige üöanberer fear oom fleinften
©ang erf^öpft, bie 9täd)te brauten toenig ©c$laf , ba*
gegen fear ber Äranfe bei £ag öftere in einem f$lummer=
baften 3uftanb. 2)a8 mit 33orfidf)t gebrauste ©aljbab
blieb otjne Söirftmg, au<$ ber 2ltf>em lourbe e&er ftodenber
als leichter. Sttuf ber fyodjaufgemauerten ^erraffe üor
bem £aufe, too man ben Stedar toeit hinauf unb £inab
jtebt unb baS liebliche Sßimpfen bem £aufe gegenüber
bie 2anbf#aft fd^müdft, fafj U^lanb ftunbenlang, balb
mit feinem ©lafe bie Sanbfcfyaft betra<$tenb, balb in
©ebanfen fcerfunfen. Sin einem befonberS leisten £age
freute er fidj be§Pane3, ben er ausgebaut, ertooUe
auf bem tägli<$ in ber grü^e am $aufe tyaltenben
$>ampffd&iff nadj £eibelberg fahren, bort toolle er greunb
$olfcmann ju fi<§ ju Stifte bitten, mit ifym über tyre
©tubien fpredf)en unb 2lbenb§ mit bem Safynjug na<f>
Stuttgart jurüeffe^ren. @3 fear ber lefcte Sfteifeplan,
ben er fi$ ausgebaut ! 2)em guten £age folgten matte,
bebrüäte Sage unb fd&laflofe 9l&ä)te, auä) ber 3tt^em
tourbe beflommener. SUft na<$ einer fe^r Übeln, fiebere
haften Wafy feine grau ifym mit ßuftimmuug ^
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2lrjte3 bie Störeife, Dorerft naä) Stuttgart t)orf<$lug,
um fcon bort naä) einigen Sftu^etagen bie #eimat$ ju
erregen, fagte er mit ber liebreidtften ©Tönung gegen
fie: aber liebe grau! e3 fönnte auä) leicht meine lefcte
Stunbe in Stuttgart ^erbeifommen. — 2)ie Steife gieng
Iei^ter vorüber , als ju erwarten toar, er tonnte auä)
in Stuttgart lurje 93efuc$e ber 35ertt>anbten unb greunbe
mit fetner getoo^nten #erjli$feit annehmen, fonft blieb
er auf feinem ftimmex, toiel bei £age f<$lummernb.
3laä) aä)t Stagen ber liebrei^ften 2lufna§me unb Pflege
ber ©efdjtoifter reiste er am 10. September na<$ %fc
bingen jurüd. 63 toax ein fctymerjlidjeS $eimfe^ren,
ba bie ge^offte günftige Söirfung beS SBabeS fo gar
niä)t eingetreten. -Jtod) fonnte er bei guten £agen im
©arten fi# aufhalten ober ausfahren, er fonnte au<$
mit einem greunbe Reiter, ja fc$er$aft fein; aber oft
toar auä) ber ©eift Dur<$ bie förperlid^e Sd?toä<$e ge;
brüät. 3n freieren Stunben liefe er fi$ gern au« ber
Sibel üorlefen ober ein Sieb bon Sßaul ©erwarb, beffen
Sieber er gerne hörte. 3tu<$ fein Qntereffe für bie
beutf^en Stubien blieb lebenbig. 3Son ber Philologen*
aSerfammlung in SlugSburg unb &on ber in ^Reutlingen
liefe er fi$ mit reger SC^eilna^me bur$ bie greunbe
ÄeHer unb £oHanb berieten. Site gegen ba3 (Snbe
DctoberS ein ©rief üon ^rofeffor SBil^elm SBadernagel
an i$n auf am , toel^er mit ^er jli#en Sorten ber 2ln*
ertennung unb Siebe eine neue, Utylanb gehribmete 2lu&
gäbe beS SBaltherS toon ber 33ogelmeibe, üon 2Ra?
Stieger unb SB. SBacfernagel herausgegeben, anfünbigte,
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bie bemnäd&ft in Bübingen anfommen toerbe, unb ju^
gleid^ liebevolle SCBünfd&e für Urlaubs ©enefung au&
fpradfj, mar U^lanb freubig betvegt, unb als er am
anbern 3Jlorgen auftoadfjte, fucfyte er ba£ ©ucfy auf ber
©ettbeefe, baS itym bo<$ .erft angefüubigt fear, unb
fagte bann mit Säbeln: „So fyat e£ mir alfo nur
träumt, bajs eS angefommen fei." Slucfy bie SBibmung
eine« anbern ©u$3 (jugleid& mit greunb Detter) unb
ein freunblidjer ©rief ber ©erfafferS, §errn 9Jti<$eIant,
machte xf)m in biefen Sagen no<$ greube.
Salb aber fonnten bie ©einigen fi<§ nityt mttyc
verbergen, bafc fein SebenStag fi<$ neige. So freunb-
Iii) er au<$ bie von Stuttgart aus i&n befud&enben
©erroanbten unb bie Sübinger greunbe, vor allen
greunb 9Jiatyer begrüßte, fo fonnte er bo$ nur gartj
furje 3eit bei i^nen im 3itnmer bleiben unb mit tynto
fpredjjen. @r fdfjlummerte viel bei Sage unb tvar bttm
6rtt>a$eu fi(fy ni<$t immer glei<$ War berufet. Sei
Sag fear er no<$ aufeer Seit, aber bie 9läd)te waten
^äuftg faft o^ne Schlaf. 2Benu feine grau tyn tröftete;
es fönne mit ©otteS £ülfe auä) toieber beffer fommett
fo fagte er freunblid^: „Unb tvenn ©Ott es anbers
fügt, fo fd^idfe i<$ miä) aud& barein, toenn \ö) audfj
gerne no$ bei SDir geblieben, gerne no<$ gearbeitet
tyätte." ©r Hagte toenig, toär immer banfbar für jebe
£ülfleifiung unb bebauerte nur, bafj er 3Jlü§e machen
müffe. „9tur SRu^e, nur Stille unb ®u sur Pflege"
toar fein ©erlangen, ©er 3uftant> rourbe fd&limmer,
bie güfje fd&tvoDen me^r an unb baS ©e&en fourbe
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ifjm fernerer. 2lm 6. SRo&ember tiefe er fidfj mit fromm
gehobener ©timmung ba32lbenbmatyl t>on feinem greunbe
unb ©eelforger reiben. Seine trbifd^en Angelegenheiten
batte er fc^on t)or SDionaten georbnet. 9ta$ roenigen
Sagen mufete er auä) ben Sag über ju 95ette fein;
fei. Älage: toaä tyabt i^r mir für ein fdfnoereä Sucfj
auf ben ßopf gelegt, marum benn? jeigte, ba& mm
auä) ba$ ©etyirn fcon ber Äranf^eit ergriffen fei. SBar
baburcfy auä) bie ©etftegfraft unb ba£ @ebä<$tni& tfyeiU
toeife getrübt, fo blieb fein liebrei<$eS ©ernüt^, ber
^artftnn, ber tyn ausknete, ft$ bo$ gleid). 2lm
oorlefcten Sage rief er mit ganj glüdfeliger ©timme
breimal: 9Jlutter, 9Jlutter! unb SSater! (SBar fein
©eift ba f<$on lofer fcon ber irbifcfyen £üüe ober träumte
er fid) in Iängft vergangene Sage jurücf ?) 6$ f amen
xiv . nod) fernere ©tunben für ben Seibeuben, fernere
St: nben für bie ©einen, bie bem fingen na<$ Slt^em
jufe^en mußten unb £ü!flo3 babeiftanben. 5Da fam
bie (Srlöfungäftunbe bo$ no$ früher unb fanfter als
fie gebadet. 2lm 13. November 2lbeub8 neun U^r t)er?
lieft ber unterbliebe ©eift bie mübe £üHe.
Digitiz
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UNIVERS ITY OF CALIFORNIA — BERKELEY
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